PETER BERLING
Folge X des 17-bändigen Kreuzzug-Epos Die Kinder des Gral
Historischer Roman
Folge XI
Das Geheimnis der Templer
978-3-943824-11-7
Roç und Yeza in Rennes-le-Chateau? Aus der fernen Mongolei zu den Templern in Okzitanien? Das ehemalige Katharerland, in dem nur noch ›faidits‹ den Widerstand gegen die französischen Eroberer wachhalten, erscheint dem Orden wie geschaffen, hier einen eigenen Staat zu errichten. Was legitimiert einen derartigen Akt des Umsturzes mehr als das ›Königliche Paar‹ an der Spitze eines solchen Gebildes?
Die Kinder sind des Beistandes ihres Hüters William von Roebruk beraubt, den die Mongolen weiter mit sich schleppen, als sie jetzt, nach der brutalen Vernichtung der Assassinen von Alamut, gegen das Kalifat von Bagdad ziehen.
Weder die Krone von Paris noch die Kirche Roms sind bereit, die hochverräterischen Pläne der Templer hinzunehmen, die sich damit auch über den Willen der hinter ihnen stehenden Macht, jener geheimen Bruderschaft, hinwegsetzen. Ein Freizügigkeit, wenn nicht Freiheit versprechendes ›Carnevale‹ lockt die ›faidits‹ Okzitaniens aus ihren Untergrundverstecken, die Franzosen stellen die Häscher, das Inquisitionstribunal die Büttel und Henker: Die Scheiterhaufen lodern! Roç und Yeza können nicht verhindern, dass viele ihrer Freunde verbrannt werden, und die ehrgeizigen Templer begreifen nicht, dass der Schlag auch als Warnung gegen sie gerichtet ist.
Eine hochrangige mongolische Delegation hat die weite Reise unternommen, um die Kinder zur Rückkehr aufzufordern. Nach dem grausamen Auslöschen des Kalifats von Bagdad sehen sich die siegreichen Mongolen jetzt in der Lage, dem ›Königlichen Paar‹ die Alleinherrschaft über den ›Rest der Welt‹ anzudienen. Angewidert von den Zuständen im christlichen Abendland ebenso wie vom verrotteten muslimischen Morgenland, erklären Roç und Yeza sich bereit, das Angebot zu überdenken …
Folge XII
Ein blutig Hauen und Stechen
978-3-943824-12-4
Im ›Turnier vom Montségur‹ begegnen sich: Einheimischer Landadel Okzitaniens, die sog. ›faidits‹ (immer noch insgeheim katharische Ketzer) und Söhne der Eroberer aus dem Norden. Und es geht natürlich um die Damen. In fremde Rüstungen gehüllt nehmen sowohl Ritter Roç als auch seine Dame Yeza an den blutigen Waffengängen teil. Das Treffen gerät außer Kontrolle, schlägt um in Mord und Totschlag. Der König von Frankreich und für die Geheime Bruderschaft deren Großmeisterin müssen eingreifen, in Rom geifert der Papst. Die regional zuständige Komturei der Templer von Rennes-les-Château wird aufgelöst. Zuvor soll es Roç und Yeza noch gelungen sein, den dort verborgen aufbewahrten, sagenhaften ›Schatz der Templer‹ zu entdecken und in der Tiefe verschwinden zu lassen, bevor er Paris oder Rom in die Hände fallen konnte. Oder ist das alles nur vorgetäuscht, und sie werden ihn mit sich führen, den Templern zum Dank – oder zum rechten Tort, wenn sie Okzitanien verlassen müssen? Die ›Grande Maîtresse‹ ihrer geheimen Schutzmacht bietet dem ›Königlichen Paar‹ den verwaisten Thron des Königreiches von Jerusalem an. Roç und Yeza kennen den uralten Plan der Bruderschaft und wissen, wer alles dem erbittert entgegensteht: sämtliche Kirchen, die sich auf die Nachfolge Christi berufen, das kaiserliche Byzanz, die Juden und vor allem jedwelche Glaubensrichtung innerhalb des Islam …
Folge XIII
Die Braut von Palermo
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Manfred, der Bastardsohn des verstorbenen Stauferkaisers Friedrich II., ist im Begriff, sich zum König von Sizilien zu krönen. Seine Ambitionen gehen weiter, die Wahl der Braut, eine griechische Kaisertochter, bereitet den nächsten Griff vor, den nach dem Thron von Byzanz. Und das wehrt sich!
Auf ihrem langen Weg nach Jerusalem werden die ›Kinder des Gral‹ auf einer der Sizilien vorgelagerten Inseln aufgehalten, unheilvoll kreuzt der Schwarze Kelch ihre Ungewissheit, sie verfallen dem Rausch von Drogen, den Gelüsten fleischlicher Liebe, auch mit fremden Leibern, doch als sie hören, dass ihr Hüter William von Roebruk bereits in Palermo alles für ihren Empfang vorbereitet hat, stürzen sie sich bedenkenlos in diesen Schlund mörderischer Intriganten und infamer Giftmischer. Was als vereinigendes Erlebnis für Roç und Yeza gedacht war, als Vorbereitung auf ihre Rolle als Weltfriedenskönige, führt in diesem Hexenkessel zunehmend zur Entfremdung der Liebenden.
William verhindert einen Mordanschlag der Byzantiner, Konstantinopel erpresst Manfred mit der Nicht-Herausgabe seiner Braut, Roç macht sich erbietig (nicht ganz uneigennützig), sie herbeizuschaffen … Yeza gibt im Gegenzug einer romantischen Laune nach, den jüngsten Kaiserbastard ›König‹ Enzio aus der Gefangenschaft Bolognas zu befreien. Frivol lässt sie sich mit einem Freibeuter der Meere ein, doch bereits vor Salerno wird das ungleiche Paar von der Templerflotte aufgebracht, soll dem rachsüchtigen Papst überstellt werden. Ihre letzte Hoffnung ruht auf William von Roebruk …
Folge XIV
Die Spur des Kelches
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Getrennte Wege gehen die ›Kinder des Gral‹. Yeza erreicht Rom, der Papst bestärkt sie in ihrem Wunsch, nach Bologna zu gelangen, zum gefangenen König Enzio, dem anderen Bastardsohn Friedrich II.
Roç, auf Fahrt zu den griechischen Inseln zur Befreiung von Manfreds Braut Helena, gerät bereits vor Linosa in die mit allen Tricks ausgetragene Auseinandersetzung zwischen dem Freibeuter, der Yeza inbrünstig liebt, und den Templern, die beide Kinder hassen. Vor Otranto müssen Roç und sein Nebenbuhler Schulter an Schulter die infame Attacke von Gegnern der Staufersippe abwehren. Zwischen sie platzt die Nachricht: Yeza in höchster Gefahr! Verrat! Bologna und Enzio waren eine Falle, um beide, Yeza und den Kaisersohn, zu vernichten! Der verliebte Freibeuter rettet sie.
Roç dringt tiefer nach Byzanz vor, stößt zwar auf Elena, aber zunehmend auf nicht für möglich gehaltene Tücken und aberwitzige Grausamkeiten der Griechen. Er fällt in die Hände des machtbesessenen ›Despotikos‹, eines rachsüchtigen Bastards der Kaiserlichen Familie.
Yeza entlässt ihren kühnen Seefahrer vor der Küste des Heiligen Landes. Ihr Ziel ist und bleibt Jerusalem.
Roç musste inzwischen den Schwarzen Kelch bis zur bitteren Neige leeren: Er wird derart zusammengeschlagen, dass er schon sein Ende fühlt, er weiß nicht mehr, wo er ist, ob er überhaupt noch lebt …?
