Nr. 803
Stätte der Vergessenen
Landung auf dem achten Kontinent – dem Asyl der Fremden und dem Testort der Menschen
von ERNST VLCEK
Anfang April des Jahres 3583 ist es soweit! Perry Rhodans SOL, das bisher größte Fernraumschiff der Menschheit, hat eine markante Wegstation seiner langen kosmischen Odyssee erreicht.
Die SOL ist in Nypasor-Xon angelangt. Es ist die Galaxis, in der sich das Zentralsystem der Kaiserin von Therm befindet – jener Superintelligenz, deren Entstehung auf ein wahrhaftes »Jahrmillionenereignis« zurückzuführen war.
Von Schiffen der Leibwächter eskortiert, nähert sich die SOL dem dritten Planeten der blauen Sonne Yoxa-Sant. Dieser Planet heißt Drackrioch – und auf ihm, so hofft Rhodan, wird er endlich die genauen Positionsdaten der verschwundenen Erde erfahren, die ihm die Kaiserin so lange vorenthalten hat.
Dies geschieht auch. Doch bevor die Superintelligenz, die sich den Menschen in Form eines planetenumhüllenden Kristallgespinsts von bizarrer, furchterregender Schönheit präsentiert, die SOL endgültig aus ihrem Bannkreis entlässt, erwartet sie noch Gegenleistungen der Terraner.
Eine davon, die Expedition nach Lugh-Pure, hat Gucky bereits erfolgreich hinter sich gebracht. Und so bleibt nur zu hoffen, dass die von Ras Tschubai geleitete Mission auf dem Kontinent Troltungh ähnlich erfolgreich sein möge, da nur ein Gelingen die Voraussetzung dafür zu bieten scheint, dass die Kaiserin von Therm die SOL endlich zum Flug nach Terra freigibt.
Doch die Verhältnisse auf Troltungh sind völlig anders gelagert als auf Lugh-Pure – Troltungh ist die STÄTTE DER VERGESSENEN ...
Die Hauptpersonen des Romans
Belami – Ein Croisloner stellt sich den Schrecken der Realität.
Roi Danton, Lord Zwiebus, Ras Tschubai und Galto Quohlfahrt – Ein Einsatzteam von der SOL an der »Stätte der Vergessenen«.
Der Bürger von Yawn – Friedensstifter von Troltungh.
Borkeins bis Zehnbork – Zehn Gesandte des Friedensstifters.
Zöcke – Ein gnadenloser Jäger.
1.
Die Meldung Warners platzte mitten in die Feierlichkeiten des Initiationsritus hinein: »Vierhundert Millionen Tanzschritte von der Großen Wiege entfernt ist eine Todesspirale aufgetaucht!«
Belami stand wie angewurzelt da. Sein Herzschlag setzte aus, sein Kreislauf drohte zusammenzubrechen. Vor seinen Augen begann sich alles zu drehen.
Schon einmal war seine Initiation auf die gleiche dramatische Weise verhindert worden. Das war vor dreißig Festen gewesen. Damals befanden sie sich noch auf der Heimat Croislon, als er den Tanzschritt vom Unreifen zum vollwertigen Geschlecht hätte tun sollen.
Auch damals war es eine Todesspirale gewesen, die seine Reifeprüfung verhindert hatte. Der Schock war beim ersten Mal so groß für ihn gewesen, dass er einfach abgeschaltet hatte. Er wollte sterben, doch man brachte ihn ins Leben zurück, und als er wieder zu sich kam, erfuhr er, dass sie mit einer Großen Wiege von Croislon geflüchtet waren. Ohne Rücksicht auf die verschiedenen Geschlechter waren die Blass-Schönen mit Purpur-Zarten und Grazil-Krummen zusammengepfercht worden ...
Belami wollte sterben. Aber seltsam, sein Kreislauf setzte wieder ein, sein Herz begann zu schlagen, und in die unheimliche Stille hinein, die den Worten von Warner gefolgt war, drang ein Schreien und Wehklagen aus vielen Kehlen.
Die Angehörigen der verschiedenen Sippen bildeten ein unentwirrbares Knäuel von Körpern. Ein Grazil-Krummer lag konvulsivisch zuckend auf dem Boden, unfähig seinen Körper unter Kontrolle zu bringen. Ein Grün-Verzückter schrie hysterisch, während er seine Sinnesorgane verstümmelte, um von dem zu erwartenden Leid nichts mehr hören und sehen zu müssen. Was für eine erbärmliche Art, aus dem Leben zu flüchten.
