Einhorn, SWEDISH FALL, Glasello,
MovEAid, myChipsBox
Patrick Siegfried (Hrsg.)
Diese Fallstudien sind im Rahmen der Vorlesung „Forschungsprojekt“ von Bachelorstudenten/-innen im Studiengang Handel an der DHBW Mannheim mit Unternehmen aus der TV-Gründershow erarbeitet worden.
Jede Fallstudie beginnt mit der Beschreibung des Unternehmens, deren Entwicklung, der Marktsituation, sowie die Stärken und Schwächen. In einem Best Practice Vergleich wird das Konzept überprüft und in einer Handlungsempfehlung eine Zukunftsbetrachtung vorgenommen. Abschließende Arbeitsfragen können für eine weitere Bearbeitung von Studenten verwendet werden.
Prof. Dr. Dr. Patrick Siegfried hat mit den Studenten/-innen diese Fallstudien bearbeitet.
Angefangen von der TV-Gründershow, existieren bereits diverse Formate, die sich mit Gründung von Unternehmen oder neuen Produktideen und deren erfolgreicher Vermarktung beschäftigen. Speziell im Format des Senders VOX präsentieren sich viele Start-Up-Gründer, die um eine Investition in ihr bereits existierendes Unternehmen oder in die Gründung eines Start-Ups konkurrieren. Mit Hilfe der finanzstarken und erfahrenen Investoren aus verschiedenen Unternehmensbranchen, sollen die noch niedrigskalierten Unternehmen am Markt etabliert werden und wachsen. Das Ideal, sowohl der Gründer, als auch der Investoren, ist es sicherlich ein Unicorn hervorzubringen.
Abb. 1: Verteilung deutscher Start-Ups in Deutschland 20171
Der Begriff des Unicorns stammt auch aus dem Silicon Valley und beschreibt ein Start-Up, welches die magische Grenze von einem Unternehmenswert von einer Milliarde Dollar erreicht.2 Das Ziel, ein Unicorn zu werden, haben die Gründer Waldemar Zeiler und Philip Siefer, wortwörtlich genommen und ihr Start-Up kurzerhand einhorn products GmbH genannt.
Das Einhorn gegen den Billy Boy
Mit den einhorn-Kondomen wollen sie die Regeln der Kondombranche neu definieren und mit einigen Tabus rund um das Thema Verhütung und Kondome brechen.3 Die große Aufgabe, vor der die Unternehmensgründer stehen, ist nicht nur der Schritt die Vision in ein reales Projekt umzuwandeln, sondern vielmehr auch das gegründete Unternehmen so aufzubauen, das es nachhaltig und wirtschaftlich rentabel am Marktgeschehen teilhaben kann. Um sich von den bestehenden Marktkräften, allen voran die MAPA GmbH mit der Marke Billy Boy, abzuheben, ist es erforderlich, ein Alleinstellungsmerkmal zu kreieren und dieses möglichst effizient zu vermarkten. Aber auch das Profitmodell muss wohl durchdacht sein, um grade den hohen Investitionen in der Gründungsphase genügend Nährboden zu bieten. Die Kombination aus einem, sich von der Konkurrenz unterscheidenden, Produkt und einer Wertschöpfung, die es ermöglicht das Unternehmen am Leben zu erhalten, führt letztlich zu einer wirtschaftlich erfolgreichen Gründung. Ist es den Gründern möglich mit einem Start-Up-Unternehmen erfolgreich in den Kondommarkt einzusteigen und dem großen Konkurrenten Billy Boy genügend Marktanteile abzunehmen und mit welcher Strategie kann dieses Vorhaben umgesetzt werden?
Ziel der Arbeit
In dieser Ausarbeitung sollen die Profitmodelle der einhorn products GmbH und der MAPA GmbH anhand des Business Model Canvas verglichen werden.