Folge XV
Das Brandsiegel
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Mehr tot als lebend schwemmt es Roç an die Küste Syriens. Helfer und Unterstützer pflegen ihn gesund.
Nachdem der Freibeuter Yeza sicher an Land gebracht hat, stellt er sich den Templern. Kaum ist Yeza im Nildelta gelandet, hört sie, dass der neue Sultan der Mameluken sie abzufangen gedenkt. Freunde helfen ihr, vom Süden her, also übers Rote Meer, nach Jerusalem vorzustoßen.
Der kühne Seefahrer wird in Askalon vor das Hochgericht der Templer gezerrt. Roc, als Zeuge zum Prozess geschafft, kann das Todesurteil des Rivalen nicht verhindern. Yeza erreicht Jerusalem.
Der Freibeuter soll gehängt werden, obgleich man ihm ehrenvolle Enthauptung zugesagt hat. Roç zwingt den Henker, den letzten Wunsch des Mannes zu erfüllen.
Die Armee der Mongolen erstürmt Aleppo. Yeza und Roç, wieder vereint in Jerusalem, nehmen Quartier in der Al-Aqsa, dem Sitz der Templer, jener Moschee, unter der sich die ›Pferdeställe Salomons‹ befinden. Das ›Königliche Paar‹ hat alle gegen sich, Christen, Juden, Muslime. Hoffnung können sie nur in die herannahenden Truppen des Khans setzen.
Jerusalem bereitet sich auf den Mongolensturm vor. Die ›Kinder des Gral‹ steigen in die Tiefe der Al-Aqsa, finden das Becken, dessen dunklen Wassern der Schwarze Kelch entstiegen. Freiwillig begeben sie sich in den ungewissen Born, versinken vor den Augen Williams … Die Außenmauer des Tempels birst, sie gelangen unversehrt, aber doch als ›andere‹, wieder ans Licht, durchqueren die Bresche, um das in erbitterter Feindschaft verstrittene Jerusalem hinter sich zu lassen.
Christen, Juden, Muslime schlagen sich in mörderischem Hass, ein gewaltiger Sturm zieht auf, Roç und Yeza schreiten unbeirrt hinein in das Wüten der Natur …
Folge XVI
Das Haupt des Drachens
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Den Sultan von Damaskus befällt Sorge um Reich und Leben. Er schickt den größten und teuersten Teppich der Welt dem heranziehenden Mongolenheer entgegen, ein Geschenk für den Großkhan. In dieser Karawane ziehen auch Roç und Yeza mit. Ein ungebärdiger Emir Anatoliens überfällt brutal den Transport, nicht wegen des kostbaren Riesen-Kelims, sondern um Yeza in seine Gewalt zu bringen. Sie rettet das nackte Leben ihres Geliebten Roç, indem sie sich opfert.
Der Sohn des Sultans wird ausgeschickt, dafür zu sorgen, dass der Teppich als Geste der Unterwerfung sein Ziel erreicht. Er benutzt den Abtransport, um Yeza aus dem Harem des Emirs zu entführen. Von da ab gleicht ihre Reise einem blutigen Balzen um ihre Gunst, Königssöhne schlagen sich tot ihretwegen, bis sie endlich Ruhe und Frieden bei den Sufis in der Oase von Palmyra findet, doch den Teppich, der ihr nur Unglück gebracht hat, wird sie nicht los.
Roç vertändelt die Zeit, die Yeza seiner harrt, mit leichtlebigen Abenteuern. Die Mongolen suchen nach dem ›Königlichen Paar‹, ziehen weiter von Eroberung zu Eroberung, ein abstoßender Ruf von entsetzlichen Grausamkeiten eilt ihnen voraus. So verheeren sie auch Palmyra, Yeza ist entsetzt. Sie wartet nur noch auf Roç, um dann, gemeinsam mit ihm, dem Großkhan mitzuteilen, dass das ›Königliche Paar‹ nicht länger gewillt sei, den von den Mongolen angebotenen Thron über den ›Rest der Welt‹ zu besteigen ….
Reitende Boten aus Karakorum: »Der Großkhan ist tot!«
Folge XVII
Ein Teppich in der Wüste
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Epilog
Der unerwartete Tod des unumschränkten Herrschers auf Erden im Herzen des Mongolenreiches eröffnet der Fraktion unter den Dschingiden, die einem Aufstoßen des Tores zur (übrigen) Welt geneigt gegenüberstanden, eine völlig neue Perspektive: Eine Blutsvereinigung des nächsten Großkhans mit dieser ›Prinzessin vom Gral‹. Yeza ahnt nichts von diesen Plänen, aber um Nichts in der Welt will sie ohne ihren geliebten Roç zurück nach Karakorum, dem Sitz des ›Ewig Blauen Himmels‹. Und Roç ist verschollen, oder wollen die, die alles sehen, wie die Adler in den Lüften jede Ameise in der Steppe, ihn nicht finden?
Yeza wehrt sich mit Klauen und Zähnen, die Mongolen sind verzweifelt, während Roç untröstlich und zunehmend erbittert nach ihr sucht.
Den besten Giftmischern des fernen Orients gelingt es schließlich, die tobende Prinzessin in ein Todesschlaf-ähnliches Koma zu versetzen. Waffenstarrend setzt sich ihre Eskorte der ›Söhne des Himmels‹ in Bewegung mit der kostbaren Fracht, der ›Prinzessin vom Gral‹, gebettet auf dem stets mitgeführten, vermaledeiten Riesen-Kelim, in Richtung des verwaisten Throns …
Roger-Ramon-Bertrand, gen. ›Roç‹, Trencavel du Haut-Ségur
Yezabelle-Constance-Ramona, gen. ›Yeza‹, Esclarmunde du Mont y Sion
William von Roebruk, Chronist
Gavin Montbard de Béthune, Präzeptor der Templer
Crean de Bourivan, alias Mustafa Ibn-Daumar, Assassine, im Dienste der Prieuré
Hamo L'Estrange, Graf von Otranto
Shirat Bunduktari, Gräfin von Otranto
Alena Elaia, ihre Tochter
Hethoum I., König von Armenien
Sempad, sein Bruder, Konnetabel von Armenien
Xenia, armenische Witwe
Sergius der Armenier, Mönch in Karakorum
Rainaldo di Jenna, Kardinalerzbischof von Ostia
Taxiarchos, gen. der Penikrat, Bettlerkönig von Konstantinopel
Guillaume Buchier, Kunstschmied aus Paris
Gosset, Priester, Gesandter des französischen Königs
Bartholomäus von Cremona, Gesandter im Dienst der Kurie
Lorenz von Orta, im Dienst der Prieuré
Ingolinde von Metz, alias Madame Pascha, ehemalige Hur
Philipp, Diener
Imam Muhammad III., Großmeister der Assassinen
Khurshah, sein Sohn und Nachfolger
Emir Hasan Mazandari, sein Favorit, Kommandant von Alamut
Mustafa Ibn-Daumar, alias Crean de Bourivan, Gesandter der Assassinen
Pola, gen. ›al muchtara‹, seine Tochter, Aufseherin des Harems
Kasda, seine Tochter, Astrologin des Observatoriums von Alamut
Zev Ibrahim, Ingenieur von Alamut
Magister Herlin, Oberhofschreiber und Bibliothekar von Alamut
Omar von Iskander, Assassine
Aziza, seine Schwester
Vater des Omar, Assassine
Shams, Sohn des Kurshah
Nasir el-Din Tusi, arabischer Gelehrter und Gesandter
Abdal der Hafside, Sklavenhändler
Fürstin Sorghaqtani, keraitische Prinzessin, Mutter des Toluy-Klans
Möngke, der ›Khagan‹, Großkhan der Mongolen
Kubilai, sein Bruder, zukünftiger Kaiser von China
Hulagu, sein Bruder, zukünftiger Il-Khan Persiens
Ariqboga, sein jüngster Bruder
Kokoktai-Khatun, Erste Gemahlin des Großkhans, Nestor. Christin
Koka, Zweite Gemahlin des Großkhans, Götzenanbeterin
Dokuz-Khatun, Frau des Hulagu, Christin
Ata el-Mulk Dschuveni, Kämmerer des Hulagu, Moslem
General Kitbogha, Heerführer des Hulagu, Christ
Kito, sein Sohn, Hundertschaftsführer
Batu, Vetter des Großkhans und Herrscher der Goldenen Horde
Sartaq, sein Sohn und Nachfolger
Bulgai, Oberhofrichter der Mongolen und Herr der Geheimen Dienste
Arslan, der Schamane
Jonas, Archidiakon der Nestorianer
Orda, Yezas Zofe
Walter Fritzsche für den Mut, sich auf Thema und Autor eingelassen zu haben, sowie für die ständige Ermutigung des Letzteren, Ersteres voll auszuschöpfen.
