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Olaf B. Rader

Friedrich II.

Der Sizilianer auf dem Kaiserthron

 

 

 

 

 

Eine Biographie | Verlag C.H.Beck

Zum Buch

Heiland oder Antichrist? Wie kein zweiter Herrscher des Mittelalters hat Kaiser Friedrich II. (1196–1250) die Gemüter erhitzt und die historische Phantasie entzündet. Schon zu Lebzeiten galt er als „Staunen der Welt“, und noch im 20. Jahrhundert wurde er zum genialen Staatsmann, Vorläufer der Moderne und deutschen Idealherrscher stilisiert. Olaf B. Rader porträtiert Friedrich demgegenüber vor allem als Sizilianer und zeichnet so ein neues, überraschendes Bild des Kaisers, der uns bis heute auch als Wissenschaftler und Bauherr, Dichter und Falkner beeindruckt.

„Das Buch ist höchst anregend, zudem munter erzählt; ein geschickt ausgewähltes, klug kommentiertes Illustrationsprogramm rundet es ab. Olaf B. Rader hat somit die schwierige Aufgabe einer Friedrich-Biografie in eleganter Weise erfüllt.“ Johannes Fried, Die Zeit

„Rader entwirft einen Friedrich für das 21. Jahrhundert, faszinierend in seinen Widersprüchen und in seiner Neugier auf alles, was man im Mittelalter wissen konnte.“ Andreas Kilb, Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung

„Rader schafft es…, eine längst vergangene Epoche leicht und farbenfroh nahezubringen.“ Geneviève Lüscher, Neue Zürcher Zeitung

„Ein Lesevergnügen“ Lutz Bunk, Deutschlandradio Kultur

Über den Autor

Olaf B. Rader, geb. 1961, ist einer der besten Kenner der Überlieferungen zu Friedrich II. Er lehrt als Professor an der Humboldt-Universität zu Berlin und arbeitet bei den Monumenta Germaniae Historica an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. Bei C.H.Beck erschienen von ihm u.a. „Kleine Geschichte Dresdens“ (2007) sowie „Große Seeschlachten. Wendepunkte der Weltgeschichte“ (mit Arne Karsten, 2013).

Inhalt

       Prolog  Der Verschleierte

Deutsche Heimholungen und das «Staunen der Welt»

Mainardino, Salimbene und Giovanni weben Schleier der Erinnerungen

Friedrich der Sizilianer im Krieg gegen die Zeit

  Erster Teil  HERRSCHAFTEN

   1 Der Erbe

Die Goldene Muschel mit der Perle: Palermo

Die Geburt des Herrschers 1194

Wie Normannen zu Königen von Sizilien wurden

Die salisch-staufischen Vorfahren

   2 Der Jüngling

Erste Worte, erste Würden

Der Kindkönig als Faustpfand

Eisiger Nordwind: Kaiser Otto IV. greift nach Sizilien

Nasse Hosen und die Reise nach Konstanz 1212

Der «Knabe aus Apulien» und die Sizilischen Goldbullen

Wes Brot ich ess, des Lied ich sing: Walther von der Vogelweide

   3 Der «Staufer»

Blei für Onkel Philipp: Friedrichs Verwandlung zum Staufer

Der Blutsonntag von Bouvines 1214

Der junge König greift zum Hammer

Der Triumphator auf dem Weg nach Rom

   4 Der Kaiser

Die Kaiserkrönung in Rom 1220

Imperiale Herrschaft

Die Kronen des Herrschers

Das goldene Bild des Kaisers überall

Die Hochschulgründung in Neapel 1224

   5 Der Gesetzgeber

Die Konstitutionen von Melfi 1231

Urkunden als Träger kaiserlichen Willens

Der Mainzer Hoftag 1235

Judenschutz und Ketzerkampf als Politik

   6 Der Bauherr

Herrschaft zeigen: Das Castel del Monte

Herrschaft sichern: Das Netz der Kastelle

Herrschaft genießen: Die Residenz in Foggia

Herrschaft herleiten: Das Brückentor von Capua

Zweiter Teil  LEIDENSCHAFTEN

   7 Der Liebhaber

Friedrich und die Frauen

Die einzige Kaiserin: Konstanze von Aragón

Die Kindkönigin: Isabella von Jerusalem

Die Ankunft der neuen Braut: Isabella von England

Der schöne Heiratsplan: Gertrud von Österreich

Die wahre Liebe: Bianca

  8 Der Dichter

«Amore donna mia»: Der sizilianische Dichterkreis

Der Kaiser sammelt alte Manuskripte und nimmt ein Bad

Schirmherr der Wissenschaften und Künste?

Ein Sternbild ohne Sterne und viele Kaninchen

  9 Der Falkner

Kriemhilds Falke

Des Kaisers Lieblinge

Friedrich schreibt über die Beizjagd

Ein Geschenk für den Papst

 Dritter Teil  FEINDSCHAFTEN

10 Der Kriegsherr

Kriegermönche: Der Deutsche Orden

Das Heer des Kaisers

«Wunden mit Eisen ausschneiden»: Cortenuova 1237

Schöne Verse umschmeicheln die Römer

Die Niederlage vor Parma 1248

11 Der Seefahrer

Federico il Navigatore

Galeeren, «Pfeile» und Lateinertakelung

Admiral Heinrich rudert auf dem Nil

Die Seeschlacht von Montecristo 1241

12 Der Kreuzpilger

Der ewige Traum von Jerusalem

Friedrichs Kreuznahme in Aachen 1215

Der Kaiser im Heiligen Land

Die Krone von Jerusalem

Ein Freund der Muslime?

13 Der Tyrann

Gegen den eigenen Sohn

Die Deportation der Sarazenen

Hob niemand Hand oder Fuß ohne den Willen des Kaisers?

Das tragische Ende des Petrus de Vinea

Ein ungelöster Mordfall und die Assassinen

14 Der Drache

Die Schlacht der Federn

Kaiser und Papst werden zu Dämonen

Der Drache speit Feuer

Petrus und Paulus schützen 1240 den Papst

15 Der Antichrist

Der Mongolensturm weht nach Europa

Friedrichs Absetzung in Lyon 1245

Dunkle Wolken und neue Könige im Norden

16 Der Entseelte

Der Kaiser stirbt auf viele Arten

Die Testamente des Herrschers

Friedrichs Sarkophag in Palermo

Götterdämmerung: Der Untergang der Staufer in Italien

        Epilog  Der Wiedergänger

«Er lebt und er lebt nicht»: Der Enkel verwandelt sich in den Großvater

Prägende Urteile: Jacob Burckhardt und Friedrich Nietzsche

Deutungsgeschichte als Selbstvergewisserung: Ernst Kantorowicz

Friedrich II. als geteilter Erinnerungsort

Dank

ANHANG

Karte: Europa zur Zeit Kaiser Friedrichs II.

