image

Achim Werner
Jens Dummer

 

 

Kochschätze
aus dem Kessel

Speisen mit Wikingern, Franken und Slawen

image

Mit 56 neuen Rezepten
vom 5-Steine-Koch

 

 

 

image

Impressum

Texte: Achim Werner und Jens Dummer
Rezepte: Achim Werner

Rezeptfotos: Achim Werner und Jens Dummer
Nachbearbeitung Rezeptfotos: David Eichler
Wildpflanzenfotos: Wilfried Eckstein

 

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen
Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind
im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.

 

Das Werk ist in allen seinen Teilen urheberrechtlich geschützt.
Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig.
Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen,
Mikroverfilmungen und die Einspeicherung in und Verarbeitung
durch elektronische Systeme.

 

Der Konrad Theiss Verlag ist ein Imprint der WBG.

 

© 2015 by WBG (Wissenschaftliche Buchgesellschaft), Darmstadt

Die Herausgabe des Werkes wurde durch die Vereinsmitglieder der

WBG ermöglicht.

Lektorat: Karin Haller, Stuttgart

Satz: Katrin Kleinschrot, Stuttgart

Einbandgestaltung: Nach einem Entwurf von David Eichler,
Jens Dummer und Achim Werner.

 

Besuchen Sie uns im Internet: www.wbg-wissenverbindet.de

 

ISBN 978-3-8062-3140-3

 

Elektronisch sind folgende Ausgaben erhältlich:
eBook (PDF): 978-3-8062-3255-4
eBook (ePub): 978-3-8062-3256-1

Menü

Inhalt

Vorwort

Einleitung

Erläuterungen zu den Rezepten

Wikinger

image

Zwiebelsuppe

Seetangsuppe mit Liebstöckel

Sauerkrautsalat mit Räucherfisch

Gierschsalat mit Sellerie und Hafer

Hafergrütze mit Rauke und Speck

Bärlauchrührei mit Champignons

Gesalzene Dickmilch mit Dörräpfeln

Linsen mit Mangold und Mettwurst

Pfannenbrot mit geröstetem Hafer

Roggenmischbrot mit Speck

Gegrillte Schweinenackensteaks auf Sauerkrautmus mit Minze

Schweinebraten mit Sellerie in Pfeffer-Koriander-Soße

Sauerbraten vom Rind mit Giersch-Zwiebel-Gemüse

Rindergeschnetzeltes mit Kräutern und Hirse

Pferdespießchen vom Grill mit Himbeersoße

Lammlachse in Steinpilz-Sahne-Soße

Hähnchenleber mit Erbsen

Gänsekeulen mit Birnen

Geräucherter Matjes mit Hafer und Zwiebeln

Stockfisch mit Wurzelgemüse

Wolfsbarsch vom heißen Stein

Gegrillte Lachssteaks

Kaninchenkeulen mit Dörrpflaumen

Wildschweinragout mit Pastinaken

Kalte Kirschsuppe mit Honighirse und Sahne

Pflaumenmus mit Rosinen und Pfeffer

Apfelwein mit Waldmeister

Met mit Wildkräutern

Franken und Frühe Deutsche

image

Grünkernsuppe mit Lauch und Lachs

Bohnensuppe mit Dinkel

Traubensalat mit Rote Bete und Walnüssen

Walnussbrot

Gierschgemüse mit Kichererbsen

Kohlrabi mit Kochschinken in Senfsoße

Hirseauflauf mit Schafskäse

Schweinemedaillons in Salbei-Sahne-Soße

Rinderrouladen mit Walnüssen und Dörräpfeln

Hähnchengeschnetzeltes mit Rettich und Honigmelone

Welsfilet mit Pfirsich-Salbei-Mus

Hirschgulasch mit Pfifferlingen

Brombeer-Quark-Gratin mit Walnüssen und Zimt

Apfelmus mit Mandeln und Zimt

Slawen

image

Borschtsch

Lauchsuppe mit Kohlrabi, Zwiebeln und Knoblauch

Bohnensalat mit Ziegenkäse

Kümmelbrot

Schmorgurken mit Möhren an Sauerrahm

Buchweizenpfannkuchen mit Bärlauch

Brennnesselgemüse mit Möhren, Sauerrahm und Zwiebeln

Schweinegulasch mit Kümmelkohl

Lammragout in Knoblauchrahm

Entenbrust mit Sauerkirschen

Zanderfilet mit Linsen in Bier-Senf-Soße

Rehrücken mit Sanddornsoße

Karamellisierte Birnenspalten mit Haselnüssen

Honigquark mit Heidelbeeren

Bestimmungshilfe für Wildpflanzen

Zum Weiterlesen: Ausgewählte Literatur

Zu den Autoren

Rezeptverzeichnis

Danksagung

Vorwort

Eigentlich ist es eine Binsenweisheit: „Der Mensch ist, was er isst“. Mit diesen Worten brachte es Ludwig Feuerbach (1804–1872) einst auf den Punkt und wandte sich damit gegen idealistisch geprägte Philosophie. Weiter führt er aus: „Der Anfang der Existenz ist aber die Ernährung, die Nahrung also der Anfang der Weisheit. Die erste Bedingung, dass du etwas in dein Herz und deinen Kopf bringst, ist, dass du etwas in deinen Magen bringst.“ Recht hatte er, möchte man hinzufügen. In der Soziologie dachte Pierre Bordieu (1930–2002) weiter und betonte die feinen Unterschiede in der Gesellschaft, die sich in Details der Lebensführung – und eben auch in der Küche und an der Tafel – äußern. Die Kulturgeschichte besitzt hier einen unbedingt weiterführenden Ansatz. Kaum etwas prägte menschliches Miteinander so sehr wie das Essen.

