Skandal auf Sendung
Kosmos
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© 2006, 2011 Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, Stuttgart
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ISBN 978-3-440-13000-1
Satz: DOPPELPUNKT, Stuttgart
eBook-Konvertierung: le-tex publishing services GmbH, Leipzig
Eine aufregende Neuigkeit
Franziska Winkler nahm das Tablett, auf dem sich die dampfende Teekanne, drei Becher und ein frisch gebackener Topfkuchen befanden, und balancierte es vorsichtig aus der Küche. Sie öffnete mit dem Ellbogen die Haustür und ging zum alten Pferdeschuppen hinüber, den sie gemeinsam mit ihren Freundinnen Kim Jülich und Marie Grevenbroich in mühevoller Kleinarbeit zu einem gemütlichen Hauptquartier für ihren Detektivclub hergerichtet hatte. Dort gab es alles, was sie für ihre Clubtreffen brauchten: eine nette Sitzecke mit Tisch und drei Stühlen, einen Bürocontainer mit abschließbarer Schublade, in dem sie die Clubkasse und ihre Detektiv-Ausrüstung aufbewahrten, und einen kleinen Vorrat an Keksen und Schokolade gegen plötzliche Hungerattacken. An der linken Wand stand sogar eine alte Pferdekutsche mit hochklappbarem Verdeck. Die nutzten sie als geheimen Besprechungsraum, wenn sie sichergehen wollten, dass niemand ihre Gespräche belauschte. Aber das Wichtigste war: In ihrem Hauptquartier waren die drei !!! absolut ungestört und konnten sich in aller Ruhe ihrer Lieblingsbeschäftigung widmen: dem Lösen neuer Kriminalfälle.
Als Franzi den Schuppen betrat, schlug ihr stickige Luft entgegen. Staubkörner tanzten im Sonnenlicht, das durch die nicht mehr ganz saubere Fensterscheibe in den kleinen Raum fiel. Franzi stellte das Tablett auf dem Tisch ab und riss das Fenster auf, um die frische Frühlingsluft hereinzulassen. Als sie gerade die Teebeutel aus der Kanne nahm, hörte sie die quietschende Bremse von Kims Fahrrad auf dem Hof. Wenige Sekunden später betrat Kim den Pferdeschuppen. Ihre braunen, kurzen Haare, die normalerweise zu einer schicken Fransenfrisur gestylt waren, standen unordentlich vom Kopf ab, ihre Wangen waren gerötet und ihr Atem ging so schnell, als hätte sie den ganzen Weg zu Franzi im Eiltempo zurückgelegt.
»Weißt du schon das Neuste?«, keuchte sie, ohne Franzi zu begrüßen.
»Ja«, antwortete Franzi und goss seelenruhig Tee in die drei Becher auf dem Tisch. »Wir sollten mal wieder joggen gehen. Du bist offensichtlich überhaupt nicht in Form.«
Kim machte eine wegwerfende Handbewegung und ließ sich auf einen der drei Stühle fallen. »Quatsch! Das meine ich nicht! Sag bloß, du hast es noch nicht gehört?!«
»Was denn?« Langsam wurde Franzi ungeduldig. Sie hasste es, wenn Kim in Rätseln sprach.
»Quiz für Kids kommt in die Stadt!«, platzte Kim heraus und sah Franzi erwartungsvoll an.
Quiz für Kids war eine Quizsendung für Jugendliche, die jeden Mittwochnachmittag im Fernsehen lief und von dem gut aussehenden Jung-Star Thomas Niedlich moderiert wurde. Es traten mehrere Schulklassen gegeneinander an und der Siegerklasse winkten tolle Preise. Außerdem war Quiz für Kids Kims absolute Lieblingssendung. Sie ließ sich keine Folge entgehen und riet begeistert vor dem Fernseher mit. Meistens wusste sie viel mehr als die Kandidaten – ganz im Gegensatz zu Franzi, die normalerweise schon nach der ersten Frage ausstieg. Wenn sie sich die Sendung überhaupt so lange ansah, sie fand Quizsendungen nämlich eigentlich zum Gähnen langweilig. Wen interessierte es schon, wer als erster Mensch den Mount Everest bestiegen hatte oder welches das größte Tier der Welt war?
