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Die Originalausgabe erschien 2015 unter dem Titel
»The Complete Discworld Atlas« bei Doubleday,
an imprint of Transworld Publishers, London.

Aus dem Englischen von
Gerald Jung


1. Auflage
Copyright © der Originalausgabe 2015
by Terry and Lyn Pratchett and The Discworld Emporium
Isobel Pearson, Reb Voyce, Bernard Pearson and
Ian Mitchell, trading as The Discworld Emporium
Map based on an original concept by Terry Pratchett and Stephen Briggs.
Discworld ® and Unseen University ® are trademarks registered by Terry Pratchett
Additional illustrations by Peter Dennis
This edition is published by arrangements with Transworld Publishers,
a divison of Random House Group Ltd.
All rights reserved.
Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe 2017
by Wilhelm Goldmann Verlag, München
Neumarkter Straße 28, 81673 München
in der Verlagsgruppe Random House GmbH
Umschlaggestaltung: UNO Werbeagentur, München,
unter Verwendung eines Entwurfs von The Discworld Emporium
Umschlagmotiv: © The Discworld Emporium
Redaktion: Uta Rupprecht
ISBN: 978-3-641-22164-5
V002

www.goldmann-verlag.de

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EINFÜHRUNG

ANKH-MORPORK UND DIE STO-EBENE MIT PSEUDOPOLIS UND QUIRM

RINGS UM DIE SPITZHORNBERGE

LLAMEDOS UND DIE DREHWÄRTIGE KÜSTE

ÜBERWALD UND DAS KNECK-TAL

DIE ENTGEGENGESETZTEN LANDE

DER KONTINENT KLATSCH

WIEWUNDERLAND

DIE MUNTAB-PROVINZEN

KRULL UND DIE INSEL IM DREHWÄRTIGEN OZEAN

DER GEGENGEWICHT-KONTINENT UND DIE INSELN DRUMHERUM

VIERICKS, DAS LAND DES NEBELS UND DIE PURLICH-INSEL

GEOGRAPHISCHES LEXIKON

ZUM AUTOR

Zur Erbauung, zur Unterhaltung und, wenn wir es so ausdrücken dürfen, zum großen Entzücken unserer Leser präsentieren wir mit dieser Publikation eine umfassende Darstellung unserer Welt. Wir umreißen die Grenzen von Staaten und Ländern und zeichnen den Verlauf von Flüssen, Gebirgen und anderen geographischen Formationen in noch nie gesehener Detailliertheit, Genauigkeit und Maßstabstreue nach. Unser Interesse gilt außerdem den Eigenheiten einer jeden Region, ihren großen Städten sowie den stolzen Kulturen und Traditionen. Und wir berichten über die mannigfachen Methoden, welche die emsigen Völker auf der Scheibe entwickelt haben, um den Reichtum ihrer Länder – ob nun fruchtbare Böden, reichhaltige Meere oder ergiebige Sirup-Flöze – für sich zu nutzen.

Um der Öffentlichkeit diesen neuen Atlas auf der Grundlage von möglichst umfassenden und absolut zuverlässigen Informationen anbieten zu können, haben wir keinerlei Kosten gescheut. Dabei haben wir uns auf die Berichte von Forschern, Kaufleuten, Seefahrern und Missionaren gestützt, und auch diejenigen, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, unser großartiges Klacker-Netzwerk und das Wunder unseres neuen Eisenbahnsystems weiter auszubauen, haben umfangreiche Auskünfte und Kartenmaterial beigesteuert und unser Wissen mit detaillierten Beschreibungen und Hinweisen für Reisende, interessierte Wissenschaftler oder neugierige Kinder ergänzt.

Zum ersten Mal überhaupt haben wir auch ein umfangreiches geographisches Lexikon zusammengestellt, in dem Länder und Städte, Flüsse und Berge nicht nur aufgelistet, sondern obendrein mit einer hilfreichen Planquadratangabe versehen sind, anhand derer sich der gesuchte Ort ganz leicht auffinden lässt.

