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IMPRESSUM

Das Versprechen deiner Lippen erscheint in der HarperCollins Germany GmbH

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© 2012 by Barbara Dunlop
Originaltitel: „A Cowboy Comes Home“
erschienen bei: Harlequin Books, Toronto
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe BACCARA
Band 1751 - 2013 by Harlequin Enterprises GmbH, Hamburg
Übersetzung: Edigna Hackelsberger

Umschlagsmotive: Halfpoint, IVASHstudio / Shutterstock

Veröffentlicht im ePub Format in 12/2016 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 9783733775469

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:
BACCARA, BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, MYSTERY, TIFFANY

 

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1. KAPITEL

Staub wirbelte unter Caleb Terrells Slippern auf, als er auf den Eingang seines Elternhauses zuging. Er wollte zu seinem Bruder, der ihn zehn Jahre lang mit Verachtung gestraft hatte. In seiner Bulgari-Aktentasche befand sich eine Kopie des Testaments seines verstorbenen Vaters, und quälende Fragen schwirrten ihm im Kopf herum. Die Terrell-Ranch hatte sich kaum verändert. Das zweistöckige Backsteinhaus war perfekt instand gehalten, und die frische Bergluft Nord-Colorados duftete vertraut nach Weizengras und Kiefern.

Er trat auf die breite Veranda und wünschte sich, er hätte in Lyndon haltgemacht und Jeans und Stiefel angezogen. Doch mittlerweile war er ein erfolgreicher Geschäftsmann und kein Cowboy mehr. Und das Letzte, was er wollte war, sich hier zu Hause zu fühlen.

Sein Bruder Reed würde alles andere als erfreut sein, ihn hier zu sehen, aber ungewöhnliche Zeiten erforderten ungewöhnliche Maßnahmen.

Caleb überlegte, ob er einfach ohne Vorwarnung ins Haus platzen sollte. Schließlich gehörte ihm dieses Anwesen, und Reed hatte über eine Woche lang seine Anrufe ignoriert. Allerdings hatte sich Caleb in den vergangenen zehn Jahren kein einziges Mal bei seinem Zwillingsbruder gemeldet. Auch Reed hatte in all den Jahren keinen Kontakt zu Caleb gesucht.

Nun war jedoch ihr Vater gestorben. Sonst hätte Caleb sicher niemals mehr einen Fuß auf die Terrell-Ranch gesetzt. Hätte er es versucht, hätte man ihn wahrscheinlich wie einen streunenden Kojoten erschossen. Was den Inhalt des Testaments umso verblüffender machte.

Caleb klopfte dreimal kurz und kräftig.

In der darauf folgenden Stille ließ er den Blick über den Hof schweifen, frischte seine Erinnerungen auf und bereitete sich innerlich auf das bevorstehende Gespräch vor.

Die große Scheune war wohl erst vor Kurzem dunkelgrün gestrichen worden, und die kerzengeraden Zaunpfosten der Pferdekoppeln glänzten weiß in der Nachmittagssonne. Er wusste, jeder Winkel des Zauns maß genau neunzig Grad, die Pfosten standen exakt einen Meter achtzig auseinander, und zwischen den Querstangen war ein Abstand von jeweils sechzig Zentimetern. Die Sonne blendete, und er kniff die Augen zusammen, um schärfer zu sehen.

Auf der Weide dahinter grasten schwarze Angusrinder auf den grünen Hügeln zwischen Espen- und Kiefernwäldchen. Am Horizont ragten die schneebedeckten Gipfel der Rockies in den dunstigen Himmel. Ein halbes Dutzend Pick-ups standen vor den Geräteschuppen. Am hinteren Ende der Scheune glänzte ein blitzblanker Mähdrescher in der Sonne, und eine Hühnerschar pickte rund um die gewaltigen Profilreifen im Boden herum. Auf einer der Koppeln bäumte sich ein Rappe auf, stürmte mit glänzend schwarzer Mähne über den Sand und kam dicht vor der Einzäunung mit wütend geblähten Nüstern zum Stehen.

Caleb kannte das Tier nicht, das war allerdings nicht anders zu erwarten gewesen. Früher hatte er jedes einzelne der über fünfzig Pferde auf der Ranch beim Namen nennen können. Er atmete tief ein und roch den scharfen Duft nach Pferdedung. Sein Körper verspannte sich, als er sich an das jähzornige Temperament seines Vaters erinnerte. Ja, hier war fast alles beim Alten geblieben, und er hatte keinerlei Sehnsucht danach, hierher zurückzukehren.

Sobald er die Erbangelegenheiten geregelt hätte, würde er in seinen Mietwagen steigen, zum Lyndon Flughafen fahren und mit seinem Privatjet nach Chicago zum Verwaltungssitz seines Unternehmens zurückfliegen.

Auf Nimmerwiedersehen, Colorado!

Er klopfte noch einmal.

Diesmal rührte sich etwas im Haus. Er hörte leichte Schritte durchs Wohnzimmer eilen – also nicht sein Bruder Reed.

Die Tür ging auf, und Caleb stand vor einer hübschen, brünetten jungen Frau. Sie mochte etwa eins fünfundsiebzig groß sein und trug ein dunkelblaues Kapuzenshirt mit tiefem V-Ausschnitt. Ihr Haar war lang und glänzend, die Lippen von einem dunklen Korallenrot, der Teint frisch, die Augenbrauen sanft geschwungen. Aus moosgrünen Augen blickte sie ihn klar und forschend an.

Irgendwie kam sie ihm bekannt vor, aber vielleicht war das auch nur Wunschdenken. Selbst in verwaschenen Jeans und abgewetzten braunen Stiefeln fand Caleb sie so attraktiv, dass er sich wünschte, sie näher kennenzulernen. Dieser Impuls wurde sogleich gedämpft durch den Gedanken, sie könnte die Freundin, vielleicht sogar die Frau seines Bruders sein.

Reflexartig fiel sein Blick auf ihre linke Hand. Kein Ring. Aber das musste ja noch nichts heißen.

„Wollen Sie etwas … verkaufen?“, fragte sie. Ihr Blick wanderte von seiner Seidenkrawatte zu seiner Aktentasche. Ihre melodische, leicht rauchige Stimme ließ ihn angenehm erschauern.

Er musste sich einen Moment sammeln. „Ich will zu Reed.“

Neugierig runzelte sie die Stirn. „Erwartet er Sie?“

„Ich habe vor ein paar Tagen angerufen“, erwiderte Caleb ausweichend. Allerdings hatte er seinen Bruder nicht erreicht, nur Nachrichten auf seinem Anrufbeantworter hinterlassen, aber das wollte er mit einer Fremden nicht erörtern.

