image

STAR TREK

NEW image FRONTIER®

Märtyrer

PETER DAVID

Based on
Star Trek
created by Gene Roddenberry

Ins Deutsche übertragen von
Bernhard Kempen

image

image

Titel der Originalausgabe: STAR TREK – NEW FRONTIER: MARTYR

German translation copyright © 2011 by Amigo Grafik GbR.

Original English language edition copyright © 1997 by CBS Studios Inc. All rights reserved.

™, ® & © 2011 CBS Studios Inc. STAR TREK and related marks and logos are trademarks of CBS Studios Inc.

This book is published by arrangement with Pocket Books, a Division of Simon & Schuster, Inc., pursuant to an exclusive license from CBS Studios Inc.

Print ISBN 978-3-942649-03-2 (Januar 2011) · EBook ISBN 978-3-942649-95-7 (November 2011)

·

HISTORISCHE
ANMERKUNG

Image

Die Haupthandlung dieses Buches findet gegen Ende des Jahres 2373 statt. Einige Wochen sind vergangen, seit die Borg erneut versuchten, die Erde zu assimilieren. Im Zuge dieser Ereignisse reiste die Enterprise-E in die Vergangenheit, traf auf Zefram Cochrane und vereitelte die Pläne der Borg (STAR TREK – DER ERSTE KONTAKT).

Kurz nach den in diesem Roman geschilderten Ereignissen wird Captain Sisko das Wurmloch verminen (DS9 »Zu den Waffen«), wodurch es zum Ausbruch des Dominion-Krieges kommt.

FÜNFHUNDERT JAHRE ZUVOR …

Image

Ontear spürte genau, woher der Wind wehte.

Trotzdem schien ihm alles und gar nichts klar zu sein, als er auf Zondars Horizont blickte. Der Rauch, der über der fernen Stadt hing, trieb nach Norden. Das war nicht gerade seine Lieblingsrichtung, da dadurch der Gestank der Leichengruben herüberwehte.

Er fragte sich, wie viele Tote es während des blutigen Bürgerkrieges auf seinem Planeten bereits gegeben hatte. Eine Million? Zwei? Er hatte längst die Übersicht über die Zahlen verloren. Sogar sein Interesse daran war letztendlich geschwunden, worin eine gewisse Ironie lag, wenn man bedachte, dass der Krieg in seinem Namen geführt wurde.

Ontear fühlte sich alt … viel älter als je zuvor. Er hatte am Eingang seiner Höhle gesessen, doch nun erhob er sich und streckte die steif gewordenen Beine. Auf seinem Kopf wuchsen keine Haare – sein ganzer Körper war völlig unbehaart, wie es für sein Volk typisch war. Seine Haut wirkte ledrig und glänzend, was den Eindruck erweckte, als wäre die Haut der Zondarianer ständig feucht oder fettig. Seine Augen standen weit auseinander, und wenn er blinzelte, tat er es mit Augenlidern, die durchsichtig waren und jedes Mal ein leises Klicken verursachten. Seine Nasenflügel blähten sich, als der Gestank der Gruben an ihm vorbeiwehte. Er fragte sich, wie viele der Leichen, die dort verbrannten, Personen gewesen waren, die er kannte. Personen, die er nach ihrer Geburt gesegnet oder die er vermählt hatte. Wie viele von ihnen hatten ihn um Rat gefragt, hatten sich von der Weisheit des Propheten Ontear führen lassen? Ontear, der Prophet, der eine große und ruhmreiche Zukunft für Zondar vorhergesehen hatte. Ontear, der alles sah, was kommen würde. Ontear, der sich des Gefühls nicht erwehren konnte, dass er ganz allein die Verantwortung für das Chaos trug, das um ihn herum ausgebrochen war.

Schon seit Langem war er davon überzeugt, in engem Kontakt zu den Göttern zu stehen. Doch an diesem speziellen Tag glaubte er, dass die Götter direkt zu ihm sprechen würden, und zwar mit einem Donnerschlag. Ontear glaubte, dass heute der Tag war, an dem die Götter über ihn richten würden.

Von unten hörte er scharrende Geräusche – Murren, Meinungsverschiedenheiten und Worte der Unentschlossenheit. Seine Jünger kamen zu ihm. Sie machten kein Geheimnis aus ihrer Anwesenheit, und was immer sie im Sinn haben mochten, war zweifellos mit einer gewissen Lautstärke verbunden. Für Ontear war es kein Anlass zu besonderer Besorgnis, denn im Grunde gab es kaum etwas, womit seine Jünger ihn wirklich überraschen konnten. Schließlich war es genau dieser Umstand, der aus einer gewöhnlichen Person einen Propheten machte.

Sie waren zu dritt und wirkten erschöpft und zerzaust, als sie sich Ontear näherten. Es war keineswegs ein einfacher Aufstieg, da sich Ontears Höhle nahe dem Gipfel eines kleineren Berges befand. Es gab begehbare Pfade, die zum Plateau hinaufführten, wo sich Ontear derzeit aufhielt, aber sie erforderten dennoch eine gute Kondition. Mehrere Abschnitte des Weges bestanden aus dicken Geröllschichten, und wer Ontear besuchen wollte, musste stets damit rechnen, dass der Boden ins Rutschen geriet und man einige Meter nach unten gerissen wurde, bevor man wieder festen Halt fand, um sich erneut den steilen Weg hinaufzukämpfen.

Angesichts dieses schwierigen Aufstiegs konnte sich niemand so recht erklären, wie es Ontear gelang, hier oben zu überleben. Auf dem Berg gab es kaum etwas Essbares, bestenfalls Wasser aus einer versteckten Quelle (obwohl auch dieser Punkt keineswegs gewiss war). Vielleicht verfügte Ontear über geheime Vorräte. Oder er hatte unbekannte Helfer. Manche spekulierten sogar, dass er in Wirklichkeit tot und lediglich eine sehr lebendige Leiche war.

Als die drei immer näher kamen, erkannte Ontear den ersten als Suti-Lon-sondon, einen seiner ältesten und ergebensten Schüler. Er erinnerte sich noch gut daran, wie Suti zum ersten Mal zu ihm gekommen war, verwirrt, verzagt und verängstigt von der Aufgabe, die ihm auferlegt worden war: sich dem Propheten zu nähern und zu seinen Füßen zu sitzen, um zu lernen. Seit diesem Tag schien eine Ewigkeit vergangen zu sein.

Es war nicht besonders schwierig gewesen, Suti von seinen Qualitäten als Prophet zu überzeugen – im Grunde nicht schwieriger als bei jedem anderen. Andere Propheten, falsche Propheten (von denen sich die Ehrgeizigeren bemühten, ihre Andeutungen in Reime zu fassen, als würde ihnen dadurch eine glaubwürdigere Aura verliehen) begnügten sich mit sehr allgemeinen und ungenauen Vorhersagen. Im Gegensatz zu all jenen waren Ontears Prophezeiungen erstaunlich detailliert. Er hatte das große Erdbeben von Kartoof vorhergesagt. Er hatte die Machtergreifung Quinzars des Lasterhaften und Kruseas des Schwarzen vorhergesagt, sowie die Niederlage von Kruseas Sohn, Otton dem Unvorbereiteten.