Ausgehend vom Aufzeigen der jeweiligen Geschäftsmodelle anhand des BMC wird verglichen, inwiefern sich das Geschäftsmodell der einhorn products GmbH von dem der MAPA GmbH unterscheidet und innovative oder neuartige Aspekte aufweist. Es soll herausgestellt werden, ob sich das Geschäftsmodell der einhorn products GmbH stark von dem des etablierten Marktführers unterscheidet und so zusätzlichen wirtschaftlichen Nutzen generieren kann.
Methodik und Vorgehen der Arbeit
Beginnend wird die Methode des Business Model Canvas (BMC), als Abbildungsform von Geschäftsmodellen, in Bedeutung und Verwendung beschrieben. Diese dient als Basis des Vergleichs der beiden vorgestellten Geschäftsmodelle.
Um die Ausgangssituation näher zu beleuchten, erfolgt im ersten Schritt ein Kurzportrait der einhorn products GmbH und die Analyse des Geschäftsmodells der einhorn products GmbH anhand des BMC. Anschließend wird die MAPA GmbH vorgestellt und deren BMC vervollständigt. Auf Basis der beiden erstellten BMCs wird ein Vergleich der Geschäftsmodelle auf Unterschiede in den jeweiligen Segmenten des BMC erstellt. Es wird geklärt, inwiefern sich die einhorn products GmbH vom Geschäftsmodell der MAPA GmbH abhebt oder beide ein ähnliches Geschäftsmodell aufweisen.
Ausgehend von den festgestellten Differenzen werden Handlungsempfehlungen für die einhorn products GmbH abgeleitet, um die Etablierung am Markt voranzutreiben. Ein Ausblick der Entwicklung der einhorn products GmbH und des Erfolgs der vorgeschlagenen Maßnahmen schließt die Ausarbeitung.
„Ein Business Modell beschreibt die Hintergründe, wie eine Organisation Wert erzeugt, liefert und erhält.“4 Ausgehend von dieser Definition ist mit dem Business Model Canvas eine Form der visuellen Abb. von Geschäfts- und Profitmodellen entstanden, die es ermöglicht, jegliche Geschäftsmodelle unkompliziert zu beschreiben und zu visualisieren. Anhand der Abb. eines Geschäftsmodells können dann Rückschlüsse, Verbesserungen oder Ideen für das eigene Geschäftsmodell entwickelt werden.5
Abb. 2: Das Business Model Canvas6
Das BMC dient sowohl der Abbildung aktueller, als auch zukünftiger Bestandteile des Geschäftsmodells. Der Gedanke hinter dem BMC ist, ausgehend von einer leeren Leinwand (engl. canvas = Leinwand), mit Haftnotizen die einzelnen Wertschöpfungsbereiche des Unternehmens zu beschreiben und auch jederzeit verändern zu können.
So kann man auf sich verändernde Faktoren reagieren, beziehungsweise schnell erkennen, in welchen Bereichen es Optimierungsbedarf gibt. Um nun das BMC für ein Unternehmen zu erstellen, wird das Geschäftsmodell unter den neun folgenden Aspekten, sogenannten Blöcken, betrachtet:
Den ersten Block bilden die Kundensegmente (- Customer Segments). Dieser Block „definiert die verschiedenen Gruppen von Personen oder Organisationen, die ein Unternehmen erreichen und bedienen möchte“.7 Dabei kann eine einzelne, aber auch mehrere verschiedene, Kundengruppen genannt und definiert werden. Kundengruppen oder auch -segmente zeichnen sich durch gemeinsame Attribute, ähnliches Verhalten, Wünsche, Einstellungen und weitere Eigenschaften aus.8 Die verschiedenen Segmente sollten untereinander möglichst heterogen, aber in sich homogen sein.9
Das Werteversprechen (- Value Proposition) bildet den zweiten Block. Das Werteversprechen eines Unternehmens sorgt dafür, dass sich ein Kunde genau für dieses Produkt oder dieses Unternehmen, statt eines Konkurrenzprodukts oder -unternehmens, entschieden hat. Produkte, deren Eigenschaften, als auch Dienstleistungen und Services können Teil des Werteversprechens eines Unternehmens sein.
