Zora Gienger

Granatapfel

Zora Gienger

Granatapfel

Gesundheit • Ernährung • Wellness

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Hinweis: Die Informationen in diesem Buch sind sorgfältig und nach bestem Wissen recherchiert. Eine Garantie kann von Autor und Verlag dennoch nicht übernommen werden; eine Haftung für Personen-, Sach- und Vermögensschäden ist ausgeschlossen. In medizinischen Fragen ist der Rat Ihres Arztes oder Heilpraktikers maßgebend.

Vollständige E-Book-Ausgabe der
bei J. Kamphausen Verlag & Distribution
erschienenen Printausgabe.

INHALT

Vorwort

I. Granatäpfel – Früchte voller Wunder

Die Frucht mit dem Krönchen

Der Granatapfelbaum

Wie sich der Granatapfel ausbreitete

Der eigene Granatapfelbaum

Mystische und historische Überlieferungen rund um den Granatapfel

II. Der Granatapfel – ein gesunder Leckerbissen

Eine wahrlich königliche Frucht

Der frische Granatapfel

Der Granatapfel und die Gesundheit

Wie Sie Spaß am Granatapfel bekommen

Die Wirkstoffe des Granatapfels

Was der Granatapfel alles enthält

Polyphenole – der Geheimtipp des Granatapfels

Der Kampf gegen die freien Radikale

Mit Antioxidanzien mobil machen

Der Granatapfel als Verjüngungskur

Die Vielfalt der Granatapfelprodukte

Kosmetische Produkte aus Granatäpfeln

III. Gesund mit dem Granatapfel

Ergänzen, nicht ersetzen

Wie verträglich ist der Verzehr von Granatäpfeln?

Granatapfel und Medikamenteneinnahme

Beschwerden und Erkrankungen, die sich durch den Granatapfel positiv beeinflussen lassen

Erkrankungen von A bis Z

IV. Schönheit und Massagen mit dem Granatapfelsamenöl

Schönheit ist die Sinnlichkeit der Welt

Der Granatapfel und die Schönheit

Der Granatapfel als Wegbegleiter

Die Kraft der Berührung

Berührung ist Liebe für Leib und Seele

Massieren als Geschenk

Das Besondere einer Granatapfelölmassage

Die ganzheitliche Wirkung der Granatapfelölmassagen

Massieren kann jeder

Vorbereitungen für die Granatapfelölmassage

Die beste Zeit für eine Massage

Die gemeinsame Massage genießen

Grundlagen der Massagegriffe

Massieren mit dem wertvollen Granatapfelsamenöl

Einsatzbereiche der Granatapfelsamenölmassage

Liftingmassage für die Schönheit

Die Anti-Cellulite-Massage

Die Wohlfühl- und Gesundheitsmassage für sich selbst

Badewannenzauber mit dem Granatapfelsamenöl oder dem Granatapfelsaft

Das gesunde Vollbad

Wie Sie das Bad mit Granatapfelsamenöl veredeln

Bade-Rezepte mit Granatapfelsamenöl

Meditieren mit dem Granatapfel

V. Gesund speisen mit dem Granatapfel

Küchenzauber mit dem Granatapfel

Fruchtcocktails und Smoothies

Frühstücksrezepte mit dem Granatapfel

Leckere, würzige Brotaufstriche

Mittagessensideen

Himmlische Vorschläge für Desserts

Abendbrotideen

Adressen

Mein Dank gilt wie immer meiner gesamten Familie!

LIEBE GRANATAPFELFREUNDE

Sicherlich haben Sie schon einmal einen Granatapfel verspeist! Oder? Vielleicht aber sind Sie immer nur am Obstregal vorbeigeschlichen und haben sich dann doch entschieden, eine Frucht zu kaufen, von der Sie wussten, was Sie mit ihr anfangen können. Allzu oft bleibt der Granatapfel unbeachtet liegen, nur »Eingeweihte« freuen sich über diese kulinarische Köstlichkeit.

Damit soll jetzt Schluss sein! Lernen Sie den Granatapfel von all seinen Seiten kennen. Genießen Sie die Frucht der Götter und Könige, um sich selbst ein wenig vom Luxus des exotischen Geschmacks verwöhnen zu lassen.

