Nr. 715
Der Kampf um die SOL
Die Kelosker kommen – sie wollen Rhodans Raumschiff kapern
von H. G. EWERS
120 Jahre nach dem Tage, da Terra und Luna mit unbekanntem Ziel durch den Soltransmitter gingen, gibt es längst keine vereinte Menschheit mehr.
Da sind einerseits die Milliarden Terraner im Mahlstrom der Sterne. Ihr Mutterplanet umläuft seit 3460 die Sonne Medaillon, deren unheilvolle Ausstrahlung die Aphilie hervorrief.
Da sind die in der Heimatgalaxis zurückgebliebenen Nachkommen der Menschen, die an der Flucht Terras nicht teilnehmen wollten oder konnten. Sie sind zu Sklaven der Laren und ihrer Handlanger geworden.
Und da sind die Terraner beziehungsweise deren Abkömmlinge, die von Atlan und Julian Tifflor nach Gäa in die Dunkelwolke Provcon-Faust gebracht werden konnten. Sie haben ein Staatengebilde gegründet – das Neue Einsteinsche Imperium.
Doch was ist mit Perry Rhodan und denjenigen seiner Getreuen geschehen, die 3540 durch die Aphiliker von Terra vertrieben wurden und an Bord der SOL gingen? – Jetzt, im Jahr 3578, haben sie endlich den Weg zurück in die Menschheitsgalaxis gefunden.
Doch sie können diesen Weg nicht gehen. Denn die Kelosker – ein Konzilsvolk, das in der Kleingalaxis Balayndagar beheimatet ist – halten die SZ-1 und das Mittelstück der SOL auf dem Planeten Last Stop fest. Mehr noch: Die Kelosker gehen jetzt allen Ernstes daran, sich des Terraschiffs zu bemächtigen.
Damit aber entbrennt DER KAMPF UM DIE SOL ...
Die Hauptpersonen des Romans
Perry Rhodan – Der Terraner verliert sein Schiff.
Gucky – Der Mausbiber rettet seine Mohrrüben.
Icho Tolot und Paladin VI – Zwei Giganten bekämpfen einander.
SENECA – Das Bordgehirn der SOL treibt falsches Spiel.
Romeo und Julia – SENECAS Ableger.
Joscan Hellmut – Ein Roboterfreund.
Kudan – Sprecher der Kelosker.
1.
Oberst Mentro Kosum, Kommandant der SZ-1 und wegen der Abwesenheit von Perry Rhodan und Galbraith Deighton vorübergehend Chef des Komplexes aus dem Mutterschiff und der SZ-1, hörte sich Ytria und Kemal Emraddin geduldig an.
Als die Frau und der Mann schwiegen, fragte Kosum, um sich zu vergewissern: »Ihre beiden Kinder, die Zwillingsbrüder Ulturpf und Kjidder, sind also seit fünf Tagen spurlos verschwunden, behaupten Sie?«
»So ist es«, antwortete Ytria, eine resolute Wissenschaftlerin mit rundlicher Figur. »Wir haben das schon vor vier Tagen dem Stellvertreter des Sicherheitschefs gemeldet. Er hat das ganze Schiff gründlich durchsuchen lassen, ohne dass die Kleinen gefunden wurden. Sie müssen irgendwie nach draußen gekommen sein.«
Mentro Kosum überlegte.
Es gab einen Befehl Rhodans, alle Kinder unter zehn Jahren in der Zeit, in der ihre Eltern Dienst taten, in den Schiffsschulen, den Vorschulabteilungen und den Kinderfreizeithallen unterzubringen und dafür zu sorgen, dass sie die für sie bestimmten Sektionen nicht verlassen konnten.
Kosum hielt es für denkbar, dass hin und wieder einige Kinder aus ihren Abteilungen entkamen.
Doch es war noch nie vorgekommen, dass Kinder die SOL verlassen hatten. Dafür sorgten die automatischen Überwachungsanlagen an allen Außenschleusen sowie die zusätzlich dort stationierten Militärposten.
Nach Kosums Überzeugung waren alle Ausgänge der SOL so streng bewacht, dass ein Entkommen Unbefugter unmöglich war. Nicht einmal eine Maus hätte das Schiff unbemerkt verlassen können – wenn es an Bord Mäuse gegeben hätte.
