Das Lithium
nimmt der
Leidenschaft
Radfahren das
Leiden.
Komponentenauswahl
Wartung
Troubleshooting
Delius Klasing Verlag
1. Auflage 2015
© Delius Klasing & Co. KG, Bielefeld
Folgende Ausgaben dieses Werkes sind verfügbar:
ISBN 978-3-667-10299-7 (Print)
ISBN 978-3-667-10728-2 (PDF)
ISBN 978-3-667-10729-9 (E-Pub)
Text: Gunnar Fehlau
Lektorat: Klaus Bartelt, Rene Stein
Coverabbildung: Naturestock/Fotolia.com
Layout: Gabriele Engel
Lithografie: scanlitho.teams, Bielefeld
Einbandgestaltung: Buchholz. Graphiker, Hamburg
Datenkonvertierung E-Book: HGV Hanseatische Gesellschaft für Verlagsservice, München
Alle Rechte vorbehalten! Ohne ausdrückliche Erlaubnis
des Verlages darf das Werk, auch Teile daraus, nicht vervielfältigt
oder an Dritte weitergegebenwerden.
www.delius-klasing.de
VORWORT
EINLEITUNG
HAFTUNGSAUSSCHLUSS
DAS E-BIKE
QUALITÄT & PEDELECS
AUSWAHL UND KAUF DES E-BIKES
WO KAUFEN?
KAUFEN
GEBRAUCHT KAUFEN
NACHRÜSTEN
PROBEFAHRT
FAHRTECHNIK
TYPEN UND TECHNIK
ALLGEMEIN
FAHRRAD-ANTRIEBSTECHNIK
BREMSEN
BEREIFUNG
FEDERUNG
MOTORKONZEPTE
UNTERWEGS
DIE ERSTEN METER (INBETRIEBNAHME)
REICHWEITE OPTIMIERT FAHREN
E-FAHRTECHNIK
SICHER UNTERWEGS IM STRASSENVERKEHR
AUF TOUR
WINTER & E-BIKE
GEPÄCK
DIEBSTAHLSCHUTZ
PEDELEC-MITNAHME BEIM AUTO
AUSRÜSTUNG, WARTUNG, REPARATUR & TUNING
E-FEHLERSUCHE
AKKU
BEKLEIDUNG
HELM
SCHUHE
PUTZEN
INSPEKTION
WERKZEUG
STANDARDS AUS DER TRICKKISTE
RAHMEN & GABEL
FAHRRAD-ANTRIEBSKOMPONENTEN
LAUFRÄDER UND BEREIFUNG
COCKPIT
BREMSEN
FEDERUNG
BELEUCHTUNG
ANDERE KOMPONENTEN, ZUBEHÖR & ACCESSOIRES
DANKSAGUNG
ÜBER DEN AUTOR
Das E-Bike ist DIE E-Mobilität der Deutschen: Mehr als 1,6 Millionen E-Bikes sind auf deutschen Straßen unterwegs. Pro Jahr kommen derzeit nochmals gute 400 000 dazu.
Für viele Menschen ist das Pedelec (Pedal Electric Cycle) gleichbedeutend mit der (Wieder-)Entdeckung des Radfahrens und neu gewonnener Fitness, Mobilität und damit Freiheit. Folgerichtig beginnt dieses Buch mit den (guten) Gründen, die für ein Pedelec sprechen und bietet reichlich Tipps rund um den Pedelec-Kauf.
Die elektrische Unterstützung hebt das Radfahren auf ein neues Niveau. Abgesehen von Motor & Co. bilden jedoch die Bauteile des klassischen Fahrrades die Basis jedes Pedelecs. Deshalb bietet dieses Buch auch einige Tipps zu den Basics der Rad(fahr)technik. Ich habe sie ähnlich einem guten Suppenfond aus den Vorgängerbüchern »1000 Tipps für Radreisen« und »1000 Tipps für Biker« heraus entwickelt und mundgerecht für den Pedelec-Fahrer abgeschmeckt.
Das Lithium (als leistungsfähiger Akku-Baustoff) nimmt der Leidenschaft »Radfahren« das Leiden – ein kerniger Spruch, den Sie von Seite zwei bereits kennen und den Fahrradhersteller in ihren Image-Videos sowie Radreiseanbieter gerne aufgreifen.