Stammtafel

Zeittafel

Abkürzungen

Anmerkungen

Bildnachweis

Quellen und Literatur

Personenregister

Prolog

Der Verschleierte

Deutsche Heimholungen und das «Staunen der Welt»

image attons Panzer waren schnell. Einfach zu schnell in Palermo. Es blieb keine Zeit mehr, die eigenartige Order auszuführen. Und der Befehlshaber des deutschen Marinekommandos in Italien, Vizeadmiral Friedrich Ruge, hatte weiß Gott anderes zu tun, als sich um zwei tonnenschwere Steinsarkophage zu kümmern. So blieben sie stehen. Am 10. Juli 1943 waren amerikanische und britische Truppen unter dem Tarnnamen Operation Husky an der Südküste Siziliens gelandet. Die alliierten Verbände stießen sehr rasch vor. Schon zwölf Tage nach der Landung, am 22. Juli, fiel Palermo. Die deutschen Divisionen zogen sich über die Meerenge von Messina auf das italienische Festland zurück. Doch bevor Palermo vollständig geräumt worden war, kam von Hermann Göring noch ein merkwürdiger Befehl: Die Sarkophage, in denen die Gebeine Kaiser Friedrichs II. und seiner Familie ruhen, seien aus Palermo zu evakuieren. Wollte man sie dann weiter nach Deutschland transportieren? Sollte eine Art Heimholung Friedrichs stattfinden?[1]

Es kam zum Glück nicht zum Abtransport. Belesene britische Offiziere hätten die Sache vielleicht gar nicht so ungewöhnlich gefunden. Denn in den Diskussionen jener Zeit, ob den Deutschen von Natur aus ein grausamer Charakter eigen sei, erdachten englische Historiker dafür allerlei abstruse Belege. Auch Kaiser Friedrich II. wurde in diesem Sinne gedeutet. So veröffentlichte der Londoner Historiker Fossey John Cobb Hearnshaw (1869–1946) 1942 einen Aufsatz mit dem Titel A Thirteenth Century Hitler, in dem er anhand von sechs vermeintlichen Parallelen, darunter Tücke, Grausamkeit und Geiselmord, Kaiser Friedrich II. Eigenschaften Adolf Hitlers zuschrieb und ihn so mit dem braunen Diktator gleichsetzte. Auch einen Ernst Röhm glaubte Hearnshaw in Friedrichs Umfeld entdeckt zu haben: des Kaisers alten Vertrauten und Kanzleichef Petrus de Vinea.

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Göring will Friedrichs Leiche: «Einige Tage bevor Palermo fiel, erhielt der deutsche Admiral durch die Seekriegsleitung einen Befehl von Reichsmarschall Göring, der ihn instruierte, die Sarkophage mit den sterblichen Überresten Friedrichs II. und den Mitgliedern seiner Familie zu evakuieren. Dieser Befehl wurde stillschweigend übergangen in der Überzeugung, dass die Toten ungestört ruhen sollten und dass Friedrich II., vielleicht der größte unter den Kaisern des Mittelalters, unter keinen Umständen von Palermo entfernt werden sollte, seiner berühmten Hauptstadt und angestammten Umgebung.» So gab es der Befehlshaber des deutschen Marinekommandos in Italien, Vizeadmiral Friedrich Ruge, im Jahr 1948 in den Morrison Papers zu Protokoll. Diese Aufzeichnungen, die die Evakuierung Siziliens 1943 betreffen, wurden aus Verhören und eidesstattlichen Aussagen gefangener deutscher Offiziere zusammengestellt.

Kaiser Friedrich II. an Adolf Hitler zu messen, ließ sich aber auch umdrehen: Im Erscheinungsjahr des Hearnshaw-Gleichnisses publizierte der NS-Historiker Karl Ipser, also noch vor der Landung der Alliierten auf Sizilien und – wie er schreibt – «Im zweiten Jahre der deutsch-italienischen Waffenkameradschaft», ein Buch über Friedrich II., in dem er den Sizilianer positiv gewendet im gleichen Zusammenhang deutete. Das Vorwort des Buches hebt an: «Friedrichs Leben war Kampf und Arbeit für die Größe des Reiches, das damals wie heute das Schicksal Europas bestimmte.» Für Ipser stand fest: «Kaiser Friedrich II. war nach Herkunft, Aussehen und Leistung ein nordischer Deutscher», und resümierend heißt es: «Lange Zeit war er ein Fremder gewesen, heute aber hat ihn sein Volk verstanden, und er ist ganz einer der Unseren geworden. Sein Werk ist gesichert und hat in allem strahlende Erfüllung gefunden durch Adolf Hitler.» Die sterblichen Reste der nach Hitler «größten Führergestalt der deutschen Geschichte» gehörten demzufolge «heim ins Reich». Auch körperlich sollte er heimkommen, der «deutsche» Kaiser, und nicht bei den falschen Welschen bleiben. Das steckte wohl letztlich hinter Görings verwunderlichem Befehl an das Marinekommando Mittelmeer.[2]

Dabei hielt der Führer selbst Kaiser Friedrich II. für einen Sizilianer, wie er im April 1942 seine Tischrunde belehrte. Doch am wichtigsten war den Zeitgenossen das Tyrannentum Friedrichs II. Es waberte schon Kaiser Wilhelm II. durch den Kopf. Auf einer Italienreise bei seinem Besuch des Castel del Monte im Juli 1905 seufzte seine Majestät: «Wenn ich auch ebenso peitschen und köpfen lassen könnte wie er, dann würde ich auch mehr schaffen können.» Die historischen Erinnerungen an eine Tyrannis des Kaisers stammten jedoch schon aus seiner Herrschaftszeit.[3]

Fast zwei Jahrzehnte vor der Einnahme Palermos durch Patton diente die Grabanlage in Palermo als Schauplatz eines anderen, irgendwie verschworen wirkenden Rituals besonderer Art, das zwar auch mit einer «Verdeutschung» des Kaisers zu tun hatte, dem jedoch für eine plumpe Gleichsetzung mit Hitler jegliche Grundlage fehlte. Einer der Teilnehmer notierte später: «Als im Mai 1924 das Königreich Italien die Siebenhundertjahrfeier der Universität Neapel beging, einer Stiftung des Hohenstaufen Friedrich II., lag an des Kaisers Sarkophag im Dom zu Palermo ein Kranz mit der Inschrift: ‹Seinen Kaisern und Helden/Das Geheime Deutschland›. Nicht, dass die vorliegende Lebensgeschichte Friedrichs II. durch diesen Vorfall angeregt wäre.. wohl aber durfte er angenommen werden als Zeichen, dass auch in andern als gelehrten Kreisen eine Teilnahme für die großen deutschen Herrschergestalten sich zu regen beginne – gerade in unkaiserlicher Zeit.»[4]

Diese Zeilen stammen aus den Vorbemerkungen des 1927 erschienenen, berauschenden und zugleich bedrückenden Buches Kaiser Friedrich der Zweite von Ernst Kantorowicz (1895–1963). Das Buch genießt auch heute noch einen beträchtlichen Ruhm als wissenschaftliche Biographie des Kaisers, obwohl es das gar nicht ist und nach dem Verständnis des Autors auch nie sein sollte. Die Bekanntheit des Buches hat mit den teilweise dramatischen Lebensumständen von Ernst Kantorowicz selbst zu tun, die die vielen politischen und intellektuellen Brechungen des 20. Jahrhunderts exemplarisch spiegeln. Darüber hinaus hat ein Hunger nach Mythen in jener speziellen gesellschaftlichen Situation die Verbreitung enorm befördert.

