Inhaltsverzeichnis
Vorwort
Danksagungen
Abkürzungen (Erläuterung siehe angegebene Seite)
Internationale Organisationen und Nationale Komitees
Mitglieder der TNM-Komitees der UICC
Herausgeber der einzelnen Abschnitte
Einleitung
Kopf- und Halstumoren
Lippen und Mundhöhle
Pharynx
Larynx
Nasenhöhle und Nasennebenhöhlen
Malignes Melanom des oberen Aerodigestivtraktes
Große Speicheldrüsen
Schilddrüse
Tumoren des Verdauungstraktes
Ösophagus
Magen
Gastrointestinaler Stroma-Tumor (GIST)
Dünndarm
Appendix
Karzinoid – Appendix
Gastrointestinale neuroendokrine Tumoren
Kolon und Rektum
Analkanal
Leber – Hepatozelluläre Karzinome
Leber – Intrahepatische Gallengänge
Gallenblase und Ductus cysticus
Perihiläre Gallengänge
Distale extrahepatische Gallengänge
Ampulla Vateri
Pankreas
Lungen- und Pleuratumoren
Lunge
Pleuramesotheliom
Knochen- und Weichteiltumoren
Knochen
Weichteile
Hauttumoren
Karzinom der Haut
Karzinom der Haut des Augenlids
Malignes Melanom der Haut
Merkelzellkarzinome der Haut
Mammatumoren
Gynäkologische Tumoren
Vulva
Vagina
Cervix uteri
Uterus Endometrium
Uterussarkome
Ovar
Tuba uterina
Trophoblastäre Schwangerschaftstumoren
Urologische Tumoren
Penis
Prostata
Hoden
Niere
Nierenbecken und Harnleiter
Harnblase
Harnröhre
Nebennierenrindentumoren
Augentumoren
Karzinom der Konjunktiva
Malignes Melanom der Konjunktiva
Malignes Melanom der Uvea
Retinoblastom
Orbitasarkom
Karzinom der Tränendrüsen
Hodgkin-Lymphom
Non-Hodgkin-Lymphome
Beachten Sie bitte auch weitere interessante Titel zu diesem Thema
Gires, O., Seliger, B. (Hrsg.)
Tumor-Associated Antigens
Identification, Characterization, and Clinical Applications
2009
ISBN: 978-3-527-32084-4
Allgayer, H., Rehder, H., Fulda, S. (Hrsg.)
Hereditary Tumors
From Genes to Clinical Consequences
2009
ISBN: 978-3-527-32028-8
Tuffaha, M. S. A.
Phenotypic and Genotypic Diagnosis of Malignancies
An Immunohistochemical and Molecular Approach
2008
ISBN: 978-3-527-31881-0
zur Hausen, H.
Infections Causing Human Cancer
2006
ISBN: 978-3-527-31056-2
Autoren
Prof. Dr. C. Wittekind
Universitätsklinikum Leipzig
Institut für Pathologie
Liebigstr. 26
04103 Leipzig
Prof. Dr. Hans Joachim Meyer
Städt. Klinikum Solingen
Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie
Gotenstraße 1
42653 Solingen
This Work is a co-publication between the UICC and John Wiley & Sons, Ltd.
Titel der englischen Ausgabe:
L.H. Sobin, M.K. Gospodarowicz,
Ch. Wittekind (eds.): TNM Classification of Malignant Tumours, 7th Edition
Copyright © 2009 by John Wiley & Sons.
All rights reserved.
7. Auflage 2010
4., korrigierter Nachdruck 2012
Alle Bücher von Wiley-VCH werden sorgfältig erarbeitet. Dennoch übernehmen Autoren, Herausgeber und Verlag in keinem Fall, einschließlich des vorliegenden Werkes, für die Richtigkeit von Angaben, Hinweisen und Ratschlägen sowie für eventuelle Druckfehler irgendeine Haftung.
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über <http://dnb.d-nb.de> abrufbar.
