Doris Märtin

Gut ist besser als perfekt

Die Kunst, sich das Leben leichter zu machen

 

 

 

Ungekürzte Ausgabe
Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München
© 2003 der deutschsprachigen Ausgabe: Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München

Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist nur mit Zustimmung des Verlags zulässig. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

eBook ISBN 978-3-423-40157-9 (epub)
ISBN der gedruckten Ausgabe 978-3-423-34462-3

Ausführliche Informationen über unsere Autoren und Bücher sowie Themen, die Sie interessieren, finden Sie auf unserer Website

www.dtv.de

Inhaltsübersicht

Gut ist uns nicht gut genug

Gut zu kennen

Gut austariert?

Gute(r) Dinge

Gut im Griff

Gut im Geschäft

In guten und in bösen Tagen

Gute Beziehungen

Gut in Form

Gut und gern

Des Guten zu viel

Gut und schön

Literatur

 

Für Christian, mit dem das Leben selten perfekt, aber fast immer gut ist

GUT IST UNS NICHT GUT GENUG

... so lautet nicht nur ein bekannter Werbeslogan, an diesem Motto richten viele Menschen ihr Leben aus. Hohe Ansprüche, Konkurrenzdruck und Stress bestimmen unseren Alltag, unsere Freizeit, unseren Urlaub.

Selbstverständlich lassen wir uns das spannende Projekt nicht entgehen, auch wenn wir uns an das letzte freie Wochenende nur dunkel erinnern. Effizient schicken wir eben noch eine E-Mail raus, obwohl der Kindergarten in dreißig Minuten schließt. Routiniert vergleichen wir Renditen und feilschen um Rabatte, ehe wir uns für einen Fonds zur privaten Altersvorsorge entscheiden.

Nach den Feiertagen wird es ruhiger, trösten wir uns. Im Urlaub tun wir mal was für uns, nehmen wir uns vor. Heute Abend machen wir es uns gemütlich, denken wir. Doch wenn es so weit ist, müssen wir einsehen, dass auch die Freizeit keine freie Zeit mehr ist. Zweimal die Woche Fitness ist Pflicht, ständige Erreichbarkeit Ehrensache, die Teilnahme am Nachbarschaftsfest schon aus Gründen der Höflichkeit ein Muss. Mal einen Nachmittag zu vertrödeln scheint für uns ein Luxus zu sein wie für unsere Eltern ein Urlaub in der Karibik.

Uns geht es gut, aber wir fühlen uns nicht wohl

Uns geht es gut, unverschämt gut. Die meisten von uns haben eine bessere Ausbildung, eine größere Wohnung und einen interessanteren Job als ihre Eltern. Keine Generation vor uns war so wohlhabend, so weit gereist, so aufgeklärt, so gut informiert, so gesund, so frei in ihren Entscheidungen und Entschlüssen. Keine Generation vor uns hatte eine so hohe Lebenserwartung. Allerdings hat auch keine Generation vor uns so viel vom Leben erwartet.

Uns geht es gut. Aber wir fühlen uns nicht wohl. Wir kommen voran, aber wir kommen nicht zu uns. Wir rasen durch die Tage, die Wochen, das Jahr, aber das Leben läuft an uns vorbei. Unsere Terminkalender sind voll, aber statt Erfüllung zu finden, fühlen wir uns leer, gereizt und ausgebrannt.

Wiedersehen mit Hans im Glück

Dabei tun wir wirklich alles, um aus dem Leben das Beste zu machen. Vergnügt wie Hans im Glück tauschen wir das gute Arbeitsklima in der alten Firma ein gegen den Dienstwagen in der neuen, die pflegeleichte Mietwohnung gegen die Doppelhaushälfte im Grünen, die Zeit für Partner, Kind und Hund gegen den großen TV-Roman, das Tastentelefon gegen die hochkomplizierte ISDN-Anlage mit Rufumleitung und eigener Telefonnummer für jedes Familienmitglied. Arglos wie Hans im Glück berauschen wir uns an unseren Entscheidungen, Errungenschaften und Erfolgen.

Das Märchen hat ein Happy End: Hans im Glück betrachtet sich als den glücklichsten Menschen unter der Sonne. Jede seiner impulsiven Entscheidungen deutet er als Erfolg um. Ob er seine zweifelhaften Tauschgeschäfte nicht eines Tages doch bereut, bleibt offen. Hans im Glück wird mit den Konsequenzen seiner Gedankenlosigkeit nie konfrontiert.