An dritter Stelle folgen die Kanäle (- Channels), über die das Unternehmen mit seinen Kunden in Kontakt tritt. Alle Elemente, von der „Kommunikation, Distribution, und Verkaufskanäle umfassen die Schnittstelle eines Unternehmens mit Kunden.“10 Beispielhaft kann die Art der Interaktion in direkt und indirekt unterschieden werden. Über die Art des Kundenkontaktes hinaus können auch die Kosten und die Art der Integration der Kommunikationskanäle beschrieben werden.
Den vierten Block bildet die Kundenbeziehung (- Customer Relationships). Kundenbeziehungen können von einer persönlichen Ebene bis hin zu einer voll-automatisierten Eben gestaltet sein. Sie werden dazu genutzt, um Neukunden zu akquirieren, Stamm-/ Kunden beizubehalten oder die Umsätze zu forcieren.11 Je nach Kundensegment kann auch die Beziehung verschieden gestaltet sein. Von automatisiertem Service, über persönliche Beratung bis hin zu User-Communities und aktiver Einbindung der Kunden in die Unternehmens- und Produktgestaltung bieten sich diverse Formen der Kundenbeziehung an.12
Als fünften Block werden die Ertragsströme (- Revenue Streams) betrachtet. Diese betrachten das Geld, welches ein Unternehmen von den Kunden einnimmt, um so, abgezogen der Kosten, Ertrag zu generieren. Grundsätzlich lassen sich zwei Arten von Einnahmen unterscheiden, einerseits einmalige Zahlungen für Produkte oder Dienstleistungen, andererseits wiederkehrende Zahlungen, wie monatliche Beiträge, Kundenservicegebühren oder After-Sales Einnahmen. Auch die Art der Zahlungsabwicklung wird in Betracht gezogen.13
Die Schlüsselressourcen (- Key Ressources) finden sich im sechsten Block wieder. Die Schlüsselressourcen bilden die Grundlage jedes Unternehmens, um Werteversprechen, Produkte und Dienstleistungen zu erzeugen und somit Wertschöpfung zu betreiben. Je nach Unternehmenstyp können die Ressourcen materieller, finanzieller, intellektueller und humaner Natur sein. Das Unternehmen kann die Ressourcen selbst herstellen und besitzen, als auch extern einkaufen oder mieten.14
Im siebten Block werden die Schlüsselaktivitäten (- Key Activities) betrachtet. Hierbei werden die „wichtigsten Dinge, die ein Unternehmen tun muss um sein Geschäftsmodell zum Laufen zu bringen“15 beschrieben. Es werden also diejenigen Handlungen identifiziert, die nötig sind um, die vorangegangenen und folgenden Blöcke des Unternehmens zu beschaffen, erzeugen und zu erhalten. Beispielsweise muss ein Produktionsunternehmen stets dafür sorgen, genügend Rohmaterial für die Verarbeitung vorrätig zu haben. Somit wären Beschaffung und Produktion zwei der Schlüsselaktivitäten dieses Unternehmens. Weiterführend kommen auch Lieferantenkontakte und Absatzaktivitäten hinzu.16
Den achten und somit vorletzten Block bilden die Schlüsselpartnerschaften (- Key Partnerships). Kaum ein Unternehmen kann ohne vernetzte Partner allein für sich wirtschaften und funktionieren. Es werden vier Arten von Partnerschaften differenziert:
Die Motive für Partnerschaften zwischen Unternehmen reichen von einer reinen Versorgungsfunktion, über die Reduktion von Risiko und Unsicherheit bis hin zur Erschließung neuer Ressourcen und Geschäftsfelder.17
Abschließend bildet die Kostenstruktur (- Cost structure) den neunten Block und vervollständigt das BMC. Zur Kostenstruktur werden alle bedeutenden Kostenfaktoren genannt, die anfallen, um das Geschäftsmodell umzusetzen. Die Kosten können sich auf die Schlüsselaktivitäten, -ressourcen und -partnerschaften beziehen, aber auch aus anderen Unternehmensbereichen herangezogen werden. Aber auch die Betrachtung der fixen und variablen Kosten, sowie Mengenvorteile und daraus resultierende geringere Kosten, kommen in Betracht.18
Hat man alle Blöcke vervollständigt und die relevanten Aspekte zusammengetragen, erhält man eine konzentrierte Abb. des Geschäftsmodells in Form des Business Model Canvas.