Sie verschränkte die Arme über der Brust, verlagerte ihr Gewicht auf ein Bein und schob dabei eine ihrer schlanken, wohlgerundeten Hüften nach außen. „Heißt das, Reed hat sie eingeladen?“

Caleb konnte seine Neugier nicht länger zügeln. „Wer sind Sie, wenn ich fragen darf?“

„Und wer sind Sie, wenn ich fragen darf?“

Da war es wieder – dieses Gefühl, sie von irgendwoher zu kennen. „Wohnen Sie hier?“

„Das geht Sie nichts an.“

„Wo ist Reed?“

Die Frau schwieg einen Moment, dann sagte sie mit ihrem korallenroten Schmollmund: „Geht Sie auch nichts an.“

Seltsamerweise war er eher fasziniert als verärgert. „Wollen Sie mir überhaupt irgendetwas sagen?“

Sie schüttelte den Kopf.

„Sind wir uns nicht schon mal begegnet?“

„Ist das jetzt eine Anmache?“

„Eher eine Frage.“

„Nach meiner Erfahrung beginnt eine Anmache meist mit so einer Frage.“

Caleb musste lächeln, und auch ihre grünen Augen funkelten amüsiert.

Er sah sie abwartend an, dann klemmte er sich die Aktentasche unter den Arm und streckte ihr die Hand hin. „Caleb Terrell.“

Überrascht riss sie ihre wunderschönen Augen auf. „Caleb?“

Bevor er reagieren konnte, warf sie sich ihm mit einem Freudenschrei in die Arme. „Du bist nach Hause gekommen!“

Er legte seinen freien Arm spontan um ihre schlanke Taille und drückte sie fest an sich. Dabei atmete er den süßen Duft ihres Haars ein und hoffte inständig, sie möge nicht Reeds Freundin sein.

Sie blickte zu ihm auf. „Erinnerst du dich nicht an mich?“

Bedauernd schüttelte er den Kopf.

Sie klopfte ihm mit dem Handballen gegen die Schulter. „Ich bin’s, Mandy.“

Vor Überraschung blieb Caleb der Mund offen stehen. „Mandy Jacobs?“

Sie nickte, und er zog sie wieder an sich. Nicht, dass sie sich früher besonders gut gekannt hätten. Sie war erst dreizehn gewesen, als er mit siebzehn von zu Hause fortgegangen war. Inzwischen war er siebenundzwanzig. Aber es fühlte sich erstaunlich gut an, sie im Arm zu halten.

Nach einem etwas zu langen Moment ließ er sie widerstrebend los.

„Du hast die Beerdigung verpasst.“ Ihr Ton war halb bedauernd, halb anklagend. Sie trat zurück ins Haus und bedeutete ihm, ihr zu folgen.

„Ich bin nicht wegen der Beerdigung hergekommen“, erklärte er trocken, als er über die Schwelle trat. Der eigentliche Grund seines Kommens fiel ihm wieder ein, und seine Entschlossenheit kehrte zurück.

„Er war dein Vater“, sagte sie vorwurfsvoll und führte ihn ins große Wohnzimmer.

Caleb folgte ihr und ließ sein Schweigen für sich sprechen. Wenn Mandy nicht hoffnungslos naiv war, dann kannte sie die Geschichte der Terrells. Wilton Terrell mochte zwar Calebs Vater gewesen sein, zugleich war er aber auch der übelste Mistkerl in Nordwest-Colorado.

Er ließ den Blick durch den altvertrauten Raum schweifen und versuchte, seine Gedanken zu ordnen. Warum war Mandy hier, und wo war Reed? „Also du und Reed, ihr seid …“

Sie schüttelte den Kopf. „Er ist nicht da.“

„Das sehe ich.“ Es war ein großes Haus, zwei Stockwerke, vier Schlafzimmer, aber wäre Reed da gewesen, dann hätte Mandys Freudengeheul ihn wohl herbeigelockt. Caleb wollte unbedingt herausfinden, was für eine Rolle sie hier spielte. „Du wohnst hier?“

Sie sah ihn verblüfft an. „Was?“

Er wiederholte seine Frage: „Wohnst du hier?“

„Du willst also wissen, ob ich mit deinem Bruder schlafe?“

„Ich frage dich, ob du eine Beziehung mit ihm hast, ja.“ Das wäre die plausibelste Erklärung für ihre Anwesenheit.

„Nein, keins von beiden“, erwiderte sie augenzwinkernd.

„Okay.“

Gut. Sehr gut. Nicht, dass das für Caleb irgendwie von Bedeutung gewesen wäre. Nichts in Lyndon Valley oder auf der Terrell-Ranch war für Caleb von Bedeutung. Sein Aufenthalt hier war nichts weiter als eine kleine Störung seines normalen Lebens. Mandy spielte darin keine Rolle.

Ihr Ton wurde sarkastisch. „Aber wie höflich von dir, dich nach meinem Liebesleben zu erkundigen.“

„Nun ja, ich treffe dich hier an und nicht ihn“, erläuterte Caleb. Sie hatte ihm die Tür aufgemacht und schien sich hier ganz zu Hause zu fühlen. Da lag die Vermutung durchaus nahe, dass sie hier wohnte.

Sie strich mit dem Zeigefinger über den abgeschrägten Rand eines polierten Zedernholztischchens. „Ich bin hier, um nach dem Rechten zu sehen.“ Dann nahm ihr Gesicht einen bedrückten Ausdruck an. „Ich hab mir Sorgen gemacht.“

„Warum das?“

„Weil seit der Beerdigung vor fünf Tagen niemand mehr Reed gesehen hat.“

Mandy Jacobs war fast zehn Jahre lang eng mit Reed befreundet gewesen. Davor, in der Highschool, hatte sie ihn fast wie einen Helden verehrt – seit jenem Tag, an dem sie beim Kopfsprung in den Stump Lake ihr Bikinioberteil verloren und er sie vor einer entsetzlichen Blamage bewahrt hatte. Die Jungs ihrer Klasse hatten unter johlendem Gelächter und schadenfrohem Glotzen nur darauf gewartet, dass die Kälte des Wassers sie aus dem See trieb.

Als sie gerade aufgeben wollte und ihre Blöße so gut wie möglich mit den Armen bedeckte, war Reed vorbeigekommen und hatte den Jungs die Leviten gelesen. Dann hatte er die Stiefel ausgezogen, war ins Wasser gewatet und hatte ihr sein T-Shirt gereicht. Dabei hatte er kein einziges Mal zu ihr hingesehen, während sie es sich zähneklappernd unter Wasser übergezogen hatte. Anschließend hatte er den Jungs mit schlimmen Konsequenzen gedroht, sollten sie es wagen, sie künftig damit aufzuziehen.

Als sie zwei Jahre später vom College in Denver nach Hause zurückkehrte, waren Reed und sie sich noch näher gekommen. Im Laufe der Jahre hatte sie vom Tod seiner Mutter, vom Jähzorn und der Härte seines Vaters und von den Gründen erfahren, die seinen Zwillingsbruder Caleb von zu Hause fortgetrieben hatten.

Reed hatte nun keine Geschwister mehr als Unterstützung, und auch Mandys zwei Brüder machten ständig nur Späße auf ihre Kosten. Ihre älteste Schwester Abigail war ein Bücherwurm, und die jüngere, Katrina, war schon mit zehn Jahren ins Internat gekommen. Hätte sich Mandy einen Bruder wünschen können, so wäre es Reed gewesen.

