Radegundis Stolze

Übersetzungstheorien

Eine Einführung

A. Francke Verlag Tübingen

Inhalt

Fußnoten

1.1 Der Begriff Übersetzung

Der Große Brockhaus, 16. Auflage, Wiesbaden 1957, Bd. XI, S. 714.

Vgl. Micropædia 1973, vol. 10, p. 93. In der Makropædia wird die Übersetzung nicht einmal eines eigenen Artikels gewürdigt, sondern nur in einem sprachbezogenen Beitrag erwähnt.

Brockhaus Enzyklopädie, 17. Auflage, Wiesbaden 1974, Bd. 19, S. 172. – So auch im „Großen Brockhaus in 12 Bänden“, 18. Auflage 19771981, Bd. 11, S. 562.

Meyers Enzyklopädisches Lexikon, Mannheim/Wien/Zürich 1979, Bd. 24, S. 76.

Brockhaus Enzyklopädie, 19. Auflage, Wiesbaden 19741994, Bd. 22 (1994), S. 542f. (vgl. 21. Auflage 2006).

Vgl. Eintrag „Dolmetsch“ in F. Kluge, Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache, Berlin: Walter de Gruyter 191975, S. 137.

Friedrich SCHLEIERMACHER (1813): „Ueber die verschiedenen Methoden des Uebersezens“. In: STÖRIG 1969:3870, S. 39.

1.2 Die historische Rolle der Übersetzer

Vgl. Ingrid KURZ (1986): „Das Dolmetscher-Relief aus dem Grab des Haremhab in Memphis. Ein Beitrag zur Geschichte des Dolmetschens im alten Ägypten.“ In: Babel 2/1986, 7377. – Das Relief zeigt einen Dolmetscher in zweifacher Haltung: einmal zum doppelt so großen Statthalter hingewendet, von dem er die Befehle entgegennimmt, die jener im Auftrag des Pharao ausspricht, dann zu den knienden Fremden gewendet, denen er die Botschaft weitersagt. Sie hatten den Pharao um Schutz gegen Eindringlinge gebeten. – Das Relief befindet sich heute im Rijksmuseum von Outheden, Leiden.

Solche Gaugrafen hatten hohe Ämter in der Landesverwaltung inne, unterhielten die Handelsbeziehungen mit den benachbarten Volksgruppen und leiteten große Expeditionen ins Ausland. Sie führten ehrenvolle Titel, wie etwa „Präfekt von Oberägypten“, „Siegelbewahrer des Delta-Königs“, oder auch „Vorsteher der Dolmetscher“ (KURZ 1986:73).

Er war Gelehrter, Humanist und Übersetzer und wurde wegen eines Zusatzes in seiner französischen Übertragung eines Platon-Dialogs von der theologischen Fakultät der Sorbonne zum Tode verurteilt. Er hatte übersetzt, nach dem Tode eines Menschen gäbe es „überhaupt nichts“ mehr. Durch die Wörter rien du tout, die nicht im Original erkennbar seien, stelle er die Unsterblichkeit der Seele in Frage und sei somit ein Ketzer. – Vgl. Edmond CARY (1963:13f). – Vgl. auch Mary SNELL-HORNBY (1991): „Übersetzungswissenschaft: Eine neue Disziplin für eine alte Kunst?“ In: MDÜ (Mitteilungsblatt für Dolmetscher und Übersetzer) 1/1991, 410.

Vgl. Hans J. VERMEER (1992): Skizzen zu einer Geschichte der Translation. Frankfurt am Main, Band 1: Anfänge – von Mesopotamien bis Griechenland; Rom und das frühe Christentum bis Hieronymus, Band 2: Altenglisch, altsächsisch, Alt- und Frühmittelhochdeutsch. – Ders. (1996): Das Übersetzen im Mittelalter (13. und 14. Jahrhundert). Heidelberg, Band 1: Das arabisch-lateinische Mittelalter. Band 2: Deutsch als Zielsprache. – Ders. (2000): Das Übersetzen in Renaissance und Humanismus (15. und 16. Jahrhundert). Heidelberg, Band 1: Westeuropa. Band 2: Der deutschsprachige Raum. Literatur und Indices.

Translators through History. Edited and directed by Jean DELISLE and Judith WOODSWORTH. Amsterdam/Philadelphia: Benjamins 1995.

Brief vom 20. Juli 1827 an Thomas Carlyle. Zit. nach SNELL-HORNBY (1991:5) mit Verweis auf Reinhard TGAHRT (Hrsg.) (1982): Weltliteratur. Die Lust am Übersetzen im Jahrhundert Goethes. Katalog zur Ausstellung des Deutschen Literaturarchivs im Schiller-Nationalmuseum Marbach am Neckar, München: Kösel, S. 9.

1.3 Die griechisch-römische Antike als Übersetzungsepoche

Die Geschichte dieser Rezeption beginnt mit Livius Andronicus, der im 3. Jh. v. Chr. die homerische ‘Odyssee’ ins Lateinische übersetzte.

