Der Struwwelpeter

oder lustige Geschichten

und drollige Bilder



Wenn die Kinder artig sind,

Kommt zu ihnen das Christkind;

Wenn sie ihre Suppe essen

Und das Brot auch nicht vergessen,

Wenn sie, ohne Lärm zu machen,

Still sind bei den Siebensachen,

beim Spaziergehn auf den Gassen

von Mama sich führen lassen,

bringt es ihnen Gut‘s genug

und ein schönes Bilderbuch.







Prinz Grünewald und Perlenfein 

mit ihrem lieben Eselein




Der Struwwelpeter


Sieh einmal, hier steht er,

Pfui! Der Struwwelpeter!

An den Händen beiden

Ließ er sich nicht schneiden

Seine Nägel fast ein Jahr;

Kämmen ließ er nicht sein Haar

Pfui! ruft da ein jeder:

Garst’ger Struwwelpeter!

Die Geschichte vom bösen Friedrich




Der Friederich, der Friederich,

Das ist ein arger Wüterich!

Er fing die Fliegen in dem Haus

Und riss ihnen die Flügel aus.

Er schlug die Stühl‘ und Vögel tot

Die Katzen litten große Not.

Und höre nur, wie bös er war:

Er peitschte seine Gretchen gar!



Am Brunnen stand ein großer Hund,

Trank Wasser dort mit seinem Mund.

Da mit der Peitsch‘ herzu sich schlich

Der bitterböse Friederich;

Und schlug den Hund,der heulte sehr,

Und trat und schlug ihn immer mehr.

Da biss der Hund ihn in das Bein,

Recht tief bis in das Blut hinein.

Der bitterböse Friederich.

Der schrie und weinte bitterlich.

Jedoch nach Hause lief der Hund

Und trug die Peitsche in dem Mund.



Ins Bett muss Friedrich nun hinein,

Litt vielen Schmerz an seinem Bein;

Und der Herr Doktor sitzt dabei

Und gibt ihm bitt’re Arzenei.

Der Hund an Friedrichs Tischchen saß.

Wo er den großen Kuchen aß;

Aß auch die gute Leberwurst

Und trank den Wein für seinen Durst.

Die Peitsche hat er mitgebracht

Und nimmt sie sorglich sehr in acht.


 

 

 

 

 

 

 

 

Die gar traurige Geschichte mit dem Feuerzeug

 



Paulinchen war allein zu Haus,

Die Eltern waren beide aus.

Als sie nun durch das Zimmer sprang

Mit leichtem Mut und Sing und Sang,

Da sah sie plötzlich vor sich stehn

Ein Feuerzeug, nett anzusehn.

„Ei“, sprach sie, „ei, wie schön und fein!“

Das muss ein trefflich Spielzeug sein.

Ich zünde mir ein Hölzchen an,

Wie’s oft die Mutter hat getan.“

Und Minz und Maunz, die Katzen,

Erheben ihre Tatzen.

Sie drohen mit den Pfoten:

„Der Vater hat‘s verboten!

Miau! Mio! Miau!Mio!

Lass stehn! Sonst brennst du lichterloh!“

Paulinchen hört die Katzen nicht!

Das Hölzchen brennt gar hell und licht,

Das flackert lustig, knistert laut,

Grad wie ihr’s auf dem Bilde schaut.

Paulinchen aber freut sich sehr

Und sprang im Zimmer hin und her.

Doch Minz und Maunz, die Katzen

Erheben ihre Tatzen.

Sie drohen mit den Pfoten:

„Die Mutter hat’s verboten!“



Doch weh! Die Flamme fasst das Kleid,

Die Schürze brennt; es leuchtet weit.

Es brennt die Hand, es brennt das Haar,

Es brennt das ganze Kind sogar.

Und Minz und Maunz, die schreien

Gar jämmerlich zu zweien:

„Herbei! Herbei! Wer hilft geschwind

In Feuer steht das ganze Kind!

Miau! Mio! Miau! Mio!

Zu Hilf‘! das Kind brennt lichterloh!“

Verbrannt ist alles ganz und gar,

Das arme Kind mit Haut und Haar;

Ein Häuflein Asche bleibt allein

Und beide Schuh, so hübsch und fein.

Und Minz und Maunz, die Kleinen,

Die sitzen da und weinen:

„Miau! Mio! Miau! Mio!

Wo sind die armen Eltern? Wo?“

Und ihre Tränen fließen

Wie’s Bächlein auf den Wiesen.

Die Geschichte von den schwarzen Buben

 



Es ging spazieren vor dem Tor

Ein kohlpechrabenschwarzer Mohr.

Die Sonne schien ihm aufs Gehirn,

Da nahm er seinen Sonnenschirm.

Da kam der Ludwig hergerannt

Und trug ein Fähnlein in der Hand.

Der Kaspar kam mit schnellem Schritt

Und brachte seine Brezel mit.

Und auch der Wilhelm war nicht steif

Und brachte seinen runden Reif.

Da schrie ’n und lachten alle drei,

Als dort das Mohrchen ging vorbei,

Weil es so schwarz wie Tinte sei!



Da kam der große Nikolas

Mit seinem großen Tintenfass.