Die Adresse, die Wahlstrom ihnen gegeben hatte, führte sie direkt in das verkehrsberuhigte Klein-Glienicke, das, eingebettet in einen Wald, wie ein kleines Dorf wirkte, trotz der Nähe zu Potsdam. Sie hielten bei einem schlichten, ja unscheinbaren Einfamilienhaus, dem letzten in der Straße, das bis auf den Eingangsbereich direkt im Wald lag. Ein großzügiges Grundstück gehörte dazu, und direkt gegenüber erstreckte sich der Friedhof von Klein-Glienicke.
Drei Fahrzeuge parkten an der Straße plus das Sonderfahrzeug der Tatortgruppe vom LKA, Letzteres ein rollendes kriminaltechnisches Labor, ausgestattet mit der modernsten Technik, die sogar erste Vor-Ort-Analysen ermöglichte.
Sie hatte gedacht, dass bereits alle Arbeiten am Tatort abgeschlossen seien. Interessant. Sie parkten hinter dem Dienstwagen von Bodo und Gabriella. Die beiden stiegen mit einem breiten Grinsen aus. Klar, zumal die forensische Untersuchung des Tatorts noch im Gange war. Pit holte Smart aus dem Kofferraum. Natashas Blick fiel auf die Verpackung mit der Schutzkleidung in den Händen ihrer Kollegen.
»Oh, Mist«, fluchten sie und Pit gleichzeitig.
Bodo verdrehte die Augen. »War so was von klar, dass ihr das vergesst. Wartet kurz, wir haben in unserem Auto ein paar Sets.«
Sie blickte auf den Schäferhund. »Was machen wir mit Smart?«
»Das müsst ihr mit der Tatortgruppe klären. Ansonsten muss er wohl draußen bleiben.«
Gemeinsam mit ihren verpackten Sets, in denen sich Ganzkörperschutzanzug und Überzieher für die Schuhe befanden, traten sie zu der jungen Beamtin von der Streifenpolizei, die in der Einfahrt stand und ihr Kommen aufmerksam verfolgte.
Pit übernahm die Führung. »Kriminalhauptkommissar Abel.« Er zeigte der Frau seinen Dienstausweis. »Wir würden uns gern ein Bild von dem machen, was hier passiert ist.«
»Tut mir leid, Herr Abel, aber meine strikte Anweisung lautet, niemanden durchzulassen. Die Tatortgruppe ist mit ihrer Arbeit fast fertig. Sie können den Bericht, die Fotos und die Videodokumentation auf dem üblichen Weg einfordern.«
»Mit wem kann ich sprechen, damit wir den Tatort betreten dürfen?«
Natasha konnte sehen, wie die Polizeimeisterin, erkennbar an den zwei Sternen auf ihrer Schulterklappe, ihren Widerstand aufgab. Pit hatte diese natürliche Ausstrahlung als Autoritätsperson. Hinzu kam das spitzbübische Grinsen, dass seine Wirkung auf Frauen selten verfehlte.
Die Polizistin nahm ihr Funkgerät. »Kriminalkommissar Bekar, hier draußen stehen vier Leute vom BKA, die den Tatort besichtigen möchten.« Sie lauschte auf die Antwort.
»Bekar?«, kam es von Bodo.
Sein Einwurf wurde von der Beamtin ignoriert, die jetzt wieder ins Funkgerät sprach: »Das sagte ich ihnen bereits, aber es hätte ja sein können, dass Ihnen andere Informationen vorliegen.«
»Sagen Sie Ömer bitte, dass Bodo hier ist, der noch einen bei ihm gut hat.«
Ein abgrundtiefes Seufzen der Polizeimeisterin folgte. »Ja, tut mir leid, aber einer von den Leuten sagt, dass er Bodo heißt und noch einen bei Ihnen gut hat.« Irritiert betrachtete sie daraufhin das Funkgerät. Das Lachen war bis zu ihnen zu hören.