Säuerlich, süßlich, herb – so präsentieren sich diese Früchte, die für Leib und Seele gleichermaßen Genuss bereithalten. Wer zudem bereit ist, sich auf die bittere »Haut« zwischen dem Fruchtfleisch einzulassen, der tut seiner Gesundheit etwas besonders Gutes. Denn das, was bitter schmeckt, enthält besonders viele sekundäre Pflanzenstoffe – allen voran die bemerkenswerten Tannine (Gerbstoffe), die wie ein »Durchputzer« Herz und Kreislauf gesund erhalten.

Doch selbst wenn der Granatapfel eher säuerlich und bitter schmeckt, kennzeichnet ihn versteckte Sinnlichkeit. Lassen Sie sich also nicht abschrecken von seiner süßen Herbe, denn Granatäpfel sind einfach wunderbar: Sie sind gesund, haben einen magisch interessanten Geschmack und lassen sich in der Küche nach allerhand Rezepten – salzig oder süß – verarbeiten. Selbst zur Kosmetik eignen sie sich und bescheren märchenhafte Schönheitswonnen.

Überhaupt umgibt den Granatapfel stets ein Geheimnis, ein magischer und ewiger Zauber, er ist gleichsam ein kulinarischer Jung-brunnen, der Schönheit, Jugendlichkeit, Fruchtbarkeit und Kraft verspricht.

Zahlreiche Märchen und Mythen ranken sich um Baum und Frucht und verzaubern unsere dunkle Winterzeit, wenn es überall nach Zimt, Orangen, Koriander und Vanille duftet, der Granatapfel mit seiner rötlich-gelben Üppigkeit angenehme Wärme schenkt und mit Gaumenfreuden lockt. Herbst und Winter sind nämlich die Zeit, in der der Granatapfel mühelos in gut sortierten Lebensmittelgeschäften erhältlich ist.

Oder Sie machen es so wie ich – Sie schlendern gemütlich über inspirierende Märkte, lassen sich von sinnlich präsentierten Früchten und appetitlich angerichteten Waren begeistern und beschauen und bestaunen die Auslagen mit offenem Herzen. Dann entdecken Sie die Zauberfrüchte und können der Lust nicht widerstehen, sie mit nach Hause zu nehmen.

Und bevor Sie sie verspeisen, lassen Sie das holde Lächeln der Granatäpfel in einer schönen Schale zur Geltung kommen und genießen ihren Anblick in herbstlich-winterlicher Stimmung, die Besinnlichkeit und Lebendigkeit gleichzeitig offenbart.

Kommen Sie also mit und entdecken Sie mit mir gemeinsam diese herrlich interessante und vielseitige Frucht, die Ihrer Gesundheit und Schönheit gleichermaßen gut tut und Sie zur Königin oder zum König Ihres Lebens werden lässt.

I. GRANATÄPFEL – FRÜCHTE VOLLER WUNDER

Welche Bedeutung hat der Granatapfel in unserer modernen Gesellschaft, welche mystischen Überlieferungen sind mit ihm verbunden, wie sehen Baum und Früchte aus und wie kann man den Granatapfelbaum selbst kultivieren? Diesen Fragen widmet sich dieses Kapitel.

DIE FRUCHT MIT DEM KRÖNCHEN

Als ich ein Kind war, gab es bei uns noch keine Granatäpfel zu kaufen. Zu exotisch war die Frucht zu jener Zeit, und erst allmählich interessierten sich die westeuropäischen Menschen für die ausländischen Früchte. Noch gab es keine türkischen oder persischen Gemüsehändler, so dass der Granatapfel in den frühen siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts einzig eine geheimnisvolle Frucht aus dem Märchen war.

Noch gut erinnere ich mich an die Märchenstunden innerhalb meiner Familie und an einige Bücher, die sich dem Zauber des Granatapfels widmeten. Ich lernte, dass der Granatapfel eine königliche Frucht war, ein lustiges »Krönchen« trug und für so manche Magie zuständig war. Meine ersten Begegnungen mit dem Granatapfel waren also eher literarischer als kulinarischer Natur. Ich bewunderte die Illustrationen von prallen, üppig orange-rot glänzenden Früchten, die meist ein wundervolles Geheimnis in sich trugen. In allen Märchen waren Granatäpfel Zauberfrüchte. Entweder verbarg sich in ihnen eine holde Jungfrau, die von einem Prinzen erlöst werden musste, eine helfende Fee oder manchmal eine zornige Zauberin, die dem Störenfried schwierige Aufgaben mit auf seinen Lebensweg gab. Der Granatapfel war stets das Zuhause dieser Personen, das sich durch das Öffnen der Frucht oder das Brechen vom Baum offenbarte und die Figur von ihrem Zauber erlöste. In manchen Märchen lag im Granatapfel auch der Schlüssel zur weiteren Vorgehensweise. Wie die drei Nüsse im Märchen vom Aschenbrödel waren es stets drei Granatäpfel, die sich in helfende Gegenstände oder Situationen verwandelten. Fast immer ging es um Prinzen und Prinzessinnen, Könige und Königinnen – oder um weise Frauen.