Natürlich gab es Skeptiker, die meinten, dass Ontears Vorhersagen nur deshalb so exakt waren, damit sie zu sich selbst erfüllenden Prophezeiungen wurden. Beispielsweise hatte seine Vorhersage, dass in den östlichen Territorien ein Eroberer namens Muton geboren werden sollte, der den größten Teil dieser Länder unterwerfen würde, dazu geführt, dass im vergangenen Jahr nicht weniger als zweitausend Kinder zur Welt kamen, denen man den Namen »Muton« gegeben hatte. Allein die Verwirrung, die dadurch in den Schulen dieser Region entstand, war eine kleine Katastrophe.

Doch für Suti war der Streit um Ontear bedeutungslos, weil er an den Mann und seine Fähigkeiten glaubte. Ontear hatte etwas Abgeklärtes, eine Zuversicht, die ihm eine Überlegenheit über alle anderen zu geben schien.

Suti war überrascht, Ontear vor seiner Höhle sitzen zu sehen, da der Prophet seine felsige Unterkunft nur selten verließ. Meistens saß er an einer ganz bestimmten Stelle in der Höhle, wo er anscheinend die Tage und Nächte verbrachte, zumindest hatte Suti noch niemals gesehen, wie er diesen Ort verließ. Doch nun befand sich Ontear außerhalb der Höhle und schien sich brennend für den Himmel zu interessieren, der allmählich dunkler wurde. Suti signalisierte seinen Begleitern, dass sie zurückbleiben sollten, weil er Ontear zunächst allein ansprechen wollte. Langsam näherte er sich dem Propheten, bis Ontear seine Anwesenheit mit einem leichten Nicken zur Kenntnis nahm. Suti setzte zum Sprechen an, doch Ontear hob eine Hand, woraufhin Suti sofort in ehrfürchtiges Schweigen verfiel.

»Riechst du es auch, Suti?«, fragte Ontear nach einiger Zeit. »Ein Sturm zieht auf. Ein Sturm von großer Tragweite. Ich habe ihn vorhergesehen.«

Nach Sutis Meinung war dies nicht unbedingt das Thema einer großen Prophezeiung. Man musste kein Seher sein, um zu erkennen, dass sich ein Sturm zusammenbraute. Man musste nur einen Blick auf den immer finsterer werdenden Himmel werfen. Viel größere Sorgen machte sich Suti wegen der Rauchwolke am Horizont. Die Rauchwolke, die ein anhaltendes und stummes Zeugnis des Krieges war, der auf Zondar tobte. Der Krieg, der in den westlichen Regionen begonnen und sich dann über den gesamten Planeten ausgebreitet hatte.

»Das habe ich nicht infrage gestellt, Ontear«, sagte Suti, »aber im Augenblick müssen wir uns wegen anderer Dinge Sorgen machen.« Sutis Haut schimmerte auf die gleiche charakteristische Weise wie Ontears, nur dass seine Augen dunkler waren und sein Gesicht die markanteren Züge der Jugend aufwies.

»Wegen anderer Dinge?«, fragte Ontear.

Suti rückte ein Stück näher heran und kniete vor Ontear. »Wegen des Krieges, Ontear. Des großen Krieges.«

»Kriege sind niemals groß, Suti«, sagte Ontear leise und nachdenklich. »Es mag große Heldentaten geben. Ursachen von großer Bedeutung. Aber die Kriege selbst sind immer nur furchtbare, schreckliche Angelegenheiten.«

»Die Unglza, Ontear. Die Unglza weigern sich, zu kapitulieren.«

»Tatsächlich?«

Sutis Entmutigung wuchs. Es schien, als wäre er kaum in der Lage, Ontear dazu zu bringen, ihm richtig zuzuhören. »Sie weigern sich, zu kapitulieren«, wiederholte er und bemühte sich, seinen Worten durch einen schwereren Tonfall größeres Gewicht zu verleihen.

»Ja, das sagtest du bereits.«

»Aber du hast gesagt, dass sie kapitulieren würden!«

»Ja, das habe ich gesagt.«

Suti hörte, wie seine Begleiter leise murmelten, was ihm gar nicht gefiel. Er erhob sich und ging unruhig auf und ab, während der zunehmende Wind am Saum seines Jüngergewandes zerrte. »Ontear … dieser … dieser Krieg wird deinetwegen geführt.«

»Tatsächlich?« Ontear schien dem Gespräch nur einen winzigen Teil seiner Aufmerksamkeit zu widmen.

»Ontear … schon viele Jahre lang streben die Unglza ebenso wie die Eenza danach, sich gegenseitig zu vernichten. Es sind zwei Völker, die seit Jahrhunderten wegen kultureller und territorialer Differenzen im Zwist liegen! Jedes Mal, wenn ein Schritt in Richtung Frieden unternommen wurde, hat man die Gespräche wieder abgebrochen und einen neuen Versuch des gewaltsamen gegenseitigen Genozids unternommen! Aber nie zuvor hat sich daraus ein totaler Bürgerkrieg entwickelt! Nie zuvor endeten die Kämpfe in einem gnadenlosen Blutbad! Denn das ist es, Ontear! Ein Blutbad!«

»Das kann auch etwas Gutes sein, Suti. Eine Reinigung.«

Suti gab sich keine Mühe, seine Verblüffung zu verbergen. »Etwas Gutes? Ontear, vor nur sechs Monaten gab es bei den Friedensverhandlungen zwischen Unglza und Eenza größere Fortschritte als je zuvor! Und dann kamst du plötzlich mit deiner … deiner …« Er wedelte mit den Händen, als könnte er nicht die richtigen Worte finden.

»Weissagung?«, half Ontear ihm behutsam auf die Sprünge.

»Ja! Deiner Weissagung, dass es einen großen Krieg geben würde! Deiner Weissagung, dass die Unglza kapitulieren und ihre Niederlage eingestehen würden. Deiner Weissagung, dass die Eenza ihre verhassten Rivalen endlich überwinden würden! Diese Worte kamen aus deinem Mund, Ontear! Ich war dabei, als du sie ausgesprochen hast! Wir alle haben sie gehört!«

»Ich erinnere mich daran, Suti«, sagte Ontear geduldig. »Ich mag alt sein … und vielleicht ist es gar nicht mehr weit bis zum Ende meiner Tage … aber meine mentalen Fähigkeiten sind noch genauso gut wie immer.«

»Aber verstehst du es denn nicht? Deine Weissagung war der Anlass für den Abbruch der Friedensverhandlungen!«

»Ich wusste, dass es so kommen würde.«

»Aber zu welchem Zweck?«

»Zweck?« Ontear schien tatsächlich von dieser Frage irritiert. »Eine Weissagung ist eine Weissagung. Ich verfolge keinen Zweck, Suti. Ich bin nicht verantwortlich für …«

Zu Ontears maßlosem Erstaunen – und sogar zu Sutis Erstaunen – packte Suti den Kragen von Ontears Gewand, drehte sich herum und zeigte auf den Rauchschleier, der über dem Horizont hing. »Du bist für das da verantwortlich!«, schrie er. »Du bist verantwortlich, dass die Eenza die Verhandlungen abgebrochen haben – durch deine Weissagung ermutigt, dass die Unglza endgültig besiegt werden würden! Leugne nicht, der Auslöser dieser Entwicklung zu sein!«

