Arnold Esch
HISTORISCHE
LANDSCHAFTEN
ITALIENS
Wanderungen zwischen
Venedig und Syrakus
C.H.Beck
Ob auf den Spuren der letzten Bewohner von Ostia, auf der Suche nach der Sibylle am Zauberberg des Apennin oder auf Streifzügen zu Wasser durch die Lagunenlandschaft Venetiens – Arnold Esch taucht auf seinen Wanderungen quer durch die vielfältigen Landschaften Italiens tief in die Geschichte des Landes ein und lässt den Leser lebendig daran teilhaben.
Auf verlassenen römischen Straßen, auf alten Pilgerpfaden, durch etruskische Schluchtwege und auf den Bahnen des Viehtriebs durchstreift Arnold Esch sein Gelände – von der Antike bis ins 20. Jahrhundert. Die Ergebnisse historischer und archäologischer Forschung, die unterschiedliche Wahrnehmung italienischer Landschaft in der Malerei und in der Literatur werden in das Landschaftserlebnis einbezogen und geben dem Historiker auf seiner Spurensuche entscheidende Hinweise: Geschichte, die in der Landschaft vor Augen ist. Arnold Esch versteht es meisterhaft, den Wandel der Landschaft von der Vergangenheit in die Gegenwart nachzuvollziehen, und nimmt uns mit auf eine faszinierende Reise in oftmals unbekannte Gegenden. So kommen viele, ganz unterschiedliche Landschaftsbilder zusammen, die einen stimmungsvollen Eindruck von früheren Zeiten vermitteln und zu eigenen Erkundungen einladen.
Arnold Esch ist Professor für Mittelalterliche Geschichte und war bis zu seiner Emeritierung Direktor des Deutschen Historischen Instituts in Rom. 2011 erhielt er den Sigmund-Freud-Preis für wissenschaftliche Prosa. Bei C.H.Beck ist zuletzt von ihm erschienen: «Rom. Vom Mittelalter zur Renaissance» (2016).
Einführung
LANDSCHAFT IN IHRER ZEIT
I: Wie Ruinenlandschaft entsteht – Die letzten Bewohner von Ostia
II: Landschaft des frühen Mittelalters – Zwischen den alten Landkirchen des südlichen Umbrien
III: Venedig vor Venedig – Ein Streifzug durch die Lagunenlandschaft Venetiens
IV: Die Stadtlandschaft des mittelalterlichen Rom – Wandel und Auflösung des Siedlungsgewebes innerhalb der antiken Stadtmauern
V: Fremde Landschaft und vertraute Landschaft in Reiseberichten des späten Mittelalters
VI: Landschaft der Frührenaissance – Auf Ausflug mit Pius II.
VII: Zur Identifizierung gemalter italienischer Landschaft des 18. und 19. Jahrhunderts
VIII: Italien-Wahrnehmung im 19. Jahrhundert – Ferdinand Gregorovius, «Wanderjahre in Italien»
IX: Landschaft und Zeitgeschichte – Die ‹Thermopylen Italiens› in literarischer und militärischer Wahrnehmung
LANDSCHAFTEN ITALIENS
X: Auf der Via Francigena von Lucca zum Arno
XI: Im oberen Tibertal – Kulturlandschaft zwischen Toskana, Umbrien, Marken, Romagna
XII: Die Sibylle, Tannhäuser und Pilatus – Der Zauberberg in den Monti Sibillini zwischen Latium, Umbrien, den Marken
XIII: In den Schluchtwegen des südlichen Etrurien
XIV: Klein wie ein Dorf und doch eine Stadt – Mugnano in Teverina
XV: Die Wasser des Aniene – Nero und der Hl. Benedikt in der Berglandschaft von Subiaco
XVI: Auf den Spuren der Transhumanz im Molise – Die historischen Wege des Viehtriebs zwischen Apulien und den Abruzzen
XVII: Ummauerte Landschaft – Das Gelände von Syrakus als historischer Schauplatz
ANTIKE IN DER LANDSCHAFT
XVIII: Landschaft mit römischer Straße
XIX: Archäologie aus dem Archiv – Antike Monumente in frühmittelalterlichen Grenzbeschreibungen um Rom