An diesem Morgen hatte sie sich wirklich ernsthaft Sorgen um ihn gemacht und beschlossen, auf der Ranch nach dem Rechten zu sehen. Sie hatte den Ersatzschlüssel benutzt, um in das vertraute Haus zu gelangen, hatte den Anrufbeantworter abgehört, Reeds Post durchgesehen und sogar seinen Kleiderschrank überprüft, bevor ihr klar wurde, dass sie gar nicht merken würde, ob etwas von seiner Kleidung fehlte. Seine Brieftasche war aber definitiv nicht da, und sein geliebter Stetson hing nicht am Garderobenhaken beim Vordereingang.

Offenbar hatte er die Ranch also aus freien Stücken verlassen. Und er war ein bärenstarker Kerl – unvorstellbar, dass ihn jemand gegen seinen Willen zu irgendetwas zwingen konnte.

Dennoch war sie froh, dass Caleb aufgetaucht war. Irgendetwas stimmte hier nicht, und er konnte ihr helfen herauszufinden, was geschehen war.

Caleb stellte seine Aktentasche energisch auf dem Parkett ab und unterbrach damit ihr Grübeln. Er baute sich neben der braunen Ledercouch vor dem Panoramafenster vor ihr auf und fragte mit forschendem Blick: „Was meinst du mit verschwunden?“

„Reed ist von der Beerdigung abgehauen“, erklärte Mandy und suchte in ihrer Erinnerung nach kleinen Details in den Ereignissen letzter Woche, die ihr vielleicht entgangen sein und die einen Hinweis darauf geben könnten, was passiert war. „Er hat einen der Ranch-Pick-ups genommen, und ich dachte, er würde hierher zurückfahren.“

Sie sah hinüber zu einer Reihe Fotos auf dem Kaminsims, und ihr Blick blieb an einer jüngeren Aufnahme von Reed beim Lyndon Rodeo hängen. „Nach der Beerdigung kamen wir alle zum Leichenschmaus hier im Haus zusammen. Ich habe Reed nicht gesehen, habe mir aber nichts dabei gedacht. Schließlich hatte er gerade seinen Vater verloren und wollte vielleicht lieber allein sein.“

Caleb bemerkte in kühlem Ton: „Du willst doch nicht etwa behaupten, Reed hätte um unseren Vater getrauert?“

Mandy überlegte, was sie ihm antworten sollte. Unwillkürlich verglich sie die beiden Brüder. Sie waren so verschieden, wie zwei Menschen nur sein konnten. Beide waren von attraktiven Teenagern zu gut aussehenden Männern herangewachsen. Doch während Reed eher wild und robust, ein echter Naturbursche war, wirkte Caleb wie der typische Großstädter, manierlich und gepflegt.

Reed war über einen Meter neunzig groß, hatte dunkles Haar, tiefbraune Augen, einen breiten Brustkorb sowie muskulöse Arme und Beine – ein richtiges Kraftpaket. Caleb musste etwas über einsfünfundachtzig sein. Auch er war breitschultrig, aber nicht so athletisch gebaut; er hatte ein runderes Kinn, strahlend blaue Augen und einen intelligenten, wachsamen Blick. Sein Haar war von einem helleren Braun, und seine Stimme klang eher nach Bass als nach Bariton.

„Mandy?“ Caleb forderte eine Antwort, und ihren Namen aus seinem Mund zu hören ließ ihr Herz schneller schlagen. Was um alles in der Welt sollte das nun bedeuten?

„Ich glaube auch nicht, dass seine Trauer um euren Vater besonders groß war“, räumte sie ein. Nach Calebs Weggang hatte sich das Verhältnis zwischen Reed und seinem Vater Wilton noch weiter verschlechtert. Wilton hatte immer etwas zu kritisieren gehabt, egal wie hart Reed gearbeitet hatte. Und egal was Reed auf der Ranch erreicht hatte, sein Vater war nie zufrieden gewesen und hatte ihn das ständig spüren lassen.

Aufgrund Wiltons schroffer Art hatte Mandy das Haus der Terrells nur besucht, wenn er nicht da war. Was glücklicherweise oft der Fall gewesen war. Wilton, das Paradebeispiel eines mürrischen, verschrobenen Alten, zog offenbar die Gesellschaft seiner Rinder den Menschen vor und verbrachte viele Nächte in den Viehhütten auf seinem Weideland.

Sie hatte alles in ihrer Macht Stehende getan, um Reed beizustehen. Als sie sechzehn und Reed zwanzig gewesen war, hatte Wilton bei einem besonders heftigen Streit seinem Sohn einen Schlag mit einem dicken Kantholz auf die Schulter verpasst. Damals hatte sie Reed spontan angeboten, ihn zu heiraten, damit er auf die Ranch der Jacobs ziehen könnte.

Aber Reed hatte nur gelacht, ihr das Haar verwuschelt und gesagt, er liebe sie wie eine Schwester, nicht aber wie eine Frau, und er werde seinem Vater einfach nie wieder den Rücken zudrehen. Wenig später war er dann groß und stark genug gewesen, um sich gegen Wilton zu wehren.

„Er hätte damals mit mir zusammen weggehen sollen“, unterbrach Caleb ihr Grübeln.

„Du hättest hierbleiben sollen“, konterte Mandy unverblümt. Hätte Caleb weiter auf der Ranch gelebt, wären sie zwei gegen einen gewesen, und Wilton hätte seinem Jähzorn nicht ungezügelt freien Lauf lassen können.

Calebs Augen funkelten sie an. „Und ihn auch noch dafür belohnen, dass er meine Mutter auf dem Gewissen hat, indem ich mich tagein, tagaus für ihn krumm mache?“

„Reed hat das nicht so empfunden.“ Mandy erkannte, wie anders Reed seine Situation eingeschätzt hatte. Und sie bewunderte ihn dafür.

Die Terrell-Ranch war aus einem Zusammenschluss des Besitzes von Wilton Terrells Familie und dem seiner jungen Frau Sasha, Reeds und Calebs Mutter, hervorgegangen. Nach ihrem Tod hatte Reed gelobt, das Erbe seiner Mutter zu bewahren, komme, was da wolle. Er hatte große Pläne für die Ranch gehabt – er wollte seine Mutter auf diese Weise ehren.

Das machte sein Verschwinden, besonders zum jetzigen Zeitpunkt, nur noch rätselhafter. Wo steckte er bloß?

„Reed war ein Dummkopf“, sagte Caleb.

Mandy trat einen Schritt vor, straffte die Schultern und ballte die Hände wütend zu Fäusten. „Ich liebe Reed.“

„Du hast doch gerade gesagt …“

„Wie einen Bruder.“

„Ach ja?“, spottete Caleb und sah sie aus seinen blauen Augen herausfordernd an. „Willst du mir jetzt etwa Nachhilfe in Bruderliebe geben?“

Sein sarkastischer Ton stand im Widerspruch zu der Kränkung, die in seinen Augen aufblitzte, und ihr Zorn verflog.

„Warum bist du gekommen?“, fragte sie.