Keine fünf Minuten später stand eine komplett verhüllte Gestalt mit Schutzbrille und Handschuhen vor ihnen, ein Tablet in den Händen. »Hey, Bodo, hey Gabi. Was macht ihr hier? Ich dachte, ihr würdet nur zu Fällen hinzugezogen, bei denen es heiß hergeht. Also, raus damit, wer war unser Toter?«
»Das ist etwas komplizierter. Wäre es in Ordnung, wenn wir uns selbst kurz einen Überblick verschaffen? Wir sind auch top vorbereitet.« Bodo hielt die verpackte Schutzkleidung hoch.
»Kein Thema, wenn ich im Gegenzug Informationen erhalte.«
»Gilt das auch für den Hund?«
»Ist das der Wunderknabe eurer Einheit, der sogar Sprengstoff meldet, ohne ausdrücklichen Befehl, danach zu suchen?«
»Genau. Das ist unser Smart.«
»Dann hab ich nichts dagegen.«
Er schaute zu, wie sie in die Overalls schlüpften und sich die Hüllen über die Schuhe zogen. Gabriella reichte Natasha ein Gummiband, mit dem sie ihre kinnlangen Haare zu einem Pferdeschwanz band, bevor sie sich die Kapuze über den Kopf zog. Zuletzt zogen sie die Einmalhandschuhe über.
»Ihr kennt das Prozedere, also bleibt in der Spurengasse, nichts bewegen, nichts anfassen, nur Anschauen ist erlaubt.« Er blinzelte Gabriella zu, aber statt auf sein Flirten einzugehen, senkte sie den Kopf.
Sie folgten ihm über den leicht ansteigenden Weg der Einfahrt zu einer Garage. Die offene Haustür lag rechts davon. Am auffälligsten empfand Natasha die vielen Fenster an der Fassade, die eine offene, freundliche Atmosphäre suggerierten. Trotz der Nähe zur Autobahn A1 drangen die Geräusche vom Straßenverkehr nur gedämpft zu ihnen herüber.
Gabriella stieß ihr den Ellenbogen in die Seite. »Idyllisch, hm? So müsste man mit Kindern wohnen. Genug Platz zum Spielen. Sollte man sich merken.«
»Boah, bist du morbid. Der Mann liegt noch nicht mal unter der Erde, und du willst dir schon das Haus krallen.«
»So ist Ömer auch an sein Haus gekommen.«
»Er hat die Besitzer umgebracht?«
»Quatsch, aber das Haus war ein Tatort, und er hat es echt günstig bekommen, weil niemand sonst in ein Haus ziehen wollte, in dem ein Verbrechen verübt wurde.«
Ein akkurat geschnittener Rasen ohne Unkraut und eine schneeweiß blühende Hortensie bildeten den Blickfang im Vorgarten. Sie betraten das Haus.
Licht. Das war der erste Gedanke, der sich Natasha aufdrängte, kaum dass sie die Diele betreten hatten. Rechts führte eine offene Holztreppe nach oben in das Dachgeschoss und nach unten in den Keller. Durch das Fenster an der Stirnseite flutete das Sonnenlicht von Wolken gebrochen in den Eingangsbereich.
»Wir packen gerade alles zusammen«, erklärte Ömer, der vor ihnen herging, während sie ihm im Gänsemarsch folgten.
Natasha bildete das Schlusslicht.
»Wieso seid ihr überhaupt noch hier? Ich dachte, das wäre ein simpler Fall von Suizid?«, kam Bodo gleich zum Kern der Sache.
»Wieso interessiert ihr euch eigentlich für den Fall?«
»Weil der Mann lange Zeit ganz oben auf der Fahndungsliste stand und sich schon einmal erfolgreich einer Verhaftung entziehen konnte, indem er seinen Tod vortäuschte.«
»Da hast du doch schon deine Antwort. Warum sollten wir schlampiger arbeiten als ihr?«
Sie kamen in ein Wohnzimmer mit einer Schiebetür, die hinaus in den Garten führte. Wie auf ein unsichtbares Zeichen hin blieben alle stehen und ließen den Ort, an dem Wolff eines unnatürlichen Todes gestorben war, auf sich wirken. Gut ein Drittel des gepflasterten Bereichs wurde durch ein vorgezogenes Dach geschützt. Von dort beginnend hatte die Tatortgruppe ein feinmaschiges, weißes Netz gespannt, das um die gesamte Terrasse bis etwa drei Meter in den Garten reichte und wie ein Zelt mit Heringen im Boden verankert war. Auf diese Weise hielten sie die fliegenden Insekten vom Tatort fern.