Dies zeigt die schöne Legende von der Entstehung der ‘Septuaginta’ (= LXX), der ca. 247 v. Chr. unter Ptolemaios II. Philadelphos von Ägypten angeblich von 72 Übersetzern auf der Insel Pharos angefertigten Übersetzung der Tora in das vom alexandrinischen Judentum gesprochene Griechisch. Es gilt als ein die Autorität des Textes bezeugendes Wunder, dass alle siebzig Übersetzer einen identischen Text geliefert haben sollen. – Nach dem Aristeasbrief (Aristeae Epistula, ed. Wendland 1900) lässt der König jüdische Übersetzer kommen, um den Pentateuch, die Fünf Bücher Moses für die Alexandrinische Bibliothek zu übersetzen. Der Hohepriester von Jerusalem schickt 72 Männer, je 6 aus jedem der zwölf Stämme. Auf der Insel Pharos erstellen sie in 72 Tagen eine Übersetzung, die von der jüdischen Gemeinde anerkannt wird. „Sie soll als unantastbar gelten: verflucht wird, wer etwas hinzusetzt, ändert oder wegläßt.“ Die Erzählung des Aristeas wird von anderen aufgenommen und weiter ausgesponnen. Josephus zitiert ihn genau, Philo (um 25 v. Chr.–40 n. Chr.) aber „macht die Übersetzung zu einem Werk göttlicher Inspiration, die Übersetzer zu Propheten: völlig getrennt arbeitend gelangen sie zu einer wörtlich übereinstimmenden Übersetzung. Seiner Auffassung folgen die christlichen Kirchenväter, die auf das ganze Alte Testament ausdehnen, was Aristeas nur vom Gesetz erzählt hatte.“ (Ernst WÜRTHWEIN: Der Text des Alten Testaments. Stuttgart: Württ. Bibelanstalt 1966, S. 52).

Für eine sinngemäße Wiedergabe der griechischen Vorlage anstelle einer sklavisch-wörtlichen plädiert Cicero in der Schrift ‘De optimo genere oratorum’ (46 v. Chr.) und in den Prologen zu ’De finibus’ und den ’Academici libri’ (vgl. SEELE 1995:115). Ziel war die Förderung der eigenen Ausdrucksfähigkeit.

In STÖRIG 1969:113, hier S. 1. – Doch auch schon vor der ‘Vulgata’, der Bibelübersetzung des Hieronymus, hatte es seit dem 2. Jh. n. Chr. sporadisch lateinische Übersetzungen aus der ‘Septuaginta’, sowie aus dem Neuen Testament gegeben. – Vgl. B. REICKE. In: Lexikon der Alten Welt, hrsg. von C. ANDRESEN et al., Augsburg: Weltbild 1996, S. 3223f. s. v. ‘Vetus Latina’.

Ausgehend von der Grundannahme, dass die wörtliche Aussage eines Textes nicht notwendig mit dessen Sinn zusammenfallen muss, stellte Origenes (ca. 185254) die Lehre vom „mehrfachen Schriftsinn“ auf und Augustinus (354430) entwickelte eine Zeichenlehre erster Ordnung (Wortlaut) und zweiter Ordnung (geistlicher Sinn). Dies wurde im 5. Jh. durch Johannes Cassianus zur Theorie vom vierfachen Schriftsinn ausgebaut, welche für das ganze Mittelalter prägend war (BRENNER 1998:7). Danach hat ein Text mehrere Bedeutungen: einen Literalsinn (wörtliche, geschichtliche Bedeutung), einen allegorischen Sinn (Auslegung ‘im Glauben‘ = dogmatisch), einen tropologischen Sinn (Interpretation ‘in Liebe‘ = moralisch) und einen anagogischen Sinn (Deutung ‘in Hoffnung‘ = endzeitlich). Vgl. Peter WALTER (2000): „Schriftsinne“. In: Lexikon für Theologie und Kirche 3IX, Freiburg: Herder, S. 268f.

1.4 Verdeutschende Übersetzung (Luther)

In STÖRIG 1969:1432.

Sendbrief, S. 15.

Übersetzungen sind angeblich wie Frauen: Manche sind zwar „schön“, dem Original aber „untreu“ geworden. Vgl. die einschlägige französische Literatur; dazu Jörn ALBRECHT (1998:77).

A.F. TYTLER (1791): Essay on the principles of translation. Ed. J.F. Huntsman. Amsterdam: Benjamins 1978, S. 16.

2.1 Einheit von Sprache und Denken (Humboldt)

Abgedruckt in STÖRIG 1969:7196.

W. v. HUMBOLDT: Über die Verschiedenheit des menschlichen Sprachbaues und ihren Einfluß auf die geistige Entwicklung des Menschengeschlechts. Mit einem Nachwort hrsg. v. H. NETTE. Darmstadt: Wiss. Buchges. 1949, S. 60f.

In einem Brief an August Wilhelm v. SCHLEGEL vom 23.7.1796, zitiert nach KOLLER 1992:159f.

Der Große Brockhaus in zwölf Bänden, 18. Auflage, Wiesbaden 1980, Bd. 11, S. 562.

2.2 Verfremdendes Übersetzen (Schleiermacher)

Abgedruckt in STÖRIG 1969:3879.

F. SCHLEIERMACHER: „Alle Wörter, welche Gegenstände und Thätigkeiten ausdrükken, auf die es ankommen kann, sind gleichsam geaicht, und wenn ja leere übervorsichtige Spizfindigkeit sich noch gegen eine mögliche ungleiche Geltung der Worte verwahren wollte, so gleicht die Sache selbst alles unmittelbar aus“ (In: STÖRIG 1969:42).

F. SCHLEIERMACHER kritisiert spöttisch die damals verbreitete Stammtischweisheit mit ihrer kühnen Spekulation: „Ja was will man einwenden, wenn ein Uebersezer dem Leser sagt ,Hier bringe ich dir das Buch, wie der Mann es würde geschrieben haben, wenn er es deutsch geschrieben hätte; und der Leser ihm antwortet ,Ich bin dir eben so verbunden als ob du mir des Mannes Bild gebracht hättest, wie er aussehen würde, wenn seine Mutter ihn mit einem anderen Vater erzeugt hätte’“ (In: STÖRIG 1969:65).

2.3 Die Sprachinhaltsforschung (Weisgerber)

Vgl. Leo WEISGERBER (1950): Grundzüge der inhaltbezogenen Grammatik. 4. Auflage Düsseldorf. Schwann 1971 (= Von den Kräften der deutschen Sprache, I). – Ders. (1952/53): Die sprachliche Gestaltung der Welt. 4. Auflage Düsseldorf 1973 (= Von den Kräften der deutschen Sprache, II).

