Wo sich Kunst in privaten Räumen neu entdecken lässt
Was unterscheidet einen Sammlungs- von einem Museumsbesuch? Kunst findet man schließlich an beiden Orten. Doch während Museen Raum für kunstgeschichtliche Höhepunkte schaffen, zählt in einer privaten Sammlung der subjektive Blick des Sammlers. Diesen muss man sich nicht zwingend zu eigen machen. Vielmehr gilt es ihn anzuprobieren – wie eine Brille, die man aufsetzt. Oft lässt sich durch einen solchen Perspektivwechsel Neues entdecken. Zwar ist nicht alle Kunst, zu der dieses Buch führt, unentdeckt, dennoch erscheint sie im Kontext einer privaten Sammlung durchaus neu. Jede Sammlung ist einzigartig und spiegelt in ihrer Vielfalt die individuelle Geschichte und Passion eines Sammlers wider, oftmals ergänzt um persönliche Anekdoten. Sie fordert uns auf, unseren Blick auf Vertrautes zu hinterfragen und so stets in Bewegung zu halten. Auch die vierte Auflage des BMW Art Guide by Independent Collectors steht erneut für das erweiterte Entdecken zeitgenössischer Kunst. Die Orte für diese Entdeckungen haben wir in dieser Ausgabe um vier neue Länder – Libanon, Rumänien, Serbien und Südkorea – ergänzt. Von der Weltstadt Hongkong bis hin zum schweizerischen Appenzell sind alle Facetten zwischen den pulsierenden Metropolen und den beschaulichen Provinzen vertreten. Wir wünschen Ihnen viel Freude und Inspiration. Unser besonderer Dank gilt den zweihundertsechsundfünfzig Sammlungen für die tatkräftige Unterstützung eines Projekts, das sich zum Ziel setzt, Kunst in einer einzigartigen Umgebung erfahrbar zu machen. Zusätzliche Funde, Interviews und Hintergrundinformationen zum Thema Kunst und Sammeln finden Sie fortlaufend auf unserem Blog unter www.bmw-art-guide.com.
Hildegard Wortmann
Leitung Marke BMW
Karoline Pfeiffer
Direktorin
Independent Collectors
Auf der Art Basel haben wir den BMW Art Guide by Independent Collectors mit interessanten Persönlichkeiten der internationalen Kunstszene besprochen. Unsere Videointerviews mit Hans Ulrich Obrist, Georgina Adam, Judy Lybke und vielen anderen finden Sie auf unserem Blog.
www.bmw-art-guide.com/spotlights
Cover
Titel
Vorwort
Spotlights
Argentina (Argentinien)
Buenos Aires
Salta
Australia (Australien)
Hobart
Melbourne
Sydney
Austria (Österreich)
Gars am Kamp
Lebring
Neuhaus
Thalheim bei Wels
Vienna (Wien)
Bangladesh (Bangladesch)
Dhaka
Belgium (Belgien)
Brussels (Brüssel)
Deurle
Ghent (Gent)
Herentals
Kemzeke
Ostend (Ostende)
Brazil (Brasilien)
Brumadinho
Canada (Kanada)
Toronto
Vancouver
China
Beijing (Peking)
Hong Kong (Hongkong)
Nanjing
Shanghai (Schanghai)
Denmark (Dänemark)
Copenhagen (Kopenhagen)
Finland (Finnland)
Helsinki
Tampere
France (Frankreich)
Annecy
Avignon
Bordeaux
Flassans-sur-Issole
Le Muy
Le Puy-Sainte-Réparade
Marines
Marseille
Paris
Saint-Paul-de-Vence
Senlis
Germany (Deutschland)
Aschaffenburg
Augsburg
Bad Honnef-Rhöndorf
Baden-Baden
Bedburg-Hau
Berlin
Bremen
Donaueschingen
Duderstadt
Duisburg
Düsseldorf
Eberdingen-Nussdorf
Freiburg
Hamburg
Herford
Hünfeld
Kummerow
Künzelsau-Gaisbach
Leinfelden-Echterdingen
Leipzig
Munich (München)
Neu-Ulm/Burlafingen
Neumünster
Neuss
Reutlingen
Riegel am Kaiserstuhl
Sindelfingen
Soest
St. Georgen
Traunreut
Überlingen
Ulm
Waldenbuch
Wuppertal
Great Britain (Großbritannien)
Bakewell
Edinburgh
King’s Lynn
London
Greece (Griechenland)
Athens (Athen)
Paiania
Hungary (Ungarn)
Veszprém
Iceland (Island)
Hafnarfjörður
India (Indien)
Gurgaon
New Delhi (Neu-Delhi)
Indonesia (Indonesien)
Magelang
Israel
Tel Aviv
Italy (Italien)
Alzano Lombardo
Bolzano (Bozen)
Briosco
Busca
Camogli
Catania
Città della Pieve
Florence (Florenz)
Forlì
Gaiole in Chianti
Lucca
Malo
Milan (Mailand)
Montepulciano
Naples (Neapel)
Reggio Emilia
Rome (Rom)
Santomato di Pistoia
Turin
Varese
Venice (Venedig)
Verzegnis
Vicenza
Japan
Ichikawa
Tokyo (Tokio)
Lebanon (Libanon)
Beirut
Luxembourg (Luxemburg)
Luxembourg City (Luxemburg-Stadt)
Mexico (Mexiko)
Mexico City (Mexiko-Stadt)
Netherlands (Niederlande)
Heerlen
Rotterdam
The Hague/Scheveningen (Den Haag/Scheveningen)
Tilburg
Venlo
Wassenaar
Voorschoten
Wijlre
New Zealand (Neuseeland)
North Auckland Peninsula (Nord-Auckland-Halbinsel)
Norway (Norwegen)
Henningsvær
Høvikodden
Jevnaker
Oslo
Poland (Polen)
Poznań (Posen)
Warsaw (Warschau)
Portugal
Lisbon (Lissabon)
Qatar (Katar)
Doha
Romania (Rumänien)
Bucharest (Bukarest)
Timişoara (Temeswar)
Russia (Russland)
Moscow (Moskau)
St. Petersburg
Serbia (Serbien)
Belgrade (Belgrad)