Im wahren Leben kommen wir nicht so leicht davon: Dort ereilt uns über kurz oder lang die Realität. Wir beginnen zu ahnen, was wir uns mit der Jagd nach dem immer besseren Leben einhandeln: dass wir unsere Seele dem Job verschreiben, und unsere besten Jahre der Abzahlung von Eigenheim und Zweitwagen. Dass wir gestresst und gehetzt sind, ungeduldig, unleidlich und schnell gelangweilt. Dass unser Spielraum im Lauf der Jahre eher kleiner als größer wurde. Dass wir weniger sensibel und fantasievoll sind als früher. Dass Wohlstand und Erfolg ihren Tribut einfordern.

Schneller, höher, weiter

Auf der ganzen Welt sind Stresserkrankungen auf dem Vormarsch. In den USA leiden 43 Prozent aller Erwachsenen unter stressbedingten Beeinträchtigungen ihrer Gesundheit. Ein Grund dafür ist neben dem alt bekannten Zeitdruck eine neue Zeitangst: ein Gefühl, im Leben nicht all das erreichen und erleben zu können, was wir erreichen sollen und erleben wollen. Je größer der Wohlstand, je höher die Bildung, desto gespannter ist unser Verhältnis zur Zeit. »Wir sind stets der Meinung, zu wenig davon zu haben«, schreibt der amerikanische Autor James Gleick in seinem Buch Schneller. Eine Zeitreise durch die Turbo-Gesellschaft. »Das ist einer der Mythen, mit denen wir heute leben.«

Die Folge: Um mit der Dauerbeschleunigung, der Informationsflut, den Konsum- und Erlebnisversuchungen um uns herum wenigstens ansatzweise Schritt zu halten, treiben wir uns immer mehr an – ernähren uns von Fast Food, zappen uns durch dreißig Fernsehkanäle, üben uns im Speed Reading, erledigen mehrere Aufgaben zugleich wie ein Hochleistungscomputer im Multi-Tasking-Betrieb.

Amerikanische Wissenschaftler haben dem Gefühl, nur einmal zu leben und auch das viel zu kurz, bereits einen Namen gegeben: Hurry-Sickness nennen sie die Getriebenheit, die den Betroffenen oft nicht einmal auffällt – weil andere sich genauso abhetzen wie sie.

Die rasende Gesellschaft bremst sich aus

Wir geben es nicht gerne zu, aber wir spüren es wohl: Die Ansprüche, die wir an uns stellen und die an uns gestellt werden, zehren an uns – an unserer Leistungskraft und Lebensqualität, an unserer Gesundheit, Freundlichkeit und Genussfähigkeit. Mit unserer Sucht, Zeit zu gewinnen, bremsen wir uns selber aus.

 

Leistung: Das rasende Tempo führt zu Fehlern und zersetzt unsere Kreativität. Gute Ideen brauchen genau wie komplexe Projekte und durchdachte Entscheidungen Spielräume, Überschaubarkeit und Entspanntheit. Der zündende Einfall, die gelungene Formulierung, die überraschende Lösung stellen sich nur ein, wenn wir uns Zeiten der Muße gönnen. Wer pausenlos auf Hochtouren läuft, so der Kreativitätsforscher Mihaly Csikszentmihalyi, gibt seinen Gedanken keine Chance, zu reifen.

 

Lebensqualität: Ob Profit-Center-Leiter oder Familienmanagerin – Berufs- oder Erziehungsarbeit sind meistens ein Ganztagsjob. Das wäre verkraftbar – wenn das Wochenende und die Stunden nach 17, 18 oder 19 Uhr zum Musik hören, Spielen, Lesen, Reden, Träumen oder Eis essen blieben. Für viele Menschen aber beginnt um diese Zeit die »zweite Schicht«: die Steuererklärung will erledigt, die Matheaufgabe kontrolliert, das Heizöl bestellt, das Fitness-Programm absolviert, der Rasen gemäht, der Winterurlaub gebucht werden. Statt die Seele baumeln zu lassen, hängen wir die Wäsche auf die Leine.

 

Gesundheit: Im Stress zu sein gehört in unserer Hochgeschwindigkeitskultur zum guten Ton, gilt als Ausweis für Erfolg und Engagiertheit. Dass Stress nicht eben gesund ist, hat sich zwar herumgesprochen, dass Stress Gift für die Gesundheit ist, eher nicht. Die wenigsten Menschen machen sich klar: Auch der kleine Stress zwischendurch versetzt den Körper in erhöhte Erregungsbereitschaft. Selbst nichtige Ärgernisse – die morgendliche Parkplatzsuche, der ewig skeptische Kollege, der unerklärliche Programmabsturz – setzen Adrenalin frei, treiben den Blutdruck hoch, fahren das Immunsystem herunter und verstopfen die Arterien. Auf Dauer macht uns dieses Bombardement von Alarmen und Fehlalarmen krank, ernsthaft krank: Zu den stressbedingten Erkrankungen zählen unter anderem Herzinfarkt, Magengeschwür, Tinnitus, Schlaganfall, Krebs und Diabetes.

