Balian Buschbaum
Frauen wollen reden, Männer Sex
Wie verschieden sind wir wirklich, Herr Buschbaum?
Fischer e-books
Balian Buschbaum, 1980 in Ulm geboren, errang im Sport internationale Titel. Als seine zweite Olympiateilnahme bevor stand, entschied er sich der Mann zu werden, der schon immer in ihm steckte. Er hat diese Entscheidung nie bereut. Im Gegenteil: Sein persönlicher Befreiungsschlag schenkte ihm auch einzigartiges Wissen über die Gefühlswelt sowohl von Frauen als auch von Männern. Heute ist er Buchautor, Fitness- und Mentalcoach.
Covergestaltung: bürosüd°, München?
Coverabbildung: Katharina Dubno
Erschienen bei FISCHER E-Books
© S. Fischer Verlag GmbH, Frankfurt am Main 2013
Abhängig vom eingesetzten Lesegerät kann es zu unterschiedlichen Darstellungen
des vom Verlag freigegebenen Textes kommen.
Dieses E-Book ist urheberrechtlich geschützt.
ISBN 978-3-10-401431-9
Ich liebe Männer – auf ihre Art.
Ich liebe Frauen auf eine andere Art.
Ich liebe die Menschen – wie sie sind.
Der Mann spricht zu wenig. Die Frau zu viel. Was er sagt, versteht sie nicht. Wenn sie spricht, schaltet er nach wenigen Augenblicken ab. Er möchte seinen Weg auf der Straße oder im Leben allein und autonom finden. Sie möchte nachfragen, besprechen und sich mitteilen. Er sammelt Autos. Sie liebt Schuhe. Solche klischeehaften Aussagen über Männer und Frauen ließen sich ins Endlose fortschreiben, sind oft schon variiert und wiederholt worden, verlieren aber dadurch anscheinend nichts von ihrer Attraktivität und Aktualität. Und tatsächlich: Erleben wir nicht immer wieder Situationen, in denen der Kampf der Geschlechter sich gerade an solchen scheinbaren Oberflächlichkeiten manifestiert?
Mein spezieller Lebensweg hat mir Einblicke in die Welt der Frauen eröffnet. Weil sich die Natur so spielerisch mit allen Dingen befasst, die sie hervorruft, hat sie mit mir auch keine Ausnahme gemacht. Sie schenkte mir die Aufgabe, als Mann, ausgestattet mit weiblichen Geschlechtsmerkmalen, mein Studium Frau-Mann-Mensch aufzunehmen. Trotz meiner unglücklichen Lage hatte ich dadurch die einzigartige Möglichkeit, achtundzwanzig Jahre lang in die Welt der Frauen einzutauchen und herausfinden, was diese Geschöpfe wirklich bewegt. An welch spannenden Erfahrungen ich in dieser Zeit teilhaben durfte und was diese Erlebnisse in der weiblichen Welt mit einem Kerl anstellten, möchte ich in diesem Buch beschreiben und dabei die oft zitierten Gegensätzlichkeiten von Frauen und Männern auf ihren Wahrheitsgehalt prüfen.
Grundsätzlich möchten die meisten Männer ausschließlich männlich und Frauen auf ihre Art auch weiblich sein. Zudem wünschen sich die Männer, dass Frauen sie auch als Mann wahrnehmen, und Frauen wollen als Frau ernst genommen werden. Fragt man jedoch nach den Erwartungen an das jeweils andere Geschlecht, wird es komplizierter. Wie oft habe ich Aussagen von Frauen gehört, die sich einen Mann herbeisehnen, der die komplexen weiblichen Gedankengänge nachvollziehen kann, der einfühlsam ist und trotzdem stark und beschützend wirkt. Und auch Männer erhoffen sich eine Frau, die die klare und strukturierte Denkweise des Mannes, die oftmals mit wenigen Worten auskommt, nicht als Beleidigung oder Ignoranz begreift, sondern verstehen lernt, dass für ihn Kommunikation im Sinne von regem Wortaustausch lange nicht so wichtig ist wie seine ganz persönliche Art der Verständigung, nämlich Sex. So verselbständigt sich der Irrgarten unter den Geschlechtern oft von ganz allein. Die Irrtümer führen zu Missverständnissen, Auseinandersetzungen und bringen die beiden Welten auseinander. Und das, obwohl unser Miteinander so einfach sein könnte, erfordert es doch einfach nur den Mut, einander zuzulassen, und die Aufrichtigkeit, uns gegenseitig zu akzeptieren.
