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Nr. 112

 

Der Mann mit den zwei Gesichtern

 

Das Wesen von Wanderer amüsiert sich – und verschenkt 21fache Ewigkeit ...

 

von KURT BRAND

 

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Alles hatte damit begonnen, dass die Überwachungsorgane des Solaren Imperiums und des arkonidischen Sternenreiches der Tätigkeit der Antis zu wenig Aufmerksamkeit schenkten. Und so kam es, dass die Báalol-Diener praktisch ungestört ihren schändlichen Zehnjahresplan anlaufen lassen konnten, der die Verbreitung des Liquitivs, eines gefährlichen Rauschmittels, auf den bewohnten Welten der Galaxis zum Ziele hatte.

Doch die Hüter der Ordnung zwischen den Sternen trifft im Grunde genommen keine Schuld, dass sie etwa ihre Überwachungsaufgaben zu nachlässig durchgeführt hätten. Schließlich waren ja namhafte Forscher und Wissenschaftler zu der Ansicht gelangt, das Liquitiv, der neue Likör, wäre vorzüglich dazu geeignet, den natürlichen Alterungsprozess des menschlichen Organismus hinauszuschieben und denjenigen, die das Liquitiv genossen, neue Spannkraft zu verleihen.

Inzwischen ist der verhängnisvolle Irrtum längst erkannt – und alle Anstrengungen werden unternommen, um die Süchtigen zu heilen.

Was aber noch niemand erkannt hat – auch die Mutanten nicht – ist etwas, das noch schwerwiegendere Auswirkungen auf das Geschick aller besiedelten Welten der Milchstraße haben kann: Perry Rhodan ist in Gefangenschaft, und DER MANN MIT DEN ZWEI GESICHTERN ist am Ruder ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Thomas Cardif – Ein Staatsfeind regiert.

Reginald Bull und Allan D. Mercant – Sie wundern sich über die Handlungsweise des Administrators.

A-thól – Unterhändler der Antis.

Brazo Alkher und Stana Nolinow – Leutnants von der IRONDUKE.

»Er« oder »Es« – Das Wesen von WANDERER amüsiert sich.

Rhobal – Hoher Diener des Báalol.

1.

 

Nachdenklich legte Reginald Bull den Bericht zur Seite und schüttelte den Kopf.

Der Bericht trug Perry Rhodans Unterschrift.

Es war einer von vielen, die Bully heute gelesen hatte; alle Unterlagen waren aus Rhodans Arbeitszimmer auf seinem Schreibtisch gelandet. Einige trugen seinen handschriftlichen Vermerk: genehmigt. Dieser Bericht, der ihm Kopfschmerzen machte, auch. Untersuchungen über den Antrag der Galaktischen Händler, innerhalb des solaren Interessengebietes weitere dreihundert Handelsniederlassungen zu errichten.

Die Experten, die den Bericht verfasst hatten, waren einstimmig zu der Ansicht gekommen, dass der Antrag der Springer abzulehnen wäre.

Rhodan aber hatte handschriftlich darunter vermerkt: die Handelsniederlassungen sind zu genehmigen, gez. Rhodan.

Bully atmete schwer. »Perry, Perry, was ist nur mit dir los, seitdem wir vom Planeten Okúl zurück sind?«

Plötzlich ging mit Bully das Temperament durch. Er fluchte vor sich hin und machte dadurch seinen Sorgen Luft.

Dann schlug er den Schaltknopf der Interkomverständigung in die Fläche des kleinen Schaltpultes.

Allan D. Mercants Gesicht erschien auf dem Bildschirm. Der Chef der Solaren Abwehr sah auf seiner Scheibe Reginald Bulls ergrimmtes Gesicht. Das war Kommentar genug, Mercant wartete ab, was Bully ihm zu sagen hatte. Erfreuliches bestimmt nicht.

Seit zwei Monaten, nachdem sie mit dem verwundeten und seelisch schwer erschütterten Rhodan von Okúl zurückgekommen waren, war sogar das Lachen in Rhodans nächster Umgebung mehr und mehr verstummt.

»Mercant«, polterte Bully verärgert los, »ich habe von Rhodan das Gutachterresultat bekommen. Sie wissen ja Bescheid: Antrag der Sternenzigeuner, sich bei uns noch weiter auszudehnen. Rhodan hat auf diesem Antrag handschriftlich vermerkt: ›Handelsniederlassungen sind zu erlauben!‹ Na, was sagen Sie dazu?«

Ruhig erwiderte Mercant: »Wenn es in dieser Art weitergeht, sehe ich mich leider gezwungen, den Mannschaftsbestand der Solaren Abwehr zu verzehnfachen!«

»Sagen Sie es ihm, Mercant!«, rief Bully.

