Ute Gause
TÖCHTER
SAREPTAS
Diakonissenleben zwischen Selbstverleugnung und Selbstbehauptung
Ute Gause, Dr. theol., Jahrgang 1962, studierte Evangelische Theologie in Münster. Ab 1996 war sie Professorin für Kirchen- und Theologiegeschichte an der Universität Siegen, seit 2007 ist sie Professorin für Reformationsgeschichte und Neuere Kirchengeschichte an der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Ruhr-Universität Bochum.
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Cover: Friedrich Lux, Halle/Saale
Coverbild: Diakonissenmutterhaus Sarepta (Foto aus den 1950er Jahren),
Copyright: Hauptarchiv Bethel, HAB F542
Satz: makena plangrafik, Leipzig
E-Book-Herstellung: Zeilenwert GmbH 2020
ISBN 978-3-374-06194-5
www.eva-leipzig.de
Wir könnten Menschen sein.
Einst waren wir schon Kinder.
Wir sahen die Schmetterlinge.
Wir standen unterm silbernen Wasserfall.
Wir sahen alles.
Wir hielten die Muscheln ans Ohr.
Wir hörten das Meer.
Wir hatten Zeit.
— Max Frisch
Für Paul
–Frau Dr. Johanna Will-Armstrong und Herrn Ulrich Pohl stellvertretend für den Vorstand der von Bodelschwinghschen Stiftungen, die die Publikation angeregt und finanziell unterstützt haben, und Diakon Werner Arlabosse, dem Vorsitzenden der Direktion Sarepta,
–Leitender Schwester Anke Frickmann, Sarepta, die mithalf, die Idee dieses Buches zu entwickeln und immer Zeit für ein Gespräch und Nachfragen hatte,
–den Mitarbeitenden im Hauptarchiv Bethel, vor allem Frau Kerstin Stockhecke für ihr offenes Ohr, ihre sorgsame und unermüdliche Bereitstellung von Material und ihre Freundlichkeit und Geduld und die Hilfen bei der Erstellung der Zeittafel sowie Schwester Gabriele Göckel, die für mich unverzeichnete Briefe Anna Siebels fand,
–Herrn Kollegen Matthias Benad, der aus seinem Wissensschatz zu Bethel freigiebig mitgeteilt hat, dem ich eine Bethelführung und eine Bethelfilmvorführung verdanke und der mir wertvolle Hintergrundinformationen lieferte,
–Dr. Norbert Friedrich, Fliedner Kulturstiftung Kaiserswerth, der mir Aktenmaterial wie auch Sekundärliteratur zu Sarepta zur Verfügung stellte und zudem mein Einleitungskapitel kritisch gegengelesen hat und Frau Büttner, die, obwohl nur noch ehrenamtlich in Kaiserswerth tätig, mit Rat und Tat zur Seite stand,
–Dr. Jens Murken, der mich mit Material über die Kirchengemeinden Herne und Dortmund versorgte, Dr. Uwe Kaminsky für interessante Gespräche und Kaffee,
–den immer freundlichen Schwestern und Mitarbeitenden im Mutterhaus, die Unterkunft, Frühstück und geistliche Impulse boten; namentlich Schwester Susanne, die mir immer das schönste Einzelzimmer aussuchte; Schwester Ingrid, die so viele Andachten hielt, Schwester Ingeborg, die mir über Schwester Liese viele Details verriet und Herrn Linke an der Pforte,
–Veronika Schmitz-Kirschberg, Bonn, die fast sämtliche Briefe Emilie Heusers transkribiert und interessante medizinhistorische Details beigesteuert hat und meine Begeisterung für Thema und Personen teilte,
–meinem Mitarbeiter Benedikt Bauer, der unermüdlich Literatur beschafft und Ideen diskutiert sowie Korrektur gelesen hat,
–meiner Mitarbeiterin Charlotte Langenhorst, die mit scharfem Blick letzte Fehler fand und mit Akribie die Endkorrektur begleitet hat,
–meiner Sekretärin Sigrid Klettke, die mir in der Forschungszeit den Rücken von lästigen Verpflichtungen freigehalten hat und bei der Endkorrektur mithalf,
–Benedikt Schwabe, der als Studentische Hilfskraft Korrektur gelesen und einige Briefe transkribiert sowie das Quellen- und Literaturverzeichnis erstellt hat,
–Michael Bertram, der als Studentische Hilfskraft Literatur besorgt sowie Korrektur gelesen hat,
–PD Dr. Stefan Michel, der mich im Sommersemester 2019 vertreten und ein Kapitel des Buches konstruktiv kommentiert hat,
–meinem ehemaligen Mitarbeiter Dr. Christopher König, der beim Transkribieren geholfen hat,
–Herrn Heinz Dippel, Mülheim, der die Urkunde Kaiserin Augustas transkribiert hat,
–der Ev.-Theol.-Fakultät und der Ruhr-Universität Bochum, dass sie mich für dieses Forschungsjahr freigestellt haben.
Zuletzt danke ich Dir, Theo, für Deine Unterstützung und die kritische und konstruktive Endredaktion.