Darum reagierte Franzi auf Kims Ankündigung auch lediglich mit einem Achselzucken. »Na und? Das ist mir ehrlich gesagt ziemlich egal.«
»Du weißt ja auch das Beste noch nicht.« Kim lächelte geheimnisvoll. »Vor der Sendung gibt es eine Vorrunde, an der mehrere Schulklassen aus der Region teilnehmen. Und unsere Klasse macht mit! Kannst du dir das vorstellen? Wenn wir die Vorrunde gewinnen, dürfen wir an der Fernsehshow teilnehmen!«
»Ja, ich weiß, unsere Klasse ist auch dabei.« Franzi klang nicht sonderlich begeistert. »Frau Pauli hat es uns heute Vormittag erzählt.«
Kim riss die Augen auf. »Ehrlich? Das ist ja toll!«
»Geht so.« Franzi hatte keine Lust, länger über diese dämliche Quizshow zu reden und schob den Kuchenteller zu Kim hinüber. »Möchtest du ein Stück Marmorkuchen?«
Kims Augen leuchteten auf. Franzi wusste, dass sie Süßes für ihr Leben gern aß. Am liebsten mochte sie Schokolade oder Gummibärchen, aber Kuchen ließ sie normalerweise auch nicht stehen.
»Klar, gerne!« Kim nahm sich ein großes Stück, biss ab und nuschelte mit vollem Mund: »Lecker! Von deiner Mutter?«
Franzi nickte und bediente sich ebenfalls. »Mama kann es einfach nicht lassen. Sie denkt offenbar, dass wir verhungern, wenn sie nicht mindestens zweimal pro Woche einen Kuchen backt.«
In diesem Moment wurde die Tür aufgerissen und Marie, das dritte Mitglied des Detektivclubs, stürmte herein. Ihre langen, blonden Haare waren frisch gewaschen und fielen ihr leicht und duftig auf die Schultern. Ihre Wimpern waren sorgfältig getuscht und auf ihren Lippen schimmerte erdbeerfarbener Lipgloss. Franzi grinste. Selbst wenn in der Penthauswohnung von Maries Vater eines Tages ein Feuer ausbrechen sollte, würde sie sich vermutlich erst sorgfältig schminken, bevor sie das Haus verließ.
»Hallo, Mädels«, begrüßte Marie ihre Freundinnen. »Entschuldigt die Verspätung. Die Gesangsstunde hat mal wieder länger gedauert und dann hatte ich noch einen Friseurtermin.« Sie fuhr sich mit der Hand durch die Haare, die im Sonnenlicht golden schimmerten. »Wie findet ihr meine neuen Strähnchen? Die Farbe heißt Golden Summer. Sieht klasse aus, oder?«
Franzi rollte genervt mit den Augen. Manchmal konnte Marie ganz schön eingebildet sein. Und darauf reagierte Franzi jedes Mal total allergisch. »Du siehst aus wie ein Weihnachtsbaum, den jemand mit zu viel Lametta geschmückt hat«, sagte sie trocken. »Pass auf, dass die Leute nicht anfangen, dich mit Kugeln und Schokokringeln zu behängen.«
Marie warf Franzi einen wütenden Blick zu. »Du bist doch bloß neidisch, weil dich immer alle für einen Feuermelder halten!«
»Du warst auch schon mal witziger«, stellte Franzi fest und strich sich ärgerlich eine leuchtend rote Ponyfranse aus der Stirn. »Den Spruch hab ich schon mindestens hundertmal gehört – allerdings war das im Kindergarten.«
»Jetzt beruhigt euch mal wieder«, sagte Kim, bevor ein Streit ausbrechen konnte. »Angiften könnt ihr euch später noch.« Sie hielt Marie den Kuchenteller hin. »Möchtest du?«
»Gerne.« Marie setzte sich an den Tisch und nahm sich ein Stück Kuchen. »Übrigens hab ich tolle Neuigkeiten! Ratet mal, wer demnächst in die Stadt kommt!«
»Thomas Niedlich und seine Quizshow«, antwortete Kim wie aus der Pistole geschossen.
