Inhalt

  1. Cover
  2. Über den Autor
  3. Titel
  4. Impressum
  5. Widmung
  6. Prolog
  7. Mai, im Jahr Gottes 892
  8. .I. - Eraystor Bay, Fürstentum Emerald
  9. .II. - Königlicher Palast, Manchyr, Fürstentum Corisande
  10. .III. - Kathedrale von Tellesberg, Tellesberg, Königreich Charis
  11. .IV. - Königlicher Palast, Tellesberg, Königreich Charis
  12. .V. - HMS Destroyer, Eraystor Bay, Fürstentum Emerald
  13. .VI. - Königlicher Palast, Stadt Eraystor, Fürstentum Emerald
  14. .VII. - Villa Breygart, Hanth Town, Grafschaft Hanth
  1. Juni, im Jahr Gottes 892
  2. .I. - Der Tempel Gottes, Stadt Zion, Die Tempel-Lande
  3. .II. - Königin Sharleyans Palast, Stadt Cherayth, Königreich Chisholm
  4. .III. - Ehdwyrd Howsmyns Gießerei, Delthak, Grafschaft High Rock Königreich Charis
  5. .IV. - Galeone Südwind, Margaret Bay; Schenke ›Zum Grauen Schiff‹, Hanth Town, Grafschaft Hanth
  6. .V. - Bei Madame Ahnzhelyk, Stadt Zion, Die Tempel-Lande
  7. .VI. - Hanth Town, Grafschaft Hanth Königreich Charis
  8. .VII. - Königlicher Palast, Stadt Tellesberg, Königreich Charis
  9. .VIII. - Erayk Dynnys' Zelle und der Platz der Märtyrer, am Tempel Gottes, Stadt Zion, die Tempel-Lande
  10. .IX. - Im Saal des Hohen Rates, Palast von Königin Sharleyan, Stadt Cherayth, Königreich Chisholm
  11. .X. - Königlicher Palast, Stadt Tellesberg, Königreich Charis
  12. .XI. - North Bay, Fürstentum Emerald
  13. .XII. - Königlicher Palast, Stadt Eraystor, Fürstentum Emerald
  14. .XIII. - Kathedrale von Tellesberg und Königlicher Palast, Stadt Tellesberg, Königreich Charis
  1. Juli, im Jahr Gottes 892
  2. .I. - Königliche Hochschule, Stadt Tellesberg, Königreich Charis
  3. .II. - Königlicher Palast, Stadt Tellesberg, Königreich Charis
  4. .III. - Palast des Erzbischofs, Stadt Tellesberg, Königreich Charis
  5. .IV. - Königlicher Palast und Kloster von Sankt Zherneau, Stadt Tellesberg, Königreich Charis
  6. .V. - Truppenübungsplatz der Marines, Helen Island, Königreich Charis
  7. .VI. - Captain Merlin Athrawes' Gemach, Erzbischöflicher Palast und Königlicher Palast, Stadt Tellesberg, Königreich Charis
  8. .VII. - König Caylebs privater Speisesaal, Königlicher Palast, Stadt Tellesberg, Königreich Charis
  1. Charaktere
  2. Glossar
  3. Eine Anmerkung zur Zeitmessung auf Safehold

David Weber

NIMUE ALBAN:

CODENAME:
MERLIN

Aus dem Amerikanischen von
Ulf Ritgen

BASTEI ENTERTAINMENT

Dieses Buch habe ich für Sharon geschrieben.

Na ja, eigentlich alle anderen auch, und normalerweise schreibe ich auch keine öffentlichen Liebesbriefe, aber dieses Jahr mache ich eine Ausnahme.

Ich danke Dir, dass Du mich immer wieder heiraten würdest.

Ich liebe Dich.

Prolog

An Bord des Aufklärer-Schwebebootes herrschte völlige Stille.

So war es im Orbit eigentlich immer, von gelegentlichen Audiosignalen des Flugdatenrechners einmal abgesehen, und dieses leise Piepsen schien die Stille eher zu betonen als sie zu stören. Der Mann, der einst Nimue Alban gewesen war, lehnte sich im Pilotensessel zurück, blickte durch das Panzer-Plastik seiner Kanzel auf den Planeten hinab, über den er gerade hinwegflog, und genoss die ruhige, friedliche Stille.

Ich sollte wirklich nicht hier sein, ging es ihm durch den Kopf, während er die atemberaubend schöne, blau-weiß gemaserte Murmel des Planeten Safehold betrachtete; stetig hielt sein Schwebeboot auf die dunkle Linie des Terminators zu. Es gibt viel zu viele Dinge, die ich dringend in Tellesberg erledigen müsste. Und eigentlich ist es auch überhaupt nicht sinnvoll, dass ich jetzt hier oben herumschwirre, getarnt oder nicht.

Das alles stimmte, und zugleich war es bedeutungslos. Besser gesagt: Es war nicht bedeutsam genug, um ihn davon abzuhalten, weiter hier oben zu bleiben.

In gewisser Weise bestand überhaupt keine Notwendigkeit für ihn, sich tatsächlich körperlich hier oben aufzuhalten. Die Selbsttätig Navigierenden, Autonomen Aufklärer- und Kommunikationsplattformen, die er ausgesetzt hatte, konnten ihm exakt das gleiche Bildmaterial liefern, ohne dass er es wirklich mit eigenen Augen hätte betrachten müssen … wenn man überhaupt behaupten konnte, dass er genau das gerade tat. Und die SNARCs waren deutlich kleiner und noch ungleich besser getarnt als sein Aufklärer-Schwebeboot. Wenn das System für die kinetische Bombardierung, das der wahnsinnige Langhorne im Orbit rings um Safehold installiert hatte, tatsächlich über Grenzbereich-Passiv-Sensoren verfügte, dann war es sehr viel weniger wahrscheinlich, dass diese eine SNARC orten würde als ein Schwebeboot, und das war dem Piloten dieses Schiffes auch bewusst.

Und doch gab es Zeiten, in denen er diese ruhigen, friedlichen Momente einfach brauchte, diesen Rückzug in seinen Horst im klaren Vakuum, von dem aus er auf diesen letzten Planeten hinabblicken konnte, den die Menschheit jemals in Besitz genommen hatte. Er musste sich daran zurückerinnern, wer – was – er in Wirklichkeit war, und was er diese Menschen würde lehren müssen, die sich auf jenem Planeten drängten, der so unendlich tief unter ihm lag. Und er musste auch die Schönheit dieser Welt sehen, um … seine Gedanken zu ordnen und seine Entschlusskraft zurückzugewinnen. Er verbrachte so viel Zeit mit den Daten, die ihm sein Netzwerk aus SNARCs lieferte, und damit, die Berichte seiner Spione durchzuarbeiten und die Pläne und Verschwörungen all der Feinde des Königreiches zu belauschen, das er sich zur Heimat gewählt hatte, dass es ihm manchmal so schien, als bestehe das ganze Universum aus nichts anderem. Dass alleine schon der Einfluss seiner zahllosen Gegner, die ihn von allen Seiten zu erdrücken drohten, einfach zu groß war – viel zu stark, als dass ein einzelnes Wesen sich ihm hätte entgegenstellen können.

