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STAR TREK

NEWimage FRONTIER®

Die Waffe

PETER DAVID

Based on
Star Trek
created by Gene Roddenberry

Ins Deutsche übertragen von
Bernhard Kempen

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Titel der Originalausgabe: STAR TREK – NEW FRONTIER: FIRE ON HIGH

German translation copyright © 2011 by Amigo Grafik GbR.

Original English language edition copyright © 1999 by CBS Studios Inc. All Rights Reserved.

™, ® & © 2011 CBS Studios Inc. STAR TREK and related marks are trademarks of CBS Studios Inc. All Rights Reserved.

This book is published by arrangement with Pocket Books, a Division of Simon & Schuster, Inc., pursuant to an exclusive license from CBS Studios Inc.

Print ISBN 978-3-942649-04-9 (Mai 2011) · eBook ISBN 978-3-942649-60-5 (November 2011)

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HISTORISCHE
ANMERKUNG

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Die Handlung dieses Buches findet wenige Tage nach den Ereignissen des dritten Bandes »Märtyrer« statt.

Zur selben Zeit (Ende des Jahres 2373 / Anfang 2374) kommt es weit entfernt zum Ausbruch des Dominion-Krieges.

ANDERSWO …

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Der einzige Laut auf dem Planeten Ahmista ist der Gesang einer Frau.

Es gibt dort natürlich noch andere Geräusche, aber es sind lediglich die normalen Geräusche dieses Planeten. Die leichte Brise streift über die Ebenen und treibt die Asche sanft, aber unablässig fort. (Die Asche gibt es schon seit einiger Zeit, aber sie nimmt von Tag zu Tag ab, wenn sie vom Wind verteilt oder durch gelegentliche Regenschauer aus der Luft gewaschen wird.)

Außerdem sind die üblichen Geräusche der tektonischen Platten zu hören, und neben dem nächsten Kontinent liegt eine Vulkaninsel, die beträchtlichen Lärm produzieren kann. Vögel flattern mit den Flügeln, Wellen schlagen schwappend gegen die Ufer und hinterlassen bisweilen einen feinen Aschestreifen am Strand.

Doch ansonsten … ist nichts zu hören.

Aufgrund der Abwesenheit anderer Laute ist der Gesang recht auffällig. Es gibt keine Geräusche einer lebenden und atmenden Bevölkerung, keinen Industrielärm, kein Lachen oder Rufen von Menschen, kein Geschrei von Kindern, die nach Aufmerksamkeit verlangen. Es gibt weder die leisen Geräusche von Liebenden, die in der Dunkelheit flüstern, noch den lauten Krach von Bomben, die durch die Luft pfeifen.

Hier gibt es nur den Gesang der Frau.

Sie singt ein seltsames Lied, dessen Melodie sich ständig zu verändern scheint. Sie singt unentwegt und hört nur auf, wenn sie sich geistig und körperlich erschöpft fühlt und Schlaf benötigt. Sie gibt diesen Notwendigkeiten äußerst ungern nach, weil sie ihre Wachsamkeit einschränken, doch immer wieder fällt ihr Kopf einfach nach vorn, wenn sie vom Schlaf übermannt wird. In diesem Zustand kann sie mehrere Stunden verbringen, doch irgendwann wird sie plötzlich wieder wach. Sie weiß dann nie, wie viel Zeit vergangen ist, doch das kümmert sie nicht.

Selbst wenn es auf Ahmista Laute von anderen Lebewesen gäbe, wäre es unwahrscheinlich, dass die Frau sie hören würde. Sie lebt auf einem Berg, sofern ein Begriff wie »leben« ihrer Existenzweise angemessen ist. Es handelt sich keineswegs um den höchsten Berg Ahmistas, aber dafür ist es ein recht netter Berg. In dieser Höhe verspürt sie noch keine allzu unangenehme Kälte. Andererseits würde sie auch dann kaum etwas spüren, wenn die Temperaturen unter dem Gefrierpunkt lägen, da ihr Geliebter sie warm hält.

Aber ihr Geliebter tut noch viel mehr für sie. Er leistet ihr Gesellschaft und gibt ihr Nähe. Ihr Geliebter ist das A und O ihrer gesamten Existenz auf dieser Welt, in diesem Universum. Sie spürt ihn in ihrem Geist, und sie ist zufrieden.

Ihr Geliebter ist schlank und grau, von annähernd zylindrischer Grundform, aber mit Verästelungen, die in alle möglichen Richtungen abstehen. Diese Verästelungen sind an vielen Stellen direkt mit ihrem Nervensystem verbunden. In gewisser Weise ähnelt ihr Geliebter einem großen Dornbusch mit einen Gewirr aus Zweigen. Doch letztlich führen alle Zweige zu ihr. Die Frau und ihr Geliebter sind eins. Zusammen bilden sie ein Ganzes. Sie ergänzen sich gegenseitig.

Sie singt mehr für ihren Geliebten als für sich selbst.

Ihr Geliebter sagt ihr nie, was er von ihren Liedern hält. Aber das ist in Ordnung. Sie braucht seine Anerkennung nicht, da sie bereits weiß, dass er sie anerkennt. Wie könnte es anders sein? Schließlich hat sie ihrem Geliebten ihr Leben anvertraut. Ansonsten benötigt oder wünscht sie sich nichts. Ihr Geliebter gibt ihr so viel. Er gibt ihr Nahrung, Leben und die Fähigkeit, zu existieren. Dafür muss sie ihn nur zum einzigen Sinn ihres Lebens machen. Und das hat sie getan.

Plötzlich spürt sie, wie er unter ihren Fingern in einem anderen Rhythmus pulsiert. Sie war ein wenig geistesabwesend, aber die Reaktion ihres Geliebten bringt sie dazu, sich wieder zu konzentrieren. Sie streckt ihre geistigen Fühler aus – mithilfe ihres Geliebten.

Da ist ein Geschöpf.

Es ist soeben aus einem Ei geschlüpft, etwa dreißig Kilometer entfernt in einem dichten Wald, in dem es sonst kein tierisches Leben gibt. Das Geschöpf ist klein, trägt ein Fell und sucht nach einer Mutter, die schon lange tot ist. Es hat keine Krallen – noch nicht. Es ist recht hilflos – zumindest zu diesem Zeitpunkt. Ohne Mutter wird es vielleicht sehr bald sterben. Es könnte aber auch genügend Geschick entwickeln, um zu überleben und erwachsen zu werden – und eines Tages möglicherweise eine Gefahr darzustellen.

Vögel waren noch nie eine Gefahr, und aus einem unerfindlichen Grund hat sie die Geräusche ihrer schlagenden Flügel stets als angenehm empfunden. Doch bei diesem Geschöpf darf sie kein Risiko eingehen. Sie weiß es, und ihr Geliebter weiß es ebenfalls. Oder zumindest weiß sie es jetzt, nachdem ihr Geliebter es ihr gesagt hat, aber sie ist mit seiner Einschätzung natürlich völlig einverstanden.

Auf ihr Drängen erzeugt ihr Geliebter eine knisternde Energiekonzentration. Er erzittert und stößt die Ladung aus. Es ist kein besonders großer Energieball, weil ein kleiner völlig ausreicht. Die Energie, die ihr Geliebter abgeben kann, ist direkt proportional zur jeweiligen Aufgabe. Und in diesem Fall ist es nur eine kleine Sache.