Doch nicht nur in Deutschland galt und gilt Friedrich II. als Führerfigur und Heldenfürst, gleichsam als ein Sehnsuchtsherrscher. Als der Kunsthistoriker Arthur Haseloff (1872–1955) und sein Begleiter Martin Wackernagel zu Beginn des 20. Jahrhunderts mit Maultier und Kamera in Süditalien Gebäude und Kunstwerke einer staufischen Epoche dokumentierten, stellten sie in den Gesprächen mit der ansässigen Bevölkerung fest, dass Kaiser Friedrich II. und sein Sohn Manfred hier als italienische Symbolfiguren eines goldenen Zeitalters galten. Zur Zeit der Staufer sei der Süden eben noch nicht unterentwickelt gewesen, sondern, ganz im Gegenteil, er habe eine zentrale Rolle in Italien und im Mittelmeergebiet gespielt. Diese Gedanken mit ihren rückwärts gewendeten Erwartungen an Friedrich sind nicht etwa verblasst, sondern haben sich in Italien im 20. Jahrhundert weiter verstärkt. Der langjährige Direktor des Deutschen Historischen Instituts in Rom, Arnold Esch, berichtete einmal von einer aufschlussreichen Episode. Als man 1998 im Verlauf der Sarkophagöffnung in Palermo Knochenproben von Friedrichs sterblichen Resten entnahm, um die DNA des Kaisers festzustellen, haben Teilnehmer des Geschehens, zwar mit Augenzwinkern, aber irgendwie auch seufzend bemerkt, nun könne man Friedrich II. doch klonen, um durch den wiederbelebten Herrscher die Probleme des Südens in den Griff zu bekommen. Politiker des Landes bemühen immer wieder das Bild vom sizilischen Herrscher als einem multikulturellen Wunderkaiser, der dem Mittelmeerraum seine ihm von alters her zustehende Rolle zurückgegeben habe. Zudem habe er – das ist ein in den letzten Jahren hinzugetretener Aspekt – Europa geeint und zwar «da qui, e non da Berlino – von hier, und nicht von Berlin aus».[5]

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Bestattet in einer Säule: Der Sarkophag mit den sterblichen Resten Friedrichs II. im Dom von Palermo ist im 12. Jahrhundert wahrscheinlich aus einer antiken Porphyrsäule gemeißelt worden. Dieses Gestein wurde in der Antike in Ägypten gebrochen und war auch im Mittelalter sehr begehrt. Da das ehemalige Abbaugebiet nicht mehr genutzt werden konnte, griff man auf bereits verbauten Porphyr, besonders aus Rom, zurück.

Die Wunschprojektionen auf Friedrich II. sind jedoch kein Phänomen allein der Moderne. Schon im Mittelalter lassen sich Stimmen über den Kaiser vernehmen, die widersprüchlicher nicht sein könnten und bis heute oft zitiert werden. Ein Großteil der Urteile stammt aus Chroniken, in denen die Autoren versuchen, das große Kontinuum der Geschichte sinnstiftend zu ordnen, für ihr zeitgenössisches Publikum zu deuten und verständlich zu machen. Der englische Benediktiner Matthaeus Paris (um 1200–1259) bezeichnete in seiner Chronica Maiora zum Jahr 1250, als er auf den Tod des Kaisers zu sprechen kommt, Friedrich II. als «stupor quoque mundi et immutator mirabilis – Staunen der Welt und deren wunderbarer Verwandler». Für ihn war Friedrich «principum mundi maximus – der größte unter den Fürsten der Erde». Die später so gern zitierte Einschätzung Friedrichs als «Staunen der Welt» sprudelte aus dieser frühen Quelle. Doch schwingt in dieser Formulierung des Staunens im mittelalterlichen Verständnis auch Furcht mit. Andere Herrscher wie der englische König Richard I. Löwenherz (1189–1199) und auch Papst Gregor IX. Conti (1227–1241) sind im Mittelalter ebenfalls als Stupor mundi bezeichnet worden. Doch nur an Friedrich blieb die Bezeichnung haften.[6]

Als größten Fürsten der Erde und furchtgebietendes Staunen der Welt sah man Friedrich nicht überall. Der Franziskaner Salimbene de Adam aus Parma (1221 – nach 1288) vertraute als alter Mann seinen Pergamenten an, dass Kaiser Friedrich ein unheilvoller und verworfener Mensch gewesen sei, ein Glaubensspalter und Ketzer, der die ganze Welt verdorben habe. Vergleiche mit historischen Personen ergaben für andere Autoren einen ebenso eindeutigen Befund: An Grausamkeit sei Friedrich ein «zweiter Herodes», an Gottlosigkeit ein «zweiter Nero» gewesen. Einen raubenden Wolf oder einen Drachen, sogar Eigenschaften des Antichristen meinten zwei Päpste in ihm entdeckt zu haben; Friedrich, so der Verdacht, musste ein wahrer Fürst der Finsternis gewesen sein. Auch mit dem persönlichen Erscheinungsbild soll es aus Sicht von Friedrichs Gegnern nicht zum Besten bestellt gewesen sein. Auf dem Sklavenmarkt hätte man ihn als Zugabe bekommen: «Er war rotblond und kurzsichtig, wäre er ein Sklave gewesen, hätte er nicht einmal zehn Darahim gebracht.» Der Dirham war eine weitverbreitete arabische Silbermünze für den täglichen Handel: So gering schätzte der zeitgenössische arabische Chronist Sibt Ibn al-Gauzi (gest. 1257) den Marktwert des Kaisers ein. Ein Jahrhundert nach dem Tod des Kaisers war das gesamte Spektrum der Negativurteile aus dem Kreis der Kurie in den Erinnerungen überaus stark präsent, was auch für die Effizienz päpstlicher Erinnerungsformung spricht. Giovanni Villani (um 1280–1348), der bedeutende Florentiner Stadtchronist, bemerkte: «Viele Klöster und Kirchen im Königreich Sizilien und in Apulien zerstörte er, dort wie auch in ganz Italien …»; «ein undankbarer Sohn» sei er, der «die Kirche nicht als seine Mutter, sondern als eine böse Stiefmutter ansah: in jeder Beziehung trat er ihr entgegen und verfolgte sie.» So konnte in der Logik des Chronisten das Leben Friedrichs II. nur in einem schlechten Tod enden – einer pessima mors, vor der man sich im Mittelalter so sehr fürchtete. Die Todesumstände hatte Villani irgendwo aufgeschnappt und genüsslich wiederholt: Kaiser Friedrich verschied im Bett, erstickt mit dem Kissen durch die Hand des eigenen Sohnes, ohne Beichte und ohne letzte Ölung. Solch einen Tod wünscht man beileibe nur seinem ärgsten Feind.[7]