Das ist aber natürlich nicht die ganze Wahrheit. Denn auch das Pedelecfahren hat Kehrseiten: Unzureichende Ausrüstung, fragwürdige Verkehrsbedingungen, vertrackte Gesetze, schlechte Witterung und der berühmte Pannenteufel verwandeln so manche sehnsüchtig erwartete Ausfahrt in eine Tortur. Viel Zeit, Geld und Ärger spart, wer aus den Erfahrungen seiner Mitmenschen zu lernen bereit ist. Dieses Buch bietet insgesamt 340 mal die Chance dazu; es war mir unmöglich, die sieben überzähligen Tipps zu streichen. Aber nicht jeder Tipp hilft jedem – suchen Sie sich aus, was für Sie passt. Nun wünsche ich allzeit gute Fahrt und hoffe, mit diesem Buch einen Beitrag zum Gelingen Ihrer E-Bike-Vorhaben zu leisten. In diesem Sinne: Auf schöne E-Ausfahrten!
Ihr Gunnar Fehlau
PS: Ich verwende die Begriffe E-Bike und Pedelec – ungeachtet der kleinen, aber feinen technischen Unterschiede – in diesem Buch synonym.
Wie im Vorwort bereits anklang, ist der Geltungsbereich der Tipps sehr unterschiedlich. Daran hat auch das E-Bike selbst seinen Anteil. Bedenken Sie bitte stets, dass Fahrzeug nicht gleich Fahrzeug ist, dass sich das Gefährt völlig unterschiedlich verhält, je nachdem wie Motor und Akku angebracht sind und wie der Hersteller seine Steuerung und Sensoren justiert hat. Ähnlich verhält es sich etwa mit den Eigenschaften verschiedener Werkstoffe und dem Umgang mit ihnen: Tipps für Stahlrahmen lassen sich unmöglich pauschal auf Carbonrahmen übertragen, und auch Aluminium hat seine Eigenheiten …
Ungeachtet, welche Vorgehensweise wir hier propagieren oder welche Sie sich vornehmen, ganz generell gilt: Den Auftakt sollte stets der Blick in die Bedienungsanleitungen des Pedelec-Herstellers oder der Komponentenzulieferer machen, auch deshalb, weil diese 333 Tipps nicht systematisch aufeinanderfolgen wie eine Montageanleitung, sondern eine schlaglichtartige Themensammlung sind. Bedienungsanleitungen finden Sie oft auch ad hoc im Internet. Service-Unterlagen und der direkte Kontakt zum Händler und Hersteller stehen an zweiter Stelle.
In diesem Buch werden Tipps vorgestellt, deren Anwendung sich mitunter auf Extremsituationen bezieht! Die Umsetzung aller Tipps oder daraus abgeleitete Handlungen finden auf eigene Verantwortung/Gefahr statt. Das Werk inklusive aller Inhalte wurde unter größter Sorgfalt erarbeitet. Verlag und Autor übernehmen keine Gewähr für die Aktualität, Korrektheit, Vollständigkeit und Qualität der bereitgestellten Informationen. Druckfehler und Falschinformationen können nicht vollständig ausgeschlossen werden. Der Verlag und auch der Autor übernehmen keine Haftung für die Aktualität, Richtigkeit und Vollständigkeit der Inhalte des Buches, ebenso nicht für Druckfehler. Es kann keine juristische Verantwortung sowie Haftung in irgendeiner Form für fehlerhafte Angaben und daraus entstandenen Folgen vom Verlag bzw. Autor übernommen werden. Bitte halten Sie vor jeder Montage oder Modifikation Rücksprache mit dem Hersteller des jeweiligen Produktes, bzw. mit Ihrem Händler. Insbesondere bei der »schnellen Klasse« der Pedelecs, die als Fahrzeuge versichert sind, gibt es sehr enge Grenzen, in denen Laien und Fachleute an diesen Fahrzeugen Veränderungen vornehmen dürfen. Diese zu überschreiten kann erhebliche juristische Konsequenzen nach sich ziehen, deshalb raten Verlag und Autor dringend davon ab. Respektieren Sie auch die Grenzen Ihres eigenen handwerklichen Talents, Ihrer Erfahrungen und Ihres Körpers. Deshalb: Gehen Sie niemals leichtfertig mit Ihrem Pedelec und seinem Zubehör um!