Wie schon im Namen, findet sich das Einhorn auch im Logo der einhorn products GmbH wieder, wie in Abb. drei gezeigt. Es stellt einerseits einen Bezug zu den in Kapitel eins vorgestellten Unicorns des Silicon Valley her, steht aber andererseits auch für das Einzigartige. Einzigartig wollen die Gründer Waldemar Zeiler und Philip Siefer mit ihrem 2015 gegründetem Start-Up auch sein – und das in vielerlei Hinsicht. Mit der Herstellung veganer Kondome in unkonventionell designten Verpackungen wollen sie dem Kondomkauf die Peinlichkeit nehmen und Kondome zu einem Lifestyle Produkt machen.19
Abb. 3: Das Logo der einhorn products GmbH20
Ein weiterer Bestandteil der Unternehmensphilosophie ist neben der Einzigartigkeit, oder wie es bei der einhorn products GmbH heißt unicornique oder frei übersetzt einhornzigartig, ist die Fairstainability. In diesem ebenfalls selbst kreierten Begriff stecken die Worte Fairness und sustainability. Und genau das wollen die Gründer Waldemar Zeiler und Philip Siefer auch sein. Ihre Produkte sollen fair hergestellt und gehandelt werden und auch unter ökologisch und sozial nachhaltigen (englisch: Sustainable = nachhaltig) Bedingungen produziert werden. Dafür werden 50 % der Profite in die Nachhaltigkeit und Fairness entlang der gesamten Wertschöpfungskette reinvestiert.21 Das dritte Motto lautet Fug – ebenfalls ein Neologismus der Gründer. Dieser setzt sich aus den Worten fight (engl. = kämpfen) und hug (engl. = umarmen). Damit soll das miteinander beschrieben werden. Konflikte sollen offen ausgetragen werden, solange man anschließend wieder in Frieden zusammenarbeiten kann und für das gemeinsame Ziel kämpft. Es geht den Gründern also nicht primär um knallharte Umsatzkalkulationen, sondern sie wollen mit ihrem Unternehmen gleichfalls Umsatz generieren, als auch Teil und Ausgangspunkt einer Bewegung werden, die sich der Umwelt verschreibt und die Arbeitswelt neu definiert.22 Zur Umsetzung dieser Vision starteten sie eine Crowdfundingkampagne, um genügend Startkapital zu sammeln. Dabei kamen über 100.000 € zusammen. Im ersten Jahr konnte die einhorn products GmbH über 500.000 Kondome verkaufen und die Absatzzahlen steigerten sich von Jahr zu Jahr.23 Der Versuch in der Sendung die Höhle der Löwen ein Investment von 300.000 € zum Ausbau der Kapazitäten zu erlangen schlug fehl, obwohl der Pitch der beiden Jungunternehmer äußerst positiv von den potenziellen Investoren bewertet wurde.24 25
Im Vordergrund der angebotenen Produkte stehen die Kondome. Diese sind vegan und unter fairen und nachhaltigen Bedingungen hergestellt. Es wird eine Größe, 54 mm im Durchmesser, und Passform in Glockenform mit Reservoir für ein besseres Gefühlsempfinden des Mannes angeboten.26 Die Kondome werden in Größenlots von einer Tüte mit sieben Kondomen bis hin Sparpacks als Jahresvorrat mit sieben Tüten angeboten. Des Weiteren sind noch spezielle Packungsangebote, wie der First Date Kit oder das Orgasmuspaket erhältlich. Auffällig ist das besondere Design der Tüten mit Motiven von Pommes Frites bis hin zu karikierten Spermien, wie in Abb. vier zu sehen.
Abb. 4: Einhorn Kondomverpackungen27
Neben den Kondomen bietet die einhorn products GmbH auch Merchandiseartikel wie T-Shirts, Pullover und Stempel mit Genitalmotiven an.