Mit großen Augen und offenem Herzen lauschte ich den zahlreichen Geschichten, die oftmals aus dem persischen Kulturschatz stammten, und versprach mir, eines Tages einen Granatapfel zu probieren. Doch die Zeit verging und ich vergaß mein Versprechen. Einzig eine Kette und Ohrringe aus Granaten erinnerten mich als Jugendliche daran, dass ich mich mit dem Geheimnis des Granatapfels vertraut machen wollte.

Das Internet war noch nicht erfunden und auf den Märkten gab es immer noch allzu selten exotische Früchte. So konnte ich mir weder einen Granatapfel kaufen noch mir im Internet einen Film über die Verwendung des Granatapfels ansehen. Es verstrichen also weitere Jahre, bis in unserem kleinen Wohnort endlich ein italienischer und ein türkischer Gemüsehändler ihre Läden öffneten.

Und dann sah ich sie daliegen. Es war an einem düsteren und grauen Novembertag, als ich sie in der Auslage vor dem Geschäft entdeckte. Ein kleines Vordach schützte die Obst- und Gemüsesorten vor dem peitschenden Schneeregen, und ich eilte mit hastigen Schritten und eingezogenen Schultern auf den Eingang zu. An den Krönchen erkannte ich sie. Sie schienen mir zuzulächeln mit ihren prallen Pausbäckchen. Sie luden mich ein, sie endlich zu kaufen und zu kosten. Wie riesig sie waren! Ich hatte mir Granatäpfel immer viel kleiner vorgestellt. Aber diese Exemplare waren schön rund, gesund und groß. Drei Stück ließ ich mir geben. Drei Stück, wie im Märchen.

Zuhause legte ich sie auf einen sauberen Keramikteller und strich zärtlich mit den Fingern über die glänzende Schale. Ich wusste zuerst nicht, wie ich die Granatäpfel öffnen sollte und was mich erwarten würde. Die Illustrationen aus meinen Kinderbüchern fielen mir wieder ein, aber ich konnte mich nicht mehr daran erinnern, ob je das Innere eines Granatapfels abgebildet worden war.

Noch wollte ich sie nicht öffnen. Ich ließ die Granatäpfel auf dem Teller liegen und stellte das Ensemble auf den Esstisch. Die Früchte zierten den Novembertisch sehr schön und unterstrichen die herbstliche Stimmung wie so viele andere Herbst- und Winterfrüchte auch.

Doch als die Kinder zum Essen nach Hause kamen und neugierig die Finger nach den Granatäpfeln ausstreckten, wollten wir es wagen. Mit einem scharfen Messer schnitt ich einen der Granatäpfel auf. Die Schale war erstaunlich hart und stabil. Ich brauchte ordentlich Kraft!

Wie ein Stern lag dann das Innere der Frucht vor uns. Ein rötlicher Saft lief über meine Finger, der hinterher deutliche Flecken auf meiner Haut hinterließ.

Viele kleine, saftig rote Fruchtsamen offenbarten sich uns nun. Ich packte je eine Hälfte und brach die harte Schale vollends auf.

Gierig rissen mir die Kinder die roten »Perlen« aus den Händen, die auf das Schneidebrett quollen, und steckten sie in den Mund.

Sofort verzogen sie ihre kleinen Gesichter! Sauer – bitter – herb! Igitt!

Der Granatapfel schmeckte nur einem meiner Kinder, nämlich demjenigen, das sowieso auch gerne an Zitronenscheiben lutschte und den säuerlichen Geschmack als lustig empfand. Für die anderen war das Thema Granatapfel zunächst einmal erledigt.