»Ich leugne überhaupt nichts«, sagte Ontear mit scheinbar unerschöpflicher Ruhe. »Aber die Handlungen der Eenza wurden letztlich durch ihren eigenen freien Willen bestimmt. Meine Weissagungen sind nicht mehr als das, was sie sind. Sie sind keinesfalls endgültig, und sie sind auch nicht dazu gedacht, die Betreffenden von ihrer eigenen Verantwortung zu entbinden.«

»Leute sterben, Ontear!«

»Leute sterben seit undenklichen Zeiten, Suti, lange bevor ich existierte, und sie werden weiterhin sterben, nachdem ich nicht mehr bin.«

Ein krachender Donner ertönte, als wollten die in den dunklen Wolken verborgenen Götter ihm zustimmen. Suti hatte Ontear immer noch nicht losgelassen. »Warum haben sie nicht kapituliert? Warum geben sich die Unglza nicht geschlagen?«

»Sie werden es tun.«

»Warum sollten sie? Deine Weissagung hat ihre Entschlossenheit gestärkt! Sie haben geschworen, bis zum letzten Mann, bis zur letzten Frau, bis zum letzten Kind zu kämpfen.«

»Haben sie das?«

»Ja.«

Ontear zuckte mit den Schultern. »Dann seien sie gepriesen.«

Suti war fassungslos. Er spürte, wie seine Finger taub wurden. Dann entließ er Ontear behutsam aus seinem Griff. »Gepriesen?«, fragte Suti ungläubig.

»Ja. Sie widersetzen sich der Prophezeiung. Sie führen einen aussichtslosen Kampf. Nur die aussichtslosen Kämpfe sind die wirklich interessanten Kämpfe, Suti.«

»Die Eenza fragen mich, wann die Unglza kapitulieren werden, Ontear! Ich weiß nicht, was ich ihnen antworten soll! Ich habe dich gefragt, und deine Antwort lautete einfach nur ‚bald‘. In der Zwischenzeit sind Hunderttausende gestorben! Vielleicht Millionen! Wie lange wird es bis zu diesem ‚bald‘ noch dauern, Ontear?«

In diesem Moment trat etwas in Ontears Augen … etwas, das Suti dort noch nie zuvor gesehen hatte. Eine Art brennende Intensität, die Suti einen eiskalten Schauer über den Rücken jagte. »Das hängt von deinem Standpunkt ab, Suti. Für dich ist ‚bald‘ irgendein Zeitpunkt innerhalb deiner unmittelbaren Erfahrung. Tage, Wochen, höchstens Monate entfernt. Für jemanden wie mich bezieht sich ‚bald‘ auf das kosmische Ganze. Was dir als unendlicher Zeitraum erscheinen mag, ist nicht mehr als der Bruchteil eines Herzschlags im Körper des Universums. Meine Worte beziehen sich auf den Zeitrahmen der unermesslichen Geschichte unserer Welt, Suti. Ich spreche im Namen Zondars, und innerhalb des Zeitrahmens Zondars werden die Unglza bald kapitulieren.«

»Du sagst …« Im ersten Moment fand Suti keine Worte, so schockiert war er über die Tragweite dessen, was Ontear gesagt hatte. Die anderen Jünger, die sich außer Hörweite befanden, aber Sutis bestürzte Reaktion sehen konnten, blickten sich mit zunehmender Beunruhigung an. »Du sagst … dass meine Generation die Kapitulation der Unglza vielleicht gar nicht mehr erleben wird? Dass sie vielleicht erst in Jahrhunderten kapitulieren werden?«

»Natürlich.«

Suti zitterte plötzlich am ganzen Körper. »Du bist … du bist wahnsinnig!«

Ontear richtete sich auf und wirkte zum ersten Mal ernsthaft verärgert, während seine glänzende Stirn eine dunklere Färbung annahm. »Sprich nicht in diesem Ton mit mir!«

»Ton? Du hast etwas an meinem Ton auszusetzen? Leute sterben deinetwegen! Die Eenza kämpfen in Ontears Namen, im Glauben, dass ihr Sieg unmittelbar bevorsteht! Und du erzählst mir, dass du nicht die geringste Ahnung hast, wann die Unglza kapitulieren werden!«

»Die Unglza und die Eenza brauchen keine Rechtfertigung, um gegeneinander Krieg zu führen. Ihr Hass umspannt viele Generationen.«

Der Wind wehte immer heftiger und lauter, sodass Suti den Propheten immer schlechter verstand. »Ontear, du musst es ihnen sagen!«, rief er. »Du musst ihnen sagen, dass du dich geirrt hast! Du musst …«

»Geirrt?«

»Du musst …«

»Geirrt?«, wiederholte Ontear, und diesmal war seine Stimme trotz des heulenden Windes problemlos zu verstehen. Und mit einem Zorn, der ein Echo der wütenden Sturmwolken zu sein schien, stieß Ontear seinen Jünger mit einer Kraft beiseite, die Suti dem alten Propheten niemals zugetraut hätte. Suti verlor das Gleichgewicht und fiel mit einem markerschütternden Aufprall auf den Rücken, während seine Ellbogen einen Teil der Wucht abfingen und der Stoß heftige Schmerzwellen durch seinen Körper jagte. Er starrte Ontear fassungslos an. Über ihnen war der Himmel völlig schwarz geworden, und die Luft war in Aufruhr geraten. Die Böen zerrten an Ontear, aber es schien ihn weder zu beeindrucken noch zu interessieren. »GEIRRT?«, schrie er im Tosen des Windes.

Suti warf einen Blick in Richtung seiner Begleiter, aber diese hatten bereits die Flucht vor dem Angriff des Sturmes ergriffen. Es war, als hätten sich die Elemente gegen sie erhoben, um sich für Ontears verletzte Ehre zu rächen. Noch nie zuvor hatte sich Suti so schwach und hilflos gefühlt. In diesem Augenblick galt es bloß, das nackte Überleben zu sichern. Es ging nicht mehr um Eitelkeit oder verletzten Stolz … und nicht einmal um das Leben jener, die bereits verloren waren, denn Suti war zu der Erkenntnis gelangt, dass keiner der bereits Getöteten wieder zum Leben erweckt werden konnte, ganz gleich, was in diesem Augenblick mit ihm oder Ontear geschah.