Da hatten die Blass-Schönen schon mehr Stil. Belami sah drei von ihnen, wie sie sich umarmten und einfach ihre Körperfunktionen ausschalteten. Sie starben schnell und schmerzlos.
Die Panik im Tempel der Großen Wiege war unbeschreiblich. Wo sich die verschiedenen Geschlechter Croislons unter den einschmeichelnden Worten des Unterhalters und seiner betörenden Musik eben noch im Tanz vereinigt hatten, da herrschte jetzt totales Chaos.
Belami, zu keiner Bewegung fähig, sah, wie ihr Sippenoberhaupt Bluter die Blass-Schönen zu beruhigen versuchte.
»Meine liebreizenden Kinder«, rief er mit schriller Stimme, »nehmt alle eure Kräfte zusammen, um diese Schwächeperiode zu überwinden. Die Krise geht vorbei. Lasst euch nicht von ihr töten. Hüter wird uns beschützen. Kämpft gegen das scheinbar Unvermeidliche an. Kämpft! Kämpft!«
Seine Worte verhallten fast wirkungslos. Die meisten Blass-Schönen hatten die Kontrolle über sich verloren. Sie rannten kopflos umher, stießen mit anderen zusammen, verkrallten sich in ihnen, bissen und kratzten – irgendwie kamen diese Reaktionen auch daher, weil sie sich Erleichterung verschaffen wollten.
Belami beneidete jene, die inmitten des Chaos apathisch blieben. Sie waren am besten dran, denn sie hatten wenigstens die Kraft, sich in eine Traumwelt zu flüchten und die Schrecken der Realität an sich abprallen zu lassen.
Buggel, Sippenoberhaupt der Grazil-Krummen, besaß eine bewundernswerte Konstitution. Er war der perfekte Animator, selbst in dieser leidgeprüften Herzschlag-Periode. Er gab beruhigende Laute von sich, während er gleichzeitig auf eine krumm-verwobene Lockwanderung durch den Tempel ging. Und er hatte Erfolg damit. Viele seiner Grazil-Krummen schlossen sich ihm an – und er führte sie hinaus aus dem Tempel und in Richtung ihrer Wiegen, wo er sie der Obhut der dienstbaren Geister übergeben konnte.
Bluter, Sippenführer der Blass-Schönen, folgte diesem Beispiel. Fasziniert sah Belami, wie sein Vater alle seine Poren öffnete und sein milchiges Blut herausquellen ließ. Einige, die sich noch nicht völlig aufgegeben hatten, beruhigten sich bei diesem erbaulichen Anblick, und Bluter riet ihnen: »Geht und sucht eure Wiegen auf, meine Blass-Schönen. Lasst euch von Tröster trösten, Heiler wird euch genesen lassen, und soll euch Spender mit allem versorgen. Beherzigt meinen Rat, damit ihr auch morgen noch schön und blass sein könnt.«
»Morgen sind wir tot!«, keifte ein Blass-Schöner. Er war Träner, die Augen hatte er völlig trocken.
»Sollen wir uns von den Zöcken verstümmeln lassen?«, rief ein anderer. »Da sterben wir lieber in Schönheit.«
»Hüter wird uns beschützen!«, verkündete Bluter und stellte unsicher die Frage in den Raum: »Ist es nicht so, Hüter?«
»Ich werde die Große Wiege der nach Vollkommenheit strebenden Croisloner mit allen Mitteln gegen die Todesspirale verteidigen«, antwortete Hüter mit seiner allmächtigen Stimme.
»Hüter beschütze uns!«, riefen die Blass-Schönen verzweifelt im Chor.
Bluter ließ sein Milchblut wieder in seinen Poren versickern. Er blickte zu Belami, der sich noch nicht vom Fleck gerührt hatte.
»Wieso bist du noch bei dir?«, fragte das Sippenoberhaupt den Initianden. »Ich sehe, dass du die Blässe deiner Haut verloren hast, aber du kämpfst gegen die Ohnmacht an.«
»Ich weiß nicht, wieso«, gestand Belami unsicher. »Aber ich finde, dass die Flucht vor der Realität keine Lösung bringt.«
»Das ist fast blasphemisch!«, entfuhr es Bluter erregt. »Aber es sei dir wegen deiner Unreife entschuldigt.«
»Ich bin initiiert«, erklärte Belami.