Der Energieball überwindet die Entfernung in kürzester Zeit. Das neugeborene Geschöpf bemerkt, dass sich etwas nähert, es spürt eine Quelle aus Licht und Wärme. Seine kleinen Augen sind noch blind, sodass es nicht sehen kann, was sich nähert. Daher zieht es die falsche, wenn auch verständliche Schlussfolgerung, dass seine Mutter kommt. Es reißt das Maul weit auf und gibt ein leises Fiepen von sich.

Eine Sekunde später wird es von der Energie eingehüllt. Dem Geschöpf blieb nicht einmal die Zeit, sich seiner Existenz vollständig bewusst zu werden, bevor diese Existenz schon wieder vorbei ist. Im nächsten Augenblick ist es nur noch ein Häufchen Asche. Lediglich ein paar verwehende Fellhaare sind übrig geblieben. Der Wind hat die Asche bald über eine große Fläche verstreut. Ansonsten gibt es keinen Hinweis mehr, dass das Geschöpf jemals existiert hat.

Die Frau auf dem Berg erzittert. Sie drängt sich näher an ihren Geliebten, weil sie weiß, dass er durch diese Aktion ihr Leben beschützt hat. Dieses Wissen ist aufregend und stimulierend für sie, und sie zittert noch heftiger.

Sie streicht mit den Händen über die Oberfläche ihres Geliebten. Jetzt singt sie nicht mehr. Sie ist jedes Mal so aufgeregt, wenn ihr Geliebter für sie seine Stärke demonstriert. Und ihr Geliebter weiß, dass es ihr gefällt, was wiederum für ihn ein aufregendes Gefühl ist.

Sie denkt seinen Namen … einen Namen, der nur ihr und ihrem Geliebten bekannt ist. Ein Name, der noch nie laut ausgesprochen wurde, der nicht durch das unbeholfene Mittel der Sprache kommuniziert werden kann. Der Name ist ein Geheimnis ihrer tiefsten gemeinsamen Seele, denn ihr Geliebter war ohne Seele, bevor sie sich mit ihm vereinigte.

Es ist schon so lange her, seit sie zuletzt das Feuer in sich spürte, dass sie sich für einen kurzen Moment der Vorstellung hingibt, ihr Geliebter hätte nach etwas gesucht, das er für sie töten kann. Weil er sie nur auf diese Weise genügend stimulieren kann, um ihre – und seine – Bedürfnisse zu befriedigen.

Doch dann verdrängt sie diese Vorstellung. So etwas würde ihr Geliebter niemals tun, weil es völlig unnötig wäre. Ihr Geliebter ist keineswegs die Verkörperung der Zerstörung. Nein. Ihr Geliebter ist ihre Quelle des Lichts und Glücks.

Die Wärme strahlt von ihrem Geliebten aus und erfüllt ihren Geist. Sie spürt, wie ihr Herz schneller klopft und mit solcher Heftigkeit gegen ihre Brust pocht, dass es ihre Rippen zu durchbrechen droht. Wenn das geschähe, würde sie natürlich sterben, aber sie macht sich keine Sorgen. Sie vertraut ihrem Geliebten uneingeschränkt. Sie weiß, dass er ihr niemals wehtun würde.

Ihr Geliebter ist nicht sterblich. Dessen ist sie sich auf elementare Weise bewusst. Ihr Geliebter ist von anderer Art, er ist etwas Besonderes, das über alles hinausgeht, was sie jemals zuvor erfahren hat.

Und während sie von Liebe durchströmt wird, gelangt sie zur Erkenntnis, dass sie niemals zu dem zurückkehren kann, was sie einmal war.

Ihr Geliebter zieht die Stille vor, denn so kann er viel besser hören, wie sie aus ungetrübtem Glück über ihre Verbindung schluchzt.

Früher, als es noch mehr Leben auf dem Planeten gab, geschah das wesentlich häufiger. Alles, was eine Gefahr für sie darstellte, wurde von ihrem Geliebten beseitigt, und jeder Akt der Tötung erfüllte sie mit orgiastischer Ekstase. Nun geschieht es nur noch selten, aber das ist in Ordnung. Sie hat ihre Erinnerungen und ihren Geliebten, der ihr Wärme, Sicherheit und Liebe gibt.

Ganz langsam versucht sie, ihr pochendes Herz zu beruhigen. Sie klammert sich erschlafft an ihren Geliebten, ihre Finger öffnen und schließen sich krampfartig. Leise lacht sie in sich hinein und genießt das Gefühl der Wärme und Sicherheit, das ihr Geliebter ihr gibt.

»Danke«, flüstert sie – die ersten Worte, die seit langer Zeit auf diesem Planeten gesprochen wurden. »Ich danke dir … für alles. Danke, dass du bei mir bist. Danke … dass du mich erwählt hast.«

Ihr Geliebter antwortet nicht, aber das ist auch gar nicht nötig. Er pulsiert einfach nur unter ihrer Berührung. Ob er zufrieden ist, sie glücklich gemacht zu haben, oder Missfallen über ihre Reaktion empfindet, oder ob es ihm völlig gleichgültig ist, lässt sich unmöglich sagen. Er bleibt still, unverändert und regungslos. Wieder streichelt sie ihn und spürt, wie ihr Bewusstsein abdriftet. Sie möchte wach bleiben, möchte sich nicht einem nebulösen Glücksgefühl hingeben, das sie nur immer schläfriger macht. »Ich bin … nicht müde«, stöhnt sie wie ein trotziges Kind, das nicht zu Bett gehen will. Sie bemüht sich, Widerstand zu leisten.

Doch letztlich gelingt es ihr nicht. Ihre Augenlider flattern und schließen sich, ihr Kopf kippt langsam gegen die Metallverkleidung, die die Oberfläche ihres Geliebten bildet. Die sanfte Ekstase wärmt sie immer noch, als sie kurz darauf friedlich einschläft. Sie schnarcht nicht und gibt auch keine anderen Laute von sich. Daher gibt es – zumindest für einige Zeit – kein auch nur annähernd humanoides Geräusch auf dem Planeten Ahmista, abgesehen von ihren leisen, gleichmäßigen Atemzügen. Doch früher oder später wird sie wieder erwachen. Und dann wird sie wieder singen, auf ihre seltsame, ziellose Art, während sie sich an ihre letzte Ekstase erinnert und sich fragt, wann sich die nächste Gelegenheit ergeben wird …

I

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Commander Elizabeth Shelby spielte das Video-Logbuch von der Brücke der Excalibur ab und konnte nicht fassen, was sie sah.

In der Nähe stand Dr. Maxwell und beobachtete sie mit bedauerndem Gesichtsausdruck. Hinter ihm gingen die Mitarbeiter der Krankenstation ihrer Arbeit nach. Shelby saß im Büro, das normalerweise von Dr. Selar benutzt wurde, und verfolgte die letzten Augenblicke, bevor sie vor einigen Tagen das Bewusstsein verloren hatte. Sie war überzeugt gewesen, sich inzwischen vollständig erholt zu haben. Doch als sie die Aufzeichnung mit zunehmender Bestürzung betrachtete, fragte sie sich, ob sie sich vielleicht für längere Zeit krankschreiben lassen sollte.