Dr. Helmut W. Pesch für die Aufopferung, ein Feld von über tausend Seiten Zeile für Zeile behutsam und (vollhumanistisch) verständig durchfurcht zu haben.
Last not least Michael Görden, der sich als Ansprechpartner von unschätzbarem Wert erwies und als sachkundiger Katalysator bei der Fülle des Materials und der Ideen seines Schutzbefohlenen.
Für das Erscheinen als E-Book danke ich hockebooks für die aufgewandte Mühe und Roman Hocke persönlich für das Eingehen des ungewöhnlichen Experiments eine erfolgreiche Pentalogie in 17 aufeinander folgenden Einzelbänden aufzulegen. Claudia von Hornstein und Julia Hocke für die hilfreiche Mitarbeit.
Bei aller Berücksichtigung von zeitgenössischen Chroniken und Dokumenten wie: Jean de Joinville, Chronicles of the Crusades, hg. The Estate of M.R.B. Shaw, 1963; Kaiser Friedrich II., hg. Klaus J. Heinisch, Winkler-dtv, 1977; Die Kreuzzüge aus arabischer Sicht, hg. Francesco Gabrieli, Winkler-dtv, 1973; ist für mich das Verfassen eines Romans, der im Hochmittelalter spielt, ohne: Steven Runciman, A History of the Crusades, Cambridge University Press, 1954; undenkbar – ich habe ihm immer wieder zu danken. Flankierend zu seinem opus magnum waren mir von Wert: Otto Rahn, Kreuzzug gegen den Gral, Urban Verlag, Freiburg i. Brsg., 1933; Eugen Roll, Die Katharer, J. Ch. Meilinger, Stuttgart, 1979; Jordi Costa i Roca, Xacbert de Barbera, Llibres del Trabucaire, Perpinya (Cat.), 1989; John Charpentier, L’Ordre des Templiers, Klett-Cotta, Stuttgart, 1959; Hans Prutz, Entweihung und Untergang des Tempelherrenordens, G. Grote’sche Verl., Berlin, 1888; Bernhard Lewis, The Assassins, Weidenfeld & Nicholson, London, 1967; Edward Burman, Gli Assassini, Convivio – Nardini edit., Florenz, 1987; Bertold Spuler, Geschichte der Mongolen, Artemis, Zürich, 1968; Gian Andri Bezzola, Die Mongolen in abendländischer Sicht, A. Francke, Bern, 1974; Friedrich Risch (Hg.), Johan de Piano Carpini, Reisebericht 1245-1247, Leipzig , 1930; Friedrich Risch (Hg.), Wilhelm Rubruk, Reise zu den Mongolen 1253-1255, Leipzig, 1934; und schließlich mein eigenes Buch samt Index und Anhang: Peter Berling, Franziskus oder Das zweite Memorandum, Goldmann, München, 1989 (2. Aufl. 1990).
Roma, den 1. Mai 2012
Peter Berling
[1] Agha: Begleiter Hamos
[2] pax mongolica: (lat.) mongol. Friede
[3] das Amulett: schenkte der junge mongolische Prinz, der Hamos Mutter Laurence de Belgrave geschwängert hatte, der Gräfin 1228 vor seiner Hinrichtung; er stammte vermutl. aus dem Haus des Dschagetai (Zweitältester, 1242 von den Assassinen ermordeter Sohn von Dschingis Khan).
[4] Leo und Ruben: Leibjäger von Sempad, dem Konnetabel von Armenien
[5] aquis submersus: (lat.) tot durch Ertrinken
[6] kleine, braune Brotwecken: Die Assassinen pflegten einen Mord durch warmes Gebäck anzukündigen.
[7] Kungdaitschi: mongolischer Ausdruck für Angehörige des Herrscherhauses der Dschingiden
[8] vom Blute des Großen Schmiedes: ein Nachfolger Dschingis Khans
[9] Er-e boyda: (mongol.) mannhaft Herrlicher; Beiname Dschingis Khans
[10] Fest des heiligen Markus: 25. April 1254
[11] Nova…: Neue mongolische Kirche
[12] pax mongolica: mongolischer Friede
[13] pax Christi…: Frieden Christi
[14] Maître: (frz.) Meister
[15] Apage, Satanas!…: (griech.) Weiche von uns, Satan!
[16] in pectore: (lat.) wörtl. im Sinn; vorgesehen
[17] Allahu akbar!: (arab.) Gott ist groß!
[18] professores: (lat.) Lehrer
[19] spiritus occidentis: (lat.) Geist des Abendlandes
[20] Metamorphose: Gestaltwandel
[21] Lais d'amor: okzit. Liebeslieder; Gattung der Minnelyrik, in der sich die Gesetze der höfischen Minne widerspiegelten (Verhalten vom Ritter gegenüber seiner Dame und ihrem Ehemann)
[22] Fest des hl. Venatius: 18. Mai; Märtyrer gest. um 250 durch Enthauptung
[23] medicus: (lat.) Arzt
[24] in spe: (lat.) der zukünftige (Patriarch)
[25] Unam sanctam!: (lat.) eine heilige (Kirche)!
[26] Trinität: Dreieinigkeit, Dreifaltigkeit (Gottvater, Gottsohn und Heiliger Geist)
[27] Divinitäten: Gottheiten
[28] mater dolorosa: (lat.) Schmerzensmutter
[29] langue d'oc: (franz.) okzitanische Sprache, die in Südwestfrankreich (im heutigen Languedoc) gesprochen wird
[30] Mare Nostrum: (lat.) wörtl. unser Meer, das Mittelmeer
[31] in personam: (lat.) persönlich
[32] Renegaten: (lat.-mlat.) Glaubensabtrünniger
[33] pax et bonum: (lat.) Frieden und Gutes, Grußformel der Franziskaner
[34] häretisch: (griech.-lat.) ketzerisch
[35] Derwisch: pers.-türk. Mitglieder eines islamischen religiösen Ordens
[36] Credo in unum Deum: (lat.) Ich glaube an den einen Gott; Text des Glaubensbekenntnis
[37] der Maulana: der große Meister
[38] Der Mann Gottes: Gedicht des berühmten Sufi Rumi; entnommen aus: Star, Shiva, A Garden beyond Paradise, Bantam Books 1992; Übersetzung aus dem Englischen von Peter Berling
[39] Seine Weisheit…: Fortsetzung des Gedichtes von Rumi
[40] monophysitisch: gemäß der Lehre des Monophysitismus, nach der die zwei Naturen Christi zu einer einzigen gottmenschlichen Natur verschmolzen sind
[41] Monotheisten: Religionsgemeinschaften, die an einen alleinigen Gott glauben (Juden, Christen, Muslime)
[42] Spiritus Rector: (lat.) geistiger Urheber
[43] ein Lama: (tib.) der Obere; buddhistischer Priester
[44] Diskant eines Kastraten: hohe Stimmlage eines Entmannten
[45] Gedächtnis des hl. Pius I.: 11. Juli; Papst und Märtyrer, gest. 155 zu Rom
[46] de iure canonica: (lat.) nach kanonischem Recht (=Kirchenrecht der kath. Kirche)
[47] Fratre peccavi!: (lat.) Bruder, ich habe gesündigt!