Der Scheibenwelt-Atlas wurde unter der Schirmherrschaft des Instituts für grausame und ungewöhnliche Geographie der Unsichtbaren Universität erstellt. Somit greift er auf das Expertenwissen von Professor Rincewind zurück, dessen Erinnerungen an seine Reisen so bemerkenswert klar und lebhaft sind, dass er es für die Arbeit des Instituts an diesem Band nicht für notwendig hielt, auch nur einen jener Orte erneut aufzusuchen. Der Atlas erfreut sich außerdem der Schirmherrschaft des Patriziers Lord Havelock Vetinari, dem dieses Werk mit allem gebührenden Respekt gewidmet ist.

Diese gut erschlossene Gegend, vielen unserer Leser wohlvertraut, erstreckt sich vom Runden Meer nabenwärts bis zu den Karackebergen, drehwärts bis nach Pseudopolis und zum Wundstrom, und entgegengesetzt bis ans Untere Smarltal. Sie umfasst Skund, Chirm und die Kette der Morporkberge. Das Gebiet wird von mächtigen Stadtstaaten beherrscht. Dazwischen wachsen so viele Gemüse aus der Familie der Kreuzblütler, dass die Region als Kohlkammer der Scheibe gilt.

ANKH-MORPORK

REGIERUNGSFORM: Wohlwollende Tyrannei in Person von Lord Vetinari, des Patriziers von Ankh-Morpork

RELIGION: Keine bestimmte Staatsreligion, aber der Rat der Kirchen, Tempel, Heiligen Haine und Großen Ominösen Steine deckt die meisten Bedürfnisse ab.

WÄHRUNG: Ankh-Morpork-Dollar

EXPORTGÜTER: Waffen und andere Handwerksartikel inklusive Produkte der Schwer- und Leichtindustrie, Anlagen für das Eisenbahntransportwesen, biothaumisches Zubehör, Dung, Ruß, Eindringlinge und ausgebildete Zauberer; zu den unsichtbaren Exportgütern gehören das Bankwesen und Fähr-sicher-ungs-Polließen sowie diverse Artikel aus der Unsichtbaren Universität.

Ankh-Morpork schmiegt sich an die Mündung des Ankh, kurz bevor er sich in das Runde Meer ergießt. Sein geschäftiger Hafen ist ein Tor zur Welt. Oft wird behauptet, alles, was es auf der Welt gibt, lasse sich auch irgendwo auf den weitläufigen Kais von Ankh-Morpork finden. Und wenn nicht irgendwo auf einem Kai oder in einem der großen Zollspeicher gestapelt, dann in den Taschen einzelner Unternehmer, die mit einem verstohlenen Zwinkern und einer diskreten Handbewegung Geschäfte besiegeln, bei denen eine Flasche Weinbrand, eine Packung Zigaretten oder ein exotisches Entspannungsmittel gegen Bares den Besitzer wechselt.

Im geschützt gelegenen Hafen sieht man Dhaus aus Klatsch, schlanke Klipper der Handelsgesellschaft Drehwärtiger Ozean und schmerbäuchige Kaufleute, die von Gonim aus die Küste entlang bis zu den Tabakplantagen von Wiewunderland segeln. Ankh-Morpork ist nicht nur die größte Stadt auf unserer Welt, sondern auch das tonangebende kommerzielle und politische Zentrum. Jedes zivilisierte Land unterhält hier eine Botschaft oder ein Konsulat. Im Falle der kleineren oder bescheideneren Länder ist selbiges gelegentlich unter der Adresse eines Curry-Hauses, eines Pelzhändlers oder, wie bei den Zlobenen, über einem Holzschuhladen zu finden. Auf diese Weise ist dem Handel gedient, die kulturelle Identität bleibt bewahrt, und jeder macht nebenbei einen schnellen Dollar, so wie es seit jeher in Ankh-Morpork gehalten wird.

Die Unsichtbare Universität ist die führende Bildungseinrichtung der Scheibe, ihre Absolventen haben inzwischen weltweit die wichtigsten Positionen in anderen Universitäten inne. Einige ihrer Forschungszauberer sind allem Anschein nach sogar schon zu völlig anderen Welten gereist. Zu den nützlichen Abfallprodukten des Instituts für Hochenergiezauberei gehören Artikel wie thaumische Türschlösser, biothaumische Bildgeräte und natürlich der Personal Disorganizer, allesamt bedeutende Exportschlager.