Das Volk jenes Reiches, dieses Volk, dem zu helfen er gekommen war, stellte das wahre Heilmittel gegen die Verzweiflung dar, die ihn zu übermannen drohte, wann immer er über die immense Tragweite der Aufgabe nachdachte, die man ihm übertragen hatte. Sie waren diejenigen, die ihn immer wieder daran erinnerten, dass die Menschheit es wert war, für sie zu kämpfen, und sie erinnerten ihn auch an die gewaltigen Errungenschaften, zu denen die Menschheit in der Lage war, an den Mut und die Opferbereitschaft – und das Vertrauen –, zu dem der Homo sapiens fähig war. Obwohl man ihre Geschichte und ihre Religion in so zynischer Art und Weise manipuliert hatte, waren sie so stark, so lebendig und so mutig wie alle anderen Menschen in der Geschichte der Spezies, der auch er selbst einst angehört hatte.

Und dennoch gab es Zeiten, da all das einfach nicht ausreichte. Wenn er sich bewusst wurde, wie gering ihre Überlebenschancen standen, wenn die erdrückende Verantwortung auf ihm lastete und er über die unerträgliche Einsamkeit nachdachte, die damit einherging, dass er zwar sehr wohl unter ihnen lebte, aber doch niemals zu ihnen gehören würde. Wenn er die Last spürte, die seine theoretische Unsterblichkeit ihm aufbürdete, gerade angesichts dieser nur zu vergänglichen Lebensspanne, zu der sie alle verurteilt waren, und ihn schmerzliche Trauer erfasste ob all der Verluste, die ihm bevorstanden. Wenn ihm erneut bewusst wurde, dass er ganz alleine für diese Welle der Glaubenskriege verantwortlich war, die allmählich diese ganze blauweiße Murmel erfassten. Und wenn die Frage, wer – und was – er eigentlich war, ihn in eine Einsamkeit stürzte, die an seiner Seele zerrte wie jenes Vakuum, durch das sein Schwebeboot immer weiter seine Bahn zog.

Und genau gegen derartige Augenblicke und Gedanken halfen Momente wie dieser: Er blickte auf die Welt hinab, die jetzt in seiner Obhut lag, für die jetzt er verantwortlich war. Erneut musste er der Wirklichkeit ins Auge sehen, musste die aufkeimende Zukunft erkennen, die all diese harschen Anforderungen letztendlich lohnenswert machten.

Es ist wirklich eine wunderschöne Welt, dachte er fast schon verträumt. Und wenn man sie von hier oben betrachtet, dann rückt das tatsächlich alles wieder ins rechte Licht, nicht wahr? So schön diese Welt auch sein mag, so wichtig mir die Spezies der Menschheit ist, so ist es doch nur eine Welt unter Milliarden, nur eine Spezies von hunderten von Millionen – mindestens. Wenn Gott sich mit Seinem Universum so viel Mühe gibt, dann kann ich ja wohl verdammt noch mal genau das tun, was Er von mir verlangt, oder nicht? Und – er verzog die Lippen zu einem schiefen Grinsen – und ich kann mir wenigstens ziemlich sicher sein, dass Er das auch verstehen wird. Wenn Er all dies hier zusammenfügen und mich dann dort mitten hineinsetzen kann, dann muss ich doch wohl davon ausgehen, dass Er genau weiß, was Er tut. Und das bedeutet, ich brauche nur noch herauszufinden, was ich nun tun sollte.

Er stieß ein belustigtes Schnauben aus; im lautlosen Cockpit klang es fast widernatürlich laut, dann schüttelte er den Kopf und stellte die Lehne seines Pilotensitzes wieder senkrecht.

Genug der Planetenschau, Merlin, rief er sich zur Ordnung. In drei Stunden bricht über Tellesberg der Tag an, und Franz wird sich schon fragen, wo seine Ablösung wohl bleibt. Es wird Zeit, deinen MolyCirc-Hintern nach Hause zu schaffen – da gehört er ja schließlich hin.

»Owl?«, sagte er laut.

»Jawohl, Lieutenant Commander?«, meldete sich über eine abgesicherte Kommunikationsverbindung fast augenblicklich die KI aus ihrem Versteck unter dem höchsten Berg von Safehold.

»Ich mache mich auf den Heimweg. Sondier das Gelände rings um Basis Alpha in einem Umkreis von einhundert Kilometern und sorg dafür, dass niemand in der Nähe ist, der zuschauen könnte, wie das Schwebeboot in der Garage einparkt. Und überprüf auch meinen Balkon. Sieh zu, dass niemand beobachten kann, wie du mich absetzt.«

»Jawohl, Lieutenant Commander«, bestätigte die KI, und Merlin streckte die Hände nach den Instrumenten des Schwebeboots aus.

Mai, im Jahr Gottes 892

.I.

Eraystor Bay,
Fürstentum Emerald

Die helle Morgensonne spiegelte sich auf den gekreuzten goldenen Szeptern, die den Mittelpunkt im grünen Banner der Kirche des Verheißenen bildeten. Das Kurierschiff mit den zwei Masten, über denen dieses Banner im Wind flatterte, während eine steife Brise es stetig vorantrieb, war ein wenig länger als siebzig Fuß; es war auf Geschwindigkeit ausgelegt, nicht auf Ausdauer … geschweige denn auf Widerstandsfähigkeit gegen stärkeren Seegang oder Stabilität. Ihre sechzigköpfige Besatzung wäre für jede Galeere kaum ausreichend gewesen, selbst für ein derart kleines Schiff wie dieses, doch ihr schlanker, leichter Rumpf war sehr gut dafür geeignet, rasch gerudert zu werden, und unter ihren Lateinersegeln durchschnitt es zügig die schäumende Gischt. Das Sonnenlicht glitzerte auf dem Wasser; schaumgekrönte Wellen brandeten über den dreißig Meilen breiten Kanal zwischen Callie’s Island und der Nordostküste der Eraystor Bay hinweg.

Pater Rahss Sawal, der Kommandant des kleinen Flottenschiffs, stand auf der winzigen Schanz, die Hände hinter dem Rücken verschränkt, und mühte sich nach Kräften, Zuversicht auszustrahlen, während er zu den Seevögeln und Wyvern aufblickte, die über den geradezu schmerzhaft gleißend-blauen Himmel zogen. Es fiel ihm deutlich schwer, das Ausmaß an Zuversicht zu zeigen (es wäre unziemlich gewesen, es als ›Arroganz‹ zu bezeichnen), die dem Kapitän eines Kurierschiffes von Mutter Kirche angemessen war, und der Grund dafür gefiel Sawal ganz und gar nicht.

Die Boten des Tempels, ob sie nun über Land reisten oder die Meere durchkreuzten, genossen in jeder Hinsicht absolute Priorität und konnten sich ganz nach Gutdünken frei bewegen. Sie überbrachten die Botschaften und Befehle Gottes Selbst, mit der Autorität der Erzengel persönlich, und kein Sterblicher war so verwegen, ihnen den Weg verwehren zu wollen, wohin auch immer Gott oder Seine Kirche sie auch schicken mochten. Das war im wahrsten Sinne des Wortes schon seit Anbeginn der Zeiten so, seit dem Tag der Schöpfung, und niemand hatte jemals gewagt, das in Frage zu stellen oder zu bestreiten. Bedauerlicherweise war sich Sawal mittlerweile nicht mehr sicher, dass diese jahrhundertealte Unantastbarkeit der Boten von Mutter Kirche immer noch Gültigkeit hatte.