Einer meiner ersten Wege bei der Recherche zu diesem Buch führte mich zu C. G. Jung, dem Psychiater und Begründer der Analytischen Psychologie. Jung entwickelte die Theorie von Anima und Animus, dem Weiblichen im Mann und dem Männlichen in der Frau. Zu seiner Zeit war das eine gewagte Behauptung, heute aber ist die Aussage, dass einige Männer weiblicher als so manche Frau und manche Frauen männlicher als der ein oder andere Mann sind, nicht mehr anstößig. Es gibt viele Menschen, die der typischen Geschlechterrolle nicht entsprechen. Doch was ist überhaupt typisch? Meistens lassen sich diese Eingrenzungen als ein Konstrukt gesellschaftlicher Normen entlarven, die häufig auf Angst basieren. Der Angst vor der Veränderung und den Reaktionen darauf, der Angst, nicht dazuzugehören und ausgeschlossen zu werden, und letztendlich der Angst davor, alleine zu sein.
Mir ist es deshalb wichtig zu erwähnen, dass auf den folgenden Seiten die Begriffe weiblich-männlich nicht mit Frau-Mann oder pauschal mit Sie und Er gleichzusetzen sind. Ich benutze die Definition von Männern und Frauen lediglich dazu, um eine Form zu finden, in die ich ihre unterschiedlichen Charaktere einbetten kann. Ebenso könnte ich unabhängig von den Geschlechtsmerkmalen von »weiblichen« und »männlichen Gehirnen« sprechen.
Karl Valentin formulierte so schön: »Es ist schon alles gesagt, nur noch nicht von allen.« Ich erfinde das Rad nicht neu. Und es wundert mich auch nicht, dass bei meinen Recherchen viele meiner Gesprächspartner von mir wissen wollten, warum ich ein Buch über Frauen und Männer schreiben möchte, wo doch schon Unmengen an Büchern zu diesem und ähnlichen Themen in den Regalen der Buchhandlungen zu finden sind. Die Antwort liegt auf der Hand: Ich hatte und habe eine andere Perspektive, die ziemlich exklusiv ist. Was aber vielleicht noch von viel größerer Bedeutung ist, ist meine Leidenschaft, Menschen zu beobachten und zu analysieren. Ich tausche mich gerne über Beziehungen, Lebenserfahrung und Selbstfindung aus und möchte in diesem Buch über den thematischen Horizont der Unterschiede von Männern und Frauen hinausgehen, um den Menschen ganzheitlich zu betrachten. Seit ich mit mir im Reinen bin und mein wahres Leben im körperlichen Einklang mit meiner Seele leben kann, gehe ich mehr auf Menschen zu, stelle ihnen Fragen und führe meine kleinen Experimente durch. Manchmal stelle ich meinem Gegenüber nur eine einzige Frage, und wir sprechen Stunden, Tage, Monate und Jahre darüber. Als ich begann, mich auf das Buch vorzubereiten, wollte ich von vielen Menschen wissen: »Was haben Frauen und Männer in deinem Leben falsch oder richtig gemacht?«
Dabei habe ich die Definitionen von »richtig« und »falsch«, »Männer« und »Frauen« den Befragten selbst überlassen. Die Antworten, die ich bekam, spiegeln unsere Realität wider. Besonders hilfreich waren auch die Fragen, die ich als Reaktion auf mein erstes Buch in vielen Leserbriefen, E-Mails und auf meinen Lesereisen gestellt bekommen habe. Die, die am häufigsten an mich gerichtet wurden, habe ich in dieses Buch aufgenommen. Es sind ganz unterschiedliche Fragen – witzige, freche, aber auch sehr ernstgemeinte. Die Antworten fallen dementsprechend aus, mal salopp und kurz, mal etwas tiefgründiger und ausführlicher. Ich habe eine grobe Gliederung vorgenommen, doch manche Fragen sind thematisch übergreifend, und das Buch muss auch nicht von vorne nach hinten gelesen werden.
Ich bin weder ein konventioneller Schriftsteller noch Analytiker oder Geschlechterforscher. Ich möchte weder fiktive Geschichten schreiben noch wissenschaftliche Arbeiten verfassen. Auf meine Art und Weise und mit meiner Perspektive bin ich aber Beobachter, Forscher und Visionär. Meine jahrelang geführten Notizen, die persönliche Eindrücke, Beobachtungen und Begegnungen enthalten, habe ich teilweise mit aktuellen wissenschaftlichen Studien und neusten Erkenntnissen verglichen, um typische Verhaltensmuster von Frauen und Männern aufzudecken und benennen zu können. Vor allem die Geheimnisse unserer Hormone wollte ich nicht außer Acht lassen, weil sie aus meiner Erfahrung heraus wesentlich mehr zu unserer Realität beitragen und mehr Auswirkungen auf unsere Gehirnstrukturen und damit auf unser Verhalten und unser Empfinden haben, als wir dies zunächst vermuten würden.