Natasha betrachtete die leere Terrasse mit dem Blutmuster und den Kennzeichnungen der Spurensicherung. Ömer hob das Tablet, das er getragen hatte, und aktivierte die Anzeige. Er scrollte durch ein paar Bilder und reichte es Bodo. Natasha stellte sich hinter Bodo und blickte ihm über die Schulter. Die Fotos zeigten die Terrasse und darauf einen bequemen Liegestuhl, dessen Stoff sich an manchen Stellen mit Blut vollgesogen hatte. Darauf lag ordentlich gefaltet eine karierte Wolldecke in grün-braunen Tönen. Rechts vom Stuhl war ein kreisförmiges Muster von Blutspritzern wie von einem rostfarbenen Sprühregen, manche Tropfen größer als andere. Zwischendrin war das Muster verwischt. Links, seitlich vom Stuhl, stand ein Tisch, darauf ein Teller mit einer Gabel, daneben eine Tasse auf einem Unterteller, elfenbeinfarben mit einem Goldrand, aber nicht verspielt, sondern mit klaren Linien, vermutlich Geschirr von einer deutschen Porzellanmanufaktur. Eleganz, Wärme, Gewalt, ging es Natasha durch den Kopf.
Bodo reichte Ömer das Tablet zurück.
»Dein Eindruck?«
Bodo zögerte, bevor er die Frage beantwortete: »Kopfschuss. Die Waffe auf dem Boden. Keine Anzeichen eines Kampfes oder sonstige sichtbare Spuren, die auf die Anwesenheit einer fremden Person deuten würden, bis auf die Verwischungen im Blutmuster.«
»Der Hausangestellte. Er hat den Leichnam gefunden und den Notarzt gerufen.«
»Wieso den Notarzt?«
»Er sagte, er habe gehofft, dass man ihm noch helfen könne.«
»Wolff zeigte noch Lebenszeichen, als der Mann ihn fand?«
»Nein.«
Bodo schaute auf die Markierung, dort, wo die Waffe gelegen hatte. »Die Lage der Pistole passte?«
»Ja. Nur seine Fingerabdrücke und DNA darauf. Keine Schmauchspuren an seinen Händen oder Blutspritzer.«
»Moment, das ergibt aber keinen Sinn. Wenn er den Schuss ausgelöst hat, muss es Schmauchspuren und Blutspritzer geben.«
»Er trug Kalbslederhandschuhe. Wer bringt sich um und trägt dabei Handschuhe? Ich denke, das hat den Notarzt bewogen, die Polizei hinzuzuziehen. Er wollte sicherstellen, dass die Umstände auf Fremdeinwirkung hin untersucht werden. Die Staatsanwältin hat sich dem angeschlossen. Gegen Wolff liegt ein Haftbefehl vor.« Er deutete mit dem Kinn auf den Tatort. »Ihr könnt euch hier frei bewegen, mit dem Bereich sind wir fertig.« Ömer trat auf die Terrasse und begann, das Netz abzubauen.
Smart hob die Nase in die Luft. Er war sichtlich aufgeregt, bekam einen Kragen, knurrte und bellte.
Verblüfft sah Ömer ihn an. »Was hat er denn?«
»Stop, sit«, befahl Pit, was der Hund direkt befolgte, die Augen auf sein Herrchen gerichtet.
»Ein anderer Hund. Rüde.«
»Fehlt nur noch der Name.«
Pit ging auf den Spott des LKA-Beamten nicht ein.
Auch Bodo richtete seine Aufmerksamkeit auf Smart. »Das ist kein Scherz. Die beiden sind ein eingespieltes Team. Smart hat viele Talente, deshalb muss Pit anhand seiner Körpersprache und Lautgebung verstehen, was sein Hund ihm mitzuteilen versucht. Leider kann er ja nicht reden.«
Pit löste die Leine. »Search.« Smart rannte zu einer Stelle, die etwa drei Schritte vor der Markierung des Stuhls lag. Seine Nase bewegte sich in einem Zickzackkurs über den Boden, dann rannte er los, tauchte in den dichten Rhododendron ein und bellte kurz darauf dreimal scharf.