© 2010 WILEY-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim
Alle Rechte, insbesondere die der Übersetzung in andere Sprachen, vorbehalten. Kein Teil dieses Buches darf ohne schriftliche Genehmigung des Verlages in irgendeiner Form – durch Photokopie, Mikroverfilmung oder irgendein anderes Verfahren – reproduziert oder in eine von Maschinen, insbesondere von Datenverarbeitungsmaschinen, verwendbare Sprache übertragen oder übersetzt werden. Die Wiedergabe von Warenbezeichnungen, Handelsnamen oder sonstigen Kennzeichen in diesem Buch berechtigt nicht zu der Annahme, dass diese von jedermann frei benutzt werden dürfen. Vielmehr kann es sich auch dann um eingetragene Warenzeichen oder sonstige gesetzlich geschützte Kennzeichen handeln, wenn sie nicht eigens als solche markiert sind.
Satz: primustype Robert Hurler GmbH, Notzingen
ISBN: 978-3-527-32759-1
Die sind weise zu nennen,
die Dinge in die rechte Ordnung bringen
Thomas von Aquin
Summa contra gentiles, Buch 1, Kapitel 1
Vorwort
In der 7. Auflage der TNM-Klassifikation maligner Tumoren blieben die meisten Tumoren gegenüber der 6. Auflage1 unverändert. Einige Tumorentitäten und anatomische Lokalisationen wurden neu eingeführt: Damit wurde der Basisphilosophie gefolgt, die Klassifikationen über einen längeren Zeitraum stabil zu halten.
Die Veränderungen und Modifikationen basieren auf neuen Daten zur Prognose und neuen Methoden zur Bestimmung der Prognose2. Einige der Veränderungen wurden bereits im TNM Supplement3 als Vorschläge publiziert. Unterstützende Daten rechtfertigen ihre Aufnahme in die 7. Auflage.
Bedeutsame Veränderungen betreffen die Karzinome des Ösophagus, des gastroösophagealen Übergangs, des Magens, der Lunge, der Appendix, der Gallengänge, der Haut und der Prostata. Einige Klassifikationen sind neu: Gastrointestinale Karzinoide (neuroendokrine Tumoren), gastrointestinale Stroma-Tumoren, Schleimhautmelanome des oberen Aerodigestivtraktes, Merkelzellkarzinome, Uterussarkome, intrahepatische Cholangiokarzinome und Nebennierenrindenkarzinome.
Eine neue Vorgehensweise wurde eingeführt, um die Stadiengruppierungen von den prognostischen Gruppierungen abzugrenzen, wobei in Letzteren neben den T-, N- und M-Kategorien auch andere Prognosefaktoren berücksichtigt werden. Diese neuen prognostischen Gruppen werden für Tumoren des Ösophagus und der Prostata vorgestellt. Ausgenommen für die Vorstellung sowohl von Stadiengruppierungen als auch von prognostischen Gruppierungen für die oben erwähnten Entitäten, stimmt die 7. Auflage der UICC-Klassifikation mit der 7. Auflage des American Joint Committee on Cancer (AJC)4 überein. Dies ist das Ergebnis unserer Bestrebungen nur einen Standard zu haben und reflektiert die Bemühungen aller nationalen TNM-Komitees, auf diesem Gebiet Einheitlichkeit zu erzielen.
Inhaltliche Änderungen der vorliegenden 7. Auflage gegenüber der 6. Auflage sind durch eine Linie am linken Rand des Textes gekennzeichnet. Gleiches gilt für neue Klassifikationen von bisher nicht klassifizierten Tumoren. Um Verwechslungen zu vermeiden, werden die TNM-Nutzer dringend aufgefordert, die Auflage (Erscheinungsjahr) der TNM-Klassifikation, die sie verwendet haben, im Literaturverzeichnis anzugeben.
Eine TNM-Homepage im Internet mit häufig gestellten Fragen (Frequently Asked Questions (FAQs)) und ein Formblatt, um Fragen einzureichen oder Kommentare abzugeben, sind zu finden unter: http://www.uicc.org.