Mittels ihrer aus dem Handgelenk geschüttelten Strategie war es ihr gelungen, mit einem Kriegsschiff der Erlöser fertigzuwerden, indem sie buchstäblich die Energie einer Sonne zu seiner Vernichtung einsetzte. Doch während dieser Aktion litt sie immer noch unter den Kopfverletzungen, die sie sich im Verlauf einer katastrophalen Expedition zum Planeten Zondar zugezogen hatte. Sie erinnerte sich nur noch daran, dass sie kurz nach der Rettung der Excalibur weggetreten war, und nun beobachtete sie erstmals, was sich unmittelbar danach zugetragen hatte.

Sie sah, wie sie aufsprang und überschwänglich die Faust in die Luft reckte. Triumphierend rief sie: »Ha! Beeindruckend! Maschinenraum, hervorragende Arbeit! McHenry, Sie ebenfalls! An alle ein dickes Lob! – Oh, was ist das …?« Sie zeigte auf einen Punkt in der Luft.

»Was ist was, Sir?«, fragte McHenry.

»Die Farben!«, rief Shelby aufgeregt – dann kippte sie um. Si Cwan konnte sie gerade noch rechtzeitig auffangen, bevor sie auf dem Boden aufgeschlagen wäre.

Aber das war noch gar nicht das Schlimmste.

Sie war nicht bewusstlos, keineswegs. Nein, das wäre zu gnädig gewesen. Stattdessen starrte sie in die Luft. Und Si Cwan fragte besorgt: »Ist alles in Ordnung, Commander?«

»Es sind ganz unterschiedliche Farben!«, antwortete Shelby. »Blau, grün, rosa …«

Si Cwan blickte sich verdutzt zum übrigen Brückenpersonal um, doch die Leute wirkten genauso verblüfft wie er. »Wovon reden Sie, Commander?«

»Von den Farben!«, entgegnete Shelby begeistert. Dann fiel sie in Ohnmacht.

Shelby schaltete die Videoaufzeichnung ab und bemühte sich, ihre Empfindungen nicht zu deutlich zu zeigen. Allerdings war sie damit nicht besonders erfolgreich.

»Sie haben darauf bestanden, es zu sehen, Commander«, rief Maxwell ihr ins Gedächtnis, als befürchtete er, sie könnte ihre Verärgerung an ihm auslassen. »Ich habe davon abgeraten. Erinnern Sie sich noch?«

»Ich erinnere mich«, sagte sie seufzend.

»Es hat nichts zu bedeuten, Commander. Sie haben bloß … vor sich hin geredet. Sie haben mit offenen Augen geträumt. Ich versichere Ihnen, dass inzwischen niemand mehr daran denkt. Alle Beteiligten haben es längst vergessen. Und ich bin überzeugt, dass niemand Sie deswegen aufziehen wird.«

Sie warf ihm einen trostlosen Blick zu. »Auf diesem Schiff? So etwas wird niemand vergessen!«, sagte sie, als wäre sie soeben in den Wagen gestiegen, der sie zur Guillotine bringen sollte. Sie schlug die Hände vors Gesicht. »Es führt kein Weg an der Wahrheit vorbei, Doktor! Ich bin so gut wie tot!«

»Für eine Tote sieht sie ziemlich gesund aus.«

Mackenzie Calhoun, der Captain der Excalibur, kratzte sich nachdenklich am Kinn, während er das Bild auf dem Computermonitor betrachtete. Links und rechts von ihm saßen Botschafter Si Cwan – ein ehemaliger Angehöriger der thallonianischen Herrscherklasse – und Lieutenant Robin Lefler, die als Ops-Offizier des Schiffes arbeitete und zeitweise als Verbindungsoffizier für Cwan fungierte. Obwohl Lefler normalerweise gut gelaunt war, zeigte sie nach dieser Bemerkung des Captains nicht die Spur eines Lächelns. Si Cwan, der meistens eine unbewegliche Miene an den Tag legte, wirkte nicht anders als sonst.

Calhoun beugte sich nachdenklich vor, als könnte er aus größerer Nähe irgendwelche Informationen gewinnen, die ihm bislang entgangen waren. Der Bildschirm zeigte eine Frau mit langem schwarzem Haar, einem kantigen Kinn, einer schmalen Nase und einem intensiven Blick, der etwas Durchdringendes und äußerst Intelligentes hatte. Vielleicht war es zu weit hergeholt, all diese Dinge in eine bloße Fotografie hineinzuinterpretieren, die zum Zweck der Computererkennung angefertigt worden war. Er konnte nur rätseln, ob sie in Wirklichkeit genauso wie auf diesem einfachen Foto wirkte.

»Dann wollen wir mal sehen, ob ich alles richtig verstanden habe«, sagte er nach einer Weile und wandte Lefler den Blick zu. »Die Momidianer, die im Gamma-Hydrinae-System leben, behaupten, dass sich diese Frau vor etwa fünf Jahren auf ihrem Planeten herumgetrieben hat. Damit hätte sie sich sowohl in den Augen der Momidianer als auch in denen der Herrscher des Thallonianischen Imperiums des unbefugten Eindringens schuldig gemacht.« Bei seinen letzten Worten bedachte er Si Cwan mit einem respektvollen Blick.

»Korrekt.«

»Wenn die Momidianer sie an die Thallonianer ausgeliefert hätten, wäre sie höchstwahrscheinlich exekutiert worden.«

»Mir missfällt der Begriff ‚exekutieren‘«, sagte Si Cwan. »Er klingt in meinen Ohren geschmacklos, grausam und äußerst unpersönlich.«

»Verzeihung, Botschafter«, erwiderte Calhoun. »Wie wäre es mit ‚getötet‘?«

»Schon viel besser.«

»Wie Sie meinen. Also hätte man sie höchstwahrscheinlich getötet.« Als Si Cwan zustimmend nickte, fuhr er fort. »Dennoch war man nicht bereit, ihr unbefugtes Eindringen und den Verdacht auf Spionage ungesühnt zu lassen, weshalb man sie inhaftierte. Haben die Momidianer irgendeinen Hinweis darauf gegeben, was sie zu verbergen haben, das möglicherweise das Interesse eines Spions wecken könnte?«

Si Cwan blickte zu Lefler, an die sich die Frage offenbar richtete. Doch sie gab keine Antwort und erweckte überhaupt den Eindruck, als würde sie kaum zuhören. Unter dem Tisch versetzte er ihr einen leichten Stoß gegen das Schienbein, während er die Beantwortung der Frage übernahm. »Nicht den geringsten Hinweis, Captain. Sie verhalten sich äußerst vorsichtig. Wie die meisten vernunftbegabten Lebewesen hüten sie ihre Geheimnisse sehr sorgfältig.«

»Gut. Damit müssen wir uns vorläufig nicht weiter beschäftigen. Aber jetzt«, sagte er und trommelte mit den Fingern auf dem Tisch, »wollen sie sich bei uns einschmeicheln und bieten an, uns diese Frau zu übergeben. Eine gewisse Morgan Primus.« Obwohl er den Namen kannte, schaute er zur Sicherheit noch einmal auf den Computerbildschirm – wie jemand, der zwar gerade erst auf seine Armbanduhr geschaut hat, aber automatisch einen zweiten Blick darauf wirft, wenn er nur eine Sekunde später nach der Uhrzeit gefragt wird. »Als Gegenleistung für die Übergabe stellen die Momidianer gewisse Bedingungen, die Sie, Lieutenant Lefler, für durchaus vernünftig halten.«

Als er ihren Namen nachdrücklich betonte, wurde sie abrupt aus ihrem verträumten und geistesabwesenden Zustand gerissen. »Wie bitte …?« Anscheinend wurde ihr nun bewusst, dass sie sich überhaupt nicht auf die Frage konzentriert hatte.