Singapore (Singapur)
Singapore (Singapur)
South Africa (Südafrika)
Cape Town (Kapstadt)
Klapmuts
Stellenbosch
South Korea (Südkorea)
Seoul
Spain (Spanien)
Arévalo
Barcelona
Cáceres
Huesca
Madrid
Pontevedra
Valencia
Sweden (Schweden)
Knislinge
Switzerland (Schweiz)
Appenzell
Bruzella
Langenbruck
Lucerne (Luzern)
Lugano
Rapperswil-Jona
Riehen
Zuoz
Turkey (Türkei)
Istanbul
Ukraine
Kiev (Kiew)
United Arab Emirates (VAE)
Dubai
Sharjah (Schardscha)
United States of America (USA)
Clarinda
Cleveland
Columbus
Dallas
Denver
Fort Lauderdale
Geyserville
Greenwich
Houston
Long Island City
Los Angeles
Miami
Napa
New York
Oaks
Pound Ridge
Reading
San Antonio
San Francisco
Santa Fe
West Palm Beach
Die Autoren
Index
Stadt
Sammlung
Sammler/-in
Künstler- und Bildnachweis
Impressum
1 Colección de Arte
Amalia Lacroze de Fortabat
Argentiniens reichste Frau präsentiert Kunstschätze aus sechs Jahrhunderten
Sammler/-in:
Amalia Lacroze de Fortabat
Adresse:
Olga Cossettini 141
Puerto Madero Este
C1107CCC Buenos Aires
Argentinien
Tel +54 11 43106600
info@coleccionfortabat.org.ar
www.coleccionfortabat.org.ar
Öffnungszeiten:
Di–So: 12:00–20:00 Uhr
Die Colección de Arte Amalia Lacroze de Fortabat liegt mitten in Puerto Madero, dem Trendviertel der argentinischen Hauptstadt. Bis Ende der 1990er-Jahre war das noch eine No-go-Area mit zerfallenden Hafenschuppen. In den vergangenen Jahren ist viel restauriert und neu gebaut worden: unter anderem von Stararchitekten wie Sir Norman Foster, Philippe Starck oder Santiago Calatrava. Architekt der im Herbst 2008 eröffneten Sammlung Fortabat ist der in Uruguay geborene und in New York arbeitende Rafael Viñoly. Der reichsten Frau Argentiniens hat er ein modernes, lichtdurchflutetes Haus für ihre rund eintausend Werke umfassende Sammlung gebaut. Und die reicht von Pieter Bruegel bis Andy Warhol, der die Sammlerin 1980 auch porträtierte. Eine eigene Galerie zeigt die gesellschaftskritische Malerei des Argentiniers Antonio Berni.
2 MACBA – Museum Art Center
Buenos Aires
Internationale geometrische Kunst steht im Fokus dieses Kunstcenters
Sammler/-in:
Aldo Rubino
Adresse:
Avenida San Juan 328
C1147AAO Buenos Aires
Argentinien
info@macba.com.ar
www.macba.com.ar
Aktuelle Informationen zu den Öffnungszeiten finden sich auf der Website.
MAMBA, MALBA, MACBA – wer sich in Buenos Aires auf Museumsbummel begibt, der kann schnell durcheinandergeraten. Während die beiden Erstgenannten schon länger existieren, hat das MACBA erst 2012 die Bühne betreten. MACBA, das steht für Museum Art Center Buenos Aires. Sein Gründer Aldo Rubino stammt aus Buenos Aires, lebt in Miami und ist dort gern gesehener Gast auf den Sammler-Panels der Art Basel Miami Beach. Rubinos Sammlung konzentriert sich auf geometrische Abstraktion: Op-Art, Hard-Edge, Neo-Geo von Manuel Álvarez Bravo und Victor Vasarely bis hin zu Sarah Morris. In Sonderausstellungen werden aber alle Formen aktueller Kunst präsentiert. Das lokale Architektenduo Vila Sebastián hat ein transluzentes Gebäude mit einer Fläche von zweitausendvierhundert Quadratmetern konzipiert. Überzeugend ist auch die Lage: Das MACBA befindet sich direkt neben dem MAMBA, mitten im quirligen Flohmarktviertel San Telmo.
3 Fundación Costantini/MALBA –
Museo de Arte Latinoamericano de Buenos Aires
Grandioser Überblick über mehr als hundert Jahre lateinamerikanischer Kunst
Sammler/-in:
Eduardo F. Costantini
Adresse:
Avenida Figueroa Alcorta 3415
C1425CLA Buenos Aires
Argentinien
Tel +54 11 48086500
info@malba.org.ar
www.malba.org.ar
Öffnungszeiten:
Do–Mo: 12:00–20:00 Uhr
Fr: 12:00–21:00 Uhr
Unwissende »Gringos« stoßen in Südamerika oft auf Orte, die sie sich in ihren kühnsten Träumen nicht hätten vorstellen können. Das Museo de Arte Latinoamericano de Buenos Aires (MALBA) gehört dazu. Das Museum für Kunst von der Karibik bis nach Feuerland im Nobelquartier Palermo Chico wirkt fast wie eine Filiale des New Yorker Museum of Modern Art (MOMA). Auch hier versteht man es, elegant zu bauen. Und auch hier wird die Moderne selbstbewusst definiert – allerdings aus lateinamerikanischer Perspektive. Rund dreihundert Schlüsselwerke aus der Sammlung des Unternehmers Eduardo F. Costantini sind permanent ausgestellt: politisch aufgeladene Konzeptkunst des 1920 geborenen Léon Ferrari zum Beispiel. Der chilenische Surrealist Roberto Matta ist genauso vertreten wie die Brasilianerin Lygia Clark, deren fragile Metallobjekte weltweit zu Höchstpreisen gehandelt werden.