Das TNM Prognostic Factors Project hat ein Verfahren institutionalisiert, um Vorschläge zur Verbesserung der TNM-Klassifikation zu evaluieren. Das Verfahren zielt auf eine kontinuierliche, systematische Verbesserung hin und besteht aus zwei Armen:
Die Autorenvorschläge und die Ergebnisse der Literaturrecherche werden durch ein Expertenpanel der UICC und durch die Mitglieder des TNM Prognostic Factors Project Committee ausgewertet. Die nationalen TNM-Komitees einschließlich des American Joint Committee on Cancer (AJCC) beteiligen sich an diesem Prozess. Detaillierte Angaben und eine Checkliste, die die Formulierung von Vorschlägen erleichtern soll, kann über die Webseite: www.uicc.org bezogen werden.
International Union Against Cancer (UICC)
62, route de Frontenex
CH-1207 Geneva, Switzerland
Fax ++41 22 8091810
1International Union Against Cancer (UICC): TNM Classification of Malignant Tumours. 6th ed. Sobin LH, Wittekind Ch., eds., New York: Wiley; 2002.
2International Union Against Cancer (UICC): Prognostic Factors in Cancer. 3rd ed. Gospodarowicz MK, O’Sullivan B, Sobin LH, eds., New York: Wiley; 2006.
3International Union Against Cancer (UICC): TNM Supplement. A commentary on uniform use. 3rd ed. Wittekind Ch, Henson DE, Hutter RVP, Sobin LH, eds. New York; 2003.
4American Joint Committee on Cancer (AJCC) Cancer Staging Manual 7th ed., Edge SB, Byrd DR, Compton CC, Fritz AG, Greene FL, Trotti A, eds. New York: Springer, 2009.
Danksagungen
Die Herausgeber freuen und bedanken sich für die große Hilfe, die sie von den Mitgliedern des TNM Prognostic Factors Project Committee und den Nationalen TNM Komitees sowie Internationalen Organisationen, aufgeführt auf den Seiten XV–XVIII, erhalten haben.
Unser besonderer Dank gilt wieder Herrn Professor Dr. med. Dr. h.c. Paul Hermanek für die konstruktive und unermüdliche Unterstützung auch bei der Neubearbeitung dieser 7. Auflage.
Die 7. Auflage der TNM-Klassifikation maligner Tumoren ist nicht zuletzt das Ergebnis zahlreicher Treffen, die von den Sekretariaten der UICC und des AJCC organisiert wurden.
Diese Publikation wurde unterstützt durch finanzielle Unterstützung (Nr. 1U58DP001819-01, HR/CCH 013713 und HR 3/CCH417470) des Center for Disease Control and Prevention (CDC), USA. Die Autoren sind verantwortlich für den Inhalt der Publikation, der nicht notwendigerweise die offizielle Einschätzung des CDC repräsentiert.
Dem Verlag Wiley-Blackwell und seinen Mitarbeitern danken wir für die redaktionelle Betreuung und die gediegene Ausstattung.
Abkürzungen (Erläuterung siehe angegebene Seite)
a | autoptisch (S. 16) |
c | klinisch (S. 7) |
C | C-Faktor (Diagnosesicherheit) (S. 18) |
G | histopathologisches Grading (S. 15) |
ICD-O | International Classification of Diseases for Oncology, 3. Auflage 2000 (S. 9) |
ITC | isolierte Tumorzellen (S. 13) |
L | Lymphgefäßinvasion (S. 17) |
m | multiple Tumoren (S. 16) |
M | Fernmetastasen (S. 10) |
N | regionäre Lymphknotenmetastasen (S. 10) |
p | pathologisch (S. 17) |
Pn | perineurale Invasion (S. 17) |
r | Rezidivtumor (S. 16) |
R | Residualtumor nach Behandlung (S. 19) |
sn | Sentinel-Lymphknoten (S. 13) |
Stage | Anatomische Stadiengruppierung (S. 20) |
T | Ausdehnung des Primärtumors (S. 10) |
V | Veneninvasion (S. 17) |
y | Klassifikation nach initialer multimodaler Therapie (S. 16) |
Internationale Organisationen
CDC | Centers for Disease Control and Prevention (USA) |
FIGO | International Federation of Gynaecology and Obstetrics |
IASLC | International Association for the Study of Lung Cancer |
WHO | World Heath Organization |
Nationale Komitees
Australien und Neuseeland: | National TNM Committee |
Östereich, Deutschland, Schweiz: | Deutschsprachiges TNM-Komitee |
Belgien: | National TNM Committee |
Brasilien: | National TNM Committee |
Kanada: | National Staging Advisory Committee |
Indien: | National TNM Committee |
Italien: | Italian Prognostic Systems Project |
Japan: | Japanese Joint Committee |
Lateinamerika und Karibik: | Sociedad Latinoamericana y del Caribe de Oncología Médica |
Polen: | National Staging Committee |
Singapur: | National Staging Committee |
Spanien: | National Staging Committee |
Südafrika: | National Staging Committee |
Vereinigtes Königreich: | National Staging Committee |
Vereinigte Staaten von Amerika: | American Joint Committee on Cancer |
Mitglieder der TNM-Komitees der UICC
1950 bestellte die UICC ein Committee on Tumour Nomenclature and Statistics. 1954 wurde dieses Komitee in Committee on Clinical Stage Classification and Applied Statistics umbenannt. Seit 1966 nannte es sich Committee on TNM Classification. Unter Berücksichtigung neuer Prognosefaktoren wurde das Komitee 1994 in TNM Prognostic Factors Project Committee umbenannt und 2003 wurde dem Hauptkomitee der Namen TNM Prognostic Factors Core Group gegeben.