Der Stadtführer von Gesammt Ankh-Morpork, ein Ratgeber aus dem gleichen Hause wie diese Publikation, liefert umfangreiche Informationen zu allen Aspekten unserer großartigen Stadt. Seit seiner Veröffentlichung haben sich jedoch schon wieder weitreichende Veränderungen ergeben. So führte etwa der zunehmende Bedarf an Gewerbegrundstücken zu einer beträchtlichen Ausdehnung der Stadt bis weit über ihre historischen Mauern hinaus. Am neuen Königsdock, ein Stück flussabwärts vom Flusstor, werden jetzt Schwergüter auf die Eisenbahn umgeladen, und Satellitenstädte wie Obendrunter, Esswas und Essnix bieten Wohnraum für zugezogene Arbeitskräfte wie auch für die ständig wachsende einheimische Bevölkerung.

DIE STO-EBENE: DAS UNTERE ANKH-TAL

Der Großraum Ankh-Morpork reicht bis an die unabhängigen Staaten der Sto-Ebene. Im Lauf der Jahrhunderte führten Streitigkeiten und wechselnde Bündnisse immer wieder zu offiziellen Kriegen und inoffiziellen Scharmützeln, in deren Folge die Gebietsgrenzen wiederholt ein paar hundert Schritt vor und wieder zurück verschoben wurden. Mit Ausnahme des Langen Umstrittenen Streifens nabenwärts von Sto Kerrig gehören territoriale Auseinandersetzungen mittlerweile der Vergangenheit an. Heute werden Allianzen durch Heiratsabkommen und offizielle Bündnisse geregelt. Sie prägen das politische Leben in dieser Region ebenso wie das Bestreben der großen Familien, ihre Nachkommenschaft mit Hilfe von fliegenden Händlern gesund zu erhalten.

Geographie und Klima

Beiderseits des Ankh-Flusses erstrecken sich brettflache Ebenen nabenwärts bis zu den Karackebergen. Die legendäre Fruchtbarkeit dieser Region zeigt sich in einer überall sprießenden Gemüsefülle; die Kohlköpfe gelten als die besten der Welt. Die Brisen, die über die Sto-Ebene hinwegziehen, haben eine besondere Note, und für viele, die in dieser Region aufgewachsen sind, ist es der behagliche Duft von Heimat. Ein gemäßigtes Klima mit regelmäßigen Regenfällen ist ausgezeichnet für dieses Gemüse. Die größten Siedlungen sind jene Städte, die einst mit Ankh-Morpork um die Vorherrschaft stritten – Sto Lat, Sto Kerrig und Sto Helit.

Landwirtschaft, Industrie und Handel

Der Bedarf der Eisenbahn hat entlang des Schienenstrangs zahlreiche neue Siedlungen entstehen lassen, ehemals abgeschiedene Dörfchen haben nun Zugang zu einem Bahnhof mit sämtlichen damit verbundenen Annehmlichkeiten. Gütertransporte bringen mit bislang ungekannter Geschwindigkeit Waren nach Ankh-Morpork und vom dortigen Hafen in viele Ecken der Welt, die nie zuvor in den Genuss von so viel Kohl gekommen ist. Dieser erweiterte Markt führte zu zahlreichen Konservenfabriken sowie zu immer abenteuerlicheren Methoden zur Erhaltung der gesunden und bekömmlichen Eigenschaften dieses Produkts. Nebenprodukte der Kohlindustrie wie den Hudelmantel oder den Obendrunterstiefel findet man inzwischen sogar in den fernen Tälern von Llamedos und bei den Fischereiflotten von Hergen. Die gartenbaulichen Forschungseinrichtungen in Großer Kohlkopf haben ihren Aufgabenbereich inzwischen erweitert: Ein Programm zur Entwicklung neuer Sorten mehrerer reannueller Pflanzen1 steht kurz vor dem Start und wird im vergangenen Jahr eine interessante erste Ernte bringen. Dagegen führte die Zuchtwahl exotischer Flora in Niederkohl, wo man Verbindungen zur Rüstungsindustrie unterhält, nur zu gemischten Ergebnissen: Die Kreuzung von Vorschlaghammerstaude und Beschleunigungsbambus ergab einen Hybrid namens Pfahlrammenpflanze, an der die Waffenhersteller kein sonderliches Interesse zeigten. Allerdings wird sie in der Bauindustrie eingesetzt und könnte womöglich sogar medizinische Verwendung finden.

