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Herstellung und Verlag : BOD Books on Demand GmbH Norderstedt

© Dr. Claudia J. Schulze (Bärbel Schulze Stiftung für

therapeutisches Schreiben und Lesen)

ISBN: 9783744825955, 2019, Lektorat Phillo, Leipzig

Illustrationen: Anke Hartmann, Leipzig

Inhaltsverzeichnis

Bibliotherapie

„Bibliotherapie" bezeichnet die Therapieform, die sich aufs Lesen stützt. Der Wortteil „Biblio" bezieht sich nicht etwa auf die Bibel, sondern aufs griechische „biblos" βίβλος, „das Buch". (Wobei die Bibel wiederum eben auch: „Das Buch“ heißt).

Aber an dieser Stelle soll nicht von einem einzigen Buch die Rede sein, sondern von vielen. Schreiben und lesen mit dem Ziel der Selbsterkenntnis und Selbstheilung gibt es bereits seit langer Zeit; spätestens jedoch seit der Entstehung der Hochkulturen. Was ist das Besondere an dieser Methode?

Die Arbeit mit Medien, welche den direkten Gefühlsbereich ansprechen, verspricht primäres statt sekundäres Lernen. Im Lesen von Literatur kann der Klient sich mit Figuren identifizieren und sich von ihnen abgrenzen, kann am Modell lernen wie andere es gemacht haben und findet etwa in der Lyrik oder auch sonst im fremden Ausdruck Worte, wo er selbst sprachlos ist (Dies gilt im positiven wie durchaus auch im negativen Sinn).

Die Poesie- und / oder die Bibliotherapie basiert dabei im Wesentlichen auf der Überzeugung der Heilkraft der Sprache. Es gibt mittlerweile ganz außerordentlich viele, sehr unterschiedliche Richtungen und diverse Strömungen.

Der von mir hier persönlich bevorzugte Ansatz hat seine Wurzeln vor allem in der Humanistischen Psychologie und in der Humanistischen Pädagogik.

Es gibt aber auch z.B. konstruktivistische Ansätze, tiefenpsychologisch orientierte Ansätze und viele mehr. Ich verstehe diese nicht als Konkurrenten; vielmehr verstehe ich sie als weitere zum Teil in der Tat äußerst hilfreiche Ansätze!

Dieses vorliegende Buch hier soll als eine Art in sich erweiterbare, doch durchaus auch in sich zusammenhängende Arbeits-, Notiz- und Materialsammlung dienen.

An bestimmten Stellen habe ich daher Freiräume eingebaut, in denen somit auch schriftlich über bestimmte, ausgesuchte Themen reflektiert werden kann.

Dies sind jedoch selbstverständlich immer jeweils nur Vorschläge.

Ihnen stehen selbstverständlich sehr viel mehr Möglichkeiten offen. Ihren eigenen Ideen und Erfahrungen, Ihren jeweiligen ganz individuellen Verknüpfungen, Ihren ganz persönlichen Assoziationen und Ihren Interpretationsmöglichkeiten sind hier absolut keinerlei Grenzen gesetzt. Auch die kreativen, liebevollen, individuellen und einfühlsamen Bilder der besonderen und sehr bekannten Leipziger Künstlerin und Autorin Anke Hartmann können hierbei hoffentlich zusätzlich vielerlei Themen „anstoßen“, und ich würde mich sehr freuen, wenn das Buch Ihnen und Ihren Klienten viele neue, sehr fruchtbare und lebendige Impulse für Ihre theologische, heilpädagogische, sozialpädagogische, ggf. auch philosophische, pädagogische, sozialberaterische und /oder aber ihre psychotherapeutische Arbeit bietet.

Die einzelnen Kapitel haben dabei jeweils bestimmte Schwerpunkte, wobei sich die Geschichten nicht auf diese reduzieren lassen, und zugleich sicherlich auch nicht alle Aspekte zugleich erfassen können. Es sind lediglich Anregungen, wobei die Geschichten sich aufeinander beziehen, und es hierzu, bei Interesse, noch weitere Literatur gibt.

Hierbei handelt es sich um die weiter hinten aufgeführten Bücher, verfasst von mir mit Illustrationen der so beliebten Leipziger Künstlerin Anke Hartmann und dem renommierten Schattenbild-Künstler Wilhelm Schneider. Das Buch von Anke Hartmann bietet eine weitere Ergänzung zum Thema: „Tod“, die ich an dieser Stelle empfehlen möchte.