Bluter gab keine Antwort. Statt dessen sagte er: »Suche deine Wiege auf. Tröster soll dich trösten, Heiler ...«
»Ich fühle mich nicht krank«, begehrte Belami auf.
»Eben«, sagte Bluter traurig. »Dann versuche wenigstens, es zu sein.«
Damit wandte er sich ab, in dem Bewusstsein, dass Belami seine Anordnungen befolgen würde. Doch Belami verspürte wenig Lust, sich in eine Wiege zu verkriechen und sich von den dienstbaren Geistern einlullen zu lassen. Zögernd durchquerte er den Tempel, stieg über die reglosen Körper jener hinweg, die den Freitod gewählt oder einfach abgeschaltet hatten.
Die Ruhe war in den Tempel zurückgekehrt.
»Tröster«, hörte Belami den Sippenführer der Blass-Schönen mit Vorwurf sagen, »wie konntest du es zulassen, dass Warner meine liebreizenden Kinder mit dieser Meldung schockierte!«
»Melder wollte nicht auf mich hören«, rechtfertigte sich Tröster. »Er hat sich bewusst gegen die Ordnung aufgelehnt, er ist ein Rebell.«
»Melder?«, sagte Bluter.
»Ich bin nur meiner Aufgabe nachgekommen«, antwortete Melder. »Soll ich euch nun vor Gefahren warnen, oder euch statt dessen Hymnen vorsingen? Das ist nicht meine Aufgabe. Ich muss euch die Realität aufzeigen.«
»Und damit hast du viele Blass-Schöne und andere in den Tod getrieben«, sagte Tröster vorwurfsvoll.
»Wie viele sind den leichten Weg gegangen?«, erkundigte sich Bluter.
Die Antwort kam von Heiler: »Insgesamt sind siebzehn Croisloner entschlafen. Drei davon entstammen dem Geschlecht der Blass-Schönen. Ich werde ihre sterblichen Überreste mit viel Feingefühl behandeln, dann werden sie auch im Tode wieder schön.«
Diese Heuchelei war Belami plötzlich zuwider. Musste erst die Kunst von Heiler herhalten, damit die toten Blass-Schönen ihre Attribute zurückerhielten, deren sie sich als Lebende rühmen konnten? Warum ließ man die Blass-Schönen nicht die Wahrheit erkennen, nämlich dass der Tod hässlich machte und nicht erstrebenswert war?
Belami verstand das nicht. Er schrieb sein Unverständnis seiner Unreife zu, und er beschloss, sich nun doch in eine Wiege zurückzuziehen. Doch da geschah etwas, das ihn diesen Entschluss sofort rückgängig machen ließ.
»Hüter, wird es zum Kampf kommen?«, fragte Buggel von den Grazil-Krummen, der gerade in den Tempel gehumpelt kam.
»Es wird bereits gekämpft!«, berichtete Hüter.
»Wie kannst du ...«, wollte Tröster aufbegehren, doch Bluter brachte ihn zum Verstummen.
»Wir wollen keine Ausflüchte, sondern die Wahrheit hören«, verlangte Bluter entschlossen wie selten. »Hüter, sage uns, wie unsere Chancen stehen.«
»Wollt ihr die Wahrheit wirklich hören?«, fragte Hüter.
Bluter und Buggel sahen einander an, dann sagten sie wie aus einem Mund: »Wir wollen eine ehrliche Antwort.«
»Dann kommt mit den Anführern der anderen vier Geschlechter in die Seher-Lauscher-Kombination«, bat Hüter.
Das gab für Belami den Ausschlag. Er beschloss, sich den Sippenoberhäuptern anzuschließen.
*
Bluter fröstelte an diesem kalten, unpersönlichen Ort, wo Hüter und Tröster und Spender und Melder und Lauscher und all die anderen dienstbaren Geister ihren Sitz hatten. Er kam nur her, wenn es unvermeidbar war, denn so warm und einschmeichelnd die Stimmen der dienstbaren Geister waren, ihre Manifestationen waren geradezu abstoßend hässlich.