Wenn wir der Erkenntnis und unserem ganzen Wissen über unser Sein Respekt, Verständnis und Humor hinzufügen, dann kann uns eine große Explosion zwischenmenschlicher Konflikte erspart bleiben.
Als wir zum Beispiel Elektrizität noch nicht verstanden, lösten Blitze Angst in uns aus. Wenn wir uns selbst nicht verstehen und handhaben können, dann bereitet uns diese Hilflosigkeit aufgrund mangelnden Wissens ebenso große Angst. So sollten wir uns immer weiter selbst erkunden und lernen, wie wir unsere inneren positiven und negativen Teilchen beschleunigen und sie zur rechten Zeit entschleunigen können. Denn dann werden wir uns bei vielen Dramen, die in unserem Leben geschehen, nicht mehr so wichtig nehmen. Nietzsche hinterließ einen Satz, der uns eine gewisse Gelassenheit vermitteln kann: »Alles Entscheidende wird trotzdem geschehen.« Wir sollten demnach lernen, auf alles Entscheidende mehr zu vertrauen und alles nicht so Entscheidende nicht zu ernst zu nehmen.
Paare werden beim Lesen dieses Buches vielleicht zustimmend nicken, diskutieren, lachen, sich gegenseitig auf- und vielleicht auch ausziehen, um sich weiter gemeinsam zu erforschen und auf der Leiter der Erfahrung emporzusteigen. Denn seien wir mal ehrlich, wir können nicht ohneeinander. Sogar unsere eigene Anatomie zeigt hier eine Parallele: Kein Schritt kann ohne Agonist und Antagonist entstehen. Wir brauchen unseren Gegenpart, um voranzukommen. Ich habe versucht, diesen transparenter zu gestalten und einen kleinen Ratgeber für Frauen, Männer, ja eigentlich für Menschen zu schreiben, die ihr Gegenüber nicht in Teilaspekten, sondern in seiner Ganzheit verstehen möchten. Er soll die Kunst der Beobachtung und die Lust der Feinfühligkeit hervorheben und zeigen, dass Achtsamkeit, Konzentration, Erhabenheit und Respekt uns zu einem Gefühl der Vollkommenheit in uns selbst verhelfen können. In diesem Sinne möchte ich meine persönlichen Erfahrung an die Menschen zurückzugeben – in der Hoffnung auf ein besseres Mit- und Füreinander.
Typisch Frau – Typisch Mann?
Klischees auf dem Prüfstand
Ein klares: Ja! Ich glaube, dass das Leben als Mann mit einem entsprechenden Testosteronwert einfacher ist, weil dieses Hormon denk- und zweifelfaul ist. Faszinierend für mich ist, dass ich heute weniger nachdenke als früher und mich dadurch – besser fühle.
Zum Beispiel habe ich damals im Stabhochsprung bei vielen Sprüngen darüber nachgedacht, was alles schiefgehen könnte. Wenn ich heute einen Stab in die Hand nehme und aus Freude springe, dann denke ich nicht, sondern genieße einfach den Flug. Es fällt mir heute viel leichter, ein höheres Risiko einzugehen, ohne dabei leichtsinnig, aber vor allem, ohne dabei unsicher zu sein.
Das Einzigartige an meiner persönlichen Situation ist die Tatsache, dass ich mich noch daran erinnern kann, welche Auswirkungen Östrogen auf meine Gedanken und Gefühle hatte. Diese Zeit lehrte mich, hinter die verborgenen Türen der Frauen zu blicken. Die östrogenbehafteten Erinnerungen habe ich abgespeichert und kann jederzeit auf sie zurückgreifen. Meistens aber vermeide ich es, denn diese östrogenbeladenen Gedanken sind mir einfach zu komplex geworden. Ich glaube aber auch, dass Testosteron ein paar emotionale Türen im Gehirn schließt, was eine weniger große emotionale Spannweite zulässt und somit das empathische Verhaltensrepertoire verringert. Wenn Männer den Mount Everest besteigen, dann können Frauen sie nur belächeln. Sie sind schließlich in der Lage, mit ihren Emotionen gleichzeitig auf dem höchsten Berg der Welt zu stehen und ebenso auf den tiefsten Grund der Meere abzutauchen.
Meine Worte sollen Frauen oder Männern gegenüber – je nachdem wie man es nimmt – nicht abwertend klingen, sondern nur veranschaulichen, dass Östrogen und Testosteron eben unterschiedliche Auswirkungen auf unser Verhalten und Erleben haben.