Cover
Titel
Über die Autorin
Impressum
Dank
1. Einleitung: Erforschung der Diakonissen(geschichte)
1.1„Doing biography“ – Diakonissengeschichte in Biographien
1.2Biographiewürdigkeit und Biographieanalyse
1.3Die konkreten Biographien
1.4Quellen
1.5Zur Geschichte Sareptas und seiner Diakonissen
1.5.1Zum theologischen Konzept Sareptas
1.5.2Kurzer Abriss der Entwicklung Bethels und Sareptas
2. Töchter Sareptas
2.1Ursprung und Aufbau
Die erste Vorsteherin: Emilie Heuser (9.1.1822 – 14.10.1898)
Die Kaiserswertherin
2.1.1Von Schlesien in den Orient
Aufwachsen und Ausbildung als Diakonisse
Die „Doktorin“: Orientarbeit in Alexandria und Jerusalem (1857 – 1860)
Flüchtlingsarbeit in Beirut, Sidon und Tyros (1860 – 1862)
2.1.2Anfänge der Bielefelder Diakonissenanstalt
„Das ganze Haus sah so fürchterlich schmutzig aus“
2.1.3Wendepunkt: Beginn der Ära Bodelschwingh
Auf der Suche nach einem neuen Seelsorger für die Anstalt
Krankheiten, Krieg und familiäre Konflikte
2.1.4Expansion, Konfrontation und Kooperation
Ein neues Mutterhaus
Konflikte um Kompetenzen: mit und gegen Bodelschwingh
Die Vorsteherin und ihre Schwestern
2.1.5„Im Dienen üben“ – die letzten Lebensjahre
Reise zur Eröffnung der Wittenberger Schlosskirche am 31.10.1892
Afrikamission und Diphtherie in Bethel
25-jähriges Bestehen der Diakonissenanstalt
2.1.6Memoria und Ikonographisierung
„Nur den, der sich beuget, hebt der Heiland hinauf!“
2.2Praxis
Die Gemeindeschwester: Anna Siebel (20.3.1874 – 14.6.1975)
2.2.1„Eine treue Magd“ – Kindheit, Jugend und Ausbildungszeit
2.2.2Zwischen Zechen und Hochöfen – Gemeindepflege im Ruhrgebiet (1906 – 1948)
2.2.2.1„Es ist hier viel mehr Armut und Elend.“ – Dortmund 1910 – 1921
2.2.2.2Ruhrbesetzung und Inflation – Herne 1921 – 1948
2.2.2.3Nationalsozialismus, Kirchenkampf und Zweiter Weltkrieg
2.2.3Familienpflege und Feierabend
2.3Transformation
Die „revolutionäre“ Schwester: Dr. phil. Liese Hoefer (28.3.1920 – 17.3.2009)
2.3.1Kindheit, Jugend und Studienzeit während des Nationalsozialismus
2.3.2Stunde Null und Neuorientierung
2.3.3„Das Vaterhaus mit dem Mutterhause vertauscht“ – Eintritt und Einsegnung
2.3.4Kreative Leiterin des Kindergartenseminars
2.3.5„Wir sterben, wenn wir nicht handeln“ – Engagement für interne Reformen: Sareptas „1968“
2.3.6Auszeit und neues Suchen
2.3.7„Ausstreuen von Samen, ohne zu wissen wohin“ – Schriftstellerisches Wirken und Arbeit mit jungen Frauen in Bethel
3. Fazit und Ausblick: Der Weg der Töchter Sareptas
Quellen- und Literaturverzeichnis
Nachweis der Abbildungen
Anhang: Unveröffentlichte Quellen
Zeittafel Sareptas
Weitere Bücher
Endnoten
Abb. 2: Das Mutterhaus 1879
„‚Sarepta‘! – Mutterhaus mit seinen Töchtern allen
Will heute stille stehen an des Weges Rand,
Will heute rückwärts schauen auf die Pfade,
Die oftmals wunderlich und dennoch selig führte Gottes Hand.–“1
Das 150-jährige Jubiläum Sareptas 2019 gab den Anlass für die Entstehung dieser Monographie, die auf bisher nicht ausgewertetes Archivmaterial zurückgreift. Diese ausschnitthafte Geschichte Sareptas konzentriert sich auf die Rekonstruktion von drei Diakonissenleben, die exemplarisch für Gründung, Praxisfelder und Reformbemühungen stehen. Die Ebene der Frauen soll betrachtet werden, die diese Geschichte innerhalb vorgegebener Strukturen – gebunden an ein Mutterhaus, eingegliedert in eine personale Hierarchie und ausgesendet in vielfältige Arbeitsfelder – gestaltet haben. Insofern widmet sich der Forschungsgegenstand einem Schnittpunkt der Alltags-, Kirchen-, Diakonie- und Frauengeschichte.
Dabei soll eine positivistische Historisierung, Romantisierung, Glorifizierung oder Hagiographisierung vermieden werden. Intendiert ist, anhand der Biographien sowohl Typisches des Berufsfeldes sowie die persönlichen Wahrnehmungen der jeweiligen Person miteinander zu korrelieren. Auch wenn Pierre Bourdieu die Biographie als wissenschaftliches Genre kritisiert hat, weil sie eine Lebensgeschichte erst produziert und im Nachhinein Kohärenzen darstellt und es sich um die Produktion einer „rhetorischen Illusion“ handele,2 rechtfertigt bereits das Anliegen der Frauengeschichtsschreibung einen solchen Zugang, da es ihre Prämisse ist, unterrepräsentierte Personen angemessen zu berücksichtigen und damit traditionelle Dominanzstrukturen zu durchbrechen.3 Die historische Biographieschreibung lässt sich nicht auf ein akribisches Zusammentragen von Quellen und Fakten reduzieren. Autor oder Autorin einer Lebensgeschichte lassen ihren Blickwinkel einfließen, gewichten Fakten mehr oder weniger stark oder lassen sie als unerheblich weg. Somit ist ein „doing biography“ unvermeidlich. Das heißt, um ein Diktum Sigmund Freuds aufzugreifen: „Die biographische Wahrheit ist nicht zu haben“, da die Historikerin unvermeidlich ihre eigene Perspektive an die Biographie anderer heranträgt, ihre eigenen Fragen stellt und dabei die vorhandenen Quellen nach den Erwartungen ihrer selbst und ihrer eigenen Zeit interpretiert.4
Diakonissen als Verkörperungen eines authentischen evangelischen Christentums innerhalb der Gemeinden und unter anderem als Krankenschwestern, Handarbeitsschulleiterinnen und Kleinkinderlehrerinnen wurden bislang kaum untersucht, obwohl davon auszugehen ist, dass sie für die Kirchenbindung und christliche Sozialisation der Gemeindeglieder eine grundlegende Multiplikatorenfunktion besaßen. Diakonissengeschichte kann durchaus als Arbeiterinnengeschichte – wenn auch nicht im klassischen Sinne – verstanden werden, da die Schwestern eine Ausbildung erhielten und durchgängig berufstätig waren.5 Die Diakonissen gehören zu einer gesellschaftlichen Gruppe, die bislang gerade gemessen an ihrer statistischen Quantität innerhalb erwerbstätiger Frauen nur unzureichend repräsentiert ist.
Die drei Lebensgeschichten, die im Folgenden vorgestellt werden, zeigen Genese und Transformation der Diakonissengemeinschaft anhand konkreter Personen und Persönlichkeiten. Sie bilden zudem exemplarisch Alltagsgeschichte innerhalb eines bestimmten Zeitraumes der Diakonissenanstalt ab. Sie zeigen gleichbleibende Muster kollektiver Identität – wie z. B. die bei allen Schwestern vorgenommene Einsegnung, die jeweils gruppenkonforme Kleidung und Haube, der ritualisierte, von Andachten und Gebetszeiten unterbrochene Arbeitstag. Gleichzeitig jedoch repräsentieren sie unterschiedliche Arbeits- und Verantwortungsbereiche innerhalb der Diakonissenanstalt, nämlich die Leitungsebene (Heuser), die Tätigkeit als Gemeindeschwester (Siebel) und schließlich Lehrtätigkeit, Reformbereitschaft und schriftstellerische Arbeit (Hoefer).
