Nur keine Hemmungen

 

Neue sexuelle Wege

Als ich meinem Mann durch die riesige Glasscheibe des Abfluggates ein letztes Mal zuwinkte, merkte ich zu meinem Entsetzen, dass ich mich frei fühlte. Ein halbes Jahr würde er nun auf einer Großbaustelle in Brasilien verbringen, die er als Bauleiter beaufsichtigen sollte. Oft hatten wir über seine Abwesenheit gesprochen, und nun, als es so weit war, spürte ich nichts von Traurigkeit. Als er durch den schmalen Gang, der zu seinem Gate führte, verschwunden war, drehte ich mich um und genoß die eigenartige Leichtigkeit, die mich durchströmte.

 

Es war nicht viel los am Flughafen um diese Zeit, aber ein Snackstand hatte noch geöffnet, und ich kaufte mir eine Bockwurst mit Brötchen, hatte dann aber doch keinen Hunger und ließ die Tüte in meine Handtasche gleiten. So spazierte ich weiter durch das Terminal, bis ich das helle erleuchtete Schaufenster eines Sexshops entdeckte. Magisch angezogen steuerte ich darauf zu. Eine Weile kämpfte ich mit mir, aber dann nahm ich meinen Mut zusammen und betrat den Laden.

 

Als Frau fühlt man sich ja immer ein bißchen komisch, wenn man einen Sexshop betritt. Ich glaubte immer, die anwesenden Männer beobachteten einen unentwegt, aber zu meiner Erleichterung saß nur ein junges Mädchen in einem knallroten Lederminirock hinter der Kasse, und es war keine Kundschaft anwesend.

 

Ich muß gestehen, dass mich der Anblick der zahllosen Bilder auf den Porno-DVDs und Heften ziemlich erregte, und ich hatte das eigenartige Gefühl etwas Verbotenes zu tun.

 

In der Ecke, in der die Vibratoren ausgestellt waren, machte mich der Anblick eines fleischfarbenen Modells mit einer nachgebildeten Eichel ziemlich an. Ohne zu überlegen schnappte ich mir den Karton und griff mir auf dem Weg zur Kasse noch eine DVD mit dem Titel „Amateurpaare“.

 

Als ich aus dem Parkhaus kam, war es schon dunkel, was mir sehr entgegenkam, denn der Gedanke an meine Käufe machte mich ziemlich geil.

 

Und so tat ich etwas, was ich noch nie getan hatte: Bevor ich auf den Autobahnzubringer abbog, hielt ich mit laufendem Motor auf dem Seitenstreifen, zog mir meine Pumps aus und warf sie in den Fußraum des Beifahrersitzes.

 

Dann schob ich mir den Rock hoch und rollte mir den Slip die Beine hinab. All das tat ich, als sei ich gar nicht mehr Herrin über mich selbst – mein Körper forderte es von mir und ich gehorchte.

 

Als ich auf die Autobahn auffuhr, hielt ich mich beharrlich auf der rechten Spur und begann mit einer Hand meine Möse zu streicheln. Da der Weg nach Hause nicht lang war, gelang es mir nicht zu kommen, aber ich war schon ziemlich naß und zu Hause angekommen, hastete ich die Treppen zu unserer Wohnung hinauf.

 

Ich warf die Wohnungstür hinter mir ins Schloß und riß mir noch im Flur die Kleider vom Leib. Nackt wie ich war lief ich in unser gemeinsames Arbeitszimmer, fuhr den Computer hoch und legte meine gespreizten Beine auf den Schreibtisch.

 

Sofort legte ich die gekaufte DVD ins Laufwerk und betrachtete unter heftigem Massieren meines Kitzlers das erste Amateurpaar, das es in einem kargen Hotelzimmer von hinten trieb. Natürlich dachte ich an den neu gekauften Vibrator, aber dann zog ich die Papiertüte aus meiner Handtasche und nahm die ebenfalls am Flughafen gekaufte Bockwurst heraus.

 

Ich leckte sie an einem Ende an, dann stellte ich mir vor, es sei der Schwanz unseres Lieblingskellners Luigi von unserem Stammlokal „Napolitano“.

 

Langsam führte ich mir die Wurst ein, ich stöhnte auf und massierte weiter meine Klitoris. Inzwischen war das Paar auf der DVD zu Analverkehr übergegangen, was mich eigenartigerweise noch geiler machte.