Arthur SCHOPENHAUER (21891): „Ueber Sprache und Worte“. In: STÖRIG 1969: 101107, S. 101.

Vgl. M. WANDRUSZKA: Der Geist der französischen Sprache. München: Piper (1959); Ders.: Sprachen vergleichbar und unvergleichlich. München 1969; Ders.: Das Leben der Sprachen. Stuttgart 1984; Ders.: „Wer fremde Sprachen nicht kennt …“ Das Bild des Menschen in Europas Sprachen. Darmstadt: Wiss. Buchges. 1991.

2.4 Das linguistische Relativitätsprinzip (Sapir/Whorf-Hypothese)

Benjamin Lee WHORF (1956): Language, Thought and Reality. Cambridge: MIT. – Deutsche Teilübersetzung v. Peter Krausser (1963): Sprache – Denken – Wirklichkeit. Hamburg: Rowohlt.

E. SAPIR: The status of linguistics as a science (1929). Language, Vol. 5, No. 4 (Dec., 1929), 207214, p. 209.

2.5 Formbetontes Übersetzen (Benjamin)

Abgedruckt in STÖRIG 1969:155169.

Vgl. Walter BENJAMIN: „Über das mimetische Vermögen“. In: Ders., Gesammelte Schriften, Bd. II.1, Frankfurt/M.: Suhrkamp 1977, S. 212.

2.6 Dekonstruktion und Unübersetzbarkeit (Derrida)

J. DERRIDA: „§ 8 Des tours de Babel“. In: Ders. (2007): Psyche. Inventions of the other, vol. I (English edition by P. Kamuf and E.G. Rottenberg). Chicago: Stanford University Press.

Ph. FORGET: „Leitfäden einer unwahrscheinlichen Debatte“. In: Ders. (Hrsg.) (1984): Text und Interpretation, S. 723 (hier S. 10).

Vgl. Ph. FORGET: „Aus der Seele geschrie(b)en? Zur Problematik des ‚Schreibens‘ (écriture) in Goethes ‚Werther‘“. In: Ders. (Hrsg.) (1984): Text und Interpretation, S. 130180 (S. 177, Anm. 52).

3.1 Sprache als Kommunikationsinstrument

Jene Denktradition, die besonders in der Aufklärung einen verständlichen Zuspruch fand, lässt sich an einigen wenigen bekannten Namen und Buchtiteln festmachen: Es zieht sich eine Linie von René DESCARTES (15761650) und seinem Discours de la méthode pour bien conduire sa raison et chercher la vérité dans les sciences (1637) über Gottfried Wilhelm LEIBNIZ (16461716) bis zu Christian F. WOLFF (16791754) und seinem Werk Vernünftige Gedanken von den Kräften des menschlichen Verstandes und ihrem richtigen Gebrauch in Erkenntnis der Wahrheit (1712). In diesen Kontext gehört auch Immanuel KANTS Plädoyer für den Gebrauch der Vernunft in Kritik der reinen Vernunft (1784).

Vgl. A. ARNAULD/E. LANCELOT, Grammaire générale et raisonnée ou la Grammaire de Port-Royal, hrsg. v. H.E. Brekle. Stuttgart 1966.

3.2 Zeichentheorien und Funktionen der Sprache

Ferdinand de SAUSSURE (1916): Cours de linguistique générale, Paris. (Dt.: Grundfragen der Allgemeinen Sprachwissenschaft. Berlin 1967). Zweisprachige Neuausgabe, Tübingen: Narr 2013.

Vgl. C.K. OGDEN/L.A. RICHARDS (1923): The Meaning of Meaning, New York/London, 101949, S. 11.

Vgl. Ch. S. PEIRCE (1931/1958): Collected papers. 8 vol., Boston. – Deutsch: K.-O. APEL (Hrsg.) (1967/1970): Schriften. Eine Auswahl. 2 Bände., Frankfurt: Suhrkamp. – Vgl. auch K.-O. APEL (1975): Der Denkweg von Ch. S. Peirce. Frankfurt. – Vgl. W. NÖTH (1975): Semiotik. Eine Einführung mit Beispielen für Reklameanalysen. Tübingen: Niemeyer.

3.3 Der Zeicheninhalt

Vgl. Charles W. MORRIS (1946): Signs, Language and Behavior. New York: Prentice Hall.

3.4 Universalienforschung

Die „Transformationsregeln“, welche Tiefenstrukturen in einzelsprachlich verschiedene Oberflächenstrukturen umwandeln, können von Sprache zu Sprache ebenfalls verschieden sein, identisch sind aber die Tiefenstrukturen. In diesem dreigliedrigen Modell sollen die Satzstrukturregeln das unbewusste Wirken des menschlichen Geistes darstellen; die Tiefenstruktur bestimmt dann die den Sätzen zu Grunde liegende Bedeutung, und die Oberflächenstruktur bestimmt den Wortlaut (CHOMSKY 1965:22). – Vgl. auch Noam CHOMSKY (1966): Cartesian Linguistics. A Chapter in the history of Rationalist Thought, New York/London (dt. Cartesianische Linguistik. Ein Kapitel in der Geschichte des Rationalismus, Tübingen: Niemeyer 1971). Er verweist auf die Grundgedanken der allgemeinen Grammatik. – Vgl. Johannes BECHERT et al. (1970): Einführung in die Generative Transformationsgrammatik. München: Hueber.

G. BRETTSCHNEIDER./C. LEHMANN (Hrsg.) (1980): Wege zur Universalienforschung. Tübingen: Narr. W. STEGMÜLLER (31974): Glauben, Wissen, Erkennen. Das Universalienproblem einst und jetzt. Darmstadt: Wiss. Buchgesellschaft.