Mercant winkte durch leichtes Kopfschütteln ab. »Der Chef ist ein Mann einsamer Entscheidungen geworden, Mister Bull.«

»Wohin soll das aber noch führen, Mercant? Je mehr Zeit vergeht, um so fremder wird Perry mir. Als ob er auch Liquitiv getrunken hätte! Ach, was weiß ich! Er hat nicht einmal mehr eine Spur Humor. Alle gehen ihm aus dem Weg, sogar Gucky.«

»Vielleicht ist gerade das ein Fehler. Vielleicht lassen wir den Chef zu offensichtlich merken, dass er uns fremd geworden ist. Vielleicht zwingt ihn unser Verhalten, sich noch mehr zu isolieren.«

Bully unterbrach den Solarmarschall. »Zum Teufel, Mercant, wenn er krank ist, soll er Urlaub machen, aber uns nicht die Sternenzigeuner gleich legionenweise ins Land holen!«

»Sie sind doch sein bester Freund, Mister Bull«, gab Mercant ihm zu bedenken. »Es ist Ihre Pflicht, den Chef darauf hinzuweisen.«

»Ich werde mich hüten!«, rief Bully lautstark zurück. »Ich habe schon zwei sehr ernste Mahnungen unserer Ärzte einstecken müssen, weil ich Perry Vorhaltungen machte. Immer wieder bekomme ich von den Medizinern vorgehalten, auf ihre Schocktherapie Rücksicht zu nehmen und den Gesundungsprozess bei ihm nicht zu gefährden. Aber einer muss ihm doch etwas sagen können, wenn er Fehlentscheidungen trifft. Allem Anschein nach eigne ich mich am schlechtesten dazu. Mercant, Sie sind doch viel mehr Diplomat als ich. Bitte, kommen Sie hier vorbei, nehmen Sie sich das Gutachterurteil und gehen Sie damit zu Rhodan. Ich hoffe, dass er auf Sie hört und diese Invasion der Springer nicht Tatsache werden lässt.«

Er sah Mercants Zögern; er drängte nicht. Allan D. Mercant war nicht der Mann, der sich beeinflussen ließ. »Gut«, sagte er nun, »ich will es versuchen. Erwarten Sie mich in zehn Minuten, Mister Bull.«

»In Ordnung.« Es klang wie ein Stoßseufzer, danach schaltete Bully ab. Die Sorge um Perry Rhodan blieb.

Das Verhängnis hatte mit Rhodans Entschluss begonnen, auf Okúl allein seinem Sohn Thomas Cardif gegenüberzutreten.

Verwundet, seelisch fast zerbrochen, hatten sie ihn wiederbekommen. In einer Blitzfahrt waren sie mit ihm zur Erde gerast, um ihn so schnell wie möglich der Obhut der Ärzte anzuvertrauen.

Die größten Kapazitäten waren an Rhodans Krankenlager geeilt. Erstaunlich übereinstimmend lauteten die Diagnosen. Auch in der Art der Behandlung, die für Rhodan die beste sein sollte, einigte sich das Arztgremium schnell. Sie wendeten bei ihm das Thmasson-Schockverfahren an. Es war eine von irdischen Medizinern und Aras gemeinschaftlich entwickelte Therapie, die es ermöglichte, seelische Tiefschläge in ihrer Stärke zu eliminieren, so dass sie nach Beendigung der Behandlung dem Kranken nur noch als vager Traum erschienen.

Der Genesungsprozess hatte dann auch bei Rhodan erstaunliche Fortschritte gemacht. Schon drei Tage nach Anwendung des Thmassonverfahrens konnte das Bulletin mitteilen: Der Erste Administrator des Solaren Imperiums, Perry Rhodan, befindet sich auf dem Wege der Besserung. Akute Gefahr besteht nicht mehr. Weitere Bulletins werden nicht mehr herausgegeben.

Innerhalb des irdischen Sternenreiches hatte Rhodans Erkrankung nur sporadisch Besorgnis ausgelöst. Alles wurde von der Liquitivsucht und dem Toben von Millionen Erkrankter überschattet.

