Auch dieses Buch hat sein Schicksal. Ursprünglich sollte es im Frühjahr 2009 erscheinen und analysieren, wie der paternalistische Wohlfahrtsstaat seit Langem schon seine Bürger entmündigt, die ihrerseits mit diesem fürsorglichen Betreuungsstaat längst ein symbiotisches Abhängigkeitsverhältnis eingegangen sind. Die Anregung geht auf Kurt Scheel und Karl-Heinz Bohrer zurück, die einen Aufsatz über das Staatsverständnis Wilhelm von Humboldts für ihren MERKUR bei mir bestellt hatten (der auch geliefert wurde). Matthias Landwehr, mein Agent, hat das Buchprojekt stets vorangetrieben. Dann kam die Finanzkrise, kein Mensch wollte mehr ein kritisches Wort über den Staat hören, stattdessen aber lieber verstehen, was plötzlich in die Märkte gefahren war. So blieb das bereits weit gediehene Manuskript liegen, überholt von Der amerikanischen Virus, meinem Buch über die Finanzkrise, das Anfang 2009 an seiner Stelle erschien.
Schneller als gedacht wurde die Welt freilich genötigt, abermals über die Staaten nachzudenken, mit deren Allmacht es offenbar lange nicht so weit her war, wie die Staatsfreunde meinten. Die Staatsschuldenkrise, sichtbar am Beispiel Griechenlands schon seit Frühjahr 2010, hält seither die Welt (und die Medien) in Atem. Ein Ende ist noch nicht abzusehen. Verstanden ist die Krise aber erst, wenn der Zusammenhang mit dem seit über hundert Jahren ständig steigenden Finanzierungsbedarf reifer Wohlfahrtsstaaten und der strukturellen Unfähigkeit von Mehrheitsdemokratien im Umgang mit Geld sichtbar wird. Ein Buch über den Staat war überfällig, noch weitaus umfassender als ursprünglich geplant.
Wesentliche Teile des Manuskripts wurden in den Sommermonaten des Jahres 2011 in Berlin, Weimar und am Bodensee erarbeitet. Für die Möglichkeit eines Mini-Sabbaticals abseits der Zeitung danke ich FAZ-Herausgeber Holger Steltzner und meiner Redaktion (v. a. Georg Meck und Winand von Petersdorff) bei der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung dafür, dass sie mich in diesen Wochen in Frieden ließ. Für das Pogwischhaus-Stipendium im Park an der Ilm in Weimar danke ich Hellmut Seemann, dem Präsidenten der Weimarer Klassik-Stiftung, und für privilegierte Arbeitsmöglichkeiten in der dortigen Anna-Amalia-Bibliothek bin ich deren Direktor Michael Knoche zu großem Dank verpflichtet. Marion Beck hat freundlich Asyl in Berlin gewährt. Ein internationales Symposion, angeleitet von Harold James (Princeton) im Frühjahr 2010 am European University Institute in Florenz, gab Raum, den Zusammenhang von Finanz- und Staatsschuldenkrise genauer zu durchdenken.
Eine ganze Reihe von Freunden, guten Bekannten und Kollegen haben einzelne Teile (oder gar alle Kapitel) des Buches während des Entstehungsprozesses durchgesehen und freundlicherweise mit teilweise herber Kritik nicht gegeizt. Gerrit Koester (Europäische Zentralbank) hat sich gar die Mühe gemacht, zentrale Teile mehrfach zu lesen. Alexander Morell (Max Planck Institut für die Gemeinschaftsgüter, Bonn) hat die ersten beiden Kapitel, Lisa Herzog (St. Gallen) hat das erste Kapitel gelesen. Auf Rat zählen konnte ich stets bei Werner Plumpe (Universität Frankfurt), Ludger Schuknecht (EZB, Frankfurt), Norbert Berthold (Universität Würzburg), Katharina Schöllgen (Bundesfamilienministerium, Bonn), Bernhard Fischer (Goethe-Archiv, Weimar), Patrick Bernau (FAS, Frankfurt), David Stasavage (New York University) und Heinz Bude (Universität Kassel).
Mein Lektor Edgar Bracht (Karl Blessing Verlag) stand mir über die gesamte Entstehungszeit als wichtiger Sparringspartner zur Seite: Wieder und wieder hat er das Manuskript gelesen, Fragen gestellt, Anregungen und stilistische Verbesserungsvorschläge gemacht und alle Windungen und Änderungen der Bucharchitektur mit gleichbleibendem Wohlwollen begleitet. Ihm danke ich ganz besonders.
Irmgard Betzler, meine Frau, hat als Erste alles genau gelesen und kommentiert, mich vor steilen Übertreibungen bewahrt und zugleich immer wieder ermuntert, das Projekt zu vollenden. Ohne diese Unterstützung wäre es nichts geworden.
Frankfurt, den 10. Januar 2012
Rainer Hank