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Nr. 639

 

Der Tod des Großadministrators

 

Komplott zur Rettung des Solaren Imperiums – der Großadministrator darf nicht weiterleben

 

von KURT MAHR

 

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Auf Terra und den anderen Menschheitswelten schreibt man Ende Dezember des Jahres 3457. Das Spiel, das die beiden Geisteswesen ES und sein Gegenpart Anti-ES seit einiger Zeit um die Zukunft und die Bestimmung der Menschheit spielen, geht weiter.

Von allen in seiner Umgebung unbemerkt, wurde Perry Rhodans Gehirn durch ein Androidengehirn ersetzt. Das echte Rhodan-Gehirn hingegen wurde in die fremde Galaxis Naupaum versetzt und landete auf dem Markt der Gehirne, wo man es in einen Bordinkörper verpflanzte. Anschließend wurde der Terraner in gefährliche Konflikte verstrickt, die um des Überlebens willen einen zweimaligen Körpertausch erforderlich machten. Sogar Torytrae, der gefürchtete Ceynach-Jäger, der bisher noch jedes Opfer zur Strecke gebracht hat, wurde auf Rhodans Spur angesetzt.

Der Gejagte versteht es aber, den Jäger von seinem Tötungsvorhaben abzubringen und sich dessen Dankbarkeit zu versichern. Abgesehen davon, hat Perry Rhodan in Heltamosch, dem neuen Raytscha von Naupaum, einen echten Freund gefunden, der dem Terraner ebenso treu zur Seite steht wie Rhodan dem Herrscher von Naupaum.

Doch während die politische Krise in der fernen Galaxis beigelegt zu sein scheint, tritt auf der Erde eine besonders akute Situation ein.

Führende Persönlichkeiten des Solaren Imperiums – allen voran Lordadmiral Atlan – haben inzwischen derart starken Verdacht gegen Andro-Rhodan, das Androidengehirn im Körper des Großadministrators, geschöpft, dass ein Komplott geschmiedet wird. Das Komplott zielt ab auf den TOD DES GROSSADMINISTRATORS ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Perry Rhodan – Das Terranergehirn verliert den Kontakt zu seinem Gegenspieler.

Andro-Rhodan – Kreatur des Anti-ES.

Atlan – Der Lordadmiral lässt Roboter bauen.

Geoffry Abel Waringer, Reginald Bull, Fellmer Lloyd und Galbraith Deighton – Rhodans Vertraute werden misstrauisch.

Orana Sestore – Eine Frau wird schockiert.

Er brauchte nur eine Sekunde, um zu erkennen, dass der Versuch dies Mal fehlgeschlagen war. Sein Bewusstsein wirbelte durch die finsteren Weiten eines unvorstellbaren Kontinuums; aber der Kontakt kam nicht zustande. Den körperlosen Geist erfasste Panik. Die letzte Verbindung zur heimatlichen Galaxis war abgebrochen, die letzte Brücke zur Erde zerstört.

Das Wesen, das Perry Rhodan war, zwang sich zur Ruhe. Der Geist kehrte in den Körper zurück, der ihm seit Wochen als Heimat diente: den Körper Toraschtyns, des Raytaners. Toraschtyn öffnete die Augen. Perry Rhodan sah das gewohnte Bild: Doynschto, der Sanfte, an den Kontrollen der unheimlichen Apparatur, die körperlosen Bewusstseinen dazu verhalf, über unendliche Entfernungen zu reisen. Im Hintergrund stand Gayt-Coor, das Echsenwesen, abwartend, gestaltgewordene Geduld, und daneben Zeno, der Accalaurie, in der Gestalt seines Yaanztroners.

Doynschto erhob sich und trat zu dem Gestell, auf dem Toraschtyn lag.

»Dies Mal ist etwas schiefgegangen«, sagte er ernst.

Perry Rhodan erhob sich. Er machte die Geste der Zustimmung.

»Es kam überraschend«, ergänzte er. »Dies Mal war alles ganz anders. Nur noch Finsternis, kein Licht mehr. Ich wusste nicht, wohin ich mich wenden sollte. Ich irrte in der Dunkelheit umher ...«

Doynschto horchte auf. So hatte er den Freund noch nicht sprechen hören. Ein gänzlich ungewohnter Unterton von Niedergeschlagenheit, Hilflosigkeit schwang in der düsteren Stimme mit.

Perry Rhodan sah auf.

