1. Auflage 2003
Mato-Verlag, Am Geisberg 6, 87779 Trunkelsberg
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Copyright by Marlene Toussaint
Umschlaggestaltung Marlene Toussaint
Epub ISBN 978-3-936795-38-7,
Diesen Roman widme ich allen Menschen die sich lieben und Liebe geben können. Liebe ist eine Macht, die zusammenführt und Kriege verhindern kann. Ohne Liebe kann kein Mensch leben, ob Kind, Mann oder Frau. Die Liebe zum Nächsten ist das Größte und Wichtigste, was es auf unserer Welt gibt. Liebe ist Licht das uns mit anderen verbindet, sie macht unser Leben hell und freundlich. Hass ist Dunkelheit, er trennt die Menschen voneinander und macht uns unglücklich und unzufrieden.
Wer Liebe sucht und gibt, wird auch Liebe finden.
Marlene Toussaint
Die Autorin Marlene Toussaint wurde am 13.07.1951 in Saarbrücken geboren. Sie verbrachte mehrere Jahre in der Schweiz, Belgien, England und Südafrika. Heute lebt sie im Allgäu. Nach ihren beiden “etwas anderen” Sachbüchern, Arbeitslosigkeit und Schönheitsoperationen, sowie den zwei Reiseführern über Südafrika und Namibia erscheint nun ihr erster Roman “Piloten küsst man nicht”. Sie schreibt, weil es ihr Freude macht. Ihr Traum war einmal Stewardess zu werden.
Es ist ein grauer, verregneter Novembertag, genau das Wetter, das die Menschen traurig und depressiv macht. Jenny Sommer sieht aus dem Fenster und schaut dem Treiben auf der Straße zu. Seit dem Tod ihres geliebten Mannes kann sie sich an nichts mehr erfreuen. Heute müsste sie Blumen auf sein Grab legen, denn es ist Allerheiligen. Für ihn hatte sie Santa Barbara in den USA verlassen und war mit ihm nach Deutschland gegangen. In ein Land, das sie am Anfang gar nicht mochte. Ihr fehlten die Sonne Kaliforniens und die Menschen, die sie so sehr liebte. Sie hat sich in Deutschland nie so richtig wohl gefühlt. Die Menschen sind distanziert und lachen viel zu wenig. Für sie zählte nur die Arbeit und der Erfolg. Aber mittlerweile sind so viele Erinnerungen an ihr Leben mit Jürgen verknüpft, obwohl er sie so bitter enttäuscht hat.
Sie lernte Jürgen in Kalifornien kennen, als sie mit ihrer Mum ein paar Tage in Los Angeles verbrachte, um ein paar Einkäufe zu erledigen und Freunde zu besuchen. Außerdem wollten sie beide einfach nur ein wenig abschalten, denn ihr Vater hatte nur seine Ranch im Kopf und ihre Mum fühlte sich ständig von ihm vernachlässigt. Sie konnte sich einfach überhaupt nicht selbst beschäftigen, denn sie war es immer gewöhnt, nur für andere da zu sein. Und sie brauchte immer jemanden, den sie bemuttern konnte. Aber mit 25 Jahren will man nicht mehr bemuttert werden, man hat auch das Recht auf ein eigenständiges Leben. Ihr Bruder Kevin lebte bereits seit ein paar Jahren in New York. Ihm war es früh genug gelungen, sich von seiner Familie zu lösen. Aber auf der anderen Seite fühlte sich Jenny noch immer wohl zu Hause. Los Angeles war immer eine nette Abwechslung und Mutter und Tochter hatten so ein paar Tage Zeit füreinander. Zum Abschluss ihres Einkaufsbummels besuchten sie ein gemütliches Kaffee, denn morgen wollten sie wieder nach Santa Barbara zurückfahren.
Aber das Schicksal wollte es anders, in dem Moment, als sie die Türe zu diesem Wiener-Café aufmachten, sollte sich ihr Leben komplett verändern. Dort saß er an einem Tisch in seine Zeitung vertieft. Wie ein hypnotisiertes Kaninchen, das auf die Schlange starrt, musste sie ihn immer wieder anschauen. Sie kann sich noch gut daran erinnern wie ihre Mutter ständig mahnte, Kind wo bist du denn mit deinen Gedanken! Ich habe dich jetzt schon ein paar Mal gefragt, wo wir heute Abend essen gehen, aber du hast mir noch immer nicht geantwortet. Jenny hatte ihren Traummann gefunden. Wie konnte sie antworten! Endlich legte er seine Zeitung weg und schaute ihr genau in die Augen, als ob er es gespürt hätte. Vielleicht hatte er gar nicht gelesen? Sie waren beide wie magisch voneinander angezogen. Sie konnte es an seinem intensiven Blick spüren. Sollte sie ihn wieder aus ihrem Leben lassen? Sekunden können über ein ganzes Leben entscheiden. Dazu fiel ihr ganz spontan der Satz ein: Zur richtigen Zeit am richtigen Ort!