XX: Unausgegrabene Amphitheater als Bestandteil der Landschaft
XXI: Landschaft mit Aquädukten – Zwischen Tivoli und Palestrina
Literaturhinweise
I. Wie Ruinenlandschaft entsteht. Die letzten Bewohner von Ostia
II. Landschaft des frühen Mittelalters. Zwischen den alten Landkirchen des südlichen Umbrien
III. Venedig vor Venedig. Ein Streifzug durch die Lagunenlandschaft Venetiens
IV. Die Stadtlandschaft des mittelalterlichen Rom
V. Fremde Landschaft und vertraute Landschaft in Reiseberichten des späten Mittelalters
VI. Landschaft der Frührenaissance. Auf Ausflug mit Pius II.
VII. Zur Identifizierung gemalter italienischer Landschaft des 18. und 19. Jahrhunderts
VIII. Italien-Wahrnehmung im 19. Jahrhundert. Ferdinand Gregorovius, Wanderjahre in Italien
IX. Landschaft und Zeitgeschichte. Die ‹Thermopylen Italiens› in literarischer und militärischer Wahrnehmung
X. Auf der Via Francigena von Lucca zum Arno
XI. Im oberen Tibertal. Kulturlandschaft zwischen Toskana, Umbrien, Marken, Romagna
XII. Die Sibylle, Tannhäuser und Pilatus. Der Zauberberg in den Monti Sibillini zwischen Latium, Umbrien, den Marken
XIII. In den Schluchtwegen des südlichen Etrurien
XIV. Klein wie ein Dorf und doch eine Stadt. Mugnano in Teverina
XV. Die Wasser des Aniene. Nero und der Hl. Benedikt in der Berglandschaft von Subiaco
XVI. Auf den Spuren der Transhumanz im Molise. Die historischen Wege des Viehtriebs zwischen Apulien und den Abruzzen
XVII. Ummauerte Landschaft. Das Gelände von Syrakus als historischer Schauplatz
XVIII. Landschaft mit römischer Straße
XIX. Archäologie aus dem Archiv. Antike Monumente in frühmittelalterlichen Grenzbeschreibungen um Rom
XX. Unausgegrabene Amphitheater als Bestandteil der Landschaft
XXI. Landschaft mit Aquädukten
Bildnachweis
Personenregister
Ortsregister
für Doris
Die folgenden Beobachtungen sind das Ergebnis von Wanderungen vieler italienischer Jahre. Sie wollen kein Reiseführer zu Landschaftsidyllen sein, sondern der Versuch, Natur und Geschichte – die in diesem Land beide ihre höchste Steigerung erfahren haben – in ihrem innigen Zusammenhang zu sehen. In einem ersten Teil erscheint italienische Landschaft im Durchgang durch die historische Zeit: Wandel des Landschaftsbildes und Wandel der Wahrnehmung von der Antike bis ins 20. Jahrhundert. Ein zweiter Teil betrachtet italienische Landschaft in ihrer unvergleichlichen Vielfalt als historischen Raum. Endlich Antike in der Landschaft: römische Monumente, soweit sie vollkommen in der Landschaft aufgegangen sind.
Man erwarte keine systematische Abhandlung von historischen Abläufen, Stadtgeschichten, antiken Monumenten: Von Geschichte wird nur die Rede sein, soweit sie vor Augen ist. Wieviel Gegenwart – samt Zersiedlung und Verwahrlosung – in historischer Landschaft enthalten ist, wird einem in Italien überall entgegentreten. Sechs der 21 Landschaftsbilder sind zuvor in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (Geisteswissenschaften) erschienen und für diesen Rahmen überarbeitet worden.
Unser Vorhaben erfordert, nicht nur den Gesamteindruck einer Landschaft zu erfassen, sondern auch Details in den Blick zu nehmen, präzise einzubeziehen und zu belegen. Die folgenden Beobachtungen werden in freier Landschaft zu entlegenen Punkten führen, deren Position und Zugänglichkeit oft nur über ihre Koordinaten zu vermitteln ist. In Text oder Anmerkungen angegeben, kann man sie dann mit dem Smartphone und einer Karten-App im Gelände ansteuern.
Zu den Freuden solcher Wanderungen gehört immer auch die Begegnung mit den Menschen in ihrer Landschaft. Wer aufgegebene Straßen, verfallene Aquädukte oder die alten Trassen des Viehtriebs im Gelände verfolgt, wird zwangsläufig mit anderen Menschen – oder: mit Menschen anders – in Berührung kommen als der Reisende von der Fahrstraße aus. Das lebendige Gespräch, der währenddessen beiläufig aus dem Boden gestochene und ohne Aufhebens überreichte Salatkopf, die aus dem Weinlaub gegriffene Traube, der freie ruhige Blick auf den Fremden: auch das ist, noch heute, Italien.
Ein Buch, das im Gelände entstand, ist vielen zu Dank verpflichtet. Ich danke allen, die uns in der Landschaft begrüßt, bewirtet, miteinbezogen haben. Ich danke den Freunden und Kollegen, die Feldforschung auch in entlegener Gegend auf sich nehmen und scheinbar Unansehnliches zum Leben bringen. Ich danke den Mitarbeitern und Stipendiaten des römischen Instituts und den Teilnehmern der Rom-Kurse für Aufmerksamkeit und Ausdauer auf unseren Exkursionen rings um Rom. Ich danke Detlef Felken für sein frühes und verständnisvolles Interesse an diesem Vorhaben. Vor allem aber danke ich meiner Frau: keine Wanderung ohne ihre Begleitung, ihren Anteil, ihre Ermutigung. So sei das Buch ihr gewidmet.
Rom, im Herbst 2017 |
Arnold Esch |