Asamura, H. | Japan |
Brierley, J. | Kanada |
Denis, L. | Belgien |
Gospodarowicz, M.K. | Kanada |
Greene, F.L. | USA |
Groome, P. | Kanada |
Mason, M. | Vereinigtes Königreich |
O'Sullivan, B. | Kanada |
Odicino, F. | Italien |
Sobin, L.H. | USA |
Wittekind, Ch. | Deutschland |
Anderson, W.A.D. | USA |
Baclesse, F. | Frankreich |
Badellino, F. | Italien |
Barajas-Vallejo, E. | Mexiko |
Benedet, J.L. | Kanada |
Benhamou-Borowski, E. | Frankreich |
Blinov, N. | Russland |
Bucalossi, P. | Italien |
Burn, I. | Vereinigtes Königreich |
Bush, R.S. | Kanada |
Carr, D.T. | USA |
Copeland, M.M. | USA |
Costachel, O. | Rumänien |
Delafresnaye, J. | Frankreich |
Denoix, P. | Frankreich |
Fischer, A.W. | Deutschland |
Fleming, I.D. | USA |
Gentil, F. | Brasilien |
Ginsberg, R. | Kanada |
Hamperl, H. | Deutschland |
Harmer, M.H. | Vereinigtes Königreich |
Hayat, M. | Frankreich |
Henson, D.E. | USA |
Hermanek, P. | Deutschland |
Hultberg, S. | Schweden |
Hutter, R.V.P. | USA |
Ichikawa, H. | Japan |
Imai, T. | Japan |
Ishikawa, S. | Japan |
Junqueira, A.C.C. | Brasilien |
Kasdorf, H. | Uruguay |
Kottmeier, H.L. | Schweden |
Koszarowski, T. | Polen |
Levene, A. | Vereinigtes Königreich |
Lima-Basto, E. | Portugal |
Logan, W.P.D. | Vereinigtes Königreich |
Mackillop, W. | Kanada |
McWhirter, R. | Vereinigtes Königreich |
Morgan, M. | Vereinigtes Königreich |
Naruke, T. | Japan |
Ngan, H. | China |
Pecorelli, S. | Italien |
Perazzo, D.L. | Argentinien |
Perez-Modrego, S. | Spanien |
Perry, I.H. | USA |
Rakov, A.I. | Russland |
Roxo-Nobre, M.O. | Brasilien |
Sellers, A.H. | Kanada |
Spiessl, B. | Schweiz |
Suemasu, K. | Japan |
Sugimura, T. | Japan |
Van der Werf-Messing, B. | Holland |
Wagner, R.I. | Russland |
Watson, T.A. | Kanada |
Yamasaki, S. | Japan |
Herausgeber der einzelnen Abschnitte
Allgemeine Regeln | L. H. Sobin, J. Brierley, |
M.K. Gospodarowicz, B. O’Sullivan | |
Kopf- und Hals | B. O’Sullivan |
Schilddrüse | J. Brierley |
Obererer | |
Gastrointestinaltrakt | Ch. Wittekind, S. Yamasaki |
Unterer | |
Gastrointestinaltrakt | L.H. Sobin, J. Brierley |
Lunge und Pleura | P. Goldstraw, P. Groome |
Knochen und Weichteile | B. O’Sullivan |
Haut | F.L. Greene |
Mamma | F.L. Greene |
Gynäkologische Tumoren | F. Odicino |
Urologische Tumoren | M.K. Gospodarowicz |
Augentumoren | Ch. Wittekind |
Maligne Lymphome | M.K. Gospodarowicz |
UICC TNM expert panel Mitglieder, siehe www.uicc.org
Das TNM-System zur Klassifikation der malignen Tumoren wurde von P. Denoix (Frankreich) in den Jahren 1943–19521 entwickelt.