Vielleicht gab es ja Anlass zur Hoffnung, dass Caleb auf Versöhnung aus war? Sie konnte sich nichts Schöneres vorstellen, als dass die beiden Brüder ihr Kriegsbeil begruben. Sie wusste, dass Reed im tiefsten Inneren seinen Bruder vermisste, und sicher ging es Caleb mit Reed ebenso.

Auf einmal erinnerte sie sich an einen der Briefe, die sie am Morgen sortiert hatte. Der brachte sicher eine Antwort. „Er hat dich erwartet.“

„Was?“

Sie ging in die helle, gelb gestrichene Küche mit den rustikalen Holzschränken und Arbeitsflächen aus Granit. Dort lag der Stapel Post, in dem sie noch am Morgen keinerlei Hinweise auf Reeds Verbleib hatte entdecken können. Caleb folgte ihr.

„Hier ist der Beweis.“ Sie zog ein Kuvert hervor, auf dem Calebs Name gekritzelt stand. Reed musste also gewusst haben, dass sein Bruder herkommen würde. Vielleicht fand sich ja in dem Umschlag ein Hinweis.

Sie reichte ihn Caleb. „Mach ihn auf“, befahl sie ungeduldig.

Caleb runzelte die Stirn. „Ich hab ihm nicht gesagt, dass ich komme.“ Als Nachricht auf dem Anrufbeantworter hatte er nur kurz und knapp ein barsches „Ruf mich an, wir müssen reden!“ hinterlassen. Reed würde schon verstehen, was damit gemeint war.

„Warum hat er dir dann diesen Brief hinterlassen? Als ich heute Morgen ins Haus kam, lag das Kuvert hier auf der Küchentheke.“

Caleb holte tief Luft und riss den Umschlag auf. Er zog ein einzelnes Blatt Papier heraus und las. Dann entfuhr ihm ein deftiger Fluch.

Mandy schrak zusammen, nicht wegen seiner Worte, sondern wegen des Tonfalls. Neugierig spähte sie Caleb über die Schulter und las, was da in Reeds großer, kühner Handschrift geschrieben stand: Von mir aus kannst du daran ersticken.

Fragend blickte sie zu Caleb auf. „Das verstehe ich nicht. Was hat das zu bedeuten?“

„Es bedeutet, dass sich das jähzornige Temperament meines Bruders in den vergangenen zehn Jahren kein bisschen verändert hat.“

„Weißt du, wo er hingegangen ist?“ Reeds knappe Botschaft war für Mandy rätselhaft.

Caleb starrte den Brief finster an. „Du verdammter Idiot.“

„Was ist los?“, fragte Mandy energisch.

Caleb zerknüllte das Papier und lachte bitter auf. „Reed vertraut mir nicht. Er glaubt doch tatsächlich, ich würde meinen eigenen Bruder betrügen.“

„Wieso betrügen?“ Sie hatte gedacht, Reed sei fortgegangen, um mit seinen widersprüchlichen Gefühlen nach dem Tod seines verhassten Vaters ins Reine zu kommen. Aber Calebs Reaktion beunruhigte sie nun noch mehr.

Er musterte sie mit einem eisigen Blick, und seine Kiefermuskeln waren angespannt. Der innere Kampf ließ sich an seinem Gesicht ablesen.

Schließlich entschied er sich doch zu einer Antwort und zitierte das Testament: „Wilton Terrell hinterlässt in seiner grenzenlosen Weisheit seinen gesamten Besitz, darunter die Terrell-Ranch, seinem Sohn … Caleb.“

Mandy stützte sich schwer auf der Küchentheke ab und fragte stockend: „Er … hat die Ranch dir vermacht?“

„Er hat sie mir vermacht“, bestätigte er grimmig.

Mandy war fassungslos. Das war sehr unfair. Es war lächerlich und boshaft – unverzeihlich. Reed hatte sich mit Blut, Schweiß und Tränen für diese Ranch aufgeopfert, und nun sollte Caleb einfach hier aufkreuzen können und alles übernehmen?

Mit tiefem Abscheu in der Stimme zischte sie ihn an: „Wie konntest du nur?“

„Wie bitte?“ Er schnaubte verächtlich. „Das war Wiltons Entscheidung.“

„Aber du profitierst davon.“

„Ich bin hergekommen, um das Erbe zurückzugeben, Mandy. Aber vielen Dank für dein großes Vertrauen in meinen Charakter. Die schlechte Meinung, die du von mir hast, wird nur noch übertroffen von der meines idiotischen Bruders.“

„Du wirst das Erbe ausschlagen?“ Die Skepsis in ihrer Stimme war nicht zu überhören. Würde er wirklich eine Ranch zurückgeben, die zig Millionen Dollar wert war?

„Ich lebe in Chicago. Warum zum Teufel sollte ich an einen verhassten Ort zurückkehren, an den ich nur schlimme Erinnerungen habe. Außerdem ist Reed mein Bruder. Wir kommen zwar vielleicht nicht gut miteinander aus, aber wir hassen uns nicht.“

Wollte man seiner gekränkten Miene und seiner aufgebrachten Erwiderung Glauben schenken, so hatte Caleb wohl tatsächlich vor, sich ehrenhaft zu verhalten. Aber daran hatte Reed wohl ebenso gezweifelt wie jetzt Mandy. Aus dem Brief sprach unbändige Wut, und er hatte offensichtlich lieber das Weite gesucht, statt mitanzusehen, wie sein Bruder herkam und alles an sich riss.

Doch sogleich keimte wieder Sorge in ihr auf. „Wir müssen ihn finden. Ihm alles erklären und dafür sorgen, dass er wieder nach Hause kommt.“

„Er ist doch kein entlaufener Welpe.“

„Er ist dein Bruder.“

Caleb zeigte sich erstaunlich ungerührt. „Was genau bedeutet das?“

Das Haus seines Bruders war der letzte Ort, an dem Caleb bleiben wollte. Er mochte nicht in dieser Küche essen oder im Wohnzimmer sitzen, und noch weniger Lust verspürte er, oben in seinem alten Schlafzimmer zu übernachten.

Er hatte, seit er hierhergekommen war, schon zu viele Déjà-vus erlebt.

Die Küche sah aus, als wäre die Zeit stehen geblieben. Eine Grünpflanze stand auf der Küchentheke, Servierbesteck steckte kopfüber in einem weißen Topf neben dem Herd, über dem Telefon hing eine Pinnwand, und unter dem Lichtschalter stand eine Fruchtschale, daneben die Kaffeemaschine unter der Einbaumikrowelle.

Er wusste, der Zucker befand sich auf dem dritten und die Kaffeebohnen auf dem zweiten Regalbrett in der Speisekammer neben dem Esszimmer und die Milch in der Tür des Edelstahlkühlschranks. Er hätte jetzt liebend gern eine Tasse Kaffee getrunken, aber er mochte es sich hier drin nicht gemütlich machen.

Mandy hingegen schien sich ganz wohlzufühlen. Sie setzte sich auf einen der hohen, schwarz gepolsterten Stühle an der Küchentheke und tippte eine Nummer in ihr Handy.