Während der Führungsstab in Terrania noch um Rhodans Leben bangte, trafen im Solaren Imperium erstmalig wieder größere Mengen Liquitiv ein. Sie reichten aus, die in ihrer Sucht Tobenden wieder zu scheinbar normalen Menschen zu machen. Danebenher liefen im Interessengebiet der Erde wie auch im Arkon-Imperium die gigantischsten Vorbereitungen, um innerhalb weniger Wochen riesige Fertigungsstätten zu erstellen, in denen das suchtheilende Allitiv in ausreichender Menge erzeugt werden konnte.

Rhodan war längst aus der Klinik Terranias entlassen, als erst bekannt wurde, dass alle Süchtigen es ihm zu verdanken hatten, wenn sie durch Allitiv von ihrer Rauschgiftsucht geheilt werden konnten.

Niemals in der Geschichte des Solaren Imperiums hatte Rhodans Stern am Himmel der Popularität so hell geleuchtet wie in diesen Wochen.

Niemals war ein Mensch mehr verdammt worden als Thomas Cardif. Welche Rolle dieser Mann gespielt hatte, war im Arkonweltreich so gut bekannt wie im Solaren System. Überall wurde er gesucht; überall wurde Cardif gesehen, aber wenn den Anzeigen nachgegangen wurde, griff man ins Leere.

Thomas Cardif schien sich im Dschungel der Sterne versteckt zu halten – in jenen Regionen der Galaxis, die unerforscht waren.

Niemand ahnte die Wahrheit!

Kein Mensch konnte sich vorstellen, dass dieser von Millionen gesuchte Thomas Cardif in Terrania Perry Rhodans Rolle übernommen hatte!

Niemand ahnte, dass Perry Rhodan verschleppt worden war und sich in den Fängen der Antis befand!

Aber der Mann, der vorgab, Perry Rhodan zu sein, erkannte von Tag zu Tag deutlicher, welch eine gefährliche Rolle er spielte. Die Mutanten, die er zuerst besonders gefürchtet hatte, waren letztlich doch nicht zu solch einer Bedrohung geworden. Die Doppelfunktion seines Gehirnes, wodurch er in der Lage war, Rhodans Gehirnwellenmuster zu aktivieren, sobald er Telepath- oder Ortermutanten in der Nähe wusste, identifizierte ihn immer wieder als den echten Rhodan. Diese Tatsache ließ einfach nicht zu, dass auch nur der leiseste Verdacht aufkam, er könnte Thomas Cardif sein.

Die Gefahr, entdeckt zu werden, lag auf ganz anderen Gebieten. Er, der den größten Teil von Rhodans Wissen mit übernommen hatte, besaß nicht jene Intuition, die seinen Vater immer wieder aus der Masse herausragen ließ.

Professor Kalup war als erster argwöhnisch geworden, als er sich mit Cardif-Rhodan über Entwicklungsarbeiten am Lineartriebwerk unterhielt.

»Sir«, hatte Kalup ihn fassungslos unterbrochen, »wie kommen Sie denn zu dieser Ansicht?«

Es war Cardif-Rhodan nichts anderes übriggeblieben, als sich mit der Entschuldigung aus der Affäre zu ziehen, dass er noch immer unter der Thmasson-Schockbehandlung zu leiden hätte.

Der Begriff Thmasson-Schock geisterte von da an durch Terrania. Der vermeintliche Rhodan ließ sich immer weniger bei Wissenschaftlern, Ingenieuren und Technikern sehen. Seit der Rückkehr vom Planeten Okúl war es nicht mehr vorgekommen, dass eine zündende Idee von ihm ausgegangen war, die ein kompliziertes Projekt vorwärtsgetrieben hatte.

Immer wieder hieß es: »Der Thmasson-Schock hat dem Chef das Fingerspitzengefühl für technische Probleme genommen!«

Cardif hatte es verstanden, selbst daraus Kapital zu schlagen.

Kaltschnäuzig hatte er sich den Ärzten gestellt, auf das Gespräch mit Professor Kalup hingewiesen und sein Versagen in den Vordergrund geschoben.

»Ist es möglich, dass ich durch den Thmasson-Schock einen Teil meiner geistigen Fähigkeiten verloren habe?«

Darauf konnten die Ärzte weder mit ja noch mit nein antworten.

Innerlich zutiefst befriedigt, hatte Cardif-Rhodan sie wieder verlassen. Gefahren aus dieser Richtung begegnete er von jenem Zeitpunkt an mit dem Hinweis, noch unter der Schocktherapie zu leiden.