Mainardino, Salimbene und Giovanni weben Schleier der Erinnerungen

Deutsche Heimholungen, italienische Sehnsüchte, Staunen der Welt, des Erdkreises größter Fürst oder Antichrist, ein Hitler des 13. Jahrhunderts: Ist bei all diesen Einschätzungen eigentlich immer ein und dieselbe Person gemeint? Warum hat Kaiser Friedrich II. von seiner eigenen Lebenszeit an bis heute immer wieder als Deutungsfolie hochpolitischer Überlegungen dienen können? Wie konnten die Deutungen vom Jüngsten Gericht bis zur Gestaltung des heutigen und zukünftigen Europa reichen? Woher rührte die nachgerade unheimliche Intensität von Friedrichs polarisierender Wirkung? Um all diese Fragen soll es anhand der Lebensbeschreibung des Kaisers gehen. An den Befunden wird zunächst überhaupt offenbar, wie verstrickt historische Personen in den unterschiedlichen Erinnerungssträngen bleiben, wenn man versucht, ihre Individualität herauszufiltern. Wie unter dichten Schleiern aus Zuschreibungen und Konstruktionen sind historische Figuren verborgen. Andererseits müssen die Biographien historischer Personen nach Haken und Ösen suchen, an denen sich Zuschreibungen überhaupt festmachen und anbinden lassen. Einem asketischen Herrscher kann man keinen Harem andichten, einem ungebildeten Haudrauf keinen Minnesang. Betrachtet man also historische Personen, so sehen wir ihre Umrisse unter dem Schleier und nehmen zugleich die Webtechniken und Farben der Verhüllungen wahr.

Der Mediävist Johannes Fried hat in seinem Buch Der Schleier der Erinnerung. Grundzüge einer historischen Memorik dargelegt, wie eine Wissensgesellschaft Kenntnisse generiert und tradiert und warum eine moderne Kulturgeschichte der Gedächtnisforschung bedarf. Neben einem absichtlichen Formungswillen der Verfasser spielen in Texten, die uns als Quellen dienen, auch die unbewussten Verformungsfaktoren des menschlichen Gedächtnisses hinein. Mir geht es in diesem Buch um die Frage, wie und warum die ferne Figur des Kaisers schon von den Zeitgenossen von den Schleiern der Erinnerung umhüllt worden ist, und wie sich des Kaisers Konturen in einer Memoria als einer Kulturtechnik abzeichnen.[8]

Wer wob überhaupt den Schleier? Es soll in diesem Buch auch den Webern bei ihrer Arbeit auf die Finger gesehen werden. Man kann an vielen biographischen Details erkennen, wie und aus welchem Grunde die Versionen zustande kamen, die uns heute vorliegen.

Von vielen Herrschern wissen wir, dass sie sich um ihren Nachruhm sorgten. Damit dabei nichts schiefging, sind zu allen Zeiten Hofhistoriographen beauftragt worden, um panegyrische Hymnen auf ihre Herren zu verfassen. Mitunter geschah das auch im vorauseilenden Gehorsam oder in der Hoffnung auf zukünftigen Lohn. Über Kaiser Friedrich II. berichten zwar über zweihundertdreißig Chronisten, Autoren, Annalisten, doch wissen wir von keinem Schreiber, der das nachweisbar in kaiserlichem Auftrage getan hätte. Es ist keine einzige «offiziell bestellte» Biographie erhalten. Wir wissen jedoch von verschiedenen inzwischen verlorenen Schriften, die einst zur Beschreibung der Person des Kaisers abgefasst wurden.

Die wichtigste dieser Schriften war tatsächlich eine Art Biographie, die ein Kleriker namens Mainardino Alberti degli Aldighieri (gest. nach 1250) verfasst hat. Zu Lebzeiten Friedrichs bekleidete er lange das Amt des Bischofs von Imola und galt als ein Vertrauter des Kaisers. Sein Werk ist allerdings nicht mehr erhalten und wir wissen nur davon, weil es in späteren Werken benutzt und einmal sogar ausdrücklich als Quelle genannt worden ist. Pandolfo Collenuccio (1444–1504), ein talentierter Geschichtsschreiber mit tragischem Tod, hatte am Ende des 15. Jahrhunderts begonnen, sein später weit verbreitetes Compendio de le istorie del Regno di Napoli, eine erste zusammenfassende Darstellung der Geschichte Süditaliens, aus verschiedenen Quellen zu schöpfen. Schon im 19. Jahrhundert konnte man ermitteln, dass es unter diesen Quellen einige gab, die inzwischen ganz oder weitgehend verloren gegangen waren, wie eben jene Friedrich-Beschreibung des Bischofs aus Imola.[9]

Der Autor der verlorenen Friedrich-Biographie, Mainardino Alberti, war ein informierter Mann. Er entstammte einer angesehenen Familie aus Ferrara und schlug die Laufbahn eines Klerikers ein, wurde zuerst Subdiakon, später Erzpriester. Als Friedrich ein Jahr alt war, avancierte Mainardino zum Dompropst in Ferrara. Von 1207 bis 1249 bekleidete er die Würde des Bischofs von Imola. Zeitweise führte er das städtische Regiment in Imola sogar auch als Podestà, also als Stadtherr, wie in den Jahren 1209 und 1210 sowie 1221. Seine Aufenthalte auf dem 4. Laterankonzil sowie den kaiserlichen Hoftagen von Cremona 1226 und von Ravenna 1231/32 sind nachgewiesen; kein unbedeutender Mann also. Er dürfte in seinen Gesta Friderici wohl jene Auffassungen über Friedrich beschrieben haben, die in einer kaiserfreundlichen Fraktion in Oberitalien über Friedrich kursierten. Und das hat wohl auch Pandolfo Collenuccio gereizt, konzipierte er doch eine Staatengeschichte, die zwar durch die Kirche in Gefahr geriet, in die jedoch Friedrich als Vertreter eines geordneten Staatswesens einzugreifen versuchte und deshalb zu einer Idealfigur aufstieg.

Die zeitgenössischen Autoren wollten keine wirklichkeitsgetreue Beschreibung einer Person entwerfen, sondern Friedrich in ihrem jeweiligen, ganz individuellen Weltdeutungsrahmen platzieren. Es ging nicht um die persönlichen Eindrücke, die dieser oder jener der Autoren vom Kaiser gewonnen hatte, sondern darum, wie der Herrscher als gutes oder schlechtes Beispiel in der eigenen Exempelsammlung dienen konnte. Ausufernde superbia etwa – Hochmut – musste zwangsläufig zu einem spektakulären Scheitern führen, beispielhaftes Verhalten hingegen Ansporn für alle anderen Könige sein. Die Figur des Kaisers diente zur Illustration eines Katalogs von idealtypischen Herrschertugenden oder Herrscherlastern. Die Autoren erfüllte ein erzieherischer Antrieb zur Besserung der Welt. Dazu kam natürlich noch der Wunsch, zu unterhalten, und das mitunter auch mit einem gewissen sensationsheischenden Oberton, besonders dann, wenn es etwa um die vielen Frauen oder gewaltigen Schätze des Kaisers ging.