Nun musste ich es selbst wissen und steckte ebenfalls einige der »Perlen« in den Mund. Und tatsächlich: Ich musste den Kindern Recht geben, zumal wir auch von der schützenden gelblichen Haut abbekommen hatten. Diese gelblichen Fasern schmeckten eindeutig bitter. Der rote Kern an sich hinterließ aber einen angenehm säuerlich-herben Geschmack, den ich sehr mochte. Dass es gerade auch die Bitterkeit ist, die den Granatapfel unverwechselbar und vor allem zu einer gesunden Powerfrucht macht, wusste ich damals noch nicht.

Ich überredete die Kinder, noch nicht aufzugeben, und schälte mit ihnen die roten Kerne gänzlich heraus. Von den Fasern blieb nichts mehr übrig. Nun konnten wir alle den Granatapfel genießen. Doch wirkliche Begeisterung kam bei den Kindern nicht auf. Erst als ich die nächsten beiden Granatäpfel über der Zitronenpresse ausdrückte, schmatzten meine Kleinen vor Wonne. Der Granatapfelsaft schmeckte lecker und schenkte uns ein Geschmackserlebnis zwischen säuerlicher und herber Süße mit einem leicht prickelnden Nachgeschmack. Nun waren auch die Kinder zufrieden. Seit diesem Zeitpunkt gehört der Granatapfel zu unserem Obst.

Unsere erste Begegnung mit dem Granatapfel ist nun schon eine ganze Weile her. Mittlerweile erhält man diese Früchte im Herbst und Winter bei jedem gut sortierten Discounter, er ist überall und in allen möglichen Erscheinungsformen zu haben, ob im Reformhaus, im Bio- oder Naturkostladen, beim Gemüsehändler, im Supermarkt, beim Discounter oder auf dem Frischmarkt. Und nicht nur das: Produkte aus Granatäpfeln überschwemmen den Markt und sind rund ums Jahr erhältlich. Von der Kosmetik über Tabletten, Säfte, Sirups, Essige, Öle, Weine bis hin zu Elixieren, Auszügen, Tinkturen und Pulvern kann man sich dem Granatapfel nicht mehr entziehen. Granatapfel goes the world! Und dennoch hat diese Frucht ihren ursprünglichen Zauber nicht verloren.

DER GRANATAPFELBAUM

Der Baum oder Strauch, sein botanischer Name lautet Punica granatum, gedeiht in tropischen und subtropischen Klimazonen. Sein mutmaßlicher Ursprung liegt in Zentralasien, allen voran im früheren Persien. Heute ist der Baum im Iran, in Afghanistan, die Türkei, aber auch in Marokko, Spanien und im gesamten Mittelmeerraum wie auch Ägypten, Israel, Südamerika, China und Australien verbreitet. In unseren Breitengraden gedeiht der Granatapfelbaum ebenfalls, allerdings nur im Kübel.

Granatapfelbäume gehören zur Familie der Weiderichgewächse. Sie werden zwischen fünf und fünfzehn Metern hoch. Der Zwerggranatapfelbaum ist ein Strauch und erreicht eine Höhe von rund 40 Zentimetern.

Der Baum ist stark verzweigt, wechselgrün mit einer rotbraunen bis grauen Rinde. Dornen bewehren seine Zweige, die fünf bis acht Zentimeter langen Blätter sind hart und ledrig. Sie sitzen in Zweiergruppen lanzettförmig um die vierkantförmigen Zweige, die trichterförmigen Blüten weisen einen Durchmesser von etwa drei Zentimetern auf und leuchten in ihrer wilden Form rot. Bei der Zuchtpflanze kann die Farbe der Blüten unterschiedlich ausfallen, zum Teil sind die Blüten weiß oder rosafarben. Aus den Blüten entwickeln sich die Früchte, die dann zwischen sechs und zwölf Zentimeter groß werden und gelbrot oder rot leuchten.

Der Granatapfelbaum blüht von Juni bis September. Geerntet wird im Herbst, so dass die Früchte bei uns zwischen Herbst und Winter frisch zu bekommen sind.

Äußerlich ähnelte die Granatapfelfrucht einem herkömmlichen Apfel. Das sind aber auch schon alle Gemeinsamkeiten, die unser Apfel mit dem Granatapfel aufweist. Innen birgt der Granatapfel viele kleine Kammern, die Membranen voneinander trennen (es sind die Membranen, die bitter schmecken!). Jede Kammer enthält die von hellrotem oder tiefrotem Fruchtfleisch umgebenen Samen, sie leuchten fruchtig und schmecken saftig-säuerlich.