Der Öffentlichkeit gegenüber hatte er sich nicht verändert. Cardif war seinem Vater Rhodan zu ähnlich, nicht nur äußerlich, sondern auch in vielen geistigen Dingen. Dazu kam ihm das übernommene Teilwissen zustatten, und mit Hilfe seiner Veranlagungen verstand er es, es derart geschickt zu benutzen, dass er manchmal seinen engsten Freunden als Perry Rhodan in seiner besten Zeit erschien.

Aber wenn er allein war – und von Woche zu Woche kapselte er sich mehr ab – dann überkam ihn wie ein Gespenst die Erkenntnis, nur eine Marionette der Antis zu sein. Sie hielten den echten Rhodan als Trumpf gegen ihn in der Hand. Wenn er, Cardif nicht nach ihrer Flöte tanzte, würden sie ihm die Daumenschrauben anlegen.

Selbst in den Nächten fand er kaum noch Schlaf.

Verzweifelt suchte er nach einem Ausweg, von den Dienern des Báalol-Kultes unabhängig zu werden. Je länger er Rhodans Rolle spielte, um so mehr wurde er vom Machtrausch erfasst, und der ursprüngliche Hass auf den Vater trat durch dieses neue Machtgefühl immer mehr in den Hintergrund.

Doch auch diese Gefahr hatte er erkannt. Wie ein Süchtiger kämpfte er gegen den Machtrausch an. Er durfte sich davon nicht beherrschen lassen, denn eins war ihm von der ersten Minute an klar gewesen, dass er stets nur als Thomas Cardif handeln konnte, nie aber als Perry Rhodan.

Die Übertragung auf Okúl war nur zum Teil gelungen. Er schrieb es der begrenzten Zeitspanne zu. Er ahnte nicht, dass die Ursache in ihm selbst lag. Das Ich in Thomas Cardif war einfach nicht dazu in der Lage, sich in dieser zwingenden Situation unterzuordnen!

Er hörte das Klopfen.

»Ja!«, rief er erschreckt aus. Aus tiefstem Grübeln war er in die Wirklichkeit zurückgerufen worden. Als er zur Tür blickte, hatte er sich schon gefasst.

»Mercant, Sie?«, fragte er, als er Allan D. Mercant eintreten sah. »Ich kann mich nicht erinnern, eine Besprechung auf dem Terminkalender vermerkt zu haben!«

Früher hatte Perry Rhodan hin und wieder auch so scharf gesprochen, aber immer nur, wenn es berechtigt war. Seit der Rückkehr von Okúl herrschte fast immer nur dieser Ton.

Der Solarmarschall ließ sich nicht abschrecken. Wie üblich, nahm er links von Rhodans Schreibtisch Platz.

»Sir«, begann er und legte den Expertenbericht vor sich hin, »ich habe bei Mister Bull dieses Gutachten vorgefunden. Darf ich Sie darauf aufmerksam machen, dass der Personalbestand der Solaren Abwehr um ein Vielfaches erhöht werden muss, wenn zusätzlich zu den schon vorhandenen Niederlassungen der Galaktischen Händler noch einmal dreihundert im Kolonisationsgebiet des Imperiums eröffnet werden?«

Cardif-Rhodans graue Augen ruhten unverwandt auf Mercant. Seine scharf geschnittenen Züge spiegelten seine Gedanken nicht wieder.

Thomas Cardif dachte in diesem Augenblick an die Antis und verfluchte sie. Auf ihr Drängen hin hatte er den Antrag der Galaktischen Händler genehmigt.

Er war das Opfer ihres ersten Erpressungsversuches! Vor vier Tagen hatten sie ihm über eine Händlerabordnung unmissverständlich zu verstehen gegeben, dass sie die Konsequenzen aus seinem Verhalten ziehen müssten, wenn der Antrag auf Handelsniederlassungen abschlägig beschieden würde.

Der Springerpatriarch, der ihm diese Nachricht überbracht hatte, war ahnungslos gewesen, was er in Wirklichkeit dem Ersten Administrator sagte. Aber Cardif-Rhodan hatte die herzlichen Grüße verstanden. Der Name Fut-gii sagte ihm genug.

Fut-gii hatte ihn grüßen lassen! Aber Fut-gii war vor vier Jahren im Auftrag der Antis umgebracht worden, weil dieser Galaktische Händler nicht bereit gewesen war, sich in die Dienste der Báalolpriester einspannen zu lassen.

Und nun saß Mercant vor ihm und versuchte, dass er seine Genehmigung zurücknahm!

»Sonst noch etwas, Mercant?«, fragte er kalt.