»Ich nehme nicht an, dass Sie mir sagen können, warum die Verbindung nicht zustande kam?«

Es war kaum noch eine Frage, fast schon eine Feststellung. Doynschto antwortete: »Es lässt sich nur Allgemeines sagen. An Ihrem Bewusstsein hat sich keinerlei Veränderung vollzogen, das wissen wir. Wir wissen ebenfalls, dass diese Art der Kontaktaufnahme, über eine derart große Entfernung hinweg, bisher durch den Umstand erleichtert wurde, dass das Kontaktbewusstsein dem Ihren bis ins letzte Detail glich. In dieser Hinsicht muss inzwischen eine Änderung eingetreten sein. Die Gleichheit der beiden Bewusstseine existiert nicht mehr. Und zwar hat sich nicht das Ihre, sondern das Kontaktbewusstsein verändert.«

Perry Rhodan überlegte. Was hatte die Veränderung zu bedeuten? Ein Bewusstsein wurde charakterisiert durch die metapsychische Frequenzkonstante, eine Zahl also, die die Frequenz der metapsychischen Ausstrahlung des Bewusstseins bestimmte. Der Wert der Frequenzkonstante war charakteristisch für jedes individuelle Bewusstsein und zeit seines Lebens unauflöslich mit dem individuellen Gehirn als Sitz des Bewusstseins verknüpft. Physische oder psychologische Veränderungen der Gehirnsubstanz, solange sie nicht den Tod des Gehirns herbeiführten, vermochten den Zahlenwert der Frequenzkonstante nicht zu verändern.

Methoden zur Änderung der Konstante am lebenden Gehirn waren der terranischen Wissenschaft nicht bekannt. Für Perry Rhodan gab es also nur zwei Möglichkeiten, die plötzliche Veränderung in der Schwingungscharakteristik des Kontaktbewusstseins zu erklären: Entweder hatte sein Gegenspieler den Tod gefunden, oder es hatte eine übergeordnete Macht eingegriffen und eine Veränderung an seinem Bewusstsein vorgenommen, womöglich mit dem Ziel, weitere Beeinflussungen des Kontaktbewusstseins durch den weit entfernten wahren Perry Rhodan zu verhindern.

Die zweite Möglichkeit schien ihm die plausiblere. Es war ihm in den vergangenen Wochen immer wieder gelungen, mit seinem Gegenspieler Kontakt aufzunehmen und ihn unter den Bann seines Willens zu zwingen. Er verfolgte mit diesen Bemühungen ein doppeltes Ziel. Erstens galt es, Beschlüsse zu widerrufen, die sein Doppelgänger zu dem Zweck gefasst hatte, die Menschheit zu schädigen. Zweitens musste die Häufung der Vorfälle, in denen der falsche Rhodan jüngst gefasste Beschlüsse unter merkwürdigen Umständen widerrief, das Misstrauen seiner Umgebung erwecken und im Laufe der Zeit vielleicht sogar dazu führen, dass man den Doppelgänger entlarvte. Die Beeinflussung seines Gegenspielers war für Perry Rhodan bislang die einzige Möglichkeit gewesen, aus der Ferne in die hinterhältigen Machenschaften des Kumulativwesens Anti-ES einzugreifen. Jetzt war ihm diese Möglichkeit genommen. Er war hilflos. Er konnte nichts mehr tun, um die Menschheit vor der tödlichen Gefahr zu schützen, die ihr von Anti-ES drohte.

Mit verbissener Kraft kämpfte er das Gefühl der Verzweiflung nieder, das ihn unter seinen Bann zwingen wollte. Es war weder ihm, noch dem Solaren Imperium damit gedient, dass er jetzt die Fassung verlor. Wenn er seinen Gegenspieler nicht mehr beeinflussen konnte, dann musste er nach anderen Wegen suchen, der Menschheit in ihrem Kampf gegen Anti-ES beizustehen. Fast schien es ihm, als habe die Möglichkeit der Beeinflussung seines Doppelgängers seine Initiative in anderer Hinsicht gelähmt. Weil er wusste, dass es ihm gegeben war, den Gegen-Rhodan unter die Knute seines Willens zu zwingen, hatte er versäumt, andere Wege zu suchen. Er hatte sich zu eng an Yaanzar und Doynschtos, des Sanften, Klinik gebunden und die eigentliche Aufgabe, nämlich die Suche nach den Koordinaten der heimatlichen Galaxis, sträflich vernachlässigt.