»Die Momidianer«, gab Si Cwan ihr ein Stichwort. »Ihre Bedingungen …«

»Ja, sicher! Sie sind durchaus vernünftig, Sir«, sagte sie hastig. »Es handelt sich um ein einfaches Volk. Sie möchten den Rat von Landwirtschaftsexperten bezüglich der Konstruktion eines neuen Bewässerungssystems, das sie für den Ackerbau entwickelt haben. Ach ja, und dann ist noch eine Grippeepidemie in einer abgelegenen Provinz aufgetreten. Sie glauben zwar, ein Heilmittel gefunden zu haben, aber es würde noch schätzungsweise zwei Wochen dauern, bis die Tests abgeschlossen sind. Sie möchten wissen, ob wir diese Zeitspanne mit unseren Möglichkeiten verkürzen können.«

»Und …?«

»Ich habe die Anfrage bereits an Dr. Maxwell weitergeleitet, Sir. Er hat mir versichert, dass unser Labor die Wirksamkeit des Mittels durch Vergleichs- und Molekularanalysen innerhalb von drei Stunden überprüfen könnte.«

»Gut. Und falls der Doktor irgendeinen Fehler in der Formel entdeckt, wäre er sicherlich nicht damit überfordert, die Sache zu korrigieren, wie ich vermute.«

»Was in die Nähe einer Verletzung der Obersten Direktive käme, nicht wahr, Captain?«, warf Si Cwan ein.

»In die Nähe, aber nicht nahe genug, Botschafter«, erwiderte Calhoun. »Doch für einen derartigen Fall hat uns die Sternenflotte einen gewissen Handlungsspielraum gewährt. Wenn wir uns also mit diesen Bedingungen einverstanden erklären, Lieutenant, würden die Momidianer uns diese Frau überlassen.«

»Richtig, Sir.«

»Eine Frau, von der Sie behaupten, sie könnte die Zwillingsschwester Ihrer Mutter sein.«

»Nicht die Zwillingsschwester«, sagte Lefler und klopfte mit einem Fingerknöchel auf den Bildschirm. »Sie ist meine Mutter.«

»Ihre Mutter, von der Sie sagen, dass sie vor etwa zehn Jahren bei einem Shuttleunfall ums Leben kam.«

Lefler reckte die Schultern, da Calhoun sich keine Mühe gegeben hatte, seine Ungläubigkeit vor ihr zu verbergen. »Richtig, Sir. Morgan Lefler. Zumindest habe ich sie immer unter diesem Namen gekannt. ‚Primus‘ war nicht einmal ihr Mädchenname. Ich habe keine Ahnung, was es mit diesem Namen auf sich haben könnte.«

»Ereignete sich der Shuttleunfall irgendwo hier in der Nähe?«

»Nein, Sir. Es war auf der Erde – in New Jersey, um genau zu sein. Sie hatte Urlaub und besuchte dort ihre Familie. Sie war mit einem privaten Shuttle unterwegs, als sie die Kontrolle über das Fahrzeug verlor und damit in den Atlantischen Ozean stürzte.«

»Entschuldigen Sie bitte, falls ich den Eindruck mangelnder Anteilnahme für Ihren … äh … Verlust erwecke«, sagte er und lehnte sich zurück. »Aber haben Sie irgendeine Theorie oder Vermutung, wie Ihre verstorbene Mutter von ihrem nassen Grab auf der Erde ins Gamma-Hydrinae-System gelangt sein könnte?«

»Ich glaube«, sagte sie, ohne zu zögern, da sie selbstredend gründlich über dieses Problem nachgedacht hatte, »dass sie bei diesem Unfall gar nicht starb.«

»Diese Schlussfolgerung läge in der Tat recht nahe.«

»Nach dem Absturz wurde ihre Leiche nie gefunden. Man lokalisierte die zerstörten Überreste des Shuttles, aber von ihr selbst gab es keine Spur. Da es keine Anzeichen für den Einsatz von Transport-erenergie oder einer sonstigen Fremdeinwirkung durch intelligente Lebewesen gab, die auf eine Rettung oder Entführung hingewiesen hätten, gingen wir stets davon aus, dass irgendeine … irgendeine ozeanische Lebensform ihre Leiche … äh … nun ja …«

»Gefressen hat?«, half Si Cwan ihr auf die Sprünge, als sie nicht weitersprach.

Sie feuerte einen eisigen Blick in seine Richtung ab. »Ja, vielen Dank! Das war der Begriff, nach dem ich verzweifelt gesucht habe.«

»Keine Ursache«, erwiderte Si Cwan freundlich. Der Sarkasmus in ihrer Bemerkung schien ihm völlig zu entgehen.

»Ich bin der Überzeugung«, fuhr Lefler fort, »dass wir – mein Vater und ich – glauben sollten, dass sie getötet wurde.«

»Sie könnte entführt worden sein.«

»So ist es.«

»Aber ich dachte, Sie hätten gesagt …«

»Soweit ich mich zurückerinnern kann, wurde sie mindestens acht Mal entführt. Sie war alles andere als das Heimchen am Herd. Aber sie kam jedes Mal nach einigen Tagen wieder zurück. Nach dem Unfall machten mein Vater und ich uns noch längere Zeit Hoffnungen. Wir dachten, sie würde irgendwann einfach durch die Haustür hereinspazieren. Doch dann mussten wir davon ausgehen, dass sie tatsächlich ums Leben gekommen war.«

»Wie haben sich Ihre Eltern verstanden? Glücklich verheiratet und so weiter?«

»Meines Wissens ja, Sir. Zumindest hat mein Vaters nichts gesagt, was auf das Gegenteil hingedeutet hätte. Er, äh …« Sie senkte den Blick. »Er … starb einige Jahre später, kurz nachdem ich zur Sternenflotte gegangen war. Er hatte sich seit ihrem Tod sehr verändert, und ich erhielt den Eindruck, dass er sich … einfach vom Leben verabschiedete. Als hätte er nur gewartet, bis ich mir ein eigenes Leben eingerichtet hatte, um dann …«

Si Cwan legte seine Hand auf ihre. Es war ein recht extremer Kontrast, da seine Hände groß und rot waren und ihre klein, blass und eher zierlich. Unter anderen Umständen hätte sie mit einem wohligen, erregten Schauder auf den körperlichen Kontakt reagiert, doch nun war sie ihm für diese Geste einfach nur dankbar. Sie drückte seine Hand, und er nickte leicht, als wollte er ihr damit sagen, dass er es verstanden hatte.