In ihren Gedanken kann sie sich noch genau an diesen Moment erinnern. Er hatte so ein liebes Gesicht, große, blaue Augen und das schöne blonde Haar. Und schätzungsweise war er mindestens 1,90 Meter groß. Sie liebte große schlanke Männer. Wie konnte sie es anstellen, mit diesem Mann Kontakt aufzunehmen? Wenn sie nichts für ihn empfunden hätte, wäre das kein Problem, denn normalerweise hat sie keine Hemmungen, Menschen anzusprechen. Aber diesmal war sie wie gelähmt. Das musste Liebe auf den ersten Blick sein. Sie hatte schon viel darüber gehört oder gelesen, es aber noch nie selbst erfahren. Vor kurzem hätte sie noch behauptet, Liebe auf den ersten Blick ist ein Hirngespinst, denn man kann nur lieben was man kennt.
Mum ich kann nicht antworten, ich habe mich gerade verliebt! Ich muss diesen Mann kennenlernen! In wen verliebt? Der gutaussehende Mann dort drüben, der gerade Zeitung liest. Jenny bist du verrückt, das ist doch ein fremder Mann, du kennst ihn ja gar nicht und wie willst du das anstellen, ihn auf dich aufmerksam zu machen? Er könnte ja ein Gauner oder Killer sein und du willst ihn kennenlernen? Du kennst doch Los Angeles, da laufen doch genug schlechte Menschen herum. Aber Mum, sieht so ein Killer aus? Wenn du willst Kind, werde ich dir helfen, aber mach mich dann nicht für dein Unglück verantwortlich! Wo gehst du hin? Jenny sah noch, wie ihre Mutter wie vom Blitz getroffen aufsprang und geradewegs auf seinen Tisch zurannte. Sie konnte noch sehen, wie sie das Tischtuch an der Spitze zu fassen bekam, weiter lief und es mit sich riss. Alles was auf dem Tisch stand, lag nun auf der Erde. Oh Entschuldigung, bin ich ungeschickt, bitte verzeihen Sie mir, denn ich leide unter Gleichgewichtsstörungen und war gerade auf dem Weg zur Damentoilette. Wie kann ich das nur wieder gutmachen, hörte Jenny sie sagen. Und auf einmal saß sie an seinem Tisch, und wie Mütter nun mal sind, war sie bereits im Begriff ihn auszufragen. Der Kellnerin steckte sie 20 Dollar zu und bat sie höflich, den Kuchen aufzuheben und den Teppich gründlich zu reinigen. Diese war eher erfreut als verärgert. Denn zum Glück war kein Kaffee mehr in der Tasse und der Schaden hielt sich in Grenzen. Insgeheim musste Jenny grinsen, wie raffiniert so alte Damen doch sein können. Sie machen zwar immer einen so zerbrechlichen und unbeholfenen Eindruck, aber das ist scheinbar ihre Art, das zu bekommen was sie wollen. Einem armen Hascherl wird eben viel schneller geholfen, als einer forschen Emanze. Jenny sitzt nun bereits seit einer halben Stunde alleine am Tisch und ihre Mum schien sich köstlich mit dem schönen Fremden zu amüsieren. Wenn sie nicht glücklich verheiratet wäre, würde Jenny annehmen, sie wäre ebenfalls in diesen tollen Mann verliebt.
Jenny war noch ganz in Gedanken versunken, als er plötzlich an ihrem Tisch stand. Guten Tag schöne Frau, mein Name ist Jürgen Sommer. Ihre Mutter hat mir den Kuchen weggenommen, mich aber dafür heute Abend zum Essen eingeladen, als Ausgleich sozusagen. Kuchen soll ja auch ungesund sein mit dem hohen Zucker- und Fettgehalt. Außerdem macht er dick, Ihre Mum hat mir sogar einen Gefallen getan, lachte er verschmitzt. Ich hoffe es macht Ihnen nichts aus, wenn ich die beiden hübschen Damen heute Abend begleite. Als Mum diesen Satz hörte, war sie gleich von Jürgen fasziniert. Hübsch war sie noch immer und sie genoss es, wenn es ihr jemand sagte. Damit bekam er gleich 100 Bonuspunkte. Jennylein, sei mir nicht böse, aber nach diesem Malheur habe ich Herrn Sommer zum Essen eingeladen, du bist mir sicher nicht böse, aber du weißt ja, meine Schwindelanfälle haben mich mal wieder übermannt und ich habe mich versehentlich an dem Tischtuch festgehalten. Und den Rest hast du ja gesehen. Und stell dir vor, Herr Sommer ist noch ledig. Typisch, gleich wird sie mir berichten was für einen Beruf er ausübt und was er verdient. Herr Sommer hatte inzwischen an ihrem Tisch Platz genommen. Ich musste mich für meine Mum entschuldigen, obwohl sie ihre Sache ganz gut gemacht hatte, war das Ganze doch ein bisschen peinlich oder verrückt. Auf so eine hinterhältige Art einen Mann an den Tisch zu locken hätte sie selbst nie gewagt. Es war eine filmreife Vorstellung wie in den Universal Studios. Und der arme Herr Sommer fühlte sich noch schuldig, dass er Mums Schwindelanfälle nicht