Ilse Aichinger

Verschenkter Rat

Gedichte

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Über Ilse Aichinger

Ilse Aichinger wurde am 1. November 1921 in Wien geboren. 1948 veröffentlichte sie ihren Roman über die Kriegszeit in Wien, ›Die größere Hoffnung‹, und ihre ersten berühmten Geschichten. Für ihren Roman, ihre Gedichte, Hörspiele und Prosastücke, die in viele Sprachen übersetzt wurden, erhielt sie zahlreiche literarische Auszeichnungen, u. a. 1952 den Preis der Gruppe 47, 1982 den Petrarca-Preis, 1983 den Franz-Kafka-Preis, 1995 den Österreichischen Staatspreis für Literatur und 2015 den Großen Kunstpreis des Landes Salzburg. Ilse Aichinger starb am 11. November 2016.

 

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Erschienen bei FISCHER E-Books

 

© S. Fischer Verlag GmbH, Frankfurt am Main 2015

 

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ISBN 978-3-10-403443-0

Gebirgsrand

Denn was täte ich,

wenn die Jäger nicht wären, meine Träume,

die am Morgen

auf der Rückseite der Gebirge

niedersteigen, im Schatten.

Winterantwort

Die Welt ist aus dem Stoff,

der Betrachtung verlangt:

keine Augen mehr,

um die weißen Wiesen zu sehen,

keine Ohren, um im Geäst

das Schwirren der Vögel zu hören.

Großmutter, wo sind deine Lippen hin,

um die Gräser zu schmecken,

und wer riecht uns den Himmel zu Ende,

wessen Wangen reiben sich heute

noch wund an den Mauern im Dorf?

Ist es nicht ein finsterer Wald,

in den wir gerieten?

Nein, Großmutter, er ist nicht finster,

ich weiß es, ich wohnte lang

bei den Kindern am Rande,

und es ist auch kein Wald.