Blüte, Schale und Saft werden im Orient traditionell als Färbemittel für Teppiche eingesetzt. Die Schale kommt vor allem als Gerb- und Färbemittel zum Einsatz, die Rinde zur Herstellung adstringierender Mittel.

In asiatischen Ländern stellt man aus dem Granatapfelsaft dickflüssigen Sirup her und stellt ihn als Zutat für Speisen bereit. Der bekannte Sirup Grenadine wird ebenso aus Granatäpfeln gewonnen und stammt ursprünglich von der Karibikinsel Grenada.

Dank seiner harten Schale kann der Granatapfel mehrere Wochen lagern. Selbst wenn er dabei ein wenig schrumpelt und langsam braun wird, bleibt seine innere Frucht noch gut genießbar. Die Härte seiner Schale macht den Granatapfel sehr widerstandsfähig. Ein Export in ferne Länder war deshalb schon sehr früh möglich.

WIE SICH DER GRANATAPFEL AUSBREITETE

Bereits im 4. Jahrtausend vor Christus war der Granatapfel in den altorientalischen Hochkulturen eine beliebte Frucht und Handelsware. Das babylonische Reich gilt als Wiege des Granatapfelexports, bis ins westliche und mittlere Asien erstreckten sich die Handelswege. Der Granatapfel gelangte von der Türkei bis in kaukasische Gebiete und wurde dort dann auch als Nutzpflanze angebaut.

Durch die Feldzüge Pharao Thutmosis III. um 1500 vor Christus breitete sich der Granatapfel quer durch das babylonisch-palästinensische Gebiet aus, erreichte dann die nordafrikanische Küste und schließlich das griechische Festland. Von dort wurde der Granatapfel nach Italien exportiert und landete schließlich als Handelsware in Spanien. Mit den Europäern wurde der Granatapfel dann in Amerika heimisch. Seit dem 18. Jahrhundert wird er in Kalifornien und Arizona angebaut.

In den traditionellen Anbaugebieten werden stets alle Teile des Granatapfels verarbeitet. Frucht, Wurzel, Schalen und Kerne werden medizinisch oder als nützliche Helfer im täglichen Leben eingesetzt. Als Nahrungsmittel für Gesundheit und Schönheit ist der Granatapfel seit jeher bekannt. Zum Beispiel kauen Frauen, die Wechseljahrsbeschwerden lindern wollen, Granatapfelkerne. Gegen Wurmerkrankungen, Infektionen, eiternde Wunden und Entzündungen werden vor allem Saft und Kerne verwandt. Gekochte Schale, Wurzeln und Rinde wurden wegen ihrer Gerbstoffe bis zum Mittelalter als gängiges Wurmmittel verwendet. Aber auch Verdauungsprobleme, Fieber und Schmerzen konnten mit dem Verzehr des Granatapfels gelindert werden.

Zum Färben von Wolle und (als Tinte) zum Schreiben setzte man den Saft und die Schale des Granatapfels ein. Dass der Granatapfelsaft stark färbend wirkt, kann jeder selbst erleben, wenn er beim Verarbeiten der Frucht keine Schürze trägt. Granatapfelsaft hinterlässt Flecken, die nur schwer aus der Kleidung herauszuwaschen sind.

DER EIGENE GRANATAPFELBAUM

Immer beliebter werden auch in unseren Breitengraden Pflanzen im Kübel, die man dann im Winter ins Haus holen muss. Wie Olivenbäume, Oleander, Hibiskus, Feigen oder Zitrusfrüchte verträgt auch der Granatapfel keinen Frost und benötigt über die Sommermonate einen warmen, sonnigen Platz an der frischen Luft und im Winter eine kühle, frostfreie Überwinterungsmöglichkeit. Im Herbst wirft der Granatapfel seine Blätter ab. Ausgepflanzte Granatapfelbäume überstehen auch leichte Frostphasen. Sie gedeihen deshalb manchmal auch an geschützten Standorten in wärmeren Gegenden wie zum Beispiel in Rheinland-Pfalz, im Breisgau oder in Südtirol. Überall dort, wo Feigenbäume an Hauswänden gedeihen, können Sie es mit einem Granatapfelbaum ebenfalls versuchen. Sonst bleibt nur noch die Möglichkeit der Kübelbepflanzung.

