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Nr. 844

 

Fremde auf Olymp

 

Sie kommen aus fünf Galaxien – sie folgen einen uralten Traum

 

von H. G. EWERS

 

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Nach den Abenteuern, die sich um BULLOC und Perry Rhodan, den Gefangenen der vierten und mächtigsten Inkarnation BARDIOCS, und um die SOL ranken, die sich auf der Suche nach ihrem verschollenen Kommandanten befindet, haben wir umgeblendet.

Der gegenwärtige Schauplatz ist wieder die Menschheitsgalaxis. Hier schreiben wir Anfang März des Jahres 3585.

Inzwischen existiert die Macht des Konzils der Sieben nicht mehr. Die Laren, die Unterdrücker der Galaxis, haben die Überschweren, ihre Verbündeten, notgedrungen im Stich gelassen. Unter dem Zwang des Energiemangels stehend, erhofften sie sich eine Verbesserung ihrer Lage, als sie durch das von den Keloskern künstlich erschaffene Black Hole flogen.

Dass die Laren – mit Ausnahme Hotrenor-Taaks, des Verkünders der Hetosonen – einem perfekten Täuschungsmanöver aufgesessen sind, ist ihnen auch schon klar geworden. Doch sie können nichts dagegen tun, denn sie sind im Dakkardimballon der Zgmahkonen gefangen.

Und so haben die Völker der Milchstraße allen Grund, ihre wiedergewonnene Freiheit zu feiern. Grund hingegen, auf dem Planeten Olymp, seiner Welt, nach dem Rechten zu sehen, hat »Kaiser« Anson Argyris. Er hat längst erfahren:

Es gibt FREMDE AUF OLYMP ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Anson Argyris – Der »Kaiser« kehrt nach Olymp zurück.

Cloibnitzer und Baikwietel – Zwei von 280 Molekülverformern aus fünf Galaxien.

Blunnentior – Ein MV, der seine Gestalt nicht mehr wechseln kann.

George – Raumkapitän Nelsons Roboter wird wieder aktiv.

Es gibt für alles eine Zeit. Es gibt sogar eine Zeit für die Wiederbegegnung der Zeiten.

Louis Pauwels

 

1. Szenen der Vergangenheit

 

Anson Argyris lauschte dem gleichmäßigen Arbeitsgeräusch der Funktionssysteme seines kleinen Raumschiffs, dem Space-Jet mit dem Namen LOVELY BOSCYK.

Es war ein beziehungsvoller Name, denn er erinnerte an den Gründer einer Organisation, die einst bedeutsam und mächtig gewesen war und mit vielen Tausenden von Raumschiffen die Galaxis durchkreuzt hatte, um Handel zu treiben und – im äußersten Notfall – ihre Interessen mit Waffengewalt durchzusetzen: an die Organisation der Freihändler.

Die Blütezeit dieser Organisation lag über 1100 Jahre Standardzeit zurück. Damals hatte Lovely Boscyk auf dem zweiten Planeten einer Sonne, die er Boscyks Stern nannte, den zentralen Stützpunkt seiner Organisation eingerichtet und laufend ausgebaut. Der Planet wurde Olymp genannt – und alle Freifahrer nannten sich seit diesem Zeitpunkt »Freihändler von Boscyks Stern.«

Lovely Boscyk war von seinem Äußeren her nicht gerade das gewesen, was die Freihändler – die von manchen Leuten auch Freifahrer und von einigen missgünstigen Konkurrenten Freibeuter genannt wurden – als ihr Ideal bezeichneten. Klein, korpulent, kahlköpfig und mit schweren Tränensäcken und an einer heimtückischen Krankheit langsam dahinsiechend, hätten alle, die ihn nicht genau kannten, ihn wahrscheinlich unterschätzt.

In Wirklichkeit war er ein hervorragender Organisator und ein genialer Händler und Jurist gewesen, der eine straffe und funktionierende Organisation aus lauter Individualisten aufbaute, einen untrüglichen »Riecher« für lohnende Geschäfte besaß und sich mit seiner perfekten Kenntnis aller einschlägigen galaktischen Gesetze durch Maschen wand, in denen vor und nach ihm zahllose andere Händler und ihre Organisationen sich gefangen hatten.