Marie machte ein enttäuschtes Gesicht. »Ach – dann wisst ihr also schon Bescheid?«
Kim nickte eifrig. »Und stell dir vor: Franzis und meine Klasse nehmen an der Vorrunde teil.«
»Was?«, rief Marie. »Ihr auch? Meine Klasse ist ebenfalls dabei! Ich kann’s kaum erwarten! Das wird mein erster richtiger Fernsehauftritt. Vielleicht habe ich ja Glück und werde zufällig von einem Talentscout entdeckt. Das wäre einfach der Hammer …«
Maries Stimme bekam einen sehnsüchtigen Klang. Es war ihr großer Traum, später einmal Sängerin oder Schauspielerin zu werden. Ihr Vater war der Star der Vorabendserie Vorstadtwache und hatte es mit seiner Rolle als Hauptkommissar Brockmeier zu Ruhm und Reichtum gebracht. Marie wollte mindestens genauso erfolgreich werden wie er. Darum verbrachte sie jetzt schon einen großen Teil ihrer Freizeit mit Gesangsstunden, Schauspielunterricht und Proben der Theater-AG. Franzi runzelte die Stirn. Ein Wunder, dass Marie neben all diesen Aktivitäten überhaupt noch Zeit für den Detektivclub fand.
»Moment mal«, meldete sich Kim zu Wort. »Es ist doch noch gar nicht gesagt, dass du ins Fernsehen kommst. Dafür muss deine Klasse erst die Vorrunde gewinnen.«
Marie warf ihre langen Haare über die Schulter zurück. »Keine Sorge, das schaffen wir schon. Schließlich hat unsere Klasse den besten Notendurchschnitt des Heinrich-Heine-Gymnasiums.«
»Wir haben aber auch ein paar ziemlich helle Köpfe«, sagte Kim, die zusammen mit Franzi die Georg-Lichtenberg-Gesamtschule besuchte. »Sei dir deiner Sache also lieber nicht allzu sicher.«
Marie grinste. »Du glaubst doch nicht im Ernst, dass ihr gewinnt, oder? Es ist schließlich allgemein bekannt, dass am Heinrich-Heine-Gymnasium ein viel höheres Leistungsniveau herrscht als an eurer Schule.«
Franzi schnaufte verächtlich. »Jetzt komm mal wieder runter, okay? Dein überhebliches Getue nervt allmählich!«
»Franzi hat recht«, sagte Kim kühl. »Du solltest uns besser nicht unterschätzen.« Sie sah Marie mit gerunzelter Stirn an und plötzlich herrschte eine ausgesprochen angespannte Stimmung im Pferdeschuppen.