An Museen, Galerien und spannenden Kunstorten herrscht kein Mangel in Buenos Aires, der quirligen Metropole am Río de la Plata. Schade nur, dass sie über viele verschiedene Stadtviertel mit so wohlklingenden Namen wie Recoleta, Retiro, Palermo oder Belgrano verteilt sind. Planung ist also alles, und die vergleichsweise günstigen schwarz-gelben Taxis mit ihren freundlichen Fahrern tun ihr Übriges. Neben den in diesem Art Guide vorgestellten Privatmuseen sollte man unbedingt auch dem Museo Nacional de Bellas Artes (MNBA) mit seinen umfangreichen Sammlungen vorwiegend argentinischer Kunst bis hinein ins 21. Jahrhundert einen Besuch abstatten. Stärker angeschlossen an den internationalen Kunstdiskurs ist die private Fundación Proa im bunten Hafenquartier La Boca. Ob Jeremy Deller, Mona Hatoum oder der gerade durchstartende Argentinier Eduardo Basualdo: Sie alle hatten in dem strahlend weißen Gebäude bereits ihren großen Auftritt. Eine unkonventionelle Mischung aus Restaurant, Bookstore, Parfümlabor und Florist bietet die in einer frisch renovierten 1920er-Jahre-Villa residierende Casa Cavia in Palermo Chico direkt hinter dem Museo de Arte Latinoamericano de Buenos Aires (MALBA). In den Stadtteilen Retiro und Recoleta bieten die Galerien Ruth Benzacar und Jorge Mara – La Ruche vornehmlich argentinische Avantgarde auf Topniveau. Wer die jüngere argentinische und internationale Szene entdecken will, ist bei Miau Miau in Palermo gut aufgehoben. Jedes Jahr Ende Mai, also mitten im argentinischen Herbst, findet – ebenfalls in Palermo – die anfangs auf lateinamerikanische Kunst spezialisierte, jedoch zunehmend internationaler werdende Messe ArteBA statt. Freunde der Fotografie werden im Oktober auf der Messe Buenos Aires Photo fündig. Diese ist im kommunalen Centro Cultural Recoleta beheimatet, welches mit Ausstellungen etwa zu August Sander oder Roger Ballen neben argentinischen Künstlern auch internationale Größen präsentiert. Off-Spaces existieren, aber sie haben hier eher nomadischen Charakter – am besten, man achtet vor Ort auf Flyer.
Nicole Büsing & Heiko Klaas
4 Museo James Turrell –
The Hess Art Collection, Colomé
Turrells größter Skyspace und weitere Lichträume in atemberaubender Umgebung
Sammler/-in:
Donald M. Hess
Adresse:
Ruta Provincial 53
km 20 Molinos
4419 Salta
Argentinien
Tel +54 3868 494200
museo@bodegacolome.com
www.bodegacolome.com
Öffnungszeiten:
Di–So: 14:00–18:00 Uhr Und nach Vereinbarung.
Vorherige Reservierung wird empfohlen.
Weitere Ausstellungsorte:
Klapmuts, Südafrika, S. 182
Napa, Vereinigte Staaten von Amerika, S. 224
Weit weg von allen Kunstmetropolen, in majestätischer Lage unter dem stahlblauen Himmel der argentinischen Anden befindet sich seit Anfang 2009 das erste James-Turrell-Museum der Welt. Der Licht- und Land-Art-Künstler aus Arizona hat auf dem zweitausenddreihundert Meter hoch gelegenen Weingut Colomé seines Sammlers und Freundes Donald M. Hess seinen bisher größten Skyspace realisiert: ein Himmelsobservatorium mit offenem Dach, ergänzt durch eine subtile Lichtinszenierung. Acht weitere Lichträume, alles Arbeiten, die Hess im Lauf von rund vierzig Jahren erworben hat, gruppieren sich um das spektakuläre Herzstück des Museums. Meditative Ruhe und das Zurückgeworfensein auf das eigene Empfinden – das erlebt man, wenn man dieses Museum der inneren Einkehr aufsucht. Das Museo James Turrell, das Hess neben seinen Sammlungen in Südafrika und Nordamerika unterhält, ist ein magischer Ort in einer faszinierenden Umgebung.
5 Museum of Old and New Art (MONA)
Eine Sammlung, die persönliche Vorlieben über spekulative Absichten stellt
Sammler/-in:
David Walsh
Adresse:
655 Main Road
Berriedale TAS 7011
Hobart
Australien
Tel +61 3 62779900
info@mona.net.au
www.mona.net.au
Öffnungszeiten:
Mai–September
Mi–Mo: 10:00–17:00 Uhr
Oktober–April
Mi–Mo: 10:00–18:00 Uhr
Kleine Gesten passen nicht zu ihm: Der australische Millionär David Walsh besitzt eines der größten Museen der südlichen Hemisphäre. Der Bau, der ohne Tageslicht auskommt, hat sich tief in das Gestein Tasmaniens gegraben und beherbergt neben zeitgenössischer Kunst auch ägyptische Mumien und griechische Münzen. Walsh, der sein Geld mit komplexen Gewinnsystemen für Glücksspiele verdient hat, kombiniert die antiken Zeugnisse mit australischer Gegenwartskunst und Arbeiten international renommierter Künstler wie Jannis Kounellis, Hans Bellmer, Anselm Kiefer, der Wiener Gruppe Gelitin oder der Kotmaschine Cloaca von Wim Delvoye. Am liebsten sind ihm Werke, die einen unmittelbar mit Themen wie Sex und Tod konfrontieren – denn Walsh begreift sein 2011 eröffnetes Museum of Old and New Art als eine Art säkularen Tempel, in dem man auf die existenziellen Bedingungen des Menschen zurückgeworfen wird.
6 Lyon Housemuseum
Das eigene Haus als Museum: Mit Kunst leben und sie auch zeigen
Sammler/-in:
Corbett & Yueji Lyon
Adresse:
219 Cotham Road
Kew VIC 3101
Melbourne
Australien
Tel +61 3 98172300
museum@lyonhousemuseum.com.au
www.lyonhousemuseum.com.au
Besichtigung nur nach vorheriger Terminvereinbarung.
Die Terminvereinbarung kann nur per Email oder montags und dienstags von 09:30–11:30 Uhr per Telefon erfolgen.
Bei Corbett und Yueji Lyon muss man sich für einen Besuch anmelden. Aus gutem Grund: Der Architekt hat seiner Familie ein Haus gebaut, das zugleich als Museum fungiert. In den großzügigen Räumen werden die Werke alle zwei Jahre neu arrangiert. Lyon beruft sich auf eine lange Tradition solcher Lebensentwürfe, wie ihn schon Peggy Guggenheim mit ihrer privaten Kollektion in Venedig pflegte. Das australische Paar wiederum hat sich auf Künstler seines Landes spezialisiert und sammelt Malerei von Tim Maguire, Skulpturen von Peter Hennessey oder Anne Zahalkas große C-Print-Fotografien. Vor zwei Jahrzehnten entschieden sich die Lyons für eine junge Generation, von der schon früh einiges in ihren Besitz wanderte: darunter Arbeiten von Peter Atkins, Callum Morton und Patricia Piccinini, die sich inzwischen international etabliert haben. Seinem Pioniergeist ist das Paar seither treu geblieben.