bereits vorhergesehen und sie ein wenig gestützt hätte. Jenny, stell dir vor, Herr Sommer ist Pilot bei einer deutschen Fluglinie, ist das nicht aufregend? Sie sind dann sicher öfter in Los Angeles, legte ihre Mutter gleich wieder los. Jenny hatte bis jetzt eigentlich wenig Gelegenheit, mit ihrem Traummann zu reden, denn ihre Mutter hatte das Kommando übernommen. Er schien ihr offensichtlich zu gefallen. Denn wenn sie ihr Kind schon an einen Mann verlieren sollte, musste er etwas ganz Besonderes sein, Arzt, Diplomat, Priester, Lehrer oder vielleicht auch ein Pilot. Obwohl ihr ein Arzt in der Familie am liebsten gewesen wäre. Aber sie hatte etwas gegen Cowboys, die stinken so nach Stall, sagt sie immer. Ein Cowboy in der Familie ist bereits genug. Jenny und Herr Sommer stellten im Laufe des Gesprächs erstaunt fest, dass sie viele Gemeinsamkeiten hatten. Beide reisten gerne, teilten eine Vorliebe für gutes Essen und gute Filme, liebten die gleichen Länder, schwammen gerne, sie liebten Tiere und die Natur, aber sie hassten Fahrräder, da beide schon in einen Unfall mit dem Fahrrad verwickelt waren. Er konnte sich auch vorstellen, auf einer Farm zu leben. Oh nein, rief Mum, bleiben Sie lieber bei Ihrer Fluglinie. Ihr Job ist krisensicher. Nicht wie der mit Rindviechern auf der Farm, die großen Konzerne machen die kleinen kaputt. Außerdem kommen die Kälber immer nachts zur Welt und mein Mann ist fast jede Nacht im Stall, anstatt im Bett neben mir, wo er normalerweise hingehört. Manchmal frage ich mich, wie ich überhaupt Kinder bekommen konnte, er war ja nie da. Aber vielleicht war ich deshalb gleich schwanger, mein Mann hat mir gleich eine Aufgabe zugeteilt, damit ich beschäftigt war. Als die Kellnerin kam, um die Rechnung zu kassieren, merkten sie erst, dass es draußen bereits dunkel war. Wir möchten unser Kaffeehaus gerne schließen, meinte die Bedienung freundlich. Also zahlten sie und machten noch einen Treffpunkt aus, wo sie sich am Abend wiedersehen wollten. Herr Sommer bestand darauf, sie in der Hotel-Lobby abzuholen. Denn für zwei so hübsche Damen kann ein nächtlicher Alleingang recht gefährlich sein, wenn der Treffpunkt auch nur ein paar Minuten vom Hotel entfernt ist. Mum war natürlich von dieser Idee ganz begeistert. Ach sind Sie ein höflicher junger Mann. Wie alt sind Sie eigentlich, denn so jung sind die Piloten doch gar nicht, weil die Ausbildung doch so lang und aufwendig ist? Ich bin 42 Jahre alt, sagte Herr Sommer. Was, Sie haben sich aber gut gehalten, waren sie konserviert, sagte sie, keine Falten und das über den Wolken, wo doch da die Luft so dünn und trocken ist und man so schnell faltig wird? Und außerdem ist die Fliegerei ungesund, man soll sogar verstrahlt werden! Aber dafür kommen Sie ja auch bald in Rente, denn die Piloten dürfen doch gar nicht so lange fliegen, so viel ich weiß. Da muss ich noch ein paar Jährchen warten, sagte Herr Sommer mit seinem Lächeln, das Jenny so faszinierte. Auf 42 hätte sie ihn auch nicht geschätzt. Und sie war darüber sehr überrascht. Er hatte sich für sein Alter tatsächlich gut gehalten. Waren sie noch nie verheiratet, fragte Mum? Natürlich, aber meine Frau hat es nicht lange mit mir ausgehalten, denn ich war immer viel zu lange weg. Als ich etwas früher von einem Flug nach Hause kam, lag mein Nachfolger bereits im Bett. Das ist ja grausam dieser Vertrauensbruch, rief Jenny empört. Das würde bei uns nie vorkommen, denn Dad interessiert sich nicht für Frauen, sondern nur für seine Rindviecher im Stall. Das hat dann auch wieder etwas Gutes. Vielleicht liegt er mal eines Tages mit einem Rindvieh im Bett. Mum muss nur auf die Tiere eifersüchtig sein und Dad lässt ihr ja schließlich alle Freiheiten. Jenny das muss ich Dad erzählen, vielleicht bekommt er dann Angst, er könnte mich auch einmal mit einem anderen Mann, vielleicht sogar mit einem jüngeren Mann, im Ehebett überraschen, weil er ja auch nie Zuhause ist. - Aber das ist doch ganz etwas anderes. Du bist doch schon 55 Jahre alt, da geht man nicht mehr fremd.- Sag das nicht Jenny, auch eine ältere Frau hat noch Gefühle. Im Herzen bin ich immer jung geblieben und fühle mich gar nicht alt.