Das Buch
»Früher habe ich ständig über Dinge nachgedacht, die mir noch fehlten zu meinem vermeintlichen Glück.« Eigentlich ist Fumio Sasaki ein ganz normaler junger Mann, oft gestresst und darauf aus, seinen materiellen Wohlstand zu mehren – bis er eines Tages beschließt, sein Leben radikal zu ändern. Er reduziert seinen Besitz auf ein Minimum. Mit bemerkenswerten Effekten: Plötzlich fühlt er sich frei. Er hat mehr Zeit, mehr Geld und ein tiefes Gefühl der Dankbarkeit für jedes einzelne Ding, das er jetzt besitzt.
Sasakis Erfahrungen ermutigen dazu, alles Überflüssige loszulassen. Seine einfachen und praktischen Tipps machen es spielend leicht, Besitz zu minimieren und Zufriedenheit zu maximieren. Sein Buch öffnet Ihnen die Augen dafür, wie eine neue minimalistische Lebenshaltung nicht nur die eigenen vier Wände verwandeln, sondern das ganze Leben auf ungeahnte Weise bereichern kann.
Der Autor
Fumio Sasaki, geboren 1979, arbeitete als Cheflektor des japanischen Verlages Wani Books, bevor er freier Autor wurde. Derzeit lebt er in einer 20 Quadratmeter großen Wohnung in Tokio, die nur mit einer kleinen Holzkiste, einem Schreibtisch und einer Rollfuton-Matratze ausgestattet ist.
Weitere Informationen unter: www.minimalism.jp
Fumio Sasaki
Das
kann doch
weg!
Das befreiende Gefühl, mit weniger zu leben
55 Tipps für einen minimalistischen Lebensstil
Aus dem Amerikanischen übersetzt
von Martin Bauer
Die japanische Originalausgabe erschien 2015 unter dem Titel BOKUTACHINI, MOU MONO WA HITSUYOU NAI bei Wani Books Co., Ltd., Japan.
Dieses Buch wurde übersetzt nach der amerikanischen Ausgabe »Goodbye, Things« (Übersetzung: Eriko Sugita), erschienen 2017 bei W.W. Norton & Company, USA.
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Erste Auflage 2018
BOKUTACHINI, MOU MONO WA HITSUYOU NAI
Copyright © 2015 by Fumio Sasaki
German translation rights arranged with WANI BOOKS CO., LTD. through Japan UNI Agency, Inc., Tokyo, Gudovitz & Company Literary Agency, and Thomas Schlück GmbH.
Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe 2018 by Integral Verlag, München, in der Verlagsgruppe Random House GmbH, Neumarkter Straße 28, 81673 München
Alle Rechte sind vorbehalten.
Redaktion: Angelika Holdau
Umschlaggestaltung: Guter Punkt, München, unter Verwendung eines Motivs von © Photographee.eu/shutterstock
Satz und E-Book Produktion: Satzwerk Huber, Germering
ISBN 978-3-641-22794-4
V001
www.ansata-verlag.de
www.facebook.com/Integral.Lotos.Ansata
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
Zum Aufbau dieses Buches
1 Minimalismus – wofür?
2 Warum häufen wir überhaupt so viel Zeug an?
3 55 Tipps, wie man sich von Dingen verabschiedet
4 Die 12 großen Veränderungen in meinem Leben, seit ich »Tschüss« zu meinen Sachen gesagt habe
5 Glücklich sein statt glücklich werden
Nachwort und maximaler Dank
Zusammenfassung: 55 Tipps, wie man sich von Dingen verabschiedet
15 zusätzliche Tipps für die nächsten Schritte auf dem Weg zum Minimalisten
Einleitung
Es macht glücklich, weniger zu besitzen. Deswegen wird es Zeit, sich von allem Überflüssigem zu trennen.
So lautet die minimalistische Version meiner Botschaft, die ich mit diesem Buch übermitteln möchte. Ich möchte zeigen, wie herrlich es sein kann, weniger zu besitzen, auch wenn uns von Kindesbeinen an genau das Gegenteil eingetrichtert wird. Wir glauben, das Glück liege in materiellen Dingen. Wir wissen nicht, was morgen kommt, deswegen horten und sparen wir so viel wie nur irgend möglich.