»Wollen wir doch mal sehen, was er gefunden hat.« Den Blick auf den Boden gerichtet ging Pit am Rhododendron auf alle viere und kroch mit Bedacht zu seinem Hund, dicht gefolgt von Ömer und Bodo.
Gabriella nahm derweil den Tatort von vorn in Augenschein. Natasha hingegen stellte sich unmittelbar hinter die Kennzeichnung des Liegestuhls. Sie blickte direkt auf das angelegte Blumenbeet, in dem die Herbstblumen um die Aufmerksamkeit des Betrachters zu wetteifern schienen. Gepflegte, sorgfältig arrangierte Blumenrabatten, abgeschnittene Stauden und freie Bereiche – der Garten bot für jede Jahreszeit etwas zum Entdecken. Ihrem Vater würde bei diesem Anblick das Hobbygärtnerherz aufgehen. Die Strukturen wirkten symmetrisch. So wie im Eingangsbereich war auch hier der Rasen kurz gemäht und gepflegt.
»Herr Wolff hat jeden Nachmittag einen Kaffee getrunken und ein Stück Bienenstich dazu gegessen – sofern es das Wetter zuließ, auf der Terrasse.«
Natasha drehte sich zu dem Mann um, der lautlos an der Schwelle der Terrassentür aufgetaucht war. Sein Augenmerk lag auf den Büschen, von wo die weißen Schutzanzüge hervorblitzten.
»Herr Bekar, was veranstalten Sie da im Rhododendron? Ist Ihnen klar, wie alt der Strauch ist und wie viel Mühe es kostet, ihn so dicht zu halten?«
Ömer tauchte aus dem Gebüsch auf. »Hier sind Abdrücke von Hundepfoten.«
Der Mann schnaubte. »Wie ich Ihnen und Ihren Kollegen bereits sagte, kommt es häufiger vor, dass sich Hunde beim Jagen in unseren Garten verirren. Daher auch die Hundehaare auf der Terrasse. Wie lange werden Sie noch brauchen?«
Ömers Ausdruck wurde ernst. »Wir packen bereits zusammen, Herr Schimmelpfennig. Allerdings werden wir uns den Garten nochmals vornehmen müssen.«
»Wer sind diese Leute hier?«
Ömer holte tief Luft, aber Natasha kam ihm zuvor. Sie schenkte dem Mann ein freundliches Lächeln. »Wir sind Kollegen von Herrn Bekar. Standen Sie im Dienst bei Herrn Wolff?«
Er erwiderte ihr Lächeln nicht. »Falls Sie etwas durch ihre Unachtsamkeit zerstören, werde ich es Ihnen in Rechnung stellen. Wenn Sie mich entschuldigen wollen. Es gibt eine Beerdigung zu organisieren.«
»Herr Wolff hatte weder eine Familie noch Verwandte?«
Der Mann hielt in der Bewegung inne und musterte sie, als wäre es eine Unverschämtheit, dass sie ihm eine Frage stellte. Smart kam aus dem Gebüsch herausgeschossen und setzte sich mit gesträubten Nackenhaaren neben sie.