 

Ich spürte, wie meine Säfte zu fließen begannen, schob die Bockwurst immer tiefer in mich. Und als ich schließlich kam, war es, als beobachtete ich mich selbst als Darstellerin in einem fremden Film.

 

Ich lief ins Bad und holte mir den kleinen Schminkspiegel, den ich im Arbeitszimmer auf den Schreibtisch stellte, die Beine wieder darauf legte und meine noch nasse Möse beobachtete. Ihr Anblick gefiel mir und geilte mich noch einmal auf.

 

Ich weiß nicht, was an diesem Tag mit mir los war, aber ich konnte die Finger einfach nicht von mir lassen. Genüßlich leckte ich meinen eigenen Saft von der Bockwurst.

 

Dann schnappte ich mir den Spiegel, ging zurück ins Bad, legte mich in die leere Wanne und stellte den Spiegel wieder vor meinen gespreizten Beinen auf. Ich schnappte mir den Duschkopf, stellte die Wassertemperatur auf ziemlich heiß und ließ den Strahl auf meine Möse und meine Klitoris prasseln. Es war herrlich. Ich hörte mein eigenes Stöhnen, als ich in dem kleinen Spiegel sah, wie eine cremige Flüssigkeit aus mir herauslief.

 

Heiße Wellen durchfuhren mein Becken, meine Brüste, meinen ganzen Körper. Ich spürte, wie mein Unterleib sich selbständig machte und auf- und abzuwippen begann. Dann ebbte es langsam ab, aber ich ließ den Wasserstrahl noch minutenlang weiter auf meine Möse prasseln, bis ich die Wanne verließ.

 

Eine Weile betrachtete ich mich im großen Badezimmerspiegel über dem Waschbecken. Vergangene Woche war ich vierundvierzig geworden, aber für mein Alter hatte ich mich gut gehalten. Natürlich hatte ich Falten um die Augen, aber meine Brüste hingen noch nicht, obwohl ich Körbchengröße DD trug.

 

Mein Bauch und mein Hintern waren noch stramm und auch meine Beine waren glatt und sogar etwas muskulös (das kam vielleicht vom Nordic Walking). Meine Möse rasierte ich nicht mehr, obwohl mein Mann es sich immer mal wieder gewünscht hatte. Ich mochte mein haariges Dreieck und Sex hatten wir ohnehin seit Monaten nicht mehr gehabt.

 

Ich trocknete mich ab, blieb aber nackt, ohne zu wissen warum und ging so wie ich war in die Küche. Ich machte mir ein Brot und nahm mir ein Glas von dem offenen Rotwein. Ich mußte an das Paar auf der DVD denken, wie sie Analverkehr hatten. Die Frau hatte dabei ausgesehen, als hätte sie Spaß daran gehabt.

 

Es hatte Zeiten gegeben, da hätte ich das auch gerne mit Steffen ausprobiert, mich aber nie getraut. Zu normal, zu bieder war unser Sexleben gewesen, und ich muß auch gestehen, dass ich selbst ein bißchen Angst davor hatte. Dass es wehtun könnte, aber vor allem dass er mich für „versaut“ gehalten hätte. Aber an diesem Abend war irgendwie alles anders. Ich war immer noch geil.

 

Und so verschwand ich noch einmal im Bad und kürzte mir die Fingernägel der rechten Hand, packte den Vibrator aus und öffnete eine Dose Vaseline. So präpariert legte ich mich auf den Fußboden, tauchte meinen Finger tief in die Vaseline und begann meine Rosette zu streicheln.

 

Ich leckte den Vibrator, dann rieb ich ihn mit der glitschigen Masse ein. Langsam drang ich mit meinem Mittelfinger in mein Poloch ein. Sehr langsam – und es fühlte sich herrlich geil an. Meine Muschi wurde schon wieder mehr als feucht.

 

Dann nahm ich den Zeigefinger hinzu und zwängte ihn ebenfalls in meinen Hintern. Ich hörte mich selbst stöhnen, als ich die Finger mit dem Vibrator vertauschte.

 

„Ich ficke meinen eigenen Arsch!“, hörte ich mich denken, als ich den Vibrator immer wieder in mir versenkte und dabei meine Muschi rieb.