„Bist du oft hier gewesen?“, fragte Caleb unwillkürlich. Er konnte sich nicht erinnern, in diesem Haus jemals einen Menschen so entspannt dasitzen gesehen zu haben.

Sie hob das Handy ans Ohr und sah ihn mit einem kleinen Lächeln an. „Nur wenn dein Vater nicht da war. Reed und ich haben hier oft Wein getrunken und Poker gespielt.“

„Nur ihr beide?“ Caleb hob erstaunt die Augenbrauen. Das Verhältnis zwischen seinem Bruder und Mandy war ihm noch nicht klar.

Sie strich sich die losen Haarsträhnen aus der Stirn. „Ich hab dir doch gesagt, dass wir nichts miteinander hatten.“ Nach einer Weile fügte sie hinzu: „Wenn ich über Nacht hiergeblieben bin, hab ich in deinem Bett geschlafen. Oh, hallo Seth“, sagte sie ins Handy.

Betroffen von ihrer scharfen Erwiderung zog sich Caleb ins Wohnzimmer zurück. Er wollte in Ruhe sein weiteres Vorgehen überdenken, denn seine Reise verlief ganz und gar nicht nach Plan.

Zum Flughafen in Lyndon waren es zwei Stunden. Er könnte also noch am selben Abend nach Chicago zurückfliegen. Oder er könnte sich ein Hotel in Lyndon nehmen. Er konnte aber auch auf der Ranch bleiben und sich überlegen, was zum Teufel er als Nächstes tun sollte.

Sein Blick wanderte zur Treppe. Einen Stock höher lag sein Schafzimmer. Wo Mandy offenbar geschlafen hatte. Vielleicht hatte sie ihm das aber auch nur vorgeflunkert, um ihn zu provozieren.

Und selbst wenn sie in seinem Bett geschlafen hatte, es ging ihn nichts an. Die Frau konnte schließlich schlafen, wo sie wollte.

Er hörte sie aus der Küche ins Wohnzimmer kommen, dann stellte sie sich vor ihn hin und steckte das Handy in die Vordertasche ihrer Jeans. „Seth schickt ein paar Leute rüber.“

„Wohin?“

Sie sah ihn erstaunt an. „Hierher natürlich.“

„Warum?“

„Zum Aushelfen.“

„Ich habe nicht um Hilfe gebeten.“ Caleb wollte nicht undankbar klingen, aber er hatte keine Lust, sich von Mandy das Heft aus der Hand nehmen zu lassen. Er hatte keine Ahnung, was ihm hier noch alles bevorstand, und wollte selbst entscheiden, was zu tun war.

Sie zwinkerte ihm zu. „Ich weiß. Aber ich wollte dir einen Gefallen tun.“

„Nächstes Mal fragst du mich um Erlaubnis.“

„Ich soll dich um Erlaubnis bitten, wenn ich dir einen Gefallen tue?“

„Du sollst um Erlaubnis bitten, wenn du dich in meine Angelegenheiten einmischst.“

„Nennst du das Einmischung, wenn ich dir zwei tüchtige Aushilfen besorge, die hier auf der Ranch nach dem Rechten sehen, während wir nach deinem Bruder suchen?“

Caleb sah, dass sie ihm entschlossen ihr Kinn entgegenreckte, eine kampflustige Haltung einnahm und ihre leuchtend blauen Augen ihn anfunkelten. Doch jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt, einen Streit vom Zaun zu brechen.

„Nächstes Mal frag mich bitte“, bat er in gemäßigterem Ton.

„Keine Sorge, ein nächstes Mal wird es nicht geben“, schoss sie zurück.

Schön. Kein Problem. Er war auch bisher im Leben ohne Hilfe zurechtgekommen. Er würde seinen Bruder schon finden, und zwar bald. Danach würde er wieder in sein gewohntes Leben zurückkehren. Unwillkürlich musste er daran denken, wie seine Finanzanwältin, Danielle Marin, darauf reagieren würde, dass er hier in Colorado festgehalten wurde.

Active Equipment befand sich in einer kritischen Phase bei der Gründung einer neuen Niederlassung in Südamerika. Danielle arbeitete sich gerade mühsam durch die komplizierten Steuer- und Buchhaltungsvorschriften Brasiliens.

Mandy trat zu ihm. „Was hast du jetzt vor?“

„Reed suchen. Und ihn mit Gewalt nach Hause zurückzerren.“

„Und in der Zwischenzeit? Was wird aus der Ranch? Was aus den Tieren?“

„Ich werde mich darum kümmern.“

Mandys Stimme bekam einen spöttischen Unterton. „Aber ein bisschen Hilfe dabei kann doch nicht schaden, oder?“

„Es kann auch nicht schaden, wenn du dich um deine eigenen Angelegenheiten kümmerst.“

„Ich erfülle nur meine Pflicht als gute Nachbarin“, wandte sie ein.

„Bewirbst du dich etwa für die Nachbarschaftshilfe-Verdienstmedaille?“

Sie hob die Augenbrauen. „So etwas gibt es tatsächlich?“

„Warst du schon immer so neunmalklug?“

„Erinnerst du dich nicht, wie ich früher war?“

„Du warst vier Klassen unter mir. Ich hab dich kaum wahrgenommen.“

„Ich fand dich damals scharf.“

Caleb schwieg verblüfft.

„Das waren bloß Schulmädchenfantasien“, sagte Mandy gelassen. „Damals kannte ich deinen wahren Charakter nicht.“

„Den kennst du heute auch nicht“, versetzte er. Doch ihre Worte lösten in ihm eine leise körperliche Regung aus. Auf einmal fand er sie scharf – nicht damals, sondern hier und jetzt. Und das komplizierte seine Situation unnötig.

„Bist du verheiratet?“, fragte er hoffnungsvoll. „Oder verlobt?“

Sie schwenkte ihre unberingte Hand vor seiner Nase.

„Gehst du mit jemandem aus?“, forschte er weiter und hoffte inständig auf ein Ja, das ihn dazu verpflichten würde, jeden Gedanken, sie nackt in den Armen zu halten, aus seinem Kopf zu verbannen.

„Warum willst du das wissen?“

„Ich wüsste gern, wen ich bemitleiden soll.“

Trotz dieses Seitenhiebs konnten beide den Blick nicht voneinander lassen, und in Mandys Augen blitzte ein Begehren auf, das nicht verglühte. Er schaffte es einfach nicht, sein aufkeimendes Verlangen zu unterdrücken.

„Ich gehe mit niemandem aus.“

Nein, er wollte sie wirklich nicht küssen. Wieso denn auch?

Sie legte herausfordernd den Kopf in den Nacken, und ihr volles dunkles Haar fiel herab wie ein Vorhang. „Ich helfe dir nur, deinen Bruder zu finden. Mach dir bloß keine falschen Hoffnungen.“

„Ich hab dich nicht um Hilfe gebeten.“ Eigentlich wollte er nur, dass sie fortging und fortblieb, damit er seine Gefühle im Zaum halten konnte.