3.5 Strukturelle Semantik

Vgl. J.J. KATZ/J.A. FODOR (1963): „Die Struktur einer semantischen Theorie“, S. 202268; – und M. BIERWISCH (1967): „Einige semantische Universalien in deutschen Adjektiven“, S. 269318; In: H. STEGER (Hrsg.): Vorschläge für eine strukturale Grammatik des Deutschen, Darmstadt: Wiss. Buchges.

Vgl. H. GECKELER (1971): Strukturelle Semantik und Wortfeldtheorie, München: Fink. – L. SCHMIDT (Hrsg.) (1973): Wortfeldforschung. Zur Geschichte und Theorie des sprachlichen Feldes, Darmstadt. – H. GECKELER (Hrsg.) (1978): Strukturelle Bedeutungslehre. Darmstadt. – G. HILTY (1971): „Bedeutung als Semstruktur“. In: Vox Romanica 30, 242263.

3.6 Die absolute Übersetzbarkeit (Koschmieder)

Vgl. Roman JAKOBSON (1959): „Linguistische Aspekte der Übersetzung (On Linguistik Aspects of Translation, dt.)“ In: W. WILSS (Hrsg.) (1981): Übersetzungswissenschaft. Darmstadt, 189198, S. 190.

Dies geschieht beispielsweise bei der Übertragung von Texten aus einer älteren Sprachstufe, bei der gemeinsprachlichen Umschreibung fachlicher Aussagen, oder auch wenn z.B. deutschstämmige Aussiedler mit dem Ausdruck „Soda“ ganz einfach Backpulver meinen, oder mit „Schlagbaum“ die Bahnschranke.

Erwin KOSCHMIEDER (1965): Beiträge zur allgemeinen Syntax, Heidelberg: „Das Gemeinte“ (1953), S. 101106. „Das Problem der Übersetzung“ (1965), 107115.

4.1 Wissenschaftliche Maximen moderner Linguistik, MÜ

Vgl. R. STACHOWITZ (1973): Voraussetzungen für maschinelle Übersetzung: Probleme, Lösungen, Aussichten. Frankfurt am Main. – Zur Maschinellen Übersetzung vgl. auch A.G. OETTINGER (1969): „Das Problem der Übersetzung“. In: H. J STÖRIG (Hrsg.) (1969): Das Problem des Übersetzens, Darmstadt, 410441. – Ferner W. WILSS (1977): Übersetzungswissenschaft – Probleme und Methoden. Darmstadt, Kapitel XII. – Ders. (1988): Kognition und Übersetzen. Zu Theorie und Praxis der menschlichen und der maschinellen Übersetzung. Tübingen.

Warren WEAVER: „Diese Maschinen werden am Ende nicht zur Eleganz und Schönheit der Übersetzung beitragen, doch werden sie bei Alltagsübersetzungen von großem Nutzen sein, indem sie dem Leser den wesentlichen Inhalt fremdsprachlich geschriebener Dokumente zugänglich machen“ (meine Übers.). Vgl. W. WEAVER: „Translation“ in: W.N. LOCKE/A.D. BOOTH (eds.): Machine Translation of Languages. Cambridge: MIT 1955.

Viele dieser Probleme sind inzwischen gelöst worden, und im Bereich umfangreicher, stereotyp gestalteter Fachtexte ist heute ein wertvolles Instrument zur Unterstützung der Übersetzer.

4.2 Das kommunikationstheoretische Modell des Übersetzungsvorgangs (Kade, Neubert)

Gerd WOTJAK (2002): „Die Leipziger Übersetzungswissenschaftliche Schule – Anmerkungen eines Zeitzeugen“. In: Lew N. ZYBATOW (Hrsg.): Translationswissenschaft im interdisziplinären Dialog. Innsbrucker Ringvorlesungen zur Translationswissenschaft, Bd. 3. Frankfurt am Main: Lang 2002, S. 87117.

Grundlage der meisten Kommunikationsmodelle ist das 1949 für Zwecke der Nachrichtentechnik entworfene Modell. Vgl. C.E. SHANNON/W. WEAVER (1949): The mathematical theory of communication, III. Urbana, IL.

4.3 Die potentiellen Entsprechungen zwischen AS und ZS

Die Zahl der theoretisch anzusetzenden Entsprechungstypen wird in der Literatur kontrovers diskutiert, vgl. KOLLER (1992:228f) und WILSS (1977:178).

Vgl. G. NICKEL (1980): „Kontrastive Linguistik“. In: Lexikon der Germanistischen Linguistik, hrsg. v. H.P. ALTHAUS/H. HENNE/H.E. WIEGAND. Berlin: de Gruyter 1980, 633.

4.4 Translation shifts (Catford)

Vgl. Michael Alexander Kirkwood HALLIDAY (1961): „Categories of the Theory of Grammar.“ In: Word, vol. 17, 3/1961, 241292. – Die „Systemische Grammatik“ ist ein auf sprachtheoretischen Ansätzen von John R. FIRTH beruhendes, von HALLIDAY ausgearbeitetes deskriptives Analysemodell von Sprache, das davon ausgeht, dass linguistische Beschreibungen Abstraktionen sprachlicher Formen aus sprachlichen Äußerungen sind, wobei zwischen Sprache und außersprachlicher Welt eine enge Beziehung besteht, die durch den Situationskontext hergestellt wird. Vgl. BUSSMANN 1990:767ff.

Unter „formal correspondence“ werden taxonomische Korrespondenzen zwischen zwei Sprachen genannt (Wortklassen, Morpheme z.B.), wodurch sprachtypologische Differenzen messbar sind.

Beispiel: Manche Wörter zwingen zur Angabe des Genus, in anderen Sprachen fehlt solches.