»Du hast dich nicht geirrt! Ich … ich habe mich getäuscht!«, rief Suti. »Wir müssen Schutz vor dem Sturm suchen, Ontear! Wir müssen in die Höhle! Damit …«

»Die Höhle wird uns keinen Schutz bieten! Das habe ich vorhergesehen! Ich habe alles vorhergesehen! Kannst du dir vorstellen, wie es ist, Suti? Wie es ist, wenn man sieht? Wenn man weiß?« Er zerrte an seinem Gesicht, als wollte er sich die Haut von den Knochen ziehen. »Es hört niemals auf, Suti! Das Wissen ist immer da, ganz gleich, wie sehr ich mir das Gegenteil wünsche! Ich bin verflucht, Suti! Wie konntest du zu mir kommen, um an meiner Weisheit teilzuhaben? Ich weiß alles und nichts! Alles und nichts!« Seine Stimme wurde immer höher, bis sie fast in ein hysterisches Kreischen umschlug. »Du willst Prophezeiungen? Du willst wissen, was du von der Zukunft zu erwarten hast? Schau zu den Sternen, Suti! Ihr alle sollt zu den Sternen schauen, denn von dort wird der Messias kommen! Der Flammenvogel wird das Zeichen seiner Ankunft sein! Er wird ein großer Anführer sein und eine Narbe tragen! Er wird aus der Luft kommen und in die Luft zurückkehren! Und er wird vom Auserwählten getötet werden! Lies die Schriften, Suti! Lies über den Auserwählten und halte dieses Wissen geheim. Nur die Jünger sollen es unter sich weitergeben, denn der Auserwählte darf nicht wissen, welches Schicksal er erfüllen wird, bis der Zeitpunkt gekommen ist. Denn der Tod des Messias wird unseren Planeten einen. Und wenn er nicht auf genau diese Weise stirbt, wird der letzte Krieg alle zerstören! Alle!«

»Welche Schriften? Was soll das alles heißen?«, rief Suti verzweifelt.

Wieder krachte ein Donnerschlag, ein so lauter Knall, dass Suti in diesem Augenblick nur noch an seine Kindheit denken konnte. Wie er gezittert hatte, wenn er den Lärm eines Gewitters hörte, wie seine Eltern ihm fantasievolle Geschichten von Göttern erzählten, die miteinander spielten, und dass kein Grund zur Furcht bestand. Davon hatte er sich trösten lassen, sich in die Arme seiner Mutter gekuschelt und keine Angst mehr gehabt.

Jetzt sehnte er sich nach diesen Zeiten zurück, denn falls die Götter wirklich existierten, waren sie wegen irgendetwas sehr erzürnt.

Der Wind zerrte an Suti und stach ihm in die Augen, obwohl er verzweifelt versuchte, sie mit den Händen abzuschirmen. Er schloss seine durchsichtigen Augenlider, die ihm einen gewissen Schutz boten, während Tausende, Millionen winzigster Staubkörner durch die Luft wirbelten. Der Donner wurde lauter und heftiger, und Blitze zuckten am Himmel. Der Sturm war überall, er stürzte vom Himmel herab und schien sogar in Sutis Innern zu toben. Als wäre er zu einer Art Mittelpunkt geworden.

Durch die geschlossenen Augenlider sah er Ontear.

Und er sah noch etwas. Etwas, das ihn mit nacktem Entsetzen erfüllte.

Von hoch oben senkte sich ein wirbelnder Tornado herab, wie eine riesige schwarze Zunge, die gierig alles aufleckte, was mit ihr in Berührung kam. Am Boden hatte der Wirbel einen Durchmesser von einem knappen Kilometer, und das Heulen der Luft war so ohrenbetäubend, dass Suti sich selbst nicht mehr hörte, obwohl er mit aller Kraft schrie. Und der Tornado kam genau auf sie zu.

Panisch kroch Suti rückwärts und versuchte, dem sich nähernden Kegel aus schwarzer Luft zu entkommen. Es gelang ihm, sich aufzurappeln und ein paar Schritte weit zu laufen, bis er wieder von den Beinen gerissen wurde. Er rutschte auf einer Geröllfläche aus und schürfte sich die Haut seiner Unterarme ab. Dann kam er plötzlich zum Stillstand. Im ersten entsetzten Augenblick dachte er, dass der Wind ihn gepackt hätte, doch dann spürte er den harten Boden unter sich und drehte den Kopf herum. Sein Fuß hatte sich in einem Felsspalt am Berghang verfangen. Er versuchte sich verzweifelt zu befreien, aber es schien, als würden seine Bemühungen nur dazu führen, dass er sich umso fester verkeilte.

Wieder wurde der Himmel von einem Blitz erhellt, und Suti heulte vor Angst, während er ein Stoßgebet zu den Göttern hinaufschickte, die sich in den Wolken verbergen mochten. Er hoffte und betete, dass sie ihn hörten und beabsichtigten, irgendetwas zu unternehmen. Die Masse der schwarzen Luft senkte sich herab und schien ihn erdrücken zu wollen. Er spürte, wie der Sturm an seiner Kleidung zerrte, und wusste, dass ihm jetzt keine Hoffnung, kein Gebet mehr helfen konnte.

Ontear jedoch, der mit ausgestreckten Armen dastand, schien zu lachen. Suti konnte ihn nicht hören, aber er sah, dass der Prophet den Kopf zurückgeworfen hatte. Seine Schultern schüttelten sich in einem kaum unterdrückten Heiterkeitsanfall, und es war, als würde er die tosende Vernichtung willkommen heißen, die wie ein umgekehrter Vulkan vom Himmel stürzte. Und der Tornado, der genau auf Suti zusteuerte, drehte plötzlich ab. Ob es sich einfach nur um eine Veränderung der Windverhältnisse handelte, oder – wie die fantasievollere Interpretation nahelegte – Ontear sie auf irgendeine Weise hervorgerufen hatte, wagte Suti nicht zu entscheiden. Vielleicht war es sogar so, dass diese unbegreifliche, destruktive Gewalt soeben Ontears Anwesenheit bemerkt und urplötzlich den Anlass für ihre Existenz erkannt hatte.

Was immer der Grund sein mochte, der schwarze Sturm aus Felstrümmern, Steinen und Staub hielt nun jedenfalls genau auf Ontear zu. Er zerrte an seinen Gewändern, als wollte er den Mann prüfen und entscheiden, ob er seiner Aufmerksamkeit würdig war. Ontear lachte jetzt nicht mehr, aber er zeigte auch keinerlei Furcht. Stattdessen wirkte er abgeklärt, eins mit seinem Schicksal, ganz gleich, wie es aussehen mochte.

Er musste nicht lange warten, bis er erkannte, was das Schicksal für ihn vorgesehen hatte.

Suti sah, dass plötzlich Luft zwischen Ontears einfachem Schuhwerk und der felsigen Oberfläche war, auf der er gestanden hatte. Dieser bizarre Anblick ergab für ihn zunächst keinen Sinn, doch dann wurde ihm bewusst, was geschah. Es war unglaublich, aber Ontear wurde in die Luft emporgehoben.

Ontear hielt seinen Körper völlig ruhig und aufrecht, während er immer höher hinaufstieg. Er war gänzlich ohne Furcht, im Frieden mit der Welt. In gewisser Weise schien es sogar, als würde er heimkehren.

Dann wandte sich der Wind gegen ihn. Nachdem er ihn zunächst behutsam getragen hatte, entfaltete er nun seine ganze Gewalt. Ontear befand sich etwa drei Meter über dem Boden, als er unvermittelt von einer Seite des Wirbeltrichters zur anderen gezerrt wurde. Jetzt sah Suti zum ersten Mal Verwirrung, sogar Angst in seinen Augen. Als hätte er es erwartet und sich darauf vorbereitet … während er nun, als er mit der Realität konfrontiert wurde, in Panik geriet. Doch es war bereits zu spät für Zweifel oder anderweitige Entscheidungen. Ontear verschwand aus Sutis Blickfeld, als er von dem zerstörerischen Wirbel emporgerissen wurde und in den letzten Momenten mit Armen und Beinen zappelte. Offensichtlich versuchte er, der unaufhaltsamen Naturgewalt, die ihn entführte, zu entkommen.