Das würde jetzt anders werden. Auf Rayt war Heltamosch vor kurzem zum Herrscher des Naupaumschen Raytschats erhoben worden. Er bereitete sich auf eine Expedition in die benachbarte Galaxis vor. Perry Rhodan, der Mann in der Maske Toraschtyns, würde an dieser Expedition teilnehmen.

Er erhob sich von der Liege und trat mit mattem Lächeln auf Gayt-Coor zu.

»Was wir am dringendsten brauchen«, sagte er mit fester Stimme, »ist ein schnelles Kurierschiff nach Rayt!«

 

1.

 

Vor wenigen Minuten noch hatten mir die Hallen und Gänge von Quinto-Center das Gefühl der Vertrautheit und Geborgenheit vermittelt – gewiss ein Gefühl, von dem keiner von uns in den letzten Tagen und Wochen allzu viel verspürt hatte. Aber jetzt saß ich im Versuchslabor für Kybernetische Systeme und starrte, entblößt von allen beruhigenden Emotionen, hilflos und entsetzt das Monstrum an, das Kolpa Schreiber, der Chefkybernetiker, vor mir aufgebaut hatte.

Auf der einen Seite sah es aus wie ein Mensch. Auf der anderen Seite jedoch hatte man die Verkleidung nicht angebracht, so dass das Gestänge, das Leitungsgewirr, das Durcheinander von kleinen und kleinsten Geräten, die das Innere des Roboters ausmachten, deutlich zutage lagen. Das Ungeheuer konnte sich noch nicht aus eigener Kraft bewegen. Schreiber und einige seiner Mitarbeiter hatten es regelrecht vor mir aufrichten müssen. Schreiber war ein kleiner, rundlicher Mann in der Mitte der Achtziger, der in seiner Wissenschaft aufging und keinen Sinn für die Abscheulichkeit des Wesens hatte, das von ihm und seinen Leuten zusammengebaut worden war.

»Ich lobe mich ungern selbst, Lordadmiral«, erklärte er, »aber was meine Leute da hingebracht haben, ist es wert, dass man darüber Stolz empfindet.«

»Drehen Sie es auf die Seite«, bat ich ihn. »So dass ich das Gestänge nicht sehen kann.«

Er gehorchte. Das Ergebnis war verblüffend. Sobald sich die unverkleidete Seite des Maschinenwesens von mir abwandte, schwand der Eindruck des Monströsen, Ungeheuerlichen. Ich sah einen Menschen vor mir, eine vertraute Gestalt, an der nur noch die absolute Reglosigkeit und die Starrheit des Blicks ein wenig störten.

Ich gratulierte Kolpa Schreiber zu seiner vorzüglichen Arbeit.

»Wie lange noch?«, fragte ich ihn.

»Die Beschichtung mit natürlich gewachsenem Gewebe wird noch einige Tage in Anspruch nehmen«, antwortete der Kybernetiker. »Dann geht's in die Abnahmetests. Ich würde sagen, in zwei Wochen können Sie ihn übernehmen, Lordadmiral.«

Mir lief ein Schauer über den Rücken, wenn ich an die Probleme dachte, die wir in den kommenden zwei Wochen würden bewältigen müssen.

Kolpa Schreiber erging sich in ausführlichen Beschreibungen der zahllosen Vorteile der Robotspezialkonstruktion. Berechnet auf der Grundlage des Arbeitsplanes, den der Roboter nach seiner Fertigstellung zu erfüllen hatte, betrug sein Autarkiefaktor 0,9998. Nur in zwei von je zehntausend Fällen würde er an der Steuerung von außen bedürfen. Das war der höchste Wert, der von der Kybernetischen Wissenschaft des Solaren Imperiums jemals erzielt worden war.

Ich ließ Schreibers begeisterten Monolog an mir vorbeirauschen. Ich verstand seinen Stolz, aber die Details kümmerten mich nicht. Ich war kein Kybernetiker, und es würde anderer Leute Aufgabe sein, sich um diesen Roboter zu kümmern, sobald er zum Einsatz gelangte.

»Ich bin beeindruckt«, versicherte ich ihm, als er schließlich doch noch ein Ende gefunden hatte. »Ich bin sicher, dass der Robot seine Aufgabe zu jedermanns Zufriedenheit erfüllen wird. Aber jetzt muss ich zurück. In Terrania City sind wichtige Dinge im Gange.«

Kolpa Schreiber nickte wortlos.

»Darf ich mir eine Frage erlauben, Sir?«, brachte er zögernd über die Lippen.

»Fragen Sie immerzu«, forderte ich ihn auf.