Der Emotionaut schüttelte den Kopf.
»Die Wahrscheinlichkeit, dass die beiden Jungen das Schiff verlassen haben, ist gleich Null«, erklärte er. »Dennoch werde ich eine Überprüfung sämtlicher Schleusenwachen durchführen lassen, damit wir volle Gewissheit erhalten.«
»Die Schleusenwachen wurden schon vom Sicherheitsdienst überprüft, Sir«, sagte Kemal Emraddin, ein hünenhafter Wissenschaftler mit riesigem schwarzen Schnauzbart, auf dem er zur Zeit nervös kaute. »Sie haben niemanden passieren lassen, auf den die Beschreibung von Ulturpf und Kjidder passt. Ich bitte Sie dennoch, draußen nach den Kindern suchen zu lassen.«
Mentro Kosum runzelte unwillig die Stirn.
»Ich verstehe Sie nicht, Mr. Emraddin. Sie sagen selbst, dass die Kinder nicht nach draußen gekommen sind. Trotzdem verlangen Sie, dass wir draußen nach ihnen suchen sollen. Das widerspricht sich doch.«
Ytria und Kemal wechselten einen schnellen Blick, dann fuhr Kemal Emraddin fort: »Kinder sind erfinderisch, Sir, vor allem, wenn sie auf einem riesigen Raumschiff geboren wurden und tagtäglich mit hochgezüchteten technischen Anlagen konfrontiert werden. Sie lernen, vielleicht unbewusst, sehr viel dabei, und in ihren kindlichen Gehirnen könnte der Plan entstanden sein, das Gelernte zu benutzen, um trotz aller Wachen aus dem Schiff zu kommen.«
Kosum wollte erneut widersprechen. Doch er erinnerte sich an seine eigene Kindheit und an seine vielfältigen Bestrebungen, der ihm auferlegten Disziplin und der Bevormundung durch die Erwachsenen zu entkommen. Das war ihm öfter gelungen, als die Erwachsenen nach den Regeln der Logik erwarten beziehungsweise befürchten konnten. Warum sollten die Kinder der SOL weniger erfinderisch sein als er in seiner Jugend!
Er räusperte sich und sagte: »Ich werde ein paar Suchmannschaften nach draußen schicken. Wenn Sie wollen, dürfen Sie sie begleiten. Ich nehme an, dass Sie als Strahlungsspezialisten zur Zeit sowieso nicht voll ausgelastet sind.«
»Wir haben keine akuten Probleme zu bewältigen, Sir«, erwiderte Ytria Emraddin. »Zur Zeit sind wir mit Berechnungen und mit Analysen von Ergebnissen früherer Forschungsexpeditionen beschäftigt. Doch das kann etwas warten. Ich danke Ihnen, Sir.«
»Nichts zu danken«, erwiderte Mentro Kosum. »Ich tue nur meine Pflicht.«
Er lächelte verstohlen und fügte hinzu: »Wenn die Bengels draußen gefunden werden, heil und gesund, wie ich hoffe, möchte ich sie sehen. Wer es fertiggebracht hat, unsere Schleusenwachen zu überlisten, der verdient wirklich Beachtung. Vergessen Sie das nicht!«
Seltsamerweise war Kemal Emraddin verlegen, als er antwortete: »Wir werden daran denken, Sir. Ich danke Ihnen ebenfalls.«
*
Als das Paar die Hauptzentrale der SZ-1 verlassen hatte, lächelte der Emotionaut noch immer.
Er dachte an einen besonders gut gelungenen Streich zurück, den er im Alter von fünf Jahren verübt hatte.
Damals war er mit seiner Vorschulgruppe in einem Raumschiff durch das Solsystem geflogen. Begleitet wurde die Gruppe von vier Erzieherinnen, unter Leitung einer älteren Dame, die sich durch extrem konservatives Denken auszeichnete und oft eine wahre Plage für die ihr anvertrauten Schützlinge und auch die vier Erzieherinnen war.
Nach drei Wochen Flug mit Stationen auf verschiedenen Planeten und Monden und verschiedenen eigenmächtigen Exkursionen durch die Sektionen des Raumschiffs hatten Mentro Kosum und ein anderes Vorschulkind aus einigen Ersatzteilen plus Teilen aus Elektronikbastelkästen einen Manipulator improvisiert.