Dieser Gedanke war … verstörend, und das in mehr als einer Hinsicht. Zunächst einmal wirkte es sich natürlich auf ihn persönlich aus – schließlich hätte es ernstliche Konsequenzen auf seine eigene derzeitige Mission. Langfristig gesehen war es verstörend, weil ein Aufgeben dieser Unantastbarkeit schlichtweg undenkbar wäre. Sich der Autorität der Kirche Gottes zu widersetzen konnte nur eine Konsequenz für die Seelen eben jener haben, die es wagten, und wenn das Vorbild Einzelner andere dazu verführte, ebenfalls der Sünde anheimzufallen …

Erneut verdrängte Sawal diesen Gedanken. Er versuchte sich selbst nach Kräften davon zu überzeugen – welcher Wahnsinn auch immer das Königreich Charis befallen haben mochte, Gott würde doch niemals zulassen, dass er sich über die Grenzen von Charis hinaus ausbreitete. Die unbeschränkte Autorität von Mutter Kirche war der Dreh- und Angelpunkt nicht nur der Welt, in der er lebte, sondern auch Gottes eigenen Plans für das Heil der ganzen Menschheit. Würde diese Autorität in Frage gestellt – würde dieser Plan scheitern –, so wären die Konsequenzen schlichtweg undenkbar. Angesichts dieser Vorstellung musste sich Shan-wei, die verlorene und verdammte Mutter alles Bösen, schon die Reißzähne lecken – in jener dunklen, feuchten Ecke der Hölle, in die der Erzengel Langhorne sie einst für ihre Sünden verbannt hatte. Schon in diesem Augenblick musste sie die Gitterstäbe ihres Gefängnisses prüfen, die Stärke ihrer Fesseln, wann immer sie den anmaßenden, sündigen Stolz all jener spürte, die ihr eigenes, fehlbares Urteilsvermögen über das Urteil Gottes Selbst stellten. Langhorne persönlich hatte das Tor hinter ihr versperrt, mit der unumstößlichen Autorität der Ewigkeit, doch der Mensch besaß einen freien Willen. Selbst jetzt konnte er jederzeit den Schlüssel in jenem Schloss herumdrehen, so er das wünschte, und wenn er das tat …

Diese verdammten Charisianer, dachte Sawal verbittert. Begreifen die denn überhaupt nicht, welches Tor sie da gerade öffnen? Ist denen das egal? Sehen die einfach nicht ein …

Seine Kiefer mahlten, und der Kommandant zwang sich dazu, die Schultern wieder ein wenig zu entspannen, dann atmete er tief durch, um sich zu beruhigen. Besonders hilfreich war es nicht.

Die Anweisungen, die ihm Bischof-Vollstrecker Thomys erteilt hatte, waren völlig eindeutig gewesen: Sawal sollte die Depeschen des Bischof-Vollstreckers um jeden Preis zu Bischof-Vollstrecker Wyllys in Eraystor bringen. Diese Formulierung – ›um jeden Preis‹ – war niemals zuvor zu Sawals Anweisungen aufgetaucht. Bislang hatte auch niemals eine Notwendigkeit dafür bestanden, doch jetzt …

»Achtung!« Der Ruf erscholl aus dem Krähennest. »Achtung! Drei Segel Backbord voraus!«

»So, so«, murmelte Commander Paitryk Hywyt von der Royal Charisian Navy, während er durch das Fernglas spähte. »Das dürfte interessant werden.«

Er ließ das Fernglas sinken und legte nachdenklich die Stirn in Falten. Seine Anweisungen in dieser Hinsicht waren eindeutig. Als er sie empfangen hatte, war ihm dabei alles andere als wohl gewesen, doch die Anweisungen waren völlig eindeutig, und nun entdeckte er, dass er sich sogar darauf freute, sie zu befolgen. Sonderbar. Er hätte nicht für möglich gehalten, dass es jemals dazu kommen würde.

»Ja, das ist wirklich ein Kurier der Kirche«, sagte er etwas lauter, und Zhak Urvyn, der First Lieutenant der HMS Wave, stieß einen Laut aus, der unverkennbar verriet, wie unwohl er sich in seiner Haut fühlte.

»Einigen der Männer wird das wohl kaum gefallen, Sir«, sagte Urvyn leise. Hywyt blickte ihn von der Seite an, dann zuckte er mit den Schultern.

»Ich habe das Gefühl, die Einstellung der Männer könnte uns durchaus überraschen, Zhak«, sagte er nüchtern. »Sie sind immer noch so übelgelaunt, wie ich es noch nie zuvor bei ihnen erlebt habe … und die wissen ganz genau, für wen dieser Kurier hier wirklich unterwegs ist.«

Urvyn nickte, doch er blickte noch düsterer drein als zuvor, und Hywyt verzog ein wenig das Gesicht. Es waren nicht die Männer, die mit den Anweisungen ein Problem hatten: Es war Urvyn selbst.

»Bringen Sie sie bitte drei Strich Backbord, Lieutenant«, sagte Hywyt und sprach dabei deutlich förmlicher, als er das eigentlich zu tun pflegte. »Gehen Sie auf Abfangkurs.«

»Aye aye, Sir«, bestätigte Urvyn mit besorgter Miene, doch er salutierte und gab den Befehl an den Rudergänger weiter, während andere bereits über die Holzplanken des Decks stapften, um sich um Segel und Brassen zu kümmern.

Die Wave änderte den Kurs, glitt hart am Wind über die Wellen hinweg, und Hywyt verspürte erneut den vertrauten Stolz darüber, wie gut sich sein Schiff steuern ließ. Der schlanke Zweimast-Schoner mit dem Glattdeck war auf der Wasserlinie etwas über fünfundneunzig Fuß lang; er war mit vierzehn Dreißig-Pfund-Karronaden bewaffnet. Anders als einige ihrer Schwesternschiffe war die Wave vom Kiel aus als leichter Kreuzer für die Royal Charisian Navy gebaut worden. Ihr revolutionärer Segelriss machte sie schneller und gestattete es, deutlich härter am Wind zu segeln als jedes andere Schiff, das Hywyt jemals erlebt hatte, geschweige denn selbst befehligt, und seit der Schlacht im Darcos-Sund hatten sie bereits ganze sieben Prisen gemacht – fast die Hälfte aller Schiffe, die das gesamte Blockadegeschwader hier in den emeraldianischen Gewässern bislang eingefangen hatte. Genau das war der Sinn von Geschwindigkeit und Gewandtheit – und die beachtlichen Prisengelder, die ihnen so zugefallen waren, hatte dazu beigetragen, jegliche Bedenken, die seine Mannschaft vielleicht noch hegen mochte, ein für allemal auszuräumen. Schließlich sind sie ja allesamt Charisianer, dachte der Commander mit einem Anflug von Belustigung. Die zahlreichen Kritiker des Königreiches Charis, die sich nur zu gerne in Verunglimpfungen ergingen, bezeichneten das Land als ein ›Königreich von Krämern und Geldverleihern‹ – und wenn sie es aussprachen, klang es alles andere als beifällig. Jahrelang hatte sich Hywyt ihren erbitterten Neid angehört, und er musste zugeben, dass dieses Klischee, Charisianer seien stets auf der Jagd nach dem schnellen Geld, zumindest nicht ganz von der Hand zu weisen war.