Als er die Lauscher-Seher-Kombination betrat, hatte er sich seelisch immerhin schon soweit auf den Anblick des unästhetischen Gerümpels von Anorganischem vorbereitet, dass er wenigstens keinen Porenkrampf bekam. Spectro, der Purpur-Zarte dagegen hatte sich nicht so gut in der Gewalt und verlor alle Farbe. Das sonst so überproportionierte Schönheitsorgan des Zungen-Sensiblen Oralo schrumpfte beängstigend.
Belami hielt sich im Hintergrund. Er hatte sich schon einige Male hierhergeschlichen und fand den Anblick der Hauptsektion keineswegs abstoßend.
»Seht, was euch Seher zu zeigen hat«, sagte Hüter zu ihrem Empfang.
Ein Fenster öffnete sich und gab den Blick nach draußen frei. Nun wurde auch Belami bange, als er die schwarze Unendlichkeit erblickte, die alles Licht in sich zu verschlingen schien und nicht einmal von den Myriaden von Leuchtpunkten erhellt werden konnte. Er glaubte, dass durch die Öffnung die Kälte der Schwärze zu ihnen hereinwehte und murmelte zu seiner Beruhigung etwas vor sich hin.
Aber noch erschreckender als die frostige Weite war das Ding, das plötzlich darin auftauchte und schnell größer wurde. Ein vielstimmiger Schrei ertönte, als die Sippenführer die Spiralform erkannten. Die Todesspirale! Sie schien auf die Große Wiege zuzustürzen und mit ihr zusammenzuprallen.
»Beruhigt euch, Croisloner«, sagte Hüter. »Seher bedient sich nur der Vergrößerung.«
Die Todesspirale hielt an. Sie schien zum Greifen nahe. Plötzlich lösten sich von ihrer Hülle einige Blitze, die langsam, wie in Zeitlupe auf die Große Wiege zuschossen, geradewegs auf das Fenster zu. Belami schoss eine Reihe von blubbernden Lauten der Angst hervor. Er fühlte, wie ihm die Sinne zu schwinden drohten, doch er kämpfte mit aller Kraft gegen die Schwächeperiode an. Seine Neugierde war stärker als die Angst – eigentlich höchst ungewöhnlich für einen Blass-Schönen. Belami sah, wie die tödlichen Lichtblitze vom Hüter noch weit vor der Großen Wiege abgefangen wurden.
Das hatte jedoch zur Folge, dass vor dem Fenster eine undurchdringliche Flammenwand entstand, die nicht mehr erlosch – und wenigstens den schöngeistigen Croislonern den Anblick der Todesspirale ersparte.
»Die Todesspirale ist nur noch hundert Millionen Tanzschritte entfernt«, berichtete Melder. »Und sie kommt unaufhaltsam näher. Sie ist schneller als die Große Wiege. Wir können ihr nicht entfliehen.«
Bluter und die anderen bekamen Krämpfe.
»Handelt es sich dabei um dieselbe Todesspirale, die uns von Croislon verjagte?«, fragte der Sippenführer der Blass-Schönen.
»Jawohl«, antwortete Hüter.
»Aber das ist unmöglich«, behauptete Oralo der Zungen-Sensible, sein Mundorgan war wieder zu seiner ursprünglichen Größe angewachsen und berührte mit seiner geschmückten Spitze den Boden. »Wir mussten unsere Heimat vor dreißig Festen verlassen. Wie kann uns der Zöcke die ganze Zeit über gefolgt sein?«
»Damit haben wir nicht gerechnet«, gestand Hüter. »Im allgemeinen verlieren die Zöcken leicht die Geduld. Als die Todesspiralen uns über Croislon nicht abfangen konnten, drehten sie alle ab. Bis auf diese eine, die von einem besonders hartnäckigen Zöcken befehligt zu werden scheint. Er dürfte es auf die Vernichtung dieser Großen Wiege und der darin befindlichen Geschlechter angelegt haben. Welche Tricks ich auch versucht habe, ich konnte die Todesspirale nicht abschütteln. Bisher habe ich es euch verschwiegen, aber ihr wolltet die Wahrheit erfahren. Ihr sollt auch wissen, dass unsere Abwehr bald zusammenbrechen wird, wenn der Zöcke das Feuer nicht einstellt. Wir haben jedenfalls der Feuerkraft der Todesspirale nichts entgegenzusetzen.«