Der Granatapfel benötigt nur eine mittlere Wassermenge, denn er ist recht robust und übersteht kurzzeitige Trockenzeiten. Er braucht ganztätigen Sonnenschein und sollte unbedingt in der prallen Sonne stehen – während der Wachstumsphase liebt er es so warm wie möglich. Ganz junge, noch kleine Pflanzen sollten Sie ganz langsam an die pralle Sonne gewöhnen. Ein Ort im Halbschatten eignet sich für den Anfang gut. Sämlinge und Jungpflanzen werden in den ersten Wochen überhaupt nicht gedüngt. Nach zwei Monaten können Sie die Pflanze einmal wöchentlich sehr schwach mit Flüssigdünger unterstützen. Vom zweiten Jahr an wird während der Wachstumsphase wöchentlich ein üblicher Blattdünger eingesetzt. Wenn das Pflanzgefäß gut durchwurzelt ist, können Sie umtopfen. Eine gute Blumenerde sollte dabei selbstverständlich sein.

Wenn Sie einen Granatapfelbaum selbst anzüchten wollen, kaufen Sie einen sehr guten, reifen und großen Granatapfel. Öffnen Sie den Granatapfel mit dem Messer und entfernen Sie die »Perlen«, die wie Maiskörner aussehen. Öffnen Sie eine dieser »Perlen« und entfernen Sie vorsichtig die länglichen, sehr weichen, etwa 3–5 Millimeter großen Samen. Zur Anzucht benötigen Sie eine spezielle Anzuchterde oder ein lockeres, nährstoffarmes Substrat mit einem Ph-Wert nicht über 7, beispielsweise Kokos-Substrat und Torf.

Sie können Saatschalen verwenden oder Joghurtbecher. Pflanzen Sie jeweils einen Samen ein. Die Pflanztiefe liegt bei 0,5 Zentimetern. Eine gute, durchdringende Wässerung sollte mit lauwarmen Wasser erfolgen. Stellen Sie das Pflanzgefäß an einen warmen Platz. Sobald der Samen gekeimt hat, braucht die Pflanze viel Licht. Während der gesamten Keimung stets alles gut feucht halten, aber zu viel Nässe vermeiden. Mit Hilfe einer Sprühkanne können Sie für ausreichende Feuchtigkeit sorgen.

So haben Sie viel Freude an Ihrem Granatapfelbaum

image Noch ist es schwierig, Granatapfelpflanzen für den Kübel beim Gärtner zu bekommen. Während Zitruspflanzen, Olivenbäum-chen, Oleander und Feigenbäume ganz gut erhältlich sind, müssen Sie Ihren Gärtner auf den Granatapfel ansprechen. Vielleicht besorgt er Ihnen ein Bäumchen, falls er keines hat. Oder er verweist Sie an einen Kollegen.

image Bestellen Sie keine Pflanzen im Internet! Sie wissen nie, welche Pflanze Sie bekommen. Auch wenn es noch so praktisch ist und direkt ins Haus geliefert wird – erkundigen Sie sich lieber direkt bei einer Gärtnerei oder Baumschule. Jede Pflanze sieht anders aus und hat ihre »eigene Ausstrahlung«. Lassen Sie sich inspirieren und kaufen Sie nur dann eine Pflanze, wenn sie Ihnen auf Anhieb gefällt und Sie sich vorstellen können, diese Pflanze zu hegen und zu pflegen.

image Es gibt neben den herkömmlichen Pflanzen, die bis zu zwei Meter hoch werden können, auch Zwergpflanzen, die etwas früher blühen, sich aber ebenso reichhaltig entwickeln wie ihre »großen Brüder«.

image Der Granatapfel blüht von Juli bis September. Von September bis Dezember ist Erntezeit.

image Von Mai bis Oktober kann die Pflanze auf dem Balkon oder der Terrasse stehen.

image Suchen Sie Ihrer Pflanze für den Aufenthalt im Freien einen windgeschützten und sonnigen Standort, am besten an einer Hauswand.

image Vermeiden Sie Zugluft.

image Der Granatapfelbaum überwintert in einem hellen und kühlen Raum, der eine Temperatur von 3 bis 8 °C aufweisen sollte. Ab und zu sollte er in der kalten Jahreszeit gegossen werden. Ist Ihre Pflanze zu groß gewachsen, wird sie vor der Überwinterung noch einmal geschnitten. Dieser Schnitt verzögert allerdings die Blütezeit im Sommer.

