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Mila und die Nacht der Vampire

Wie das Ei(ne) zum anderen führte

Der erste von drei Wünschen

Der zweite von drei Wünschen

Der letzte von drei Wünschen

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Marlon Baker

Mila und der Zauberdrache
Das schaurig schöne Leben einer Katze


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© 2013 mysteria Verlag (fürs E-Book)

Publishing Rights © 2013 Marlon Baker

ISBN-13: 978-3955776626 (fürs E-Book)

E-Book Erstellung: www.AutorenServices.de

Cover-Illustration: © Marlon Baker

Alle Rechte vorbehalten.

 

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Mila und die Nacht der Vampire

Mila und die Nacht der Vampire

 

Das Feuerzeug des Taxifahrers flackerte einsam und verlassen in der tiefen Dunkelheit der Nacht. Dicke Wolken versperrten das Licht des Vollmondes, und Nebelschwaden durchflogen die engen Gassen der kleinen Stadt. In der Ferne hörte man ein Rudel Wölfe heulen, und es konnte einem schon Angst einjagen, wenn man so alleine in der Dunkelheit saß und auf eine Gelegenheit wartete, seinen nächtlichen Heißhunger zu stillen.

Mila, eine schneeweiße Perserkatze aus gutem Hause, die im Mondlicht blau schimmerte, konnte man aber nicht so schnell einen Schrecken bereiten, denn sie war mit allen Wassern gewaschen. Sie liebte es über alles, um die Beine des Taxifahrers zu schleichen, stets in der Hoffnung, dass er ihr einen Bissen seines Sandwiches abgebe – seiner Nachtzehrung. Denn Mila hielt es nachts nicht Zuhause. Vielmehr war sie in den Nächten ein Streuner wie jede andere Katze, die auf Beute aus war. David, der Taxifahrer, hasste es, am Tage zu arbeiten, und so wurde er zu einem Liebhaber der Nacht. Denn in der Nachtschicht konnte er eine ruhige Kugel schieben und hatte somit viel Zeit, sich Gruselgeschichten auszudenken. Mila lauschte gern seiner Stimme, auch wenn sie es zuweilen komisch und gar sonderbar fand, über was sich die Menschen so ihre Gedanken machten, wenn sie alleine sind.

Doch in dieser Nacht sollte es anders sein. David hörte plötzlich laute Schritte hinter sich, und er drehte sich vorsichtig um. Ihm blieb der Atem stehen, als er eine dunkle Gestalt auf sich zukommen sah. Es war ein älterer Mann, der von Kopf bis Fuß in Schwarz gekleidet war, und sein Gesicht vermummte er mit einem weißen, seidenen Schal. Hinter ihm her schlich ein pechschwarzer Kater von der Sorte ››begegne mir besser nie an einem Freitag, den 13ten‹‹, der noch dunkler war als die Nacht.

››Fahren Sie mich zum Friedhof!‹‹, sagte der alte Mann.

››Zu welchem, Little Rock hat vier Friedhöfe‹‹, wollte David wissen und wunderte sich etwas über das Fahrziel des alten Mannes; denn wer käme schon auf die Idee, nachts um 2:43 Uhr noch zu einem Friedhof gefahren zu werden.

››Fahren Sie zu dem an der Berryman Avenue. Aber beeilen Sie sich bitte‹‹, nuschelte der alte Mann, und David hielt es irgendwie für weiser, nicht mit dem Fahrgast ins Gespräch zu kommen; obwohl er dies allzu gern getan hätte, denn ein Gespräch nach längerer Warterei war immer sehr aufheiternd für ihn; und zu einer Katze zu sprechen, könnte ihm durchaus als eigensinnig quittiert werden. So drehte er schließlich den Zündschlüssel, und Mila huschte noch rasch auf den Beifahrersitz, da sie sich das Abenteuer nicht entgehen lassen wollte, heute Nacht noch etwas Aufregendes zu erleben. Das Leben der alten Dame, die sich ihre Besitzerin nannte – wohl wissend, dass man eine Katze niemals besitzen kann –, war eher unspektakulär. Wenn sie beim Fünfuhrtee einmal über die Strenge schlug oder gar lauter wurde, war dies schon alles, was Mila in diesem Haus erleben konnte. Aber in dieser Nacht? Bei David im Taxi? Hier und jetzt konnte so gut wie alles passieren. Sie fuhren auf dem schnellsten Wege zum Friedhof. Dort angekommen, klopfte der alte Mann David auf die Schulter und sagte:

››Warten Sie bitte, ich bin gleich zurück. Lassen Sie den Taxameter ruhig weiterlaufen.‹‹

››Wird es denn lange dauern?‹‹, fragte David.

››Wohl kaum‹‹, erwiderte der alte Mann und ver-schwand im tiefen Schwarz der Nacht. Sein Kater folgte ihm in die Dunkelheit. Mila saß nach wie vor auf dem Beifahrersitz und leckte sich die Pfoten: Sollen die sich nur mal die Tatzen schmutzig machen.

Miau!

David hörte das stählerne Tor quietschen und begann die Minuten zu zählen. Es vergingen genau acht Minuten, bis der alte Mann wieder zum Taxi zurückkehrte und rasch seinen Platz auf dem Rücksitz wieder einnahm. Verwundert schaute David in den Innenspiegel und sah, dass der Mantel des Mannes verschmutzt war von feuchter Graberde. Schließlich fasste er allen Mut zusammen und versuchte, mit seinem Fahrgast ein Gespräch zu beginnen.

››Ist jemand von Ihrer Familie verstorben?‹‹, fragte David vorsichtig.

››Nein!‹‹, antwortete der alte Mann mit seiner rauen Stimme.

››Oder haben Sie heute Nachmittag etwas vergessen?‹‹

››Ich besuche Friedhöfe nicht nachmittags. Vergessen? – So etwas Ähnliches.‹‹

David dachte an einen Spaten oder an eine Hacke, die er vielleicht vergessen haben könnte. Doch warum hatte er sie dann nicht mit zurückgebracht? Merkwürdig! Wirklich, sehr merkwürdig, dachte David.

››Können Sie mich bitte zum nächsten Friedhof fahren?‹‹, fragte der alte Mann und hustete dabei. ››Der am Boulevard wäre nicht schlecht.‹‹

››Sie wollen wirklich noch zum Friedhof am Boulevard? Sie schulden mir bereits 24 Dollar. Haben Sie denn genügend Bargeld dabei?‹‹, fragte David.

Der alte Mann griff langsam in die Innentasche seines Mantels und zog sie ebenso langsam wieder heraus. David blieb für einen kurzen Moment der Atem stehen. In seiner verdreckten Hand hielt der alte Mann eine stinkende lederne Brieftasche und öffnete sie. Er zog einige Hundertdollarscheine hervor und fragte: ››Reicht das?‹‹