Einen anderen wichtigen Deutungsrahmen bildeten die Abfolge von Weltzeitaltern und die Vorstellungen von einem Endkaiser. Den Ablauf der Geschichte sah man nicht geradlinig fortschreitend, sondern in sinnhaften Abschnitten. Kaiser Friedrich II. dachte man sich ganz besonders stark in Konzepte einer universal angelegten Geschichte eingebunden und projizierte heilsgeschichtliche Kontexte auf ihn. Dafür positionierten die Autoren den Kaiser in ihren Enzyklopädien oder etwa in einer Gegenüberstellung innerhalb von Papst-Kaiser-Chroniken, die die Universalgeschichte in möglichst lückenlose Abfolgen von Herrschern zu strukturieren suchten und deren Ausgangspunkt Augustus und Christus bildeten. Andere Schriften beschrieben die Rolle des Kaisers in Exempelsammlungen oder in Herkunftsgeschichten, die sich Kloster- oder Stadtkommunen konstruierten. So ging es etwa darum, ob der Imperator in der kleinen Kloster- oder Städtewelt eine gute oder eine schlechte Rolle gespielt hatte, ob er vielleicht in der Stellung des Stadtoberhauptes oder ausschließlich in der des Tyrannen aufgetreten war.

Ein schönes Beispiel für diese heilsgeschichtliche Fixierung und die Stellung des Kaisers darin ist die sogenannte Regensburger Kaiserchronik, die die Reihe der deutschen volkssprachlichen Weltchroniken in Reimform eröffnet. Sie entstand um die Mitte des 12. Jahrhunderts, beschrieb episodenhaft über fünfzig römische Kaiser bis zur Zeit der Abfassung. Einhundert Jahre später wurde sie mit den sogenannten bayerischen Fortsetzungen mehrmals erweitert. Diese Weiterführungen zeigen den Versuch eines formalen und inhaltlichen Anschlusses der staufischen Kaiser an die ursprünglich mit Hilfe von Caesar, Konstantin dem Großen und Karl dem Großen konzipierte Ordnung des Weltgeschehens. Im Kontext einer sich immer weiter ausbildenden höfischen Kultur des 13. Jahrhunderts sind die Deutungen in veränderten Zeithorizonten verankert und führen zu einer Art Unfestigkeit der Texte. Nun wurde nämlich die Geschichte zunächst bis zu Friedrich I. Barbarossa fortgeführt. Erst in der letzten Continuatio wird Kaiser Friedrich II. zur glorifizierten Hauptfigur. Die Erinnerungen an den Herrscher nahmen darin schon bald nach seinem Tode völlig neue Dimensionen an. Die alten heilsgeschichtlichen Ansätze mussten neu ausgerichtet werden, denn nun lief die Geschichte für den Fortsetzer auf Friedrich II. zu. Die letzte Erweiterung der Kaiserchronik griff im Übrigen zum ersten Mal den lateinischen Kosenamen puer Apuliae auf und brachte ihn ins Deutsche: «kint von Pulle» nannte sie den späteren Kaiser Friedrich II. Da den beschriebenen Kaiserfiguren eine strukturbildende Funktion zukommt, wurde Friedrich II. mit der Gewinnung des Heiligen Landes als Zielpunkt der Geschichte angesehen. Als Herrscher aus dem Hause Davids stammend, aus dem auch Jesus Christus hervorging, hat Friedrich gleichsam den Heilsplan erfüllt. Eine Steigerung ist nicht denkbar. Mit ihm verbindet sich das Bewusstsein vom Höhepunkt des Kaisertums, und die unsichere Zukunft nach seinem Tode wird zur Zeitenwende. Friedrich erscheint als ein beispielgebender und über seine Zeit hinaus wirkender Kaiser. So schließt die Chronik mit der bangen Frage: «wê, wenne wirt uns sîn gelich – Wehe, wann werden wir einen ihm gleichen Kaiser haben?» Doch das alles hatte mit dem «wirklichen» Friedrich nur sehr wenig zu tun.[10]

Um zu zeigen, wie sich die unterschiedlichen Erinnerungen an den Kaiser schon im Mittelalter ausformten, möchte ich fünf beispielhafte Chronisten vorstellen. Ich führe sie auch deshalb gleich hier im Prolog des Buches ein, weil ich sie immer wieder als Kronzeugen dafür heranziehen möchte, wie an den verhüllenden Schleiern gewoben worden ist. Der erste dieser Chronisten ist Richard von San Germano (um 1165–1244). Er wirkte als ein öffentlicher Notar in der Stadt San Germano in der Nähe des Klosters Montecassino. Seit 1214 führte er den Magistertitel und nahm an dem ein Jahr später tagenden 4. Laterankonzil teil. Neben seiner Amtstätigkeit in San Germano und Montecassino zwischen 1186 und 1232 diente er wohl seit 1221 auch in der Finanzverwaltung Kaiser Friedrichs II. Magister Richard verfasste eine Chronik des Königreichs Sizilien zwischen 1189 und 1243, die in zwei sich teilweise ergänzenden Redaktionen überliefert ist. Seine nüchternen Berichte sind immer wieder mit umfangreichen Zitaten aus Urkunden, Gesetzen oder Briefen versehen. Der Wortlaut einiger Gesetzestexte ist nur durch seine Chronik überliefert. Dadurch stellt Richards Werk eine der wichtigsten Quellen für die Geschichte des Königreichs Sizilien unter der Herrschaft Friedrichs II. dar. Richard betrachtete die Ereignisse allerdings immer aus der Perspektive seiner Heimatregion. Seine Idealfigur ist überraschenderweise nicht Friedrich, sondern der normannische König Wilhelm II., «der Gute» (1166–1189), Ausgangspunkt der Chronik und Maßstab aller Wertungen. Von Friedrichs Regierungstaten berichtete Richard erstaunlich neutral, so als habe er zu Friedrich und seinem Kaisertum eigentlich keine emotionale Bindung gehabt. Man könnte seine Sicht auf die Taten des Kaisers als die eines etwas trockenen Provinznotars mit einem Hang zum Registrieren bezeichnen. Friedrich, so scheint es, erfüllte in den Augen Richards nur seine Pflicht als verantwortungsvoller Herrscher.[11]

Aus einer völlig anderen Perspektive berichtete Salimbene de Adam aus Parma (1221–1288) über Kaiser Friedrich II. Gemessen an Richards unaufgeregt-kühlem Ton könnte man Salimbene geradezu als einen Hetzschreiber bezeichnen. Zumindest ließ er keine Gelegenheit aus, um Friedrich zu schmähen. Dankbar griff er nach den «Zwölf Scheußlichkeiten Kaiser Friedrichs» – den XII scelera Friderici imperatoris. Dabei handelt es sich um einen heute verlorenen anonymen Traktat über zwölf dem Kaiser zugeschriebene Widerwärtigkeiten, der zu seinen Lebzeiten kursierte und den Salimbene genüsslich repetierte, wie etwa die Geschichte von dem Notar, dem die Daumen abgehauen wurden, weil ihm statt «Friedricus» ein «Fredericus» aus der Feder geflossen war. Diese feindliche Sicht auf den Kaiser hat mit der Herkunft des Autors zu tun. Salimbene wurde als Sohn des wohlhabenden Bürgers Guido de Adam in Parma geboren. Die politisch-religiösen Reformbewegungen der norditalienischen Kommunen scheinen ihn so sehr beeindruckt zu haben, dass er im Alter von sechzehn Jahren beschloss, gegen den hartnäckigen Widerstand seines Vaters in den Franziskanerkonvent von Parma einzutreten. Angeblich hatte der Vater sogar Kaiser Friedrichs Unterstützung gegen die «Kuttenpisser» gesucht. Das sollte Salimbene beiden nie verzeihen. Der Orden war zum Zeitpunkt des Eintritts noch ganz jung, sein Gründer, Franz von Assisi, gerade erst zehn Jahre tot. Salimbene erlebte also hautnah die Etablierung des wenig später so papsthörigen Mönchsordens. Im Jahr 1248, zehn Jahre nach seinem Eintritt, weihte man Salimbene zum Priester. Er zog, wie bei den Bettelorden üblich, viel umher, reiste durch Oberitalien und nach Frankreich. Er kannte Genua, Lucca, Siena, Pisa, Bologna, Jesi und Cremona, ebenso Paris, Marseille, Auxerre, Lyon und Arles aus eigener Anschauung.[12]