Marie hob abwehrend die Hände. »Regt euch ab, es ist ja noch nichts entschieden. Aber eins ist zumindest sicher: Nächste Woche haben wir die einmalige Gelegenheit, einen echten Fernsehstar live zu erleben.« Sie seufzte. »Ich kann’s kaum erwarten, Thomas Niedlich persönlich gegenüberzustehen. Er ist bestimmt supernett. Mal ganz davon abgesehen, dass er einfach unverschämt gut aussieht.«
Kim nickte. »Stimmt, er ist wirklich ganz süß.«
»Ganz süß?« Marie sah Kim ungläubig an. »Thomas Niedlich ist viel mehr als das! Er ist ein absoluter Supertyp! Er sieht traumhaft aus, ist jung, sympathisch und irre erfolgreich. Er verdient Geld wie Heu und seine Villa in Berlin soll riesengroß und total luxuriös sein. Sämtliche Mädchen aus meiner Klasse finden ihn toll.«
Franzi zog eine Grimasse. »Was soll denn an diesem Milchgesicht toll sein? Wenn ich sein Zahnpastalächeln nur sehe, wird mir schon schlecht.«
Marie schüttelte den Kopf. »Du hast eben keinen Sinn für so was. Für einen Abend mit Thomas Niedlich würde ich so ziemlich alles tun. Wusstet ihr übrigens, dass er auch aufs Heinrich-Heine-Gymnasium gegangen ist?«
»Wie kann das denn sein?«, fragte Franzi verwirrt. »Ich dachte, der Typ lebt in Berlin.«
Marie verdrehte die Augen. »Sag mal, liest du eigentlich nie irgendwelche Klatschzeitschriften? Thomas Niedlich wohnt erst seit ein paar Jahren in Berlin. Aufgewachsen ist er hier in der Stadt.«
»Das ist wirklich wahnsinnig spannend«, brummte Franzi und goss Tee nach. »Können wir jetzt trotzdem endlich über etwas anderes reden? Schließlich sind wir immer noch ein Detektivclub und kein Thomas-Niedlich-Fanclub.«
»Okay.« Kim nahm sich noch ein Stück Kuchen. Dann holte sie ihr Detektivtagebuch heraus. Das Heft war schon ziemlich abgegriffen. Hier notierte sie alle wichtigen Einzelheiten, die sie später in ihr Computertagebuch übertrug. »Lasst uns anfangen.«
»Und womit?«, fragte Marie. »Wir haben doch gar keinen Fall.«
Seit sie ihren Detektivclub gegründet hatten, hatten die drei !!! schon einige Kriminalfälle erfolgreich gelöst. Zuletzt war ihnen während einer Parisreise eine dreiste Verbrecherbande ins Netz gegangen.
»Schlimm genug«, sagte Franzi. »Seitdem wir aus Frankreich zurückgekommen sind, haben wir keinen Auftrag mehr gehabt. Wenn das so weitergeht, können wir bald in Rente gehen.«
Marie dachte nach. »Wir könnten ja Kommissar Peters mal wieder einen Besuch abstatten«, schlug sie vor. »Vielleicht erzählt er uns, woran er gerade arbeitet.«
»Das glaubst du doch selbst nicht«, sagte Franzi. »Er würde sich eher die Zunge abbeißen, als uns irgendwelche internen Informationen zu geben.«
Kommissar Peters hatte den drei !!! schon einige Male in brenzligen Situationen geholfen oder sie in detektivischen Angelegenheiten beraten. Er schätzte ihre kriminalistischen Fähigkeiten, konnte aber sehr unangenehm werden, wenn sich die Mädchen in seine Ermittlungen einmischten oder sich in Gefahr begaben.
»Ein Besuch beim Kommissar kann trotzdem nicht schaden«, stellte Kim fest und machte sich eine Notiz. »Man sollte seine Kontakte stets pflegen.«
Marie sah auf die Uhr. »Sorry, Leute, aber ich muss leider schon wieder los.«
Franzi runzelte die Stirn. »Warum denn? Du bist doch gerade erst gekommen!«
»Ich hab noch einen Termin bei meiner Kosmetikerin.« Sie zwinkerte ihren Freundinnen zu. »Schließlich will ich im Fernsehen eine möglichst gute Figur machen!«
Kim warf ihr einen ärgerlichen Blick zu. »Nächste Woche ist erst die Vorrunde, wie oft soll ich dir das noch sagen? Und es ist längst nicht gesagt, dass deine Klasse gewinnt und du ins Fernsehen kommst.«
Marie zuckte mit den Schultern und stand auf. »Das werden wir ja sehen.«
Kim erhob sich ebenfalls. »Ich mache mich jetzt auch auf den Heimweg. Nachher kommt Quiz für Kids im Fernsehen und das will ich auf keinen Fall verpassen.«
Franzi stöhnte. »Spinnt ihr jetzt beide total? Ihr seid ja völlig auf diese dämliche Sendung fixiert!«
Kim und Marie sahen Franzi vorwurfsvoll an. »Das ist keine dämliche Sendung!«, verkündeten sie wie aus einem Mund.