1950 bestellte die UICC ein Committee on Tumour Nomenclature and Statistics. Dieses Komitee griff für die Klassifikation der klinischen Stadien die vom Subcommittee der WHO zur Registrierung von Krebserkrankungen und ihrer statistischen Erfassung2 vorgeschlagenen allgemeinen Definitionen der lokalen Ausdehnung maligner Tumoren auf.
1953 fand ein gemeinsames Treffen dieses Komitees und der vom Internationalen Radiologenkongress eingesetzten International Commission on Stage-Grouping in Cancer and Presentation of the Results of Treatment of Cancer statt. Man einigte sich dabei auf eine allgemeine Methode der Klassifikation nach der anatomischen Ausbreitung der Erkrankung unter Verwendung des TNM-Systems.
1954 gründete die Forschungskommission der UICC ein spezielles Committee on Clinical Stage Classification and Applied Statistics, um „die Studien auf diesem Gebiet fortzusetzen und die allgemeine Methode der Klassifikation auf Krebse aller Lokalisationen auszudehnen“.
1958 veröffentlichte das Komitee seine ersten Empfehlungen für die klinische Stadieneinteilung des Brust- und Larynxkrebses und für die Darstellung der Behandlungsergebnisse3. Eine zweite Veröffentlichung im Jahr 1959 enthielt revidierte Vorschläge für die Klassifikation des Brustkrebses, deren klinische Anwendung und die Auswertung einer 5-Jahres-Periode (1960–1964)4.
Von 1960 bis 1967 veröffentlichte das Komitee 9 Broschüren mit Vorschlägen für die Klassifikation von 23 verschiedenen Lokalisationen maligner Tumoren. Darin wurde empfohlen, die Klassifikationsvorschläge für jede wichtige Lokalisation einer 5-jährigen prospektiven oder retrospektiven Feldstudie zu unterziehen. 1968 wurden diese Broschüren in einem Taschenbuch, dem „Livre de Poche“5, zusammengefasst. Ein Jahr später erschien ein Ergänzungsband mit Empfehlungen für die Durchführung von Feldstudien, für die Darstellung von Endergebnissen sowie für die Bestimmung von Überlebensraten6. Das „Livre de Poche“ wurde nach und nach in 11 Sprachen übersetzt. 1974 und 1978 erschienen die 2. und 3. Auflage7,8 mit Klassifikationen neuer anatomischer Bezirke und Verbesserungen früher veröffentlichter Klassifikationen.
Die 3. Auflage wurde 1982 erweitert und überarbeitet.
Hierbei wurden auch neue Klassifikationen für ausgewählte Tumoren im Kindesalter aufgenommen. Diese wurden in Zusammenarbeit mit der Société Internationale d’Oncologie Pédiatrique (SIOP) erarbeitet. Eine Klassifikation der Augentumoren wurde 1985 in einer eigenen Broschüre publiziert.
Im Verlauf der Jahre führten manche Benutzer Abwandlungen der Klassifikationsregeln bei einigen anatomischen Bezirken ein. Um dieser Entwicklung, einer Störung jeder Standardisierung, entgegenzuwirken, vereinbarten die nationalen TNM-Komitees 1982, eine einzig maßgebliche TNM-Klassifikation zu formulieren. Eine Reihe von Meetings wurde abgehalten, um die vorliegenden Klassifikationen zu vereinheitlichen und auf den neuesten Stand zu bringen; zudem sollten neue Klassifikationen entwickelt werden. Als Ergebnis dieser Bemühungen wurde die 4. Auflage der TNM-Klassifikation vorgelegt9.