- Ich nehme an, Herr Sommer war tagelang unterwegs wegen der Fliegerei und dann kommt noch der Jetlag dazu, er war sicher jedes Mal gestresst und müde, wenn er nach Hause kam. Schließlich ist es nicht so einfach, den Organismus ständig der Zeitverschiebung anzupassen. - Ich wäre froh, wenn meine Ex-Frau auch so viel Verständnis gehabt hätte wie Sie, Jenny, sagte Herr Sommer. Aber es ist nicht einfach, eine Frau zu finden, die sich mit dieser etwas schwierigen Situation abfinden kann. - Bevor wir uns heute abend treffen, möchte ich noch wissen, ob Sie Kinder haben, fragte Mum, denn das könnte ich Jenny nicht zumuten, sie ist ja selbst noch ein Kind. Wie könnte sie die Kinder anderer Leute großziehen? Jetzt reicht es aber, meinte Jenny nun energisch! Herr Sommer und ich haben nicht beim ersten Treffen vor, einen Hochzeitstermin festzulegen. Außerdem ist er ein gebranntes Kind und wird sich nicht so schnell wieder verheiraten wollen. Das geht manchmal schneller als man denkt, antwortete sie mit einem fröhlichen Grinsen im Gesicht. Eigentlich war Jenny jetzt froh, dass sie sich verabschiedeten, denn die Fragen ihrer Mutter wurden immer peinlicher. Sie kam sich vor wie bei einem Ehean-bahnungsinstitut, mit ihrer Mutter als Vermittlerin. Es fehlte nur noch, dass sie von uns beiden eine Erfolgsprämie kassieren möchte.
Jenny und ihre Mutter wohnten wie immer im gleichen Hotel. Es war in einer einigermaßen sicheren Gegend, denn Los Angeles, die Stadt der Engel war mehr die Stadt der Bengel. Da war Santa Barbara ein richtig ruhiges, kleines, ungefährliches Städtchen, in dem sich Jenny so richtig geborgen fühlte. Nicht weit von ihnen entfernt lag die Farm der Reagans.
Nach ein paar Tagen Los Angeles war sie dann auch jedesmal wieder froh, wenn Sie wieder zu Hause war. Dort fühlte sie sich einfach am Wohlsten. Nur manchmal machten ihr die Voraussagen für das große Erdbeben, das irgendwann einmal kommen sollte große Sorgen, aber sie liebte dieses Fleckchen Erde über alles. Es war ihre Heimat und sie konnte es sich auch nicht vorstellen, sie jemals zu verlassen. Außerdem waren es die Kalifornier gewöhnt, dass ihre Erde öfters bebte. Man musste ganz einfach damit leben. Viele ihrer Bekannten hatten bereits ihren Wohnort verlegt, aber konnte man vor etwas weglaufen, was für einen bestimmt war? Es war wie im wirklichen Leben.
Als sie das Hotel betraten, hörte sie noch in Gedanken versunken ihre Mum den Empfangschef nach der Codekarte fragen. Haben wir eine Nachricht erhalten? Ja, Frau Smith, ihr Mann hat angerufen und sagte, er muss auf eine Viehauktion, sie dürfen gerne noch ein paar Tage bei uns bleiben, er würde die Kosten übernehmen. Ich muss Sie aber leider bitten, das Hotel zu wechseln, denn wir sind ab morgen ausgebucht.- Ach wie großzügig kann er doch sein, wenn er uns loshaben will, sagte sie zu Jenny. Sie ärgerte sich jedes Mal, wenn er tagelang verreiste und sie nicht mitnahm, dann fühlte sie sich regelrecht abgeschoben. Sonst ist er so geizig, aber wenn er mich loshaben will, hat er stets ein offenes Herz. Trotzdem liebte Sarah ihren Mann und konnte sich ein Leben ohne ihn nicht vorstellen. Vielleicht meckerst du einfach zu viel, sagte Jenny und er muss sich dann und wann von dir erholen. Männer sind anders als wir Frauen, sie wollen einfach nicht reden und Frauen wollen ständig reden. Und Mum, du redest ununterbrochen. - Aber was sind das denn für Beziehungen in denen nicht mehr gesprochen wird?- Man soll ja miteinander sprechen, sagte Jenny, aber nicht rund um die Uhr. Glaubst du nicht auch manchmal, er ist deshalb so viel bei seinen Rindviechern? Ich glaube ja, denn die reden nicht! -
Jenny hatte kein gutes Gefühl den Abend in Begleitung von Herrn Sommer und Mum zu verbringen, denn nach diesem Treffen würde es keine Geheimnisse mehr geben. Sie wird alles aus Herrn Sommer herausquetschen, was sie wissen will. Vielleicht hätte sie sich alleine mit ihm treffen sollen. Aber Mum war immerhin die Vermittlerin und sie hatte ihn schließlich zum Abendessen eingeladen. Deshalb konnte sie Mum unmöglich im Hotel lassen, denn sie war ja die Gastgeberin. Manchmal wäre es nicht schlecht, wenn ihr auch einmal jemand sagen würde, das geht Sie gar nichts an, aber sie hat so eine reizende Art Leute auszufragen, dass sie bis jetzt noch niemand in ihre Schranken verwiesen hat. Jenny liebte sie und musste sie deshalb so nehmen wie sie war. Wenn auch der Vater manchmal vor ihr davon lief. Aber sie passten irgendwie gut zusammen.