Die genetische Information von Männern und Frauen ist zu über 99 Prozent identisch. Diese Erkenntnis erörtert die Neurobiologin Louann Brizendine, die in verschiedenen Untersuchungen und Studien fünfundzwanzig Jahre lang Hormonen und ihren Auswirkungen im Gehirn von Frauen und Männern auf den Grund gegangen ist. Sie stellt fest, dass die 30 000 Gene, die ein Mensch in sich trägt, nur geringfügig unter den Geschlechtern variieren. Dieser kleine Unterschied, den wir Geschlecht nennen, wirke sich aber entscheidend auf jede einzelne Zelle unseres Körpers aus und manifestiert sich in unserem Lustempfinden, der Schmerzgrenze, den Neuronen, der Wahrnehmung, den Gedanken und den Gefühlen.
Nachweisbare Unterschiede zwischen dem weiblichen und dem männlichen Gehirn finden sich in der Menge der Hormone. Diese beeinflussen uns in unserem Erleben und Verhalten wesentlich mehr, als wir ahnen. Testosteron ist der Hauptvertreter unter den Sexualhormonen beim Mann, und Östrogen ist das wichtigste weibliche Sexualhormon, wobei die beiden Hormone in unterschiedlichen Mengen in unseren Körpern auftreten. Bei Männern liegt beispielsweise der Testosteronwert im Blutserum zwischen dreihundert und tausend Nanogramm je Deziliter, bei Frauen zwischen zwanzig und siebzig. Auch Männer produzieren in den Hoden kleine Mengen von Östrogenen. Welche Auswirkungen die unterschiedlichen Wirkspiegel haben, bekommen wir täglich beim Zusammentreffen und in der Kommunikation mit dem anderen Geschlecht zu spüren.
Das männliche Gehirn ist – auch unter Berücksichtigung der Körpergröße – rund neun Prozent größer als das weibliche Gehirn. Noch im neunzehnten Jahrhundert folgerten Wissenschaftler aus der unterschiedlichen Gehirngröße, dass Frauen geringere geistige Fähigkeiten haben müssten als Männer, was diese fälschlicherweise in ihrer Annahme bestätigte, das stärkere, weil schlauere Geschlecht zu sein.
Als die Hirnforschung voranschritt und mehr Erkenntnisse über die Funktionsweise und den Aufbau unseres Gehirns vorlagen, zeigte sich schnell, dass beide Geschlechter die gleiche Anzahl von Gehirnzellen aufweisen, die bei Frauen nur auf engerem Platz verteilt sind. Das sei wohl der Grund, warum Frauen sich leichter emotional überhitzen, da die gelegentlich kochende Wut zu wenig Platz zum Verdampfen habe, witzelten die Herren der Schöpfung daraufhin. Der weibliche Konter fiel nicht weniger böse aus. Die Größe des männlichen Gehirns sei der Grund dafür, dass Männer gar nicht oder nicht so schnell verstünden, weil ihre Neuronen im Gehirn länger für die Reise zum Verständnisareal benötigten. Auf dem Weg dorthin verirrten sie sich ständig, würden von ihrem männlichen Stolz aber abgehalten, nach dem Weg zu fragen. Spaß beiseite, es gibt keinen wissenschaftlich seriösen Nachweis für die intellektuelle Überlegenheit eines Geschlechts. Zwar scheinen sich die spezifischen kognitiven Fähigkeiten von Männern und Frauen in mancher Hinsicht zu unterscheiden, in der Gesamtintelligenz aber sind sie ebenbürtig.
Besteht unsere Welt aus zwanghaften Triebtätern mit einer Dauererektion und weiblichen Quasselstrippen mit einem Spiegel als Zuhörer? Entgegen allen Klischees reden Frauen über den Tag verteilt nicht mehr als Männer. Zu diesem Ergebnis kommen amerikanische Wissenschaftler, die das natürliche Redeverhalten von knapp vierhundert Studenten untersucht haben. Sowohl Männer als auch Frauen benutzen im Durchschnitt etwa 16 000 Wörter am Tag.
Und was ist mit dem Sex, der den Männern die ganze Zeit den Geist vernebeln soll? Auch der ist überbewertet. Der Mann denkt nicht alle sieben Sekunden an Sex, wie immer so schön behauptet wird. Tatsächlich nutzt er sein Gehirn auch noch für andere Einfälle. Nach einer neuen Studie überfällt junge Männer im Durchschnitt nur neunzehn Mal am Tag der Gedanke an Sex. Ans Essen fast achtzehn Mal. Allerdings sind die Ergebnisse solcher Untersuchungen sehr unterschiedlich und schwanken je nach Alter der Probanden und Auswertungskriterien zwischen zehn und fünfzig Momenten täglich, in denen Männer ins Erotische abgleiten. Alle Studien sind sich aber in einer Aussage einig: Frauen denken weniger an Sex (und mehr ans Essen).