Die dritte Produktgruppe stellen Dienstleistungen in Form von Consulting, Key-Notes zu Themen wie Sustainability oder Marketing und einem Tausch der CEO-Position für einen Tag dar.28
Nach dem kurzen Überblick über die Unternehmensphilosophie und die Produkte wird nun das Geschäftsmodell anhand des BMC näher beleuchtet. Dazu werden die neun Blöcke des BMC in der in Kapitel zwei beschriebenen Reihenfolge nacheinander vervollständigt.
Customer Segments – Grundsätzlich kann und soll jede Person, die ein Verhütungsmittel in Form eines Kondoms kauft, auch Kunde der einhorn products GmbH sein. Das Augenmerk liegt beim Verkauf und Marketing jedoch speziell auf Personen der Generation Y. Personen die zwischen 1984 und 1994 geboren sind zählen als Mitglieder dieser Generation. Diese zeichnet sich durch das Hinterfragen der jeglicher Umstände und Gründe aus, als auch durch das Verlangen nach Selbstverwirklichung und der freien Entscheidung in der Wahl des Berufs, der Lebensumstände und des Partners. Kennzeichnend ist auch ein hohes Umweltbewusstsein, welches sich nicht nur auf den ökologischen Bereich, sondern auch den sozialen und wirtschaftlichen Sektor erstreckt.29 Ein zweites Kundensegment bilden Jugendliche im Schulalter. Die einhorn products GmbH setzt sich auch für Sexualaufklärung an Schulen ein. Hier steht jedoch der soziale und gesundheitliche Benefit im Vordergrund, statt der Frühakquise zukünftiger Kunden.30
Value Proposition – Das wichtigste Werteversprechen, das Einhornkondome bietet ist die Sicherheit der Verhütung. Diese wird durch diverse Tests verifiziert. Um diese auch als vegan anzubieten, wird außerdem sichergestellt, dass keine Versuche an Tieren – bei Kondomen meist dermatologische Verträglichkeitstests - durchgeführt werden. Ein weiteres Werteversprechen ist die Herstellung der Kondome nach dem selbsterstellten Fairstainability-Prinzip. Die Kondome werden nachhaltig hergestellt und fair gehandelt. Die Hälfte der Profite wird in die Nachhaltigkeit und Fairness entlang der gesamten Wertschöpfungskette reinvestiert.31
Zuletzt sollen die Kondome attraktiv sein, das heißt sie sind ansprechend verpackt und der Kunde soll sie selbstbewusst und mit einem Lächeln kaufen können. Das Image des peinlichen Kondomkaufs wird gebrochen, sodass der Spaß schon beim Kauf der Kondome beginnt.32 Zuletzt sehen sich Waldemar Zeiler und Philip Siefer als Visionäre einer neuen Arbeits- und Geschäftswelt. Mit ihrer Fairstainability-Initiative wollen sie andere Unternehmen dazu bewegen, ihrem Beispiel zu folgen und neben wirtschaftlichem Erfolg auch die Verbesserung der Umwelt und Arbeitsbedingungen zum Ziel zu haben.33 Außerdem helfen sie anderen Gründern beim Aufbau eins eigenen Start-Ups oder beraten bereits existierende Unternehmen mit ihren Erfahrungen aus dem Marketing.