Historisch und technisch betrachtet bezeichnet der Begriff E-Bike ein Modell, dessen Motor über eine Art »Gasgriff« gesteuert wird. Diese Gattung macht aber kaum fünf Prozent der verkaufen e-Räder in Deutschland aus. Tendenz kontinuierlich sinkend. E-Bikes dieser Bauart finden sich vor allem im unteren Preissegment (weil auf teure Sensorik verzichtet wird) oder in Sonderanwendungen wie etwa e-Transporträder, bei denen der Motor nur punktuell am Berg oder beim Anfahren genutzt werden soll.
Das Pedelec-Prinzip bedeutet, dass der Motor nicht über einen »Gasgriff« gesteuert wird, sondern an die Tretarbeit des Fahrers gekoppelt ist: Nur wenn der Fahrer Kraft in die Pedale bringt, tut der Motor auch etwas. Der Gesetzgeber erlaubt diese Unterstützung bis 25 km/h. Natürlich kann man mit diesen Bikes auch schneller fahren, allerdings ausschließlich durch die Beinkraft. Oder schlicht bergab! Solche Pedelecs sind in weiten Teilen dem klassischen Fahrrad gleichgestellt: Es darf mit Kinderanhänger und Kindersitz, auf Radwegen und auf Wald- und Feldwegen gefahren werden. Auch besteht keine Helm- oder Versicherungspflicht. Die klassischen Pedelecs machen über 90 Prozent der in Deutschland verkauften E-Bikes aus.
Pedelecs, deren Motor nicht bei 25 km/h abriegelt, sondern bis 45 km/h mitschiebt, werden als »S-Pedelec« oder »schnelle Klasse« bezeichnet. Genau genommen handelt es sich dabei nicht mehr um Fahrräder, sondern um Leichtkrafträder. Sie haben eine Allgemeine Betriebserlaubnis (ABE) und eine EU-Typengenehmigung. Für die Nutzung benötigen Sie einen Führerschein der Klasse AM (Kleinkraftrad ab 16 Jahren) aufwärts. Nützlich: Der AM ist Bestandteil eines Autoführerscheins der Klasse B. Diese Flitzer müssen versichert werden (Kennzeichenpflicht) und es besteht eine Helmpflicht. Spätestens an dieser Stelle (Stand Mai 2015) befindet man sich in der Grauzone: Die Rechtslage für diese S-Pedelecs ist keinesfalls eindeutig, da sie aus keinem planvollen legislativen Akt hervorging, sondern als Flickwerk bestehender Regelungen zu Fahrrädern und anderen Fahrzeugen entstand. Beispiel gefällig? Es ist eindeutig, dass bei S-Pedelecs Helmpflicht besteht, es ist dabei von einem »aufgrund seiner Bauart geeignetem Schutzhelm« die Rede. Die Meinungen, ob dies durch einen modernen Fahrradhelm oder einen Motorradhelm nach ECE R22-05 erreicht wird, gehen auch unter Fachleuten auseinander. Weil das S-Pedelec kein Fahrrad ist, darf auch kein Kinderanhänger verwendet werden. Geeignete Kindersitze sind hingegen zulässig. Außerhalb geschlossener Ortschaften dürfen immer Radwege benutzt werden – innerhalb geschlossener Ortschaften dürfen bei eingeschaltetem Motor nur mit »Mofa frei« gekennzeichnete Radwege benutzt werden. Wird das Fahrzeug lediglich durch Treten fortbewegt (Motor aus), dürfen auch innerorts Fahrradwege benutzt werden. Weil das S-Pedelec ein Fahrzeug ist, gelten besonderen Vorschriften für die Ausstattung, beispielsweise müssen S-Pedelecs mit einem Rückspiegel ausgestattet sein. Diese Vorgaben muss der Hersteller umsetzen, um das Rad in den Verkehr bringen zu dürfen. Manche Vorgaben sind sinnvoll, andere wirken sonderbar. So schreibt die StVZO einen selbsteinklappenden Ständer vor, der in der Praxis gern mal spontan einklappt! Bei Reparaturen, Austausch und Montage von Bauteilen gelten ebenfalls besondere Vorschriften. Es dürfen nur identische oder vom Hersteller mit einer Unbedenklichkeitsbescheinigung eingestufte Komponenten verwendet werden. Das setzt der Modifikation von S-Pedelecs enge Grenzen.