[48] balaneion: (griech.) Bad
[49] Tepidarium: Baderaum
[50] in flagranti: (lat.) wörtl. brennend, auf frischer Tat
[51] Fest des hl. Alexius: 17. Juli; gest. ca. 417 in Rom
[52] ada: bösartige mongolische Geister
[53] Vexilla…: (lat.) Die königl. Banner stürmen voran; alte Kreuzfahrerhymne
[54] Supplice te…: (lat.) Demütig bitten wir Dich, allmächtiger Gott: Dein hl. Engel möge dieses Opfer zu Deinem himmlischen Altar emportragen vor das Angesicht Deiner göttlichen Majestät.
[55] Agnus Dei: (lat.) Lamm Gottes, der Du hinwegnimmst die Sünden der Welt, erbarme Dich unser! (2x) Lamm Gottes, der Du hinwegnimmst die Sünden der Welt, gib uns Deinen Frieden!
[56] Gedächtnistag der hl. Praxedis: 21. Juli; gest. in Rom im 2. Jh.
[57] ada: böse Geister
[58] Gemini: Sternbild Zwilling
[59] Libra: Sternbild der Waage
[60] Venus: röm. Göttin der Liebe
[61] Aquarius: Sternzeichen Wassermann
[62] S. Petri ad Vincula: Petri Kettenfeier, l. August.
[63] Septem …: Fest der Sieben Schmerzen der Allerseeligsten Jungfrau Maria, 15. September
[64] Fest des hl. Lukas: 18. Oktober
[65] Vexilla …: (lat.) Die königlichen Banner stürmen voran; alte Kreuzfahrerhymne
[66] ruh min al qanina: (arab.) der Geist aus der Flasche
[67] Fest des hl. Petrus Chrysologus: 4. Dezember; Kirchenlehrer, gest. um 450 zu Ravenna
[68] In dieser Welt…: Rumi, A world inside this world, s.o.; übersetzt von P. Berling
[69] Halt inne…: Gedicht von Rumi, s.o.
[70] Fest des hl. Polycarp: 26. Januar; Schüler des Apostels Johannes, starb den Märtyrertod.
[71] onggods: Schutzgeister
[72] Allahu akbar!: (arab.) Gott ist groß!
[73] Fest des hl. Ephrem: 18. Mai. Prediger und Dichter (306–373)
[74] Fest der Erscheinung des hl. Erzengels Michael: 8. Mai
[75] Itinerarium: (lat.) Reiseweg, Reisebeschreibung. Unter diesem Titel sind die Chroniken tatsächlich überliefert.
[76] Alexander IV.: (356–323 v. Chr.), Papst von 1254 bis 1261, nannte sich Alexander, sein Vorbild war Alexander der Große, König von Mazedonien.
[77] Innozenz IV.: Papst von 1243 bis zum 1254
[78] Lucera: Stadt in Apulien, in der Nähe der kaiserlichen Residenz Foggia, die Stadt wurde von Friedrich II. für aufständische Sarazenen angelegt, die er aus Sizilien entfernte; sie wurden seine treueste Gefolgschaft, sodass in Folge die Staufer ihnen ihren Staatsschatz anvertrauten.
[79] die Konklave: Versammlung und Versammlungsraum der Kardinäle zur Papstwahl
[80] Balliste: große fahrbare Armbrust, schleuderte angespitzte Pfähle zielgenau; die Bogensehne war meistens radgespannt,
[81] damm al ard: (arab.) Blut der Erde; Erdöl
[82] Hephaistos: Gott des Feuers und der Schmiedekunst aus der griech. Mythologie
[83] Rafiq: (arab.) Kamerad; Mitglieder des Assassinenordens, die im Unterschied zu den Fida'i bereits tiefer in die Ordensgeheimnisse eingeweiht sind
[84] 'ai jil: (arab.) das Kalb
[85] hashash: (arab.) gekifft
[86] saut farras bahri: (arab.) die Nilpferdpeitsche
[87] Priapos: kleinasiat.-griech. Fruchtbarkeitsdämon, immer mit übergroßem erigiertem Phallus dargestellt
[88] Bacchus: röm. Gott des Weines
[89] al muchtara: (arab.) die Auswählerin
[90] qubbat al musawa: (arab.) das ›Gewölbe des Ausgleichs‹
[91] hamalat at-tariba: (arab.) ›Bock der Züchtigung‹
[92] balta ua chanjar: (arab.) Axt-Dolch
[93] tarabeza: (arab.) Beistelltisch
[94] hamala: (arab.) Bock
[95] quimat at-tafkir: (arab.) ›Thron des Gedenkens‹
[96] maharid: (arab.) ›Geheime Orte‹; Abtritt, Toilette
[97] katharischer perfectus: (dtsch.-lat.) perfekter, vollkommener Katharer
[98] Maut oua…: (arab.) Tod und neues Leben!
[99] Allah oua'alam!: (arab.) Weiß Gott!
[100] Bismi allah ar-rahman!: (arab.) Erbarmen im Namen Allahs!
[101] hami al ouarda: (arab.) Verteidiger der Rose
[102] jibn tasa: (arab.) Frischkäse
[103] damm al ard: (arab.) ›Blut der Erde‹, Erdöl
[104] Fest des hl. Kornelius: 16. September
[105] pax mongolica: (lat.) mongolischer Friede
[106] itinerarium: (lat.) Reisetagebuch, Reisebeschreibung
[107] Scribend: (lat.) Schreiber
[108] ta'adid ash-shab: (arab.) Volkszählung
[109] Photios: (geb. um 810), Theologe; einer der bedeutendsten Vertreter des byzantin. Humanismus
[110] Algazel: (1059–1111), islam. Theologe, Philosoph und Mystiker; einer der bedeutendsten Denker des Islam
[111] Averroes: (1126–1198), arab. Philosoph, Theologe, Jurist, Mediziner; bedeutendster Kommentator der Schriften des Aristoteles im Mittelalter
[112] qubbat-al-musawa: (arab.) ›Gewölbe des Ausgleichs‹
[113] Omar Ibn al-Farid: (1181–1235), arab. Dichter und Mystiker
[114] Ferid ud-Din Attar: (1119–1229!), pers. Dichter und Mystiker
[115] Firdausi: (gest. 1020), schrieb das Königsbuch, die älteste Abhandlung über das Schachspiel
[116] Gabir Ibn Haiyan: Geburts- und Todesdatum des um 900 lebenden Alchimisten unbekannt
[117] Chi K' ai: (531–597), Mönch aus dem Land der Cathai
[118] Unuk Elhaia: hellster Fixstern im Sternbild der Schlange im Sternzeichen Skorpion gelegen, zeigt Unfälle und Verletzungen an
[119] Ras Alhague: hellster Fixstern im Sternbild Schlangenträger im Sternzeichen Schütze, deutet auf Tendenz zu Perversion
[120] Procyon: hellster Fixstern im Sternbild kleiner Hund im Sternzeichen Krebs, deutet auf Heftigkeit bis zur Gewalttätigkeit an
[121] Phoenon: Name für Saturn
[122] Quincunx: astrol. Aspekt, 5/12 Winkelgrad; wird als äußerst ungünstig angesehen.