Erst im Alter von sechzig Jahren begann der Franziskaner Salimbene zu schreiben, rückblickend, gleichsam wie jemand, der seine Erinnerungen verfasst. Es entstand die Cronica, welche die Jahre von 1168 bis 1288 umgreift und als Autograph in der Biblioteca Apostolica Vaticana überdauert hat. Bis zum Jahr 1212 übernahm Salimbene, der, wie er selbst bekannte, sogar eine Geheimschrift beherrschte, viele Geschichten aus anderen Schriften. Neben hochpolitischen Dingen von europäischer Bedeutung oder Geschichten der Kommunen Oberitaliens, gewürzt mit reichlich Bibelzitaten, enthält die Cronica auch viel an Klatsch und Tratsch nebst ganz persönlichen Erinnerungen. Sein Name bedeute übersetzt eigentlich «Klettergut» und seine Mutter habe ihn beinahe auf dem Gewissen gehabt, vertraute Salimbene seinen Pergamenten an: «Meine Mutter hat mir oft erzählt, dass ich zur Zeit jenes großen Erdbebens in der Wiege lag und dass sie meine beiden Schwestern, unter jedem Arm eine – denn sie waren noch sehr klein – genommen habe […] während sie mich in der Wiege ließ.» Mochte die Mutter ihren Sohn nicht? Salimbene: «Sie aber meinte, sie seien bequemer zu tragen gewesen, weil sie schon etwas größer waren.» Das saß sicher tief. Aus der Taufe gehoben habe ihn der französische Baron Balian Garnier (um 1195–1240), Herr von Sidon, der in Salimbenes Geburtsjahr 1221 aus dem Orient kommend den Kaiser aufgesucht hatte; so haben es ihm die Seinen erzählt. Die Familie Adam besaß also Kontakte zum kaiserlichen Hof, und Balian wird uns beim Kreuzzug des Kaisers erneut begegnen.[13]

Salimbene vertrat in seiner Cronica eine Position, die dem Kaiser prinzipiell die Rolle des politischen Gegners zuwies. Er ließ an ihm kein gutes Haar, obwohl selbst er vom imperialen Glanz nicht unbeeindruckt blieb und den Kaiser sogar einst liebte: «… Papst Innozenz III. […] legte den Grund zu der verfluchten Zwietracht zwischen der Kirche und dem römischen Reich, mit seinen Kaisern Otto IV. und Friedrich II., den er emporgehoben und Sohn der Kirche genannt hat. Dieser Friedrich selbst aber war ein verderbter und verworfener Mensch, Schismatiker, Ketzer und Epikuräer, der die ganze Welt verdarb damit, dass er in die Städte Italiens den Samen der Zwietracht und Uneinigkeit säte, die bis zum heutigen Tage dauert; […] Und so hat sich offenbar das Wort des Abtes Joachim erfüllt, das er seinem Vater Heinrich antwortete, als der ihn nach der zukünftigen Entwicklung seines damals noch im Knabenalter stehenden Sohnes fragte: ‹Dein Sohn ist verderbt, dein Sohn und Erbe ist böse, o Fürst! Bei Gott, er wird die Erde verwirren› […] Das alles hat sich an Friedrich erfüllt, wie ich es mit eigenen Augen gesehen habe, der ich jetzt im Jahre 1283 schreibe, am Vorabend des Magdalenenfestes.» Als eine Welt voller Zeichen und Vorbedeutungen, so sah Salimbene seine Umgebung. Eine Zentralfigur darin war Friedrich, der Endkaiser, Ursache der Kriege und allen Streits. Was Joachim von Fiore, denn der ist mit Abt Joachim gemeint, an Endzeitlichem seiner Umgebung verkündete, werden wir später noch genauer sehen.[14]

Betrachten wir noch einen weiteren Autor aus der Städtewelt Oberitaliens. Giovanni Villani (um 1280–1348) gibt in seiner Chronik hervorragende Belege dafür, was man ein Jahrhundert nach Kaiser Friedrichs II. Regierungszeit in der Toskana von ihm wusste und über ihn dachte. Villanis Chronik ist zudem ein gutes Beispiel dafür, wie ein immer selbstbewusster auftretendes Bürgertum die Deutungshoheit über die Vergangenheit ihrer Kommunen gewinnen wollte. Auch in diesem Fall ist die persönliche Geschichte Giovanni Villanis der Schlüssel zum Verständnis seines Werks. Er entstammte einer Florentiner Handelsfamilie und wurde um 1280 geboren, also drei Jahrzehnte nach Friedrichs Tod. Durch seine Tätigkeit als einflussreicher und erfolgreicher Kaufmann im Dienst von Patrizierfamilien reiste er durch Europa bis nach Flandern. In seiner Heimat bekleidete er bedeutende politische Ämter. Er war in spektakuläre Finanzskandale verwickelt und sah sogar kurzzeitig einen Kerker von innen. Trotzdem fand Villani Muße genug, sich mit der Geschichtsschreibung zu befassen. Er träumte davon, wie einst Livius als Geschichtsschreiber des antiken Rom seine Stadt Florenz mit einer Stadtchronik in den Erinnerungen der Nachwelt unsterblich zu machen. Und das ist ihm auch gelungen.[15]

Ab 1322 begann Giovanni Villani nach vorausgehenden Materialsammlungen die Nuova Cronica, nun nicht mehr in Latein, sondern in der italienischen Volkssprache der Toskana zu verfassen. Die Cronica beginnt mit dem Turmbau zu Babel und reicht bis in die Lebenszeit des Autors. Ihr Gegenstand ist Florenz mit allen Rom-ähnlichen oder sogar Rom-übertreffenden Mythen und Legenden. Kaiser Friedrich II. kommt darin reichlich vor, doch nur insofern er die Geschichte von Florenz beeinflusste. Aus der Position einer freien Kommune im Bündnis mit dem Papsttum und voller Sympathie für die Könige aus dem Hause Anjou ist Villanis Friedrich-Bild so düster wie möglich. Der Kaiser verkörpert den Tyrannen und Kirchenverfolger schlechthin. Er verspritzte das Gift, das die kommunale Eintracht in Parteienhass zersetzen ließ. Abgrundtief übel ist der Kaiser, gleichsam die Schlechtigkeit in Person. Giovanni Villani war Zeit seines Lebens ein Lokalpatriot, der seiner Heimatstadt Florenz verpflichtet blieb. Er starb im Jahr 1348 nach mühevoller Arbeit an seiner Cronica mit achtundsechzig Jahren an der Pest. Sein Geschichtswerk wurde später von seinem Bruder Matteo Villani bis zu dessen Tod 1364 fortgesetzt. Welch bedeutenden Stellenwert Villanis Nuova Cronica im Bewusstsein der Florentiner noch rund zwei Jahrhunderte nach ihrer Niederschrift einnahm, illustriert eine Anekdote. Als der Florentiner Universalkünstler Benvenuto Cellini (1500–1571) 1539 im Castel Sant’Angelo in Rom gefangen gehalten wurde, verlangte er nach zwei Büchern als Kerkerlektüre: der Bibel und der Chronik des Giovanni Villani. Und beide wurden dem Sträfling von Papst Paul III. Farnese (1534–1549), der um die Bedeutung der Cronica offenbar wusste, nicht verweigert.