Channels – Der wichtigste Kanal ist der Onlineshop und die Onlinecommunity der einhorn products GmbH. Der Großteil der Verkäufe läuft über das Onlinegeschäft. Um medial präsent zu bleiben und die Besucherfrequenzen der Seite hochzuhalten, wird außerdem ein eigener YouTube-Kanal betrieben. Dort gibt es Videos mit Einblicken in das Firmengeschehen und sogar eine eigene kleine Serie namens EinhornyTV.34 Außerdem sind die Gründer regelmäßig in TV-Formaten zu sehen oder geben Interviews für Zeitschriften, was der medialen Präsenz zugutekommt und die Bekanntheit des Unternehmens steigert. Ein weiter wichtiger Absatzkanal ist der stationäre Handel. Näheres dazu folgt unter dem Punkt Key Partners. Ein weiteres wichtiges Netzwerk ist der von Waldemar Zeiler und Philip Siefer gegründete Entrepreneurs Pledge. Dieser ist ein Netzwerk von Unternehmensgründern und Geschäftsführern, die sich dem Fairstainability-Motto angeschlossen haben und 50% der Einnahmen nachhaltig investieren.35
Customer Relationships – Die Kunden werden mit dem Kauf von Einhornkondomen Teil einer Gruppe, welche dieselben Werte teilen. Das zumindest ist die Idealvorstellung der einhorn products GmbH.36 Um diese Gemeinschaft zu fördern lässt das Unternehmen ihre Kunden Einblicke in die Prozesse der Herstellung, aber auch in den Arbeitsalltag erhalten. Langfristige Kundenbindungsprogramme gibt es nicht, lediglich einen Newsletter, der den Abonnenten mit den neuesten Informationen versorgt. Eine persönliche Form des Involvement wird nicht angeboten, jedoch wird das Unternehmen durch Videos und andere mediale Auftritte als sehr offen und herzlich dargestellt, was der Kundenbeziehung eine persönliche Note gibt. Auch die Artikelbeschreibungen sind in einem sehr lockeren, erzählerischen Stil verfasst und unterscheiden sich stark von der Masse der Onlineshops mit nüchterner Detailnennung.37
Revenue Streams – Zu den Einkommensströmen zählt in erster Linie der Umsatz aus dem Verkauf. Das Startkapital kam durch eine Crowdfundingkampagne zustande und es haben sich im Laufe Zeit noch weitere Investoren gefunden.38 Die Einnahmen resultieren hauptsächlich aus dem Kauf der Kondome, als auch aus den Gebühren für Vorträge und Beratungen der beiden Unternehmensgründer. Dauerhafte, gleichmäßige Einnahmen wie aus Abonnements oder Nutzergebühren gibt es nicht.
Key Ressources – Die wichtigste Ressource ist der Kautschuk für die Latex- und letztendlich für die Kondomproduktion. Dieses wird in Malaysia produziert und von dem Partner Richter Rubber Technology auch dort verarbeitet. Die Gründer selbst haben in Zusammenarbeit mit der Universität Hohenheim dort nachhaltige Anbaumethoden konzipiert und umgesetzt.39 Dadurch wurden auch weitere intellektuelle Ressourcen, in Form von Wissen und Methoden um nachhaltige Kautschukproduktion, erschlossen. Eine weitere Schlüsselressource sind die Mitarbeiter, allen voran die Gründer Waldemar Zeiler und Philip Siefer selbst. Kreativität, innovative Marketingideen und Arbeitsweltkonzepte bilden ebenfalls die Basis der einhorn products GmbH.
Key Activities – Die wichtigsten Aktivitäten lassen sich schnell benennen. Einerseits die Beschaffung und Sicherung der Produktion und nachfolgend das Betreiben des Onlineshops sind die wichtigsten Aktivitäten des Unternehmens. Nachfolgend ist aber auch das stetige Marketing und die Steigerung der Bekanntheit des Unternehmens eine wichtige Säule. Mit steigendem Bekanntheitsgrad kann auch die Vision der Fairstainability und des Entrepreneurs Pledge umgesetzt werden.
Abb. 5: Werbeanzeige von dm für Einhornkondome40
Key Partnerships – Die Partnerschaft zum Kautschuklieferanten und dem Latexverarbeiter Richter Rubber Technology ist die bedeutendste im Bereich der Produktion. Für den Absatz der Kondome hat Einhorn einige Kooperationen mit stationären und Onlinehändlern geschlossen, darunter dm, REWE und Amorelie.41 Dm ist der Hauptabnehmer für den stationären Handel der Einhornkondome und betreibt auch gemeinsame Marketingaktionen.42
Außerdem ist das Netzwerk des Entrepreneurs Pledge ein wichtiger Bestandteil der Partnerschaften im Hinblick auf die Vision der Fairstainability.