Die dunkle Luftmasse hielt einen Augenblick lang inne, als müsste sie entscheiden, wie sie ihren Weg fortsetzen sollte. Suti war zu gelähmt, um beten, hoffen oder sich auch nur vorstellen zu können, dass er möglicherweise die nächsten Sekunden überlebte. Dann schwenkte der Wirbel ab und entfernte sich von ihm, um die Richtung einzuschlagen, in der Ontears Höhle lag. Suti hätte es niemals für möglich gehalten, aber der Tornado grub sich mitten durch das solide Felsgestein und legte die Höhle in Trümmer. Überall wirbelten Felsbrocken und Steine durch die Luft, und Suti kauerte sich in Embryonalstellung zusammen, die Arme über dem Kopf verschränkt, um sich wenigstens notdürftig zu schützen. Er spürte, wie sich sein Magen hob, und konnte nicht mehr verhindern, dass er dessen gesamten Inhalt erbrach.

Irgendwann konnte er Schreie hören. Es dauerte eine Weile, bis ihm bewusst wurde, dass es seine eigene Stimme war. Demnach entfernte sich der Sturm von ihm. Er schrie weiter, um seiner Verblüffung darüber, tatsächlich überlebt zu haben, Ausdruck zu verleihen. Er hob den Kopf und sah, wie sich der Wirbel immer weiter entfernte, offenbar mit immer größerer Geschwindigkeit. Er konnte weder einen Hinweis auf Ontear noch irgendwelche Überreste von ihm erkennen. Der Wind hatte eine solche Kraft entfaltet, dass er ihn mühelos zerrissen haben musste.

Dann zog sich der Tornado plötzlich in den Himmel zurück. Das untere Ende löste sich auf, und dann, begleitet von einigen Donnerschlägen, verschwand die schwarze Luftsäule, als hätte sie niemals existiert.

Sutis Atem ging keuchend, und er war nicht in der Lage, seinen entsetzten Blick von der Stelle loszureißen, wo er den tödlichen Wirbel zuletzt gesehen hatte. Er hatte das Gefühl, wenn er wegschaute, könnte die zerstörerische Macht mit erneuerter Gewalt und Heftigkeit zurückkehren. Doch nach einiger Zeit beruhigte sich sein Atem, und es gelang ihm, sich wieder einigermaßen zu fassen. Nachdem der unmittelbare Schrecken vorbei war, konnte er sich nun in aller Ruhe seinem Fuß widmen und stellte zu seiner Überraschung fest, dass es ihm möglich war, ihn innerhalb von Sekunden aus dem Felsspalt zu befreien. Wankend kam er auf die Beine und zuckte zusammen, als er versuchte, den verstauchten Fuß zu belasten. Er machte ein paar vorsichtige Schritte, um den Schmerz zu vertreiben.

Langsam näherte er sich der Stelle, an der Ontear gestanden hatte. Er war sich nicht sicher, was er empfinden sollte, als er sich genau dort aufhielt, wo er seinen Mentor zuletzt gesehen hatte, aber er konnte die Augen nicht vor einer Tatsache – einer peinlichen, erniedrigenden Tatsache – verschließen: Er war heilfroh, dass Ontear vom Sturm fortgerissen worden war und nicht er selbst.

Dann schaute er zu den Überresten der Höhle hinüber und erinnerte sich daran, dass ihm von seinem Instinkt geraten worden war, dort Zuflucht zu suchen. Doch Ontear hatte ihn davon abgehalten. Ein guter Rat, wie sich im Nachhinein herausstellte, denn wenn er sich in die Höhle geflüchtet hätte, wäre er vom Tornado mitgerissen worden. Er verdankte Ontear sein Leben. Der Prophet hatte es gewusst. Irgendwie hatte er es vorher gewusst.

Er ging zur den Überresten der Höhle und schob einige Felstrümmer mit den Schuhen beiseite. Er war so viele Male hier gewesen und hatte gesehen, wie Ontear stets an derselben Stelle saß – ruhig, abgeklärt, zuversichtlich. Suti war stets bemüht gewesen, dieser Geisteshaltung nachzueifern, wollte das innere Licht und den Frieden finden, den Ontear empfand, auch wenn seine Kritiker behaupteten, seine Abgeklärtheit wäre nichts anderes als das unerschütterliche Selbstvertrauen eines Geistesgestörten.

Und als Suti auf die Stelle trat, an der sich Ontear so lange aufgehalten hatte … da spürte er tatsächlich etwas! Zuerst glaubte er, es wäre nur Einbildung, doch dann stellte er fest, dass dem nicht so war. Hier war … etwas. Der Boden fühlte sich anders an – härter, glatter, wärmer. War es vielleicht nur ein Heizgerät? Etwas, das Ontear benutzt hatte, um die Kälte der Wintertage besser ertragen zu können?

Nein, für Suti fühlte es sich ganz anders an. Er trat einen langen Schritt zurück, und während er sich von Ontears Lieblingsplatz entfernte, verflüchtigte sich der Eindruck. Da erkannte Suti, dass es mehr als nur die Empfindung von Wärme war. Es handelte sich um etwas, das sich irgendwie tief in Sutis Seele eingegraben hatte, etwas, das sein gesamtes Wesen durchdrang. Es war das Gefühl von … Frieden. Von Wissen und Erkenntnis. Ihm gingen keine konkreten Fakten durch den Kopf, sondern vielmehr das einfache und stille Vertrauen, dass er irgendwann alles verstehen würde, was es zu wissen gab. Es war suchterregend wie eine Droge. Ohne Zögern trat Suti zurück auf die Stelle und empfand es erneut, diesmal noch stärker als zuvor. Der Boden war mit Steinen übersät, doch er räumte sie mit den Füßen fort, um dann auf die Knie zu fallen und die Stelle zu untersuchen. Sie hatte dieselbe Färbung wie die unmittelbare Umgebung, aber sie war flach und glatt, und mit den Händen spürte er etwas, das wie ein langsames, stetiges Pulsieren war.

Dann ertasteten seine Finger eine kleine Delle, einen Abdruck. Er wischte die letzten Reste Erde und Steine fort und stieß auf ein Symbol, das in den Boden graviert war. Es war klein, nicht größer als seine Handfläche, und zunächst ergab es für ihn keinerlei Sinn. Es hatte die Form einer Fackel oder Flamme. Suti hatte nicht die geringste Ahnung, was es mit der Gravur einer Flamme im Boden auf sich haben konnte, dennoch trieb ihn etwas dazu, den Linien des Symbols mit einem Finger zu folgen.

Er stellte interessiert fest, dass es sich um eine durchgängige Linie handelte, und folgte ihr, bis seine Fingerspitze wieder den Ausgangspunkt erreichte. In diesem Moment schien es, als hätte sich ein Schaltkreis geschlossen. Von unten drang ein leises Rumpeln herauf, als wäre eine Maschine in Bewegung gesetzt worden. Diesmal jedoch verspürte er keine unmittelbare Furcht. Kein Gefühl der Panik wie zuvor. Er konnte keinen Grund dafür nennen, aber diesmal fühlte es sich einfach nur … richtig an.

