Cover

Titel

Ella Danz

Ballaststoff

Angermüllers sechster Fall

Impressum

Personen und Handlung sind frei erfunden.

Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen

sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.

 

 

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© 2011–Gmeiner-Verlag GmbH

Im Ehnried 5, 88605 Meßkirch

Telefon 07575/2095-0

Alle Rechte vorbehalten

1. Auflage 2011

Lektorat: Claudia Senghaas, Kirchardt

Herstellung / Korrekturen: Julia Franze / Sven Lang

Umschlaggestaltung: U.O.R.G. Lutz Eberle, Stuttgart

unter Verwendung eines Fotos von: © Martin Braun / fotolia.de

ISBN 978-3-8392-3592-8

Widmung

Den Kindern!

 

 

 

 

Dank an W. für Kritik, Anregungen und Geduld …

Prolog

Ich beobachtete ihn, wie er da im Laden stand. Es war einfach unerträglich, wie er sich spreizte. Jedermann musste ihn für den Chef halten. Er schaute milde lächelnd über seine Lesebrille, was seinem Blick Wichtigkeit und Seriosität verlieh, und strahlte eine Selbstsicherheit aus – unglaublich. Auf alle Fragen, ob von Kunden oder Kollegen, hatte er eine Antwort, und was er sagte, war zweifelsohne der Weisheit letzter Schluss. Man durfte dankbar sein, dass er einen an seiner Kompetenz teilhaben ließ. Gleichzeitig verbreitete er grenzenlos gute Laune, und jeder seiner Gesprächspartner freute sich, wenn er das Wort an ihn richtete und seine dummen Scherzchen mit ihm trieb.

Hätten ihn die Leute genauer beobachtet, dann hätten sie irgendwann bemerkt, dass sie und ihre Fragen ihn eigentlich gar nicht interessierten. Für ihn war das nur die perfekte Gelegenheit, sich in Szene zu setzen, den allwissenden, weisen Meister zu geben, sich selbst seine Großartigkeit zu beweisen. Diese Selbstverliebtheit ließ ihn sein ganzes Leben, das in Wahrheit eine einzige Folge von Pleiten und Niederlagen war, durch eine rosarot gefärbte Brille sehen. Deshalb war er auch stets bester Stimmung. Er war sich selbst der Größte. Leider habe ich – und nicht nur ich – das und alles andere erst viel zu spät bemerkt.

Wahrscheinlich war er nicht einmal ein böser Mensch, jedenfalls nicht einer, der anderen Böses zufügt und sich daran ergötzt. Nein, er war lediglich der Mittelpunkt seines Sonnensystems. Was für ihn gut war, das war auch für die anderen gut, das war sein einziger Maßstab. Was er brauchte, nahm er sich, es stand ihm einfach zu. Dinge zurückzugeben, Schulden zu begleichen oder sich für einen erwiesenen Gefallen zu revanchieren, gehörte nicht zu seinem Wertekanon. Hätte man ihm vorgehalten, dass er seine Mitmenschen belog, ausnutzte, verletzte, die Schwächsten sogar peinigte, ja quälte, ihnen das Leben zur Hölle machte, hätte er das nicht verstanden. Um Verzeihung zu bitten, wäre ihm nie in den Sinn gekommen – er hätte ja gar nicht gewusst, wofür.

 

So hat er seine Tage und Jahre im Kokon seines Narzissmus verbracht, ein lustiges Haus, ein fröhlicher Faun. Die Notwendigkeit, irgendetwas an sich oder seinem Leben zu ändern, existierte nicht für ihn. Oh Gott, sein riesiges, selbstverliebtes Ego erlaubte ihm, sich gewissenlos an schutzlosen Wesen, auf übelste Weise schuldig zu machen, und das immer wieder und wieder. Deshalb musste man ihn stoppen. Deshalb ist geschehen, was geschehen ist.