Um das zu tun, brauchen wir eine Menge Geld, weshalb wir irgendwann anfangen, Menschen nach ihrem Reichtum zu beurteilen. Wir merken, dass Geld viele Probleme lösen kann. Wenn der Betrag stimmt, ändern Menschen sogar ihre Meinung. Und wenn sich der Verstand anderer Menschen kaufen lässt, dann doch bestimmt auch das Glück. Und so verfestigt sich die Überzeugung, man müsse einen Haufen Geld verdienen, um als erfolgreich zu gelten. Damit man selbst Geld verdienen kann, müssen andere Menschen ihres ausgeben. Und so geht es munter im Kreis herum.
Ich möchte an dieser Stelle ein wenig von mir selbst erzählen. Ich bin 35 Jahre alt, unverheiratet und Lektor in einem Verlag. Kürzlich zog ich aus Nakameguro, dem Viertel Tokios, in dem ich ein Vierteljahrhundert lang gelebt hatte, in ein Viertel namens Fudomae. Meine neue Monatsmiete beträgt 67.000 Yen (etwa 510 Euro) – 20.000 Yen (150 Euro) weniger als zuvor, doch der Umzug fraß fast meine gesamten Ersparnisse auf.
Mancher Leser mag mich jetzt für einen Loser halten, einen Mann, der es im besten Mannesalter noch nicht zu Frau und Kind oder Wohlstand gebracht hat. Meinem alten Ich wäre dieser Umstand so peinlich gewesen, dass ich ihn verschwiegen hätte. Ich war erfüllt von sinnlosem Stolz. Doch inzwischen sorge ich mich nicht mehr darum, was andere Menschen von mir denken. Der einfache Grund dafür: Ich bin glücklich, so wie ich bin.
Vor zehn Jahren wollte ich unbedingt ins Verlagswesen, ich träumte von einem Job, in dem ich über große Ideen und kulturelle Werte nachdenken durfte, anstatt immer nur auf Geld und Besitz schielen zu müssen. Doch mein anfänglicher Enthusiasmus ließ bald nach. Die Verlagsbranche erlebte schwierige Zeiten, weshalb wir zum Überleben Bücher verlegen mussten, die sich vor allem verkauften. Wenn wir keine populären Titel herausbrachten, würden wir bald gar nichts mehr verlegen können, unabhängig davon, für wie wichtig oder klug wir bestimmte Werke hielten. Mit den Zwängen des Wirtschaftslebens konfrontiert, musste ich schnell erwachsen werden. Die Leidenschaft, die anfangs noch in mir gebrannt hatte, kühlte ab, und schließlich übernahm auch ich resignierend die Einstellung, dass am Ende nur das Geld zählt.
Doch dann befreite ich mich vom Großteil meines materiellen Besitzes – und erkannte, dass genau das Gegenteil zutrifft.
Minimalismus ist ein Lebensstil, bei dem man seinen Besitz auf das absolut notwendige Minimum zurückfährt. Das hat ganz praktische Vorteile – bei mir ist es immer aufgeräumt, das Putzen geht sehr flott –, eröffnet aber auch eine völlig neue Perspektive auf das Leben. Der Minimalismus gab mir die Chance, darüber nachzudenken, was Glück wirklich bedeutet. Ich trennte mich von zahllosen Dingen, von denen ich viele jahrelang besessen hatte. Und trotzdem lebe ich jetzt glücklicher. Ich bin so zufrieden wie nie zuvor.
Wir alle wollen glücklich sein. Dafür strengen wir uns im Beruf an, im Studium, beim Sport, bei der Erziehung oder bei unseren Hobbys. Denn im Grunde suchen wir immer das Glück. Das ist der innere Antrieb für all unser Streben.