Wahrscheinlich bringt es die Geschichtsschreibung einer „total institution“ (Goffmann) und erst recht einer konfessionellen Institution mit sich, dass das kulturelle Gedächtnis in besonderer Art und Weise gepflegt wird.6 Davon zeugen die umfangreichen Überlieferungen von den Festen und Feiern, den Ritualen und Liturgien, den Ordnungen und dem eigenen Liedgut. Ihre Außerachtlassung würde der Rekonstruktion wichtige Perspektiven verschließen. Dieses Material zeigt mindestens, welche Realitätskonstruktionen und -narrationen als für die Gemeinschaft wichtig und zentral erachtet wurden. Hier stellt sich die Frage nach der großen Metaerzählung Sareptas und ihrer theologischen Basis, aber auch nach Variationen oder Umdeutungen von ihr. Es gilt zusätzlich die „offizielle“ Ebene der formalen Ordnungen und theologischen Deutungen zu unterscheiden von Deutungen durch Schwestern, die sich eventuell eine eigene corporate identity geben.7
Allerdings müssen die persönlichen Deutungen der Schwestern und die internen Darstellungen stets als idealisierend verstanden werden. Konflikte mit der Vorsteherebene, unter den Schwestern und mit den Patienten/Klienten oder auch „verbotene“ Gefühle bleiben weitgehend innerhalb der Mauern Sareptas verborgen. Auch wenn das „,Anschmiegen‘ an den Forschungsgegenstand als wichtiges methodisches Element qualitativer Forschung“8 akzeptiert wird, entbindet das nicht von der Frage nach Idealisierungen. Konflikte innerhalb des Diakonissenkosmos blieben nicht aus, wurden jedoch – so jedenfalls mein Eindruck aus den Quellen – meist nicht schriftlich fixiert. Ulrike Winkler konnte am Beispiel der Fürsorgeerziehung durch Sareptaschwestern in den 1960er Jahren klar zeigen, dass der Umgang mit den zu betreuenden Mädchen und jungen Frauen wie auch der Schwesterngemeinschaft untereinander nicht immer „freundlich und einträchtig“ war.9 Diese Konfliktlagen konnten jedoch nicht aus Akten, sondern nur mit Hilfe von Interviews erhoben werden.10 Hier verwies eine interviewte Schwester noch auf ein weiteres Tabu: „Wir lebten zwar zölibatär, wurden aber in keinster Weise darauf vorbereitet in der Schwesternschaft. Auf so ein Leben.“11 Die ihnen geschilderten expliziten sexuellen Erfahrungen ihrer „Fürsorgezöglinge“ stellten für die Schwestern eine Provokation und eine Herausforderung dar.12 Für das 19. Jahrhundert gilt die Tabuisierung solcher Themen um so mehr.
Ein weiteres Anliegen dieser Arbeit ist es, in der biographischen Rekonstruktion mehr als nur den subjektiven Sinn, den die einzelne Schwester sich erschließt, darzustellen. Typische Arbeitsstrukturen sollen anhand der konkreten Arbeitsbereiche der jeweiligen Schwestern exemplarisch gezeigt werden. Es ist davon auszugehen, dass im 19. Jahrhundert die sozialstrukturell vorgegebene Prägekraft der noch agrarisch dominierten und vorindustriellen Gesellschaft eine Individualisierung verhindert hat, und dass zudem die Ego-Dokumente einer Selbstzensur unterlegen haben. Zugleich waren die Schwestern der Ordnung einer Anstalt und einer Gemeinschaft verpflichtet, die Konformität forderte. Aus heutiger, „säkularer“ Perspektive kann die angeeignete „Selbstverleugnung“ als christliches Ideal erweckter Frömmigkeit als Ausdruck einer Gesellschaft gesehen werden, in der Individualisierung nur die Option weniger Privilegierter sein konnte.
Im Selbstverständnis der zeitgenössischen, erweckten Frömmigkeit handelt es sich dagegen um eine Haltung, die die Verwirklichung eigener Bedürfnisse, den Freiraum für eine individuelle Formung der Persönlichkeit innerhalb der theologischen Anthropologie als „Sünde“ und zum „alten“, nicht erweckten Menschen gehörig qualifiziert hätte.
Für die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts gilt, dass in ihm Individualisierung aufgrund der gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und sozialstaatlichen Bedingungen in immer höherem Maße möglich wird. Die zunehmende Säkularisierung trug dazu bei, dass die Kategorie „Selbstverleugnung“ ihre Relevanz weitgehend einbüßte. Dies gilt zunehmend auch für weibliche Lebensläufe, so dass hier ein Erklärungsansatz für den Rückgang der Mutterhausdiakonie gesehen werden kann. Dazu kommt: „Für eine Berufs- und Erwerbstätigkeit waren Frauen spätestens ab der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts nicht mehr auf die Mutterhäuser angewiesen, genausowenig war eine familiäre Lebensform für den ‚guten Ruf‘ einer Frau zwingend erforderlich. Damit verlor die Mutterhausdiakonie eines ihrer Alleinstellungsmerkmale, und es verblieb ihr zunächst die Gemeinschaft als zweites unterscheidendes Kennzeichen.“13 Diese Veränderungen der gesellschaftlichen Haltung führten zum langsamen Rückgang und infolgedessen zu einem fast völligen Verlust dieser Lebensform bzw. zu ihrer Transformation.
Mit Hilfe der Quellen sollen Schwesternbiographien nachgezeichnet werden, deren Leben allermeist aus Zurückhaltung und unermüdlicher Arbeit im Namen Jesu bestand und die sich persönlich sicherlich nicht als biographiewürdig empfanden. Galt als Maßstab für Biographiewürdigkeit innerhalb der feministischen Forschung die „Beschreibung außergewöhnlicher Frauen“, die als Beispiele von gelebter Unabhängigkeit und Kreativität fungieren sollten, so wird verständlich, warum Diakonissen bislang nicht als biographiewürdig erachtet wurden.14 Jochen-Christoph Kaiser vermutete, dass das mangelnde Forschungsinteresse auf „weltanschauliche“ Aversionen gegenüber dem konfessionellen Bereich und seinen vermeintlichen und tatsächlichen antiemanzipativen Elementen zurückzuführen sei.15
Diakonissen sind keine „berühmten Frauen“. Im Gegenteil: sie sind als Individuen hinter und in ihrer Gemeinschaft kaum erkennbar. Die Vorsteher von Diakonissenanstalten und überhaupt die Einrichtungen der Inneren Mission seit dem 19. Jahrhundert sind meist wenigstens evangelisch sozialisierten Menschen noch bekannt. Auch Diakonissen werden manchmal noch als Gemeindeschwestern oder Kindergärtnerinnen oder vielleicht als Schwestern in einem Diakonissenkrankenhaus erinnert. Als konkrete Persönlichkeiten in ihrem eigenständigen Wirken blieben sie jedoch meist am Rande, gehörten und gehören jedenfalls zu keiner öffentlichen Erinnerungskultur. „Gendering historiography“ lautet auch hier die Aufgabe, die sich angesichts einer männlich dominierten Erinnerungskultur stellt.16 Die entindividualisierte Wahrnehmung gehörte wesentlich zum theologischen Konzept, ging es doch nicht um eine Entfaltung der Individualität und Persönlichkeit der Einzelnen, sondern um eine Zurückstellung der eigenen Belange und Persönlichkeitsmerkmale um des Dienstes an den Hilfsbedürftigen willen. Hier werden Stereotype von christlicher Anthropologie und weiblicher Zurückhaltung und Hingabe mit dem theologischen Konstrukt verbunden. Dies wurde zusätzlich durch die Organisationsform „Mutterhaus“ befördert. Das Mutterhaus als Nachbildung einer Großfamilie besaß eine strikte Hierarchie. Die Wirtschaftsform der Anstalt mit ihrem geradezu militärisch organisierten Organisationsprinzip diente einem effektiven Einsatz ihrer Arbeitskräfte, deren Freiraum entsprechend gering war. Das ist ein Charakteristikum, das nicht nur für Frauen in Diakonissenanstalten galt, sondern auch für das Militär oder die Fabrikarbeit.17
Diakonissen sind unverzichtbarer Teil einer Frauengeschichte. An den drei dargestellten Biographien sollen neben der kollektiven Identität, die sich durchaus unterscheidet, auch die individuellen Züge der jeweiligen Persönlichkeiten erfasst werden. Es entsteht exemplarisch jeweils ein Ausschnitt aus einer Alltagsgeschichte der Diakonissen, in der es um das konkrete Mitwirken innerhalb der Diakonissengemeinschaft, die Mitarbeit in Krankenhäusern und Gemeinden, die Organisation von Anstalten, die Arbeit mit Kindern, Alten und Kranken, Behinderten sowie psychisch Kranken geht.