Natürlich sind wir dabei auch ziemlich gut, oder etwa nicht?, sinnierte er, und er lächelte vor sich ihn, als er sah, wie rasch das Kurierschiff mit der dunkelgrünen Flagge näher und näher kam.

Der Commander konnte sich nicht sicher sein, dass dieses andere Schiff wirklich von Corisande aus aufgebrochen war, doch jede andere Erklärung wäre ihm doch sehr unwahrscheinlich erschienen. Dieses Depeschenboot war ganz offensichtlich durch die ›Straße der Delfine‹ gekommen, und das bedeutete zweifellos, dass es auch die Zebediah-See durchquert hatte. Kein Kurier von Haven oder Howard wäre aus dieser Richtung gekommen, und Hywyt bezweifelte, dass Sharleyan von Chisholm sonderlich daran interessiert war, mit Nahrmahn von Emerald zu korrespondieren. Und wenn man berücksichtigte, dass der Bursche am Steuer sich für die Meerenge zwischen Callie’s Island und der Küste von Emerald entschieden hatte, wurde ganz offensichtlich, dass er es ganz und gar nicht darauf anlegte, die Aufmerksamkeit des Blockadegeschwaders auf sich zu ziehen.

So bedauerlich das für ihn auch sein mochte: Genau das hatte er bereits getan, und es war unverkennbar, dass sein Schiff, so schnittig es auch gebaut sein mochte, unter den gegebenen Umständen doch ein wenig langsamer war als die Wave.

»Klar zum Gefecht«, sagte Hywyt und schaute zu, wie der Abstand zwischen den beiden Schiffen kleiner und kleiner wurde, während an Bord die ersten Trommelwirbel dröhnten.

Mühsam verkniff sich Rahss Sawal einen Fluch, als der charisianische Schoner auf ihn zuhielt. Offensichtlich waren die Informationen, die er zusammen mit seinen Anweisungen von Bischof-Vollstrecker Thomys erhalten hatte, noch deutlich veralteter, als ohnehin schon befürchtet. Er hatte nicht damit gerechnet, tatsächlich in der Eraystor Bay selbst auf charisianische Kriegsschiffe zu stoßen. Andererseits hatte er auch nicht damit gerechnet, den goldenen Kraken auf schwarzem Grund – die charisianische Flagge – über der Festung auf Callie’s Island wehen zu sehen, die doch einst zum Königreich von Emerald gehört hatte.

Dass die charisianischen Kriegsschiffe ausschwärmten, war der deutlichstmögliche Beleg für ihren überwältigenden Sieg bei der Schlacht am Darcos-Sund. Wie schwer sie die Flotte tatsächlich geschlagen hatten, war noch nicht ganz klar gewesen, als Sawal von Manchyr aus aufgebrochen war. Dass es eine vernichtende Niederlage gewesen war, das war ganz offensichtlich, doch jeder in Corisande hatte sich an die Hoffnung geklammert, ein Großteil der Schiffe, die nicht zurückgekehrt waren, hätten vielleicht Zuflucht in Emerald gefunden und dort Nahrmahn dabei unterstützt, ihren Ankerplatz zu verteidigen.

Wohl nicht, dachte Sawal säuerlich.

Mittlerweile konnte er vier Schiffe erkennen – den Schoner mitgezählt, der geradewegs auf das Fahrzeug zuhielt, das ihm unterstellt war –, und sie alle fuhren unter charisianischer Flagge. Zudem fuhren sie in breitem Abstand zueinander, um die Bay so weit wie möglich abzusichern, und das hätten sie niemals getan, hätte die Gefahr bestanden, irgendjemand könne auch nur in Erwägung ziehen, sie anzugreifen. Das und die Tatsache, dass sämtliche Befestigungsanlagen auf der Insel, die Sawal von seiner Schanz aus erkennen konnte, ganz eindeutig mittlerweile charisianische Stützpunkte geworden waren, machte ihm deutlich klar, dass es keine ›Verbündeten-Flotte‹ mehr gab … geschweige denn eine, die immer noch ihren Ankerplatz verteidigen würde.

Noch nie zuvor hatte Sawal einen dieser neuen Schoner der Charisianer erlebt, und er war zutiefst erstaunt, als er begriff, wie hart am Wind diese neuen Schiffe fahren konnten. Und Gleiches galt auch für die Größe und die Leistungsfähigkeit ihres Segelrisses. Sein eigenes Schiff verfügte über die gleiche Anzahl Masten, doch die Segelfläche dieses Schoners der Charisianer war mindestens doppelt so groß. Zudem war dieses Schiff stabil und groß genug, derart viel Segel auch auszunutzen, und unter diesen Umständen fuhr der Schoner ungleich schneller, als sein eigenes Schiff es jemals würde schaffen können.

Die Anzahl der Geschützpforten, über die gesamte Längsseite des Schiffes verteilt, war mindestens ebenso beeindruckend, und Sawal spürte, wie sich sein Magen zusammenkrampfte, als er die stummeligen Mündungen der Kanonen sah, die nun aus den Geschützpforten herausragten.

»Pater?«

Er blickte zu seinem ersten Offizier hinüber. Diese Frage, nur ein einziges Wort, verriet die Anspannung des anderen Priesters nur allzu deutlich, und Sawal konnte es ihm nicht einmal verübeln. Nicht, dass er eine Antwort auf das wusste, was der Mann ihn eigentlich fragen wollte – das war ihm bewusst.

»Wir werden sehen, was geschieht, Bruder Tymythy«, sagte er daher nur. »Halten Sie den Kurs.«

»Er ändert nicht den Kurs«, sagte Urvyn.

Selbst für eine unnötige Beschreibung des Offensichtlichen war das noch eine ganz besondere Leistung, schoss es Hywyt durch den Kopf.

»Nein, tut er nicht«, stimmte der Commander unter Aufbietung sämtlicher Selbstbeherrschung zu, als der Abstand sich stetig verringerte. Jetzt betrug er nur noch weniger als dreihundert Fuß, und er wurde noch kleiner, so dass sich der Commander fragte, wie weit der andere Skipper wohl dabei gehen wollte, ihn dazu zu zwingen, bei diesem Spiel hier Farbe zu bekennen; er musste fest davon überzeugt sein, die Wave wolle nur bluffen. »Geben Sie dem Schützen Anweisung, bereit für einen Schuss vor dem Bug zu sein.«

Urvyn zögerte. Es dauerte nur einen Sekundenbruchteil. Jemand anderes hätte es wohl kaum bemerkt, doch Urvyn war bereits seit mehr als sechs Monaten Hywyts First Lieutenant. Einen Augenblick lang glaubte Hywyt schon, er müsse seinen Befehl wiederholen, doch dann wandte sich Urvyn mit schwerfälligen Bewegungen ab und hob sein ledernes Sprachrohr.

»Bereit für einen Schuss vor den Bug, Master Charlz«, rief er, und der Schütze der Wave hob die Hand, um kundzugeben, dass er verstanden hatte.