Was die Cronica Villanis bis heute so berühmt macht, ist, dass sie in einem prachtvoll illustrierten Codex, aufbewahrt in der Sammlung Chigi in der Biblioteca Apostolica Vaticana, überdauert hat. Bei diesem Codex Chigi handelt es sich um eine kurz nach der Mitte des 14. Jahrhunderts in Florenz illuminierte Handschrift der Nuova Cronica, die über zweihunderfünfzig Textillustrationen enthält – die größte Anzahl an profanen Szenen, die aus dem Florenz des 14. Jahrhunderts überliefert ist. Diese Bilder sind von hoher Suggestivkraft und werden bis heute gern zur Illustration der Geschichte des Kaisers benutzt. Wahrscheinlich stellt dieser Codex die einzige existierende – und zudem wohl auch einzige jemals ausgeführte – illustrierte Handschrift des Chroniktextes dar. Sie entstand in den 1350er bis Anfang 1360er Jahren im Umkreis eines hauptsächlich in Florenz tätigen Miniaturenmalers, der eine Reihe weiterer berühmter illuminierter Manuskripte hergestellt hat. Interessant ist diese illustrierte Cronica-Handschrift deshalb, weil sie die Umsetzung von historischen Ereignissen in eine Ikonographie, die bestimmten Vorbildern und langer Tradition gehorchte, belegt. Karl der Große etwa trägt als vermeintlicher Wiederbegründer der Stadt Florenz die Merkmale des idealen christlichen Herrschers, während Kaiser Friedrich II. immer den Prototyp des Tyrannen und Ketzerkaisers abgibt. Der bereits erwähnte Erstickungstod des Kaisers ohne letzte Ölung durch das vom Sohn Manfred auf das väterliche Gesicht gedrückte Kissen, ist der Tod eines Tyrannen. Er offenbart aber noch mehr von seiner Grauenhaftigkeit, wenn man dagegen das Bild vom Tode Karls I. von Anjou im Beisein der Geistlichen betrachtet. So wie Karl stirbt man, wenn man ein guter König war. Je schlechter die Bösen, desto großartiger erscheinen die Guten.

Völlig andere Urteile über Friedrich II. sind aus dem Benediktinerkloster Saint Albans in der Nähe von London überliefert. Hier lebten und schrieben die Mönche Roger von Wendover (gest. 1236) und Matthaeus Paris (um 1200–1259). Ihre eng aufeinander bezogenen Werke gehören zu den bedeutendsten Geschichtswerken des europäischen Hochmittelalters. Dieser Ruhm beruht nicht allein auf dem gewaltigen Umfang der Schriften, sondern auch auf den darin verarbeiteten Quellen, von denen einige, wie etwa Briefe, wortwörtlich eingerückt worden sind.

Roger stammte aus Wendover in Buckinghamshire, wurde Mönch in der Abtei Saint Albans. Dort verfasste er während der langen Klosterabende des nebligen Nordens eine Chronik, die wohlklingend Flores Historiarum, also «Blütenlese der Geschichte» heißt. Auch diese Chronik reicht von der Erschaffung der Welt bis in die Gegenwart des Autors und endet zwei Jahre vor Rogers Tod. Vieles schrieb er bei anderen Autoren ab, formte deren Material jedoch um und berichtet ab 1212 dann weitaus selbständig. Die Grundidee seines Werkes ist, eine Heilsgeschichte anhand der Abfolge der Kaiser und Päpste zu entwerfen. Wie vielen anderen mittelalterlichen Autoren geht es Roger darum, eine moralische Nutzanwendung für seine Zeit zu liefern. Die Vergangenheit galt Roger als Beispielsammlung für gottgefälliges oder eben gottlästerliches Verhalten, und das alles mit einem besonderen Fokus auf England.[16]

Roger pflegte eine kritische Distanz zu König und Papst, wobei seine besondere Antipathie dem englischen König Johann I. Ohneland (1199–1216) galt. Seine Flores erlebten eine schriftstellerische Überarbeitung und Fortführung durch seinen etwas jüngeren Ordensbruder Matthaeus Paris, der 1217 in das Kloster Saint Albans eintrat und dort fast sein ganzes Leben verbrachte. Einige Reisen führten ihn jedoch nach London, eine sogar nach Norwegen. Auf der Grundlage von Rogers Werk verfasste er neben anderen Schriften eine Chronica Maiora, die eine Fortsetzung für die Jahre 1234 bis 1259 darstellt. Dabei schließen seine Notizen nicht einfach an jene seines Ordensbruders an, sondern Matthaeus unterzog die Flores einer Überarbeitung, strich und ergänzte in dem vorgefundenen Text. Sein Blick richtete sich auf die großen europäischen Zusammenhänge, auf englische und französische Konflikte und sogar auf Ereignisse im Nahen Osten, weil er auf Informationen weitgereister Bezugspersonen zurückgreifen konnte. Zudem versah Matthaeus seinen Text mit einer Fülle von beeindruckenden Zeichnungen, die das Geschehen illustrieren oder Orientierungshilfen für den Text geben sollten. Dabei bediente man sich auch einer Reihe von symbolischen Darstellungen, die wie heutige Piktogramme funktionieren, wenn etwa auf dem Kopf stehende Wappenschilde den Tod eines Herrschers anzeigen oder zwei sich umarmende Personen für Frieden und Eintracht ganzer Reiche stehen.

Wie Roger so moralisierte auch Matthaeus, doch verstärkte sich nun die Tendenz gegen Papst und Kurie. Kaiser Friedrich II. hingegen wächst zu einer weitgehend positiv bewerteten Gestalt heran, die allerdings ihrem Schicksal nicht entrinnen kann. Um dem Kaiser scharfe Konturen zu verleihen, baute Matthaeus eine Reihe von völlig unwahrscheinlichen Histörchen ein, wie etwa einen Giftanschlag des erstgeborenen Sohnes Heinrich oder einen Hinterhalt, den Ritter des Templerordens im Orient gegen den Kaiser legen wollten. Bei den Anekdoten könnte es sich um vor Ort erfundene Geschichten handeln oder um das Echo dessen, was man sich in der Christenheit so erzählte. Der Kaiser ist zwar nicht frei von zügellosem Zorn oder tyrannischer Grausamkeit. Aber: Er könnte geläutert werden durch Buße, Reue und Tränen. Am Ende seiner Tage floss Matthaeus dann wieder das Bild eines guten Herrschers aus der Feder. So konnte Kaiser Friedrich der Größte unter den Fürsten und zum Staunen und wunderbaren Verwandler der Welt werden.

