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Bibliografische Informationen der Deutschen Bibliothek

Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar.

Ramana Maharshi

»Wer bin ich?«: Der Übungsweg der Selbstergründung –

Essay-Version

Norderstedt: BoD, 2. leicht veränderte Auflage 2011

ISBN-13: 978-3-8448-6676-6

Titel der Originalausgabe:

Ramana Maharshi: Nan Yar enthalten in: Nool-Thirattu

© Sri Ramanasramam, 2002

Umschlaggestaltung: BoD

Foto mit freundlicher Genehmigung des Sri Ramanasramam Herstellung und Verlag: Books on Demand GmbH, Norderstedt

Printed in Germany

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Ramana Maharshi im Alter von 21 Jahren

Inhaltsverzeichnis

Einführung

Die Selbstergründung – Atma Vichara

»Wer bin ich?«

Ausgewählte Gespräche

Glossar

Literaturverzeichnis

Einführung

Ramana Maharshi war erst 21 Jahre alt, als er die Grundlage für das Büchlein ›Nan Yar?‹, ›Wer bin ich?‹ schuf, ohne dass er je die Absicht hatte, ein Buch über seine Lehre zu schreiben. Er wohnte in der Virupaksha-Höhle auf dem Arunachala. Obwohl er in jener Zeit nicht sprach, fühlten die Menschen instinktiv, dass er ein Weiser war und kamen mit ihren spirituellen Fragen und Problemen zu ihm.

Einer von ihnen war Sivaprakasam Pillai, ein Philosoph, der bei einer Finanzbehörde beschäftigt war. In den Büchern, die er studiert hatte, konnte er auf seine existenzielle Frage »Wer bin ich?« keine Antwort finden. 1902 besuchte er den Maharshi auf dem Berg und stellte ihm seine brennenden Fragen. Ramana schrieb die Antworten entweder auf den Boden oder mit Kreide auf Schiefer. Sivaprakasam Pillai schrieb sich die Fragen und Antworten nachträglich aus dem Gedächtnis auf. Seine Sammlung wurde jedoch erst 1923 als Frage-und-Antwort-Version veröffentlicht. Ramana hat wenige Jahre später davon eine Essay-Version verfasst.

›Wer bin ich?‹ gilt als eines der grundlegendsten Werke Ramana Maharshis und enthält die Quintessenz dessen, was er sein Leben lang lehrte. Das Büchlein wurde im Ashram so billig wie möglich verkauft und Neuankömmlingen als erste Lektüre empfohlen, da es eine hervorragende Einführung in die Praxis der Selbstergründung ist.

Bislang liegt keine lieferbare Übersetzung der Essay-Version in Deutsch vor. Beim anderen Titel: ›Nan Yar? Wer bin ich? Who am I?‹ handelt es sich um die Frageund Antwort-Version.

Ich konnte mit einem Freund durch das tamilische Original der Essay-Version von ›Nan Yar?‹ gehen und die Struktur der Sätze und Wortbedeutungen am Urtext verfolgen. Daraus entstand über die Jahre ein eigener Übersetzungsversuch, den ich mit verschiedenen englischen Übersetzungen – u. a. der offiziellen Übersetzung des Ramanashram, die in: ›Words of Grace‹ enthalten ist – abgeglichen habe.

Ramana erläutert seine Lehre in unzähligen Gesprächen mit Anhängern und Besuchern. Deshalb wurde eine kleine Auswahl dieser Gespräche angefügt, die vorwiegend aus den ›Talks with Sri Ramana Maharshi‹1 stammen und die Themen nochmals aufgreifen.

Der einleitende Artikel über die Selbstergründung stammt von Nanyar, der ›Die Quintessenz der spirituellen Unterweisung: Upadesa Saram‹, ein weiteres bedeutendes Werk Ramanas, übersetzt und kommentiert hat.

Gabriele Ebert

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1 in deutscher Übersetzung: Gespräche des Weisen vom Berg Arunachala. Die Übersetzungen hier sind allerdings eigene.

Die Selbstergründung - Atma Vichara
von Nanyar

Atma Vichara (Sanskrit: Atma = ich und Vichara = Suche, Ergründung, Erforschung) bedeutet die Ergründung des individuellen Ichs. Ramana Maharshi empfiehlt, sich die Frage: »Wer bin ich?« zu stellen. »Verfolge unerbittlich die Ergründung ›Wer bin ich?‹ Spüre die Wurzel deiner Persönlichkeit auf! Finde heraus, von wo der Ich-Gedanke entspringt! Wende den Geist nach innen! Mit dieser Praxis werden sich die Gedankenströme beruhigen und du fühlst eine untrügliche Intuition. Überlasse dich dieser Intuition. Lass dein Denken ein Ende nehmen und sie wird dich ans Ziel bringen.«

Vichara wird oft mit Meditation (Dhyana) verwechselt. Meditation verlangt jedoch nach einem Subjekt und einem Objekt, während Vichara die zwanghafte Vorstellung an ein Objekt beendet.

In Gespräch 390 der ›Talks with Sri Ramana Maharshi‹ erklärt der Maharshi: »Dhyana ist die Konzentration auf ein Objekt. Sie erfüllt ihren Zweck, indem sie die verschiedenen Gedanken fernhält und den Geist auf einen einzigen Gedanken richtet. Doch auch er muss verschwinden, bevor die Verwirklichung des Selbst eintreten kann. Die Verwirklichung ist nichts Neues, das man erwerben könnte. Sie ist bereits da, aber von einem Schirm von Gedanken verdeckt. Unsere ganze Anstrengung richtet sich darauf, diesen Schirm zu lüften. Dann kommt die Verwirklichung ans Licht.

Wenn ein wahrhaft Suchender angewiesen wird zu meditieren, gehen viele zufrieden mit dieser Anweisung fort. Doch einer unter ihnen wendet sich vielleicht um und fragt: ›Wer bin ich, dass ich über ein Objekt meditieren soll?‹ Ihm muss man sagen, er soll das Selbst finden. Das ist das Endgültige. Das ist Vichara2

Des Weiteren rät Ramana Maharshi: »Lass den Geist nicht ausschwärmen, indem du fragst: ›Wer bist du?‹ und ›Wer ist er?‹ Wende ihn vielmehr nach innen und frage beständig und eifrig: ›Wer bin ich?‹«

Atma VicharaAtma VicharaVichara