„Du bekommst sie aber trotzdem, Nachbar.“

„Es gibt aber wirklich keinen Verdienstorden dafür.“

„Ich will ja schließlich auch, dass Reed zurückkommt.“

Caleb hatte gar kein besonderes Interesse daran, Reed zurück nach Lyndon Valley zu holen. Er wollte sich nur das Problem der Terrell-Ranch vom Hals schaffen. Und es gab mehr als einen Weg, das zu erreichen.

„Ich könnte die Ranch auch verkaufen“, bemerkte er.

Sie erstarrte und wich entsetzt vor ihm zurück. „Das kannst du doch nicht machen!“

„Und ob ich das kann!“

„Das lasse ich nicht zu.“

Ihre Drohung war lächerlich. „Und wie willst du das verhindern?“

„Ich appelliere an deine Ehre und deine moralischen Grundsätze.“

„Ich habe keine“, erwiderte er ehrlich, und gleichzeitig brandete das Verlangen nach ihr heiß in seinem Körper auf. Sicher war es in dieser Situation nicht besonders ehrenhaft, auf die Nachbarin seines Bruders scharf zu sein.

Mandy schüttelte langsam den Kopf, und ihre Zungenspitze berührte dabei die Unterlippe. „Immerhin bist du hierhergekommen, oder nicht? Du hast diese weite Reise gemacht, um Reed die Ranch zurückzugeben. All diese guten Absichten kannst du nicht leugnen, auch wenn du dich einen oder zwei Tage verspätet hast.“

Caleb zögerte. Je schneller die Angelegenheit erledigt war, desto besser, fand er. „Du meinst, wir können ihn wirklich innerhalb eines Tages oder so finden?“

„Sicher“, sagte sie vage. „Das kann doch wohl nicht so schwer sein.“

Caleb verkniff sich einen Einwand.

Warnend hob sie den Zeigefinger. „Aber ich hab dir gesagt, du sollst dir keine falschen Hoffnungen machen.“ Das Flackern in ihrem Blick verriet ihm, dass sie die Doppeldeutigkeit ihrer Bemerkung ebenso herausgehört hatte wie er.

„Du hast eine lebhafte Fantasie.“

„Und deine Miene spricht Bände. Du wärst ein schlechter Pokerspieler.“

„Zumindest würde ich nie gegen dich spielen.“

„Also gibst du zu, dass ich recht habe?“ In ihrer Miene lag ein Hauch von Triumph.

„Ich kann meine Gefühle beherrschen, wenn du das auch kannst.“

„Ich brauche keine Beherrschung.“

„Immerhin findest du mich scharf“, erinnerte er sie.

„Das war, als ich dreizehn war und minderjährig.“

„Aber jetzt bist du nicht mehr minderjährig.“

Sie zeigte mit dem Finger auf ihn, dann auf sich selbst. „Du und ich, Caleb.“

Sinnliche Vorfreude durchrieselte ihn.

Doch sie hatte ihren Satz noch nicht beendet. „Wir beide werden deinen Bruder finden, ihm seine Ranch zurückgeben und dann beide wieder unserer Wege gehen.“

Caleb unterdrückte eine absurde Enttäuschung. Was hatte er denn als Antwort erwartet?

2. KAPITEL

Nach ihrer Begegnung mit Caleb saß Mandy auf dem Verandageländer vor der Haustür der Terrell-Ranch und versuchte, nicht an die Gefühle zu denken, die jedes Mal in ihr erwachten, wenn Caleb sprach.

Und wenn er sie umarmte.

Junge, Junge! Sie fächelte sich mit ihrem weißen Stetson Luft zu, denn das zarte Kribbeln und die pulsierende Wärme in ihr, als er seinen Körper gegen ihren gepresst hatte, gingen ihr nicht aus dem Sinn. Obgleich die Brüder Zwillinge waren, hatte sie niemals auch nur etwas entfernt Vergleichbares bei einer Umarmung von Reed empfunden.

Dann hörte sie das Geräusch, auf das sie gewartet hatte. Ein Pick-up der Jacobs-Ranch kam im Eiltempo die Zufahrt herauf. Sie setzte sich den Hut wieder auf, als der Pick-up mit einem Satz über das letzte Schlagloch fuhr. Kies spritzte nach allen Seiten, als der Wagen auf den Wendeplatz einbog und mit einem Ruck zum Stehen kam. Zwei Arbeiter der Jacobs-Ranch kletterten vom Beifahrersitz und winkten Mandy auf dem Weg zur Scheune zu. Ihr Bruder Travis stieg an der Fahrerseite aus, drückte sich den abgewetzten Hut fest auf den Kopf und kam zu ihr herüber.

„Und?“, grüßte er sie mit einem Heben der Augenbrauen.

Mandy deutete mit dem Daumen zum Eingang, und in diesem Moment tauchte Caleb im Türrahmen auf.

Dank seiner langen Beine erklomm Travis die Stufen zur Veranda hinauf mit einem Schritt.

„Das wollte ich doch mit eigenen Augen sehen“, begrüßte er Caleb und musterte ihn von Kopf bis Fuß, bevor er ihm die Hand hinstreckte.

Caleb schüttelte sie, und Mandy hopste vom Geländer herunter und trat mit klackenden Stiefelabsätzen auf die beiden zu.

„Schön, dich zu sehen, Travis“, erwiderte Caleb in gemessenem Ton.

„Ich dachte schon, Seth nimmt mich auf den Arm“, sagte Travis. „Aber hier stehst du, live und in Farbe. Ein bisschen zu geschniegelt und gebügelt – aber zumindest hast du dich noch zu uns hergetraut.“

„Du hast also Bierbauch und Doppelkinn erwartet?“

„Und dazu eine käsige Gesichtsfarbe.“

„Tut mir leid, dass ich deine Erwartungen enttäuschen muss.“

Travis zuckte die Schultern. „Was hat dich zurückgebracht?“

Calebs Blick suchte Mandys.

Travis sah zwischen den beiden hin und her. „Was ist?“

Caleb zögerte, offensichtlich unschlüssig, ob er Travis verraten sollte, was in Wiltons Testament stand.

„Travis kann dichthalten“, versicherte ihm Mandy. Ihre Familie würde Caleb besser helfen können, wenn er ihnen gegenüber offen und ehrlich war.

Travis fragte ihn geradeheraus: „Was hast du angestellt?“

„Nichts“, erwiderte Caleb ruhig. „Ich will keine Probleme schaffen, sondern lösen. Aber ich kann mich noch gut erinnern, dass sich Klatsch hier wie ein Lauffeuer verbreitet.“

„Willkommen daheim“, spottete Mandy.

Caleb sah sie vorwurfsvoll an. Sein Blick war frei von jeder Anzüglichkeit, trotzdem wurde sie rot.

„Bist du zurückgekommen, um auf dem Grab deines Vaters zu tanzen?“, fragte Travis.

„Wollen wir das bei einem Bier besprechen?“, schlug Caleb vor. Er klang gar nicht verärgert über Travis’ Taktlosigkeit.