Biographieforschung hat in der Kirchengeschichte und der Geschichtswissenschaft zwar eine lange Tradition, ist aber als wissenschaftliches Genre umstritten. Geschichte in Lebensbildern hat zu Ikonisierung und Hagiographisierung von Personen geführt. Gerade auch Personen der Diakoniegeschichte – hier vor allem Johann Hinrich Wichern, Theodor Fliedner und Friedrich von Bodelschwingh – sind als Gründerpersönlichkeiten häufig mit wenig analytischer Distanz dargestellt worden. Erst in den letzten Jahrzehnten sind umfangreiche auch kritische Auseinandersetzungen entstanden, um die sich die Betheler Diakoniehistoriker Matthias Benad und Hans-Walter Schmuhl verdient gemacht haben, die gleichwohl meist auf der Ebene der Institutionengeschichte verblieben sind und damit den Aspekt einer gegenderten Geschichtsschreibung kaum berücksichtigt haben. Der Marburger Kirchenhistoriker Jochen-Christoph Kaiser rückte früh den sozialen Protestantismus in den Mittelpunkt seiner Forschungen. Er hat sich als erster zum Anwalt einer Untersuchung der Frauendiakonie, überhaupt der Arbeitsfelder von konfessionellen Frauen, gemacht.18
Unter anderem durch den “cultural turn“ und dem Interesse an ethnographisch „dichten“ Beschreibungen wurde die Biographie als Objekt soziologischer und geschichtswissenschaftlicher Forschung erneut als Instrument aufgenommen. Folgende Prämissen der neueren biographiewissenschaftlichen Methodendiskurse sind für die dargestellten Biographien relevant:
Biographieanalytische Zugänge rekonstruieren „Muster der individuellen Strukturierung und Verarbeitung von Erlebnissen in sozialen Kontexten“, die sich jedoch nicht nur der je eigenen Individualität, sondern gleicherweise den gemeinschaftlichen Regeln – hier der Diakonissenanstalt –, den umgebenden Diskursen und sozialen Bedingungen verdanken. Es handelt sich somit um „vergesellschaftete Erzählungen über Lebenswelten“19.
In einer Gemeinschaft verbinden sich individuelle und kollektive Identität. Zu fragen ist also stets, wo durchhaltende und durchgehaltene Elemente einer Stiftung kollektiver Identität zu finden sind, inwiefern diese von den Diakonissen selber oder aber von den Vorstehern ausgingen und wo eventuell Brüche deutlich werden. Das heißt auch: Wie werden die Rahmenbedingungen des eigenen Lebens, vor allem in Hinblick auf die Diakonissenanstalt als Gemeinschaft reflektiert? Wie ist das je eigene Verhältnis der Einzelnen zu ihrer Schwesterngemeinschaft? Welche gesellschaftlichen und politischen Ereignisse werden wahrgenommen und reflektiert?
Die gewählten Frauen sind exemplarisch für die vielen Schwestern, die seit nun 150 Jahren Sarepta aufgebaut und mitgetragen haben, ausgewählt. Ihre Biographien eröffnen neben der Faktizität eines arbeitsreichen Lebens mit vielfältigen beruflichen Stationen einen Zugang zum emotionalen Gedächtnis Sareptas, ohne dass sie repräsentativ für die Gesamtschwesternschaft sein können.
Neben „Vater“ Bodelschwingh stand in der Aufbauphase der Diakonissenanstalt als Vorsteherin und „Mutter“ der Diakonissen Emilie Heuser (1822–1898), die maßgeblich an diesem Aufbau der Strukturen Sareptas Anteil hatte. Geprägt durch ihre Ausbildung und Sozialisation in Kaiserswerth und ihre lebenslange Bindung an dieses Mutterhaus vermochte sie es, den Sarepta-Diakonissen eine eigene Prägung zu geben. So wurde ihr Lebensmotto: „Ich habe immer gefunden, dass der unterste Weg der sicherste ist“ zu einem geflügelten Wort innerhalb der Diakonissenanstalt. Eine Kultur der Memoria belebte stets aufs Neue dieses Motto. Die Schwestern erinnerten innerhalb von Jubiläumsveranstaltungen durch eigene Gedichte an sie und diese Anfänge.
Die Expansions- und Aufbauphase Sareptas erlebte die Diakonisse Anna Siebel (1874–1975). Sie steht für ein „normales“ Diakonissenleben, d. h. aus dem erweckten Siegerland und einer kinderreichen Familie stammend, half sie nach der achtjährigen Volksschulzeit zunächst ihrer Mutter im Haushalt, bevor sie dann um eine Aufnahme in Bielefeld nachsuchte. Sie durchlief die Diakonissenausbildung (inkl. der Krankenpflege) und arbeitete dann viele Jahre als Gemeindeschwester im Ruhrgebiet, unterbrochen von Phasen, in denen sie in ihrer eigenen Familie als Pflegerin aushalf. Nach dem durch fünfjährige praktische Tätigkeit im Krankenhaus erworbenen Krankenpflegehelferin-Examen hat sie zwar noch Kurse zur Gemeindepflege im Mutterhaus besucht, aber nie ein offizielles staatliches Examen abgelegt. In ihrer Unspektakularität steht dieses Diakonissenleben für eine Mehrzahl der Schwestern.
Schließlich endet diese Chronik anhand von Schwesternbiographien mit Diakonisse Liese Hoefer (1920–2009). Während des Nationalsozialismus von den Idealen des NS-Staats überzeugt, realisierte sie nach Kriegsende dessen Inhumanität und entschied sich nach ihrem Studium und einer Promotion in der Psychologie für den Eintritt in die Diakonissenanstalt. Liese Hoefer wählte für sich sehr bewusst die Gemeinschaft Sareptas. Sie hatte zuvor verschiedene kommunitäre Gemeinschaften besucht und traf somit eine Entscheidung für die Verbindung von geistlichem Leben mit diakonischer Tätigkeit. Mit ihrer Ausbildung war sie für Tätigkeiten in der Lehre prädestiniert, und das Mutterhaus setzte sie auch dafür ein. Sie hat die „Experimentierphase Gruppe C“ – das Leben einer kleineren Schwesterngruppe in kommunitären Strukturen – aktiv mitgestaltet, dessen Scheitern erlebt und darüber hinaus der geistlichen Dimension Sareptas in ihren Publikationen zum Ausdruck verholfen.