Seit Jenny zurück im Hotelzimmer war, konnte sie keinen klaren Gedanken mehr fassen, so aufgeregt war sie über das bevorstehende Rendezvous am Abend. Es blieben ihr noch ganze drei Stunden um sich zu beruhigen und für das Treffen wieder fit zu machen. Ihre Mutter ließ das Ganze scheinbar unberührt. Sie zog sich zu einem Schönheitsschlaf zurück. Jenny war das gerade recht, denn so konnte sie vor sich hin träumen und ihren Gedanken nachhängen. Die beste Beruhigung für Jenny war schon immer ein heißes Bad. Bereits als Kind konnte sie stundenlang im heißen Wasser in der Badewanne liegen und so vor sich hinträumen. Sie ließ Wasser in die Wanne einlaufen und fügte noch ein paar Tropfen von dem herrlich duftenden Wildrosenöl hinzu, was das Badezimmer sofort mit einem lieblichen Geruch durchflutete. Sie holte sich ein Gläschen Sekt, das sie auf den Stuhl neben der Badewanne plazierte und stellte das Radio an. Sie stieg gerade in den Schaum mit dem süßlichen Duft, als das Lied: „Run to me, whenever you `re lonely“ lief (lauf zu mir wenn du einsam bist). Das war ihr Lieblingslied und verursachte ihr immer eine Gänsehaut, wenn sie es hörte. Sie fühlte sich mit ihren Gefühlen bereits so zu diesem Mann hingezogen, dass es ihr schwerfallen würde, wenn er gar nicht an ihr interessiert wäre. Am liebsten würde sie gleich zu ihm laufen, denn sie fühlte sich manchmal ziemlich einsam. Bis jetzt hatte er aber noch keinerlei Anspielungen gemacht, dass er etwas für sie empfinden würde. Außer dem Blickkontakt im Café und dem kurzen Gespräch hatte sich ja noch nicht viel zwischen ihnen abgespielt. Er könnte genauso gut Interesse an ihrer Mutter haben, denn sie sah ja sehr gut aus und der Altersunterschied zu ihr war ja weitaus geringer, als zwischen ihm und ihr. Dazu kam noch, dass sich heute Frauen sehr oft in jüngere Männer verliebten. Es ist nicht mehr ausschließlich das Privileg des Mannes, sich eine jüngere Frau zu nehmen, Frauen stehen ihnen in nichts mehr nach. Und aus biologischer Sicht war ein jüngerer Mann sogar besser, als ein älterer, denn die Männer sterben in der Regel fast 10 Jahre früher als Frauen und sie sind länger sexuell einsatzfähig. Und Mum und Herr Sommer sahen wirklich sehr gut nebeneinander aus. Sie wären auch ein wunderbares Paar, das musste sie neidlos zugeben. Wie konnte Jenny so etwas passieren, sie, die immer nüchtern Denkende, die sich nun in einen 17 Jahre älteren Mann verliebte? Aber er sah ja auch so jung aus, er hatte einfach eine Aura, die jede Frau in seinen Bann zieht. Wenn eine ihrer Freundinnen ihr gesagt hätte, sie lerne einen Mann kennen, der 17 Jahre älter ist, hätte sie sicher ironisch gefragt, was sie mit so einem Opa anfangen sollte.