7 Ten Cubed
Im Rampenlicht: Künstler aus Australien und Neuseeland
Sammler/-in:
Dianne Gringlas & Ada Moshinsky
Adresse:
1489 Malvern Road
Glen Iris VIC 3146
Melbourne
Australien
Tel +61 3 98220833
info@tencubed.com.au
www.tencubed.com.au
Öffnungszeiten:
Di–Sa: 10:00–16:00 Uhr
Es gibt nicht viele öffentlich zugängliche Kunstsammlungen, bei deren Eröffnung bereits feststeht, wann sie wieder schließen. Eine dieser wenigen ist Ten Cubed: Das Konzept sieht zehn Arbeiten von zehn Künstlern vor, gesammelt über einen Zeitraum von zehn Jahren, was den Namen der Sammlung erklärt (10 x 10 x 10). Sobald ausreichend Arbeiten eines Künstlers – von Malerei über Fotografie und Skulptur bis Videokunst – angekauft sind, wird dieser mit einer Soloshow in den luftigen, 2010 eröffneten Ausstellungsräumen in Glen Iris gewürdigt. Ursprünglich lag der Fokus auf Künstlern aus Australien und Neuseeland – unter ihnen Alexander Knox, Anne-Marie May, David Rosetzky und Pat Brassington. Binnen fünf Jahren aber hatten Sammlerin Dianne Gringlas und ihre kuratorische Beraterin Ada Moshinsky bereits zehn Künstler auserkoren, und daher – überrascht vom eigenen Erfolg – Ten Cubed 2 ausgerufen, das nun auch internationale Künstler einschließen soll.
8 White Rabbit – Contemporary Chinese Art Collection
Eine der größten Sammlungen für zeitgenössische chinesische Kunst
Sammler/-in:
Judith Neilson
Adresse:
30 Balfour Street
Chippendale NSW 2008
Sydney
Australien
Tel +61 2 83992867
info@whiterabbitcollection.org
www.whiterabbitcollection.org
Öffnungszeiten:
Mi–So: 10:00–17:00 Uhr
Judith und Kerr Neilson schränken sich freiwillig ein: Sie sammeln ausschließlich chinesische Kunst, und dann auch bloß solche, die nach der Jahrtausendwende entstanden ist. 2001 reiste Judith Neilson nach Peking und stellte fest, dass ihre Vorstellung von chinesischer Kunst einem überholten Klischee entsprach. Nach ihrer Rückkehr strukturierte sie die bestehende Sammlung um, erwarb zusammen mit ihrem Ehemann eine alte Fabrik in einem der Industriegebiete Sydneys – und begann mit dem systematischen Ankauf zeitgenössischer Arbeiten etwa von Ai Weiwei, Huang Zhen, Qi Zhilong oder Huang Yan. Das Alter der Künstler spielt dabei keine Rolle, wichtig sind »Kreativität und Qualität«, so Judith Neilson. Statt auf Auktionen kauft das Paar direkt in China von Galeristen und in den Ateliers. Ihre Sammlung, die im Jahr 2000 eine Handvoll chinesischer Werke aufwies, gilt inzwischen als eine der wichtigsten und umfangreichsten mit diesem Schwerpunkt.
Sydney und Melbourne ringen seit Langem um die kulturelle Vorherrschaft in Australien. Aber auch wenn sich Letztere durch eine gleichwertige, wenn nicht sogar lebendigere Galerien- und Museumsszene auszeichnet, ist Sydney mit seinem Großereignis, der Biennale of Sydney, letzten Endes doch der Primus inter Pares – vor allem in Hinblick auf die internationale Kunstszene. In den letzten Jahren konnte die Biennale erstklassige Kuratoren gewinnen, unter anderem Carolyn Christov-Bakargiev, die künstlerische Leiterin der Documenta 13, und Germano Celant, den Direktor der Prada Foundation. Die 20. Ausgabe der Biennale of Sydney im Jahr 2016 leitete Stephanie Rosenthal, die Chefkuratorin der Londoner Hayward Gallery. Doch auch in Nicht-Biennale-Zeiten gibt es in der Stadt viel zu sehen. Die lokale Museumsszene wird angeführt von der Art Gallery of New South Wales (Art Gallery NSW). Besonders sehenswert darin ist die John Kaldor Family Collection mit amerikanischen und europäischen Meisterwerken der Nachkriegskunst und zeitgenössischen Kunst. Das direkt am Hafen gelegene Museum of Contemporary Art Australia (MCA) hat man 2012 erneuert und dem Gebäude so modernen Glanz verliehen. Experimenteller ausgerichtet zeigt sich Artspace, ein Ort für zeitgenössische Kunst im Ortsteil Wooloomooloo. Neun Jahre nach seiner Gründung im Jahr 1983 bezog Artspace die heutigen Räumlichkeiten in dem historischen Gebäude The Gunnery. Das deutlich jüngere Carriageworks eröffnete 2007 in dem stillgelegten Bahnbetriebswerk Eveleigh Rail Yards und bietet ein multidisziplinäres Programm für zeitgenössische Kunst, Theater und Performance. Jedes zweite Jahr, im September, findet sich hier zudem die größte Kunstmesse der Stadt, die Sydney Contemporary, ein. Aufgrund der relativen Isolation von den Machtzentren des Kunstmarkts in Europa, Amerika und Asien gibt es in Sydney weniger kommerzielle Galerien als in vergleichbaren Städten. Dennoch darf ein Abstecher zur Roslyn Oxley9 Gallery keinesfalls fehlen – hier nahmen die Karrieren von unter anderem Tracey Moffatt und Fiona Hall ihren Lauf.