1 Ungewöhnliche Varianten, die eine streng geregelte Kultivierung erfordern. Reannuelle Pflanzen sind Nutzpflanzen, die, wenn sie in diesem Jahr gepflanzt werden, bereits im vergangenen Jahr geerntet werden können.

STO LAT

REGIERUNGSFORM: Königreich, derzeitige Regentin Königin Kelirehenna

WÄHRUNG: Ankh-Morpork-Dollar

EXPORTGÜTER: Kohl, Kohlsamen und spezielle Gartengeräte für den Kohlanbau; Eisenbahntechnik aus Schwinfurt

Wie eine Insel in einem Meer aus Kohlfeldern thront das Königreich Sto Lat auf einer felsigen Anhöhe. Es gilt als Handelszentrum des Kohlanbaus und beherbergt die Große Brassica-Börse, wo die Ernten an- und weiterverkauft werden. Unweit davon hat sich Schwinfurt zu einem Schwerpunkt der Eisenbahnindustrie gemausert. Dort sind gewaltige Schmieden Tag und Nacht in Betrieb, um Schienen und Lokomotiven herzustellen.

STO HELIT

REGIERUNGSFORM: Herzogtum, derzeitig regiert von Herzogin Susanne Sto Helit

WÄHRUNG: Ankh-Morpork-Dollar

EXPORTGÜTER: Spitze, maßgeschneiderte Kleidung, Flickendecken und bestickte Topflappen

Sto Helit, bekannt für seine versierten Schneider und Spitzenklöppler, ist zu einem Zentrum vorzüglich verarbeiteter festlicher Damen- und Herrenbekleidung geworden. Dazu zählen Smokings, Ballkleider und eine ganze Palette stützender Unterkleidung, wie etwa Schnürmieder, Reifröcke samt Gestell, Volants, Hals- und sonstige Krausen, Petticoats, Rüschen- und Spitzenhöschen, Leibchen und Puffärmel. In Sto Helit genießen Näherinnen einen völlig anderen Ruf als ihre Kolleginnen in Ankh-Morpork.

STO KERRIG

REGIERUNGSFORM: Protektorat von Sto Lat

WÄHRUNG: Ankh-Morpork-Dollar

EXPORTGÜTER: Papier jeder Art und Sorte

Sto Kerrig, am Sauer, einem Nebenfluss des Ankh, gelegen, ist das Zentrum der auf Kohl basierenden Papierindustrie. Kunsthandwerker stellen aus dem weißblättrigen Bockfeldkohl allerfeinstes Aquarellpapier her. Für die Briefmarken der Post von Ankh-Morpork wird ein eigenes, mit Brokkolisaft imprägniertes und gummiertes Papier angefertigt.

Die zahlreichen anderen Ortschaften auf der Sto-Ebene sind meistenteils autonom und werden entweder von einem Bürgermeister oder dem jeweiligen örtlichen Großgrundbesitzer vertreten. Im ganzen Land regiert jedoch der Ankh-Morpork-Dollar, denn die nicht allzu ferne Großstadt gibt hier überall den Ton an, auch wenn man auf dem Land in mancher Hinsicht um Jahrzehnte hinterherhinkt. Dank der Eisenbahn und ihrer aus vielen Spezies bestehenden Belegschaft sowie dem erweiterten Klackersystem hat sich der Transfer von Kultur und neuen Ideen enorm beschleunigt, besonders bei den jungen Leuten. Die Dampfromantik und die Verlockungen der Großen Wahoonie üben einen solchen Sog aus, dass sich traditionelle, landwirtschaftlich orientierte Kommunen bereits ernsthafte Gedanken über ihre Zukunft machen.

Zu den Kleinstädten, die weiter oben am Ankh liegen, gehören Vielzuspätdran (das Herz der Hut- und Haubenmanufaktur aus Kohlblättern), Ober- und Unterfilzwiesen (berühmt für seine Schweine) und Haderwald (wo rustikale Möbel hergestellt werden).

Alle, die mehr über die Sto-Ebene erfahren möchten, verweisen wir auf den nützlichen Reiseführer Mrs Bradshaws Handbuch, veröffentlicht von den Herren Ziegenberger in Ankh-Morpork.