»Ich glaube, er will …«

Bruder Tymythy brachte den Satz nicht zu Ende. Es war nicht notwendig. Der dumpfe Knall einer einzelnen Kanone unterbrach ihn, und Sawal schaute zu, wie die Kanonenkugel über die Wellen hinwegraste und das Weiß der Schaumkronen so scharf und säuberlich durchschnitt wie die Rückenflosse eines Kraken.

»Er hat auf uns geschossen!«, sagte Tymythy stattdessen. Seine Stimme klang vor Entrüstung unnatürlich schrill, und er hatte die Augen weit aufgerissen, als sei er allen Ernstes überrascht, dass selbst Charisianer es wagen sollten, Mutter Kirche derart zu beleidigen. Und vielleicht war er es auch tatsächlich. Sawal hingegen musste feststellen, dass es ihn selbst nicht im Mindesten überraschte.

»Ja, das hat er«, stimmte ihm der Unterpriester deutlich ruhiger zu, als er sich eigentlich fühlte.

Ich hätte es wirklich nicht für möglich gehalten, dass sie es tun würden, dachte er. Und warum überrascht mich das hier dann nicht? Das ist der Anfang vom Ende der Welt, um Gottes Willen!

Erneut dachte er über die Depeschen nach, die er mit sich führte: an wen sie gerichtet waren, und auch warum. Er dachte an die Gerüchte, die allmählich die Runde machten, was genau sich Prinz Hektor und seine Verbündeten eigentlich erhofft hatten … welche Belohnungen ihnen die Kirche versprochen hatte.

Nein, nicht die Kirche, ermahnte sich Sawal selbst. Die Ritter der Tempel-Lande. Es gibt da sehr wohl einen Unterschied!

Und so sehr er sich selbst das auch einzureden versuchte, er wusste es besser. Welcher technische oder rechtliche Unterschied zwischen diesen beiden Dingen auch existieren mochte, Pater Sawal wusste es besser. Und das, so begriff er jetzt zu seinem eigenen Entsetzen, war auch der Grund dafür, dass er über die Entwicklung hier eigentlich nicht überrascht war.

Selbst jetzt konnte er es nicht einmal für sich selbst in Worte fassen, er brachte es nicht über sich, sich dieser Erkenntnis zu stellen, doch er wusste es. Was auch immer ›die Wahrheit‹ gewesen sein mochte, vor diesem gewaltigen Angriff, den Prinz Hektor und seine Verbündeten gegen das Königreich von Charis geführt hatten: Die Charisianer wussten genauso gut wie Sawal, wer in Wahrheit dahinter gesteckt hatte. Sie alle wussten, welche zynischen Überlegungen man angestellt hatte, wie bereit man gewesen war, nahezu beiläufig das Blut eines ganzen Volkes zu vergießen und dabei alles in Schutt und Asche zu legen, und sie wussten auch, welche Arroganz diese Angreifer erfüllt und inspiriert hatte. Dieses Mal hatte sich die ›Vierer-Gruppe‹ zu weit aus den Schatten herausgewagt, und das, was sie als ein einfaches kleines Attentat auf ein unliebsames Königreich angesehen hatten, hatte sich zu etwas völlig anderem entwickelt.

Charis wusste sehr wohl, wer schon die ganze Zeit über der eigentliche Feind gewesen war, und das erklärte auch genau, warum dieser Schoner hier bereit war, das Feuer auf ein Schiff zu eröffnen, das unter der Flagge von Gottes Eigener Kirche fuhr.

Der Schoner war ihnen jetzt noch näher gekommen, er krängte unter den gewaltigen Segelmassen; vor ihrem Bug schien das weiße Wasser zu kochen, im Sonnenlicht schimmerte die Gischt zahllosen schwebenden Edelsteinen gleich in allen Farben des Regenbogens. Mittlerweile konnte Sawal einzelne Besatzungsmitglieder sehen, die sich hinter das niedrige Schanzkleid kauerten; er erkannte auch den Captain in seiner Uniform: Dort stand er, achtern, nahe dem Steuer. Und gleichzeitig sah Sawal, wie die Geschützbedienung die vorderste Kanone der Steuerbord-Breitseite nachlud. Der Kommandant blickte zu seinen eigenen Segeln auf, dann betrachtete er erneut die Anmut, mit der dieser Schoner über die Wellen dahinglitt wie ein gewaltiger Kraken. Sawal holte tief Luft.

»Streichen Sie die Flagge, Bruder Tymythy«, sagte er.

»Pater?« Bruder Tymythy starrte ihn an, als könne er nicht glauben, was er soeben gehört hatte.

»Streichen Sie die Flagge!«, wiederholte Sawal mit festerer Stimme.

»Aber, der Bischof-Vollstrecker …«

»Streichen Sie die Flagge!«, fauchte Sawal.

Einen Augenblick hatte der Kommandant des Schiffes den Eindruck, Tymythy wolle diesen Befehl verweigern. Schließlich kannte Sawals Stellvertreter die Anweisungen ebenso gut wie er selbst. Doch natürlich fiel es einem Bischof ungleich leichter, einem Unterpriester den Befehl zu erteilen, ›um jeden Preis‹ die Autorität von Mutter Kirche zu wahren. Schließlich müsste dazu nicht er selbst, sondern eben Pater Rahss Sawal die gesamte Besatzung seines Schiffes in den Tod führen – in einer nutzlosen, völlig vergeblichen Schlacht.

Wenn auch nur die geringste Hoffnung für uns bestünde, unsere Depeschen doch noch abzuliefern, würde ich die Flagge nicht streichen lassen, sagte er zu sich selbst, und gleichzeitig fragte er sich, ob das tatsächlich die Wahrheit war. Aber es ist ganz offensichtlich, dass wir vor ihnen nicht fliehen können, und wenn diese Leute da drüben so feuerbereit sind, wie es mir scheint, werden sie mit einer einzigen Breitseite dieses Schiff hier in einen treibenden Haufen Zahnstocher verwandeln – allerhöchstens mit zwei Breitseiten. Es hat überhaupt keinen Sinn, meine eigenen Männer für nichts und wieder nichts abschlachten zu lassen, und wir sind nicht einmal bewaffnet.

Die Flagge der Kirche flatterte im Wind; langsam sank sie nun von der Mars des Kurierschiffes herab – diese Flagge, die noch nie zuvor angesichts einer Streitmacht Sterblicher gestrichen worden war. Sawal schaute zu, wie sie eingeholt wurde, und ein eisiger Wind schien ihm geradewegs ins Mark zu fahren.

In so vielerlei Hinsicht war dieser kleine, bestickte Stofffetzen nur eine bedeutungslose Kleinigkeit. Doch so begannen alle Katastrophen, nicht wahr? Mit einer Kleinigkeit, wie den ersten fallenden Kieseln, denen ein gewaltiger Erdrutsch folgte.

Vielleicht hätte ich sie doch dazu zwingen sollen, das Feuer auf uns zu eröffnen. Dann hätte es wenigstens keinerlei Fragen mehr gegeben, keinerlei Zweifel mehr. Und wenn Chans tatsächlich bereit ist, sich Mutter Kirche entgegenzustellen, dann hätten einige tote Matrosen das nur noch klarer verdeutlicht.