Der Mann musterte den Hund aufmerksam. Sein Mund verzog sich zu einem feinen Lächeln. »Ein Deutscher Schäferhund. Ein schönes Tier.«
Pit trat zu ihnen. »Odin von Lichtenfels«, stellte er Smart mit seinem Stammbuchnamen vor. Das gesträubte Nackenfell des Hundes legte sich wieder. Mit gespitzten Ohren fixierte Smart den Mann, ein sicheres Zeichen dafür, dass sich seine Feindseligkeit ihnen gegenüber gelegt hatte. »Sie mögen Hunde?«
»Wenn sie erzogen sind, ja. Mein Vater züchtete Schäferhunde.«
»Diensthunde?«
»Die besten. Von Lichtenfels? Ist das der Zwinger von Herrn Balthaus?«
»Das ist richtig. Kennen Sie ihn?«
»Nicht persönlich, aber seinen Ruf. Ein guter Züchter.«
Natasha wagte einen weiteren Anlauf. »Herr Schimmelpfennig, haben Sie den Leichnam von Herrn Wolff entdeckt?«
»Herr Wolff lebte sehr zurückgezogen. Besuch kam nur selten. Also, ja, ich war es, der ihn fand und den Notruf absetzte.«
»Warum haben Sie nicht die Polizei angerufen?«
»Weshalb hätte ich das tun sollen? Die Waffe, das Blut, die Wunden am Kopf – es war offensichtlich, dass er sich das Leben genommen hatte. Manchmal überleben Menschen einen Kopfschuss, deshalb wählte ich die Nummer des Notrufs. Ich kann nicht verstehen, weshalb das ganze Trara hier veranstaltet wird.«
»Weil der Notarzt Zweifel hegte und die Polizei hinzuzog.«
Schimmelpfennig schnaubte. »Die werden auch immer jünger. Kein Wunder, dass es mit unserem Gesundheitssystem bergab geht. Ihm verdanke ich es, dass man mich verdächtigt hat, meinen eigenen Arbeitgeber umgebracht zu haben.«
»Und, haben Sie das?«
Die Antwort kam souverän und schnell. »Nein.« Herr Schimmelpfennig sah den LKA-Beamten an. »Sagen Sie mir Bescheid, wenn Sie das Haus verlassen und ich alles reinigen kann. Das Blut stinkt. Es zieht Ungeziefer an.«
»Sie sagten, Herr Wolff hätte jeden Nachmittag ein Stück Bienenstich gegessen und dazu einen Kaffee getrunken.« Natasha runzelte die Stirn, rief sich das Bild von dem ordentlich ineinander gestapelten Geschirr ins Gedächtnis. Die gefaltete Decke mit dem getrockneten Blut auf dem Liegestuhl. Sie wartete, ließ die Stille für sich arbeiten.
»Er liebte den Kuchen. Es war ein Rezept seiner Mutter. Eine Anforderung für die Anstellung war, dass ich ihn backen kann.« Sein Blick richtete sich in die Vergangenheit, seine Stimme bekam einen sanfteren Klang.
»Und sein bevorzugter Ort für den Nachmittagskaffee war die Terrasse?«
»Das hing vom Wetter ab. Gestern war ein schöner Tag. Ich denke, er wollte die letzten Sonnenstrahlen nutzen.«
»Es war ziemlich kalt, nicht ungefährlich für jemanden in seinem Alter. Fanden Sie das nicht ungewöhnlich?«
»Deshalb Jacke, Schal und Mütze. Abgesehen davon ist es nicht meine Aufgabe als Butler, die Entscheidungen meines Arbeitgebers infrage zu stellen.«
»Wussten Sie, dass er eine Waffe besaß?«
»Ja. Herr Wolff hatte einen Waffenschein. Sie können das gern überprüfen.«
»Wieso?«
»Was meinen Sie mit ›wieso‹?«
»Herr Wolff war doch Geschichtsprofessor. Ich finde es ungewöhnlich für einen deutschen Akademiker, eine Waffe zu besitzen.«
»Er wuchs in Amerika auf, da ist das nichts Ungewöhnliches.«
»Wo hat er Kaffee getrunken, wenn das Wetter es draußen nicht zuließ?«
»Im Kaminzimmer.«
»Würde es Ihnen etwas ausmachen, uns den Raum zu zeigen?«
Er schaute den LKA-Beamten an, runzelte die Stirn. »Der Bereich, in dem ich mich im Haus bewegen darf, wurde eingeschränkt.«
Bevor er seinem Ärger über die Tatortgruppe weiter Luft machen konnte, kam ihm Ömer zuvor. »Das ist in Ordnung. Wie gesagt, wir packen gerade zusammen.«
Ohne ein weiteres Wort drehte Herr Schimmelpfennig sich um und ging vor zum Wohnzimmer. Natasha und Pit folgten ihm, achteten jedoch darauf, sich innerhalb der Spurengasse zu bewegen. Sie gingen den Flur entlang bis zu einer Tür, die von innen geöffnet wurde, als sie sie eben erreichten. Die Beamten, die herauskamen – einer davon mit einer Kamera – nickten ihnen zu und gingen durch den Flur zum Hauseingang.