Es gab ein deutliches, lautes Klicken, dann bewegte sich das Flammensymbol plötzlich von selbst. Es drehte sich um etwa neunzig Grad und schob sich langsam nach oben, bis ein Zylinder mit der Breite von Sutis Hand und etwa der doppelten Höhe sichtbar wurde. Er bestand aus silbern glänzendem Metall, das im Tageslicht funkelte, als nach dem Sturm die ersten Sonnenstrahlen durch die Wolken brachen. Voller Ehrfurcht griff Suti nach dem Gegenstand und hob ihn vorsichtig auf. Er betrachtete den Zylinder von allen Seiten und suchte nach irgendeiner Naht, nach irgendeinem Hinweis auf seinen Inhalt, sofern er überhaupt etwas enthielt. Versuchsweise drehte er den oberen Teil in verschiedene Richtungen, während er den Boden festhielt. Er blinzelte überrascht, als der Deckel plötzlich nachgab, doch dann zögerte er nicht, ihn ganz abzuschrauben – so schnell er konnte. Es gab ein knirschendes, kratzendes Geräusch, als hätte der Gegenstand das Bedürfnis, noch ein wenig Widerstand zu leisten, bevor er sein Geheimnis offenbarte.

Als er den Deckel vollständig abgeschraubt hatte, drehte er den Zylinder um und schüttelte ihn. Dünne Papierrollen fielen heraus und auf den Boden, wo sie sich kurz darauf von selbst entrollten, ohne dass Suti sie berührt hätte. Zunächst wagte er nicht, sie aufzuheben, aber dann tat er es doch. Er überflog sie, um sich einen Eindruck zu verschaffen, was sie enthalten mochten. Sie waren eng beschrieben, und Suti erkannte sofort, dass es Ontears Handschrift war. Seine Augen wurden immer größer, als er erkannte, worum es sich handelte. Es waren Prophezeiungen. Seite um Seite voller Gedanken und Ideen des bedeutendsten Sehers in der zondarianischen Geschichte. Und er hielt sie in den Händen.

Natürlich war ihm völlig klar, was er zu tun hatte. Er musste diese Prophezeiungen der Öffentlichkeit zugänglich machen. Er musste sie an sein Volk weitergeben, damit es genau wusste, was die Zukunft bringen würde. Ontear war verschlossen und eigensinnig gewesen, was letztlich zu einem furchtbaren Bürgerkrieg geführt hatte. Suti wollte diesen Fehler nicht wiederholen.

Er stellte den Zylinder an seinen Platz zurück und beobachtete, wie er scheinbar reibungslos in die Vertiefung zurückglitt. Die leichten Vibrationen und das Gefühl der Macht, das er im Boden gespürt hatte, waren verschwunden. Es war, als hätte die Maschine unter ihm den Betrieb eingestellt. Vielleicht bildete er es sich nur ein – oder sie hatte irgendwie direkt mit Ontear in Verbindung gestanden. War es möglich, dass seine Prophezeiungen gar nicht aus ihm selbst gekommen waren, sondern dass er sie von außerhalb empfangen hatte? Dass diese Maschinerie auf irgendeine Weise dafür verantwortlich war? Wenn dem so war, woher stammte dann diese Maschine? Wer hatte sie Ontear zur Verfügung gestellt? Und würde dieser Jemand zurückkehren?

Das, so erkannte Suti, war zweifelsohne ein Teil seiner Bestimmung. Er würde warten. Er würde genau hier warten, ganz gleich, wie lange es dauern mochte, um zu sehen, ob die mutmaßlichen Wissenden sich ihm offenbaren würden. Bis dahin würde er jedoch die Informationen nutzen, die Ontear hinterlassen hatte, um seine Arbeit fortzusetzen und die Welt zu einen. Informationen, die ihn mehr und mehr faszinierten, je mehr er von den Texten las.

Stimmen riefen zaghaft seinen Namen, und als er sich umdrehte, sah er die anderen beiden Jünger, die ihn begleitet hatten. Sie waren noch ein kleines Stück entfernt und näherten sich vorsichtig, schritten behutsam über den von Felstrümmern übersäten Weg. »Ist alles in Ordnung, Suti?«, fragten sie.

Es war so weit. Jetzt war der Augenblick gekommen, sein Wissen mit ihnen zu teilen. Ihnen Ontears Schriften zu zeigen, damit sie erfuhren, welches Schicksal ihrer Welt bevorstand. Mit diesem konkreten Wissen konnten sie ihre Welt formen und verändern. Und damit konnten sie …

Damit konnten sie an der Macht teilhaben.

Wissen ist Macht. Dieses alte Sprichwort hallte in Sutis Geist nach, als er die Schriften genauer studierte. Ja, es stimmte, eindeutig. Wissen war Macht, und er hielt den Schlüssel zu unvorstellbar großer Macht in den Händen. Sutis Gedanken rasten. Es gab so viele Möglichkeiten, so viele Dinge, die er mithilfe dieser Informationen bewirken konnte … aber dazu war es unumgänglich, dass er dieses Wissen für sich behielt. Ja, darin bestand die einzig vernünftige Möglichkeit. Schließlich befand sich die Welt bereits im Chaos, während die unterschiedlichen Fraktionen im Bürgerkrieg lagen. Wenn diese Informationen, die Prophezeiungen, die letzten Worte und Visionen Ontears an die Öffentlichkeit gelangten, würden die verschiedenen Gruppen versuchen, sie für ihre jeweiligen Zwecke zurechtzubiegen. Schließlich verfolgte jeder seine eigenen Ziele und Interessen, die manchmal verborgen und manchmal völlig offenkundig waren.

Es handelte sich um Informationen, mit denen viele Zondarianer nicht richtig umgehen konnten. Auch das stellte ein Problem dar. Entweder wurden sie wahnsinnig, wenn sie wussten, was kommen würde, oder sie versuchten, sie zu entkräften, wie es bereits mit manchen von Ontears Prophezeiungen geschehen war. Es gab immer wieder jene, die, nachdem sie die Zukunft erfahren hatten, alles unternahmen, um ihr Schicksal aus dem perversen Bedürfnis des Widerstandes gegen das Unvermeidliche zu ändern. Wenn man ihnen sagte: »So wird es sein«, erwiderten sie wie trotzige Jugendliche: »Das werden wir ja sehen!« Und wenn das geschah, gab es zwei mögliche Entwicklungen. Entweder würden Ontears Weissagungen und der Ruhm des größten Sehers von Zondar in Misskredit gebracht werden, oder seine Prophezeiungen bewahrheiteten sich trotz aller Widrigkeiten. Doch was wurde damit erreicht? Angst, Zerstörung und Wut gegen die erdrückende Unvermeidlichkeit des Schicksals. Mehr nicht.