So etwas war ihr bis heute auch noch nicht passiert. Bis jetzt war noch nie der passende Mann bei ihr aufgetaucht. Ihr Vater hatte schon die Befürchtung, mit ihr stimme etwas nicht, sie könnte eventuell zum anderen Geschlecht tendieren. Dad hatte immer an alten Traditionen festgehalten und war der Meinung, Frauen müssen gleich nach der Schule gut verheiratet werden. Eine Ausbildung sei unwichtig. Die Frau soll den Mann und die Kinder verwöhnen und eine gute Köchin sein, so wie seine Mutter. Wie altmodisch, ja fast herzlos! Wie viele Viehzüchter hatte ihr Vater bereits schon mit nach Hause gebracht, zum Entsetzen ihrer Mutter, und auch sie war nie von den Jungs begeistert. Das Schlimme war, sie hatte immer das Gefühl, versteigert zu werden, wie auf einer Viehauktion auf denen Dad schon fast Zuhause ist. Nach dem Motto wieviel Kühe und Kälber bringt der junge Mann mit in die Ehe ein? Und er wusste auch immer genau Bescheid was die Ranch des anderen erwirtschaftet. Trotzdem hatte sie nie daran gedacht, ihr Elternhaus zu verlassen, denn ihre Eltern waren zwei bemerkenswerte Menschen und bei ihnen daheim ging es immer recht lustig zu. Man sagte sich zwar häufig die Meinung, aber man war sich nie lange böse und es wurde immer viel gelacht. Auch wenn Vater oftmals seine Ruhe haben wollte, vor dem nie ermüdenden Mundwerk ihrer Mutter. Sie hatte aber auch das Glück, dass ihre Eltern sehr vermögend waren und ihr dadurch viele Sorgen im Leben abgenommen wurden, aber sie hat es nie ausgenutzt. Sie hat zwar von ihnen an ihrem 21. Geburtstag eine kleine Boutique geschenkt bekommen und einen schicken Flitzer, aber sie steht jeden Tag auf, um in ihrem kleinen Geschäft zu arbeiten. Wenn sie in Urlaub fahren wollte, kümmerte sich ihre beste Freundin Mary um den Laden, die immer froh war dem Ehealltag zu entgehen. Mary war verheiratet und hatte zwei Kinder. Seit diese allerdings im Kindergarten waren, fühlte sie sich sehr einsam und ihr Mann hatte viel zu wenig Zeit für sie. Zuhause wollte er seine Ruhe haben und saß ständig vor der Glotze. Sein Lieblingsessen war Fast Food und Mary war praktisch nie in der Küche gefordert, denn was immer Schönes sie zum Essen zubereiten wollte, fand bei ihrem Mann keinen Anklang. Er sagte nur immer, ein Hamburger mit Pommes wäre ihm lieber gewesen. Fast jeden Abend nach der Arbeit kam er schon mit einer riesigen Tüte Fast Food nach Hause. Manchmal war auch ein Huhn- oder ein Fischburger dabei, so dass dies die einzige Abwechslung beim Essen war. Die Kinder freuten sich natürlich und Mary stand meistens alleine mit den Erklärungen über gesunde Ernährung und dass der Mensch auch mal Obst und Gemüse essen müsse. Ihre Worte wurden meistens überhört. Welches Kind isst schon gerne Kartoffeln mit Spinat und Rührei, wenn es einen Hamburger mit Pommes haben kann? Vielleicht war das auch der Grund, warum Jenny bis jetzt noch nicht reif für eine feste Beziehung war. Sie konnte nie verstehen wie man an so einer langweiligen Ehe festhalten konnte. Er sprach den ganzen Abend kein Wort mit ihr. Nur nörgeln konnte er, da sprudelten die Worte nur so aus ihm heraus. Und wenn sie sich ihre anderen Freundinnen anschaute, musste sie jedesmal feststellen, das sie die einzige war, die bei ihren Treffen keine Beschwerde vorbringen konnte. Meistens gab es bei ihnen Probleme jeglicher Art. Karins Mann hatte schon jahrelang eine Affäre, aber angeblich liebte er seine Frau und die Kinder abgöttisch. Karin verschloss davor die Augen, denn die Ehe ist für sie heilig und eine Trennung käme nie in Frage. Helen saß jeden Abend alleine vorm Fernseher, denn ihr Mann war ein Kneipengänger. Sie erzählte immer von dem grässlichen Atem der sie erschauern lässt, wenn er spät nachts nach Hause kommt und sie dann ihren ehelichen Pflichten nachkommen soll. Sie kann bei diesen üblen Gerüchen keine Liebe mehr für ihn empfinden. Der Gedanke, in so eine Beziehung zu schlittern, machte Jenny jedesmal Angst vor der Zukunft. Aus dieser Erfahrung heraus hat sie bereits vor Jahren beschlossen, dass sie noch lange bei ihren Eltern wohnen möchte und vorerst weiterhin Single bleibt. Jenny wurde abrupt aus ihren Träumen gerissen, als die Badezimmertür aufging und ihre Mutter mit schriller Stimme rief, aber Jenny beeile dich doch mal, sonst kommen wir noch zu spät. Sie schaute auf die Uhr und musste feststellen, das sie schon über eine Stunde vor sich hingeträumt hatte. Sie trank das Sektglas leer und stieg aus der Badewanne. Mum kannst du mir bitte sagen was ich anziehen soll? - Ich weiß bereits was ich anziehe, entgegnete sie mit einem verschmitzten Lächeln. Jenny wählte einen dunkelblauen Hosenanzug und war der Meinung, beim ersten Treffen wäre es besser, wenn man etwas konservativer gekleidet sei.
Mum verschwand singend im Badezimmer und Jenny machte sich wieder Gedanken, ob sie nicht auch ein wenig in diesen Mann verliebt war. Nach einer längeren Arie ging die Badezimmertür wieder auf und sie stand im Raum.