Ich war nicht immer Minimalist. Früher kaufte ich jede Menge Sachen in dem Glauben, all diese Dinge würden mein Selbstwertgefühl steigern und mich glücklicher machen. Ich liebte es, unnützen Krempel anzusammeln, und konnte nichts wegwerfen – wie das Foto meiner vollgestopften Wohnung im Bildteil des Buches belegt. Ich hortete lauter Krempel – in der Hoffnung, er würde mich zu einer interessanteren Person machen. Gleichzeitig maß ich mich ständig mit anderen Menschen, die mehr oder Besseres besaßen, was mich nur traurig machte. Ich wusste nicht, wie ich dieser Falle entkommen sollte. Ich konnte mich auf nichts konzentrieren und vergeudete meine Zeit sinnlos. Irgendwann bereute ich sogar, die Stelle angenommen zu haben, nach der ich mich so sehr gesehnt hatte. Ich fing an zu trinken und behandelte Frauen schäbig. Ich haderte nicht einmal mit meinem Verhalten, ich glaubte, ich sei nun einmal so und verdiente auch gar nicht, glücklich zu sein.
Auch früher war meine Wohnung nicht total vermüllt – wenn meine Freundin sich über das Wochenende ankündigte, konnte ich schon so weit aufräumen, dass es einigermaßen anständig aussah. Ich versuchte, eine »coole« Stimmung zu erzeugen, indem ich meine liebsten Dekostücke in Szene setzte; die indirekte Beleuchtung sorgte für eine einladende Atmosphäre. An normalen Tagen aber stapelten sich überall Bücher, weil meine Regale schon überquollen. In die meisten dieser Bücher hatte ich ein, zwei Mal hineingeschaut und mir vorgenommen, sie irgendwann einmal zu lesen, wenn ich Zeit dafür hätte.
Mein Einbauschrank war für Besucher absolut tabu – hier türmten sich meine abgelegten Ex-Lieblingsklamotten. Alle Jubeljahre kramte ich ein Teil heraus, überlegte, ob ich es anziehen sollte, und ließ es dann doch immer bleiben. Die meisten Sachen hatte ich nur wenige Male getragen, doch sie waren so teuer gewesen, dass ich mir vormachte, ich müsste sie nur waschen und bügeln, dann würde ich sie schon wieder anziehen. Überall im Zimmer lagen unbeachtet Dinge herum, die von abgelegten Hobbys und Zeitmangel kündeten: eine Anfängergitarre samt Verstärker, Englisch-Lehrbücher, ein toller alter Fotoapparat, in den ich nie auch nur einen Film einlegte.
Da mich all diese Dinge nicht mehr interessierten, gab es zu Hause nichts, was ich gern tat. Ich sah fern, daddelte auf dem Smartphone herum oder holte mir unten im Laden Alkohol und soff, auch wenn ich wusste, dass ich damit aufhören musste.
Und ich verglich mich weiter mit anderen. Ein Freund aus Studienzeiten lebte in einer schicken Eigentumswohnung in einem Tokioter Neubaugebiet. Durch eine elegante Diele gelangte man in ein Wohnzimmer mit stilvollen schwedischen Möbeln und edlem Geschirr. Bei jedem Besuch fragte ich mich, wie viel Miete er wohl bezahlte. Er arbeitete in einem großen Unternehmen, bezog ein gutes Gehalt, hatte seine umwerfende Freundin geheiratet und mit ihr ein wunderschönes Baby bekommen, das von Kopf bis Fuß in modischen Klamotten steckte. Früher auf der Uni hatten unsere Leben fast gleich ausgesehen. Was war seitdem passiert? Wie hatten unsere Leben derart auseinanderdriften können?
Oder ich ärgerte mich über einen Angeber in einem makellos weißen Ferrari, der an mir vorbeibrauste. Das Auto hatte wahrscheinlich doppelt so viel gekostet wie meine Wohnung. Belämmert sah ich dem Ferrari hinterher und trat wieder in die Pedale meines Fahrrads, das ich einem Freund für 50 Euro abgekauft hatte.
Ich kaufte mir Lotterielose – in der Hoffnung, über Nacht wieder aufzuholen. Ich trennte mich mit dem Argument von meiner Freundin, angesichts meiner traurigen Finanzen sehe ich keinerlei Zukunft für uns. In all dieser Zeit verbarg ich meinen Minderwertigkeitskomplex und tat, als stände in meinem Leben alles zum Besten. Doch ich fühlte mich fürchterlich – und sorgte dafür, dass andere Menschen sich ebenfalls mies fühlten.
Zum Glück habe ich dann endlich einen Großteil meiner Sachen weggeworfen und mich dadurch zu einem anderen Menschen entwickelt.