»Das tut mir leid, Lieutenant«, sagte Calhoun zu ihr. »Aber damit lässt sich immer noch nicht die Frage beantworten, warum sie vor zehn Jahren spurlos verschwand und nun plötzlich im thallonianischen Raumsektor wieder aufgetaucht ist.«

»Ich weiß es nicht!«, entgegnete Lefler in unangemessener Lautstärke, insbesondere ihrem Vorgesetzten gegenüber, wie ihr im nächsten Moment bewusst wurde. Sie sah ihn verlegen an, doch er hob nur beschwichtigend eine Hand, damit sie sich keine Sorgen wegen dieses Bruchs der Etikette machte. »Ich weiß es nicht«, wiederholte sie etwas ruhiger. »Das dürfte wohl auch der Grund sein, warum ich es gerne herausfinden möchte. Wann brechen wir auf, Sir? Unsere Mission auf Zondar ist abgeschlossen, aber wir haben den Orbit noch nicht verlassen. Wir könnten unverzüglich Kurs auf …«

»Falls es Ihnen entgangen ist, Lieutenant, möchte ich Sie darauf hinweisen, dass unser Wissenschaftsoffizier noch nicht aufs Schiff zurückgekehrt ist.«

»Ja, natürlich ist es mir nicht entgangen, Sir. Sie untersucht auf Zondar irgendeine archäologische Ausgrabungsstätte. Ließe sich diese Arbeit nicht ein andermal weiterführen, Sir? Oder wir lassen Soleta hier und holen sie später wieder ab.«

»Lieutenant, ich kann Ihre Ungeduld verstehen, aber es handelt sich nicht um einen Notfall.«

»Captain!«

Er schüttelte den Kopf, und ein amüsiertes Lächeln spielte um seine Mundwinkel. »Wenn es sich tatsächlich um Ihre Mutter handelt, Lieutenant, und wenn Sie sie in den vergangenen zehn Jahren für tot gehalten haben und sie die letzten fünf Jahre auf Momidium verbracht hat, dann werden ein paar Tage mehr oder weniger die Galaxis nicht ins Chaos stürzen.«

»Dann lassen Sie mich vorausfliegen.«

»Abgelehnt, Lieutenant. Als ich das letzte Mal Mitglieder meiner Besatzung in einem Runabout vorausgeschickt habe, geschah es mit den besten Absichten und hatte katastrophale Folgen.«

»Captain, die Situationen sind kaum miteinander vergleichbar«, sagte Si Cwan. »Ich weiß, worauf Sie anspielen. Als das Raumschiff Kayven Ryin uns mitteilte, dass meine Schwester an Bord sei, erwies sich das Ganze als Falle, die mir von meinem Erzfeind gestellt wurde. Doch jetzt haben wir es mit ganz anderen Voraussetzungen zu tun. Schließlich hat der Lieutenant keine Erzfeinde in diesem Sektor.«

»Das habe ich auch nicht behauptet, Botschafter«, erwiderte Calhoun. »Aber wenn ich zulasse, dass irgendein Besatzungsmitglied die Excalibur verlässt, begibt es sich damit in potenzielle Gefahr. Ich würde nicht zögern, einen solchen Befehl zu geben, wenn es unbedingt notwendig wäre. In diesem Fall habe ich jedoch nicht den Eindruck, dass dem so ist.«

»Aber, Captain …«, begann Lefler.

Er sah sie ruhig an. »Lieutenant, sind Sie der Ansicht, dass meine Entscheidung ausführlich diskutiert werden müsste?«

Sie öffnete den Mund, doch kurz darauf schloss sie ihn wieder und senkte den Blick. »Nein, Sir«, sagte sie schnell.

»Gut. Denn Lieutenant Soletas Untersuchungen könnten sich für unsere laufende Mission als äußerst bedeutsam erweisen. Daher werde ich sie nicht mit gezücktem Phaser auffordern, sich zu beeilen. Ebenso wenig werde ich sie auf Zondar zurücklassen, nur damit wir Ihre angebliche Mutter abholen können.«

»Ja, Sir«, sagte Lefler seufzend.

Calhoun tippte auf seinen Kommunikator. »Calhoun an Soleta.«

Es dauerte nicht lange, bis sich die Stimme des Wissenschaftsoffiziers meldete. »Soleta hier.«

»Lieutenant, ich möchte Sie nicht drängen, aber es gibt eine neue Entwicklung, die möglicherweise unsere Aufmerksamkeit erfordert. Können Sie eine grobe Schätzung abgeben, wann Sie die Untersuchung von Ontears Höhle abgeschlossen haben werden?«

»In neunzehn Stunden und siebenundzwanzig Minuten, Captain.«

Er blinzelte verdutzt. »In neunzehn Stunden und siebenundzwanzig Minuten?«

»Ja, Sir.«

»Es erstaunt mich, dass Sie keine Angabe über die Anzahl der noch benötigten Sekunden gemacht haben.«

»Sie baten mich um eine grobe Schätzung, Captain«, erwiderte sie.

»Richtig«, musste Calhoun einräumen. »Also gut, vielen Dank, Lieutenant. Calhoun Ende.« Er wandte sich wieder Lefler und Si Cwan zu. »Botschafter, bitte nehmen Sie Kontakt mit der Regierung von Momidium auf. Teilen Sie ihnen mit, dass die angegebenen Bedingungen akzeptabel sind. Natürlich besteht hinsichtlich der Epidemie ein gewisser Zeitdruck, aber wir können erst in etwa einem Standardtag aufbrechen. So lange werden sie es sicher noch aushalten.«

»Ich schätze, ihnen wird nichts anderes übrig bleiben«, sagte Si Cwan.

»Lieutenant, halten Sie Dr. Maxwell auf dem Laufenden. Informieren Sie ihn, dass wir in dieser Angelegenheit die Unterstützung der Krankenstation benötigen und dass man zu diesem Zweck Laborzeit freihalten soll.«

»Ja, Sir.«

Er schlug die Hände auf den Tisch. »Das klingt nach einem Plan! Sofern keine weiteren Probleme anstehen …«

Si Cwan und Lefler tauschten einen fragenden Blick aus. »Nein, ich denke, das dürfte vorläufig alles sein, Captain«, sagte Lefler.

»Gut.« Er stand auf, zögerte kurz und fügte hinzu: »Lieutenant … ich möchte nur noch sagen, dass es mir aufrichtig leidtut, was mit Ihren Eltern geschehen ist.«

»Vielen Dank, Captain.«

Er nickte und ging hinaus.