Jenny traute ihren Augen nicht, denn da stand sie nun, in einem kurzen Seidenminikleidchen aus ganz wenig Stoff. Wie war das nur möglich, wo hatte sie diesen Fummel nur her? So weit sie denken konnte, hatte sie ihre Mum noch nie in einem Minikleidchen gesehen. Wo hast du denn dieses flippige Kleid her? Ich habe von der Hotel-boutique ein paar Sachen zur Auswahl bekommen und habe mich für dieses gute Stück entschieden. Gefällt es dir denn nicht? Ich habe 200 Dollar gezahlt! Das ist ein ganz stolzer Preis für so ein kleines Stückchen Stoff. Das kann man wohl sagen, aber Jenny musste zugeben, sie sah wunderschön aus. Ihre gut geformten schlanken Beine kamen so noch besser zur Geltung und sie musste neidlos gestehen, sie hatte tatsächlich noch eine tolle Figur. Jenny kam sich in ihrem dunkelblauen Anzug neben ihr wie eine kleine, graue Maus vor und die um viele Jahre ältere Dame sah aus wie ein Vamp! Wie sollte der Abend nur verlaufen mit dieser Konkurrentin an ihrer Seite. Na ja, es war beruhigend, dass sie schon in festen Händen war. Aber waren die noch so fest? Soll ich wirklich so gehen, fragte Jenny? Kind du schaust wunderschön aus. Nun kamen ihr zum ersten Mal Zweifel, ob Mum ihr wirklich die Wahrheit sagte. Wollte sie nur eine Nebenbuhlerin ausschalten? Als könne sie Gedanken lesen, sagte sie, mach dir keine Sorgen Jennylein, ich weiß doch, dass du verliebt bist in Herrn Sommer und es wird schon klappen. Entweder bei dir oder bei mir, kicherte sie, dann bleibt er wenigstens in der Familie. Jenny traute ihren Ohren nicht, scherzte sie oder hatte sie das ernst gemeint? Manchmal konnte man sie wirklich nicht so richtig einschätzen, denn sie war schon immer zu so makaberen Scherzen aufgelegt. Jenny und Sarah Smith waren nun auf dem Weg in die Hotel-Lobby. Hoffentlich kommt unser schöner Pilot, aber er machte ja eigentlich einen sehr zuverlässigen Eindruck und Piloten müssen ja auch die Start – und Landezeiten termingerecht einhalten, er müsste eigentlich pünktlich sein.
Kaum ging die Tür des Aufzugs auf, stieß Sarah auch schon einen Schrei des Entzückens aus. Ach, Herr Sommer, da sind Sie ja schon! Ich wusste genau, dass Sie pünktlich sind. Denn die Flieger müssen ja auch immer pünktlich starten und landen, außerdem sitzen die Piloten ja immer schon viel früher als die Passagiere im Flieger und spielen mit den Bordcomputern. Wir spielen nicht Frau Smith, wir überprüfen die Sicherheit des Flugzeuges, was auch für die Sicherheit unserer Passagiere wichtig ist. Denn wir wollen ja sicher starten und landen.- Bei uns sind Sie auch sicher gelandet. Sie kennen sich ja gut mit Landungen aus. Wir standen noch immer in der Lobby und Mum bewegte sich keinen Meter, sie schien beim Sprechen kaum Luft zu holen. Können sie uns mal in ihrem Flieger mitnehmen, denn ich wollte schon immer mal vorne in einem Cockpit sitzen und wissen was sich da abspielt. Sie werden sicher ständig von den hübschen Damen, na ja, wie heißen die noch, verwöhnt. Ach ja, die Luftessen, nein die Stewardessen. Hat Sie schon einmal eine angemacht fragte Mum? Mir ist bekannt, dass die Damen vom fliegenden Personal ganz scharf darauf sind, bei einem Piloten zu landen.- Das kommt manchmal vor, aber wollen wir nicht zum Essen gehen, dann können wir uns gemütlich in dem Lokal unterhalten, denn hier stehen wir ja nur herum. Nicht nur das, dachte Jenny, jeder hört und schaut uns zu. Denn Sarah hatte ein Organ, das niemand überhören konnte. Das war eigentlich das einzige, was Jenny manchmal an ihrer Mutter störte, sie erzählte für alle Anwesenden. Jeder Außenstehende war herzlich eingeladen, das Gespräch mit zu verfolgen oder gar seinen Senf dazu zu geben. Je größer die Menschenmenge um so besser.
Da Herr Sommer ein Auto gemietet hatte, das gleich vor dem Hotel geparkt war, stiegen sie nun in den bereit stehenden Chrysler ein. Sarah setzte sich gleich auf den Beifahrersitz um die abgebrochene Konversation weiterführen zu können. Können Sie auch fahren Herr Sommer, oder soll ich das für Sie übernehmen, denn ich bin eine gute Autofahrerin. Mum, wenn man Flugzeuge fliegen kann, wird man auch ein Auto bedienen können. Sagen Sie das nicht Jenny, ich habe Kollegen die fürchten sich mehr vorm Straßenverkehr als vorm Fliegen. Die meisten Toten gibt es auf dem Weg zum und vom Flughafen nicht in der Luft. Es hört sich natürlich immer schlimm an und es ist auch eine Katastrophe, wenn gleich 200 oder mehr Menschen bei einem Flugzeugabsturz sterben müssen, aber die Statistik sagt, dass Flugzeuge noch immer zu den sichersten Fortbewegungsmitteln gehören. Am meisten Angst muss man vor einer Entführung haben.- Haben sie da nicht manchmal ein ungutes Gefühl, weil man so leicht ins Cockpit eintreten kann? Ja das müsste geändert werden. Am besten mit Kombinationszahlen, die nur die Piloten kennen.