Diese ausgewählten Biographien stehen über das individuelle Leben der Schwestern hinaus für verschiedene Modelle, wie Schwestern innerhalb des Systems Mutterhaus arbeiteten: als Vorsteherin, als Kranken- und Gemeindeschwester oder als Lehrerin und Ausbildungsleiterin mit akademischen Hintergrund – wobei akademisch ausgebildete Schwestern einen sehr geringen Anteil der Schwesternschaft stellten.
Ihre Lebensläufe stehen zugleich beispielhaft für eine vorläufige, thetische Periodisierung der verschiedenen Phasen Sareptas: „Ursprung und Aufbau (1)“ (bis zum Tod Emilie Heusers bzw. Bodelschwinghs 1898/1910), in dem grundlegende Strukturen aufgebaut werden und die von stetiger Expansion gekennzeichnet ist, „Praxis (2)“ (bis in die 60er Jahre), in dem sich ein etabliertes System realisiert und schließlich „Transformation (3)“, eine von tiefen Umbrüchen gekennzeichnete Experimentierphase, die von ungefähr 1970 bis zum Ende der Diakonisse traditioneller Form reicht.
Die Biographien und Einblicke verdanken sich unter anderem auch vielfältiger „grauer“ Literatur, d. h. Aktenmaterial, das Erinnerungen wiedergibt; Zeitschriften, die als Erbauungszeitschriften konzipiert sind – Quellen also, die dem Quellenanspruch einer dem Positivismus verpflichteten Geschichtsschreibung nicht immer entsprechen. Auch finden sich gedruckte Quellen, deren Originale nicht mehr erhalten sind – die Tagebücher Emilie Heusers, die auszugsweise erst nach ihrem Tod gedruckt veröffentlicht wurden, sind nicht mehr im Original vorhanden. Aus dem Vorwort geht hervor, dass die Aufzeichnungen gekürzt worden sind.20
Anonyme „Erinnerungen an Mutter Emilie Heuser“ lassen nicht mehr erkennen, wann und von wem sie geschrieben worden sind. Während Predigten und Reden innerhalb der Festschriften namentlich gekennzeichnet sind, ist das Gedicht zum 50-jährigen Bestehen Sareptas von einer Diakonisse verfasst worden, die nur als „Magdalene H.“ genannt wird.21 Durch Zufall fand ich heraus, dass es sich um Magdalene Hagena (1864–1944) handelte, die die Aufführung damals selbst dirigierte.22 Der Quellenwert dieser Schriftstücke ist ein relativer. Auch Ego-Dokumente, wie hinterlassene Briefe, die man für besonders authentisch halten könnte, unterliegen sicherlich der Selbstzensur der Schwester, die sich ihrer Diakonissengemeinschaft verpflichtet fühlt. Der Quellenwert dieser vielfältigen Gattungen ist daher immer wieder auch zu relativieren.
Personalakten von Schwestern enthalten als serielle Quelle gleichartige Informationen (wie Geburts- und Todesdatum, Eintritt, Einsegnung etc.), darüber hinaus aber auch das eigene Bewerbungsschreiben für die Anstalt, Briefe, Testamente, die Todesanzeige und eventuell Informationen über den Nachlass. Manchmal existiert bereits ein Foto der Schwester. Meist sind auch Karteikarten angelegt, die die einzelnen Stationen auflisten, auf denen die Schwestern gearbeitet haben, genauso wie Fortbildungen, Urlaube oder auch Krankenhausaufenthalte.
Über diese rudimentären Informationen hinaus geben die Stationsakten – d. h. Ordner, in denen die Geschichte einer Gemeinde, einer Krankenhausstation dokumentiert ist – manchmal Auskunft, wie es einer Schwester auf ihrer Station ergangen ist. Sie enthalten oft auch die Gestellungsverträge und damit Informationen über die Anfänge der Arbeit in einer Gemeinde oder in einem Krankenhaus sowie die Dienstordnung für die Diakonissen. Auch die Briefe, die der zuständige Seelsorger des Mutterhauses mit der Schwester gewechselt hat, oder kurze Beurteilungen von den Pfarrern oder Schwestern, die die Station besucht haben, finden sich.
Neben dem Hauptarchiv Bethel, das den Bestand Sarepta aufgenommen hat, wurde das Archiv der Fliedner Kulturstiftung Kaiserswerth vor allem für den Aktenbestand zu Emilie Heuser konsultiert. Im Hauptarchiv Bethel wurden zudem Briefe Emilie Heusers an Schwestern gefunden, die bislang noch nicht ausgewertet worden sind (Sar 1, 3083). Auch die seit 1874 von Emilie Heuser versandten Schwesternbriefe haben bislang keine Beachtung gefunden (Sar 1, 3083).
Das Landeskirchliche Archiv der evangelischen Kirche von Westfalen unterstützte mit Akten aus den Gemeinden, in denen Anna Siebel gearbeitet hatte. Das Gemeindearchiv Gelsenkirchen-Buer-Erle stellte seine Unterlagen zu den ersten Gemeindeschwestern zur Verfügung. Das Stadtarchiv Herne bot Material zur Stadt- und Kirchengeschichte Hernes.
Sarepta, die „Schmelzhütte“ – der Name der Westfälischen Diakonissenanstalt ist viele Jahre Programm gewesen: Die Töchter Sareptas, die Diakonissen, sahen sich in der Schmelzhütte Jesu, der sie durch ihre Arbeit an den Benachteiligten, den Kranken, den psychisch und körperlich Behinderten, den „Verlierern“ der Gesellschaft auf einen eigenen entsagungsvollen Weg schickte, der sie ihm gleichgestalten sollte: Im gereinigten Silber der Seelen spiegelt sich dann das Antlitz Jesu. Diakonissen Sareptas sahen sich in dieser Nachfolge.
Die Festschrift zum 50. Jubiläum 1919 formulierte: „Wir haben seit unsere Schmelzhütte Sarepta steht, erfahren, daß Gotteskraft ausgeht von dem Leiden der Unseren. Wir vertrauen uns willig dem himmlischen Schmelzer an, daß er eine Jede läutere von Schlacken, bis das Silber klar und rein Seine Schönheit widerspiegelt.“23 Sarepta sollte die Schmelzhütte jeder Diakonisse sein, „wo das eigensüchtige menschliche Herz durch Feuersglut von seinen Schlacken befreit wird, unter Schmerzen, aber zu seinem Heile, bis es so geläutert ist, daß in dem flüssigen Silber der himmlische Schmelzer sein eigenes Antlitz erkennen kann. Durch diesen Namen war der Lebensgemeinschaft von Schwestern ein für allemal das Ziel gezeigt und der Weg beschrieben.“24
Zurück geht die Begrifflichkeit im Besonderen auf die alttestamentliche Geschichte der Witwe von Zarpath (Sarepta: Schmelztiegel/-hütte), die – obwohl selbst von Hunger bedroht – dem Propheten
Abb. 3: Der himmlische Schmelzer (1911)
Elias Brot bäckt und ihn in ihr Haus aufnimmt. Nicht nur werden sie und ihr Sohn vor Hungersnot bewahrt, sondern als ihr Sohn krank wird und stirbt, macht der Prophet ihn wieder lebendig – auch diese Dimension der wunderbaren Heilung bzw. Auferweckung des Sohnes, die auf Christus gedeutet werden konnte, spielte für die Namensgebung eine Rolle. Programmatisch und identitätsstiftend für das Konzept des Diakonissenmutterhauses Sarepta ist das Bild, das in der Festschrift zum 50. Bestehen Sareptas veröffentlicht wurde, und das in leicht abgewandelter Form als Bild auf der Einsegnungsurkunde jeder Schwester zu finden war. Personalisiert wurde es dabei dadurch, dass es mit ihrem Namen, mit dem Einsegnungsdatum und dem Bibelvers der Einsegnung versehen wurde.