Lefler seufzte und setzte sich wieder. »Das lief nicht so gut, wie ich gehofft hatte.«

»Immerhin ist er einverstanden, als nächstes Ziel Momidium anzufliegen«, gab Si Cwan zu bedenken. »Angesichts der großen Anzahl an Welten, die um unsere Aufmerksamkeit buhlen, würde ich das als Erfolg werten.«

Sie beugte sich nachdenklich vor und stemmte die Ellbogen auf den Tisch. »Es ist verrückt, Si Cwan. Ich komme mir vor wie Alice.«

»Alice?« Er runzelte die Stirn. »Was ist ein ‚Alice‘?«

Sie seufzte. »Es war das Lieblingsbuch meiner Kinderzeit. Alice im Wunderland. Meine Mutter hatte es mir geschenkt.«

»Ich bedaure es zutiefst, aber ich habe nie davon gehört.«

»Ich kann mir kaum vorstellen, dass es jemals auf der thallonianischen Bestsellerliste auftauchen würde«, sagte sie, obwohl ihr eigentlich gar nicht nach Scherzen zumute war. »Zum Zeitpunkt des Erscheinens galt es als recht subversiv. Es war als Satire auf die britische … auf eine damalige Lokalregierung der Erde gedacht. Aber die Geschichte funktioniert auch ohne diesen Hintergrund. Es geht um ein junges Mädchen, das in ein Loch fällt, das von einem Tier namens Kaninchen gegraben wurde. So landet Alice in einer sehr seltsamen und geheimnisvollen Welt, in der es ziemlich unsinnig zugeht. Das Buch ist seit Jahrhunderten recht populär.«

»Das kann ich mir durchaus vorstellen. Der Eintritt in eine unsinnig erscheinende Welt? Mein lieber Lieutenant, dieser Vorgang wird für gewöhnlich mit dem Begriff ‚Geburt‘ umschrieben. Oder geben Sie sich etwa der Illusion hin, das Leben sei in irgendeiner Weise sinnvoll?«

»Ich bin mir nicht sicher … Verdammt, Sie müssen doch auch davon ausgehen, dass gewisse Dinge einfach gegeben sind, oder?«

»Gegeben?« Er sah sie zweifelnd an, dann stand er auf und ging langsam im Raum herum, ohne den Blick von ihr abzuwenden. Seine Augen hatten etwas Durchdringendes, was sie normalerweise als sehr attraktiv empfand, doch in diesem Moment konnte sie gar nicht richtig darauf achten. »Welche Dinge sollen gegeben sein?«

»Meine Mutter zu verlieren, war …« Sie atmete tief durch. »Hören Sie, über so etwas müssen wir eigentlich nicht diskutieren. Ich meine, es ist ziemlich persönlich. Und wir beide … kennen uns eigentlich nicht besonders gut, wenn wir mal ehrlich sind. Ich meine, wir kennen uns zwar schon seit einiger Zeit, aber noch nicht so lange, dass ich mühelos mit Ihnen über solche Sachen reden kann.«

»Sind Sie sich sicher?«

Er stand jetzt genau hinter ihr und legte ihr eine Hand auf die Schulter. Sie spürte seine Kraft – noch mehr als vorhin, als er ihre Hand berührt hatte. Ein Teil von ihr wollte ihn umarmen, einfach vor dem Durcheinander in ihrem Kopf in seine großen und starken Arme fliehen, um sich vor dem Rest der Welt abschirmen zu lassen. Aber sie kam sich so schwach und verletzlich vor, mehr als jemals zuvor in ihrem Leben. Ihre Instinkte rieten ihr, auf Abstand zu ihm zu gehen, und nach kurzer Überlegung war es genau das, wofür sie sich entschied.

Sie stand hastig auf und stieß dabei behutsam seine Hand zurück. »Es tut mir leid«, sagte sie. Es klang schroffer, als sie beabsichtigt hatte.

»Sie müssen sich nicht entschuldigen«, erwiderte er sanft. »Sie haben es im Augenblick nicht leicht.«

»Eigentlich sollte ich froh sein«, sagte sie, obwohl sie eher mit sich selbst als zu ihm sprach. »Wirklich. Ich meine … wenn sie es ist, wenn sie es tatsächlich ist … bekomme ich eine zweite Chance. Ganz gleich, wieso es geschieht, ich habe eine zweite Chance, und das ist doch schon eine ganze Menge, nicht wahr?«

»Tatsächlich?«

»Ja«, sagte sie entschieden. »Ja, das ist es. Es ist alles in Ordnung, und wir müssen nicht mehr darüber reden. Ich danke Ihnen für Ihre Hilfsbereitschaft, aber ich komme jetzt zurecht. Okay?«

»Okay.«

»Und ich sollte in einem freudigen Moment nicht nach Makeln suchen. Leflers Gesetz Nummer zweiunddreißig: Wenn das Leben dir eine Limonade in die Hand gibt, versuch nicht, Zitronen daraus zu machen. Stimmen Sie mir zu?«

»Möglicherweise – wenn ich wüsste, was eine Limonade ist.«

»Gut. Sehr gut.« Sie schien noch etwas sagen zu wollen, doch dann verließ sie überstürzt den Raum und ließ einen reichlich verwirrten Si Cwan zurück, der sich fragte, ob er vielleicht etwas Falsches gesagt hatte.

II

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Ensign Ronni Beth lag auf einer Untersuchungsliege in der Krankenstation. Ihr lockiges Haar umrahmte ihr Gesicht wie eine strahlende Korona. Dr. Karen Kurdziel las die Anzeigen der Instrumente ab und nickte zufrieden. Sie war eine adrette Frau mit blauen Haaren, einem scheinbar unerschöpflichen Vorrat an Geduld und einem scharfen Sinn für das Absurde. Diese Eigenschaften waren ihr in der gegenwärtigen Situation äußerst nützlich.

»Ich werde ihn umbringen«, sagte Beth ungefähr zum hundertsten Mal.

»Ich weiß«, erwiderte Kurdziel. »Diese Absicht haben Sie bereits mit aller Deutlichkeit zum Ausdruck gebracht.« Sie richtete einen Trikorder auf Beths Fußknöchel. »Er ist schon ganz gut verheilt. Tun Sie mir doch bitte den Gefallen, und halten Sie sich von den Pisten fern, Ron. Selbst Holodeckabfahrten können für Ski-Neulinge äußerst tückisch sein.«

»Ja, ja, ja«, murrte Ronni ungeduldig. »Kann ich mich jetzt aufsetzen?«

Kurdziel nickte, und Beth richtete sich auf. Vorsichtig zog sie ihren Schuh wieder an. »Er sollte eigentlich dabei sein«, schnaubte sie. »Habe ich Ihnen das schon gesagt?«

»Ja«, antwortete Kurdziel.

Beth sprach weiter, als hätte sie die Ärztin gar nicht gehört. »Ich war mit Christiano auf der Piste verabredet. Er hat mir versprochen, da zu sein. Dann hat er sich verspätet, und ich dachte mir: Kein Problem, dann mache ich eben selbst einen Probelauf. Ich meine, das kann doch nicht so schwierig sein!«

»Und dann wurden Sie eines Besseren belehrt.« Kurdziel bemühte sich um Mitgefühl, doch selbst ihre scheinbar unerschöpfliche Geduld ließ allmählich nach. Beth hatte eine Affäre mit Ensign Christiano gehabt, der ebenso wie sie im Maschinenraum arbeitete. Doch diese Beziehung war offensichtlich vor Kurzem in die Brüche gegangen, wie Beth jeder Person mitteilte, die sich länger als fünf Sekunden in ihrer Nähe aufhielt.