Warum ist das so? Tatsache ist, dass unsere Gehirne unterschiedlich funktionieren. In einer Forschungsreihe, die ich auf BBC verfolgt habe, setzten englische Wissenschaftler bildgebende Verfahren ein, um die unterschiedliche Gehirnaktivität von Männern und Frauen zu dokumentieren. Den Versuchsteilnehmern wurde eine neutrale Szene, ein Gespräch zwischen einem Mann und einer Frau gezeigt. Im Gehirn der Männer aktivierten sich beim Betrachten sofort die Sexualzentren. Sie sahen in dem Gespräch den Auftakt zu einer sexuellen Begegnung. Das weibliche Gehirn interpretierte das Bild lediglich als das, was es in ihrer Realität war: Ein Gespräch zwischen zwei Menschen. Die Studie kam zu dem Ergebnis, dass das Sexualzentrum des Mannes zweieinhalb Mal größer ist als das einer Frau.
Ich persönlich kann diesen Aussagen aus eigener Erfahrung beipflichten. Ich denke ebenfalls häufiger an Sex als an Essen. Mein männliches Gehirn funktionierte allerdings schon immer so. Durch die Testosteronsubstitution verstärkten sich aber die Gedanken an Sex und vor allem der Wunsch, die sexuellen Phantasien auch auszuleben.
Dass der Mann leichter auf erotische Reize reagiert, sagt aber noch nichts über Inhalt und Intensität der sexuellen Wünsche aus und welche Auswirkungen sie auf Wahrnehmung und Verhalten im Alltag haben. Das zu erfahren wäre aber doch das eigentlich Interessante, bei Männern und bei Frauen, oder?
Einer hemmungslos sinnlichen Frau ist der Mann immer unterlegen. Ihr Orgasmus ist breit und tief und lang.
Seiner ist ein Witz.
Helge Timmerberg
»Männer starren zuerst auf meinen Hintern und meine Brüste und wissen auch nach dem dritten Date noch nicht, welche Augenfarbe ich habe«, dieser Klage können viele Frauen beipflichten. Aber sind Männer tatsächlich optisch so fixiert? Um den Vorwurf etwas zu entkräften, möchte ich eine Studie aus Amerika anführen, die vor einiger Zeit auf BBC veröffentlicht wurde. In dieser Untersuchung sollten Männer eine spezielle Brille aufsetzen, die die Richtung ihrer Blicke aufzeichnete und an einen Computer übertrug, während im Blickfeld der Männer eine Frau erschien. Die Forscher untersuchten, wie lange der Focus der Männer auf den verschiedenen Körperregionen der Frau verweilte. Das Ergebnis zeigte, dass Männer zuerst einige Sekunden auf das Gesicht einer Frau schauten. Dann allerdings wanderten ihre Blicke sehr schnell zur Hüft- und Poregion der Frau, um sich schließlich im Beckenbereich etwas länger aufzuhalten. Abschließend scannten nahezu alle Probanden den ganzen Körper der Frau.
Wissenschaftler führen diese Ergebnisse auf den Urtrieb des Mannes zurück, der sein unbewusstes Partnerwahl-Programm bestimmt. Eine Frau mit gebärfreudigem Becken animiert den Fortpflanzungstrieb des Mannes, ohne dass es ihm bewusst wäre.
Für alle Kulturen rund um die Welt gilt übrigens, dass Aussehen und auch Alter sehr wichtig bei der Partnerwahl sind, das fand eine internationale Partnerwahlstudie der University of Michigan heraus. Wobei beim Aussehen die Bewertung unterschiedlich sein kann; so gelten in Teilen Afrikas dicke Frauen oder hängende Brüste als schön. Beim Alter sind sich die Männer dieser Welt einig. Die Frau sollte jünger als der Mann sein. Dies hat wahrscheinlich auch evolutionsbedingte Gründe: Je jünger die Frau, desto mehr Kinder kann sie haben und desto weiter können die männlichen Gene verbreitet werden.