Mandy ergriff die Gelegenheit, aus Calebs Nähe zu flüchten. Sie trat ins Haus und rief den Männern über die Schulter zu: „Ich hol euch eins.“

Sie ging in die Küche und versuchte dabei, ihre kribbelnde Erregung abzuschütteln. Keine Frage, die Chemie zwischen ihr und Caleb stimmte, aber das hieß noch lange nicht, dass sie der Verlockung nachgeben musste. Sicher, er sah umwerfend aus. Dazu hatte er definitiv eine sexy Stimme und einen exquisiten Geschmack in puncto Kleidung.

Zweifellos würde er in Jeans und Westernhemd genauso gut aussehen. Bei der Umarmung hatte sie seine harten Muskeln an Brustkorb, Bauch, Schenkeln und Armen gespürt. Was immer er in den vergangenen zehn Jahren in Chicago gearbeitet hatte, ein bloßer Schreibtischhocker war er sicher nicht.

Sie überlegte fieberhaft, warum sie eigentlich in die Küche gegangen war, und nahm dann drei Flaschen Bier aus dem Kühlschrank.

Als sie wieder auf die Veranda trat, hatte Caleb offenbar Travis bereits von dem Testament erzählt. Die beiden Männer hatten es sich in den Holzstühlen bequem gemacht. Mandy reichte ihnen die Bierflaschen, und dabei strichen ihre Fingerspitzen kurz über Calebs Hand. Sie wich seinem Blick aus, doch bei der Berührung zuckte etwas durch ihren Arm wie bei einem Stromstoß.

Sie zog die Hand blitzschnell zurück und setzte sich wieder auf das Verandageländer.

„Etwas Gemeineres kann man sich kaum vorstellen“, sagte Travis und öffnete seine Bierflasche.

Caleb nahm einen langen Schluck aus seiner Flasche. „Nur Wilton schafft es, uns beiden noch aus dem Grab heraus das Leben zu versauen.“

Mandy musste ihm recht geben. Offenbar hatte Calebs Vater einen weiteren Keil zwischen seine beiden Söhne treiben wollen. Der Schaden war nur durch Calebs Angebot, Reed die Ranch zu überlassen, wiedergutzumachen.

„Wie sollen wir Reed bloß finden?“, fragte sie.

„Wenn er nicht gefunden werden will“, erwiderte Travis, „haben wir keine Chance.“

„Er will sicher nicht gefunden werden“, vermutete Caleb. „Das würde heißen, er ist endlich zur Vernunft gekommen und hat diesem Ort den Rücken gekehrt.“

„Er glaubt doch, du willst ihm seine Ranch wegnehmen“, korrigierte ihn Mandy in anklagendem Tonfall.

„Und warum hat er mich dann nicht angerufen und mit mir darüber geredet? Ich stehe schließlich im Telefonbuch.“

„Wahrscheinlich dachte er, du würdest ihn nur auslachen“, meinte sie.

„Dein Vertrauen in mich ist wirklich herzerwärmend.“

Sie hatte ihn nicht kränken wollen. „Ich hab mir nur vorgestellt, was sich Reed vielleicht gedacht haben könnte. Ich persönlich meine das überhaupt nicht.“ Sie trank einen Schluck von dem kalten Gerstensaft. Bier war nicht ihr Lieblingsgetränk, aber manchmal gab es eben nichts anderes.

„Du dachtest doch auch, ich würde die Ranch behalten“, erinnerte Caleb sie.

„Aber als du gesagt hast, das hättest du nicht vor, habe ich dir geglaubt“, entgegnete sie.

„Willst du Bonuspunkte dafür?“

„Oder eine Verdienstmedaille.“ Der Scherz rutschte ihr unwillkürlich heraus.

Caleb lächelte gequält. Dann musterte er sie einen Moment nachdenklich. „Ich sollte das verdammte Ding einfach verkaufen.“

„Das wäre ein unverhoffter Geldsegen, nicht?“

„Du denkst also, ich würde das Geld für mich behalten?“

Sie schwieg betroffen, als sie seinen gekränkten Gesichtsausdruck sah. „Na ja …“

Caleb schüttelte angewidert den Kopf. „Ich würde das Geld Reed geben, Mandy.“

„Reed braucht die Ranch, nicht das Geld“, versetzte sie, um ihren Patzer zu überspielen.

„Aber warum kämpft er dann nicht darum?“

„Gute Frage“, warf Travis ein. „Ich an seiner Stelle würde mich mit Zähnen und Klauen gegen dich wehren. Verdammt, ich würde lügen, betrügen und stehlen, um mir mein Land zurückzuholen.“

„Also, wo ist er?“ Calebs Frage richtete sich an Mandy.

„Ich werde es rausfinden“, versprach sie.

Zwei Tage später war Mandy noch keinen Schritt weitergekommen. Caleb hingegen verfolgte bereits eifrig seinen Plan B. Er war zu dem Schluss gelangt, dass es für ihn das Günstigste war, vorerst auf der Ranch zu bleiben. Er hatte einen Grundstücksmakler engagiert, ein Gutachter sah sich auf der Terrell-Ranch um, und ein Fotograf machte Aufnahmen für die Website des Maklers. Und er hatte Mandy mitgeteilt, wenn Reed in den nächsten Tagen nicht auftauchte, würde die Ranch zum Verkauf angeboten.

Obwohl die Uhr tickte, versuchte Mandy, ganz gezielt vorzugehen: Sie hatte das Verlaufsprotokoll von Reeds Internetbrowser nach Hotel-Websites durchsucht, hatte noch einmal probiert, ihn auf seinem Handy zu erreichen, und hatte sogar – nur für den Fall – alle Krankenhäuser im Umkreis von dreihundert Meilen angerufen.

Um die Mittagszeit betrat sie müde, frustriert und hungrig die Küche der Terrell-Ranch und fand dort in der Gefriertruhe eine Hühnerbrust, im Kühlschrank Käse und ein halbes Glas Salsa sowie im Gemüsefach ein paar Tomaten, Paprika und Zwiebeln.

Da sie annahm, Caleb und der Gutachter würden wohl von ihrem Rundgang hungrig zurückkehren, taute sie die Hühnerbrust in der Mikrowelle auf. Dann nahm sie eine Bratpfanne, Mehl, Backfett und ein Nudelholz und knetete einen Tortillateig.

Als Caleb eine halbe Stunde später hereinkam, schnitt sie gerade die Tomaten, und die Hühnerbrust brutzelte auf dem Herd.

Da Caleb allein war, fragte sie: „Wo ist der Gutachter?“

„Auf dem Rückweg nach Lyndon.“

„Hatte er keinen Hunger?“

Caleb schnappte sich ein Stück Tomate. „Er wusste nicht, dass es etwas zu futtern gibt.“

„Du hast ihm keinen Imbiss angeboten?“ Nach Lyndon fuhr man mehr als zweieinhalb Stunden.

„Ich fand das Risiko zu groß.“

Sie sah ihn fragend an.

„Ich kann nicht kochen“, gab er zu.