[123] Hekate: der unheilvolle Neumond, die schwarze Göttin mit den Hunden
[124] Shams: 1256, kurz vor dem Fall von Alamut geborener Sohn des Imam Kurshah
[125] Vouten: Gewölbe
[126] Hand der Fatima: (arab. chamsa) Glück bringendes Amulett in Form einer Hand, die das Böse abwehrt
[127] Mangonels: niedrige fahrbare Steinschleudern, deren Wurfkraft durch die Wicklung eines Taus unter Spannung erzeugt wurde; gebogener Wurfarm
[128] Trébuchet: klassisches Katapult mit langem Wurfarm auf hohem Gerüst
[129] damm al ard: (arab.) das Blut der Erde, Erdöl
[130] opus magnum: (lat.) das große Werk
[131] magharat-al-ouahi: (arab.) ›Grotte der Offenbarung‹
[132] soaluq mushawah: (arab.) Krüppelzwerg
[133] ars motionis: (lat.) wörtl. Kunst der Bewegung, Antrieb
[134] nar junani: (arab.) ›Griechisches Feuer‹
[135] Cassiodorus: (geb. ca. 490), römischer Gelehrter
[136] Ptolemäus Claudius: (geb. ca. 90, gest. ca. 160), bekanntester Wissenschaftler der Universität von Alexandria; Astronom, Astrologe, Mathematiker und Geograf. Sein Hauptwerk ›Almagest‹ diente lange als Grundlage der Astronomie und begründete das ptolemäische-geozentrische Weltsystem.
[137] Elias bar Schinaya: (gest. um 1049), syrischer Historiker
[138] Idrisi: (geb. vermutl. 1100, gest. 1166), arab. Geograf; gelangte auf seinen Reisen bis England, fertigte für König Roger II. von Sizilien ein silbernes Erdbild, gestützt auf die damals gültigen Ansichten des Ptolemäus.
[139] Albazen, Abu Ali Mohamed Ben el Hasan: (geb. um 965, gest. 1038), Physiker; erforschte Lichtbrechung und Reflexion an verschiedenen Spiegeln und verwarf die griech. Theorie, dass Strahlen vom Auge ausgehen und nicht vom Gegenstand.
[140] Hamasa: arab. Sammlung von Heldenliedern und Schmähversen
[141] Abu Tammam: (gest. um 844), arab. Schriftsteller
[142] Brahmagupta: (geb. 598), indischer Astronom und Mathematiker; 628 erschien sein Werk, das bedeutende Neuerungen der Mathematik einführte (Dreisatz, Primzahlen und Trigonometrie).
[143] Ibn Chordadhbeh: (ca. 820–912), das ›Buch der Wege‹ ist die erste Straßenkarte Vorderasiens.
[144] magharat-at-tanabuat al mashkuk biha: (arab.) ›Höhle der apokryphen Prophezeiungen‹
[145] magharat al ouahi al achir: (arab.) die ›Grotte der letzten Offenbarungen‹
[146] Phosphoros: griech. Name für die Venus als Morgenstern
[147] Avicenna: (980–1037), Arzt und berühmter Aristoteliker, schrieb den ›Canon medicinae‹, der in Europa 1685 lateinisch publiziert wurde.
[148] Ibn Al Kifti: (1172–1248), arab. Gelehrter, schrieb die große ›Chronik der Ärzte‹ (414 Biografien der damals bedeutendsten Wissenschaftler).
[149] Nicolas Prévost: Lebensdaten unbekannt, stammte aus Tour, schrieb 1098 als Professor in Salerno das ›Antidotarum‹ mit 2650 medizinischen Rezepten, das 1549 in Europa gedruckt wurde und heute verschollen ist.
[150] Ibn al-Baitar: (ca. 1200–1248), arab. Gelehrter; sein Buch ›der einfachen Arzneimittel‹ fasst die arab. Arzneikunde zusammen.
[151] Honain Ibn Iszak: (gest. 873), arab. Arzt, der die Werke des römischen Arztes Galenus ins Arabische übersetzte
[152] Rhases: (ca. 850–923), arab. Arzt der hippokratisch-galenischen Schule. Sein Buch der Medizin war die bekannteste Diagnosegrundlage.
[153] Dioskorides: Verfasste um 550 eine verloren gegangene Handschrift der Arzneimittellehre, illustriert mit Bildnissen berühmter Arzte.
[154] Divina praedictio: (lat.) göttliche Vorhersehung
[155] Agonie: Todeskampf
[156] Finis Coronae Mundi: (lat.) Ende der Krone der Welt
Peter Berling wurde am 20. März 1934 in Meseritz geboren, in der ehemaligen Grenzmark Brandenburgs. Seine Eltern waren die Berliner Architekten und Poelzig-Schüler Max und Asta Berling. Jugend, Krieg und Gymnasium in Osnabrück (wohin die Familie 1938 umzog) und auf dem Internat Birklehof im Schwarzwald. 1954 Beginn eines Architektur-Studiums in München, Wechsel zur Akademie der Bildenden Künste, Tätigkeiten als Werbegrafiker, Reiseleiter, Konzertveranstalter, Musikverleger.
Angestoßen durch Alexander Kluge 1959 Einstieg in die Produktion von Filmen, beginnend mit Klaus Lemke, Werner Schroeter und schließlich Rainer Werner Fassbinder. In Folge zunehmender Co-Produktionen mit Italien übersiedelte Berling 1969 nach Rom. Gleichzeitig verstärktes Mitwirken als Charakterdarsteller in weit über 100 Filmen u.a. bei Werner Herzog, Jean-Jacques Annaud, Martin Scorsese, Volker Schlöndorff und R. W. Fassbinder. Sehr spät, erst 1989, begann Berling seine Karriere als Schriftsteller, als Verfasser historischer Romane. Bereits mit dem Zyklus ›Die Kinder des Gral‹ gelang ihm ein Bestseller, übersetzt in bislang 18 Sprachen.
Parallel zum Schreiben tritt Berling in der dtcp-Sendereihe ›facts & fakes‹ bei Alexander Kluge auf. In bis heute mehr als 200 Folgen verkörpert er als Interviewter erfolgreich die verschiedensten Rollen aus grauer Vorzeit, glaubwürdig bis tief in die Wirren des 20. Jahrhunderts, vom Geheimdienstler und Opernsänger bis zum Organhändler, Tiefseeforscher und glücklosen Militärstrategen.
2011 erschien sein autobiografisch angelegter Roman
›Hazard & Lieblos‹, Kaleidoskop eines Lebens, Hoffmann & Campe,
den er lieber ›Liebfeig & Chûzpe‹ getitelt hätte. Demnächst wird Peter Berling 80, kein Ende in Sicht.