»Ja, aber dann kam es noch viel schlimmer, als ich kurz darauf in Bezug auf Christiano eines Besseren belehrt wurde. Er war nämlich mit einer anderen Frau zusammen. Und das, nachdem ich ihm den Ring geschenkt habe!«

»Einen Ring?« Das war Kurdziel neu. »Was für einen Ring?«

»Ich habe ihn auf Raumstation K-19 bei einem Händler gekauft. Kurz bevor ich meinen Dienst auf der Excalibur antrat. Ich wollte … ich weiß auch nicht … ich wollte ihn aufheben, bis ich den richtigen Mann gefunden habe. Und ich dachte, Christiano wäre der richtige Mann.«

»Dann verlangen Sie einfach, dass er Ihnen den Ring zurückgibt«, sagte Kurdziel völlig sachlich.

»Das kann ich nicht tun!«, erwiderte Beth entrüstet. »Es war ein Geschenk!«

»Ist es nicht üblich, die Ringe zurückzugeben, wenn eine Verlobung gelöst wird?«

»Aber es hatte gar nichts mit einer Verlobung zu tun. Ich habe ihm den Ring nur geschenkt, weil …« Sie wandte den Blick ab. »Weil ich wirklich glaubte, er sei der Richtige. Also habe ich nicht weiter nachgedacht und etwas Dummes getan. Aber jetzt weiß ich für die Zukunft Bescheid. Lebe und lerne.«

»Das tut mir leid, Ensign.«

»Tja, ich schätze, dieses Universum ist einfach ungerecht.«

Sie schien noch etwas hinzufügen zu wollen, doch dann fiel ihr etwas anderes auf. Sie wollte nicht mit dem Finger darauf zeigen, weil es ihr unhöflich vorgekommen wäre. Also deutete sie nur mit einem Nicken in die allgemeine Richtung und fragte: »Sie ist schon wieder auf den Beinen?«

Kurdziel drehte sich um, und statt einer direkten Antwort auf die Frage sagte sie: »Commander. Sie scheinen sich gut erholt zu haben.«

Commander Shelby marschierte in ihrer gewohnt selbstbewussten Art durch die Krankenstation. Ihr Gesicht war nach den Verletzungen, die sie sich im Verlauf einer recht rabiaten Exkursion auf die Oberfläche Zondars zugezogen hatte, zwar noch etwas farblos, doch ansonsten wirkte sie ziemlich fit.

»Sind Sie bereit, Ihre Arbeit wieder aufzunehmen?«, fragte Dr. Kurdziel.

»Ich denke schon«, sagte Shelby freundlich und bewegte ihre Schultern. »Ich fühle mich noch etwas verspannt, aber Dr. Maxwell versicherte mir, dass sich das demnächst geben wird.«

»Wenn er es sagt, wird es bestimmt so sein.«

»Zumindest bin ich diensttauglich.« Sie lächelte mit einer gewissen Erleichterung. »Es bekommt mir nicht, herumzusitzen und auf meine vollständige Genesung zu warten. Ich bin froh, wieder etwas zu tun zu haben.«

»Beim letzten Mal sollen Sie sich … etwas zu schnell zum Dienst zurückgemeldet haben …«, sagte Ronni Beth. Unter dem leicht benebelnden Einfluss des Schmerzmittels wurde ihr erst jetzt bewusst, dass sie laut gesprochen hatte. Vermutlich gab es keinen wunden Punkt, an dem sie Shelby schlimmer hätte treffen können. Wenn sie bei klarem Verstand gewesen wäre, hätte sie so etwas niemals gesagt.

Shelby, die mit dem Rücken zu ihr stand, drehte sich langsam um. Das Lächeln war auf ihrem Gesicht erstarrt. »Wie bitte?«, fragte sie mit einer Stimme, die eine Supernova vereist hätte.

»Entschuldigung, ich wollte nicht … Oh, ist es wirklich schon so spät?« Beth sprang von der Liege und bemühte sich, nicht zu humpeln. »Ich sollte mich schleunigst auf den Weg machen …«

»Ich habe Ihnen eine Frage gestellt, Ensign«, sagte Shelby, trat einen Schritt vor und versperrte Beth den Weg, um ihr unmissverständlich klarzumachen, dass sie jetzt nirgendwohin gehen würde.

»Ich …« Sie blickte sich hilfesuchend zu Kurdziel um, doch die Ärztin zuckte nur mit den Schultern, als wollte sie sagen: Diesen Kampf müssen Sie alleine austragen. »Nun«, begann Beth, der die Situation sichtlich unangenehm war, »man sagt, Sie seien während eines Roten Alarms auf die Brücke zurückgekehrt und auf Kollisionskurs mit einer Sonne gegangen. Und dann sollen Sie angeblich das Bewusstsein verloren haben, nachdem Sie … etwas sahen …«

»Nachdem ich was sah?«, bohrte Shelby gnadenlos weiter.

Beth sagte etwas, das zu leise war, um es verstehen zu können.

»Könnten Sie das bitte etwas lauter wiederholen«, drängte Shelby.

»Farben«, murmelte Beth. »Man erzählt sich, Sie hätten in die Luft gezeigt und gesagt: ‚Oh, was ist das? Farben!‘ Dann sollen Sie in Ohnmacht gefallen sein.«

»Und hat ‚man‘ auch erwähnt, dass ich durch dieses Manöver vor Zondars Sonne dieses Schiff und die gesamte Besatzung gerettet habe?«, fragte Shelby. »Einschließlich Ihrer Person, wenn ich das hinzufügen darf?«

»Ja … daran besteht kein Zweifel«, räumte Beth ein.

»Gut. Denn falls sich die Besatzung auf meine Kosten amüsiert«, sagte Shelby laut genug, um von allen Anwesenden in der Krankenstation gehört zu werden, »sollte ‚man‘ keineswegs vergessen, dass den Offizieren eines Föderationsraumschiffs ein gewisser Respekt gebührt. Insbesondere Senior-Offizieren, die durch ihre Handlungen das Leben aller Besatzungsmitglieder der Excalibur gerettet haben. Verstanden?«

»Verstanden, Commander.«

»Verstanden?«, wiederholte sie in die Richtung des übrigen Personals der Krankenstation, das ihre Frage mit einem Nicken beantwortete. Nachdem das geklärt war, reckte sie die Schultern und verließ den Raum.

Leflers Quartier war nicht besonders groß, aber sie hatte sich nie viel aus Luxus gemacht. Sie hielt sich gerne in Gesellschaft anderer Menschen auf und verbrachte daher nur wenig Zeit in ihrem Quartier. Einer ihrer Freunde hatte einmal gesagt, dass Robin Lefler sich nur vor einer Sache in der ganzen Galaxis fürchtete, nämlich davor, allein zu sein. Ihr Bedürfnis nach Gesellschaft sei so dominant, dass es ihr vor der bloßen Vorstellung völliger Einsamkeit regelrecht graue. Als die Einschätzung ihres Freundes an ihre Ohren gedrungen war, hatte Lefler sie vehement zurückgewiesen, sich allerdings insgeheim gefragt, ob vielleicht ein Körnchen Wahrheit darin stecken könnte.