 

„Ich bin eine Sau!“, dachte ich und es fühlte sich wunderbar an. Ich betrachtete meinen zuckenden, stöhnenden Körper, wie er sich auf dem Badezimmerfußboden vor Lust wand. Noch einmal kam es mir in heißen Wellen, dann verließ mich sämtliche Anspannung und beinahe wäre ich im Badezimmer auf dem Fußboden eingeschlafen.

 

Am nächsten Morgen brauchte ich eine Weile zur Orientierung. Erst langsam wurde mir wieder bewusst, dass Steffen in Brasilien war. Ich richtete mich auf und stellte zu meiner Verwunderung fest, dass ich nackt geschlafen hatte.

 

Wie lange war das her, dass ich das getan hatte? Bei den Gedanken an meine Masturbations-Session vom Abend davor überkam mich ein schlechtes Gewissen. Ich versuchte, nicht an Steffen zu denken, schlurfte nackt in die Küche und machte mir einen Kaffee.

 

Es war Samstag und ich hatte keinerlei Verabredung und auch keine Idee, was ich an diesem Wochenende tun wollte. Die Wohnung fühlte sich merkwürdig leer an, aber es gefiel mir, dass ich einfach herum laufen konnte, wie ich wollte.

 

Mit der Kaffeetasse in der Hand ging ich ins Arbeitszimmer und fuhr den Computer wieder hoch und mit einigen Klicks landete ich, ohne dass ich überhaupt darüber nach gedacht hatte, auf einer Pornoseite.

 

Ich musste über mich lächeln, denn eigentlich betrachtete ich mir fast nie irgendwelche Sex-Seiten im Internet, aber nun sah ich mir verwackelte Kurzfilme von Männern mit riesigen Schwänzen an, wie sie auf Frauenkörper ejakulierten, und ohne, dass ich es gewollt hätte, hatte sich meine Hand schon wieder in meinen Schritt begeben.

 

Ich genoss die Wärme in meiner Muschi, roch und leckte an meinen Fingern.

 

Ich wechselte zu Videoclips, in denen Männer sich einen runterholten und es machte mich noch mehr an als die Riesenschwänze.

 

Ich hatte Steffen einmal – nach einer gemeinsamen Flasche Rotwein – vorgeschlagen, dass wir doch einmal gemeinsam masturbieren könnten, aber er konnte seine Hemmungen dann doch nicht überwinden.

 

Natürlich wußte ich, dass er heimlich masturbierte und die Vorstellung, ihm dabei zusehen zu können, hatte mich ziemlich heiß gemacht, aber das war auch schon wieder Jahre her.

 

Da fiel mein Blick auf ein Banner einer Dating-Community direkt neben dem Masturbationsvideo, das gerade lief. Einem spontanen Impuls folgend, füllte ich das Anmeldeformular aus. Ich schummelte ein bisschen bei der Altersangabe, dann klickte ich auf den „Anmelde“-Button.

 

Wahllos surfte ich durch Profile von Männern, die fast alle irgendwelche Schwanz-Fotos als Profilbilder hochgeladen hatten.

 

Bei den Frauen dominierten Körperfotos, nackt oder wenig bekleidet, manche hatten nur ihre Muschis fotografiert und nur wenige zeigten ihr Gesicht, was ich natürlich gut verstehen konnte.

 

Ich wollte auch ein Profilfoto haben, aber kein gefaktes und so griff ich nach meinem Handy und legte wieder, wie am gestrigen Abend, meine Beine gespreizt auf den Schreibtisch. Es machte mich an, mich selbst zu fotografieren.

 

Die ersten beiden Bilder waren völlig verwackelt, aber dann gelang mir ein gutes: Ich mit gespreizten Beinen, meine Möse war gut getroffen und auch meine Brüste sahen gut aus und mein Kopf war abgeschnitten.

 

Für mich selbst machte ich noch eine Großaufnahme meiner Möse, und es klingt vielleicht komisch, aber das Foto machte mich ziemlich an.