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Peter Berling: Die Rose im Feuer. Folge X des 17-bändigen Kreuzzug-Epos Die Kinder des Gral. Historischer Roman
Die Gral-Serie besteht aus 17 Bänden:
– Das Geheimnis des Montségur
– Der Häscher des Kardinals
– Im Lügengespinst von Byzanz
– Die Piratin der Ägäis
– Kreuzzug ins Verderben
– Schicksal am Nil
– Höhle der Muräne Christi
– Im Banne der Assassinen
– Geiseln des Großkhan
– Die Rose im Feuer
– Das Geheimnis der Templer
– Ein blutig Hauen und Stechen
– Die Braut von Palermo
– Die Spur des Kelches
– Das Brandsiegel
– Das Haupt des Drachens
– Ein Teppich in der Wüste
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Überarbeitete Neuausgabe © 2013 by hockebooks gmbh
Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Erlaubnis des Verlags wiedergegeben werden.
Die Originalausgabe des Romans Die Krone der Welt ist 1995 im Lübbe Verlag, Bergisch Gladbach, erschienen.
ISBN: 978-3-943824-10-0
www.peterberling.de
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Geiseln des Großkahn
Während im Abendland die Nachricht, die ›Königlichen Kinder‹ seien unterwegs zu den Mongolen, noch Schrecken und Panik, aber auch Hoffnung auslöst, trifft das Kalifat von Bagdad bereits Vorbereitungen, sie in Samarkand abzufangen, lebend oder tot. Nichts dergleichen schreckt Roç und Yeza derzeit weniger, denn inmitten der Gefahren erwächst zwischen beiden die Lust an ihren jungen Leibern.
Die Kurie von Rom und die Krone von Frankreich haben nicht nur William von Roebruk, den unermüdlichen Hüter der Kinder, sondern auch etliche Mordgesellen in Marsch gesetzt. Sich gegenseitig befehdend, meuchelnd und verratend, erreichen sie alle erst Konstantinopel, als das ›Königliche Paar‹ bereits die Reichsgrenze überschritten hat.
Doch auch unter den Mongolen herrschen Neid und Zwietracht. Längst hat das Herrscherhaus erkannt, welches Potential in den ›Königlichen Kindern‹ steckt, verlockendes und zu fürchtendes. Es geht um die Herrschaft der Welt! Das weiß auch Rom.
Roç und Yeza geraten in die Hände rivalisierender Khanate, während William sich die Gunst des Großkhans erhoffen kann, als er ihm endlich die ersehnten ›Königlichen Kinder‹ zuführt: William I., Patriarch von Karakorum …
Schon das kostbare Zaumzeug, die reich verzierten Ledersättel, die silbernen Steigbügel der Karawane des Mustafa Ibn-Daumar zeugten vom Wohlstand des Kaufmanns aus Beirut. Die Torwächter von Sis verzichteten darauf, einen Blick in die Truhen, Ballen und Kisten zu werfen, die von fünf hoch bepackten Lastkamelen getragen wurden. Unfreundlich ließen sie den jungen Kaufmann absteigen. Was er in ihrer christlichen Stadt verloren habe? Hamo biss sich auf die Zunge. Er befände sich auf der Reise nach Melitene und habe von dem Reichtum der Stadt Sis gehört, sodass er den Umweg auf sich genommen habe, um noch etwas Ware auf dem Markt zu erhandeln. Die Torwächter waren weder zufrieden noch gnädig. Sie ließen sich den Einlass des Moslems teuer bezahlen und schickten einen Boten zum Palast, um Meldung zu erstatten.
Hamo begab sich zum Markt und bezog in der nächsten Herberge Quartier. Seinen Leuten, es waren vor allem Assassinen, die Crean begleitet hatten, und nur wenige lestai des Penikraten, befahl er, dort zu bleiben und auf die Ware achtzugeben. Nur den ältesten der Männer aus Alamut, einen gewissen Agha[1], nahm er mit, denn der hatte sich auf der ganzen Reise als schweigsam und zuverlässig erwiesen.
Die Stadt Sis lag im Gebirge. Die Häuser aus grauem, hartem Stein ragten über die engen Straßen hinaus, und die Säulenumgänge und Torwege waren mit dicken Balken überdacht. Hier spielte sich der Basar ab. Es fehlte das übliche anonyme Gedränge des Orients. Der Fremde wurde sogleich als solcher erkannt und misstrauisch abgeschätzt, besonders, da es sich um einen Moslem handelte.
Der auffällig gekleidete junge Kaufherr aus Beirut schlenderte mit seinem älteren Begleiter an den Werkstätten der Handwerker vorbei, ohne sonderliches Interesse an ihren Arbeiten zu zeigen. Hamo ließ Agha nach dem Sklavenmarkt fragen, eine Frage, die Erstaunen und Kopfschütteln auslöste. Schließlich wies man den Fremden in einen finsteren Hof mit vergitterten Fenstern. Dort mahnten einige Säulen mit eingelassenen schweren Eisenringen und Ketten an die Unglücklichen, die hierhin verschleppt worden waren, aber von einem Markt konnte nicht die Rede sein.
Ein paar Aufseher waren in ein Brettspiel vertieft, bei dem es wohl kaum um den Besitz einer schönen Sklavin ging, sondern höchstens um die Bezahlung des nächsten Kruges aus der benachbarten Taverne. Die Würfel rollten, und die Männer blickten ungehalten auf, als der junge Fremde sie störte.
»Kommen oft Sklavenkarawanen nach Sis?«, fragte Hamo vorsichtig.
»Bist du Händler?« murrte der eine, ohne aufzuschauen.
Hamo warf ein Goldstück auf das Brett. »Ich suche eine Sklavin«, sagte er und wurde jetzt wenigstens eines Blickes gewürdigt.
»Da müsst Ihr Geduld haben, Herr – hierher verirrt sich frische Ware höchstens zwei-–, dreimal im Jahr.«
»Wie soll das junge Ding denn beschaffen sein?« Der andere witterte die Möglichkeit, das Gesuchte zu besorgen. »Weiß, braun, schwarz, kräftig, mit dickem Arsch und Titten, so schön wie reife Kürbisse? Ich könnte –«
»Nein«, unterbrach ihn Agha, »mein Herr sucht eine bestimmte Sklavin, die hier vor drei Jahren –«
»Also eine Alte.« Die Bereitschaft des Aufsehers verringerte sich zusehends. Er schüttelte die Würfel.
»Eine schöne junge Frau«, erklärte Agha geduldig, und Hamo warf noch eine Münze auf das Brett. »Weiß und von nobler Herkunft. Könnt Ihr Euch nicht erinnern? Abdal der Hafside brachte sie.«
»War das nicht eine Lieferung für den König?«, entsann sich der eine, um gleich hastig hinzuzufügen: »Damit haben wir nichts zu tun!«
»Ich will wissen, ob die ›Ware‹« – Hamo zwang sich, die Sprache der Männer zu sprechen – »hier in Sis verblieb, im Harem des Königs, oder ob sie weitergeschickt wurde.«
Verlockend ließ Hamo seine Goldmünzen im Beutel klirren.
»Wenn sich im Palast einer bedient, dann nicht König Hethoum, sondern höchstens sein Bruder, Sempad, der Konnetabel!« entgegnete der eine lachend, aber sein Gefährte wartete lauernd, bis ein weiteres Goldstück auf das Spielfeld sprang. »Die Weiber des Hafsiden, ich erinnere mich genau, gingen weiter. Die waren nicht für den Hof bestimmt, die waren ein Geschenk –«
Sein aufmerksamer Mitspieler trat ihm gegen das Bein, dass er verstummte und erst weiterredete, als Hamo nachgeworfen hatte. »– ein Geschenk für den Großkhan der Mongolen!«
»Da war eine darunter –«, fing der andere an, doch er verstummte. Zwei Gestalten waren in den Hof getreten und schweigend stehen geblieben. Sie sahen aus wie Soldaten, mehr noch wie Jäger. In ihren Gürteln steckten ein kurzer Dolch und ein Hirschfänger. Ohne dass sie einen Wink geben mussten, sprangen die beiden Aufseher auf von ihrem Spielbrett und näherten sich ihnen eilfertig. Die Jäger sprachen leise und schnell und verschwanden wieder.
