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© für die Originalausgabe und das eBook: 2015 LangenMüller
in der F. A. Herbig Verlagsbuchhandlung GmbH, München.
Alle Rechte vorbehalten.
Schutzumschlag: Wolfgang Heinzel
Schutzumschlagfoto und Fotos innen: © Ingrid Kollmer, Wien
Satz und eBook-Produktion: EDV-Fotosatz Huber/Verlagsservice G. Pfeifer, Germering
ISBN 978-3-7844-8210-1
Für Sandra und Roger
Der Ungustl
Es gibt Typen, die beklemmend böse und qualvoll auf uns wirken. In Österreich bezeichnet man diese mit einem einzigen Wort: Ungustl.[1]
Denen weicht man aus.
Ich konnte ihm jedoch nicht ausweichen, denn er quälte mich seelisch und körperlich. Und deshalb ist dies ist kein Trostbüchlein. Keine Durchhalteparolen oder Mutmacher füllen die Seiten. Keine Ratschläge aus Großmutters Nähkästchen oder Vorschläge, um jung, gesund und positiv zu bleiben, werden suggeriert. Nein. »Der Ungustl« ist nichts weiter als ein Tatsachenbericht, in dem ich meine Krebserkrankung schildere.
In Zeitungen und Broschüren lese ich die tröstlichen Aussagen der Onkologen: »Bei jedem Patienten muss eine individuelle Entscheidung getroffen werden!«
Ich denke mir: »Super! Wie schaffen die das, bei einer halben Million krebskranker Menschen jährlich?«
Ein anderer Gott in Weiß bemüht sogar Seneca und schreibt: »Der Arzt ist dein Freund, der eine schwere Situation mit dir gemeinsam bewältigt …«
»Doppelt super! Bei einem Zwanzigminutengespräch – eine Meisterleistung!«
Als die Diagnose Darmkrebs gestellt wurde, begann ich, schonungslos und aufrichtig meine seelischen und körperlichen Begleiterscheinungen zu notieren, denn für einen krebskranken Menschen werden die kleinsten Dinge im Leben bedeutsam. Weit entfernt von jedem Wunderheilungs- oder Esoterikglauben stellte ich fest: Es gibt nicht nur die spürbare und sichtbare Realität. Das Unterbewusstsein, von dem die Psychotherapeuten behaupten, es sei wichtiger als das Bewusstsein, sendet manchmal verblüffende Signale und ich bemerkte: »Es tut mit mir!«
Ja, es tat mit mir und ich fasste den Entschluss, meine persönlichen Gefühle, Erlebnisse, alles Erträgliche und Unerträgliche ungeschönt zu schildern. Wenn es mir gelingt, mit dem »Ungustl« ein zustimmendes Nicken oder ein Lächeln in ein trauriges Gesicht zu bringen, freut sich
Ihre
Topsy Küppers
[1] Nach Peter Wehle in »Sprechen Sie Wienerisch?« ist der Ungustl ein unappetitlicher, widerlicher Typ. Das Buch erschien im März 2003 bei Ueberreuter.