Christa Zeuch, hauptsächlich Autorin von Kinder-und Jugendbüchern, lebt und arbeitet in der Nähe von Eckernförde an der Ostsee. Seit 1984 hat sie rund 60 Titel in namhaften Verlagen veröffentlicht, darunter einige Lyrikbände für Kinder, die sich mit vielen Themenbereichen zugleich an Erwachsene wenden. Ihre Gedichte, Lieder und Kurzgeschichten sind auch fester Bestandteil in Schulbüchern.
Die vorliegende Sammlung mit 88 Texten enthält Ungereimtes und Gereimtes für Erwachsene, das im Laufe von drei Jahrzehnten sporadisch entstand.
Die Zeit zerfließt
wie die Eisblumen
am Fenster des
Fahrradschuppens
Dunkel Erinnertes
betritt den Raum
ohne Geruch
farblos -
blasse Marionette in
Kleidern von Gestern
Neue Worte werden geboren
aus althergebrachten Lauten
im Heute bewegt
beginnt Zurückgelassenes
rätselhaft kostbar
zu leuchten:
Kruppelkupfer
Geheimnisschubkater
Zimtnutzchen
Regenbogenfontanelle
Schreberkarpfen
Schnupfwinkel
Über meinem Essbrett
summt das Snokel
in wohlbekannter
Unauffälligkeit
Tief aus dem Kaffee
snokelströmt's mir
nasenein
Von jedem Sahnetropfen
dessen Weiß
den Tasseninhalt marmoriert
vergeht ein Snokel
bis zum gewohnten
Umrühren
Und derart snokelt sich's
in unbekümmerter Häufigkeit
durch den Tag
Augenflug zu den Wolken -
den Bruchteil einer Sekunde
papieren schwebend
ein unvermittelt
vorbei huschender Duftstrom
so wenig zu halten wie
Pusteblumensamen
im Wind
zu hautdurchlässig
zu herzdurchlässig
dieser Glückshauch
von Rückkehr in
Kindheitsunschuld
Das Eine das Schöne
sah ich entfernt
vor tausend Jahren
Das Andere das Schöne
bedurfte keiner Minute
es zu treffen
Und dennoch war es
ein und dasselbe
schöne Schöne
Tief nah allumfassend
durchdringt das Universum
den Augenblick
unseres Wiedersehens
Nichts Irdisches
das uns umgibt
In der Umarmung
werden wir All
denn nun bist du nicht Zeit
bist du nicht Raum
bist du da
Da pumpt das Herz
ganze Meere Lebenssaft
durch Aderngeflecht
kaum wahrnehmbar
ohne Zwischenstopp
scheinbar endlos
unendlich
Doch unversehens
überschreitet jedes Kraftwerk
den Zenit seiner Lebensdauer
wird es lustlos
saft- und kraftlos
und endlich
endlich
Es ist meist weniger
als ein Sekundenimpuls
der deine Entscheidung
bestimmt
und die Ermessensfrage
beantwortet:
hinwachsen zum Ziel
oder
ziellos festwachsen?
Mitunter scheint die Nähe
des Nahen fern
Entferntes hautnah
Mitunter tobt in dir
ein Ozean zwischen
uferlosen Ufern
Mitunter ist dein Ziel nichts
das die Zeit dir bestimmt
und die Kilometersteine
gehören dem Regen
Nicht selten werden
Leben geboren
aus Augenblicken
Ihre Tiefe entscheidet
ob neues Lebenswunder
die Welt betreten
oder eine
lediglich unerfüllte
Größe sein darf
Komm, leg
mit deinem Augenblick
ein Samenkorn
in meine Iris!
Tausend Schleifchenwolken
übersäen Himmelsweite
mir allein geschenkt
denn niemand
außer mir wagte
sie dort zu entdecken
du ja
Aufgekleckt hast du
meine Augenfenster
meine Nase den
Irrglauben wittern lassen
ich dekorierte
meinen Alltag
lediglich als Staubkorn
Gespensterchen
du ja
Aufgekleckt hast du
meine Sinne mir
Klarsicht geschenkt ich
sei Pilot meiner selbst
lenkte zielsichere Ambitionen
durchs ungeordnete Getriebe
meines Tagesablaufs
denn mein Ich
sei im Kern
ein bedeutsames ICH
Nutzlosen Plunderwust
aus verstaubten Ecken
ans Licht zerren
und kalten Blicks zensieren
die guten ins Töpfchen
die faulen ins Kröpfchen
Souvenirs vernichten