Franzi musste gegen ihren Willen lachen. »Hilfe! Ich bin mit zwei Verrückten befreundet!«
Nachdem Marie und Kim davongeradelt waren, machte Franzi im Hauptquartier klar Schiff und trug das Tablett mit dem halb aufgegessenen Marmorkuchen, der Teekanne und den benutzten Bechern zurück in die Küche. Als sie gerade das Geschirr spülte, tänzelte Chrissie herein.
»Da bist du ja, Schwesterherz!«, zwitscherte sie. »Ich hab dich schon überall gesucht.«
Franzi sah ihre ältere Schwester misstrauisch an. »Was ist denn mit dir los? Willst du dir mal wieder meine Jeans mit der Perlenstickerei ausleihen? Oder mein neues Oberteil?«
Chrissie schüttelte lächelnd den Kopf. »Unsinn, wie kommst du denn darauf?«
»Weil du nur dann so freundlich zu mir bist, wenn du etwas von mir willst«, antwortete Franzi.
Chrissies Lächeln verschwand für einen Moment und sie warf ihrer Schwester einen wütenden Blick zu. »Wie kannst du mir nur so etwas unterstellen? Das ist echt gemein!«
Franzi zuckte mit den Schultern. »Dein Problem, wenn du die Wahrheit nicht ertragen kannst.« Sie sah Chrissie forschend an. »Dann willst du also wirklich nichts von mir?«
Chrissies Gesichtsausdruck wurde wieder zuckersüß. »Natürlich nicht – abgesehen von einer winzigen Kleinigkeit.«
»Hab ich’s doch gewusst!« Franzi seufzte. »Was ist es denn diesmal? Klamotten? Mein Haarwachs? Geld?«
»Nichts dergleichen«, säuselte Chrissie. »Ich wollte dich lediglich um einen klitzekleinen Gefallen bitten. Ich hab gehört, dass deine Klasse bei dem Casting für Quiz für Kids mitmacht. Und da dachte ich, du könntest mir vielleicht ein Autogramm von Thomas Niedlich besorgen …«
Franzi stöhnte. »Sag nicht, du stehst auch auf diese Knalltüte!«
»Und ob! Alle stehen auf Thomas Niedlich!« Chrissies Blick bekam einen schwärmerischen Ausdruck. »Er sieht aber auch wirklich zum Anbeißen aus! Diese strahlend blauen Augen, seine strubbeligen Haare und das süße Lächeln …«
Franzi hielt sich die Ohren zu. »Hör auf! Ich kann diesen Quatsch nicht mehr hören!«
»Kein Problem.« Chrissie grinste. »Ich bin sofort still, wenn du mir versprichst, dass du mir ein Autogramm besorgst.«
Franzi nickte ergeben. »Na gut, ich mach’s. Aber wehe, du erwähnst in meiner Gegenwart heute noch einmal den Namen Thomas Niedlich!«
Chrissie nahm sich ein Stück Kuchen. »Keine Sorge, meine Lippen sind versiegelt. Ich pflanze mich jetzt sowieso vor den Fernseher. Gleich fängt Quiz für Kids an. Willst du mitgucken?«
Franzi schüttelte heftig den Kopf. »Auf keinen Fall! Da mach ich sogar lieber meine Hausaufgaben!«
Wer ist die Schlauste im ganzen Land?
»Und – wie war’s?«, fragte Kim aufgeregt, als Franzi aus dem Studio kam. Das Casting für Quiz für Kids fand in der Stadthalle statt, wo die Produktionsfirma der Sendung ein provisorisches Fernsehstudio eingerichtet hatte.