4.6 Übersetzen als Transferprozess (Wilss)

Harold D. LASSWELL, ein amerikanischer Politikwissenschaftler, hat im Hinblick auf den Prozess der Massenkommunikation zusammen mit B.L. SMITH ein Frageschema mit fünf W-Fragen, die L.-Formel, entworfen. Vgl. LASSWELL, Harold D. (1948, 31974): „The Structure and function of communication in society“. In: The Process and Effects of Mass Communication. Ed. by W. SCHRAMM/D.F. ROBERTS. Urbana, Chicago: MIT, London 31974, 8499. Reprint.

4.7 Schemabasierung des Transfers als Fertigkeit

Vgl. Wolfram WILSS (1989): „Was ist fertigkeitsorientiertes Übersetzen?“ In: Lebende Sprachen 3/1989, 105113, S. 109+111. Die in Anführungszeichen gesetzten Textteile sind bei WILSS Zitate, deren Quellenangaben hier aus Platzgründen entfallen.

5.1 Die Stylistique comparée (Vinay/Darbelnet, Malblanc)

Ein Gegenbeispiel dazu ist die Situation in Frankreich nach der „Loi Toubon“, dem Sprachengesetz von 1994, wo eine französische Übersetzung zu englischsprachigen Fremdwörtern für den öffentlichen Sprachgebrauch vorgeschrieben wird. Beispiele: computer > l’ordinateur, software > le logiciel, hardware > le materiel.

Vgl. le calque – Pauspapier (zum Durchschreiben).

Dieses Wortbildungsprodukt ist auch in anderen Sprachen wirksam: skyscraper – Wolkenkratzer – gratte-ciel – grattacielo – rascacielos.

BAUSCH (1968) fügt innerhalb der einzelnen Kategorien noch weitaus feinere Unterscheidungen ein und deckt Unstimmigkeiten im System der Stylistique comparée auf. Um der Klarheit willen wird auf eine so differenzierte Darstellung hier verzichtet.

5.2 Umsetzungsprozeduren (Jumpelt)

Vgl. R.W. JUMPELT (1961:25): „1. Die ästhetische (künstlerische) Übersetzung, 2. die religiöse Übersetzung, 3. die pragmatische Übersetzung (dazu gehören Texte der Natur- und der angewandten Wissenschaften, der Sozialwissenschaften und eine Reihe „spezieller Arten“ wie offizielle Dokumente, Werbetexte, Pressenachrichten, etc.), 4. die ethnographische Übersetzung, 5. die sprachwissenschaftliche Übersetzung, 6. die geisteswissenschaftliche Übersetzung“.

5.3 Translation rules (Newmark)

So könnte man transference als Direktentlehnung im emprunt auffassen, das cultural equivalent entspricht der équivalence, die through translation ist eine Lehnübersetzung als calque, die literal translation entspricht der traduction littérale als wortgetreuer Übersetzung, das functional und descriptive equivalent sind so etwas wie die adaptation.

Peter NEWMARK (1980): „Teaching specialized translation.“ In: Angewandte Übersetzungswissenschaft, hrsg. v. S.-O. POULSEN/W. WILSS. Aarhus 1980, 127.

Peter NEWMARK (1991a): „The Curse of Dogma in Translation Studies.“ In: Lebende Sprachen 3/1991, 101108, S. 105.

Peter NEWMARK (1990): „Teaching about translation.“ In: Übersetzungswissenschaft. Ergebnisse und Perspektiven. Festschrift für W. Wilss, hrsg. v. R. ARNTZ/G. THOME. Tübingen: Narr 1990 (TBL 354), 252259, S. 258.

Peter NEWMARK (1991a:105), siehe Anm. 70.

Peter NEWMARK (1973): „Twenty-three Restricted Rules of Translation.“ In: The Incorporated Linguist, vol. 12, 1/1972, 1219.

Peter NEWMARK (1979): „Sixty further Propositions on Translation (Part 2).“ In: The Incorporated Linguist, vol. 18, 2/1979, 4247.

5.4 Fehleranalyse und Übersetzungsdidaktik (Truffaut, Friederich, Gallagher, Henschelmann)

VINAY/DARBELNET sagen selbst: „On peut considérer un troisième rôle de la traduction. La comparaison de deux langues, si elle est pratiquée avec réflexion, permet de mieux faire ressortir les caractères et le comportement de chacune“ (1958:24f).

Vgl. hierzu ausführlich Elisabeta BARBU (1997): Einführung in die kontrastive Analyse, Bukarest: Verlag der Universität Bukarest. – Allgemein zur Fehlerlinguistik und Fehlerdidaktik vergleiche man die Bibliographie bei Bernd SPILLNER (1990): Error Analysis. A Comprehensive Bibliography. (Library and Information Sources in Linguistics 12). Amsterdam, Philadelphia: Benjamins. – Sowie Beiträge in Claus GNUTZMANN (Hrsg.) (1990): Kontrastive Linguistik. Frankfurt: Lang.

6.1 Ausgangspunkt Bibelübersetzung (Nida)

Vgl. Eugene A. NIDA (1947): Bible Translating. An Analysis of Principles and procedures with Special Reference to Aboriginal Languages. New York: American Bible Society.

6.2 Die Übersetzungsmethode (Nida/Taber)

Die semantische Komponentenanalyse (s. Kap. 3.6) wird zur Beschreibung von Wortfeldern verwendet. Zu unterscheiden sind auch die wörtlichen und die bildlichen Bedeutungen von Ausdrücken, z.B. „es ist ein Fuchs“ (Tier) vs „er ist ein Fuchs“ (Mensch). Wichtig sind schließlich die „mitempfundenen Bedeutungen“, die auch Konnotationen und Assoziationen der Zeichen genannt werden (s. Kap. 3.3).