Vielleicht wäre das so gewesen, und vielleicht hätte er die Charisianer tatsächlich dazu zwingen sollen, sie anzugreifen, doch er war nun einmal Priester, kein Soldat, und er hatte es einfach nicht tun können. Und, so sagte er sich, alleine schon die Tatsache, dass Charis das Feuer auf ein Schiff eröffnet hatte, das unter der Flagge der Heiligen Mutter Kirche stand, sollte mehr als genug Beleg sein. Es war wirklich nicht erforderlich, dass er selbst dafür auch noch seine Männer in den Tod führte.

Zweifellos reichte das aus, und während er sich das noch einzureden versuchte, wusste Pater Rahss Sawal es doch besser.

Die Menschenleben, die er an diesem Morgen gerettet hatte, würden so bedeutungslos werden wie Senfsamen im Sturm, wenn sie erst einmal die entsetzlichen Berge des Todes überschritten hatten, die vor dem Himmel des morgigen Tages aufragten.

.II.

Königlicher Palast,
Manchyr,
Fürstentum Corisande

Mit dem Zeh blieb Hektor Daykyn an einer splittergesäumten, tiefen Scharte hängen, die eine Kanonenkugel der Charisianer in das Deck der Galeere Lanze gefräst hatte. Es war eine Scharte unter vielen, und nun fuhr der Prinz von Corisande vorsichtig mit der Hand über ein geborstenes Schanzkleid, auf das der gesplitterte Mast heruntergestürzt war.

»Captain Harys hatte alle Hände voll zu tun, sie wieder nach Hause zu bringen, Euer Hoheit«, sagte mit ruhiger Stimme der Mann, der neben ihm ging.

»Ja. Ja, das hatte er wohl«, stimmte Hektor zu, doch seine Stimme klang sonderbar abwesend, und sein Blick galt etwas, das nur er alleine sehen konnte. Dass er so in die Ferne starrte, rief bei Sir Taryl Lektor, dem Grafen Tartarian, beträchtliche Besorgnis hervor. Nachdem nun bestätigt war, dass Graf Black Water während der Schlacht den Tod gefunden hatte, war Tartarian selbst der ranghöchste Admiral der Corisandian Navy – oder dem, was davon noch übrig geblieben war –, und es gefiel ihm ganz und gar nicht, dass die Gedanken des Prinzen gelegentlich … abzuschweifen schienen. Das passte so gar nicht zu Hektors normalem, entschiedenem Auftreten.

»Vater, können wir jetzt gehen?«

Nun nahmen Hektors Augen wieder seine Umgebung wahr, und er blickte den Jungen an, der neben ihm an Deck stand. Der junge Bursche hatte Hektors dunkle Augen und auch das charakteristische Kinn seines Vaters, doch das kupferrote Haar hatte er von seiner verstorbenen Mutter, die aus den Nordlanden stammte. Wahrscheinlich würde der Junge eines Tages auch eine ähnliche Statur aufweisen wie sein Vater, doch noch war es zu früh, sich dessen sicher zu sein. Mit seinen fünfzehn Jahren musste Kronprinz Hektor immer noch ein gutes Stück wachsen.

In mehr als nur einer Hinsicht, ging es seinem Vater düster durch den Kopf.

»Nein, können wir nicht«, sagte er dann laut. Der Kronprinz legte die Stirn in Falten und zog die Schultern hoch, als er die Hände tief in die Taschen seiner Kniebundhosen schob. Es wäre nicht ganz gerecht gewesen, seinen Gesichtsausdruck als ›Schmollen‹ zu bezeichnen, doch Prinz Hektor fiel kein Wort ein, das besser gepasst hätte.

Irys, du bist ein Dutzend mal mehr wert als er, dachte der Prinz. Warum, oh warum nur, konntest du nicht als Junge auf die Welt kommen?

Bedauerlicherweise hatte das nun einmal nicht sein sollen, und so konnte Hektor sich nicht auf Prinzessin Irys verlassen, sondern musste sich mit seinem Namensvetter begnügen.

»Pass gut auf!«, sagte er jetzt kühl und warf dem Jungen einen recht gestrengen Blick zu. »Es sind Männer gestorben, um dieses Schiff hier nach Hause zu bringen, Hektor. Vielleicht kannst du ja etwas aus dem Beispiel, das sie uns gegeben haben, lernen.«

Angesichts dieser öffentlichen Rüge schoss dem jüngeren Hektor das Blut ins Gesicht. Mit einer gewissen Befriedigung nahm sein Vater sein Erröten zur Kenntnis, doch dann rief er sich wieder ins Gedächtnis zurück, dass es wahrscheinlich keine gute Idee war, das Kind, das eines Tages selbst auf seinem Thron sitzen und über dieses Fürstentum herrschen würde, öffentlich zu demütigen. Prinzen, die sich an derartige Dinge erinnerten, neigten dazu, das an ihren eigenen Untertanen auszulassen, und die Ergebnisse konnte man sich schon im Vorhinein ausmalen.

Auch wenn die Chancen nicht allzu gut standen, dass dieser Kronprinz hier auch nur die Gelegenheit haben würde, irgendetwas in jener Art überhaupt zu tun. Und das hatte auch viel mit dem Schaden zu tun, den die angeschlagene Galeere genommen hatte, auf der Hektor hier stand.

Er machte auf dem Absatz kehrt und blickte der Länge nach über das Deck des Schiffes hinweg. Dieses Schiff in den heimatlichen Hafen zu schaffen musste ein wahrer Albtraum gewesen sein. Selbst jetzt noch, obwohl die Lanze längst vor Anker lag, arbeiteten die Lenzpumpen mit aller Kraft. Die lange Heimreise vom Darcos-Sund, fast siebentausend Meilen, hatte diese Galeere nur im Kriechtempo hinter sich bringen können: ein Schiff, dessen Rumpf unter der Wasserlinie mindestens ein Dutzend Mal durchschlagen worden war und von dessen Besatzung die charisianische Artillerie mindestens ein Drittel abgeschlachtet hatte. Das war der Stoff, aus dem Legenden gemacht wurden. Hektor hatte nicht einmal versucht, die Einschläge oberhalb der Wasserlinie zu zählen, doch er hatte sich bereits fest vorgenommen, Captain Zhoel Harys eine Beförderung angedeihen zu lassen.

Wenigstens sind ja für eine Beförderung jetzt wieder genügend Planstellen frei, nicht wahr?, ging es Hektor durch den Kopf, während er die dunklen Flecken an Deck der Lanze betrachtete; das Blut zahlloser Menschen war tief in das Holz eingezogen.

»Also gut, Hektor«, sagte er. »Ich denke, wir können jetzt gehen. Du kommst sowieso schon zu spät zur Fechtstunde.«

Einige Stunden später saßen Hektor, Admiral Tartarian, Sir Lyndahr Raimynd – Hektors Schatzmeister – und Graf Coris – der Leiter seiner Spionageabteilung – in einem kleinen Ratszimmer, von dessen Fenster aus man den Hafen einblicken konnte.

»Wie viele ergibt das, Mein Prinz?«, fragte Graf Coris.