»Es gibt keine Möglichkeit zu vermeiden, dass meine Mitarbeiter und ich ...«

Er fuhr nicht fort. Ich wusste trotzdem, was er meinte.

»Es tut mir leid, Schreiber«, beantwortete ich seine Frage. »Es war von vornherein ausgemacht, dass alle Beteiligten an diesem Unternehmen sich nach Abschluss des Projekts einer hypnotischen Behandlung unterziehen würden, die jede Erinnerung an die Konstruktion und den Verwendungszweck des Roboters auslöscht. Ich weiß nicht, wovor Sie sich fürchten. Die Behandlung ist völlig schmerz- und harmlos. Es entstehen keine ...«

»Oh, das ist es nicht, Lordadmiral«, unterbrach er mich mit einer wegwerfenden Geste. »Es geht uns um die Freude an unserer Leistung, Sir. Wenn wir uns nicht mehr erinnern, dass wir diesen Roboter gebaut haben, wie wollen wir stolz darauf sein können?«

Ich verstand seine Sorge. Aber es gab nichts, was ich tun konnte, um ihm zu helfen.

 

*

 

Auf der Rückfahrt zur Erde versuchte ich, Ordnung in den Wust der Gedanken und Empfindungen zu bringen, der mein Bewusstsein seit kurzem erfüllte. Ich bewegte mich per Transmitter; auf den Zwischenstationen gab es jedes Mal ein paar Minuten Zeit zum Nachdenken. Ich beeilte mich nicht sonderlich. Wichtiger, als dass ich zur bestimmten Minute auf der Erde ankam, war, dass ich wusste, was ich dort wollte. Die Geborgenheit von Quinto-Center lag hinter mir. In meinen halbbewussten Gedanken zeichnete sich die Erde wie eine feindliche Welt. Ich kam mir vor wie einer, der zum Kampfe auszog.

Der zusätzliche Gehirnlappen, ein Merkmal arkonidischen Erbes, der sich manchmal gebärdete, als gehöre er überhaupt nicht zu mir, sondern sei ein Wesen in seinem eigenen Recht, schwieg sich nachhaltig aus. So sehr mir die Erkenntnis behagte, dass selbst das überhebliche Extrahirn ebenso am Ende seiner Weisheit war wie mein Normalbewusstsein, so bedauerte ich, den Beistand missen zu müssen, den mir der eigenwillige Annex meines Gehirns sonst bereitwillig zur Verfügung stellte.

Perry Rhodan war am Tag vor meiner Abreise nach Quinto-Center von einem jener heimtückischen Anfälle heimgesucht worden, deren Opfer er in den vergangenen Wochen und Monaten des öfteren gewesen war. Dies Mal allerdings handelte es sich um einen Anfall von ungewöhnlicher Heftigkeit. Das stets in Bereitschaft stehende Ärzteteam fürchtete um das Leben des Großadministrators, zumindest aber doch um seine geistige Gesundheit.

Inzwischen jedoch war die Abwehr nicht untätig geblieben. Im Laufe des mehrstündigen Anfalls war es einigen Mutanten, voran Fellmer Lloyd und Dalaimoc Rorvic, gelungen, eine Kette von paraphysikalischen Impulsen zu orten, die mit der Erkrankung des Großadministrators in unmittelbarem Zusammenhang zu stehen schien. Der Ausgangspunkt der Impulse wurde angepeilt. Er befand sich in den südamerikanischen Anden. Eine Streitmacht unter Führung der Mutanten brach sofort dorthin auf. Ich blieb in Imperium-Alpha zurück, bis feststand, dass Perry Rhodan den Anfall überstanden hatte. Dann flog ich den Mutanten nach. Ich kam gerade noch zurecht, um die Endphase des Kampfes mitzuerleben. In der Nähe einer der neuen Andenstädte hatte sich ein Anti, ein Priester des Báalol-Kultes, mit seinem paraphysikalischen Gerät eingenistet. Die Mutanten hatten ihn und seine Helfer gestellt. Die Attentäter schienen zu glauben, dass sie keine Gnade zu erwarten hätten, und wehrten sich verbissen. Es gab auf ihrer Seite keine Überlebenden. Der Anti selbst, ein Mann namens Sharkor-Mac, starb an einer schweren Wunde. Ich versuchte ihn, zum Reden zu bewegen, aber er gab so gut wie keine Information, murmelte gehässige Verwünschungen, bis ihn die Kraft verließ.