Sein engster Vertrauter war Roi Danton gewesen, der in dieser Stellung den Titel »König der Freifahrer« getragen hatte. Als Boscyks Krankheit ihn, den ersten Kaiser der Freihändler, körperlich immer mehr verfallen ließ, regierte Roi Danton alias Michael Rhodan die Organisation in seinem Namen – und als Lovely Boscyk starb, erwies sich Rhodans Sohn als würdiger und angesehener Nachfolger des ersten Freifahrerkaisers. Allerdings nahm Roi niemals den Titel »Kaiser« an, sondern begnügte sich mit seinem alten Titel.

Nachdem Roi Danton – zuerst inkognito, später unter Offenbarung seiner wahren Identität – sich seinem Vater Perry Rhodan angeschlossen hatte, um die rätselhaften Geschehnisse in den Magellanschen Wolken zu klären, ging die Leitung der Organisation mehr und mehr an seine Zwillingsschwester Suzan über, die ihm bereits beim Ausbau der Freifahrerorganisation organisatorische, technische und finanzielle Hilfe geleistet hatte.

Später wurde die Eingliederung Olymps ins Solare Imperium der Menschheit betrieben. Die Freihändler behielten einen großen Teil ihrer Privilegien, aber ihre Organisation verlor den Status eines eigenen, unabhängigen Staatsgebildes. Dafür wurden die Freihändler unter den Schutz des Solaren Imperiums gestellt. Überwiegend profitierten sie aus dieser neuen Situation, denn die Galaktischen Händler – oder Springer, wie sie genannt werden –, wagten fortan nicht mehr wie mehrmals zuvor, ihre unliebsame Konkurrenz mit Waffengewalt zu bekämpfen.

Im Zuge des so genannten Fünfhundertjahresplans, der den Fall LAURIN vorbereitete (die Versetzung des Solsystems mit Hilfe des Antitemporalen Gezeitenfeldes um fünf Minuten in die Zukunft, damit der von den drei Sternenreichen Imperium Dabrifa, Carsualscher Bund, Zentralgalaktische Union angestrebte Krieg gegen das Solsystem nicht stattfinden konnte), wurde Olymp mit solarer Hilfe zum modernsten und wichtigsten Handelsplaneten der Galaxis ausgebaut.

Als dann das Solsystem aus der Gegenwart verschwand, arbeitete der so genannte Containertransmitter auf Olymp als geheimer Umschlagplatz von Gütern, die aus dem Solsystem exportiert und die ins Solsystem importiert wurden.

Zur Tarnung dieser Hilfsfunktion übernahm eine Person die Regierungsgewalt über Olymp und die Freifahrer, die über eine längere Zeitspanne hinweg mit Hilfe der Solaren Abwehr identitätsmäßig so sorgfältig »aufgebaut« worden war, dass sie überall als ein auf Olymp geborener Freifahrer galt.

Diese Person genoss das schrankenlose Vertrauen aller Freifahrer und wurde durch eine Abstimmung als Kaiser der Freifahrer von Boscyks Stern eingesetzt. Aber in Wirklichkeit handelte es sich bei Kaiser Anson Argyris weder um einen Freifahrer, noch überhaupt um einen Menschen, sondern um einen Superroboter vom Typ Vario-500 (und um das einzige Exemplar dieses Typs, das jemals hergestellt worden war).

Nach dem Vorbild der Posbis, aber in außerordentlich verbesserter Form, erhielt der Vario-500 ein Gehirn, das sich aus einem »egopositronischen« und einem »egobioplasmatischen« Teil zusammensetzte, die durch einen Bioponblock funktionsverbunden wurden. Dadurch wurde der Vario-Roboter zu einem denkenden und fühlenden Roboter, dessen Entscheidungen nicht auf der Basis kalter Rechenprozesse erfolgten, sondern gleichwertig von typisch menschlichen Gefühlen mitbestimmt wurden.

Um sich jederzeit inkognito bewegen zu können, wurde der Vario-500 mit insgesamt 48 so genannten Pseudo-Variablen-Kokonmasken ausgestattet. Eine davon war die Maske, in der er die Rolle seines Lebens spielte, die Maske des Freifahrerkaisers Anson Argyris.

Der Vario-500 spielte diese Rolle überzeugend und ausschließlich zum Wohle der Freifahrer und der gesamten Menschheit – bis die Flotte der Laren die Milchstraße für das Konzil der Sieben annektierte und alle Sternenreiche zerschlug.