Abb. 6: Das vollständige BMC der einhorn products GmbH
Cost Structure – Zu den Kosten lässt sich aufgrund mangelnder Informationen wenig Fundiertes sagen. Daher werden nur offensichtliche Kostenfaktoren genannt, ohne Angabe von Höhe der Kosten oder Anteile. Bei der Produktion entstehen variable Kosten, die sich nach der Anzahl der für die einhorn products GmbH produzierten Kondome richtet. Auch die Mitarbeiter und Geschäftsräume produzieren Kosten, die das Unternehmen zu tragen hat. Auch für das Marketing und das Betreiben des Onlineshops fallen Kosten in unbekannter Höhe an. Da das Geschäftsmodell nicht auf günstige Produktion ausgelegt ist und auch die Hälfte der Einnahmen reinvestiert werden, dürfte die Produktion ein großer Kostentreiber sein.
Zusammenfassend lässt sich das Geschäftsmodell nun in dem BMC darstellen und schnell visualisieren.
Zum Vergleich soll der Marktführer des Kondommarkts in Deutschland genommen werden. Dieser ist die MAPA GmbH. Mit den Marken Billy Boy, Blausiegel und Fromms hält sie einen Marktanteil von etwa 40 %, das entspricht einem Umsatz von 40 Mio. €.43 Die Gesamtstückzahl der jährlich verkauften Kondome liegt im Jahr 2014 bei circa 241 Mio. Stück.44
Die Marke Billy Boy gibt es seit 1990. In Abgrenzung zu den bisher existierenden Kondommarken, die einen stark medizinischen Bezug haben, tritt Billy Boy als „bunt, frisch und frech auf.“45 Das Maskottchen, ein personifizierter Phallus, zu sehen in Abb. sieben, als auch das offensive Marketing mit den Billy Boy Cops oder Flirt-Dogs und der unverkennbaren schwarzen Verpackung tragen zu dem neuartigen, frischen Image der Marke bei und lassen sie stetig bekannter und grade bei Jugendlichen beliebter werden.46
Das Geschäftsmodell der Marke Billy Boy im Vergleich
Im Block des Customer Segments finden sich wenige Unterschiede zur einhorn products GmbH. Auch Billy Boy spricht junge Personen an und bietet gleichwohl Gesundheitsaufklärung an.47 Allein der Aspekt der umweltfreundlichen und nachhaltigen Sorge der Kunden wird nicht explizit hervorgehoben.
Abb. 7: Das Maskottchen der Marke Billy Boy48
Auch im bei den Value Propositions lassen sich Ähnlichkeiten bezüglich der Qualität feststellen. Sicherheit liegt auch hier an erster Stelle.49 Ein weiteres Merkmal ist aber, dass Billy Boy verspricht, alle Kondome in Deutschland zu produzieren und mit dem Slogan Made in Germany wirbt.50 Außerdem bietet Billy Boy dem Verbraucher diverse Geschmacksrichtungen und Größen sowie genoppte oder glatte Kondome an. Es soll für jede Vorliebe das passende Kondom geben.
Bei den Channels ergeben sich deutliche Differenzen. Während die einhorn products GmbH vornehmlich auf den Onlinehandel setzt, generiert Billy Boy den Umsatz zum Großteil im stationären Handel, vor allem in Drogerien, Supermärkten und Apotheken. Des Weiteren ist Billy Boy auf diversen Messen, Festivals und anderen Großveranstaltungen präsent.51 Auch in der Werbung ist Billy Boy deutlich aktiver. So gehören TV-Spots und Plakatierungen zum Marketingportfolio um die Kunden zu erreichen.
Die Customer Relationships sind vor allem durch die Markenauftritte bei Großveranstaltungen geprägt. Neben verbundenen Blogs rund um das Thema Sex und Verhütung bietet Billy Boy auch weitere wissenswerte Informationen an.52 Eine eigene Community gibt es nicht, lediglich Onlinepräsenzen in den sozialen Medien wie Facebook und Instagram.
Die Revenue Streams der Mapa GmbH beliefen sich im Jahr 2017 auf 94,25 Mio. €.5354 55