Überschrieben ist das Bild mit dem Vers aus Maleachi 3,3 „Er wird sitzen und schmelzen und das Silber reinigen.“ – Ein alttestamentlicher Vers, der ganz selbstverständlich als Aussage über Christus verstanden wurde. Christus ist im Mittelpunkt des Bildes an einem Schmelztiegel zu sehen, in den er hineinblickt. Jede Diakonisse durchläuft somit einen Reinigungsprozess, in dem sie von Schlacken gereinigt und Christus gleichgestaltet wird – im Sinne einer conformitas mit Christus. Sie wird Teil des Abbildes Christi. Das heißt durch die Christusnachfolge der dienenden Liebe wird sie Christus ähnlich – Nachfolge als mystischer Prozess einer schmerzlichen Reinigung (purificatio) – so lautet das Programm. Der Vers ist über der Eingangstür Sareptas bis heute zu sehen. Gleicherweise galt dieser Prozess der Reinigung auch für die Kranken und sonstigen zu Betreuenden. Sie waren in dieses Konzept integriert. Dieses theologische Konzept bot eine Erklärung für den Umgang mit Leid und Tod, diente der Kontingenzbewältigung und konnte diese transzendieren. Die Plausibilität erschloss sich den erweckt geprägten Menschen des 19. Jahrhunderts, die zudem in einem viel höheren Maße als heute Krankheit und Tod ausgeliefert waren, wiederum wohl leichter, als das im 21. Jahrhundert der Fall ist.
Das Feuer, mit dem der Tiegel erhitzt wird, wird von Christus mit seiner linken Hand gebändigt, die rechte Hand hat er in einer segnenden Geste erhoben. Er schaut direkt in das Schmelzbad hinein. Aus dem Läuterungsfeuer wachsen Dornen – die Dornen der Dornenkrone des Gekreuzigten, aus denen wiederum kleine Rosen wachsen. Im Hintergrund der Christusfigur ist das himmlische Jerusalem schemenhaft zu erahnen. Das Christusbild ruht auf einer Darstellung des Diakonissenhauses, vor dessen Mittelachse eine Taube mit einem Ölzweig abgebildet ist – die Diakonisse als Taube Christi ist als Symbolbild von Fliedner im Armen- und Krankenfreund folgendermaßen beschrieben worden: „Die Diakonissinn […] soll eine Taube Christi seyn, eine mit dem h. Geist gesalbte Friedensbotin des Herrn an die Menschen in Noth, wie dort die Taube in der Sündfluth an Noah.“25 Ihr Motto ist 1. Kor. 9, 25: „Jeder aber, der kämpft, enthält sich aller Dinge; jene nun, damit sie einen vergänglichen Kranz empfangen, wir aber einen unvergänglichen.“ Die Diakonisse ist die christliche Streiterin, die unter Verzicht auf irdisches Wohlergehen Seelenheil erlangen wird.
In die beiden Säulen, die das Motto tragen, sind die beiden Gründerpersönlichkeiten Friedrich von Bodelschwingh und Emilie Heuser mit ihren Köpfen eingefügt. Während Bodelschwingh nicht die Bezeichnung „Vater“ trägt, wird Emilie Heuser als „Mutter“ tituliert. Sie sind die beiden tragenden Säulen, gleichzeitig fruchtbare Bäume, deren Äste sich zum Kreuz hin ausstrecken. Bodelschwingh wird als christliches Motto ein Vers aus der Bergpredigt zugeordnet (Matthäus 5,7): „Selig sind die Barmherzigen, denn sie werden Barmherzigkeit erlangen.“ Darüber ist als kleine Szene eine Frau dargestellt, die einem Kranken zu Essen gibt. Emilie Heuser auf der anderen Bildsäule ist das Motto Johannes 13,15 zugeordnet: „Ein Beispiel habe ich euch gegeben, damit ihr tut, wie ich euch getan habe.“ – Emilie Heuser ist die exemplarische Diakonisse, die es nachzuahmen gilt. Sie ist nicht nur Gründungspersönlichkeit, sondern auch Vorbild. Über dem Vers ist eine Frau zu sehen, die zwei Kinder im Arm hält – die Krankenpflege und die Kinderpflege sind damit als die Zentralaufgaben illustriert.
Als wie prägend dieses Motiv gesehen wurde, zeigt sich nicht nur an der Anbringung dieses Spruches am Diakonissenmutterhaus. Das Bild des himmlischen Schmelzers wurde 1911 gestaltet und von 1912 an als Einsegnungsurkunde jeder Schwester überreicht. So erinnerte sie nicht nur an den Tag der Einsegnung und das Motto des Mutterhauses, sondern auch bleibend an die Gründungspersonen Emilie Heuser und Friedrich von Bodelschwingh. Bis mindestens zum Jahr 1937 wurde diese Einsegnungsurkunde verwendet.26 Ab spätestens 1947 wurde dann eine schlichtere Einsegnungsurkunde gestaltet, die kein Bild mehr verwendete. Wahrscheinlich stellte der Zweite Weltkrieg hier eine Zäsur dar.27 Die Hauszeitschrift Sareptas hieß viele Jahre lang „Die Schmelzhütte“ und benannte sich erst 1990 in „Sarepta in Bethel“ um. Offensichtlich – und das steht im Zusammenhang mit den eigenen Reformbemühungen – war das langjährige theologische Konzept dieser Leidenstheologie nicht mehr vermittelbar.