Nicht zu vernachlässigen ist bei der Partnersichtung die Wirkung von harmonischen Proportionen – und das sowohl bei Männern als auch bei Frauen. Eindrucksvoll illustriert das ein Bild von Leonardo da Vinci aus dem Jahr 1492 mit dem Namen: »Der vitruvianische Mensch«, das bis heute als ästhetische Vorlage für die perfekten Proportionen des menschlichen Körpers gilt. Wissenschaftler interpretieren die Vorliebe für ein symmetrisches Gesicht und einen ebensolchen Körperbau als Anzeichen für eine stabile Gesundheit und einen funktionierenden Fortpflanzungstrieb.
Neben diesen oft unbewusst ablaufenden Mechanismen gibt es natürlich auch viele persönliche Vorlieben. Eine neuere Umfrage hat ergeben, dass drei Viertel aller Männer erst einmal auf die Haare einer Frau schauen. Augen und Zähne, sogar schöne Füße und Hände stehen bei manchen Männern ganz oben auf der Prioritätenliste.
Was mir allerdings immer wieder auffällt ist, dass Frauen sich selbst viel kritischer sehen, als Männer das tun. Viel wichtiger als das perfekte Aussehen ist doch ein eigenes und positives Körpergefühl. Wenn ein Mann spürt, dass sich eine Frau in ihrem Körper wohl fühlt, sich frei und ungezwungen bewegen kann, bemerkt er mögliche Problemzonen wahrscheinlich überhaupt nicht und wird sich eher wünschen, diese Rundungen endlich nackt zu sehen. Mein Rat an die Frauen: Seid stolz auf euren Körper und eure Weiblichkeit, dann wirkt ihr auch anziehend auf den Mann.
Die Männer beteuern immer, sie lieben die innere Schönheit bei der Frau, komischerweise gucken sie
dabei ganz woanders hin.
Marlene Diedrich
Wenn Männer eine attraktive Frau beschreiben sollen, benutzen sie Attribute wie sexy, aufregend, tolle Figur, lange (vorzugsweise blonde) Haare. Ihr Äußeres muss ihn nicht nur überzeugen, sondern spielt die zentrale Rolle bei der Partnerwahl. Sowohl ihre Ausstrahlung als auch ihre Authentizität kann die Frau getrost vernachlässigen, wenn sie nur weiß, wie sie am besten ihre Maße zur Schau stellt. Wenn eine Frau geerdet ist oder den Zustand innerer Ruhe anstrebt, dann wirkt sie alles andere als aufregend auf den Mann. Männer wollen Frauen zähmen. Eine Frau braucht nicht zu wissen, wer sie ist. Es reicht, wenn er es weiß. Vorteilhaft, um als Frau die Note »anziehend« zu erhalten, ist es, keine eigenen Überzeugungen zu haben und nicht kämpfen und bestenfalls auch nicht viel reden zu wollen. Damit aus dem unerfahrenen Mädchen auch eine echte Traumgattin wird, muss sie aber nicht nur schweigen, sondern ihre nicht ausgesprochenen Worte auch in seine Körpersprache übersetzen können. Seine Körpersprache ist Sex. Hier kann sie auch ruhig etwas aus ihrer sonst passiven Rolle heraustreten und ihre Aggressionen körperbetont umsetzen.
Weiterhin erstrebenswert für eine Frau sollte es sein, bei der Problembewältigung des Mannes nicht im Wege zu stehen, keine mütterlichen Ratschläge zu erteilen und ihm möglichst viel Freiraum zu schaffen, indem sie sich um Kind und Haushalt kümmert.
Wichtig bei der ganzen Sache ist, dass die Frau nur das darstellt, was er sich wünscht: eine erotische Verführerin (es geht um seinen Spaß), ein verantwortungsvolles Kindermädchen (es geht um seine Gene) und eine perfekte und effiziente Haushaltsführerin (es geht um sein Geld).
Liebe Leserin, hast du es bis hierher geschafft? Ich kann gut verstehen, wenn das Buch jetzt ein paar Seiten weniger oder ein paar Kratzer mehr hat. Aber bevor ich mit den Vorurteilen, wie Männer über Frauen denken (und die nicht nur Frauen auf die Palme bringen können), aufräume, wollte ich sie nochmals vergegenwärtigen.
Für den selbstbewussten Mann (und ich denke: nur ein solcher kommt in Frage) sind jene Frauen attraktiv, die nahezu all den oben aufgeführten Beschreibungen trotzen.
Was aber macht eine Frau wirklich anziehend für einen Mann?