image Im Februar oder März schneiden Sie die Pflanze ein wenig zurück. Auf diese Weise bleibt sie schön buschig. Nun wird auch ein wenig kräftiger gegossen. Staunässe ist allerdings unbedingt zu vermeiden!

image Sobald die Pflanze wieder im Freien steht, wird sie regelmäßig gegossen.

image Im Mai kann es – wie bei Rosen auch – zu einem Lausbefall kommen. Die Blattläuse werden mit Wasser abgespült.

image Von April bis Oktober verträgt der Granatapfelbaum einmal wöchentlich einen phosphathaltigen Flüssigdünger für Kübelpflanzen.

MYSTISCHE UND HISTORISCHE ÜBERLIEFERUNGEN
RUND UM DEN GRANATAPFEL

Die historischen Wurzeln aller Geschichten und Mythen rund um den Granatapfel liegen im gesamten Mittelmeerraum und im vorderen Asien. Der Granatapfel zählt zu den ältesten Früchten der Menschheit, bereits die Bibel erzählt von Baum und Früchten. Das Hohelied Salomons erwähnt den Granatapfel, um die Schönheit der Frau zu preisen. Jugendlichkeit, Schönheit, Fruchtbarkeit und Königlichkeit – dies wurde zu allen Zeiten mit dem Granatapfel verbunden. Als symbolische Frucht erwähnen viele Religionen den Granatapfel. Er findet sich in der jüdischen wie der christlichen Tradition, begleitet die griechische Mythologie und wurde von den alten Ägyptern verehrt. Als Wegzehrung legten sie den Toten zum Beispiel reife Granatapfelfrüchte mit ins Grab. Sie sollten die Schönheit und Jugendlichkeit auf dem Weg ins Totenreich transferieren.

Frauenfiguren in Athen wurden mit Granatapfelfrüchten in den Händen dargestellt, und im alten Rom zierten Kränze aus Granatapfelzweigen die Köpfe junger Frauen, um ihnen Fruchtbarkeit, Kindersegen, aber auch Schönheit zu schenken. In Griechenland war es zudem üblich, das frisch vermählte Paar mit getrockneten Granatäpfelkernen zu bewerfen, um ihm den Kindersegen zu garantieren.

Auch Aphrodite, die Göttin der Liebe und der Schönheit, kommt nicht ohne den Granatapfel aus. Sie soll eigenhändig auf Zypern einen Granatapfelbaum gepflanzt haben, um sich ihrer Schönheit ewig gewiss zu sein. Den Streit mit Hera und Athene, wer von ihnen die Schönste sei, sollte der Trojaner Paris schlichten, der Aphrodite mit einem Granatapfel kürte. So konnte diese Fehde endlich beigelegt werden und die Frucht galt als Lieblingspflanze Aphrodites. Allerdings – die beleidigte Hera zettelte daraufhin den Trojanischen Krieg an.

Granatäpfel finden wir auch auf künstlerischen Darstellungen. Teppiche, Fresken, Münzen und Skulpturen trugen Abbilder des Granatapfels. Ihre Form inspirierte auch Architekten und Baumeister, so dass einige Bauwerke an den Granatapfel erinnern.

Im Mittelalter erscheint der Granatapfel als Reichsapfel auf zahlreichen Darstellungen und Abbildungen und wird zudem zum Symbol für Maria, die Mutter Gottes. Altgermanische Vorstellungen und christliche Überlieferungen vermengten sich dabei. Der Reichsapfel symbolisierte einen König, der viele Nachkommen hinterließ und sein Reich fruchtbar regierte (eine altgermanische Vorstellung) und wurde in der christlichen Vorstellungswelt gleichzeitig zu einem Sinnbild für die geistige Fruchtbarkeit und das ewige Leben.

Ein Blick auf die asiatische Mystik zeigt, dass auch dort der Granatapfel große Bedeutung hatte. Er gilt zum Beispiel im Buddhismus neben dem Pfirsich und den Zitrusfrüchten als eine der »drei gesegneten Früchte«. China, Persien und die gesamte arabische Welt verehrten den Granatapfel ebenfalls als Frucht der Segnungen, der Fruchtbarkeit und Lebenskraft. Rituale, die mit Leben und Tod verbunden sind, werden oft mit getrockneten Granatapfelkernen und dem rituellen Trinken des Granatapfelsaftes verbunden.