Einer der Aufseher kam zurück und verbeugte sich vor Hamo. »Ihr müsst entschuldigen, hoher Herr, doch wir einfachen Diener des Königs wussten nicht, wie weit wir mit unseren Auskünften gehen durften, was die von Euch gesuchte Person betrifft.«
Hamos Gesicht erhellte sich. Ein Hoffnungsschimmer?
»Es scheint, dass die junge Dame sich unter den Personen befindet, die wir in Gewahrsam haben. Wenn Ihr ein Auge auf sie werfen wollt?«
Der andere hatte schon das schwere Tor entriegelt und eine Fackel entzündet, denn es war inzwischen Abend geworden. »Folgt uns bitte«, flüsterte er, »und wenn Ihr die Gesuchte entdeckt, lasst es Euch nicht anmerken, sondern gebt uns ein Zeichen, damit wir sie herausholen –«
»Andernfalls gäbe es einen Aufstand«, fügte der Gesprächigere hinzu, »der uns die Arbeit erschweren würde. Denn wer möchte nicht freigekauft werden von solch einem reichen jungen Herrn?« So schmeichelte er, als Hamo zwei weitere Goldstücke in seine Hand gleiten ließ.
Sie traten durch das Tor und stiegen im Licht der Fackeln über eine breite Steintreppe hinab in den Keller. Feuchtigkeit und Moder schlugen Hamo entgegen, und sein Herz krampfte sich zusammen bei dem Gedanken, Shirat in einem solchen Verlies zu finden. Unten angekommen, befanden sie sich in einem Gewölbe, von dem aus eiserne Gittertüren einen Blick in die Zellen gestatteten. Hinter den Eisenbarren drängten sich ausgemergelte Gestalten mit eingefallenen Gesichtern, fast alles ältere Menschen.
»Das sieht mehr nach Gefängnis aus«, murmelte Agha besorgt und sah sich nach dem Aufseher um, der ihnen mit seiner Fackel geleuchtet hatte. Da fiel hinter ihnen ein Eisengitter ins Schloss, und der Lichtschein der Fackel auf der Treppe entfernte sich und verschwand schließlich. Dumpf verschloss sich auch oben das Tor, und völlige Dunkelheit umfing sie.
Die Gefangenen, die erst aufgeregt ihre Hände durch die Gitter nach den Besuchern ausgestreckt und wild durcheinandergeschrien hatten, lachten die beiden Fremden nun aus, voller Schadenfreude, die aber schon bald tiefer Beklommenheit wich. Es wurde still im Kerker von Sis.
»Man hat sie gleich im Gewölbe gelassen«, hörten sie eine Stimme erklären, »weil sie sowieso morgen früh gehenkt werden.«
»Ich hasse alle Sarazenen«, ließ der bullige Konnetabel seinen Besucher wissen. »Jedes Mal, wenn ich einen dieser Hunde hängen kann, verschafft mir das tiefe christliche Genugtuung.«
Sie standen auf einem schmalen Balkon der Burg mit Blick auf einen engen Hof, der von hohen Mauern umgeben war. Dort unten befand sich der Galgen, eine solide Holzkonstruktion, die großzügig Platz für mindestens ein Dutzend gleichzeitig Hinzurichtender bot. Diesmal hatten die Gehilfen des Henkers nur zwei Stricke über den Querbalken geworfen. Eine Tür in der Mauer öffnete sich, Hamo und Agha wurden, die Hände auf den Rücken gebunden, zum Gerüst geführt. Der Henker sah fragend zum Balkon hinauf. Sempad nahm sich die Zeit, seinen Gast zu unterrichten. »Dieser da –«, er wies mit seinem kurzen Kinn grimmig hinab auf Hamo, »ist ein Spion. Er besaß die Frechheit, nach einer Kebse zu forschen, die wir vor drei Jahren, stellt Euch vor, vor drei Jahren ordentlich erworben hatten und einer Tributzahlung des Königs beigaben.« Sempad lachte ein rohes Lachen, das seinem gedrungenen Säuferhals entstieg wie das heisere Bellen eines Bluthundes. »Und da kommt dieser beschnittene Hurensohn daher und –«
»Erstens«, sagte Gavin, der Templer, seelenruhig, »ist dieser da kein Moslem, sondern Christ. Es ist der Graf von Otranto, ein Verwandter des Kaisers und ein enger Freund Eures Schwagers Bohemund –«
Der Henker hatte inzwischen die Schlingen fachmännisch um die Hälse der Delinquenten gelegt und schaute erwartungsvoll zum Balkon, damit er die Prozedur zum guten Ende bringen konnte. Da Sempad zu verwirrt war, gab der Templer ein Zeichen, noch zu warten. Hamo blinzelte zu ihm hinauf, als er merkte, dass eine Verzögerung eingetreten war. Gavin konnte sich eines Grinsens nicht erwehren. »Zweitens«, sagte er zum Konnetabel, »die Frau, nach der er sucht, ist keine Kebse, sondern seine eigene. König Ludwig –«
Das reichte. Sempad jagte mit hochrotem Kopf seine beiden Leibjäger hinunter in den Hof, die Gefangenen samt Begleiter aus ihrer unangenehmen Lage zu befreien. Der Henker schüttelte den Kopf, als die beiden Herren dort oben darauf verzichteten, ihn bei der Ausübung seines Handwerks zu bewundern, und den Balkon verließen. Doch hütete er sich, ohne letzten Befehl mit der Exekution fortzufahren. Der Fehler war seinem Vorgänger nur einmal unterlaufen.
Hamo trat vor Sempad. »Man hat mir auf meinen Reisen schon viel über Eure Forschheit zu berichten gewusst, Konnetabel«, sagte er leichthin. »Aber die Wirklichkeit übertrifft jede Legende.«
Er wandte sich an Gavin. »Gibt es irgendeinen Ort auf dieser Erde, werter Präzeptor, an dem es mir erspart bleibt, Euch zu treffen?«
»Noch habt Ihr ihn nicht kennengelernt, Hamo L'Estrange.« Gavin grinste ungerührt ob der Wut des jungen Grafen. »Doch wenn Ihr weiter in verschiedenen Verkleidungen Euer Leben aufs Spiel setzt, werde ich nach ihm suchen!«
»Sucht lieber Shirat!« fauchte Hamo. »Ehe ich nachforsche, wer dieses Seeräuberpack auf die ›Contessa d'Otranto‹ losgelassen hat!«
»Wo habt Ihr eigentlich die Triëre gelassen?«
Gavin bemühte sich, der Schärfe des Gesprächs die Spitze zu nehmen. »Nachdem Ihr auf die glorreiche Idee verfallen seid, in die Kleider unseres Freundes Crean de Bourivan zu schlüpfen, der ›Mustafa Ibn-Daumar‹ hätte Euch fast den Halswirbel gebrochen.«
»Mein Herz ist gebrochen«, sagte Hamo, »was zählt da noch mein dummer Kopf!«
Das brachte Sempad zum Lachen. »Ich kann den jungen Grafen verstehen«, gab er sich jovial. »Sein Weib – so wir die gleiche Raubkatze meinen – ist eine Torheit wert, auch wenn ich nur ihre Krallen erlebt habe, als ich ihr Fellchen streicheln wollte.«
Mit einem Wutschrei hatte sich Hamo auf den Konnetabel gestürzt, doch Gavin stellte ihm ein Bein, und die Attacke endete für den Grafen mit einem Sturz auf den glatten Boden des Saales.