»Neun«, antwortete Hektor deutlich harscher, als er eigentlich beabsichtigt hatte. »Neun«, wiederholte er dann in deutlich ruhigerem Ton. »Und ich bezweifle, dass wir noch viele weitere von denen sehen werden.«

»Und laut der letzten Nachrichten, die uns vom Großherzog erreicht haben, hat es bislang noch keine der von Zebediahnern bemannten Galeeren nach Hause geschafft.«

»Das ist mir nicht entgangen.«, gab Hektor zurück.

Und es überrascht mich auch nicht sonderlich, dachte er. Allzu viele waren das ohnehin nicht – und was auch immer Tohmys sagen mag, ich wäre dennoch bereit zu wetten, dass seine geschätzten Captains sich fast ebenso rasch ergeben haben wie Sharleyans Chisholmer. Er verkniff sich ein spöttisches Schnauben. Schließlich lieben die mich ja fast genauso wie Sharleyan selbst.

Eigentlich ist das ein wenig ungerecht, sinnierte er. Mehr als zwanzig Jahre waren vergangen, seit er den letzten Prinzen von Zebediah besiegt, abgesetzt und dann hatte hinrichten lassen. Und der war schon vor der Eroberung seines Reiches kein sonderlich guter Regent gewesen, auch mit seinem Kopf, wie selbst die hartgesottensten Patrioten von Zebediah eingestehen mussten. Hektor mochte vielleicht eine gewisse Skrupellosigkeit an den Tag gelegt haben, wenn es darum ging, potenziellen Widerstand auszumerzen und dafür zu sorgen, dass die gesamte bisherige Dynastie ein für allemal ausgerottet wurde, und er hatte sich auch gezwungen gesehen, seitdem an dem einen oder anderen allzu ehrgeizigen Adeligen ein Exempel zu statuieren. Doch wenigstens hatten die Zebediahner eine anständige Regierung erhalten, seit sie zu Untertanen von Corisande geworden waren, und ihre Steuern waren eigentlich auch nicht viel höher als zuvor. Natürlich wurde ein Großteil dieser Steuern tatsächlich für Corisande ausgegeben, nicht für Zebediah, aber wenn man unbedingt Kriege verlieren will, kann man eben nicht alles haben.

Und was auch immer das gemeine Volk denken mochte: Tohmas Symmyns, der Großherzog von Zebediah, und die anderen Aristokraten, die überlebt hatten, wussten ganz genau, wo es etwas zu holen gab. So war Symmyns Vater beispielsweise nur ein einfacher Baron gewesen, bevor Hektor ihn in den neu geschaffenen Stand eines Großherzogs erhoben hatte, und dieser derzeitige Großherzog wusste auch genau, dass er diesen Titel nur so lange würde führen können, wie er Hektors Vertrauen genoss. Dennoch war unbestreitbar, dass seine zebediahnischen Untertanen doch weniger begeistert darüber waren, ihr Blut im Dienste des Hauses Daykyn zu vergießen, als die gebürtigen Corisander.

Das hatte vermutlich irgendetwas damit zu tun, wie viel von ihrem Blut im Laufe der letzten Jahrzehnte durch das Haus Daykyn vergossen worden war.

»Um ehrlich zu sein, Euer Hoheit«, sagte Tartarian, »sollte es mich verwundern, wenn wir noch weitere davon zu Gesicht bekämen, ob die Mannschaft nun aus Corisandern oder Zebediahnern besteht. Die Lanze ist kaum mehr als ein Wrack. Wenn man bedenkt, welche Schäden sie davongetragen hat und wie viele Verluste ihre Mannschaft erleiden musste, ist es ein echtes Wunder, dass Harys sie überhaupt noch in die Heimat hat schaffen können … und das auch nicht gerade in Rekordzeit.« Der Admiral schüttelte den Kopf, und seine Miene wirkte sehr grimmig. »Wenn es noch weitere Schiffe gibt, die möglicherweise noch schwerer beschädigt wurden, so sind die höchstwahrscheinlich längst in den Fluten versunken. Oder sie sind zumindest auf irgendeiner Insel irgendwo zwischen ihrem Heimathafen und dem Darcos-Sund auf Grund gelaufen.«

»Das denke ich auch«, stimmte Hektor zu und holte tief Luft. »Und das bedeutet, wann auch immer Haarahld uns erreicht, werden wir über keinerlei Flotte verfügen, mit der wir ihn abhalten könnten.«

»Wenn die Berichte wirklich zutreffen, Euer Hoheit, könnte eine gewöhnliche Galeeren-Flotte ihn ohnehin nicht aufhalten«, gab Tartarian zu bedenken.

»Stimmt. Also werden wir uns wohl eine eigene Flotte dieser neumodischen Galeonen bauen müssen.«

»Wie wahrscheinlich ist es denn, dass Haarahld uns die dafür erforderliche Zeit lässt, Mein Prinz?«, fragte Coris nach.

»Das kann ich genauso wenig sagen wie Sie, Phylyp. Tatsächlich …« – Hektors Lächeln wirkte sehr verbittert – »… hatte ich sogar gehofft Sie wären im Raten deutlich besser als ich.«

Coris begann zwar nicht zu zittern, doch auch sein Gesichtsausdruck wirkte nicht sonderlich glücklich. Ebenso wie sein Gegenstück in Charis war auch Phylyp Ahzgood nicht in den Adelsstand hineingeboren. Man hatte ihm seinen Titel in Anerkennung seiner Arbeit als Leiter der Spionageabteilung im Dienste Prinz Hektors verliehen (nachdem sich herausgestellt hatte, dass sein bedauerlicherweise verblichener Vorgänger, der letzte Graf Coris, in den letzten ernstzunehmenden Versuch, ein Attentat auf Hektor zu verüben, verwickelt gewesen war); und man konnte in Ahzgood am ehesten etwas ähnliches wie einen ›Ersten Ratgeber‹ Hektors sehen. Doch er war im Ansehen des Prinzen deutlich gesunken, als nach und nach schmerzlich klar wurde, in welchem Ausmaß man die seefahrtstechnischen Neuerungen Haarahlds von Charis unterschätzt hatte. Es war sehr gut möglich, dass sein Kopf nur deswegen immer noch seinem Körper Gesellschaft leisten durfte, weil alle anderen davon im gleichen Maße überrascht worden waren.

»Tatsächlich denke ich, dass uns zumindest noch ein wenig Zeit bleibt, Euer Hoheit«, sagte Tartarian jetzt. Dem Admiral schienen die Untertöne im Gespräch zwischen seinem Prinzen und Coris zu entgehen, auch wenn Hektor ernstlich bezweifelte, dem sei tatsächlich so.

»Und ich bin sogar geneigt, Ihnen beizupflichten, Admiral«, sagte der Prinz. »Allerdings bin ich neugierig zu erfahren, ob Sie dafür die gleiche Begründung anführen, die ich mir selbst überlegt habe.«

»Es hängt sehr viel davon ab, über welche Ressourcen Haarahld verfügt und wie präzise er seine Strategie beibehalten kann, Euer Hoheit. Um ehrlich zu sein, lassen die Berichte, die uns bislang erreicht haben, zumindest vermuten, dass er nicht allzu viele dieser verwünschten Galeonen verloren hat – wenn überhaupt welche. Andererseits hatte er auch schon vor dieser Schlacht nicht gerade eine übermäßig große Zahl davon. Sagen wir einfach, er hätte noch dreißig oder vierzig Schiffe. Das ist eine sehr schlagkräftige Flotte, vor allem mit dieser neuen Artillerie. Sie könnte wahrscheinlich jede Flotte auf ganz Safehold besiegen. Doch sobald der diese Flotte aufteilen muss, um mehrere Angriffsziele gleichzeitig abzudecken, wird sie das deutlich schwächen. Und trotz all dem, was unseren Flotten widerfahren ist, muss er doch zumindest einige Vorsichtsmaßnahmen treffen, um seine heimatlichen Gewässer und seine Handelsschiffe zu schützen.