Der Solarmarschall zeigte Erstaunen. Sein Blick umfasste den Mann, der für ihn der Chef war. »Sir«, stammelte er – und bei Mercant bedeutete eine Verwirrung viel – »es ist von lebenswichtiger Bedeutung, ob wir die Vielzahl der Niederlassungen um dreihundert erweitert sehen! Sir, wir sind einfach nicht in der Lage, die Springerkontore im Solaren System so zu überwachen, wie es unsere Sicherheit erfordert! Wir schaffen uns selbst eine akute Gefahr.«

»Das lassen Sie meine Sorge sein, Mercant! Ich habe den Antrag genehmigt. Genügt es nicht?«

Innerlich fieberte Thomas Cardif. Er konnte den Chef der Solaren Abwehr verstehen. Er erkannte auch, was hinter diesem Antrag der Springer steckte: schleichende Übernahme des Solaren Imperiums durch die Galaktischen Händler, hinter denen jedoch die Priester des Báalol standen!

Mercants Gesicht wurde zur Maske. Seine Lippen pressten sich hart zusammen. Sein Atem ging stoßweise. Langsam, fast widerwillig, legte er das Expertengutachten wieder zusammen, faltete es und steckte es in die Umlaufmappe.

Wortlos nickte er dem Chef zu. Wortlos erhob er sich und ging.

Cardifs Blick folgte ihm bis zur Tür. Als sie hinter Mercant zufiel, tat Thomas Cardif einen tiefen, lauten Atemzug. In ohnmächtiger Wut ballte er die Hände. »Ihr Antis!«, knirschte er dann, um leicht zusammenzufahren, als neben ihm der Bildschirm des Visiphons aufflackerte.

Reginald Bull rief ihn an. Der konnte noch nicht wissen, dass. Mercants Besuch erfolglos geblieben war.

»Perry«, sagte er ihm, »die Anmeldung teilt mir soeben mit, dass du bereit bist, einen Arkoniden namens Banavol zu empfangen. Darf ich einmal wissen, was dieser Mann von uns will?«

Immer wieder ärgerte sich Cardif darüber, das Reginald Bull sich mit seiner Neugier in die privatesten Dinge einmischte. Mehrfach hatte er versucht, dem einen Riegel vorzuschieben, aber jeder Versuch war an Bullys Dickfelligkeit gescheitert. Er ließ sich das Heft nicht aus der Hand nehmen und hatte es fertiggebracht, auf Cardif-Rhodans energische Vorhaltungen zu erwidern: »Perry, solange du nicht wieder hundertprozentig fit bist, pass' ich weiterhin auf dich auf. Das bin ich dir schuldig, und du wirst mir eines Tages dafür dankbar sein. Verdammt noch mal, dieser Thmasson-Schock hat ja aus dir einen uns allen fremden Menschen gemacht. Ist der Fall nun klar?«

Daran erinnerte sich Thomas Cardif, als er Bullys Frage hörte. Um eine plausible Antwort war er nicht verlegen.

»Banavols Besuch hat mit Cardif zu tun, Dicker. Zufrieden?«

Doch Bully war gar nicht zufrieden. Er kannte die Mentalität der Arkoniden zu gut. Seiner Meinung nach waren sie die größten Schlafmützen der Galaxis. Und er hielt mit dem Urteil auch jetzt nicht hinter dem Berg. »Ausgerechnet ein Arkonide soll uns helfen können, wo die Solare Abwehr nicht weiterkommt? Na, gut, wenn dir deine Zeit davon nicht zu schade ist! Du willst ihn tatsächlich empfangen, Perry?«

Cardif versuchte, sich jovial zu geben, obwohl er innerlich über den hartnäckigen Reginald Bull zornig war: »Dicker, ich möchte. Fein, dass du deinen Segen dazu gegeben hast. Sonst noch etwas?«

Er sah, wie Bully den Kopf in den Nacken warf. »Ja, Perry. Ich habe eine private Bitte: Gewöhne dir den Satz wieder ab: Sonst noch etwas? Früher hast du diese Formulierung vielleicht zehnmal im Monat gebraucht; heute höre ich sie wenigstens zehnmal am Tag. Okay, alter Bursche?«

»Wird gemacht, du Aufpasser. Danke für den Tipp!«, erwiderte Cardif und lachte ihn über den Bildschirm an.

Reginald Bull lachte zurück und schaltete ab.

Perrys Gesundung macht doch langsam Fortschritte, dachte er; ab und zu kann er wenigstens schon wieder einmal lachen.