Alexander Forbes
9 Kunstraum Buchberg
Permanente zeitgenössische Rauminstallationen sowie Projekte im Landschaftspark
Sammler/-in:
Gertraud & Dieter Bogner
Adresse:
Buchberg am Kamp 1
3571 Gars am Kamp
Österreich
Tel +43 1 5128577
office@bogner-cc.at
www.bogner-cc.at/projekte/kunstraum
Besichtigung nur nach vorheriger Terminvereinbarung.
Gertraud und Dieter Bogner kennen sich aus mit Museen. Das Paar betreibt in Wien eine internationale Agentur für museologische Planung, Kulturleitpläne und Ausstellungsmanagement. Unter den Projekten befinden sich so prestigeträchtige Neubauten wie das New Museum in New York oder das neue Bauhaus Museum in Dessau. Ganz klar, dass man sich bei so einem Background auch privat mit künstlerischen Projekten umgibt. Die Bogners tun das weit außerhalb von Wien, im niederösterreichischen Schloss Buchberg. Seit 1979 laden die beiden in den seit dem 12. Jahrhundert angelegten und immer wieder erweiterten Schlosskomplex Künstler ein, die jeweils eine räumliche Situation verändern dürfen. Zweiundzwanzig permanente Raumkonzepte sind bisher entstanden: Farbinterventionen, Wandarbeiten oder Skulpturen. In der grünen Umgebung haben Stars wie Dan Graham oder Heimo Zobernig markante Arbeiten mit Architekturbezug realisiert.
10 Schlosspark Eybesfeld
Mit sehr viel Ruhe und Bedacht realisierte Kunstprojekte im Schlosspark
Sammler/-in:
Christine & Bertrand
Conrad-Eybesfeld
Adresse:
Jöss 1
8403 Lebring
Österreich
Tel +43 3182 240812
Tel +43 3182 240818
cce@eybesfeld.at
bce@eybesfeld.at www.eybesfeld.at
Besichtigung nur im Rahmen von Führungen nach vorheriger Anmeldung.
Ein Schloss, ein Park und ein kunstbegeistertes Ehepaar. Kunst erwerben Christine und Bertrand Conrad-Eybesfeld nicht von der Stange. Sie entsteht direkt bei ihnen vor Ort, manchmal über Wochen, manchmal über Jahre hinweg. Die Inhaber einer Kulturmanagementagentur sehen sich nicht als Sammler oder Mäzene, sondern als Partner ihrer Künstler für Projekte im Außenraum. Platz genug haben sie – das Schloss liegt in der dünn besiedelten Südoststeiermark. Mit Heimo Zobernig fing 1989 alles an: Der markierte den ehemaligen Tennisplatz des Schlosses mit einer fünfzehn Zentimeter dicken Betonplatte. Auch der Konzeptkünstler Sol Le Witt konnte, kurz vor seinem Tod 2007, noch eine große Arbeit realisieren. Mindestens genauso wichtig wie das Resultat ist dem Paar der Entstehungsprozess unter Einbeziehung vieler Beteiligter – nicht zuletzt der lokalen Bevölkerung.
11 Museum Liaunig
Österreichische Kunst ab 1945, markante Werke internationaler Künstler
Sammler/-in:
Herbert W. Liaunig
Adresse:
Neuhaus 41
9155 Neuhaus
Österreich
Tel +43 4356 21115
office@museumliaunig.at
www.museumliaunig.at
Öffnungszeiten:
Mai–Oktober
Mi–So: 10:00–18:00 Uhr
Besichtigung mit Führung nach vorheriger Terminvereinbarung.
Mit seiner schlanken, leicht abgerundeten Form erinnert das Museum Liaunig an einen gigantischen USB-Stick, der sich in einen grünen Hügel gebohrt hat. Abseits der Metropolen hat der Kärntner Unternehmer Herbert W. Liaunig im Sommer 2008 ein Museum von kompromisslos moderner Architektur eröffnet, das 2014 nochmals kräftig erweitert wurde. Die Wiener Querkraft Architekten setzen auf Understatement: Neunzig Prozent der Räume befinden sich unter der Erde. Liaunig hat gesammelt, »was sich aus persönlichen Begegnungen und Vorlieben ergab«. Unter den mehr als dreitausend Arbeiten sind Schlüsselwerke der österreichischen Nachkriegskunst, etwa von Arnulf Rainer oder Maria Lassnig, aber auch Unentdecktes, Übersehenes und junge Positionen. Seit der Gründung des Museums geht er gezielter vor und schließt Lücken, etwa bei den Wiener Aktionisten. Sein Ziel: die österreichische Kunst seit 1945 für Besucher erlebbar zu machen.
12 Museum Angerlehner
Individuelle Sammlung eines von Kunst und Künstlern faszinierten Unternehmers
Sammler/-in:
Heinz J. Angerlehner
Adresse:
Ascheter Straße 54
4600 Thalheim bei Wels
Österreich
Tel +43 7242 2244220
office@museum-angerlehner.at
www.museum-angerlehner.at
Öffnungszeiten:
Fr–So: 10:00–18:00 Uhr
Und nach Vereinbahrung.
Der oberösterreichische Unternehmer Heinz J. Angerlehner bezeichnet sich selbst als »Sammler mit Leib und Seele«. Innerhalb von dreißig Jahren hat er über zweitausendfünfhundert Kunstwerke erworben, die ihn emotional berührt oder spontan angesprochen haben – ganz ohne Rücksicht auf irgendeine kunsthistorische Systematik. Auf Qualität jedoch hat er dabei immer viel Wert gelegt. So ist über die Jahre eine Kollektion entstanden, die mit vielen bekannten Namen aus seiner Heimat aufwarten kann, wie etwa Arnulf Rainer, Gunter Damisch, Hubert Schmalix oder Andreas Leikauf. Das im September 2013 eröffnete Museum Angerlehner in Thalheim bei Wels – untergebracht in einer mit schwarz changierenden Metallplatten verkleideten ehemaligen Montagehalle – zeigt auf rund zweitausend Quadratmetern neben der Sammlung auch immer wieder Sonderpräsentationen. Ein zusätzlicher Clou ist das fünfzig Meter lange Schaudepot mit herausziehbaren Wänden.