DIE STO-EBENE IN ENTGEGENGESETZTER RICHTUNG

In entgegengesetzter Richtung wird die Landschaft der Sto-Ebene immer schroffer und felsiger, auch nimmt die Baum- und Banditendichte merklich zu, was dem Kohlanbau und damit der Zivilisation wenig dienlich ist. Zu diesem Landstrich, der sich nabenwärts bis zum Forst von Skund erstreckt, gehören die Stadt Chirm und die Morporkberge.

CHIRM

Küstenstadt am Runden Meer im äußersten entgegengesetzten Teil der Sto-Ebene. Die ehemals geschäftige Hafenstadt steht inzwischen auf Stelzen, und kräftige Winde fegen über eine Wattlandschaft aus grauem Schlamm, die sich bis zum Horizont ausdehnt. Die Bewohner verdienen sich ihren kargen Lebensunterhalt mit dem Sammeln von Muscheln und Treibholz. Die einst so ergiebigen Austernbänke, denen die Stadt ihren Reichtum verdankte, sind unrentabel geworden.

DIE MORPORKBERGE

Ein kleines und abgelegenes Küstengebirge. Trotz der Nähe zu Ankh-Morpork ist die Region nach wie vor eine karge Wildnis, in der es weder anständige Straßen noch Klackerstationen gibt. Diese gefährliche Gegend befindet sich vollständig in der Hand zweier armseliger und miteinander verfeindeter Bergarbeiterfamilien. Wenn sie einander nicht gerade gegenseitig den üblen selbstgebrannten Fusel vergiften, die Banjos mit Sprengstoff versehen oder die Minen unterminieren, stürzen sie sich gerne mit unglaublicher Grausamkeit auf jeden anderen, der ihnen über den Weg läuft. Professor Rincewinds Meinung nach zeigen sie keinerlei Respekt für die sie umgebende Landschaft, er hat Höhlen entdeckt, deren Wände mit Stieren und Antilopen beschmiert waren. Außerdem gibt es dort Bären.

DAS KÖNIGREICH UND DER FORST VON SKUND

REGIERUNGSFORM: Monarchie, derzeitige Regentin ist Königin Agantia.

RELIGION: Basiert größtenteils auf Pilzen. Schamanen stehen in Kontakt mit den Naturgeistern Poaxci, Skelde und Umcherrel, außerdem mit Felsbrocken, ungewöhnlich geformten Wolken und den interessantesten ihrer eigenen Zehen.

EXPORTGÜTER: Empfindsames Nutzholz

Der verzauberte Forst von Skund scheint sich auf ein Gebiet zu begrenzen, das sich vom unteren Ankh-Tal aus in entgegengesetzter und nabenwärtiger Richtung erstreckt und bis zum Berg Oolskunrahod, dem höchsten Punkt, ansteigt. Der große Abenteurer, Schwertkämpfer und Kavalier Graf G. Casanunter hat uns zuverlässig darüber informiert, dass das Königreich Skund an seiner nabenwärtigen Grenze ein befestigter Stadtstaat ist, welcher derzeit von Königin Agantia regiert wird. Der Forst blickt auf eine unruhige Vergangenheit zurück, in der gewisse Abschnitte gezwungen waren, auf Geheiß unterschiedlicher magischer Anweisungen große Entfernungen zurückzulegen. Auch einzelne Bäume können herumspazieren und sprechen jeden an, dem sie über die Füße stolpern (normalerweise entschuldigen sie sich dafür). Skund ist die Heimat vieler barbarischer Helden, die hier womöglich heimisch wurden, als der Wald gerade in der Nähe der Nabe weilte, und hat auch schon Anhängern der Knusperhäuschenhexenschule Unterschlupf gewährt. Das Verhalten vieler Waldbewohner ließ schon immer zu wünschen übrig, und das überall spürbare Gefühl einer unheimlichen Bedrohung wirkt auf mögliche Besucher nicht gerade einladend. Mit Ankunft der Eisenbahn wurden Versuche unternommen, den Wald für den Tourismus zu öffnen. Mit dieser Aufgabe wurde die Kommission Zauberwald betraut, die sich auch der Erhaltung von Spezies wie der Fünfköpfigen Vampirziege widmet. Diese ist zahlenmäßig sehr zurückgegangen – auf Grund von Bejagung und weil sie immer wieder von ihrem natürlichen Lebensraum verlassen wurde, wenn der Wald weiterwanderte.