Als sie das Gerät eines Schiffsabends einschalteten, konnten die Offiziere in der Hauptzentrale auf den Bildschirmen der Panoramagalerie statt der vertrauten Sterne die ältliche Dame bewundern, die sich in ihrer Kabine gerade auf die Nachtruhe vorbereitete und, da sie nichts von der Bildtonübertragung ahnte, bei ihren diversen Verrichtungen keinerlei Scheu walten ließ.
Obwohl der Schiffskommandant die illegale Übertragung nach rund zehn Minuten durch Zwischenschaltung eines Zusatzreglers stoppte und seinen Leuten strengstes Stillschweigen über den Vorfall auferlegte, sickerte er doch durch. So erfuhren nicht nur Kosum und sein Mitverschwörer, dass ihr Plan aufgegangen war. Auch die ältliche Erzieherin erfuhr, in welchen Posen sie sich der Zentrale-Besatzung dargeboten und welchen Lacherfolg sie damit erzielt hatte. Nach Rückkehr auf die Erde strengte sie eine Klage gegen den Kommandanten an, der jedoch beweisen konnte, dass er an dem Vorfall keine Schuld trug. Sie aber wurde durch den Schock so verändert, dass die ihr anvertrauten Kinder und Erzieherinnen künftig von moralistischen Eskapaden verschont blieben.
Mentro Kosum wurde durch diese Erinnerungen so erheitert, dass er laut lachte.
Ein dezentes Räuspern riss ihn in die Wirklichkeit des Jahres 3578 zurück.
Er blickte auf und erkannte vor sich Dr. Jurinam Melussem, einen der Kybernetiker, die sich auf Weisung Rhodans in letzter Zeit intensiv mit SENECA beschäftigten.
Jurinam Melussem blickte den Emotionauten leicht indigniert an, sagte aber nichts.
»Was soll der vorwurfsvolle Blick, schau doch selbst einmal zurück!«, deklamierte Kosum einen schnell improvisierten Knüttelvers.
Bevor der Kybernetiker darauf reagieren konnte, erklärte Mentro Kosum: »Sie müssen schon entschuldigen, Dr. Melussem, aber ich erinnerte mich an ein Kindheitserlebnis. Lachen Sie niemals, wenn Sie an Ihre Kindheit denken?«
Melussems Gesicht erhellte sich. Doch gleich darauf wurde der Kybernetiker wieder ernst.
»Doch, Sir«, antwortete er. »Aber im Augenblick beschäftigt mich die Frage, mit wem SENECA trotz seines Versprechens, den Kontakt mit keloskischen Instrumenten zu meiden, Hyperkomkontakt hält.«
Kosums Haltung versteifte sich für einen Moment, dann entspannte sich der Emotionaut wieder. Seit er – vor unendlich langer Zeit, wie ihm manchmal schien – die Kosmonautenlaufbahn eingeschlagen hatte, war er schon in so vielen verwickelten und gefährlichen Situationen gewesen, dass ihn so leicht nichts mehr erschütterte.
»Was haben Sie festgestellt, Dr. Melussem?«, erkundigte er sich. »Bitte, nehmen Sie doch Platz.«
Jurinam Melussem setzte sich Kosum gegenüber und sagte: »Sir, sämtliche Kybernetiker beschäftigen sich schichtweise intensiv mit SENECA. Sie studieren die Verhaltensmuster der Hyperinpotronik, versuchen Abweichungen von den Gesetzen der Kybernetik zu erkennen und ein Reaktionsschema herauszufinden.
Ich habe mich auf die Suche nach einem Reaktionsschema von SENECA spezialisiert, was natürlich nicht unbedingt von Erfolg gekrönt sein muss. Die Inpotronik ist unglaublich reaktionsvariabel und arbeitet vor allem nicht nach einem festen Programm.
Doch ich will nicht vom Thema abschweifen. Bei der Suche nach einem Reaktionsschema fiel mir eine Energiespitze auf, die sich in ähnlicher Form in regelmäßigen Abständen wiederholte. Zuerst dachte ich, das wäre das gesuchte Reaktionsschema, doch dann stellte ich fest, dass es sich um Hyperimpulse handelte, die nirgendwo innerhalb von SENECA ankamen.