Noch 1963/64 gebrauchte der damalige Vorsteher Sareptas Pfarrer Willi Schildmann das Bild des himmlischen Schmelzers als Leitbild für die Diakonissen, indem er Maleachi 3,3 aktualisierend interpretierte: „Gott will wirken im Leben der Diakonissen; er will sie auf vielfältige Weise prägen, nicht zuletzt durch das Feuer des Leidens und die Hitze der Trübsal. Und das alles aus Liebe, damit sein Bild in ihnen Gestalt gewinne und aus ihrem Dienst hervorleuchte.“28 In diesem Fall bedeutete der Schmelzprozess, dass die Mutterhausdiakonie sich verkleinert: „Wir glauben, daß er nicht von Menschen ausgelöst wurde, sondern daß durch erklärbare und einfühlbare Ursachen hindurch Gott selbst an seiner Schar arbeitet.“29
Dieses Bindungsverhältnis an eine transzendente Ebene, die zu unbedingter Loyalität verpflichtet, wurde von Bodelschwingh in einem Weihnachtsbrief an die Schwestern ähnlich und ebenfalls apodiktisch formuliert:
„Ein Diakonissenhaus ist ein durch Jesu Geist gesammelter, durch ihn geheiligter Schwesternbund kluger Jungfrauen, die freilich nichts Größeres wollen und können, als was jeder wahre Christ auch will und kann. Sie wollen alle sterben, um zu leben für Jesum; sie wollen alle arm werden, um seines Reichtums teilhaftig zu sein, und damit sie andere reich machen können. […] Ein Mutterhaus, das nicht sterben kann, hat kein Recht zu leben; ein Mutterhaus, das den armen Heiland nicht mehr liebt, ist wohl wert, daß es zugrunde geht.“30
Dennoch bleibt es zunächst theoretisches Konstrukt bzw. offizieller Identitätsmarker, und ist insofern für die Darstellung nach außen wichtig. Wie weit die Schwestern selber dieses Ideal verinnerlicht hatten oder ob sich nicht doch die Selbstdefinition, die eigene Identität viel stärker über die eigene Arbeitsleistung bestimmte, bleibt zunächst eine offene Frage. Die von Bodelschwingh als so wesentlich angesehene Sterbefrömmigkeit jedenfalls spiegelt sich höchstens in der großen Selbstverständlichkeit, mit der Schwestern Sterbende begleiten, weniger in eigenen Reflexionen darüber.31
1867 war in Ostwestfalen die „Rheinisch-Westfälische Anstalt für Epileptische“ (die später Bethel heißen würde) gegründet worden. Den Anstoß zur Gründung hatte 1865 der „Rheinisch-Westfälische Provinzialausschuss für Innere Mission“ gegeben. Der erste zum Anstaltsgeistlichen bestimmte Pfarrer Friedrich Simon (1833–1912) hatte zugleich die Seelsorge an den Arbeitern in der Ravensberger Spinnerei übernommen, die Betreuung des neuen Diakonissenhauses bekam er sozusagen on top. Er blieb nur kurze Zeit und wurde 1871 Pfarrer an der Altstädter Kirche in Bielefeld. Friedrich von Bodelschwingh (1831– 1910) wurde 1872 sein Nachfolger und sollte die Expansion dieser Anstalten sein ganzes Leben lang vorantreiben – bei seinem Tod 1910 war Bethel zu einer Stadt im Kleinen mit ca. 4000 Bewohnern geworden – etwa 1250 Diakonissen und 450 Diakone arbeiteten dort, in den Kranken- und Pflegeanstalten, und in den auswärtigen Stationen bis hin zur Mission in Ostafrika.32 Im Jahr 1926 war Sarepta das größte Diakonissenhaus weltweit.33
Maßgeblich an der Gründung und der Expansion beteiligt war der Unternehmer und Likörfabrikant Gottfried Bansi (1828–1910), der das erste Mutterhaus kaufte, ein Grundstück erwarb, auf dem das zweite Mutterhaus erbaut wurde, und der von 1880 bis 1896 ehrenamtlich den Vorsitz im Bethelvorstand innehatte. Es verdankt sich seiner Initiative, dass immer wieder in Kaiserswerth angefragt wurde, ob nicht Diakonissen für die Gründung einer eigenen Diakonissenanstalt abgestellt werden könnten. Obwohl in vielen Darstellungen der Einfluss der Erweckungsbewegung als konstitutiv für die Gründung Sareptas hervorgehoben wird,34 hat Ralf Pahmeyer überzeugend rekonstruiert, dass es eher die konfessionelle Konkurrenz war, die den evangelischen Kräften den letzten Impuls gab, nun auch eine eigene Diakonissenanstalt zu gründen, um den katholischen Schwestern nicht das Feld der Krankenpflege zu überlassen.35
Im Jahr 1869 begann die Geschichte der „Westfälischen Diakonissenanstalt“ in Bielefeld, die den Namen Sarepta erst 1876 erhielt. Zuvor hatten bereits Kaiserswerther Schwestern in Bielefeld gearbeitet. Die Diakonissenanstalt Kaiserswerth schickte mit Emilie Heuser eine überaus professionelle Schwester mit ausgeprägten organisatorischen Erfahrungen, die in den folgenden Jahrzehnten Sarepta aufbauen sollte. Während der damaligen Industrialisierung diente eine solche Hilfe zur Selbsthilfe der unmittelbaren Linderung akuter Not. Gemeindeschwestern gingen in die Häuser der Bedürftigen. Auch bedurfte es der Krankenpflege in den Krankenhäusern, der Kleinkinderbetreuung für die berufstätigen Arbeiterinnen und überhaupt der umfassenden Hilfe bei sozialen Notlagen.
Bielefeld expandierte: Waren es 1869 noch ca. 12.000 Einwohner, so zählte die Stadt in den 1930er Jahre bereits ca. 120.000 Personen. Aber auch Bethel, die Stadt der Barmherzigkeit mit ihrer Versorgung vor allem von behinderten, chronisch kranken Menschen, und Sarepta wuchsen. Hatte Sarepta mit drei Diakonissen begonnen, so waren es 1934 knapp 2000 Schwestern.
Evangelische Frauen begaben sich in die Gemeinschaft eines Mutterhaues, wurden in vielfältigen Berufsfeldern ausgebildet und in Arbeitsfelder geschickt, die sie sich selbst nicht aussuchen konnten. Haupttätigkeitsfelder waren die Kranken- und die Gemeindepflege. Charakteristisch bis weit ins 20. Jahrhundert waren Tracht und Haube. Was im 20. Jahrhundert altmodisch und uniformiert wirkte, war im 19. Jahrhundert die Normalkleidung der verheirateten bürgerlichen Frau. Sie hatte eine Schutzfunktion – es handelte sich erkennbar um eine ehrbare Frau. Die Kleidung signalisierte diakonische Hilfsbereitschaft. So wurde die Tracht boundary marker und Erkennungszeichen zugleich.
Bis heute ist die Geschichte Sareptas nicht historisch-kritisch aufgearbeitet,36 obwohl sie neben Kaiserswerth mit Abstand die größte Diakonissenanstalt war.37 Es begegnen 150 Jahre einer bewegten Geschichte, in der Sarepta expandierte und vielfältige Arbeitsfelder aufbaute bis dann ab den 1960er Jahren immer mehr Arbeitsfelder aufgegeben werden mussten, weil der Nachwuchs ausblieb. Wenn es auch Bodelschwingh war, der der Bielefelder Diakonissenanstalt schließlich ihren Namen gab, und der über eine Vielzahl von Werbeschriften und Predigten für die corporate identity der Gemeinschaft sorgte, so wäre all dieses Engagement ins Leere gelaufen ohne die erste Vorsteherin Emilie Heuser und ihre Probemeisterin Charlotte Stecker (die Schwester, die für die Ausbildung der Schwestern während ihrer Probezeit zuständig war). Sie waren verantwortlich für Organisationsaufbau, Ressourcen und Infrastruktur, für Wohnung, Nahrung, Kleidung und Ausbildung. Eine unermüdliche Schwesternschaft unter der Leitung Emilie Heusers nahm unter Einsatz all ihrer Kräfte und manchmal auch ihres Lebens diesen Aufbau mit ihrer Arbeitskraft in die Hand.