»Jetzt erfreut sich der Großkhan an ihren Gaben«, spottete Sempad, der keinen Schritt zurückgewichen war, während seine Leibjäger ihre Hirschfänger blankgezogen hatten.
Gavin legte den Arm um Hamo und hielt ihn fest. »So kommt Ihr nicht weiter«, sagte er. »Und Ihr müsst weiter, denn der Weg nach Karakorum bleibt Euch nicht erspart, Hamo L’Estrange. Und Ihr, Sempad, erweist jetzt unserem jungen Heißsporn die Ehren eines Gastes, und spart Euch Euren Ärger über entgangene Freuden gefälligst für andere auf!«
Der Konnetabel schaute finster auf Hamo, bevor er sich an Gavin wandte. » Wenn ein Ehemann seinem Weib so wenig Schutz verleiht, dass es ihm geraubt werden kann, dann hat er sein Anrecht auf die Dame verloren. Er muss sie neu erobern. Solches Recht steht auch jedem anderen Mann zu, der Feuer für sie gefangen hat.«
»Ich, und nicht Ihr, Konnetabel, werde die Dame von dort zurückholen, wohin Ihr sie verschenkt oder in Zahlung gegeben habt wie eine Ware, wie ein Stück aus Eurer Herde! Oder glaubt Ihr, dass Euch aus dieser noblen Tat auch noch ein Recht auf Minne erwächst?«
Der Disput endete hier, denn Fanfarenstöße kündeten die Rückkehr des Königs an.
Hethoum war ein griesgrämiger Mann, zermürbt von den Sorgen um sein Königreich, das von allen Seiten bedrängt wurde. Im Norden hockte ihm der Sultan der Seldschuken im Nacken, im Osten die Mongolen, im Westen war das Meer, in dem alle Feinde das Volk der Armenier am liebsten ertränkt hätten, nachdem sie es quer durch Kleinasien bis an die Küste gejagt hatten. Nur im Süden bestand eine brüchige Verbindung zu den christlichen Kreuzfahrerstaaten Syriens, weshalb er seine Tochter mit dem Fürsten Bohemund von Antioch und Tripoli verheiratet hatte. Doch Sicherheit gab auch das nicht. Sich rechtzeitig dem Großkhan zu unterwerfen und so in den Schutz der pax mongolica[2] zu gelangen, war – wie teuer es auch zu stehen kommen mochte – die einzige Alternative. Sein Volk würde sonst ausgelöscht werden.
Sein Schwiegersohn Bo hatte dem König berittene Boten mit der Bitte nachgesandt, er möge einen ungebetenen Gast, den jungen Grafen von Otranto, der in seine Hauptstadt Sis gereist sei, als Freund empfangen. Dazu war Hethoum auch bereit, als ihm sein Bruder und Konnetabel zum Empfang entgegenschritt.
»Was treibt denn diesen Hamo L'Estrange zu uns?« fragte er beiläufig, und Sempad bereitete es ein heimliches Vergnügen, seinem Herrn das ›Begehr‹ des jungen Grafen recht schmackhaft zu machen.
»Der will Euch seine Aufwartung machen, Majestät, er führt auch reichlich Geschenke mit sich. Er will nur seine Frau zurück.«
»Welche Frau, Sempad?« Schnitt sein Bruder das Thema Frauen an, war Hethoum stets alarmiert. »Was hast du schon wieder ange –?«
»Nicht ich, Ihr, Majestät«, kostete der Konnetabel die seltene Ausnahme aus. »Ihr habt seine Frau vor drei Jahren von Abdal dem Hafsiden gekauft und nach Karakorum weitergeschickt.«
»Die?«
»Genau die!«, sagte Sempad triumphierend. »Hättet Ihr sie mir überlassen, könnten wir sie ihm nun wieder in die Hand drücken - nach drei Jahren.«
»Will er mir einen Vorwurf machen?«
»Er will sie wieder in seine Arme schließen; er wird mit uns - oder ohne uns! – zum Großkhan reisen wollen.«
»Das möchte ich nicht«, sagte der König. »Wir reden später noch darüber.« Er ließ sich den jungen Grafen vorstellen und bot ihm freundlich an, sich als sein Gast zu fühlen, solange es ihm beliebe.
Diese glückliche Wendung beruhigte Gavin Montbard de Béthune, den Präzeptor des Templerordens, und er reiste ab, nachdem er Hamo noch einmal eingeschärft hatte, seinem Gastgeber nicht mit ständigen Wehklagen über die verschollene Mutter seines Kindes zur Last zu fallen, geschweige denn mit Vorwürfen zu begegnen. Er solle sich vielmehr bei Hofe beliebt machen, damit die Armenier ihn bei der anstehenden Reise nach Karakorum in ihrer Delegation mitnähmen. Ohne den Status eines Gesandten gäbe es für ihn keine Möglichkeit, bis zum Großkhan vorzudringen. Das wäre ihm hoffentlich klar.
Hamo nickte in einer Weise, die Gavin zeigte, dass er gegen einen Brustpanzer angesprochen hatte, der Hamos Herz – und leider auch seinen Verstand – vor jeder Attacke der Vernunft schützte.
»Und vergesst nicht«, hatte Gavin beim Abschied gemahnt, »den König durch kostbare Geschenke zu erfreuen, sodass er sich nicht ausrechnen muss, was Ihr ihn kostet. Zeigt ihm, dass Ihr die weite Reise aus eigenen Mitteln bestreiten könnt und wollt, selbst wenn man Euch im Gefolge mitreiten lässt. Die Armenier sind Krämerseelen, allerdings die ausgefuchstesten, die mir je über den Weg gelaufen sind.«
»Dieses Kompliment aus dem Munde eines Templers«, bedankte sich Hamo, »ist allerdings bemerkenswert.«
Hamo verbrachte seine Zeit zwischen dem Palast und der Herberge, in der er sein Gefolge untergebracht hatte. Tagtäglich kehrte er mit einem neuen Geschenk für den König zur Burg zurück, denn er war von der Furcht befallen, Hethoum könnte ohne ihn zu den Mongolen aufbrechen. Es erschien Hamo, als belagere er die Burg in Erwartung eines Ausfalls, und er war stolz auf sich, dass er diese Belagerung bisher ohne ein Wort der Klage um Shirat durchgehalten hatte. Er war freundlich zu jedermann; selbst dem stiernackigen Sempad lächelte er jedes Mal zu, wenn er ihn auf seinen ausgedehnten Gängen durch die verwinkelte Burganlage traf. Der Graf inspizierte sie gewissermaßen, um rechtzeitig gewarnt zu sein, wenn irgendwo Vorbereitungen getroffen würden, die auf eine baldige Abreise hätten schließen lassen.
Doch allmählich gewann in ihm die Vorstellung Raum, die Armenier würden ihre Reise nie antreten, und er begann vorsichtig anzudeuten, dass er ihnen nicht länger zur Last fallen wolle und sich durchaus in der Lage sähe, sich auf eigene Faust auf den Weg zu machen. Von da an wurde er mit Freundschaftsbeteuerungen überschüttet. Jeden Tag erschienen die Leibjäger des Sempad in seiner Herberge, um sicherzustellen, dass er nicht plötzlich aufbrach.