So wie ich das sehe, bedeutet das wahrscheinlich, dass er immer nur eine einzige Offensive starten kann, nicht jedoch mehrere zur gleichen Zeit. Natürlich wäre es mir sehr recht, wenn er sich an mehreren Feldzügen gleichzeitig versuchen würde, aber ich glaube nicht, dass er dafür dumm genug ist. Und wenn wir schon über die Art Feldzüge nachdenken, auf die er sich einlassen könnte, sollten wir auch nicht vergessen, dass er eigentlich überhaupt keine Armee besitzt – und Corisande ist nicht gerade ein kleiner Fleck auf der Landkarte. Von Wind Hook Head bis nach Dairwyn sind es mehr als siebzehnhundert Meilen, und beinahe zweitausend von Cape Targan bis nach West Wind Head. Wir mögen deutlich weniger dicht besiedelt sein als Harchong oder Siddarmark, aber das ist immer noch ein beachtliches Territorium, das man da abdecken muss. Wenn er es wirklich darauf anlegt, kann Haarahld sehr wohl eine Armee aufstellen, mit der er sowohl gegen uns als auch gegen Emerald marschieren kann, aber das wird dauern und einen Shan-wei-hohen Preis fordern. Und zugleich wird es ihn auch daran hindern, weiterhin seine Flotte entsprechend zu vergrößern.

Selbst im besten Falle – und das meine ich jetzt ganz aus seiner Sicht – wird es mehrere Fünftage oder sogar Monate brauchen, bevor er bereit wäre, irgendwelche ernstzunehmenden Übersee-Angriffe zu starten. Und selbst wenn es so weit käme, liegt Emerald Charis doch immer noch deutlich näher als wir. Haarahld wird nicht zulassen, dass ihm Prinz Nahrmahn ungehindert im Nacken sitzt, während er einen Großteil seiner Flotte und jeden einzelnen Marine, den er nur auftreiben kann, gegen uns in den Krieg schickt. Und das bedeutet, dass er sich wahrscheinlich zunächst um Emerald kümmern wird. Und auch wenn ich nicht allzu viel von der Emeraldian Army halten mag, so existiert sie eben doch. Wenn sich Haarahld also für einen Kampf entscheidet, wird ihn das mindestens einige weitere Monate kosten, einfach nur, um zumindest die größten Häfen und Städte einzunehmen. Und wenn er das ganze Land erobern will, so wird es noch deutlich länger dauern – vorausgesetzt natürlich, Nahrmahns Untertanen halten ihm weiterhin die Treue.

Wenn er sich also für eine konventionelle Strategie entscheidet, halte ich es für äußerst unwahrscheinlich, dass er sich überhaupt noch im Laufe dieses Jahres um uns kümmern wird.«

»Das sind überzeugende Argumente«, sagte Hektor. »Und alles in allem muss ich sagen, dass ich Ihnen beipflichte. Aber bitte vergessen Sie eines nicht: Haarahld von Charis hat bereits einmal bewiesen, dass er sehr wohl bereit ist, sich für unkonventionelle Strategien zu entscheiden, Admiral.«

»Oh, das vergesse ich nicht, das versichere ich Euch, Euer Hoheit. Niemand, der irgendetwas mit der Navy zu tun hat, wird das so bald vergessen.«

»Gut.« Hektor lächelte ihn frostig an, dann hob er die Hand.

»Aber gehen wir doch im Augenblick davon aus, Ihre Einschätzung der Lage sei hinreichend treffend. Und selbst, wenn dem doch nicht so sei, bleiben uns zweifellos immer noch mindestens ein Monat oder zwei, bevor Haarahld hier vorstellig werden wird. Natürlich werden wir vielleicht schon früher den einen oder anderen Kreuzer sehen, der sich vor der Küste herumtreibt und jedes Handelsschiff abfängt, das töricht genug ist, sich zu nähern, aber Haarahld wird doch länger dafür brauchen, eine ernstzunehmende Expedition aufzustellen. Und wenn er lange genug dafür braucht, werden wir vielleicht auch die eine oder andere unschöne Überraschung für ihn bereithalten können, wenn er schließlich hier auftaucht.«

»Welche Art ›Überraschung‹, Mein Prinz?«, fragte Coris nach.

»Zumindest sind Black Waters Depeschen mit den Skizzen der neuen charisianischen Kanonen sicher hierher gelangt«, merkte Hektor an. »Es ist eine Schande, dass die eigentlichen Prisenschiffe letztendlich aus irgendeinem geheimnisvollen Grund in Eraystor gelandet sind, aber dank seiner Skizzen und Captain Myrgyns begleitenden Berichts wissen wir jetzt von diesen neuen Lafetten und den abgepackten Pulverladungen. Ich würde zu gerne auch mehr über dieses neue Schießpulver erfahren, das die verwenden, aber …«

Hektor verzog das Gesicht und zuckte kaum merklich mit den Schultern. Das war der einzige Teil von Myrgyns Bericht, der nicht absolut vollständig gewesen war.

»Ich denke, wir können selbst ohne das immer noch ausnutzen, was wir über ihre Verbesserungen auf dem Gebiet der Artillerie in Erfahrung gebracht haben«, sprach er nach kurzem Zögern weiter. »Die Frage ist nur, wie viel Zeit uns bleibt, das auch in die Tat umzusetzen.«

»Ich habe über diese neuen Kanonen schon mit dem Artilleriemeister gesprochen, Euer Hoheit«, sagte Tartarian nun. »Er ist genauso wütend darüber wie ich, dass wir nicht von alleine auf diese Ideen gekommen sind. Sie sind so verdammt einfach, dass …«

Der Graf hielt inne und schüttelte den Kopf.

»Ich bitte um Verzeihung, Euer Hoheit.« Er räusperte sich. »Worauf ich hinauswollte, das war, dass er bereits an den Gussformen für die ersten Kanonen in diesem neuen Stil arbeitet. Natürlich wird er dabei einige Versuche durchführen müssen, und man muss die neuen Kanonen auch noch bohren und auf die Lafetten aufbringen. Dennoch ist er der Ansicht, er könne die ersten innerhalb von anderthalb Monaten abliefern. Ich habe ihm gesagt …« – Tartarian blickte Hektor geradewegs in die Augen – »… ich sei mir der Tatsache bewusst, dass dies nur eine erste Schätzung sei, und er müsse nicht mit negativen Konsequenzen rechnen, sollte sich seine Schätzung trotz größter Bemühungen als übermäßig optimistisch herausstellen.«

Erneut verzog Hektor das Gesicht, doch er nickte dabei zustimmend.