Ich überprüfte die Angelegenheit zusammen mit drei Kollegen, denn bei der immensen hyperenergetischen Aktivität in SENECA und den zahllosen in Frage kommenden Empfangssektoren kann ein Mensch allein keinen lückenlosen Überblick erhalten.
Doch meine erste Feststellung bestätigte sich. SENECA sendet Hyperimpulse aus, die nicht dem internen Informationsfluss dienen, sondern wahrscheinlich für einen Empfänger außerhalb der Inpotronik bestimmt sind.«
»Interessant«, erwiderte Kosum trocken. »SENECA hat also den Chef getäuscht. Als er ihm versicherte, keinerlei Funkkontakte mehr mit den Keloskern beziehungsweise ihren kybernetischen Geräten aufzunehmen, musste er bereits den Hintergedanken gehabt haben, dass dieses Versprechen ihn nicht verpflichtete, auch einseitige Informationssendungen zu unterlassen.«
»Hoffentlich ist der Informationsfluss einseitig, Sir«, sagte Melussem besorgt. »Die Zeit war nämlich zu knapp, als dass wir alle in Frage kommenden Empfangssektoren darauf prüfen konnten, ob sie Hyperkomsendungen von außerhalb der Inpotronik erhalten.«
Mentro Kosum überlegte.
Normalerweise hätte er sich in die Untersuchungen der Kybernetiker nicht eingemischt. Er war Raumschiffskommandant und Emotionaut und kümmerte sich nicht um andere Spezialgebiete. Doch die Angelegenheit schien ihm zu wichtig zu sein, als dass er sie allein den Fachleuten überlassen wollte.
Wäre Perry Rhodan auf der SOL gewesen, hätte sich der Expeditionsleiter der Sache annehmen können. Aber Rhodan befand sich zusammen mit Gucky und dreizehn Wissenschaftlern außerhalb der SOL, um auf Last Stop nach weiteren verborgenen keloskischen Geräten zu suchen. Und Rhodans Stellvertreter Deighton war mit der BRESCIA losgeflogen und sollte mit den Keloskern verhandeln.
Folglich blieb die Sache doch an ihm, Mentro Kosum, hängen.
»Wenn Sie ein paar Minuten warten, begleite ich Sie zu SENECA, Dr. Melussem«, sagte er.
Als Jurinam Melussem nickte, aktivierte der Emotionaut seine KOM-Verbindung zu SENECA und sagte: »Ich möchte, dass du einige Suchtrupps zusammenstellst, SENECA. Es geht darum, außerhalb der SOL nach zwei verschwundenen Kindern zu suchen, deren Namen und Beschreibung ich dir anschließend übermitteln werde. Wirst du den Auftrag ausführen?«
»Ich führe jeden Ihrer Aufträge aus, Sir«, erwiderte die Hyperinpotronik mit einer Stimme, die so klang, als fühlte sich SENECA durch Kosums Frage beleidigt. »Sie wurden von Perry Rhodan als sein Stellvertreter während der Zeit seiner Abwesenheit gemeldet und haben fast alle seine Befugnisse mir gegenüber. Allerdings halte ich die Aktion für unnötig. Kinder dürfen die SOL nicht verlassen, und ich kenne die Aufzeichnungen der Schleusenwachautomaten. Danach haben keine Kinder die SOL verlassen.«
»Das weiß ich selber«, erklärte der Emotionaut. »Aber die Kinder befinden sich auch nicht mehr an Bord. Vorsichtshalber will ich draußen nach ihnen suchen lassen. Du sollst, wie üblich, die Suchtrupps zusammenstellen und den Plan erarbeiten, nach dem sie vorgehen müssen. Ist das klar?«
»Verstanden, Sir – und Auftrag angenommen«, antwortete SENECA. »Es ist zwar ein sinnloser Auftrag, aber meine Erfahrungen mit Menschen haben mich gelehrt, aus psychologischen Gründen auch sinnlose Aufträge anzunehmen und auszuführen, sofern dadurch keine Menschenleben in Gefahr geraten.«
»Nett von dir, alter Drahtkasten«, meinte Mentro Kosum mit säuerlichem Lächeln. »Und jetzt die Namen und Beschreibungen der beiden Bengel ...«
Nachdem er alles durchgegeben hatte, unterbrach er die Verbindung mit SENECA und wandte sich wieder an den Kybernetiker.