 

Es dauerte ein wenig, bis es mir gelang, das Handy an den Computer anzuschließen und dann mein Körperfoto hochzuladen, aber als ich dann mein Profil mit Bild sah, fand ich es einfach geil. Und natürlich fragte ich mich, was ich da getan hatte, was eigentlich mit mir los war – aber noch bevor ich darüber nachdenken konnte, bekam ich die erste Nachricht. Irgendein Typ mit Schwanzfoto-Profilbild wollte mich unbedingt kennenlernen und natürlich mit mir „ficken“. Ich fand das zunächst sehr offen, aber nach der dreißigsten Nachricht, die allesamt in einem grauenhaften Deutsch verfasst waren, und in denen immer das gleiche stand, war ich nicht mehr amüsiert. Glaubten diese Typen wirklich, ich würde sie treffen wollen nur weil sie mir ein Foto von ihrem Schwanz schickten? Es war grausam und desillusioniert fuhr ich den Computer herunter.

 

Ich duschte lange und zog mir dann nur meinen Bademantel über. Draußen schien die Sonne und es versprach ein richtig warmer Tag zu werden.

 

Ich öffnete die Balkontür, schob mir die Sonnenliege zurecht und legte mich darauf. Ich schloss die Augen und genoss die warme Luft, als ich merkte, dass mich ein Lichtstrahl immer wieder im Gesicht traf.

 

Verwundert öffnete ich die Augen und nach einigem Blinzeln erkannte ich, dass der alte Spanner vom Haus gegenüber wieder mit seinem Fernglas auf seinem Balkon stand und mich ohne Skrupel beobachtete.

 

Sein Balkon befand sich ein Stockwerk über unserem, so dass er einen ungetrübten Blick hatte. Steffen und ich hatten uns manchmal den Spaß gemacht, wenn wir ihn bemerkten, ihm fröhlich zuzuwinken, worauf er dann stets abrupt verschwand. Aber heute war alles anders. Ich tat so, als bemerkte ich ihn nicht. So verführerisch wie ich konnte, spreizte ich meine Beine.

 

Dann öffnete ich den Gürtel meines Bademantels und öffnete ihn weit, so dass er einen ungehinderten Blick auf meine Muschi erhielt. Aus dem Augenwinkel sah ich seine Umrisse und die Vorstellung, dass er mich anstierte, gefiel mir.

 

Ich schloss wieder meine Augen und dachte an die Riesenschwänze aus den Pornofilmchen und mir wurde heiß, als meine Hand in Richtung Muschi wanderte und ich sanft meine Klitoris massierte.

 

Zu wissen, dass der Alte mich dabei beobachtete machte mich an und nach einer Weile wurde es feucht zwischen meinen Beinen, aber ich wollte ihm dann doch nicht alles gönnen. Ruckartig schloss ich meinen Bademantel, erhob mich, winkte ihm lächelnd zu und ging wieder in die Wohnung. Vielleicht hatte ich ihm ja wenigstens zu einem Orgasmus verholfen, denn dass er auf seinem Balkon stehend masturbierte schien mir keine Frage zu sein.

 

So landete ich wieder in der Küche und obwohl es noch nicht einmal Mittag war, schenkte ich mir ein Glas Rotwein ein. Den Bademantel hatte ich einfach auf den Boden fallen lassen. Ich setzte mich an den Küchentisch und sah an mir herunter.

 

Irgendetwas war seltsam mit mir, denn ich spürte schon wieder die Geilheit in mir aufsteigen. Ohne Steffen war meine ganze Körperbeherrschung – oder sollte ich sagen „Verklemmung“ – von mir abgefallen und mein ganzes Sein bestand nur noch aus Lust.

 

Oder um es deutlich zu sagen: ICH WOLLTE FICKEN!! und ICH WOLLTE GEFICKT WERDEN!! Ich erschrak vor meinem Wortschatz und vor dem, was mir da klar wurde. Ich war eigentlich glücklich mit meinem Mann und ich glaube auch, dass ich ihn liebte, aber das war etwas völlig anderes - MEINE MUSCHI WOLLTE EINEN SCHWANZ!!

 

Verwirrt stürzte ich den Rotwein hinunter und begann im Küchenschrank herumzuwühlen, bis ich die Packung Zigaretten gefunden hatte, die ich dort immer vor Steffen versteckte. Ich rauchte ganz selten, denn er hasste Zigarettenqualm, aber als ich die Kippen und die Streichhölzer endlich gefunden hatte, ließ ich mich nackt auf den Küchenboden sinken, steckte mir eine an und inhalierte tief. Steffen würde ausrasten – Rauchen in der Küche – undenkbar! Es fühlte sich herrlich an! Schon wieder tat ich etwas Verbotenes!