Seit dieser Zeit hatte der Vario-Roboter nicht mehr oft in seiner eigentlichen Rolle auftreten können, mit der er sich identifizierte. Meist hielt er sich in seinem subplanetarischen Labyrinth Olymps auf, das von so vielfältigen und raffinierten Fallensystemen gesichert wurde, dass selbst die Laren, die der Menschheit wissenschaftlich und technisch hoch überlegen waren, sich bei den Versuchen, das Labyrinth zu erobern, nur blutige Nasen geholt hatten.

Doch in dem subplanetarischen Labyrinth lebte Argyris nicht allein. In den ältesten Anlagen, die er seit langer Zeit nicht mehr benutzte und die teilweise schon dagewesen waren, bevor Lovely Boscyk Olymp entdeckte, lebten mehrere tausend Menschen. Sie stammten teilweise von Freifahrern ab, die mit der Eingliederung Olymps ins Solare Imperium nicht einverstanden gewesen waren und im Sinne des Wortes in den Untergrund gegangen waren. Zum anderen Teil stammten diese Menschen von Freihändlern, Terranern und Angehörigen anderer Völker, die sich durch die Flucht in die Unterwelt von Olymp dem Zugriff der Laren, die den Planeten besetzt hatten, entzogen.

Der Vario-Roboter sah diese Entwicklung mit Missvergnügen, aber er hätte es niemals fertiggebracht, die Bewohner der Unterwelt den Laren und den Überschweren auszuliefern, bei denen sie nur Zwangsarbeitslager erwarten konnten. Doch er musste verhindern, dass sie in sein eigentliches Reich gerieten, denn das war mit tödlichen Fallen gespickt, die wegen der Larenherrschaft nicht desaktiviert werden durften.

So war dem Robotkaiser nichts anderes übriggeblieben, als in wechselnden Masken, von denen er mit Vorliebe die des Wanderers Valtari benutzte, immer wieder bei den »Unterweltlern« aufzutauchen, sie vor Gefahren zu warnen und ihnen dabei zu helfen, ihr Los zu verbessern und sich den Nachstellungen der Laren und Überschweren zu entziehen.

Aber in erster Linie war Anson Argyris der gesamten Menschheit verpflichtet. Darum hatte er sich schon lange nicht mehr um die unter der Oberfläche von Olymp lebenden Menschen kümmern können.

Doch nun war er von der Dunkelwolke Provcon-Faust, dem ehemaligen Versteck des NEI, unterwegs nach Olymp, denn während seiner letzten Anwesenheit auf Gäa hatte er über zahllose Funkrelaisstationen eine Meldung seiner automatischen Überwachungsanlagen in Olymp erhalten, dass wieder einmal geheimnisvolle Fremde dort aufgetaucht waren ...

 

*

 

Wieder einmal!

Im positronischen Teil des Vario-Roboters wurden Daten abgerufen, die vor rund dreißig Jahren gespeichert worden waren; gleichzeitig weckte der Gedankenimpuls »wieder einmal« die im bionischen Teil chemoelektrisch verankerten Gefühle, die sich auf das identische Ereignis bezogen.

Beide Erinnerungselemente wurden im Bioponblock zusammengeführt und an die Oberfläche des gemeinsamen Bewusstseins getragen. Kein Wissenschaftler hatte je herausbekommen, ob dieses gemeinsame Bewusstsein sich im Bioponblock lokalisieren ließ oder ob es seinen Sitz in beiden Gehirnteilen hatte. Etwas Immaterielles ließ sich eben nicht lokalisieren, jedenfalls nicht punktgenau. Außerdem hatten nur die Wissenschaftler, die an der streng geheimen »Erschaffung« des Vario-500-Roboters beteiligt gewesen waren, Gelegenheit gehabt, das zu überprüfen. Seit der Vario-Roboter als Kaiser Anson Argyris aufgetreten war, gab es solche Gelegenheiten nicht mehr – und neben Julian Tifflor kannten überhaupt nur wenige ausgesuchte Menschen im NEI die wahre Identität Anson Argyris'.

Anson Argyris wusste Bescheid, aber er hielt es nicht für notwendig, sich darüber unnötige Gedanken zu machen. Für ihn bedeutete nur die Tatsache an sich, dass er ein bewusst denkendes Wesen war, etwas.