 

Freundlichkeit: Wer von Termin zu Termin jagt, in aller Eile die Präsentation für den Nachmittag vorbereitet, nebenbei die Attacken des Fieslings aus dem Controlling abschmettert und in der Mittagspause rasch die Einkäufe fürs Abendessen erledigt, dem stehen die anderen oft im Weg. Jeder Anruf wird zur Störung, jeder Small Talk auf dem Flur zum Zeitfresser, der Vordrängler an der Supermarktkasse zur persönlichen Bedrohung. Je höher das Tempo, je drängender die Zeit, desto schwerer fällt es uns, ruhig, freundlich und geduldig zu bleiben. Die rasende Gesellschaft hat für Höflichkeit und Rücksichtnahme keine Nerven übrig.

 

Genussfähigkeit: Wenn ich Zeitschriften nur noch überfliege und selbst der neue Grisham mich nicht fesselt, wenn ich allenfalls Kuschelklassik hören mag und Isoldes Liebestod als Tortur empfinde, wenn nicht einmal Pasta und Pralinen mich mehr glücklich machen – dann weiß ich sicher: Ich habe es mal wieder übertrieben. Mein Kopf ist so voll, mein Zeitplan so erdrückend, dass mir das Gespür für die schönen Dinge des Lebens abhanden gekommen ist.

Einfachheit als Lifestyle-Trend

Wir wagen es vielleicht nicht laut zu sagen. Aber immer mehr Menschen sind es leid, ständig unter Strom zu stehen und pausenlos auf Achse zu sein. Wir sehnen uns nach mehr Sinn und weniger Wahn, nach innerem Reichtum neben äußerem Wohlstand, nach Liebe, Muße und Langsamkeit neben Leistung, High Tech und Hektik. Überdruss am Überdruck macht sich breit.

Die Konsum-Avantgarde hat den modernen Hang zum Zurückschalten bereits erkannt. Zeitluxus, gesundes Ernährungs- und Arbeitsverhalten, Minimalismus und Lebensbalance gelten als die wichtigsten Lebensstil-Trends dieses Jahrzehnts. »Alles, was schlicht, einfach und meditativ ist«, fasst das Krones-Magazin zusammen, »wird zum Kultobjekt.«

Auch die Werbung greift das neue Lebensgefühl auf: »Reduce to the max« lautet der Slogan für den Smart, der Auto fahren auf seine Kernfunktion reduziert. Calvin Kleins Slogan für sein frisches, unkompliziertes Unisex-Parfum CK One schlägt eine ähnliche Tonart an: »Just be«, sei einfach du selbst. Trendbewusste Konsumenten frönen der Lust am Ursprünglichen und Echten mit lang haltbaren, ökologisch erzeugten Produkten. In der Mode sind puristische Schnitte und zurückhaltende Farben auch dann ein Dauerbrenner, wenn die Couturiers die neue Romantik ausrufen. Und spätestens seit dem BSE-Skandal hat das Bedürfnis nach echten, ehrlichen Lebensmitteln weite Kreise der Bevölkerung erfasst.

Keine Frage: Einfachheit, Langsamkeit und Balance als Ausgleich zur alltäglichen Reizüberflutung liegen im Trend. Bresse-Hühner und selbst gemachte Pasta, sparsam möblierte Räume und abgeschiedene Hotels im Bayerischen Wald oder Französischen Jura, Ayurveda-Ölmassagen und Balance-Aerobic sind der zeitgeistige Weg, dem Wesentlichen und Echten näher zu kommen. Alternativ ziehen Stilbewusste aufs Land, bauen Küchenkräuter und Tomaten an und wohnen inKorb- und Naturholzmöbeln.

Gut ist schwerer als perfekt

So schön und angenehm dieser Lebensstil sein mag, sosehr er mir persönlich gefällt: Ob er das Leben wirklich vereinfacht, ist zweifelhaft. Denn egal ob Shabby Chic oder Zen-Minimalismus, Leinen oder Kaschmir, perfekte Ordnung oder sorgsam inszenierte Landhausgemütlichkeit: Der Luxus der einfachen Dinge kostet entweder viel Zeit oder viel Geld. Er ist auf seine Art kaum weniger fordernd als die technisierte Hochgeschwindigkeitswelt, von der er sich abzusetzen sucht. Vor allem aber: Schlichte Ästhetik allein bringt uns dem Traum vom einfacheren, langsameren Leben nur äußerlich näher.