Frauen, die ganz sie selbst sind und sich lieben so wie sie sind, versprühen eine besondere Ausstrahlung, die jeden Mann in Bann zieht – auch in sexueller Hinsicht. Wenn eine Frau ihre Stärken und ihre Schwächen innerlich wie äußerlich einzuschätzen weiß, weder die einen auffällig überbetont noch die anderen angestrengt verbirgt, dann ist sie selbstbewusst. Wenn sie dazu finanziell unabhängig ist, sich sicher auf jedem Parkett bewegt, aber es zulassen kann, dass er ihr auch mal die Tür aufhält und sie zum Essen einlädt, um seine Versorgerqualitäten zu zeigen, dann ist sie klug. Wenn sie dann noch eine Glühbirne auszutauschen oder eine Waschmaschine anzuschließen weiß, ohne ihm das Gefühl zu geben, dass er dadurch überflüssig wird, dann ist sie praktisch.
Und wenn der Mann auch noch spürt, dass er bei ihr eine Heimat finden könnte und seine manchmal etwas verqueren Gedanken, wie die Frage, ob die Krawatte zur Außenfarbe seines Wagens passt oder warum Hunde überhaupt Haare haben, ernst nimmt, dann ist ihr seine Liebe gewiss.
Ich glaube, dass eine gute Mischung aus Charme, Humor und einer gewissen äußeren und inneren Magie auf Frauen wirkt. Wenn Frauen einen attraktiven Mann beschreiben sollen, benutzen sie gerne Schlagwörter wie stark, beschützend und vertrauenswürdig. Dazu kommt ein Quäntchen Draufgängertum, viel Humor, aber vor allem Intelligenz und Ausdrucksstärke in Wort und Bild sowie die nötige geistige Reife und Lebensweisheit. Durchaus darf sie auch sein Äußeres überzeugen, doch wichtiger als die äußere Hülle ist Ausstrahlung und Authentizität. Ist ein Mann geerdet, dann wirkt sich seine innere Ruhe auch auf seine äußere Ausstrahlung aus. Er muss wissen, wer er ist, und bereit sein, für seine Überzeugung einzutreten. Nicht zuletzt imponiert es einer Frau, wenn der Mann an ihrer Seite zuhören kann. Allerdings sollte er ihre Worte nicht nur hören, sondern sich auch aktiv um ein Verstehen bemühen. Echtes Interesse, teilnehmendes Nachfragen und eine gewisse Zurückhaltung bei Ratschlägen und Bewertungen lassen keine Frau unberührt.
Doch auch das liebe Geld spielt eine Rolle. Eine internationale Partnerwahlstudie der University of Michigan ergab, dass für Frauen rund um den Globus die finanzielle Situation ihres Partners bedeutend ist. Unabhängig von geographischen, kulturellen und religiösen Unterschieden und auch davon, ob die Befragten in einer kommunistischen, sozialistischen oder kapitalistischen Staatsform leben, spielt dieser Aspekt bei Frauen eine doppelt so große Rolle wie bei den Männern.
Das Bedürfnis nach finanzieller Sicherheit ist übrigens auch unabhängig davon, wie wohlhabend die Frauen selbst sind. Millionärinnen suchen ebenso nach einem Partner mit großen materiellen Ressourcen wie heiratswillige Frauen aus einem mittellosen Elternhaus.
Eine ebenfalls große Chance auf den Attraktivitätspokal haben Männer, die gut mit Kindern und Tieren umgehen können, wahrscheinlich signalisiert das Vertrauen und Verantwortungsgefühl. So kommt ein Mann, der alleine einen Kinderwagen schiebt oder einen Welpen an der Leine führt, viel schneller mit fremden Frauen ins Gespräch, als wenn er ohne einen solchen Anhang seine Runden dreht.
Am Strand ins Wasser gehen und sich beim Eintauchen die Nase zuhalten.
Bei Kontakt mit Krabbeltieren anfangen zu kreischen.
Im Bett die Socken zuletzt oder gar nicht ausziehen.
In der Gegend herumspucken, rülpsen oder sich in regelmäßigen Abständen an den Penis fassen.
Keine Entscheidung treffen können.
Bei einer Geschwindigkeitsbegrenzung von 120km/h nur 80km/h schnell fahren.
Schon bei einem Schnupfen wehleidig sein.
Als Kapitän das Boot zuerst verlassen.
Auf die Frage: Was für ein Tier würdest Du gerne einmal sein? »Regenwurm« antworten.
Wenn der Wasserhahn tropft, die Mama anrufen.