Und in seinem Bewusstsein zogen die Erinnerungen an das, was er vor zirka dreißig Jahren Standardzeit auf seinem Planeten erlebt hatte, gleich einem dreidimensionalen und farbigen Film vorüber ...

Kaiser Anson Argyris war von einem Erkundungsgang an die Oberfläche ins Innere seines subplanetarischen Reiches zurückgekehrt und stand vor dem tödlichen Energievorhang, der seine Biostation schützte.

Er wollte die Maske, in der er Trade City durchstreift hatte, ablegen. Es handelte sich um die Maske eines Springers. Da Springer und Überschwere nicht nur miteinander verwandt waren, sondern seit vielen tausend Jahren eng zusammengearbeitet hatten, genossen die Galaktischen Händler in der von den Laren regierten Milchstraße Privilegien wie kein anderes Volk – außer natürlich die Überschweren selbst, die sich, ihrer Söldnermentalität entsprechend, den Laren als Hilfstruppe zur Verfügung gestellt hatten.

Springer sorgten auch für den Transport der Güter, die von den hochentwickelten Industrien Olymps im Auftrag der Laren und der Überschweren hergestellt wurden. Sie transportierten in ihren Walzenraumschiffen auch die Rohmaterialien und Halbfertigfabrikate von anderen versklavten Welten nach Olymp. Ihre Gewinnspanne war kleiner als früher, denn sie konnten sie nicht mehr selbst bestimmen, sondern mussten nehmen, was ihnen Laren und Überschwere zugestanden. Dennoch lebten sie nicht schlecht dabei.

Die Freihändler und Terraner, die die Industrieanlagen Olymps in Gang hielten, waren weitaus schlechter dran. Sie mussten zwölf Stunden täglich arbeiten und verbrachten ihre »Freizeit« nicht in den Wohnungen, die es überall noch in Hülle und Fülle gab, sondern meist in schwerbewachten Lagern. Der Lohn ihrer Arbeit waren eine monotone und knappe Verpflegung sowie Schlafgelegenheiten in Form von harten Pritschen und dünnen Synthetikdecken. Sie waren mehr als unzufrieden, aber nur selten wagte jemand von ihnen aufzumucken – denn die Betreffenden waren jedes Mal kurz darauf von Überschweren aus dem Lager geholt und mit ungewissem Ziel abtransportiert worden.

Dennoch gab es Untergrundbewegungen, die sogar über Waffen und Funkgeräte verfügten. Sie wurden unterstützt von den wenigen technisch und wissenschaftlich hochqualifizierten Freifahrern und Terranern, denen die Unterdrücker eigene Wohnungen in einem eigens dafür geschaffenen Ghetto und Verpflegung nach eigener Wahl zugestanden hatten. Aber es gab auch Springer, die über ihre Händlermentalität hinausgewachsen und die Untergrundbewegungen unterstützten, indem sie in ihren Raumschiffen heimlich Waffen, Kleincomputer und anderes Material mit nach Olymp brachten.

Deshalb arbeitete Anson Argyris in der Maske des Springers Maktohr, knüpfte geheime Fäden zwischen Terranern, Freifahrern und Springern, kundschaftete mit Hilfe seiner außergewöhnlichen Fähigkeiten die Lage im Hauptquartier der Überschweren aus und konnte so fast immer erfahren, wann die Überschweren jemanden verdächtigten, gegen sie zu arbeiten – und meist vermochte er die Betreffenden rechtzeitig zu warnen und auf verschlungenen Wegen in einen bewohnten Sektor der Unterwelt zu führen.

Das bedeutete aber nicht, dass er sich in seiner Springermaske wohl fühlte. Er war so fest in seine Rolle des Freifahrerkaisers hineingewachsen, dass er sich als Anson Argyris verstand und alle anderen Masken nicht als Verkleidungen des Vario-Roboters, sondern als Verkleidungen des Freifahrerkaisers ansah.

Deshalb suchte er nach jedem Einsatz, den er maskiert durchführte, so schnell wie möglich wieder seine Biozentrale auf, um mit der Anson-Argyris-Maske seine wahre Identität zurückzugewinnen. Er war sich über die emotionalen Zusammenhänge im klaren und konnte darüber lächeln, aber das änderte nichts an der Tatsache seines Selbstverständnisses als Anson Argyris.