»Wir können gehen, Dr. Melussem.«
*
Mentro Kosum fühlte sich unbehaglich, als er neben Melussem durch die so genannten Todesgänge schritt, die jeder passieren musste, der sich in die Alpha-Zentrale von SENECA begeben wollte.
Allerdings war die Anzahl der dazu befugten Personen auf einen relativ kleinen Kreis von Menschen begrenzt. In erster Linie durften Perry Rhodan selbst und seine engsten Vertrauten die Alpha-Zentrale betreten.
Mentro Kosum hatte von Anfang an zu diesem Kreis gezählt. Die Kybernetiker waren erst später, als SENECA offensichtlich nicht mehr gehorchte, von Perry Rhodan autorisiert worden, ebenfalls die Alpha-Zentrale zu betreten.
Bevor die Hyperinpotronik ihrer irregulären Handlungen überführt worden war, hatte sie durchaus nicht alle autorisierten Personen in ihr ureigenstes Reich gelassen, sondern ihre eigene Auswahl getroffen.
Seitdem gehorchte SENECA wieder. Doch Kosum fragte sich, wie lange dieser Zustand dauern mochte, da SENECA offenbar sein Versprechen, Kontakte mit den Keloskern und ihren kybernetischen Geräten zu meiden, gebrochen hatte.
Im Grunde genommen betrachtete der Emotionaut es als unhaltbaren Zustand, dass SENECA eigenmächtig entschied, wer den Sperrgürtel und die beiden Todesgänge passieren durfte. Aber die Inpotronik verfügte über die Machtmittel, jeden, den sie nicht haben wollte, zurückzuweisen.
Kosum erinnerte sich an die ersten Instruktionen, die man ihm über SENECA gegeben hatte. Darin hatte es geheißen, das Plasma allein wäre nicht fähig, die positronischen Anlagen so zu beherrschen, dass der Gesamtkomplex sich der Kontrolle durch die Menschen entzog und eventuell feindselig zu reagieren. Selbst bei einem wahnsinnig werdenden Plasmaanteil sollte die Integrität von SENECA voll erhalten bleiben.
Die jüngste Vergangenheit hatte leider das Gegenteil bewiesen. SENECA hatte sich gegen die Interessen der Menschen gestellt, er hatte Anordnungen Perry Rhodans ignoriert und Maßnahmen sabotiert. Er hatte sogar zugelassen, dass Menschen, die nicht auf seine Warnungen hörten, starben.
Aber es war undenkbar, SENECA einfach auszuschalten. Die Menschen an Bord der SOL waren in beinahe jeder Beziehung von der Hyperinpotronik abhängig. Sie würden ohne Hilfe von SENECA nur mit Mühe überleben, aber den Planeten Last Stop niemals verlassen können. SENECA regierte einfach alles – und indirekt sogar die biologischen Funktionen der Frauen und Männer an Bord der SOL.
Folglich gab es nur einen Weg: sich mit SENECA, so gut es ging, zu arrangieren und nach einer Gelegenheit suchen, dieses Riesengebilde wieder zum Diener der Menschen zu machen.
Es war still, beinahe unheimlich still im Innern der Hyperinpotronik. Der überlichtschnelle Datenfluss war für menschliche Sinne nicht wahrnehmbar, da er sich außerhalb des vierdimensionalen Raum-Zeit-Kontinuums vollzog. Es gab auch keine klickenden Relais oder Schalter, denn Relais waren schon seit vielen Jahrhunderten überholt, und Schalter im Sinne von beweglichen mechanischen Vorrichtungen gab es in SENECA überhaupt nicht.
Als Kosum und Melussem die Alpha-Zentrale betraten, fanden sie bereits drei Kybernetiker vor, die mit hochempfindlichen Messgeräten arbeiteten beziehungsweise die Funktionskontrollen der Inpotronik beobachteten.
Ein Kybernetiker drehte sich beim Eintritt der beiden Männer um, legte einen Zeigefinger auf seine Lippen und deutete auf ein tragbares Gerät, das der Emotionaut als Paratronfeldprojektor erkannte.