 

Ich aschte einfach auf die Fliesen und betrachtete den sich kringelnden Rauch, wie er langsam an die Decke stieg, dann drückte ich die Kippe auf den Fliesen aus.

 

Mir schwirrte der Kopf vom Alkohol und vom Nikotin und irgendetwas schnürte mir plötzlich den Hals zusammen. Ich begann zu schluchzen, Tränen liefen mir das Gesicht hinab und plötzlich tauchten die Bilder von Tommi vor meinem Inneren auf. Sein hübsches Gesicht mit den blonden Locken, sein Lachen. Wie wir in Schweden nackt in einem See planschten, lachten, zusammen Wein tranken und nachts im Zelt miteinander schliefen. Er war in mir gekommen, und ich hatte nicht die Pille genommen. Tagelang hatte ich heimlich gehofft, schwanger zu sein.

 

Wir schworen uns täglich unsere Liebe, aber dann bekam ich doch meine Tage und weinte einen ganzen Tag lang. Mein Gott, wie lange war das her! Über zwanzig Jahre! Wie oft hatte ich mich gefragt, was wohl aus ihm geworden sein mochte! Hunderte Male hatte ich seinen Namen gegoogelt und doch nie etwas herausfinden können. Das Leben schien unendlich groß und schön zu sein damals, und ich liebte seinen Penis über alles!

 

Mit seinen zarten Fingern hatte er mich zu meinem ersten Orgasmus gebracht. Und ich liebte seinen Geruch, sogar den Geruch seines Spermas. Als er das erste Mal in meinen Mund kam, schluckte ich es ohne zu zögern! Es hätte nicht schöner schmecken können! So glücklich war ich.

 

Ich heulte los wie ein Schlosshund – über mich, über Tommi und unsere verlorene Liebe und mein Altwerden und über seinen herrlichen Schwanz, den ich nie mehr in mir spüren würde. Und als ich mich endlich halbwegs wieder im Griff hatte, kroch ich auf allen Vieren in den Flur, riss den Telefonhörer samt Ladestation von der Anrichte und rief Karin an.

 

Eine beste Freundin erkennt man daran, dass sie alles stehen und liegen läßt, um einem beizustehen – das ist natürlich nur ein lächerliches Klischee, aber bei Karin war es so. Ich hatte völlig zusammenhanglos ins Telefon geheult, und obwohl sie sich auf einer Lehrer-Fortbildung befunden hatte, hatte sie zugesagt, am Abend zu mir zu kommen.

 

Und so stand sie kurz nach sieben vor meiner Wohnungstür. Sie kam direkt von der Autobahn und hatte unterwegs per Handy noch ihren Mann vertröstet.

 

Schluchzend fiel ich ihr um den Hals und fühlte mich wie ein kleines Mädchen, das von ihrer Mutter im Kaufhaus vergessen wurde. Ich konnte ihr nicht einmal andeutungsweise erklären, was mit mir los war, denn ich wusste es ja selbst nicht, und so führte Karin es auf mein plötzliches Alleinesein, auf die Abwesenheit von Steffen zurück.

 

Wir bestellten chinesisches Essen, kuschelten uns zusammen auf die Couch und sahen dann „Vier Hochzeiten und ein Todesfall“ auf DVD.

 

„Würdest du heute Nacht bei mit schlafen?“ Die Frage war mir nach dem Ende des Films einfach so herausgerutscht, aber als ich ihr mehrfaches Gähnen beobachtet hatte, ergriff mich Panik vor der Vorstellung, die Nacht alleine verbringen zu müssen. „Das hatte ich sowieso vor“, erwiderte sie, und vor Erleichterung umarmte ich sie stürmisch.

 

Allmählich wurde ich wirklich wieder zum Kind. Und das obwohl Karin vier Jahre jünger war als ich. Ich hatte sie durch Steffen kennengelernt, der mit Karins Mann studiert hatte. Vom ersten Augenblick an, hatten wir uns verstanden, als seien wir Schwestern und ich beneidete sie stets um ihr Aussehen – die schönen langen blonden Haare, die schlanke Taille und die perfekt geformten Brüste.

 

Sie sah stets so aus, als sei sie gerade einem Modemagazin entstiegen. Und wenn wir zusammen ausgingen, dachte jeder sie sei meine jüngere Schwester, was mir aber nie etwas ausmachte, so stolz war ich auf sie.