Später hat sich NIDA auch von der doch recht einseitigen syntaktischen Sichtweise gelöst, wenn er 1985 bemerkt: „We are no longer limited to the idea that meaning is centered in words or even in grammatical distinctions. Everything in language, from sound symbolism to complex rhetorical structures, carries meaning.“ (p. 119). – Vgl. Eugene A. NIDA: „Translating Means Translating Meaning – A Sociosemiotic Approach to Translating.“ In: H. BÜHLER (ed.) (1985): X. Weltkongress der FIT. Wien: Braumüller, S. 119125.

6.3 Philologische Genauigkeit (Schreiber)

Auch im Gefolge NIDAS (1964) wird der Unterschied zwischen „formal equivalence“ und „dynamic equivalence“ weithin als der Unterschied zwischen wörtlichem und eben freiem Übersetzen diskutiert, was dann im Bereich der Bibelübersetzung auf den funktionalen Gegensatz zwischen missionarischer und sakraler Übersetzung bezogen wird (REISS 1971:96f).

„Wörtlich übersetzen“ heißt nicht „Wort für Wort übersetzen“, sondern in syntagmatischen Sinneinheiten. Vgl. z.B. THOME (1978:302): „Der Begriff der wörtlichen Übersetzung (im folgenden: wÜ) hat in den zwei Jahrtausenden übersetzungstheoretischer Überlegungen immer wieder eine wichtige Rolle gespielt. In der berühmt gewordenen Diskussion um das rechte Übersetzen […] ist wÜ Synonym zu ,treuer’, d.h. inhaltlich und formal am ausgangssprachlichen (as) Text ausgerichteter Übersetzung und damit Antonym zu ‚freier’, d.h. in Inhalt und Form am zielsprachlichen (zs) Text orientierter Übersetzung. Der Begriff wÜ kennzeichnet hier ein auf das Übersetzen des Gesamttextes bezogenes methodisches Postulat.“

Vgl. R. KASSÜHLKE (1998): Eine Bibel – viele Übersetzungen. Ein Überblick mit Hilfen zur Beurteilung. Wuppertal: Brockhaus, S. 2833.

6.4 Die normativen Äquivalenzforderungen (Koller)

Das Kapitel über die Übersetzungskritik ist in der neubearbeiteten 4. Auflage (1992) ersatzlos gestrichen.

6.5 Der Begriff „Äquivalenz“

Diese Übersetzung wurde jedoch von WILSS (1977:349) und KOLLER (1992:44 et passim) in die Diskussion eingeführt. Die deutsche Ausgabe des Buches von NIDA/TABER (1969) spricht dagegen stets von „Entsprechung“ oder „Gleichwertigkeit“.

Nach wie vor wird diese Auffassung von einzelnen Autoren vertreten, wie etwa von D. LEHMANN: „Jede Übersetzung wird beanspruchen, ihrem Original äquivalent zu sein“ (S. 288). Vgl. D. LEHMANN (1981): „Aspekte der Übersetzungsäquivalenz“. In: Kontrastive Linguistik und Übersetzungswissenschaft. Hrsg. v. W. KÜHLWEIN/G. THOME/W. WILSS. München 1981, 288299.

7.1 Textkonstitution durch Satzverknüpfung (Harweg)

Vgl. die Darstellung nach Meyers Enzyklopädisches Lexikon (1979:367f).

Vgl. Armin Paul FRANK (1988): „‚Längsachsen‘: Ein in der Textlinguistik vernachlässigtes Problem der literarischen Übersetzung.“ In: R. ARNTZ (Hrsg.) (1988): Textlinguistik und Fachsprache. Akten des internationalen übersetzungswissenschaftlichen AILA-Symposions in Hildesheim 13.-16. April 1987, Hildesheim/Zürich/New York: Olms, 485497.

Allerdings können auch kohäsionslose „Quasi-Texte“, z.B. technische Stücklisten, vorkommen, deren inhaltliche Kohärenz durch den gemeinsamen Bezug des Bestellauftrags gegeben ist. – Andererseits kann nicht-kohärenten Sätzen durch eine passende Überschrift Kohärenz verliehen werden: „An der Bushaltestelle hat sich schon wieder eine lange Schlange gebildet. Das muss ich unbedingt reparieren lassen. Hoffentlich kommt er bald aus den Staaten zurück.“ Diese drei Sätze wirken inkohärent. Wird ihnen jedoch die Überschrift vorangestellt: „Was mir heute morgen alles durch den Kopf gegangen ist“, so erhalten sie einen Zusammenhang.

7.2 Sprachspezifische Unterschiede der Syntax

Wenn man die modernen Sprachen mit den klassischen vergleicht, bemerkt man, dass erstere eine strenger geregelte Wortstellung aufweisen als letztere. Durch diese striktere Regelung werden heute syntaktische Verhältnisse zum Ausdruck gebracht, die früher durch Flexionsformen gekennzeichnet waren: „Wohl […] läßt sich sagen, daß die größere Freiheit, deren sich die klassischen Sprachen in ihrer höchsten literarischen Entfaltung namentlich auf dem Gebiet der Auseinanderreißung syntaktisch zusammengehöriger Wörter erfreuen (z.B. tantam ingenuit animantibus conseruandi sui natura custodiam, Cic. n. d. II 124), solchen Umfang nur angenommen hat, weil die Flexion trotz des räumlichen Abstandes die Zusammengehörigkeit charakterisierte. Und weiter, daß die festere Wortstellung der jüngeren Sprachperioden de facto eine so gute Ausdrucksweise für die syntaktischen Funktionen geschaffen hat, daß der Verlust der Flexionen keinen Schaden für die Deutlichkeit mit sich brachte.“ (Ferdinand SOMMER, Vergleichende Syntax der Schulsprachen (Deutsch, Englisch, Französisch, Griechisch, Lateinisch) mit besonderer Berücksichtigung des Deutschen, Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 61989, S. 118). – Zusammenfassend lässt sich behaupten, dass folgender Grundsatz Gültigkeit beanspruchen kann: Je weniger Flexion, desto starrer die Wortfolge. Mit seiner ziemlich freien Wortstellung weist aber das Deutsche Ähnlichkeiten mit den klassischen Sprachen auf.

Für eine breite Diskussion über die Möglichkeiten einer Unterscheidung zwischen betonter und unbetonter Reihenfolge der deutschen Satzglieder sei hier verwiesen auf Tilmann HÖHLE: „Explikation für ‚normale Betonung’ und ‚normale Wortstellung’“. In: W. ABRAHAM (Hrsg.) (1982): Satzglieder im Deutschen. Tübingen: Narr (Studien zur deutschen Grammatik 15) , S. 75153.

Vgl. Sigmund KVAM (1998): „Syntax.“ In: M. SNELL-HORNBY et al. (1998): Handbuch Translation. Tübingen: Stauffenburg, S. 5356.

7.3 Gliederungssignale in Texten (Gülich/Raible)

GÜLICH/RAIBLE (1977:54) verweisen auf die klassische Gerichtsrede mit ihren kanonisierten Teiltexten von Einleitung, Erzählung, Beweis, Lächerlichmachung gegnerischer Positionen und Schluss.

7.4 Übersetzungsorientierte Texttypologie (Reiß)

Genannt werden für das Deutsche Besonderheiten der Wortbildung, der Wortwahl, des Satzbaus, der Sprachschicht, rhetorische Mittel, Suggestionen, der bewusste Einsatz des Fremdworts im Deutschen, Superlativstil, Slogans usw. Dies wird jedoch weder mit den Befunden in einer anderen Sprache kontrastiert noch durch linguistische Textaspekte wie Gliederung, Sprecherperspektive, Tempora, Deixis, Konnexion etc. konkretisiert. – Dies versucht dagegen HOUSE (1997) (s. Kap. 4.5).

A. SEGUÍ (1990): „Zur Texttypologie von Katharina Reiß“. In: Lebende Sprachen 2/1990, 4953, 52.

Wir lesen schon bei NIDA/TABER (1969:140): „Eines der speziellen Probleme für Übersetzer besteht darin, daß ein sehr hoher Prozentsatz beliebiger Bibeltexte verschiedene Arten der Redeform miteinander verbindet. Die sog. Darlegung ist weithin eine Verbindung von Beweisführung und Beschreibung; und ein Gespräch kann Erzählung, Beweisführung und Beschreibung enthalten, Dichtung kann Erzählung (epische Lyrik) oder Beweisführung (im Sinne von Belehrung) umfassen.“

7.5 Übersetzungsrelevante Textgattungen (Koller)

Die Benennung trägt leider nicht sehr zur Klärung bei, da „Textgattung“ eigentlich ein literaturwissenschaftlicher Terminus ist zur Unterscheidung der Gattungen Lyrik, Epik und Dramatik. Und eine „Textkategorie“ kann unspezifisch jede sinnvolle Zusammenfassung von Texten bedeuten, wie auch „Textklasse“. KOLLER wollte sich hier wohl gegen die „Texttypen“ von REISS absetzen. Seine Zweiteilung der Textkategorien erinnert auch an die SCHLEIERMACHERS, allerdings auf Wörter bezogene, von solchen, die Gegenstände bezeichnen und anderen welche Gefühle erfassen (s. Kap. 2.2).

Hier unterscheidet KOLLER drei „Untergruppen“ (1992:275): (a) Fachtexte, die durch internationale Sprachnormung mehrsprachig terminologisiert sind, (b) solche, bei denen dies nur teilweise der Fall ist, woraus sich das „Problem der übersetzungsbezogenen Terminologiearbeit“ ergibt, und (c) Fachtexte, „deren Wortschatz sich auf landesspezifische Sachverhalte bezieht, d.h. Fachtexte im juristischen, soziologischen, ökonomischen Bereich, die gebunden sind an institutionelle Verhältnisse in einem bestimmten Land. Bei diesen Texten stellt sich insbesondere das Problem der Wiedergabe landeskonventioneller Elemente“.

7.6 Aspektliste zum Übersetzen (Gerzymisch-Arbogast)

In GERZYMISCH-ARBOGAST (2002:25) wird das Vorgehen erläutert: „Die einzelproblemorientierte Perspektive (Aspektra) erfasst auffällige Einzelfälle (z.B. Metaphern, Hervorhebungen, syntaktische Strukturen) im Text, fragt vor dem Hintergrund der kontrastiven Kompatibilität nach ihrer prinzipiellen Realisierbarkeit in der Zielsprache und -kultur und setzt diese dann unter Berücksichtigung weiterer Zieltextdeterminanten (Übersetzungszweck, Zielsprachen(ZS)-Norm und ZS-Texttyp bzw. Textsorte) in einen zielsprachlichen Text um. – Die musterorientierte Perspektive (Relatra) erfasst auffällige summativ analysierbare Muster (z.B. thematische und isotopische Muster im Text, fragt wiederum vor dem Hintergrund der kontrastiven Kompatibilität nach ihrer Realisierbarkeit in der ZS (…). – Im Rahmen der holistischen Perspektive (Holontra) werden ganzheitliche Gesamtvorstellungen im Text (z.B. kulturspezifische oder fachwissenschaftliche Gesamtstrukturen) analysiert (…)“. – Vgl. Heidrun GERZYMISCH-ARBOGAST (2002): „Ansätze der neueren Übersetzungsforschung.“ In: J. BEST/S. KALINA (Hrsg.) (2002): Übersetzen und Dolmetschen. Tübingen: Francke, 1729.

8.1 Die Sprechakttheorie (Austin, Searle)

Deutsche Ausgabe: Zur Theorie der Sprechakte. Stuttgart 1972.

Dieter WUNDERLICH (Hrsg.) (1972, 21975): Linguistische Pragmatik. Frankfurt am Main: Fischer.

SEARLE spricht von „representatives, directives, commissives, expressives, declarations“. Vgl. Ders. (1976): „A classification of illocutionary Acts“. Language in Society 5, 123, S. 10ff.

Vgl. Anna TROSBORG (1994): „‘Acts’ in contracts: Some guidelines for translation.“ In: M. SNELL-HORNBY, K. PÖCHHACKER, K. KAINDL (Hrsg.) (1994): Translation Studies: An Interdiscipline. Amsterdam, Philadelphia: Benjamins, S. 309318.

Vgl. Susanne GÖPFERICH (1995): Textsorten in Naturwissenschaften und Technik. Pragmatische Typologie – Kontrastierung – Translation. Tübingen: Narr, besonders S. 346ff.

8.3 Die funktionale Satzperspektive und Fokussierung

Vgl. V. MATHESIUS (1929): „Zur Satzperspektive im modernen Englisch.“ In: ASNA 84, S. 202210. – Vgl. auch B. BRÖMSER (1982): Funktionale Satzperspektive im Englischen. Tübingen: Narr; und BUSSMANN (1990).

Man vergleiche die folgenden Sätze: (a) Die Königstochter war ein schönes junges Mädchen. (b) Eines der Mädchen war die Königstochter. Die Aussage ist jeweils verschieden.

Vgl. hier auch die Darstellung der „mikrostrukturellen Perspektive“ im aspektiven Lesen bei GERZYMISCH-ARBOGAST (1994:132) (s. Kap. 7.6).

Es sind dies Verben wie to be, contain, belong to, possess, enter, receive, mit denen die Rollen von Subjekt und Objekt umgedreht werden.

Vgl. R. QUIRK/S. GREENBAUM (1976): A University Grammar of English. London: Addison Wesley. – J. ERBEN (1980): Deutsche Grammatik. Ein Abriß. München: Fischer.

8.5 Strategie des Übersetzens (Hönig /Kußmaul)

Dort muss der Arzt oder Apotheker den Gebrauch des Medikaments und die Gefahren erläutern. Vgl. HÖNIG/KUSSMAUL (1982:48).

Vgl. Paul KUSSMAUL (1986): „Übersetzen als Entscheidungsprozeß. Die Rolle der Fehleranalyse in der Übersetzungsdidaktik.“ In: Übersetzungswissenschaft – Eine Neuorientierung. Hrsg. v. M. SNELL-HORNBY. Tübingen: Francke 1986, 206229, S. 210.

9.1 Literarische Qualität in Übersetzungen (Levý, Popovič)

Über seine Stellung im Rahmen des „Russischen Formalismus“ unterrichtet Erich PRUNČ (2007:202214).

Vgl. Alena PETROVA: „Ein neuer theoretischer Ansatz zum literarischen Übersetzen: Linguistisch-semiotisches Analyseverfahren für literarische Ausgangstexte und seine didaktische Umsetzung in der Übersetzerausbildung in Innsbruck“. In: P.A. SCHMITT et. al. (Hrsg.) (2011): Translationsforschung. Tagungsberichte der LICTRA Teil 2. Frankfurt am Main: Lang, p. 629642.

9.3 Manipulationistische Fallstudien (Bassnett, Hermans, Lefevere)

Der in Amsterdam lehrende amerikanische Übersetzer James S. HOLMES distanzierte sich von „Theorien“ des Übersetzens, die oft bloß die Meinung des Verfassers wiedergäben, aber auch von „Wissenschaften“ des Übersetzens, die sich oft kaum zur Untersuchung literarischer Texte eignen, und prägte stattdessen den Ausdruck „Translation Studies“ für einen neuartigen Forschungsansatz. Vgl. James HOLMES (1972): The Name and Nature of Translation Studies. Amsterdam: Translation Studies Section, Department of General Studies, p. 8.

Wegen dieser Neuorientierung sollte der Ausdruck auch nicht unreflektiert als englische Übersetzung für dt. Übersetzungswissenschaft verwendet werden.

Mit dem Akzeptieren von Textveränderungen steht die Manipulation School in diametralem Gegensatz zur linguistischen Übersetzungswissenschaft, die „Äquivalenz“ auf möglichst vielen Ebenen anstrebt (s. Kap. 4.5) und Übersetzungsfehler untersucht (s. Kap. 5.4).

Vgl. U. KJÄR (1988): „Der Schrank seufzt“. Metaphern im Bereich des Verbs und ihre Übersetzung. Göteborg (Göteborger Germanistische Forschungen, 30). – Oder auch: Rudolf ZIMMER (1981): Probleme der Übersetzung formbetonter Sprache. Berlin: de Gruyter. – Siehe auch: Birgit BÖDEKER/Katrin FREESE (1987): „Die Übersetzung von Realienbezeichnungen bei literarischen Texten: Eine Prototypologie.“ In: TEXTconTEXT 23/1987, S. 137165.

Siehe Gideon TOURY (1980): In Search of a Theory of Translation. Tel Aviv: The Porter Institute for Poetics and Semiotics, p. 27.

Vgl. den gemeinsamen Sammelband (1990): Translation, History and Culture. London: Pinter.

9.4 Literatur als Polysystem (Even-Zohar)

Vgl. Itamar EVEN-ZOHAR (1990): Polysystem Studies. Tel Aviv. – Oder: I. EVEN-ZOHAR/G. TOURY (eds.) (1981): Theory of Translation and Intercultural Relations. Tel Aviv.

So bemerkt Theo HERMANS in seiner Einleitung (1985:10): „The work of Itamar Even-Zohar in particular is directly associated with the new approach“.

Erich PRUNČ (2007:2261970