Franzi zuckte mit den Schultern. »Ziemlich langweilig. Wir mussten die ganze Zeit auf unbequemen Bänken sitzen und per Knopfdruck irgendwelche blöden Fragen beantworten.«
»Wie viele Punkte habt ihr gemacht?«, wollte Kim wissen.
»Keine Ahnung.« Franzi gähnte. »Das verraten sie einem erst am Schluss bei der Siegerehrung.«
»Und wie war Thomas Niedlich?«, fragte Marie. »Wie sah er aus? Was hatte er für Klamotten an? Hast du mit ihm geredet?«
»Keine Ahnung, was der Typ für Klamotten anhatte«, antwortete Franzi unwillig. »Ich hab nicht drauf geachtet. Jeans, glaube ich. Und irgendein Hemd. Geredet hat er nur mit Anna. Sie saß auf dem Quizstuhl und musste seine Fragen direkt beantworten. Und stellt euch vor – sie lag tatsächlich bei allen zehn Fragen richtig!«
In diesem Moment kam Anna aus dem Studio. Sie sah ziemlich blass aus.
»Du hast dich prima geschlagen, Anna!«, lobte Franzi ihre Mitschülerin und klopfte ihr anerkennend auf die Schulter.
Ein schüchternes Lächeln erschien auf Annas Gesicht. »Findest du? Am Anfang war ich so aufgeregt, dass ich mich gar nicht richtig konzentrieren konnte.«
»Kann ich mir vorstellen.« Kim kaute nervös auf ihrer Unterlippe. »Meine Klasse ist auch gleich dran, dann muss ich mich auf den Quizstuhl setzen. Sind die Fragen sehr schwer?«
Anna zuckte mit den Schultern. »Unterschiedlich. Einige fand ich leicht, andere hatten es echt in sich. Zum Glück hab ich zu Hause geübt.« Sie seufzte. »Mensch, bin ich froh, dass ich das hinter mir habe.«
In diesem Moment stürmte Frau Kästner, Annas Mutter, auf ihre Tochter zu. »Da bist du ja, mein Schatz!«, rief sie. »Wie ist es gelaufen?«
»Ganz gut«, antwortete Anna und schielte etwas verlegen zu Franzi und ihren Freundinnen hinüber.
Frau Kästner beachtete die anderen Mädchen gar nicht. »Was soll das heißen, ganz gut? Jetzt lass dir doch nicht jedes Wort aus der Nase ziehen! Komm, wir setzen uns in den Warteraum und dann erzählst du mir alles.«
Frau Kästner zog ihre Tochter fort und Franzi sah ihr mitfühlend nach.
»Die Ärmste! Ich würde im Boden versinken, wenn meine Mutter hier auftauchen und so eine Show veranstalten würde.« Sie zog eine Grimasse. »Beinahe wäre Chrissie mitgekommen, um Thomas Niedlich anzuhimmeln, aber dieser Kelch ist zum Glück im letzten Moment an mir vorübergegangen.«
»Wie das?«, fragte Kim. »Hast du deine Schwester betäubt und an ihr Bett gefesselt?«
Franzi grinste. »Das war nicht nötig, sie hat heute Nachmittag einen Zahnarzttermin. Ihre ständigen Schwärmereien für Thomas Niedlich sind wirklich kaum noch zu ertragen. Ihr Freund Bernd war auch schon ganz eifersüchtig. Aber wenigstens war Chrissie die ganze Woche supernett zu mir, weil ich versprochen habe, ihr ein Autogramm zu besorgen.«
»Und was ist mit Stefan?«, fragte Marie beiläufig. »Kommt er noch vorbei?«
Franzi schüttelte den Kopf. »Stefan ist gerade auf Kursfahrt in Rom. Hab ich das gar nicht erzählt?«
Marie machte ein enttäuschtes Gesicht. »Nein, hast du nicht. Wie lange bleibt er denn weg?«
»Zehn Tage.« Franzi grinste. »Du musst dich also noch ein bisschen gedulden, bis du ihn wiedersiehst! Aber bis dahin kannst du ja Thomas Niedlich anschmachten.«