Besonders in der interessierten Öffentlichkeit greift eine gut nachvollziehbare Neugierde an dem, was war. Was wurde wie zubereitet und gegessen?

image

Dem Interesse stehen – leider häufig wenig befriedigende – Versuche von Römerküche bei gymnasialen Sommerfesten oder Ritterschlemmen auf Mittelaltermärkten gegenüber.

Beim Verfasser dieses Kochbuchs liegen die Wurzeln ungleich tiefer. Achim Werner, von Hause aus prähistorischer Archäologe, beschäftigt sich seit über 10 Jahren kompetent mit dem Thema. 2004 erschien sein kommentiertes Kochbuch „Steinzeit-Mahlzeit“. Danach veröffentlichte er 2007 „Keltische Kochbarkeiten“. Als Co-Autor neben Achim Werner zeichnet dann im 2010 realisierten Folgeunternehmen „Kochen durch die Epochen“ ebenso wie 2013 bei der Neuausgabe des Steinzeitkochbuchs der Künstler Jens Dummer mitverantwortlich. Auch im vorliegenden Band, der sich dem Frühmittelalter widmet, kümmerte sich Dummer wieder um die Gestaltung und die Anfertigung der Rezeptfotos.

   

Hauptnahrungsmittel im europäischen Frühmittelalter waren sicherlich für alle weniger begüterten Menschen verschiedene Getreidebreie und die stark sättigende Buchweizengrütze. Bis heute isst man in Schweden „Havregröt“ und kennt in Österreich die Buchweizengrütze als „Heidensterz“. Was aber alles kulinarisch möglich gewesen sein kann, zeigt das vorliegende Kochbuch in drei Blöcken auf.

image

Die Quellenlage im Frühmittelalter ist sehr unterschiedlich. Für die Wikingerzeit (9.–11. Jahrhundert) geben die freilich erst später schriftlich fixierten Sagas Hinweise auf die Ernährung. Insofern ergibt sich die besondere Bedeutung archäologischer Funde. Richtig lebendig wird die Wikingerzeit bei einem Besuch in Haithabu bei Schleswig, wo in Museum und Siedlungsrekonstruktion natürlich auch das Thema „Essen und Trinken“ nicht fehlt. Das dortige Bootskammergrab zeigt Beigaben für das Jenseits in Form einer Bronzeschale und eines Glasbechers, aber auch drei mitbestattete Pferde. Aus volkskundlicher Sicht nimmt man an, dass die traditionellen Speisen auf Island am ehesten eine Vorstellung von Zubereitung und Geschmack bieten können. Zu nennen sind hier Pökelfleisch (saltkjöt) und Trockenfisch (harðfiskur). Archaisch anmutende Fischgerichte sind der in Erdgruben fermentierte Knorpelfisch (hákarl) oder Rochen (kœst skata), aber auch der in Schweden bekannte Stinkefisch in Salzlake (surströmming). Hinzu kommen isländische Schafspezialitäten wie abgebrannter und gekochter Schafkopf (svið, seyðahøvd auf den Färöern), Schafkopf-Sülze (sviðasulta), sauer eingelegte Schafinnereien (lundabaggar), im Schafmagen gekochte Schafinnereien (slátur), in Molke eingelegte Hammelhoden (súrsaðir hrútspungar) und der in Norwegen als Nationalgericht bekannte Schaffleisch-Kohl-Eintopf (Får i kål). Der proteinhaltige Skyr, der getrunken (Trink-Dickmilch) oder dickflüssig wie Quark gegessen werden kann, ist bis heute als süße Variante mit Beeren oder herzhaft gewürzt mit Senf und Dill bekannt. Hartbrot (flatbrauð), das malzig-süßliche Schwarzbrot (rúgbrauð) oder das über 12 Stunden mehr gegarte als gebackene dunkle Hverabrauð von pumpernickelähnlicher Konsistenz dürften hohes Alter besitzen. Für Schweden hat ein Archäologe schon einmal mit spöttischem Unterton bemerkt, dass die archäobotanischen Funde nahelegen, dass die Gemüseversorgung einst doch wohl besser war als in den meisten zeitgenössischen Supermärkten. Für Island sieht das wieder anders aus, aber das traditionelle Rübenmus (rófustappa) dürfte auch schon zur Wikingerzeit gegessen worden sein. Sicher auch rituelle Bedeutung besaß der Verzehr von Pferdefleisch, gegen den sich christliche Missionare wandten.

image

Im Kapitel „Franken und Frühe Deutsche“ stammt das zugrunde liegende Quellenmaterial vor allem aus der Zeit Karls des Großen (reg. 768–814). Seine Capitulare de villis vel curtis imperii