Es wurde festgestellt, dass Sharkor-Macs Geräte in der Tat für Perry Rhodans Anfälle verantwortlich waren. In Imperium-Alpha hatte der Großadministrator sich in seine Privatgemächer zurückgezogen und ruhte dort unter ärztlicher Aufsicht von den Strapazen der vergangenen Stunden aus. Ich aber begann zu grübeln, und ich war sicher, dass es im Kreis der engsten Mitarbeiter um Perry Rhodan noch manch einen gab, der sich über die jüngsten Entwicklungen den Kopf zerbrach.

Wir hatten also den Übeltäter gefunden, der Rhodans Krankheit verursachte. Nur – warum hatten wir ihn erst jetzt gefunden? Wir waren bei den vorhergehenden Anfällen nicht weniger wachsam gewesen. Die Mutanten hatten jedes Mal wohl festgestellt, dass der Anfall des Großadministrators durch eine äußere Ursache hervorgerufen wurde. Aber welcher Art diese Ursache war und woher sie ihren Ausgang nahm, hatte niemals festgestellt werden können. Warum also jetzt auf einmal? Und warum hatte Sharkor-Mac sich keinerlei Mühe gegeben, uns zu entkommen? Hatten ihn die früheren Erfolge so zuversichtlich gemacht, dass er sich völlig sicher wähnte? Verstand er den Mechanismus nicht, mit dessen Hilfe er den Großadministrator immer wieder in den Bann der seelenzerrüttenden Anfälle zwang? Wusste er nicht, dass paraphysikalische Impulse dieser Intensität ebenso leicht geortet werden können wie die Ausstrahlung eines konventionellen Radiosenders?

Perry Rhodan hatte den Anfall gesund an Leib und Seele überstanden. Was er brauchte, war Ruhe. Wir bekamen ihn vorläufig nicht zu sehen. Nachdem Sharkor-Macs Gerät vernichtet worden war, ließ sich annehmen, dass der Großadministrator vor weiteren Unannehmlichkeiten dieser Art verschont bleiben würde. Alles war also in bester Ordnung.

Nur – es war eben alles viel zu glatt gegangen. Ein gefährliches Phänomen, über das sich fähige Männer seit Monaten den Kopf zerbrochen hatten, war plötzlich wie von selbst und im Handumdrehen beseitigt worden. Und das sollte einem nicht zu denken geben?

Er erinnerte sich an die Dutzend oder so ähnlicher Anfälle, die der Großadministrator in den vergangenen Monaten gehabt hatte. Er erinnerte sich an Entschlüsse, die Perry Rhodan gegen den Willen seiner Mitarbeiter getroffen und dann unter dem Einfluss des Anfalls widerrufen hatte. Entschlüsse, die nach Ansicht der Männer um Rhodan dem Wohl des Solaren Imperiums und der Menschheit abträglich waren und deren Widerruf in Imperium-Alpha jedes Mal von neuem erleichtertes Aufatmen zur Folge hatte.

So reihte sich eins ans andere, bis schließlich ein fürchterlicher Verdacht entstand, den noch niemand auszusprechen gewagt hatte, weil er ihm selbst so ungeheuerlich erschien, dass er unmöglich plausibel sein konnte. Und doch blieb ein leises, aber hartnäckiges Nagen an der unteren Grenze des Bewusstseins, das dem Nachdenklichen einflüsterte: Bedenk es noch einmal.

Ich hatte meine Reise nach Quinto-Center nicht von ungefähr angetreten. Ich wollte mich mit eigenen Augen und aus nächster Nähe von dem Fortschritt eines Projektes überzeugen, das ich selbst vor wenigen Monaten vom Stapel gelassen hatte. Das Projekt mochte sich als der Retter in der Not erweisen, wenn es wirklich aufs Ganze gehen sollte.

Und noch etwas beunruhigte mich. Seit meiner Abreise nach Quinto-Center wollte mich der Gedanke nicht loslassen, dass Sharkor-Mac, als ich ihn sterbend in den Armen hielt, inmitten seiner Verwünschungen etwas gesagt oder getan habe, das für diese Angelegenheit von höchster Bedeutung war. Irgendein Wort war gesagt, irgendeine Geste getan worden, die eine Aussage von ungeheurer Wichtigkeit enthielt. Ich konnte mich nicht mehr erinnern, was es war. Ich wühlte mich durch den Wust der Erinnerungen, immer und immer wieder von neuem. Aber ich fand keinen Anhaltspunkt.

 

*