13 TBA21 – Augarten
Weltweite Projektförderung und Ausstellungen in einem Wiener Park
Sammler/-in:
Francesca von Habsburg
Adresse:
Scherzergasse 1A
1020 Wien
Österreich
Tel +43 1 51398560
augarten@tba21.org
www.tba21.org
Öffnungszeiten:
Mi–Do: 12:00–17:00 Uhr
Fr–So: 12:00–19:00 Uhr
Der Wiener Augarten beherbergt seit 2012 einen Think Tank für Kunstprojekte an der Schnittstelle von Kunst, Architektur und Nachhaltigkeit. Die private Stiftung Thyssen-Bornemisza Art Contemporary (TBA21) entwickelt hier Ausstellungen im Dialog mit der eigenen Sammlung. Im Sommer besonders attraktiv: die Open-Air-Stage des britischen Architekten David Adjaye, eine Plattform für Lectures, Performances und Konzerte. War es das? Keineswegs, denn die weltweit aktive Stiftung hat es sich zum Ziel gesetzt, in enger Kooperation mit Künstlern zu agieren – egal ob in Wien, Reykjavík oder Neu-Delhi. Als Tochter des Großsammlers Baron Hans Heinrich Thyssen-Bornemisza ist Francesca von Habsburg mit Kunst aufgewachsen. Seit Gründung ihrer Stiftung 2002 hat sie sich zu einer der experimentierfreudigsten und sozial engagiertesten Mäzeninnen für zeitgenössische Kunst entwickelt.
Wohl keine andere Stadt im deutschsprachigen Raum verfügt über ein derart dichtes Netz an Museen und Galerien wie die österreichische 1,8-Millionen-Metropole Wien. Einen Rundgang beginnt man am besten im MuseumsQuartier Wien (MQ) mit gleich drei Institutionen von Weltrang: das 1962 gegründete Museum Moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien (MuMoK) mit der größten Sammlung des 20. und 21. Jahrhunderts in Zentraleuropa, die auf zeitgenössischen Diskurs fokussierte Kunsthalle Wien und das Leopold Museum mit der weltweit größten Egon-Schiele-Sammlung. Weitere Highlights auf der Wiener Tour sind das Belvedere mit seinem Schwerpunkt auf österreichischer Kunst ab 1900 und seine Dependance, das 21er Haus, welches sich auf die Kunst der Gegenwart konzentriert. Liebhaber des Jugendstils sollten unbedingt auch bei der Wiener Secession vorbeischauen. Im Oktober lockt die auf internationale zeitgenössische Kunst spezialisierte Viennafair in die vom renommierten Wiener Architekten Gustav Peichl errichtete Halle A am Messeplatz. Immer eine gute Gelegenheit, auch die lokale Galerienszene zu erkunden. Diese ist geprägt von erfahrenen Protagonisten, die sich teils seit Jahrzehnten konsequent um ein internationales und avantgardistisches Programm bemühen. So zeigt im 1. Bezirk Rosemarie Schwarzwälder seit 1984 in ihrer Galerie nächst St. Stephan in der Grünangergasse abstrakte und konzeptuell fundierte Kunst. Unweit davon bespielt Ursula Krinzinger, die Grande Dame der Wiener Galerienszene, ihre Räume. Sie steht seit 1971 für Performance und Body-Art sowie für den Wiener Aktionismus von Hermann Nitsch bis Rudolf Schwarzkogler. Weiter südwestlich hat sich Georg Kargl Fine Arts in der Schleifmühlgasse seit den späten 1990er-Jahren mit Positionen wie Gerwald Rockenschaub, Clegg & Guttmann oder Mark Dion einen Namen gemacht. Gleich nebenan befinden sich auch die lohnenswerten Galerien von Christine König und Kerstin Engholm. Am Ende des Tages trifft sich die Wiener Kunstszene dann gerne zu Schnitzel, Gulasch und tschechischem Bier im legendären Beisl Café Anzengruber. Wohl bekomms!
Nicole Büsing & Heiko Klaas
14 Samdani Art Foundation
Die Entdeckung moderner und zeitgenössischer Kunst aus Bangladesch
Sammler/-in:
Nadia & Rajeeb Samdani
Adresse:
Level 5, Suite 501 & 502
Shanta Western Tower
186 Gulshan – Tejgaon Link Road
Tejgaon I/A, Dhaka-1208
Bangladesch
Tel +8802 8878784 - 7
info@samdani.com.bd
www.samdani.com.bd
Besichtigung nur nach vorheriger Terminvereinbarung per Email.
Die Globalisierung ließ Länder auf die Kunstagenda treten, die bislang unbeachtet waren wie etwa Bangladesch. Dessen sind sich der Industrielle Rajeeb Samdani und seine Frau Nadia bewusst. Sie haben sich vorgenommen, das internationale Publikum mit der Kunst aus ihrem Land vertraut zu machen. Mit ihrer Stiftung, die im April 2011 eröffnet wurde, fördern sie lokale Kunst: etwa durch Ausstellungen, Filmvorführungen und Events wie das Dhaka Art Summit. Gezeigt wird ihre Sammlung auf drei Etagen des Hauses, in dem sie auch leben. Sie umfasst lokale Künstler wie Shumon Ahmed, Tayeba Begum Lipi und Mahbubur Rahman neben internationalen Künstlern wie Dominique Gonzalez-Foerster, Tony Oursler, Tracey Emin, Anish Kapoor oder Philippe Parreno. Ein weiteres Projekt von Rajeeb Samdani, der auch Gründungsmitglied der südasiatischen Ankaufskommission der Londoner Tate ist, ist die Planung eines Skulpturenparks im Nordosten des Landes.
15 Frédéric de Goldschmidt Collection
Reduktion und arme Materialien an drei Orten im Zentrum von Brüssel
Sammler/-in:
Frédéric de Goldschmidt
Adresse:
Brüssel, Belgien
fdegoldschmidtcollection@gmail.com
Besichtigung gelegentlich möglich, Terminanfrage per Email.