Das Urteil der beiden englischen Moralisten wirkte in den europäischen Erinnerungen lange nach, und an dem Beispiel des Wortspiels vom Stupor mundi et immutator mirabilis kann man diesen Einfluss bis in die Geschichtsschreibung und das Friedrich-Bild unserer Tage verfolgen.[17] So treten mit dem etwas trockenen Provinznotar der friderizianischen Finanzverwaltung aus San Germano, dem franziskanischen Hetzschreiber aus Parma, dem Florentiner Lokalpatrioten und den beiden englischen Moralisten in frommer Klostereinsamkeit fünf verschiedene Meister am literarischen Webstuhl hervor, die an dem Kaiser Friedrich umhüllenden Schleier gewoben haben. Sie sind nur einige Beispiele einer ganzen Fabrikbelegschaft von Produzenten völlig unterschiedlich gewirkter Friedrich-Bilder, doch den fünf Meistern werden wir in den nächsten Kapiteln immer wieder begegnen.

Friedrich der Sizilianer im Krieg gegen die Zeit

Alessandro Manzoni (1785–1873) hat in seinem berühmten Roman I Promessi Sposi bemerkt, dass die «Geschichte ein rühmlicher Krieg gegen die Zeit geheißen» werden könne, denn «sie entwindet ihren Händen die Jahre, ihre Gefangenen, die schon zu Leichen geworden, ruft sie ins Leben zurück, hält Musterung über sie und stellt sie aufs Neue in Schlachtordnung».[18] Um einen Krieg gegen die Zeit, das Entwinden eines ihrer Gefangenen und sein Zurückrufen ins Leben geht es in diesem Buch über Kaiser Friedrich II. Darin möchte ich mit einem Blick von Süden aus eine Biographie des Kaisers entwerfen und darlegen, was zu welcher Zeit und unter welchen kulturellen Bedingungen von einem der bedeutendsten Herrschers des Mittelalters überliefert worden ist und warum es gerade in dieser oder jener Weise geschah. Bei der Betrachtung der Überlieferungstraditionen wurde mir bewusst, von welch fundamentaler Bedeutung es ist, welche geographische Grundperspektive man als Historiker einnimmt. Es ergibt sich ein grundlegender Unterschied in der Bewertung der Politik und des Verhaltens des Kaisers, wenn man von einer nördlichen oder einer südlichen Perspektive auf ihn blickt. Die zeitbedingten Deutungen in der Historiographie haben sich ohnehin lange zwischen jenen diametralen Polen bewegt, die in Friedrich entweder einen «Deutschen» zu sehen glaubten oder in ihm «Federico», den Italiener sahen. Sehen wir Friedrich II. eher am Ende einer Linie der Herrscher, die mit König Konrad III. beginnt, sich über Friedrich I. Barbarossa und Heinrich VI. fortsetzt und in der historischen Tradition als staufische Zeit angesehen wird? Betrachten wir sein Tun also aus der Perspektive der elsässischen Stauferpfalz Hagenau? War sein Zug nach Deutschland von 1212, wie jüngst gerade wieder formuliert, ein Weg «nach Hause»? Oder schauen wir Friedrich II. aus der Perspektive des Südens, mit einem Blick von Sizilien aus, an? Ist Friedrich also mehr der Fremde in dieser staufischen Tradition?

Wie der Titel des Buches verrät, soll Kaiser Friedrich II. aus einer südlich-mediterranen Blickrichtung gedeutet werden und eben als das, was die Zeitgenossen so oft in ihm sahen: einen Sizilianer. Der Grund dafür ist einleuchtend. Es mag reichlich Normannenblut in seinen Adern geflossen sein, wie auch jenes der Staufer, doch die unmittelbare Sozialisierung Friedrichs erfolgte auf Sizilien. Das Humanistengenie Francesco Petrarca (1304–1374) formulierte, Friedrich sei «Germanus origine, conversatione Italus – «durch die Herkunft» ein Germane, «durch den Umgang» oder «durch die Lebenswirklichkeit» – man würde heute sagen «durch die Sozialisation» ein Italiener. Dabei bedeutet Germanus weder «Germane» noch «Deutscher» im heutigen Sinne. Petrarca hat wohl eher die normannischen und deutschen Vorfahren gemeint. Dennoch ist durch Petrarcas humanistischen Bildungshintergrund der schon in der Antike konstruierte Gegensatz zwischen Germanen und Römern eingeflochten, so dass er auf die Gegenpole «wilde Vorfahren» und «zivilisierte Erziehung» angespielt haben dürfte.[19]

Ganz falsch lag Petrarca damit nicht. Die väterliche Herkunft aus den Traditionszusammenhängen der Staufer bedeutet nämlich nicht automatisch, dass Friedrich sich auch an den politischen Handlungen seines Vaters oder Großvaters orientierte. Nach meiner Einschätzung nahmen schon die Zeitgenossen deutlich wahr, dass Friederich in seiner ganzen Herrschaftszeit vom Süden aus auf sein Römisches Imperium blickte und seine politischen Entscheidungen in den Dienst seines Königreichs Siziliens stellte. So ist es zu erklären, dass auch in der Ausrichtung auf das Amt des Imperators die sizilianischen Belange immer Priorität genossen. Wenn Friedrich sich in Deutschland engagierte, dann in erster Linie, um eine zukünftige Bedrohung Siziliens vom nordalpinen Reich auszuschließen oder Spielraum für politisches Handeln in Italien zu gewinnen. Schon die persönliche Präsenz des Herrschers belegt das: Von seinen fast sechsundfünfzig Lebensjahren verbrachte Friedrich nur insgesamt zehn Jahre bei drei Aufenthalten nördlich der Alpen.

Der Historiker Leopold von Ranke (1795–1886) hat bereits festgestellt, dass man Friedrich «kaum noch für einen Deutschen» halten könne, als «fast schon ein Fremder bestieg er den Thron», denn «er war durch und durch Sizilianer, erwachsen unter dem Einfluss der verschiedenen Elemente, die dort aufeinandertrafen». Vereinzelt haben deutsche Historiker diese Sicht aufgegriffen, wie etwa Johannes Haller (1865–1947), der 1926 von Friedrich ebenfalls als dem «Sizilianer» gesprochen hat. Herbert Grundmann (1902–1970) benannte in einer biographischen Skizze den Grund für Friedrichs Engagement im Norden: «Er war sich seines sizilischen Erblandes nie sicher, wenn ein anderer deutscher König und Kaiser war. […] Friedrich musste deutscher König werden, wollte er König von Sizilien bleiben.» Und aus britischer Sicht formulierte Geoffrey Barraclough (1908–1984) in seinem ein Jahr nach Ende des Zweiten Weltkrieges erschienenen hochpolitischen Epochenwerk The Origins of Modern Germany: «Dass Friedrich sich Deutschland zuwandte, geschah also zum Schutz seiner Stellung in Sizilien und zur Förderung seiner italienischen Politik.» Sizilischer König bleiben und dieses Reich unter allen Umständen fördern und stärken, und dafür die nordalpinen Machtpositionen soweit wie möglich ausnutzen: Das scheint gleichsam Kaiser Friedrichs II. politisches Credo gewesen zu sein.[20]