Ausgehend von der Interpretation eines Vasenbildes wirft Luca Giuliani ein neues Licht auf die Ikonographie insgesamt, auf die Gattung der Komodie und die Poetik des Aristoteles. Griechisch-unteritalische Vasen des 4. Jahrhunderts v. Chr. fuhren dem Betrachter oft Possenbilder vor Augen. Mit welchen Mitteln wird in diesen Bildern eine komische Wirkung erzeugt, und worin unterscheiden sie sich strukturell von ernsten mythologischen Bildern? Der Unterschied zwischen den zwei ikonographischen Gattungen findet eine unmittelbare Entsprechung im realen Theater, in der Differenz zwischen Komodie und Tragodie. Dabei besteht ein Charakteristikum der Komodie darin, dass sie auch sich selbst bzw. das Theater im allgemeinen zu thematisieren in der Lage ist; infolge dieser Selbstreferentialitat besitzt sie - obwohl sie in der aristotelischen Theorie ausdrucklich als eine mindere Gattung gilt - ein ganz anderes reflexives Potential als die Tragodie, der jede Form von Selbstreferentialitat untersagt ist. Ein ahnliches Potential kommt auch in manchen Possenbildern zum Zuge. Ihrer Komik kann mitunter eine unerwartet anspruchsvolle Theorie der Gattungen zugrunde liegen, die gar nicht so weit entfernt ist von dem, was man daruber in der aristotelischen Poetik lesen kann.