Kunst gekauft hat er schon früher, doch als Sammler bezeichnet sich der Franzose Frédéric de Goldschmidt erst seit 2009. Da erwarb er die ersten Arbeiten, die den Rahmen seiner loftartigen Wohnung in einem Haus aus dem 17. Jahrhundert im Zentrum Brüssels sprengten. Mittlerweile verfügt er über zwei weitere Standorte: einen Showroom mit siebzig und eine Garage mit einhundertsechzig Quadratmetern. Die konzeptuelle Grundlage seiner Sammlung bildet die Gruppe Zero und deren Umfeld mit Arbeiten von Günther Uecker, Heinz Mack oder Piero Manzoni. Inzwischen sammelt de Goldschmidt, der als Filmproduzent tätig ist, überwiegend jüngere Künstler wie die Berlinerin Stef Heidhues oder den aus Madagaskar stammenden Joël Andrianomearisoa. Allen gemeinsam ist eine reduzierte Ästhetik und eine große Sensibilität für eher arme Materialien. Jedes Jahr zur Art Brussels arrangiert er seine Bestände neu.
16 Maison Particulière
Sammler, Künstler und Literaten kuratieren Ausstellungen in einem Privathaus
Sammler/-in:
Amaury & Myriam de Solages
Adresse:
Rue du Châtelain 49
1050 Brüssel
Belgien
Tel +32 2 6498178
info@maisonparticuliere.be
www.maisonparticuliere.be
Öffnungszeiten:
Di–Mi: 11:00–18:00 Uhr
Fr–So: 11:00–18:00 Uhr
Innovativer geht es kaum. Das in Brüssel lebende französische Sammlerpaar Amaury und Myriam de Solages stellt mehrmals im Jahr gemeinsam mit befreundeten Sammlern und Kunstexperten eine monothematische Schau zusammen. So waren in der Maison Particulière schon Ausstellungen zu den Themen Paare, Tabus oder Ikonen zu sehen. Der Ort ist genauso ungewöhnlich wie die Idee: ein unbewohntes, großbürgerliches Haus im dynamischen Quartier Châtelain. Drei Etagen, dunkle Holzdielen, hohe Decken, viel Licht, hochwertige Möbel von Ludwig Mies van der Rohe, Arne Jacobsen und jungen Designern. Das innovative Konzept kommt in Brüssel gut an: Die Maison Particulière hat sich seit ihrer Eröffnung im April 2011 zum absoluten Hotspot entwickelt. Arbeiten von Cindy Sherman, Kiki Smith, Hans Bellmer und jungen belgischen Künstlern waren ebenso zu sehen wie afrikanische Plastik und Porzellanobjekte. Eklektizismus – aber mit Stil.
17 Charles Riva Collection
Charmante Präsentation zeitgenössischer Kunst an gleich zwei Orten in Brüssel
Sammler/-in:
Charles Riva
Adresse:
Rue de la Concorde 21
1050 Brüssel
Belgien
Tel +32 2 5030498
info@charlesrivacollection.com
www.charlesrivacollection.com
Öffnungszeiten:
Mi–Sa: 12:00–18:30 Uhr
Und nach Vereinbarung.
Der Franzose Charles Riva ist Mitbesitzer von Galerien in Brüssel, Paris und London. Die Charles Riva Collection in Brüssel sieht er als Non-Profit-Space. Dort lebt er mit seiner Sammlung in einem zentral gelegenen Stadthaus aus dem 19. Jahrhundert. Seit dem Frühjahr 2009 finden pro Jahr zwei bis vier Ausstellungen mit Künstlern aus der Sammlung statt. Der Leipziger Maler und Drucker Christoph Ruckhäberle ist hier ebenso vertreten wie der kalifornische Performer und Popkultur-Zertrümmerer Paul McCarthy oder die fiktive New Yorker Künstlerin Reena Spaulings. In Galerien zu gehen, sagt Riva, sei eine ernste Angelegenheit, fast wie ein Kirchenbesuch. Wer ihn in seiner Sammlung besucht, der solle erleben, welche ganz andere Wirkung Kunst in privaten Räumen entfalten kann. Ganz auf zeitgenössische Skulptur spezialisiert ist der nur knapp zwei Kilometer entfernte neue Raum Riva Project.
18 Servais Family Collection
Kunst, die Fragen stellt, in einer zum Loft umgebauten Fabrik im Norden Brüssels
Sammler/-in:
Alain Servais
Adresse:
Brüssel, Belgien
collection.servais@gmail.com
Besichtigung nur nach vorheriger Terminvereinbarung per Email.
Alain Servais ist im Kunstbetrieb omnipräsent. Mal sitzt er als Experte für das Sammeln von Neuen Medien auf einem Panel der Art Basel, mal saust er während der Berlin Art Week mit der Leihvespa von einer Galerie zur anderen. Daneben ist er ein begeisterter Twitterer. Der extrem gut vernetzte Franzose mit Wohnsitz in Brüssel ist hungrig auf Kunst. Gute Kunst sollte seiner Meinung nach Gewissheiten infrage stellen: »Sie soll mir etwas über mich und meine Umwelt mitteilen, das ich noch nicht weiß.« Im multikulturell geprägten Stadtteil Schaerbeek hat Servais eine alte Fabrik in ein neunhundert Quadratmeter großes Loft umgewandelt. Hier zeigt er etablierte Namen wie Gilbert & George oder Barbara Kruger, aber auch jüngere Positionen, etwa Videoarbeiten des mexikanischen Künstlers Arturo Hernández Alcázar. Einmal im Jahr arrangiert er achtzig Prozent seiner Bestände neu.