DIE DREHWÄRTIGE STO-EBENE

Das Gebiet, das sich drehwärts von Ankh-Morpork bis zur Grenze zum Herzogtum Quirm erstreckt, erfuhr durch den Bau der Eisenbahnlinie von Ankh-Morpork nach Quirm in den vergangenen Jahren einen großen Entwicklungsschub. Zu diesem Landstrich gehören kleinere Siedlungen sowie große Flächen kaum erschlossenen und nur schwer zu kartographierenden Landes.

Geographie und Klima

Die Drehwärtige Sto-Ebene weist höchst unterschiedliches Terrain auf. Die Küstenregion rings um Holy Wood ist ein unfruchtbarer Landstrich, dessen Sanddünen vom ParaMountain überragt werden, einem einzelnen, nicht besonders hohen Hügel. In drehwärtiger Richtung fällt das Land zu den als Niedermoor bekannten Sümpfen ab. Weiter landeinwärts schließen sich fruchtbare, landwirtschaftlich genutzte Gebiete mit kleinen Bauernhöfen, Obstgärten und Wäldern an, von denen vor allem der Effing-Forst erwähnenswert ist.

DER EFFING-FORST

Fünfzig Meilen drehwärts von Ankh-Morpork gelegen, ist er ein hauptsächlich von Holzfällern und Holzarbeitern bewohntes Waldgebiet. Hier und da trifft man auf kleine, familienbetriebene Kohlebergwerke. Die ländliche und bis vor Kurzem noch sehr isoliert lebende Bevölkerung hat mit der Ankunft der Eisenbahn einen neuen Markt für ihre Produkte entdeckt. Das wunderschöne, natürlich gemaserte Eichenholz, das in diesem Forst wächst, ist bei den anspruchsvollen Möbeltischlern und Innenarchitekten von Ankh-Morpork überaus begehrt.

RAPPENMOSCHEL

Rappenmoschel wurde erst mit dem Bau der Eisenbahnlinie bekannt. Die kleine Stadt liegt nicht weit vom Niedermoor entfernt und ist von kleineren Weilern und Gehöften umgeben, wo der Rhythmus des Lebens eher vom Kalender der Pferderennen als von landwirtschaftlichen Notwendigkeiten bestimmt wird. Hier werden herrliche Rennpferde mit langen Stammbäumen und noch längeren Namen gezüchtet, und zwar von Leuten, die sich auf der Rennbahn ebenso gut auskennen wie mit dem Brauen eines schmackhaften dunklen Starkbiers aus selbstgezogenem Hopfen, heimischer Gerste und reinem Quellwasser.

DAS NIEDERMOOR

Ein feuchtheißes, mit zahlreichen Vogelarten gesegnetes und von großen Flächen wogenden Schilfrohrs gesäumtes Sumpfgebiet an der Küste, das nur wenige trockene Stellen aufweist – und auch die nicht immer. Die Bewohner, die sich im Lauf von Generationen an diese Lebensbedingungen angepasst haben, leben auf großen Flößen, die sie auch bepflanzen. Sie destillieren aus der heimischen Flora und Fauna einen heilsamen medizinischen Absud, weshalb die Apothekergesellschaft vermutet, dieses Gebiet könnte womöglich eine Zukunft als natürliches Arzneibuch der Welt haben. Trotzdem bleibt das Moor für jeden unachtsamen Besucher nach wie vor ein gefährlicher Ort, und die meisten Reisenden begnügen sich mit einem Blick aus dem Zug von Quaiermünde nach Rappenmoschel.

DAS QUAIERTAL

Vom Effing-Forst aus in nabenwärtiger Richtung fließt der Quaier durch eine beschaulich-ländliche Region. Sie gehört noch zum Herrschaftsgebiet von Ankh-Morpork und grenzt an die konkurrierenden Stadtstaaten Pseudopolis und Quirm.

Geographie und Klima

Der Quaier entspringt am Fuß des Kreidelands, sein Oberlauf markiert die entgegengesetzte Grenze des Oktarinen Graslandes. Von dort aus durchfließt er die Grafschaften und schlängelt sich schließlich bis zu seinem weitgefächerten Delta in Quirm. Die Verlandung des Quaier in den Grafschaften wurde im Lauf der Zeit immer schlimmer, aber jüngste Bodenanalysen am Flussufer haben eine mögliche Ursache des Problems aufgedeckt: Der Schlamm besteht größtenteils aus Kuhdung. An den Ausläufern der Karackeberge, am nabenwärtigen Rand der Grafschaften, gibt es einige Felsen mit vielen Höhlen und Tunneln, die Überhang genannt werden.