In diesem Buch geht es deshalb nicht oder jedenfalls nicht vorrangig um Einfachheit als neues Modediktat. Sondern es geht darum, sich dem Druck zu entziehen, immer mehr Leistung bringen, allen Anforderungen genügen und sämtliche Karrierechancen wahrnehmen zu müssen. Es geht darum, Zeit und einen freien Kopf zu gewinnen, für das, was im Leben wirklich zählt: Partner, Familie, Gesundheit, Gelassenheit, persönliche Interessen. Es geht darum, ein gutes Leben zu haben, statt sich in Perfektionismus und Supereffizienz zu erschöpfen.

»Low-Stress-Living« heißt das Schlagwort, nicht »Yuppie-Simplification«.

Es würde mich nicht wundern, wenn Sie jetzt denken: Das geht doch an der Realität vorbei. Das ist die Quadratur des Kreises. Das klingt zu schön, um wahr zu sein. Sie haben völlig Recht: Gut zu leben ist schwerer, als perfekt zu funktionieren.

Leben im Gleichgewicht

Denn natürlich wünschen wir uns alle mehr Genuss, mehr Gelassenheit, mehr Balance. Aber wir wollen dafür nicht auf Anerkennung, Wohlstand und berufliche Selbstverwirklichung verzichten. Wir wollen weder aussteigen noch zurück zur Natur. Wir wollen nicht absteigen zum längst abgelegten Aldi-Standard mit Nasi-Goreng aus der Dose. Und ich nehme an, auch die Vorstellung, nur so viel zu arbeiten und zu verdienen, dass es gerade mal zum Leben reicht, behagt Ihnen so wenig wie mir. Dafür macht Erfolg bei allem damit verbundenen Stress einfach zu viel Spaß.

Wir schätzen die Möglichkeiten der Multi-Options-Gesellschaft und können doch nur einen Bruchteil der gebotenen Chancen nutzen. Deshalb sind wir hin- und hergerissen: zwischen einem Job, in dem wir gut sind, und einer Familie, die uns braucht. Zwischen Freunden, die wir mögen, und Büchern, die wir gern lesen würden. Zwischen dem schnellen aktiven Rhythmus unseres Alltags und der Sehnsucht nach Ruhe und Stille. Wir wollen das eine haben und auf das andere nicht verzichten. Ohne Spagat und schlechtes Gewissen, bitte.

We want to have the cake and eat it too.

Hier setzt dieses Buch an. Es unterstützt Sie dabei, einen Lebensstil zu entwickeln, der Leistung und Lebensqualität, Wohlstand und Wohlbefinden, Erfolg und persönliche Entfaltung miteinander versöhnt. Es hilft Ihnen zu leben, wie Sie leben wollen.

»Gut ist besser als perfekt« steht für die Lebensphilosophie, vieles gut statt weniges perfekt zu machen.

Das Rezept leuchtet ein. Es eröffnet eine neue Sichtweise auf ein altes Problem. Spontan erkennen wir, wie wir Raum und Zeit schaffen können für das, was wirklich wichtig ist.

Allerdings: Einsicht allein greift zu kurz. Gut zu leben statt perfekt setzt voraus, dass Sie bereit sind, von Idealvorstellungen und allzu hohen Ansprüchen Abschied zu nehmen. Diese Medizin zu schlucken fällt nicht leicht. Übrigens auch mir nicht.

Wir haben die Wahl

»Gut, aber wie immer im Stress«, lautete jahrelang meine Standard-Antwort auf die Standard-Frage »Wie geht’s?«. Bis irgendwann mein Schwager konterte: »Zeit hat man nicht, die nimmt man sich.« Ich habe mich über diese Bemerkung damals ziemlich geärgert, denn ich stand wirklich seit Monaten enorm unter Druck. Aber dann brachte sie mich zum Nachdenken. Es stimmte ja: Ich hatte mich dafür entschieden, drei Aufträge zugleich zu übernehmen. Ich hatte mir einen viel zu knappen Abgabetermin aufdrängen lassen. Ich hatte mir zu viel zugemutet. Weil ich weder einen wichtigen Auftraggeber verlieren noch auf ein spannendes Projekt verzichten wollte. Mein chronischer Zeitmangel war tatsächlich nicht fremdbestimmt: Ich traf die beruflichen Entscheidungen, die wenig Spielräume für anderes ließen.