Nein, was Zondar in diesem Moment brauchte, war ein guter Mann. Ein Mann mit sicheren moralischen Grundsätzen, der diese Prophezeiungen dazu benutzte, die Zondarianer in ein neues goldenes Zeitalter zu führen. Ein Zeitalter, in dem die Unglza und die Eenza wieder friedlich zusammenleben konnten. Schließlich waren sie alle Zondarianer, und bloß ein vorübergehender Wahnsinn hatte dazu geführt, dass sie miteinander im Krieg lagen.

Und Suti ging mit ziemlicher Sicherheit davon aus, dass er dieser Mann war. Ontear hatte große Macht erhalten, aber sie hatte ihn verdorben. Er war immer tiefer gesunken, während er geglaubt hatte, immer höher zu steigen, bis er völlig aus den Augen verloren hatte, was das Volk brauchte. Suti würde so etwas nie tun. Niemals. Und wenn die Erfüllung seiner Bestimmung erforderte, dass er zum Wohl des Ganzen ein paar Geheimnisse wahrte, dann war er zu diesem kleinen Opfer bereit.

Er hockte immer noch mit dem Rücken zu den Jüngern am Boden, als er die Papiere aufrollte und sie unbemerkt unter seinem Gewand verschwinden ließ. Erst dann drehte er sich zu ihnen um. Er kam sich plötzlich größer und selbstsicherer vor, als hätten die Schriften, die er an sich genommen hatte, ihm Wissen und Kraft verliehen.

»Hallo, meine Freunde«, sagte er. In seiner Stimme lag eine ungewöhnliche Ruhe.

Die Jünger warfen sich nervöse Blicke zu, bis sie wieder Suti ansahen. »Ist … alles in Ordnung mit dir? Wo ist Ontear?«

»Ontear …« Er machte eine dramatische Pause. »Ontear ist bei jenen, die vor uns waren … und die nach uns kommen werden. Jetzt bin ich hier. Ich habe jetzt die Macht, aber ich werde sie mit euch teilen. Holt die anderen. Lasst sie zu mir kommen.«

»Ontear ist … nicht mehr da?«

Er verspürte leichte Ungeduld. »Ja, er weilt nicht mehr unter uns. Aber jetzt bin ich hier, und das genügt. Jetzt holt die anderen, damit ich zu ihnen sprechen kann.«

»Suti, sie warten unten am Tempel auf uns. Wir können doch nicht alle …«

»Ich sagte, dass ihr sie zu mir bringen sollt!«

Die Jünger erschraken über den heftigen Zorn in Sutis Stimme und wichen zurück.

»Sie werden kommen«, fuhr Suti in energischem Tonfall fort. »Wir werden Ontears Höhle wiederaufbauen.«

»Eine Höhle wiederaufbauen? Wie sollen wir …«

»Wir werden einen Weg finden! Wir werden es tun, und wir werden einen Schrein für Ontear errichten, und das ist nur der Anfang! Und ihr werdet mir nie mehr widersprechen!«

Sie widersprachen ihm nicht mehr, sondern liefen bestürzt den Berg hinunter, um seinen Befehlen Folge zu leisten.

Suti war verärgert, aber seine Wut verflog schnell. Sie mussten noch lernen, mit der neuen Situation zu leben, das war alles. Er würde sie noch einiges lehren müssen.

Und falls sie sich weigerten, zu lernen, falls sie nicht genügend Willen zum Gehorsam zeigten, dann …

Nun, dann musste er den Krieg eben noch etwas länger wüten lassen, um ihnen zu demonstrieren, welche Folgen es hatte, wenn sie Schwierigkeiten machten. Eine solche Entscheidung würde ihm nicht leichtfallen, aber er durfte nicht mehr in zu kleinen Maßstäben denken. Wer die gesamte Zukunft in den Händen hielt, musste stets das große Ganze im Auge behalten.

NEUNZEHN JAHRE ZUVOR …

image

»Suchen Sie sich jemand anders«, sagte M’k’n’zy.

»Es gibt keinen anderen«, sagte Sh’nab. »Du bist der Einzige. Der festgelegte Zeitpunkt ist gekommen, M’k’n’zy, und du hast die Verantwortung. Ich kann kaum glauben, dass du dich davor drücken willst.«

M’k’n’zy ging unruhig in seiner bescheidenen Hütte auf und ab. Sein langes schwarzes Haar war zurückgebunden, doch ein paar lose Strähnen hingen ihm dennoch in das zwanzig Jahre alte Gesicht. Die Narbe auf seiner rechten Wange war hellrot geworden, was ein deutliches Zeichen dafür war, dass er vor einer wahrlich schwierigen Entscheidung stand.

Sh’nab verstand nicht ganz, was M’k’n’zys Problem war. Als einer der Stammesältesten von Calhoun hatte Sh’nab erlebt, wie M’k’n’zy es mit kompletten Armeen der Danteri-Besatzungsmacht aufnahm. Er hatte gesehen, wie er seine Truppen kommandierte, sie in die Schlacht schickte und sie um ihr Leben kämpfen ließ. M’k’n’zy hatte sich jeder denkbaren Herausforderung und Schwierigkeit unter der xenexianischen Sonne gestellt, sodass Sh’nab sein gegenwärtiges Problem einfach nicht verstand. Schließlich …

»Sie ist doch nur eine Frau, M’k’n’zy!«, sagte Sh’nab zum x-ten Mal, wie ihm schien. »Das sollte für dich nicht besonders schwierig sein. Du benimmst dich wie ein … wie ein …« Er schüttelte verzweifelt den Kopf. »Ich weiß nicht, wie du dich benimmst. Offen gesagt habe ich keine Ahnung, was ich von dir halten soll.«

»Warum kann D’ndai es nicht tun?«, fragte M’k’n’zy, während er sich über den Klang seiner eigenen Stimme ärgerte. Sein Tonfall hatte etwas Wehleidiges, Bockiges und vielleicht sogar – die Götter mochten ihn davor bewahren! – etwas Ängstliches.

»Weil D’ndai nicht hier ist«, erwiderte Sh’nab geduldig. »Das weißt du doch. Er ist zurzeit auf Danter und bereitet unter der Leitung der Föderation die Friedensverhandlungen vor. Das ist dir bekannt.«

Natürlich war es ihm bekannt. Schließlich war er dabei gewesen, als die Föderation in der Person Jean-Luc Picards erstmals auf Xenex erschienen war – dem Mann, der M’k’n’zy vorgeschlagen hatte, eine Sternenflottenkarriere einzuschlagen. Bedachte man M’k’n’zys derzeitige Gemütslage, war es vielleicht das Beste, sich zu erkundigen, wann das nächste verfügbare Shuttle startete, und sich so schnell wie möglich auf den Weg zu machen. Doch M’k’n’zy hatte sich noch nicht entschieden, ob die Sternenflotte eine Perspektive für sein weiteres Leben darstellte. Er hatte es noch nie zuvor so sehr bereut wie jetzt, eine Entscheidung hinausgeschoben zu haben.

»Dann können wir abwarten, bis er zurückgekehrt ist«, schlug M’k’n’zy vor.