Es herrscht ein zumeist gemäßigtes Klima, im Sommer jedoch brauen sich entlang des Quaier immer wieder heftige Gewitter zusammen.

Landwirtschaft und Handel

Der Quaier ist ab Überhang schiffbar. Haupttransportmittel der Region sind von Ochsen angetriebene Flussschiffe. Das Befahren des auch als »der Trügerische« bekannten Flusses erfordert viel Geschick und Übung, und die Zoon-Lotsen, die die vielen Frachtkähne den Fluss hinauf- und hinabsteuern, kennen jede Biegung, jede Untiefe und jedes Krokodil mit Namen. Die Schiffe befördern Eisenerz und Kohle aus Überhang, Wolle aus dem Kreideland und Vieh, Gemüse und Obst von den wohlhabenden Höfen in den Grafschaften hinunter nach Quirm. Auf der Rückreise nehmen sie Fisch, veredelten Karamell, Wein, Weinbrand, Tabak und Luxusartikel für die reichen Bewohner der Grafschaften auf. Kleinere Siedlungen am Flussufer bieten Dienstleistungen wie Bootsreparaturen und Unterkunft für Ochsen und Besatzung an.

Ganz neu im Quaiertal ist die lange Reihe geduckter Schuppen mit flachen Dächern, die sich wie eine hölzerne Raupe in die Landschaft schmiegt. Darin bildet ausgestreuter Ochsendung den idealen Untergrund für die Pilzzucht und den Anbau von Rhabarber. Das Pilzgeschäft hat sich in den letzten Jahren rasch entwickelt, nachdem Goblins in diesen Schuppen einen idealen Wohnraum fanden. Dort rühren sie eine kräftige Suppe zusammen, die ihren Weg in die eleganten Speisesäle der Ausflugsdampfer, aber auch in die Bordküchen der Frachtkähne gefunden hat. Die Rhabarberschuppen wiederum werden für das rapide Anwachsen der Bevölkerung der Kleinstadt Pfeifers Lager verantwortlich gemacht. Man munkelt, dass nicht wenige Kinder, die inzwischen die einheimische Schule füllen, in der Wärme und Dunkelheit beim Rascheln des schnellwachsenden Rhabarbers empfangen wurden.

Auch der Tourismus trägt zur heimischen Wirtschaft bei, da luxuriöse Vergnügungsschiffe wie die bekannte Roberta E. Biskuit den Fluss hinauf- und hinabfahren. Sie verschaffen sowohl den hübscheren Dorfmädels, die gut tanzen können, als auch ihren Schwestern, die in der großen Dampfwäscherei in Beckermanns Knauf unterkommen, neue Verdienstmöglichkeiten.

Old Treachery

DIE GRAFSCHAFTEN

In dieser hübschen Gegend mit vielen wunderschön gestalteten Landschaftsparks haben die reichen Familien aus Ankh-Morpork ihre Zweitwohnsitze errichtet. Hierher entfliehen sie der rußigen Luft der Hauptstadt, um sich ländlichen Beschäftigungen und der Produktion auf ihren wohlgeführten Höfen zu widmen. Deren Erzeugnisse genießen den Ruf ungewöhnlicher Qualität, besonders in Ankh-Morpork und Quirm, wo eine hübsch verpackte Wurst aus der Domäne Rust oder ein Karton Komplizierte Crundell-Eier hohe Preise erzielen. Die Ortschaft Ham-am-Egg (wegen der vielen hochglanzpolierten Kutschen, in denen die Crème de la Crème Ankh-Morporks durch die Gegend fährt, von der einheimischen Bauernschaft auch Ham-an-der-Waffel genannt) beliefert die ganze Gegend und verfügt inzwischen über eine Klacker-Station, aber auch über ein eingeführtes Priesterseminar, das Theologische Kolleg St. Onan. Dieses ist über die Region hinaus als der Ort bekannt, wo das Spiel Krocket erfunden wurde.