»Brüssel boomt, was die Kultur und die Kunst betrifft«, sagt Katerina Gregos, die künstlerische Leiterin der Kunstmesse Art Brussels. Im April 2016 gab es eine Doppelpremiere: Die Art Brussels fand erstmals in ihrer neuen Location, in den historischen Hallen Tour & Taxis, statt, während die New Yorker Messe Independent ihren europäischen Ableger im Dexia Art Center, einem zentral gelegenen ehemaligen Möbelkaufhaus aus den 1930er-Jahren, installierte. Bei solchen Gelegenheiten dreht Brüssel richtig auf: Open Houses bei den zahlreichen Privatsammlern, Galerienächte und Partys bestimmen das Programm. Bei jungen Künstlern und internationalen Sammlern gilt die europäische Hauptstadt mit ihrem Charme, aber auch mit ihren rauen Seiten als neues Mekka: Ateliers, Galerien und Institutionen gibt es hier zuhauf. Das Palais des Beaux-Arts (Bozar) lockt mit Ausstellungen von Jeff Wall bis Daniel Buren. Wer sich hingegen für aktuelle Positionen wie etwa Edith Dekyndt interessiert, ist im Wiels – Centre d’Art Contemporain im Viertel Forest gut aufgehoben. Neun Künstlerateliers für internationale Newcomer stehen in der 2007 in einer alten Brauerei eröffneten Kunsthalle für Residencies zur Verfügung. Will man Brüssels Galerieszene erkunden, entscheidet man sich am besten für einen Rundgang im Stadtteil Ixelles oder für eine Tour durch die Unterstadt, Downtown genannt. Hier haben die alteingesessene Greta Meert und der Deutsche Michael Callies mit seiner Galerie Dépendance ihre Räume. Der Fußmarsch Richtung Ixelles führt vorbei an der Vorzeigegalerie Jan Mot, der aus Antwerpen zugezogenen Micheline Szwajcer wie auch an der New Yorker Blue-Chip-Galerie Barbara Gladstone. Im eleganten Viertel Ixelles angekommen, trifft man dann auf Almine Rech, Xavier Hufkens und die junge Galerie Levy. Delval. Wer sich im ansonsten comicbegeisterten Belgien mit Kunstbüchern eindecken will, geht am besten in die prachtvolle Passage Galeries Royales Saint-Hubert unweit der Grand-Place. Hier bietet die Buchhandlung Tropismes Gelegenheit zum stundenlangen Stöbern.
Nicole Büsing & Heiko Klaas
19 Vanhaerents Art Collection
Kunst und Film seit den 1970er-Jahren: Warhol, Nauman und die Folgen
Sammler/-in:
Walter Vanhaerents
Adresse:
Rue Anneessens 29
1000 Brüssel
Belgien
Tel +32 2 5115077
www.vanhaerentsartcollection.com
Besichtigung nur nach vorheriger Anmeldung über die Website.
Walter Vanhaerents’ Familie ist seit über achtzig Jahren in der Baubranche tätig. Logisch, dass auch er Bauunternehmer wurde. Als junger Mann aber hat er Filmwissenschaft studiert. Andy Warhols mehr als fünfstündiger Film Sleep beeindruckte ihn damals so sehr, dass er auch die Bilder der New Yorker Pop-Art-Ikone kennenlernen wollte. Warhol wurde neben Bruce Nauman zu einer der beiden Referenzfiguren der Vanhaerents Art Collection. Was ist aus diesen Impulsen geworden? Die hochkarätige Sammlung untersucht das anhand von Künstlern wie Cindy Sherman, Matthew Barney oder Ugo Rondinone – bis hin zum provokanten Pop-Art-Unternehmer Takashi Murakami. Untergebracht ist die Kollektion in einem charmant umgebauten Industriegebäude von 1926 am Rande des szenigen Mode- und Galerienviertels Dansaert. Seit 2007 werden hier auf drei Etagen alle zwei Jahre wechselnde Gruppenausstellungen gezeigt.
20 Museum Dhondt-Dhaenens
Mitten in Flandern werden internationale Kunststars im raschen Wechsel gezeigt
Sammler/-in:
Jules & Irma Dhondt-Dhaenens
Adresse:
Museumlaan 14
9831 Deurle
Belgien
Tel +32 9 2825123
info@museumdd.be
www.museumdd.be
Öffnungszeiten:
Di–So: 10:00–17:00 Uhr
Jules und Irma Dhondt-Dhaenens, ein Industriellenpaar aus Flandern, begannen in den 1920er-Jahren, Kunst zu sammeln. Belgien war damals genauso zerrissen wie heute und so fokussierte sich ihr Sammelinteresse fast ausschließlich auf flämische Maler aus der Zeit zwischen 1880 und 1950, darunter James Ensor und Frits Van den Berghe. Später entschlossen sich die beiden, für ihre Bestände ein privates Museum bauen zu lassen. Nicht in Brüssel oder Gent, sondern mitten auf dem Land in Deurle, einem idyllisch am Fluss Leie gelegenen Dorf ganz in der Nähe der Künstlerkolonie Laethem-Saint-Martin. Der modernistische Flachdachbau in strahlendem Weiß wurde 1968 eröffnet. Inzwischen schärft das Haus zunehmend sein zeitgenössisches Profil: mit rund acht Wechselausstellungen pro Jahr, die internationale Künstler wie Thomas Hirschhorn, Wade Guyton oder Monika Sosnowska präsentieren.
21 Herbert Foundation
Eine hochintellektuelle Privatsammlung in einem Industriekomplex in Gent
Sammler/-in:
Anton & Annick Herbert
Adresse:
Coupure Links 627 A
9000 Gent
Belgien
Tel +32 9 2690300
contact@herbertfoundation.org
www.herbertfoundation.org
Die Öffnungszeiten variieren abhängig von den Ausstellungen, aktuelle Informationen finden sich auf der Website.
Einmal Utopie und zurück. Die Sammlung des Genter Ehepaares Annick und Anton Herbert konzentriert sich auf Kunst, die zwischen den Jahren 1968 und 1989 entstanden ist. In einer ehemaligen Dampfmaschinenfabrik unweit des Zentrums der flämischen Stadt präsentieren sie in wechselnden Ausstellungen Werke von Konzept- und Avantgardekünstlern wie Bruce Nauman, Marcel Broodthaers, Carl Andre, Robert Barry und Lawrence Weiner, ebenso wie Martin Kippenberger, Franz West und Thomas Schütte. Allen gemeinsam ist eine kritische Reflexion sozialer und künstlerischer Fragestellungen. Was die Kollektion so einmalig macht, sind ihre profunden Archivbestände von Künstlerbüchern, Briefen, Postkarten, Postern, Einladungskarten und anderen Dokumenten, die von der freundschaftlichen Verbundenheit und jahrzehntelangen intellektuellen Auseinandersetzung der Herberts mit »ihren« Künstlern zeugen.
22 Art Center Hugo Voeten
Internationale Kunst in einer alten Fabrikanlage unweit von Antwerpen
Sammler/-in:
Hugo Voeten
Adressen:
Vennen 23
2200 Herentals
Belgien
Skulpturenpark:
Hazenhout 17-19
2440 Geel
Belgien
Tel +32 475 555125
info@artcenterhugovoeten.org
www.artcenter.hugovoeten.org
Aktuelle Informationen zu den Öffnungszeiten finden sich auf der Website.