Das Mutterhausmodell hatte Theodor Fliedner bereits seit 1836 in Kaiserswerth installiert und etabliert; die Bielefelder Diakonissenanstalt adaptierte das – nicht zuletzt weil die erste Vorsteherin Kaiserswertherin war und bis zum Ende ihres Lebens auch blieb. Die Anstalt, das Mutterhaus verstand sich als Gemeinschaft und orientierte sich am Familienmodell des 19. Jahrhunderts: Der Vorsteher war „Vater“, die Vorsteherin „Mutter“ der Schwestern, die wiederum dem Elterngehorsam verpflichtet waren.
Nach einer lebenslangen Berufstätigkeit bestand dann für die Diakonisse die Möglichkeit in den „Feierabend“ zu gehen, d. h. sie wurde vom Mutterhaus angemessen und bei Krankheit und Altersschwäche selbstverständlich versorgt.
Seit 1882 besaß Sarepta eine Berufsordnung der Diakonissenanstalt mit einem angehängten Diakonissenspiegel, in denen Fragen zur Selbstprüfung gestellt wurden, die die Diakonissen wöchentlich durchgehen sollten.38 Konstitutiv und selbstverständlich war die Einbettung des gesamten Lebens in einen liturgischen Rahmen. Die Schwestern waren stets gleichermaßen Seelsorgerinnen wie Pflegerinnen. Dies galt für jede ihrer Tätigkeiten, ob im Krankenhaus oder in der Gemeinde.
Die Schwestern wurden nach ihrem Eintritt zunächst zur Probe aufgenommen. Während der Probezeit, die mindestens ein Jahr dauerte, erhielten sie religiösen und allgemeinbildenden Unterricht, eine Einführung in ihre Berufsordnung, erlernten die Grundlagen der Krankenpflege und allgemeiner Hausarbeit. Gegen Ende der 1870er Jahre wurde eine Zwischenstufe eingeführt: Zunächst gab es eine „Vorprobezeit“, während der die Schwester eine Zeit noch ohne Tracht im Mutterhaus arbeitete. Danach erhielt sie die „Mütze“ – damals der gängige Ausdruck für Haube – und wurde als Probeschwester bzw. Hilfsschwester in einer speziellen Tracht im Mutterhaus ausgebildet und nach ein bis fünf Jahren zu ihrem Amt eingesegnet.39 In dieser Zeit wurden die Schwestern bereits in auswärtige Arbeitsfelder ausgesandt, wo sie unter Anleitung einer erfahrenen Schwester weiter ausgebildet wurden. Sie erhielten im vierten oder fünften Jahr ihrer Ausbildung außerdem theoretischen Unterricht im Mutterhaus in den Fächern „Religion, Krankenpflege, Handarbeit, Realien, Gesang u. s. w.“40. Die kirchliche Einsegnung erfolgte stets am Jahresfest des Mutterhauses. Es wurde zwar kein Gelübde der Ehelosigkeit verlangt, aber Diakonisse zu sein galt als „Lebensberuf“ und „Amt“, nur wenn die Schwester einen „Ruf“ in die Ehe vernahm, durfte sie das Mutterhaus wieder verlassen.
Es gab bereits in der Frühzeit Ausbildungszweige wie den der Kinderschullehrerin und der Apothekerin. Im Mutterhaus waren Schwestern für Küche und Waschküche, für die Plätt- und Nähstube, für den Garten, die Schreibstube und als Pförtnerin tätig.41 D. h. neben der Gemeindediakonisse, der Privatpflegerin und der Krankenpflegerin gab es von Anfang an auch andere Arbeitsfelder. Ab 1907 war das staatliche Examen in der Krankenpflege obligatorisch. Bis Bethel diese systematische Ausbildung umsetzte, vergingen fünf Jahre: Erst 1912 begann der erste Kursus der Krankenpflegeschule.42 Denn die „Professionalisierungstendenzen im Pflegebereich störten das Selbstverständnis der Mutterhausdiakonie von der Krankenpflege als christlicher Liebestätigkeit.“43 Die christliche Herzensbildung der Schwester sollte das Proprium des Dienstes einer Diakonisse bleiben.
Vor der feierlichen Einsegnung in das Amt gab es eine zweiwöchige Rüstzeit, in der die Diakonissen geistlich für ihren Beruf ausgestattet werden sollten. Die Einsegnung wurde als feierliches Ritual mehrere Tage lang begangen. Verwandte reisten zu dieser feierlichen Aufnahme, der Einsegnung, an. Die Unterordnung unter den Vorsteher und die Vorsteherin, die Einordnung in die Gemeinschaft und ein fehlendes Mitspracherecht bei den Arbeitseinsätzen bildeten den Rahmen der zukünftigen Berufsausübung. Die Schwestern bildeten eine Arbeits-, Lebens- und Dienstgemeinschaft.
Parallel wurden „freie Hilfsschwestern“ ausgebildet, die als junge Mädchen oder Witwen ebenfalls eine Krankenpflegeausbildung erhielten, die sie befähigen sollte, in Krisenzeiten unterstützend Hilfe zu leisten, ohne dass sie den „Lebensberuf“ Diakonisse ergreifen mussten. So wurden „Lehrpflegerinnen des Johanniterordens“ in Sarepta ausgebildet, der Orden bezahlte diese Ausbildung.44 Daneben standen die freien Hilfsschwestern, die kostenlos ausgebildet wurden und in Notzeiten freiwillig Hilfe leisten sollten. Diese freien Hilfsschwestern trugen keine Tracht, sondern vom Mutterhaus vorgeschriebene Kleider sowie eine von den Diakonissen unterschiedene Haube. Aus ihnen erwuchs in den 1920er Jahren die „Freie Hilfsschwesternschaft“, später „Verbandsschwesternschaft“, die während des Nationalsozialismus vor einer Gleichschaltung geschützt werden sollte und darum 1939 in die Mutterhausdiakonie integriert wurde.45 Aus der Verbandsschwesternschaft in Sarepta wurde 1953 die „Ravensberger Schwesternschaft“. Sie erhielt im 20. Jahrhundert einen immer größeren Stellenwert für die Mutterhausdiakonie, als das traditionelle Modell „Diakonisse“ von jungen Frauen immer weniger nachgefragt wurde.46 Die Verbandsschwestern und späteren Ravensberger Schwestern erhielten Arbeitsverträge und ein Gehalt. Sie bildeten in der Perspektive des Mutterhauses jedoch immer die nachrangige Schwesternschaft.