In Watt wird die Leistung des Motors angegeben, sein Drehmoment in Newtonmeter (Nm). Die Betriebsspannung des Systems wird in Volt (V) gemessen. Die Einheit Ampèrestunden (Ah) bezeichnet die Ladungsmenge oder Kapazität des Akkus. Die Größe des »Tanks« (Energieinhalt) wird in Wattstunden (Wh) angegeben und ergibt sich aus der Multiplikation von Betriebsspannung (V) und Kapazität (Ah).
Wo Aluminium, Shimano, Full Suspension und V-Brake draufsteht, ist auch Aluminium, Shimano, Full Suspension und V-Brake drin! Aber über die Qualität ist damit nichts gesagt. Achten Sie auf die Details: Hat der Rahmen einen Sticker, der Auskunft über die Güte des Aluminiums gibt? Ist es wärmebehandelt? Welches Niveau hat die Shimano-Schaltung, welche Lagerung hat die Federung (Industrielager sind besser als Gleitlager), sind die V-Brakes aus Stahl (Alu ist besser)? Lassen Sie sich nicht blenden! Entwickeln Sie ein Gefühl, »wie viel Ausstattung« zu einem bestimmten Preispunkt gehört.
Das Rad wiegt seinen Teil, der Fahrer hat sein Gewicht und meist hat man ja auch noch etwas dabei: Manche Norm geht von 100 Kilogramm Systemgewicht aus – nah an der Realität ist das nicht. Gewissenhafte Hersteller legen deshalb freiwillig drauf und testen härter als die Normen. Beachten Sie das zulässige Gesamtgewicht laut Bedienungsanleitung.
Es ist nicht nur das höhere Gewicht, das hohe Qualität der einzelnen Bauteile am Pedelec erfordert. Die höheren Durchschnittsgeschwindigkeiten und stärkere Beschleunigung und Verzögerung sorgen für Belastungen, die mit dem Quadrat der Geschwindigkeit »zuschlagen«. Dem müssen Rahmen, Gabel, Bremsen, Lenker, Vorbau solide und dauerhaft Stand halten. Das gibt es nicht zum Discounter-Tarif.
Frontmotoren sind vergleichsweise günstig, deshalb sind sie vor allem an günstigen City-Bikes zu finden. Hersteller sprechen vom Allradantrieb: Das Hinterrad wird mit Muskelkraft, das Vorderrad über den Motor angetrieben. Die Gewichtsverteilung auf dem Rad ist ausgeglichen, sofern die Akkus am Heck montiert sind. Allerdings verhindern nur ausreichende Belastung des Vorderrades und eine ausgefeilte Traktionskontrolle gefährliches Durchdrehen des Vorderrades. Bei leistungsstarken Systemen müssen Rahmen und Gabel auf den Frontantrieb ausgelegt sein. Schwere Systeme können das Lenkverhalten des Rades beeinflussen. Großer Vorteil des Frontantriebes ist es, dass am Heck jede Art von Schaltung und auch eine Rücktrittbremse Verwendung finden können.
Heckmotoren haben sich an sportlichen E-Bikes etabliert. Sie laufen sehr leise und belasten die Kette und andere Schaltungskomponenten nur gering. Das Nachrüsten ist zu mindestens theoretisch relativ einfach möglich, gleiches gilt für die Energierückgewinnung. Eine Rücktrittbremse lässt sich mit einem Heckantrieb nicht kombinieren, auch gibt es faktisch keine Nabenschaltung in Kombination mit Heckantrieb. Kniffelig kann es bei einer Panne am Hinterrad werden. Motor, Verkabelung und Schaltung müssen beim Radausbau beachtet werden. Dafür kann man das volle Spektrum der verfügbaren Kettenschaltungen verbauen, welche zum Freilaufkörper des jeweiligen Motors passen. Der Schwerpunkt des Rades wird durch Heckmotoren – man ahnt es – hecklastiger. Das ist vor allem für Tourenfahrer, die weiteres Gewicht auf den Heckträger laden, und für Mountainbiker, die im schweren Gelände das Hinterrad versetzen möchten, ein Manko. In der Regel reagieren Heckmotoren einen Hauch verzögerter auf Tretimpulse als Mittelmotoren.