»So kannst du mit den ehrenwerten Geschlechtern nicht sprechen!«, schalt Tröster Hüter sofort. Und an die beunruhigten Sippenführer gewandt, fuhr er fort: »Lasst euch von Hüter nicht ängstigen. Blass-Schöne, Purpur-Zarte, Grazil-Krumme, Grün-Verzückte, Zungen-Sensible und Feinglieder, ihr seid die edelsten der Geschlechter von Croislon. Habt ihr nicht das Leben in vollen Zügen genossen? Ihr brachtet es in der Sinneslust zu höchster Perfektion ...«
»Das klingt wie ein Nachruf«, schaltete sich Belami da ein. »Deine Heuchelei widert mich an, Tröster. Anstatt die ehrenwerten Geschlechter auf den Tod vorzubereiten, solltest du ihnen Mut fürs Leben geben.«
»Du sprichst wie ein Kretin, Belami«, sagte Bluter enttäuscht. »Ich habe die größten Hoffnungen in dich gesetzt, dabei zeigst du knapp nach deiner Initiation Symptome eines Entarteten. Überhöre seine Worte, Tröster, wir sind dir dankbar. Ich habe in meinem langen Leben viele Erfahrungen gesammelt und habe mit meinen Blass-Schönen alle Freuden kennengelernt. Nun freue ich mich auf eine Erfahrung, die mir noch nicht gegönnt war. Ich freue mich auf den Tod!«
Die anderen Sippenführer stimmten darin ein.
»Du irrst, es gäbe noch vieles, was das Leben euch zu bieten hätte, Bluter«, gemahnte Erzieher, der meistens von den anderen Dienern unterdrückt wurde. »Die ehrenwerten Geschlechter könnten nach Höherem streben ...«
»Was ist erstrebenswerter als höchste Sinneslust!«, riefen Bluter, Buggel, Oralo und die anderen. Und sie schlossen sich zu ihrem letzten Tanz zusammen.
»Rette sie, Hüter!«, rief Belami verzweifelt. Er konnte nicht glauben, dass die Diener, die zur Lebenserhaltung geschaffen worden waren, die letzten eines großen Volkes in den Tod schicken würden.
»Ich werde die Erhabenen bis zum letzten Tanzschritt beschützen«, versprach Hüter.
»Du sollst sie retten!«, schrie Belami.
»Noch kämpfe ich!«, versicherte Hüter.
»Belami, reihe dich ein«, verlangte Bluter. Die Absicht war ihm anzumerken, dass er sich bei seinem letzten Tanz in haltlose Ekstase steigern wollte.
»Kommt zu euch! Kämpft um euer Leben!«, verlangte Belami und versuchte, die Tanzenden voneinander zu trennen. Buggel hatte sich bereits in Trance gesteigert, die stimulierenden Nonsens-Laute sprudelten nur so aus seinem verzerrten Mund. Belami schrie, um Buggel zu übertönen.
»Kämpft! Kämpft!«
»Er spricht wie ein Kretin«, behauptete Oralo und ließ seine überdimensionale Zunge schnalzen. »Und er muss ein Kretin sein. Kein Wunder, bei den Erbanlagen der Blass-Schönen. Jeder zweite von euch ist ein Kretin.«
»Spender, vermittle meinen Purpur-Zarten in ihren Wiegen erregende Träume«, verlangte Spectro mit sich überschlagender Stimme. »Nicht alle von ihnen sind bereit, den Tod als erstrebenswerten Lebensabschluss hinzunehmen.«
»Hüter, rette unser Volk!«, appellierte Belami wieder an den Beschützer der Großen Wiege.
»Ich kann noch kämpfen«, versicherte Hüter mit schwacher Stimme.
Da sah Belami, wie die Flammenwand vor dem Fenster in sich zusammenbrach. Die Todesspirale wurde wieder sichtbar. Instinktiv erkannte Belami, dass das Verteidigungssystem der Großen Wiege zusammengebrochen war.
Er hatte Angst, und nun beneidete er die Sippenführer, die aus der Not eine Tugend gemacht und den unabwendbaren Tod als die Krönung ihres Daseins feierten.
In seiner größten Not, als Angst und Entsetzen sich bereits auf seine Körperfunktionen auswirkten, empfing Belami plötzlich beruhigende Impulse. In seinem Kopf ertönten leise, einschmeichelnde Stimmen, die immer mehr von seinem Geist Besitz ergriffen.
»Spender,