Damals wurde mir klar: Wer immer nur auf die äußeren Zwänge verweist, macht es sich zu einfach. Natürlich müssen wir von etwas leben. Natürlich können wir Verantwortung nicht einfach von uns weisen. Natürlich wäre es schön, wenn der Staat uns mit Ganztagsschulen unterstützen würde, die Firma mit flexibleren Arbeitszeiten, der Partner, die Partnerin mit mehr Verständnis. Trotzdem: Wie wir leben, hat zuallererst mit unseren Erwartungen zu tun, unseren Ambitionen, den Prioritäten, die wir setzen – mit Einstellungen und Wahrnehmungen also, die wir verändern können.

Wie wir leben, hängt davon ab, wie wir uns das Leben einrichten.

Ein harmonischer Lebensstil ist in erster Linie das Ergebnis einer individuell geleisteten Anstrengung.

Der Weg durch den Dschungel des Möglichen

»Ob wir ein einfaches oder ein kompliziertes Leben führen«, sagt Marcia L. Connor, die Herausgeberin des Internet-Magazins LineZine, »hängt von vielen kleinen Entscheidungen ab. Wir können uns dafür entscheiden, diese Zeitung und jene Zeitschrift zu abonnieren, das große Haus zu behalten und eine Freundschaft weiter zu pflegen. Wir können uns aber auch entscheiden, das nicht zu tun.«

Wer gut leben will, muss auswählen, muss abwägen, was ihm gut tut. Muss seinen eigenen Weg durch den Dschungel des Möglichen schlagen. Muss akzeptieren, dass jedes Ja mit vielen Neins erkauft ist. Und dass gute Entscheidungen selten perfekt sein können: Leistung und Lebensqualität, Wohlstand und Wohlbefinden, Erfolg und Entfaltung gehen zwar zusammen – aber nur, wenn sie im Zusammenhang betrachtet werden.

Dabei sind es oft kleine Veränderungen, die zusammen Großes bewirken. Vorausgesetzt, es sind die richtigen. Die Kunst des einfacheren Lebens lässt sich nämlich nicht schematisieren.

Den passenden Weg muss jeder für sich selber finden.

Anregungen und Arbeitsmaterialien dafür finden Sie in diesem Buch in Hülle und Fülle, umsetzen müssen Sie die Tipps selbst. Es liegt deshalb an Ihnen, was Sie aus Gut ist besser als perfekt machen:

Sie können die Anregungen einfach lesen, zustimmend nicken, sich ein paar Erfolgserlebnisse abholen (weil Sie einiges schon wissen), den einen oder anderen Vorschlag ausprobieren und das Buch dann ins Regal stellen, zu den anderen Ratgebern und Karrierebüchern. Das ist der bequeme Weg.

Oder Sie können parallel zum Lesen die Übungen zum Bilanzziehen bearbeiten und die Vereinfachungsvorschläge notieren, die Sie in Ihr Leben integrieren möchten. Auf diese Weise entwickeln Sie Schritt für Schritt Ihre persönliche »Gut-ist-besser-als-perfekt«-Strategie. Das ist der gute Weg.

Oder Sie lesen das Buch erst ganz durch und bearbeiten in einem zweiten Durchgang die Arbeitsmaterialien. Wenn Sie dann mit Ihrem »Gut-ist-besser-als-perfekt«-Konzept die ersten Erfolge erzielt haben, kommen Sie wieder auf das Buch zurück. Sie werden feststellen: Beim wiederholten Lesen erschließen sich Ihnen immer wieder neue Erkenntnisse. Das wäre der perfekte Weg.

Gut ist besser als perfekt

Gut ist besser als perfekt ist nicht nur irgendein Buchtitel. »Gut ist besser als perfekt« ist ein Leitsatz mit suggestiver Wirkung. Für mich persönlich ist er zu einem Maßstab geworden, der mich immer öfter intuitiv das für mich Richtige erkennen lässt.

Im Kern ist »Gut ist besser als perfekt« die Kunst des Weniger-Tuns. »Se débrouiller« sagen die Franzosen dazu, »Nice and easy does it« singt Frank Sinatra, »Schaun mer mal, dann sehn mer’s schon« heißt es hier in Bayern. Lassen Sie sich von der Gelassenheit dieser Haltung schon beim Lesen und Durcharbeiten dieses Buches anstecken: Betrachten Sie die Fülle des Möglichen als Angebot. Probieren Sie, was Sie für sich nutzen können ... und machen Sie etwas Gutes daraus. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg!