Kernprobleme unserer Zeit: Was soll der Staat tun? Was muss der Staat tun? Was sollte er besser lassen? Und was vermag die Wirtschaft?
John Maynard Keynes zählt zu den bedeutendsten Ökonomen des 20. Jahrhunderts. Die neoklassische Theorie, dass die Märkte schon alles von sich aus richten würden, griff er scharf an: Dies sei nicht richtig, sondern nur einfach gedacht und deshalb so erfolgreich.
Der Essay gehört »in seiner ganzen Unvollkommenheit«, wie Nikolaus Piper in seinem Essay zusammenfasst, »zu den wichtigsten Dokumenten in der Geschichte des ökonomischen Denkens«.
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Locke, A Letter Concerning Toleration [London 1690; dt.: Ein Brief über Toleranz, übers. von Julius Ebbinghaus, Hamburg 1996, S. 19].
An Enquiry Concerning the Principles of Morals, Abschnitt IX [London 1751; dt.: David Hume, Eine Untersuchung über die Prinzipien der Moral, übers. von Gerhard Streminger, Stuttgart 2012, S. 142].
»Ich erspare mir«, meint der Archidiakon [Erzdiakon] Paley, »einen Großteil der üblichen Deklamationen über die Würde und Fähigkeiten unserer Natur, die Überlegenheit der Seele über den Körper, des rationalen Teils über den animalischen Teil unseres Wesens; über die Würdigkeit, Feinheit und Köstlichkeit bestimmter Befriedigungen und die Gemeinheit, Grobheit und Sinnlichkeit anderer: weil ich der Meinung bin, dass Genüsse sich in nichts anderem als in der Dauer und Intensität voneinander unterscheiden.« (Principles of Moral and Political Philosophy, B. 1, Kap. 6 [Boston 1801, S. 36]).
Leslie Stephen, History of English Thought in the Eighteenth Century, Bd. II, S. 192 [London 1876].
Godwin trieb das Laissez-faire so weit, dass er meinte, jegliche Regierung sei ein Übel, worin Bentham beinahe mit ihm übereinstimmte. Bei ihm wird die Lehre von der Gleichheit zu einer des extremen Individualismus, die bereits an Anarchie grenzt. »Die universelle Ausübung des privaten Urteils«, sagt er »ist eine Lehre, die so unsagbar schön ist, dass es einem wahren Politiker gewiss unendlich widerstreben muss, die Vorstellung zu hegen, sich in sie einzumischen« (siehe Leslie Stephen, a. a. O., Bd. II, S. 277).
Man kann mit der Ansicht Coleridges sympathisieren, wie sie Leslie Stephen zusammengefasst hat, nämlich dass »die Utilitaristen jedes Element des Zusammenhalts zerstörten, die Gesellschaft zu einem Kampf eigensüchtiger Interessen machten und die eigentlichen Wurzeln jeglicher Ordnung, allen Patriotismus’, aller Poesie und Religion angriffen.«
»Que faut-il faire pour vous aider?« [›Was muss getan werden, um Ihnen zu helfen?‹] fragte Colbert. »Nous laisser faire« [›Uns gewähren lassen‹], antwortete Legendre.
Zur Geschichte des Begriffs siehe [August] Oncken, Die Maxime Laissez faire et laissez passer [erschienen 1887], woraus die meisten der folgenden Zitate entnommen sind. Die Behauptungen des Marquis d’Argenson wurden übersehen, bis Oncken sie anführte, zum Teil weil die einschlägigen Passagen, die zu seinen Lebzeiten veröffentlicht wurden, anonym (Journal Œconomique, 1751), und zum Teil, weil seine Werke bis 1858 (Mémoires et Journal inédit du Marquis d’Argenson [Paris 1858]) nicht vollständig veröffentlicht worden waren (obwohl sie wahrscheinlich zu seinen Lebzeiten privat von Hand zu Hand gingen).
»Pour gouverner mieux, il faudrait gouverner moins.«
»On ne peut dire autant de nos fabriques: la vraie cause de leur déclin, c’est la protection outrée qu’on leur accorde.« (›Dasselbe lässt sich von unseren Fabriken nicht behaupten: Die wahre Ursache ihres Niedergangs ist die übermäßige Protektion, die wir ihnen zugestehen.‹]
Sidgwick, Principles of Political Economy, [Cambridge 1887], S. 20.
Bentham verwendet den Ausdruck »laissez-nous faire« [›Lassen Sie uns machen‹] (Works, S. 440).
Verfasst im Jahr 1793, ein Kapitel wurde 1798 in der Bibliothèque Britannique abgedruckt, und der gesamte Text erstmals in Bowrings Ausgabe seiner Works ([Edinburgh] 1843) abgedruckt.
Vgl. Sidgwick, a. a. O., S. 22: »Selbst jene Ökonomen, die im Wesentlichen Adam Smiths Begrenzungen der Regierungssphäre anhingen, setzten diese Begrenzungen eher traurig als triumphierend durch; nicht als Bewunderer der Gesellschaftsordnung, die sich gegenwärtig aus der »natürlichen« Freiheit ergab, sondern überzeugt davon, dass sie zumindest jeder künstlichen Ordnung vorzuziehen sei, durch die die Regierung sie möglicherweise ersetzen könnte.«
[Edwin Cannan, A History of the] Theories of Production and Distribution [in English Political Economy from 1776 to 1848, London 1903], S. 494.
Cairnes hat die »vorherrschende Vorstellung« in folgender Passage aus derselben Vorlesung gut beschrieben: »Die vorherrschende Vorstellung ist, dass die politische Ökonomie zu zeigen versucht, dass Wohlstand am schnellsten akkumuliert und am gerechtesten verteilt werden kann; dass also das menschliche Wohl am effektivsten durch den einfachen Prozess gefördert werden kann, dass man die Menschen in Ruhe lässt; dass man also die Einzelnen den Antrieben des Eigeninteresses folgen lässt, welche weder durch den Staat noch die öffentliche Meinung eingeschränkt werden, solange sie sich der Gewalt und des Betrugs enthalten. Das ist die Doktrin, die gemeinhin als Laissez-faire bekannt ist; und entsprechend wird meines Erachtens die politische Ökonomie ganz allgemein als eine Art von wissenschaftlicher Interpretation dieser Maxime angesehen – eine Verteidigung der Freiheit des individuellen Unternehmertums und von Verträgen als der einzigen und hinreichenden Lösung aller Probleme der Industrie.«
[Alfred Marshall,] »The Social Possibilities of Economic Chivalry«, Economic Journal, XVII (1907), S. 9.
Zitiert von [John Ramsay] McCulloch in seinen Principles of Political Economy, [Edinburgh 1825].
Benthams Manual of Political Economy, postum veröffentlicht in Bowrings Ausgabe (1843). [Dort argumentierte er, dass die Vergangenheit uns lehre, dass sich Regierungen lieber weniger als mehr in ökonomische Belange einmischen sollten. Das Motto »Sei still!« sei besser, entsprechend eine »Non-Agenda« (eine Nicht-Handlungsanweisung). Alles, was von dieser Grundregel abweicht (etwa die Tatsache, dass bestimmte lebenswichtiger Güter für die meisten zu teuer würden und man hier eingreifen müsse) wären »Agenda«-Punkte für die Regierung (vgl. Jeremy Bentham’s Economic Writings, 3 Bde., hrsg. von Werner Stark, London 1952–54, Bd. III, S. 333; vgl. auch S. 247–302).]
Diese Kapitelnummerierung fehlt in der ursprünglichen Ausgabe der Essays in Persuasion.
Locke: John Locke (1632–1704), berühmter englischer Philosoph, mit wichtigen Schriften nicht nur zu genuin philosophischen Problemen, sondern auch zur Staatsführung und Pädagogik sowie über die Frage der Religion.
Hume: David Hume (1711–1776), einer der bis heute einflussreichsten englischen Philosophen, der den Möglichkeiten des Einzelnen besonderes Augenmerk schenkte.
Paley: William Paley (1743–1805), englischer Philosoph, Vertreter der Uhrmacher-Analogie, dass die Zweckmäßigkeit bzw. das »Design« der Schöpfung von Lebewesen zwingend auf einen Schöpfer schließen lasse, wie man auch eine Taschenuhr als etwas Konstruiertes erkenne (vgl. etwa sein Werk Natural Theology, or Evidences of the Existence and Attributes of the Deity, Collected from the Appearances of Nature von 1802).
Bentham: Jeremy Bentham (1748–1832), Begründer des klassischen Utilitarismus, für den grob gesprochen die Nutzensummenmaximierung des Glücks für die größte Anzahl von Menschen zählt, nicht jedoch das Glück eines Einzelnen.
Rousseau: Jean-Jacques Rousseau (1712–1778), mit seinem Erziehungsroman Emile sowie seinen verschiedenen preisgekrönten Essays und Forschungsvorhaben einer der großen Theoretiker der Aufklärung.
Deus ex machina: Fachbegriff aus der Dramentheorie: Um das verwickelte Knäuel der Handlungsfäden am Ende eines Stückes auflösen zu können, erscheint etwa in antiken oder in Barock-Dramen unvermittelt ein Gott auf der Bühne, der das verworrene Geschehen ordnet und zu einem völlig unerwarteten guten Ende führt. Wörtlich ›Gott aus der Maschine‹, also ein Gott, der aus den Kulissen bzw. der Theatermaschinerie hervorkommt.
»Es läuft der Vernunft … und zu gehorchen.«: Zitat aus David Humes Traktat über die menschliche Natur (nach der Übers. von Theodor Lipps, Berlin 2019, B. 2, Tl. 3, Abschn. 3, S. 380, 379).
Johnson: Samuel Johnson (1709–1784), englischer Schriftsteller und Kritiker, zu Lebzeiten bedeutsam für das literarische Schaffen Großbritanniens.
Burke: Edmund Burke (1729–1797