Sie glauben jetzt vielleicht, ich würde übertreiben. Jemand hielt mir einmal vor: »Du hast doch nur Krempel weggeschmissen!« Und das stimmt, ich habe noch nicht viel erreicht, und es gibt nichts, worauf ich übermäßig stolz sein könnte, zumindest bisher. Doch eines ist sicher: Je weniger Dinge mich umgeben, desto glücklicher bin ich. Langsam dämmert mir, was Glück bedeutet.
Geht es Ihnen ähnlich wie mir einst? Sind Sie unglücklich, vergleichen Sie sich ständig mit anderen, finden Sie Ihr Leben schlimm? Dann sollten Sie sich vielleicht von ein paar Dingen befreien. Natürlich gibt es Menschen, die sich schlicht nichts aus materiellen Dingen machen, und einige wenige Helden, die auch umgeben von einem Haufen Krempel gedeihen. Für alle anderen habe ich dieses Buch geschrieben. Jeder will glücklich sein, doch niemand weiß, wo er es findet. Denn gekauftes Glück hält nie lange vor.
Nach meinen Erfahrungen glaube ich fest: Sich von Dingen zu verabschieden, bedeutet mehr als bloß zu entrümpeln. Meiner Ansicht nach ist Abschiednehmen eine Übung darin, über wahres Glück nachzudenken. Das mag jetzt übertrieben klingen. Aber ich bin fest davon überzeugt.
Zum Aufbau dieses Buches
Im ersten Kapitel versuche ich mich an einer Definition davon, was ein Minimalist ist und was sein Leben ausmacht. Darin gehe ich auch einigen Gründen nach, warum die Zahl der Minimalisten in den letzten Jahren meiner Ansicht nach gestiegen ist. Im zweiten Kapitel untersuche ich, warum wir überhaupt so viel Zeug anhäufen. Ich betrachte die Gewohnheiten und Wünsche, die wir Menschen haben, und die Bedeutung, die hinter all den Objekten steckt, die wir besitzen. Das dritte Kapitel stellt einige einfache Regeln und Methoden vor, wie man seinen Besitz reduziert, gefolgt von einer weiteren Liste für bereits fortgeschrittene Minimalisten und von Ratschlägen für Minimalisten, die süchtig danach geworden sind, Dinge zu entsorgen. Im vierten Kapitel schildere ich die Veränderungen, die in mir vorgegangen sind, während ich meinen Besitz auf das absolute Minimum reduzierte. Sie bekommen einen Einblick darin, welche Vorteile es für mich brachte, zum Minimalisten zu werden. Unter anderem wurde ich mir dessen bewusster, wie glücklich ich bin. Das fünfte Kapitel untersucht genauer, warum mich diese Veränderungen glücklich machten. Außerdem beschreibe ich, was ich während dieses Prozesses über das Glücklichsein gelernt habe.
Ich hoffe, Sie beginnen das Buch am Anfang, um ein besseres Gespür für Minimalismus zu entwickeln. Doch Sie können die Kapitel auch in beliebiger Reihenfolge lesen. Ganz Eilige, die das Gefühl haben, sie sollten sich dringend von ihrem Krempel trennen, können direkt zum dritten Kapitel springen.
In diesem Buch definiere ich Minimalismus als (1) Reduktion der notwendigen Dinge auf ein Minimum und (2) Abstellen aller Exzesse, um sich auf die Dinge konzentrieren zu können, die wirklich zählen. Menschen, die so leben, betrachte ich als Minimalisten.
Wir streben lieber danach, andere glauben zu machen, wir wären glücklich, anstatt zu versuchen, tatsächlich glücklich zu sein.
Ffancois de la Rochefoucauld
Du bist nicht deine Arbeit. Du bist nicht, wie viel Geld du auf dem Konto hast. Du bist nicht das Auto, das du fährst. Du bist nicht der Inhalt deiner Geldbörse. Du bist nicht deine scheiß Cargohosen.
Tyler Durden, Fight Club
Glück bedeutet nicht, das zu haben, was man will, sondern das zu wollen, was man hat.
Rabbi Hyman Schachtel
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Minimalismus – wofür?