Wenn allerdings wahre Liebe im Spiel ist und eine Frau gelernt hat, den Menschen so anzunehmen, wie er ist, dann sieht sie auch darüber hinweg, wenn ihr Held nur in Socken bekleidet im Schwimmbad auf dem Einmeterbrett steht, das Handy ans Ohr hält und seiner Mutter den Vorwurf macht, dass er todkrank sei und sich in die Tiefe stürzen wird, da er diesen Schnupfentumor nur deswegen bekommen habe, weil der Wasserhahn zu Hause tropft und sie sich nicht darum gekümmert habe. Danach legt er weinerlich auf, wirft mutig das Handy ins Gras (es könnte ja durch den Todessprung ins Wasser kaputt gehen) und stürzt sich mit den Worten: »Alle Macht den Regenwürmern!« in die Tiefe. Dabei hält er sich natürlich die Nase zu. So sind sie, die Superhelden unserer Zeit. Welche Frau würde ihren Mann nicht für das lieben, was er ist?
Für diese Männer – vielleicht sind das ja die ersten Exemplare einer weiterentwickelten Spezies – ist Schönheit nicht allein an Äußerlichkeiten gebunden. Jeder Mensch, der innerlich schön und liebevoll ist, strahlt seine innere Schönheit auch nach außen aus. Diese Art von Schönheit können nur viele Menschen nicht sehen, weil sich die meisten allzu sehr von der Oberfläche ablenken lassen. Das wirklich liebende Herz lässt sich nicht von dem oberflächlichen Schein ablenken, sondern sieht tiefer in die Seele und erkennt wahre Schönheit.
Ganz einfach: Die Damentoilette ist der einzige Ort, an dem Frauen sich ungestört – ohne Männer – unterhalten können. Viele Männer vermuten nun, dass dort über sie geredet würde – weit gefehlt! Eine von einem großen Hygieneartikel-Hersteller in Auftrag gegebene Umfrage bei über fünfhundert Frauen hat ergeben, dass nur achtzehn Prozent der Frauen sich auf der Toilette ungestört über Männer unterhalten wollen. Die Hauptgründe für den gemeinsamen Toilettenbesuch sind vielmehr: Frauen trauen sich entweder nicht alleine aufs Örtchen oder wollen gemeinsam lästern, aber in erster Linie nicht über Männer, sondern über Make-up, Kleidung und andere Dinge, die ihnen auf die Nerven gehen.
Weibliche Gehirne stellen über solche Gespräche eine gegenseitige Verbindung her. Sie sind daran interessiert, Kontakte herzustellen, diese nach bestem Gewissen zu pflegen, auszubauen und damit für Harmonie und Verständnis zu sorgen. Dabei kommt es nicht selten vor, dass das gemeinsame Gekicher noch Türen und Räume weiter wahrzunehmen ist. Bei diesen Gesprächen wird Dopamin und Oxytocin ausgeschüttet. Dieser Austausch aktiviert das Lustzentrum im Gehirn und verstärkt das persönliche Lustempfinden. Es erklärt sich daher von selbst, warum sich eine Frau mit ihrer besten Freundin im Schlepptau auf einer Toilette so wohl fühlt.
Das Verhalten beim Besuch des Stillen Örtchens ändert sich übrigens mit dem Alter. Während Teeanger und junge Frauen sich als wahre Herdentiere erweisen, bevorzugen Frauen ab einem gewissen Alter doch eher den Alleingang. Der Gesprächsbedarf verebbt allerdings nicht mit dem Alter, sondern verlagert sich zum Beispiel aufs stundenlange Telefonieren. Wenn weibliche Gehirne allerdings erwarten, dass sie mit Männern qualitativ und quantitativ derlei Gespräche führen können wie mit ihren Freundinnen, werden sie bitter enttäuscht. Der Mann hält sein Telefonsprechverhalten, wie sonst auch sein Mitteilungsbedürfnis, auf einem niedrigen Kommunikationslevel. Er möchte am Telefon zügig alles klären, ohne ausufernde emotionale Berichte zu hören. Danach möchte er auflegen. Manchmal können dadurch peinliche Pausen entstehen, da er glaubt, bereits alles Nötige gesagt zu haben, sie aber auf weitere Ausführungen wartet oder zumindest eine Reaktion auf ihre Erzählungen von ihm hören möchte. Es gibt allerdings durchaus sensible Männer, die auf Grund der Reaktion ihrer Gesprächspartnerin spüren, dass sie noch nicht auflegen will.
Generell ist das Testosteron aber eine Art Stummschalthormon, das eigentlich nur zwei Ausnahmen kennt: Fällt das Thema auf Sport oder Sex, dann werden auch die schweigsamsten Schafe zur Quasselstrippe.
Eines Abends saß ich an meinem Schreibtisch, der mich schon seit Jahren begleitet und gerade mal so groß ist, dass ein Laptop und ein Blatt Papier auf ihm Platz finden. Ich tippte also so vor mich hin, als das Handy meines weiblichen Besuchs klingelte. Es war ihre beste Freundin und mein besonderes Geschenk für diesen Abend.