In meinen eigenen Büchern: „Nachtflüge“, „Rabenfedern bringen Glück“, sowie „Lukas und die Geschichte der Schatten“ wird das Thema Tod, Verlust und Angst immer wieder angesprochen. Es werden dabei gleichzeitig jeweils Ressourcen aufgezeigt, die aber dabei, das ist selbstverständlich, auch für die jungen Klienten immer nur ein Angebot sein können.

Durch die jeweilige Modellvorgabe sollen sie angeregt werden, sich mit ihren eigenen, ganz individuellen Möglichkeiten auseinander zusetzen, die dazu dienen sollen, ganz persönliche Ressourcen zu entwickeln und auszubauen, um den genannten Themen nicht gänzlich hilflos und unvorbereitet gegenüberzustehen.

Diese zusätzlich von mir genannten Bücher sind nicht, so wie das vorliegende Buch, mit Impulsfragen versehen.

Jedoch können Sie diese Impulse selbstverständlich für sich selbst und für Ihre Klienten entwickeln. Selbstverständlich ist es wichtig im Vorfeld durchdacht zu entscheiden welche der Geschichten den einzelnen Kindern jeweils „zugemutet“ werden können. Dies hängt auch vom Stand der Therapie ab, vom Kind selbst etc.

Einem ohnehin ganz besonders traumatisierten oder ängstlichen Kind, das unter starken Verlustängsten leidet sollte eher eine gewissermaßen „unbefangenere“ Geschichte präsentiert werden, in der beispielsweise lediglich Tiere o.ä. als Symbolfiguren vorkommen (Kais Hase) und in der nicht der konkrete Verlust sehr realer Menschen (Schwester, Vater, Freund) im Mittelpunkt steht. Gerade die Kinder die einen solchen realen Verlust bereits erlebt haben gehen häufig anders mit solchen Geschichten um als Kinder, bei denen sich der Verlust überwiegend in der Phantasie abspielt, wobei das zweitgenannte Phänomen durchaus ebenfalls äußerst quälend für die betroffenen Kinder ist / sein kann, so dass es niemals unterzubewerten ist. Hier kommt es auf die Erfahrung, auf die Sensibilität und auf das Fingerspitzengefühl des Therapeuten / der Therapeutin an. Die sehr gründliche Auseinandersetzung mit den hier nachfolgenden Geschichten kann, auch für Therapeutinnen und Therapeuten, ein solches Gefühl stärken. Dies soll zugleich auch das Ziel dieser Sammlung sein – sei es für den Leiter / bzw. die Leiterin oder eben das betroffene Kind, die betroffene Familie.

Im Gegensatz zu meinen Büchern zur Bibliotherapie für Erwachsene habe ich hier bewusst weniger strukturiert.

Zum einen ist dies natürlich der Tatsache geschuldet, dass Kinder noch (mehr als Erwachsene) im Werden begriffen sind, so dass mir Klassifikationen daher hier noch weitaus weniger angebracht zu sein erscheinen als dies im Zusammenhang mit der bibliotherapeutischen Arbeit, welche sich im Kontext der Therapie Erwachsener befindet, eher der Fall ist.

Bei all meinen Arbeitsbüchern zum Thema Bibliotherapie mit Erwachsenen erschien bisher der, (die) Schwerpunkt(e) Angst / Depression / Suizid und Sucht.

Im Anhang habe ich auf drei von mir verfasste Bücher verwiesen, welche – bei Bedarf – zusätzlich zu therapeutischen Zwecken additiv herangezogen werden können. Sie haben sich bisher in der Praxis sehr gut bewährt. Andere Bücher sind selbstverständlich ebenfalls möglich.

Wesentliche Inhalte decken sich mit dem vorliegenden Band, jedoch sind es dort durchgängige, abgeschlossene, gedanklich und inhaltlich aufeinander aufbauende Geschichten – jeweils in drei, zeitlich und auch inhaltlich aufeinander aufbauenden Bänden. Die jeweiligen Protagonisten erscheinen ebenfalls in dem vorliegenden Arbeitsbuch, wobei hier lediglich einzelne Bereiche zu bestimmten Themen wirken sollen. Alle größeren und umfassenderen Rahmenhandlungen befinden sich zusätzlich in den weiter hinten genannten Büchern. Dennoch kommt gerade das hier vorliegende Arbeitsbuch auch für sich, ohne diese zusätzlichen Verdichtungen und Vertiefungen aus. Sämtliche hier aufgeführten Geschichten können also durchaus auch für sich alleine stehen und als Impulse dienen, wobei Schwerpunkte ausgesucht und gezielt bearbeitet werden können. All dies wird auch hier genau aufgegriffen, angesprochen und vertieft. Als behandelnder Therapeut / Therapeutin haben Sie selbstverständlich die Möglichkeit, die Geschichten zu modifizieren, für das jeweilige Kind „anzupassen“ (z.B. was Aussehen, Alter und Geschlecht betrifft).