Doch zum gegenwärtigen Zeitpunkt wünschte sie sich nichts sehnlicher, als allein zu sein. Obwohl sie im Dienst war, obwohl sie eigentlich ihren Posten auf der Brücke besetzen sollte, verkroch sie sich in ihrem Quartier und war froh, als die Tür hinter ihr zuglitt. Sie schloss die Augen, lehnte sich gegen eine Wand und schüttelte langsam den Kopf. »Sie kann es nicht sein«, flüsterte sie. »So etwas kann sie unmöglich getan haben. Sie kann es einfach nicht sein.«

Sie wiederholte diese Sätze noch einige Male, bevor sie sich zusammenriss und an einen Schrank trat. Sie öffnete eine Schublade, kramte eine Weile darin herum und holte dann eine Holoröhre hervor. Der Zylinder war etwa fünfzehn Zentimeter lang und enthielt ein sorgsam konserviertes Hologramm ihrer Mutter Morgan Lefler.

Sie erinnerte sich noch genau an den Tag, als sie den Zylinder erhalten hatte. Es war einen Tag vor dem Tod ihrer Mutter gewesen.

Und sie erinnerte sich an die Ironie, die ihr schwer zu schaffen gemacht hatte. Wie ihre Mutter das Hologramm angeblich ganz spontan anfertigen ließ. Als Geschenk für ihre geliebte Tochter, ein Souvenir ohne besondere Bedeutung, außer dass ihre Mutter an sie dachte. Nein … nein, es hatte doch eine Bedeutung gehabt, wie Lefler sich jetzt erinnerte. Am Abend zuvor war es zu einem heftigen Streit mit ihrer Mutter gekommen. Dann hatte Morgan erklärt, dass sie sich um andere Dinge kümmern und am nächsten Tag unbedingt Verwandte besuchen musste, sodass sie ihre Tochter – zum letzten Mal, wie sich später erwies – allein zurückließ, ohne den Streit beigelegt zu haben. Robin zermarterte sich das Hirn und versuchte, sich zu erinnern, was der Anlass für ihre Auseinandersetzung gewesen war, aber es wollte ihr nicht gelingen.

Sie wusste nur noch, wie schuldig sie sich gefühlt hatte, als sie das Hologramm bekam, einen Tag bevor ihre Mutter gestorben war.

Nicht gestorben.

Nachdem sie sie verlassen hatte.

Mit einem erstickten Schrei der Verzweiflung, Wut und Erniedrigung holte Lefler aus und schleuderte die Holoröhre mit aller Kraft von sich. Sie verfolgte den Flug quer durch den Raum und stellte sich bereits vor, wie das Ding an der Wand zersplitterte, wie sich die empfindliche Technik in Form metallener Schneeflocken über den Boden verteilte.

Bedauerlicherweise – oder glücklicherweise, je nachdem, wie man es betrachtete – war die Holoröhre sehr stabil konstruiert. Sie prallte lediglich von der Wand ab und landete mit einem nicht allzu lauten Poltern auf dem Boden. Sie rollte noch ein Stück weiter und kam dann zur Ruhe.

Lefler betrachtete den Gegenstand und hatte das Gefühl, er würde ihren Blick spöttisch erwidern. Neue Wut baute sich in ihr auf, dann lief sie zur Holoröhre und trat mit dem Stiefelabsatz darauf. Doch das Ding sprang einfach zur Seite weg, rollte bis zur Wand und blieb dort liegen.

Robin stieß einen Seufzer aus, als ihre größte Wut verraucht war. Sie hob die Holoröhre wieder auf, betrachtete sie nachdenklich und schüttelte langsam den Kopf. »Du hattest schon immer die Begabung, alles von dir abprallen zu lassen, Mutter«, sagte sie bedauernd, bevor sie die Röhre sorgfältig in die Schublade zurücklegte, aus der sie sie genommen hatte.

Shelby war überzeugt, dass sie alle anstarrten.

Hör auf! Du leidest an Verfolgungswahn!, tadelte sie sich, aber sie konnte einfach nicht anders. Als sie durch die Korridore der Excalibur lief, interpretierte sie eine verborgene Bedeutung in jeden Blick und jedes Nicken hinein, obwohl sie sich früher bei genau denselben Reaktionen nichts Besonderes gedacht hätte. Sie war sich sicher, dass die gesamte Besatzung hinter ihrem Rücken über sie lachte.

Farben?

Was hatte sie sich nur dabei gedacht? Was in Gottes Namen war ihr durch den Kopf gegangen?

Obwohl sie sich alle Mühe gab, konnte sie sich keinen Grund vorstellen, warum ihr eine so unsinnige Bemerkung über die Lippen gekommen sein sollte. Gut, sie war etwas angeschlagen gewesen. Als man sie wieder auf die Krankenstation geschafft hatte, konnten die Ärzte gar nicht fassen, dass sie überhaupt noch in der Lage war, sich auf den Beinen zu halten. Trotzdem …

Farben?

Welcher Teufel hatte sie geritten?

Es war einfach lächerlich, erkannte Shelby, als sie sich auf den Weg zum Turbolift machte. Sie wusste nicht, warum sie sich so verhalten hatte.

Okay, das stimmte natürlich nicht ganz. Sie ahnte zumindest etwas. Es hatte mit der Tatsache zu tun, dass sie sich auf diesem Schiff gelegentlich wie ein Außenseiter vorkam. Ihre Dienstauffassung unterschied sich erheblich von der Mackenzie Calhouns, und obwohl sie als Team arbeiten sollten, gewann sie immer wieder den Eindruck, in starker Konkurrenz zu ihm zu stehen. Das war der wahre Grund. In vielerlei Hinsicht – eigentlich in jeder Hinsicht – glaubte Shelby, dass sie nicht besonders gut für einen Führungsposten qualifiziert war, sich aber auf jeden Fall besser als Calhoun machen würde. Trotzdem unterstützte sie ihn, wo sie konnte, doch wie es schien, war er bei der Besatzung beliebter als sie.

Es geht nicht darum, sich beliebt zu machen, tadelte sie sich. Ganz und gar nicht. Es ging darum, die Arbeit zu erledigen und im Sinne der Sternenflotte tätig zu werden. Es ging um Routine und Vorschriften. Und darum, mit heilem Schiff und gesunder Besatzung zurückzukehren. Dieser verdammte Calhoun konnte es sich erlauben, extravagant, wagemutig und heldenhaft aufzutreten. Schließlich hatte er Shelby, die anschließend für ihn aufräumte. Shelby, die ihm den Ärger mit der Sternenflotte vom Hals hielt, die ihn an das korrekte Prozedere erinnerte, wenn er wieder einmal gedankenlos die Regeln verletzte. Calhoun arbeitete fleißig daran, sich einen legendären Status zu verschaffen, während sich Shelby wie seine persönliche Assistentin vorkam.

Außerdem fühlte sie sich in ihrer Position äußerst verletzlich. Und die jüngsten Entwicklungen trugen nicht gerade dazu bei, etwas daran zu verbessern.

Verdammt nochmal, sie hatte Verletzungen erlitten! Das durfte man nicht vergessen. Das sollte sie sich ständig vor Augen halten.

Der Turbolift öffnete sich, und sie trat in die Kabine. »Brücke«, sagte sie knapp.