Die Bevölkerungsstatistik zeigt, dass in den Grafschaften hauptsächlich Menschen leben, es existiert jedoch eine ansehnliche Goblin-Gemeinde rings um Oberüberhang und Unterüberhang sowie in Niednagel. Diese inzwischen geschützte Minderheit muss sich nicht mehr von Plünderern ihre wertvollen Unggue-Töpfe stehlen lassen, und auch den Presspatrouillen wurde ein Ende gemacht. Ihr angeborenes technisches Geschick macht die Goblins zu wertvollen Mitarbeitern des Großen Strangs, und mit der von ihnen geschaffenen Untergrundeisenbahn gelangt das von den Zwergen geschmolzene Erz auf einfache Weise aus den Karackebergen bis zu den Kais am Quaier.

QUIRM

Die Stadt Quirm liegt am Quaier-Delta. Ihr Herrschaftsgebiet erstreckt sich entlang der Küste und reicht landeinwärts bis in die Sto-Ebene, wo es an Ankh-Morpork grenzt.

REGIERUNGSFORM: Herzogtum, derzeitiger Regent ist Lord Rodley, Herzog von Quirm.

HAUPTSTADT: Quirm

WÄHRUNG: Quirm-Penny

EXPORTGÜTER: Fisch und Muscheln, Wein und Spirituosen, Parfüm, Etikette, Blumenuhren, hochwertiger Sirup, Ocker sowie wohlerzogene und durchsetzungsfreudige junge Frauen

Geographie und Klima

Die Meeresströmung vor der quirmianischen Küste und der vorherrschende Wind kommen beide von Klatsch her und sorgen für ein angenehm warmes Klima, ideal für den Weinanbau. Der Hafen im Delta des Quaier bietet den Fangflotten Quirms, die einen großen Anteil am Wohlstand des Landes haben, ausreichend Schutz. Im Bezirk Worthe gibt es natürliche Ablagerungen hochwertigen Karamells, und landeinwärts nahe der Grenze zu Ankh-Morpork wird im trockenheißen Strauchland Ocker abgebaut.

Industrie und Handel

Mit der neuen Eisenbahnlinie hat sich für die Fischereiindustrie manches verändert, denn jetzt kann der Tagesfang innerhalb weniger Stunden nach Ankh-Morpork geschafft werden, wo sich erstklassige Preise erzielen lassen. Die vielen Weinberge und Brennereien erzeugen vielfach prämierte Weine und Spirituosen, und wenn mal was schiefgeht, wird der Essig überallhin auf die Scheibenwelt exportiert.

Die kleine Flotte der Quirmer Handelscompagnie treibt mit El Kinte, dem nächstgelegenen Zipfel von Klatsch, regen Handel. Dorthin liefert sie Ockerfarbstoffe und raffinierten Sirup im Austausch gegen streng riechenden Tabak und Duftöle, aus denen später Eau-de-Quirm und anderes feines Parfüm hergestellt werden – unter der Aufsicht von Quirms größter »Nase« Cyril de Sorpenne. Im Stadtteil Worthe produzieren Karamellraffinerien hochklassigen Sirup aus dem Karamell naher Flöze. Die Gärtnerische Forschungsstation Quirm erfreut sich eines so guten Rufs, dass vom ganzen Kontinent Bestellungen für Blumenuhren eintreffen. Erst vor Kurzem wurde gemeinsam mit einer wohlhabenden Gilde aus Ankh-Morpork geplant, unter Verwendung der seltenen Vorschlaghammerstaude eine sensationelle neue Uhr zu entwickeln.

Der Tourismus wird für diese Region immer wichtiger. Die leichte Erreichbarkeit mit der Eisenbahn und das angenehme Klima machen Quirm zu einem beliebten Urlaubsziel für die Bewohner Ankh-Morporks sowie der Städte der Sto-Ebene. Das Baugewerbe ist mit dem Bau von Hotels voll ausgelastet, und das Fischerdorf Quaiermünde hat sich zu einem beliebten Badeort entwickelt.

Kultur

Die quirmianische Küche hat Quirm, zusammen mit den hervorragenden Weinen, zur Gourmet-Hauptstadt der Welt gemacht. Ihre hohen Standards werden vom Cordon Octarine überwacht, das die besten Lokale mit Rosetten auszeichnet: Beurteilt wird im jeweiligen »Restaurant Quirmian« die Qualität des avec, die Unfreundlichkeit der Kellner und die grammatische Korrektheit der Speisekarte.