Wo fahren wir denn hin, Herr Sommer? Wir fahren in ein Lokal, wo Ihnen ein paar Prominente Leute begegnen könnten. Ein paar Hollywoodschönheiten? Keine gute Idee, dachte Jenny, da ihre Mum heute wieder so aufgedreht war. Vielleicht steht das schon morgen in der Zeitung was für ein gackerndes Huhn gestern die Gäste im Promilokal gestört hat. Sie sind so still, sagte Herr Sommer den Kopf nach hinten drehend. Jenny sagte nichts, aber was sollte sie auch sagen, sie kam ja nicht zu Wort. Sarah war diejenige, wo die Unterhaltung mit Jürgen Sommer führte. Und jetzt in ein Promilokal. Wie kann mir Herr Sommer das nur antun. Er musste in der Zwischenzeit doch auch festgestellt haben, dass Sarah nicht mehr zu halten war, wenn sie erst einmal losgelegt hatte. Oder machte es ihm Spaß sie bloßzustellen? Vielleicht ist er ein kleiner Sadist oder es war ihm gar nicht aufgefallen, weil er in seinem Cockpit fast nur mit gackernden Stewardessen zusammen war? Nach einer kurzen Fahrzeit waren sie vor dem Nobellokal angekommen. Sofort kam ein Portier, der Herrn Sommer den Schlüssel abnahm, um den Wagen zu parken. Die Deutschen könnten von dem Organisationstalent der Amerikaner noch etwas lernen, meinte Herr Sommer. Wenn ich in Deutschland meine Einkäufe tätige, bin ich gestresster, als beim Fliegen. Denn die Artikel, die über das Laufband flitzen, stürzen ab, wenn man sie nicht schnell genug zu greifen bekommt und in den Einkaufswagen legt. Wenn man dann die Ware nicht schnell genug verpackt, melden sich schon die Wartenden und fluchen. Alles muss schnell gehen und ich bin nach jedem Einkauf schweißgebadet. Und man hat dabei noch nicht einmal Zeit zu kontrollieren, ob die Preise von der Kassiererin richtig eingetippt wurden. Entweder man zahlt auch mal zu viel, oder man muss sich in eine ruhige Ecke stellen, um die Preise auf dem Einkaufszettel zu kontrollieren. In den Geschäften hier kann man sich mit allem Zeit lassen und die Verkäuferinnen lächeln außerdem noch freundlich. An der Kasse wird die Ware eingepackt und ich kann die Preise, die getippt werden, kontrollieren. Als ich am Anfang hier war, wollte ich meine Einkäufe jedesmal selbst einpacken. Ich wurde immer höflich darauf aufmerksam gemacht, dass ich Kunde bin und dass dies nicht meine Aufgabe sei.
Der Oberkellner kam mit einem freundlichen Lächeln auf sie zu und brachte sie zu dem bereits reservierten Tisch. Mum starrte gleich von Tisch zu Tisch in der Hoffnung einen Blick auf einen Promi zu erhaschen. Schau Kind, da sitzt ja die eine Schauspielerin von Dallas! Wie heißt die noch schnell? Das ist nichts Außergewöhnliches, meinte Herr Sommer, aber die Leute die hierher kommen, würdigen sie in der Regel keines Blickes, denn sie sind es gewohnt, mit Prominenten in einem Lokal zu sitzen und es ist unhöflich die Leute so anzustarren. Mum warf ihm einen bösen Blick zu, hatte aber die versteckte Andeutung verstanden. Der Kellner kam mit der Weinund Speisekarte. Ich freue mich, Herr Sommer, dass Sie uns mal wieder besuchen, denn wir haben Sie jetzt schon länger nicht mehr gesehen.- Mit wem sind Sie denn immer hier, fragte Mum so schrill, das der Kellner gleich wieder das Weite suchte. Sind Sie aber neugierig! Ich war öfter mit meiner geschiedenen Frau hier, sie hat mich manchmal auf meinen Flügen begleitet. Dürfte Ihre nächste Frau das auch, Sie auf den Flügen begleiten? Jennylein, dann könnten wir uns ja regelmäßig sehen. Jenny gab ihr unauffällig einen sanften Tritt ans Schienbein, aber sie ließ sich davon nicht beeindrucken. Mir ist bekannt, dass die Piloten und deren Familienmitglieder eine saftige Preisermäßigung bekommen. Ich glaube, die müssen nur zwanzig Prozent des Flugpreises bezahlen.- Ich weiß nicht, ob ich wieder heiraten möchte, denn ein gebranntes Kind scheut das Feuer, sagte Herr Sommer und ging nicht mehr auf das Gespräch mit den ermäßigten Flugpreisen ein.