Hier können sowohl Distanz als auch Nähe vermittelt werden, je nachdem, was die jeweilige Situation erfordert. Hauptziel soll es sein, dem jeweils betroffenen Kind den größtmöglichen Raum zu bieten, von dem aus es genug Vertrauen aufbringen kann, um sich mit dem Gefühl von Sicherheit anzuvertrauen. Daher erfordert dies, wie jede therapeutische Situation, ein ganz besonderes Fingerspitzengefühl und eine ausgeprägte Achtung im Umgang mit dem Kind. Die nachhaltige, gute Wirkungsweise bibliotherapeutischer Arbeit ist in ihrer Wirksamkeit schon seit langem durch zahlreiche Studien eindrucksvoll belegt, deren Lektüre ich sehr empfehle. In dem vorliegenden Buch soll es jedoch gleich um die mögliche und konkrete Anwendung anhand hier eigens entwickelter therapeutischer Geschichten gehen.

* So geht es in ihnen (wie auch im Band 1 „Nachtflüge) um Anpassungsstörungen, um den Aufbau hilfreicher kognitiver Konstrukte, um den Aufbau von Vertrauen und um die zunehmende Entwicklung von Akzeptanz und Einsichten in Gesetzmäßigkeiten des Lebens.

Es dreht sich, ebenso wie in Band 2, mit dem Titel „Rabenfedern bringen Glück“, um den Umgang mit aufbrechenden Emotionen, um den Aufbau von Selbstwirksamkeit und um die Nutzung eigener Ressourcen, wie zum Beispiel um den Aufbau tragender sozialer Beziehungen.

Band 3: „Nebelträume“ behandelt überwiegend die langsame Integration von Gefühlen, um ein konkretes „Reframing“, und um etwas, das, gemeinsam mit der bereits im ersten Band angestrebten Entwicklung in Zusammenhang steht, dem Coping inmitten seiner schweren Lebenssituationen.

In Band 4: „Korax und das Geheimnis der Kürbisse“ erfolgt ein Perspektivenwechsel. Aus der Sicht eines bereits erwachsenen Menschen werden die Erlebnisse von Lukas, Kai und Mia nochmals belebt und mit Hilfe einer alten Frau „Agathe“ zum Teil gedeutet. Hier geht es viel um das Thema „Identität“ und um das Thema „Ressourcen“.

Bei Leah Löwenherz wird Lukas´ Geschichte z.T. auszugsweise aus weiblicher Perspektive wiedergegeben, um ggf. bei Mädchen eine stärkere Form der Identifikation und des Rollen-Lernens zu ermöglichen.

Leah Löwenherz ist hierbei nicht Teil einer aufeinanderfolgenden Reihe.

Es steht vielmehr für sich und eignet sich beispielsweise als Geschenkbuch für Kinder in Trauer. Das Folge-Buch „Verwaiste Kinderverwaiste Eltern“ schließt sich hier an. Der Band Ruby Blue bietet einen leichten Einstieg in die „Lukas-Reihe“; leicht in doppeltem Sinn, da hier die Probleme nicht so massiv auftreten wie z.T. in den anderen Bänden.

In der Sonderedition „Lukas und die Geschichte der Schatten“ geht es unter anderem um Platons Höhlengleichnis.

Das Buch ist ein Auszug aus gleich mehreren Büchern der sogenannten therapeut. „Lukas-Reihe“, wobei die Auseinandersetzung mit den Schatten und das Höhlengleichnis im Vordergrund steht.

Visualisiert wird dies durch Schattenbilder des Künstlers Wilhelm Schneider.

Dieses Buch orientiert sich am Ausspruch des amerikanischen Schriftstellers und Poeten R.W. Emerson:

Jedes Sprichwort, jedes Buch, jedes kleine

Wörtchen, das die zu Hilfe und Trost

bestimmt ist, wird auf geraden oder

verschlungenen Wegen zu dir gelangen.

(R.W. Emerson)

Anmerkungen und Vorschläge bitte sehr gerne an
CJ.Schulze@gmx.de

Techniken der Bibliotherapie

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