Argyris trat auf die beiden stählernen Türsäulen zu, zwischen denen der tödliche Vorhang flimmerte. Er streckte die Hände aus und legte sie auf elektronisch markierte – und für die Augen eines rein organischen Lebewesens unsichtbaren – Stellen der Türsäulen.

Der Türcomputer »blickte« über hyperenergetische Kanäle unmittelbar in Argyris' Bewusstseinsinhalt und verglich es mit dem Erinnerungsmuster. Dieser Wächter der Biostation erfüllte zwei Funktionen. Zum einen überprüfte er die Identität des Besuchers und zum anderen dessen geistige Einstellung zur Menschheit (die Freifahrer eingeschlossen).

Wäre es einer feindlichen Organisation gelungen, Anson Argyris' Denkprozesse in ihrem Sinn zu beeinflussen, hätte der Türcomputer sofort die Paralysierung der organischen Gehirnsektion und die Desaktivierung des positronischen Teils veranlasst.

Ernst wartete der Kaiser darauf, dass der flimmernde Energievorhang erlosch. Er kannte einen großen Teil des larischen Wissens über positronische und organische Denkprozesse und wusste, dass diese Vertreter der Konzilsmacht theoretisch die Möglichkeit besaßen, auch ihn so »umzudrehen«, dass er, ohne es selbst zu merken, in ihrem Sinne handelte. Sie waren nur noch nicht auf den Gedanken gekommen, es zu versuchen, da sie nicht ahnten, dass der Freifahrerkaiser, der sich im Innern von Olymp verbarg, kein normaler Freifahrer war. Obwohl sie sich sicher Gedanken darüber machten, weshalb Anson Argyris, der vor rund hundertfünfzig Jahren schon zirka 45 Jahre alt gewesen sein musste, noch immer lebte.

Als der Energievorhang erlosch, lächelte Argyris. Rasch ging er auf die meterdicke Tür aus einer Terkonit-Ynkelonium-Legierung zu, die sich kurz vor ihm öffnete. Dahinter befand sich ein energetisches Gleitband, das den Kaiser durch die »Halle der letzten Prüfungen« beförderte. Sein Ortungskopf innerhalb der Springermaske registrierte die zahlreichen Impulse, die ihn genauestens abtasteten und nach eventuellen Veränderungen fahndeten.

Sie fanden keine Veränderungen, sonst hätte sich am anderen Ende der langgestreckten Halle nicht die so genannte Dienerschleuse geöffnet. Argyris sprang vom Gleitband und betrat die Schleusenkammer. Als sich das Schott hinter ihm schloss, öffnete sich das Schott auf der gegenüberliegenden Seite.

Der Kaiser trat durch die Öffnung – und befand sich in der Biostation ...

 

*

 

Seine Augen leuchteten auf, als er in der Reihe der an den Schultern aufgehängten, bekleideten Körper den der Anson-Argyris-Maske entdeckte – mit der prunkvollen Uniform aus dunkelroter Seidenhose, hüfthohen weichen Lederstiefeln, dem bunten bestickten Oberhemd und der lose fallenden weinroten Jacke, die auf der Brust von vier goldenen Schnüren zusammengehalten wurde.

Das Gesicht der Springermaske verzog sich zu einem breiten Lächeln, als der Kaiser vor »sich selbst« stand.

»Gleich bist du wieder beseelt, alter Junge!«, sagte er. »Und irgendwann werden wir uns wieder offen an der Oberfläche unseres Planeten sehen lassen können.«

Er dachte daran, wie er vor fünfundneunzig Jahren Standardzeit – damals war genau wie heute Anfang April, nur schrieb man damals das Jahr 3460 terranischer Zeitrechnung und heute das Jahr 3555 – in der Maske einer alten Springerin gemeinsam mit dem larischen Rebellen Roctin-Par versucht hatte, die erste auf Olymp gelandete Pyramide der Mastibekks zu untersuchen. Er war zwar an Bord gekommen, doch dann war etwas Rätselhaftes mit ihm geschehen. Hinterher hatte er sich nur daran erinnert, dass er in eine gewaltige Leere geschaut hatte und dass darin etwas lauerte und gierig wartete.

Roctin-Par, der die Pyramide aus einem Versteck heraus beobachtete, berichtete ihm später, über der Pyramide sei die riesige Projektion einer fetten Springerin ––