„Red keinen Unsinn.“ Geschickt wendete sie die letzte Tortilla in der Pfanne. „Jeder kann kochen.“

„Ich nicht.“

Sie gab das Gemüse zum Huhn. „Das kann doch gar nicht sein. Du hast gesagt, du lebst allein. Jetzt sag bloß nicht, du hast Bedienstete.“

„Ich hab keine Bediensteten. So was hat man heutzutage in meinem Alter nicht mehr. Ich wohne in einem Wolkenkratzer im Zentrum von Chicago. Rundherum gibt es ausgezeichnete Restaurants.“

„Du gehst jeden Abend auswärts essen?“ Für sie war das unvorstellbar.

„Ich habe sehr oft Geschäftsessen“, erklärte er gelassen. „Aber die meisten Restaurants im Viertel bieten auch Gerichte zum Mitnehmen an.“

„Willst du mir erzählen, du ernährst dich hauptsächlich von Junkfood?“ Sie schnippelte weiter Tomaten. Wie schafft er es bloß, so gut in Form zu bleiben, wenn er nur Pizza und Burger und solches Zeug isst?

„Es gibt nicht nur Junkfood zum Mitnehmen.“ Er stützte sich neben ihr mit den Handflächen auf der Granitplatte ab. „Gleich bei mir um die Ecke ist André’s, und von dort kann ich mir Filet Mignon, Kartöffelchen in feiner Dillsoße und gemischten Salat mit Papaya-Dressing kommen lassen.“

Auf einmal fand Mandy ihr Tortillarezept sehr langweilig. „Du musst viel verdienen, dass du dir solche Mahlzeiten leisten kannst.“

Er schwieg eine Weile, und sie spürte, dass ihre Bemerkung taktlos gewesen war. Es ging sie nichts an, wie viel er verdiente.

„Ich habe mein Auskommen“, räumte er schließlich ein.

„Erzähl mir von deiner Arbeit.“ Sie versuchte, elegant das Thema zu wechseln. Außerdem war sie neugierig. Was war aus dem siebzehnjährigen Cowboy geworden, der mit nichts weiter als einem Highschoolabschluss nach Chicago aufgebrochen war? Sicher war ihm dort nichts in den Schoß gefallen.

„Die Firma heißt Active Equipment.“ Er schnappte sich ein weiteres Stück Tomate.

Sie drohte ihm spielerisch mit dem Gemüsemesser.

Aber er lachte nur. „Wir verkaufen schweres Gerät an Baufirmen, Erkundungs- und Versorgungsgesellschaften und auch an Rancher.“

„Also gewissermaßen wie ein Autohändler.“

„Kein Händler. Active Equipment ist ein multinationaler Konzern. Wir stellen die Gerätschaften selbst her und verkaufen sie dann.“ Blitzschnell schnappte er sich ein weiteres Tomatenstück, steckte es in den Mund und leckte sich den Saft von den Fingerspitzen.

„Bald ist nichts mehr für die Tortillas übrig“, warnte sie.

„Das riskiere ich.“

„Und was machst du in diesem Unternehmen?“

„Ich leite es.“

„Welche Abteilung?“

„Alle.“

Sie hörte auf zu schneiden. „Du leitest einen ganzen Konzern?“ Er hatte es also mit siebenundzwanzig schon bis an die Spitze eines internationalen Unternehmens geschafft. Das konnte doch wohl nicht wahr sein.

„Ja.“

„Das verstehe ich nicht ganz.“

Er lachte heiser auf. „Ich bin Hauptgeschäftsführer und Vorstandsvorsitzender.“

„Du bist in der Hierarchie so weit aufgestiegen?“

„Das nun nicht gerade. Man überlässt mir die Leitung, weil man keine andere Wahl hat. Das Unternehmen gehört mir.“

Mit ungläubiger Miene legte sie das Messer weg. „Dir gehört Active Equipment?“

Er nickte.

„Wie hast du denn das geschafft?“

Er zuckte die Schultern. „Mit viel Arbeit, Geschäftssinn … und einige finanzielle Risiken waren schon auch mit im Spiel.“

„Aber …“

„Warum staunst du so sehr darüber, dass ich kein Verlierer bin?“

Er schien auf eine Antwort zu warten, aber ihr fiel keine ein.

„Trotzdem muss ich zugeben, dass ich nicht kochen kann“, räumte er also mit schiefem Grinsen ein. „Vermutlich habe ich mich eher auf die Dinge konzentriert, die ich konnte, und ansonsten hab ich mich durchgewurstelt.“

„Mit Filet Mignon und Kartöffelchen. Du Armer!“ Sie behielt ihren flapsigen Ton bei, insgeheim musste sie ihm aber recht geben. Sie sollte damit aufhören, immer so erstaunt über seine guten Seiten zu sein.

„Das war nicht immer so“, versicherte er ihr, nun ernster. „Anfangs gab es wirklich nur Junkfood, ein Kellerloch als Wohnung und zwei Jobs.“

Dann richtete er sich auf und straffte die Schultern. „Aber ich wollte nie mehr hierher zurückkommen. Lieber wollte ich verhungern, als mit eingekniffenem Schwanz zu Wilton zurückzuschleichen.“

Augenblicklich galt ihr Mitgefühl dem Teenager von einst. „War es so schlimm? Hast du wirklich am Hungertuch genagt?“

Seine Haltung entspannte sich wieder. „Es bestand keine echte Lebensgefahr. Ich war jung und gesund. Die viele Arbeit tat mir gut. Und nicht einmal die ausbeuterischsten Bosse waren so schlimm wie Wilton Terrell.“

Sie gab die Tomatenstücke vom Holzbrettchen in eine Glasschüssel. „Du bist also ein echter Selfmademan.“

„Beeindruckt dich das?“

Mandy zögerte mit einer Antwort. Geld war schließlich nicht alles. „Bist du glücklich?“

„Überglücklich.“

„Hast du Freunde? Ein Privatleben? Eine Freundin?“ Sie ging zum Herd, legte die letzte Tortilla auf den Stapel und schaltete die Kochplatte aus. Er sollte nicht ihren Gesichtsausdruck sehen, wenn er von seiner Freundin erzählte.

„Keine Freundin“, sagte er hinter ihr.

„Warum nicht?“, fragte sie, ohne sich umzudrehen.

„Keine Zeit dafür vermutlich. Hab nie die Richtige getroffen.“

„Du solltest dir aber Zeit dafür nehmen.“ Sie wandte sich zu ihm um. „Und ein nettes Mädchen kennenlernen.“

Seine Miene wurde nachdenklich, und er betrachtete sie mit sichtlicher Neugier. „Und was ist mit dir? Warum hast du keinen Freund?“

„Weil ich hier in der Pampa festsitze. Wie soll ich da einen Mann kennenlernen?“

„Geh nach Denver. Kauf dir ein hübsches Kleid.“

Unwillkürlich blickte sie hinunter auf ihr schlichtes T-Shirt und die verwaschenen Jeans und wurde verlegen. „Es gefällt dir nicht, was ich anhabe?“

„Für hier ist das schön und gut, wir sind im Moment ja nicht zum Tanzen in einem Club.“

„Ich war noch nie in einem richtigen Club.“ In einer Scheune, ja gut, und im Weasel in Lyndon, aber noch nie in einem schicken Club.

„Im Ernst?“