Sh’nab schüttelte den Kopf. »In dieser Angelegenheit ist der Zeitrahmen sehr knapp bemessen, M’k’n’zy. Catrines Ehemann ist seit einem Jahr tot. Sie hat nicht wieder geheiratet, sie hat gar nicht den Wunsch, es zu tun, was nach den Stammesgesetzen ihr gutes Recht ist. Aber sie hat den Namen ihres Ehemannes und sein Vermögen behalten, und sie möchte nicht, dass die Abstammungslinie mit ihr endet. Auch das ist ihr Recht.«

»Aber ich bin ein Kriegsherr und nicht das Stammesoberhaupt! D’ndai ist das Stammesoberhaupt!«

»Du bist sein Bruder. Derartige Verantwortungen verbleiben innerhalb der Familie. Das weißt du …«

»Ja, ja, ich weiß es, ich weiß es!« M’k’n’zys violette Augen funkelten verzweifelt. »Sh’nab, würden Sie bitte damit aufhören, mir Dinge zu erzählen, die ich längst weiß, und mich ständig daran zu erinnern, dass ich sie längst weiß! Damit machen Sie mich nur noch nervöser!« Er ging wieder auf und ab. »Kann sie nicht warten, bis …«

»Wir bewegen uns im Kreis, M’k’n’zy! Außerdem hat sie …« Sh’nab hielt inne.

»Was hat sie?«

Sh’nab murmelte etwas, das M’k’n’zy nicht genau verstand, weshalb dieser ihn darum bat, es zu wiederholen. »Ich sagte, dass Catrine ausdrücklich um dich gebeten hat. Wenn sie in dieser Angelegenheit flexibel wäre, hätte sie möglicherweise warten können, bis D’ndai wieder da ist, aber dann müsste sie ihren gegenwärtigen fruchtbaren Zyklus ungenutzt verstreichen lassen, woraufhin sie sich weitere drei Monate gedulden müsste. Sie sagte, sie wolle nicht so lange warten, und sie hat recht deutlich zum Ausdruck gebracht, dass sie dich weitaus … begehrenswerter … als D’ndai findet. Ich möchte dich allerdings darum bitten, diese Information nicht an deinen älteren Bruder weiterzugeben. Er könnte verletzt reagieren.«

»Ja, sicher«, sagte M’k’n’zy und winkte ungeduldig ab. »Ich werde kein Wort sagen.«

»M’k’n’zy«, begann Sh’nab erneut in verständnisvollem Tonfall, »ich muss zugeben, dass ich mich so sehr daran gewöhnt habe, wie du jede Situation meisterst, dass es mich außerordentlich überrascht, wenn du dich plötzlich wie ein … nun, wie ein unerfahrener Jüngling verhältst. Andererseits bist du wirklich erst zwanzig Sommer alt, obwohl du es bereits geschafft hast, unser Volk von einer Unterdrückung zu befreien, unter der es seit Jahrhunderten gelitten hat. Zugegeben, Catrine ist älter als du, aber sie ist dennoch eine attraktive Frau. Und es ist keineswegs eine unangenehme Aufgabe, die von dir verlangt wird. Und deine Erfahrung in diesen Dingen ist durchaus …«

Er ließ den Satz unvollendet, als er sah, wie sich M’k’n’zys Haltung leicht versteifte. »M’k’n’zy«, sagte er mit zunehmender Unsicherheit, »du hast doch Erfahrung mit Frauen, oder?«

M’k’n’zy lachte verächtlich. »Natürlich. Ich hatte … kleine Affären, wenn Sie so wollen.«

»Wie erfahren bist du wirklich?«

»Mehr als ausreichend.«

»M’k’n’zy«, sagte Sh’nab, als ihm allmählich die Natur des Problems bewusst wurde. »Ich spreche nicht von simpler Lust, von nächtlichen Kuscheleien oder heimlichem Vergnügen in der Dunkelheit eines Zeltes. Warst du jemals wirklich …« Er spürte, wie die Entschlossenheit seiner Frage unter M’k’n’zys hartem und prüfendem Blick verflog. Er räusperte sich laut und fuhr fort: »Hast du den Akt jemals gänzlich … nun … vollzogen …?«

Eine Weile lang herrschte tiefes Schweigen in der Hütte, bis M’k’n’zy langsam sagte: »Definieren Sie bitte ‚gänzlich‘.«

»Bei den Göttern, du bist eine Jungfrau!«, stöhnte Sh’nab und ließ sich auf einen großen, prächtig verzierten Stuhl sinken.

»Nur teilweise«, begehrte M’k’n’zy auf.

»Teilweise? Man kann nicht ein bisschen jungfräulich sein, M’k’n’zy! Ich fasse es nicht!«, keuchte Sh’nab. »Ein zwanzigjähriger Kriegsherr, der noch Jungfrau ist!«

»Wiederholen Sie es bitte noch etwas lauter. Ich glaube, man konnte es nicht bis Danter hören«, bemerkte M’k’n’zy mit unverhohlener Missbilligung.

»M’k’n’zy, ich verstehe es einfach nicht! Jedes Mal, wenn du über den Dorfplatz gehst, ziehst du die Blicke sämtlicher Frauen auf dich! Glaubst du, ein Dorfältester würde so etwas nicht bemerken? Einmal wurde ich von drei jungen Mädchen umgerannt, die sich um deine Aufmerksamkeit bemühten. Wie ist es möglich, dass du immer noch keine körperliche Erfahrung mit Frauen hast? Die sexuelle Aktivität eines durchschnittlichen männlichen Xenexianers beginnt, wenn er dreizehn Sommer alt geworden ist.«

»Es war meine freie Entscheidung, Sh’nab.«

»Ich … ich verstehe.«

Darauf schwieg Sh’nab so lange, dass M’k’n’zy ihm schließlich einen besorgten Blick zuwarf. »Wirklich?«

»Natürlich! Ich muss zugeben, dass es mich betrübt. Aber … vielleicht ist es sogar verständlich. Vielleicht warst du deshalb in der Lage, Männer in die Schlacht zu führen. Weil du dich in ihrer Gegenwart … wohler fühlst.«

Es dauerte eine Weile, bis M’k’n’zy verinnerlicht hatte, was Sh’nab damit andeuten wollte, und dann war er sich nicht sicher, ob er mit Wut oder Gelächter reagieren sollte. Er gab einen erstickten Laut von sich, der irgendwo dazwischen lag. »Ich ziehe es nicht vor, sexuell mit Männern zu verkehren, Sh’nab!«

»Oh«, sagte Sh’nab sanft. »Ich dachte, das wolltest du damit sagen.«

»Wenn ich das hätte sagen wollen, dann hätte ich es gesagt! Es ist nicht nötig, dass Sie mir bei Offenbarungen derartiger Tragweite auf die Sprünge helfen! Okay?«

»Nun, dann verstehe ich gar nichts mehr, M’k’n’zy. Wenn du … also nicht … ich meine … wenn …«

Sh’nab saß immer noch auf dem verzierten Stuhl, als sich M’k’n’zy ihm gegenüber auf den Boden hockte. Er kannte Sh’nab schon seit vielen Jahren und fühlte sich dem Ältesten, der ihn bei mehreren Gelegenheiten in den feineren Künsten der xenexianischen Lebensart unterwiesen hatte, sehr nahe. Es war M’k’n’zy recht unangenehm, über solche Dinge zu reden, aber wenn er schon darüber reden musste, dann war Sh’nab zumindest jemand, den er als geeigneten Resonanzboden betrachtete.