1993 veröffentlichte das TNM Project Committee das „TNM Supplement“10. Der Zweck dieses Buches war, die einheitliche Anwendung von TNM durch die Veröffentlichung von detaillierten Erklärungen mit praktischen Beispielen zu fördern. In diesem Buch waren auch Vorschläge für neue Klassifikationen enthalten sowie Optionen für die Weiterentwicklung bestehender Klassifikationen durch Unterteilung bestehender Kategorien. Eine 2. Auflage erschien 200111, die dritte Auflage 200312.
1995 veröffentlichte das TNM Project Committee das Buch „Prognostic Factors in Cancer“13, eine Zusammenstellung und Diskussion von Prognosefaktoren bei Krebserkrankungen verschiedener Lokalisation. Eine 2. Auflage erschien 200114. Die nachfolgende 3. Auflage im Jahr 200615 zielte darauf ab, Evidenz-basierte Kriterien für die Bedeutung der Prognosefaktoren zu liefern.
Die vorliegende 7. Auflage enthält Regeln für die Klassifikation und Stadiengruppierung, die genau denen der 7. Auflage des AJCC Cancer Staging Manual (2009)16 entsprechen und die die Zustimmung aller nationalen TNM-Komitees haben. Diese sind zusammen mit den Namen der Mitglieder der mit dem TNM-System befassten UICC-Komitees auf den Seiten XVI–XVIII aufgelistet.
Die UICC erkennt die Notwendigkeit der Beständigkeit der jeweiligen Auflage der TNM-Klassifikation, damit Daten in einheitlicher Weise und über eine angemessene Zeit hin gesammelt werden konnten.
Entsprechend dieser Zielsetzung sollen die in diesem Taschenbuch publizierten Klassifikationen so lange unverändert bleiben, bis größere Fortschritte in Diagnose oder Behandlung für eine spezielle Lokalisation eine Überprüfung der derzeitigen Klassifikationen erforderlich machen.
Der Aufbau und die Weiterentwicklung eines allgemein anerkannten Klassifikationssystems konnten nur auf der Basis engster Zusammenarbeit aller nationalen und internationalen Komitees gelingen. Nur so ist eine einheitliche Sprache aller Onkologen beim Vergleich ihres klinischen Krankengutes und bei der Bewertung ihrer Behandlungsresultate zu erreichen.
Während die Klassifikation generell auf publizierten Daten basiert, ist sie in widersprüchlichen Abschnitten auf einem internationalen Konsensus aufgebaut.
Nach wie vor bemüht sich die UICC um eine allgemeine Zustimmung zur Klassifikation der anatomischen Ausbreitung der Erkrankung.
Aus der Erfahrung, dass die Überlebensraten bei lokalisierter Krebserkrankung höher liegen als bei Ausbreitung über das Ursprungsorgan hinaus, entwickelte sich die Praxis, Krebspatienten nach sog. Stadien in verschiedene Gruppen zu unterteilen. Diese Gruppen wurden häufig als „Früh-“ bzw. „Spätfälle“ bezeichnet, wobei eine stetige Progression in der Zeit impliziert wird. In Wirklichkeit kann das Stadium der Erkrankung zum Zeitpunkt der Diagnosestellung nicht nur die Wachstumsrate und die Ausdehnung der Geschwulst, sondern auch die Art des Tumors und die Tumor-Wirt-Beziehung widerspiegeln.
Die Einteilung des Krebses nach anatomischen Stadien ist Tradition und zur Analyse mancher Patientengruppe nicht zu umgehen. Nach Meinung der UICC ist eine Einigung in Bezug auf die Registrierung exakter Angaben über die Tumorausbreitung für jede Lokalisation wünschenswert, da die genaue klinische Beschreibung und (wenn möglich) histopathologische Klassifikation maligner Neoplasmen mehreren Zielen dient, nämlich:
Der Hauptzweck, der mit einer internationalen Einigung über die Klassifikation von Krebspatienten anhand der Krankheitsausbreitung verfolgt wird, besteht jedoch darin, eine Methode bereitzustellen, die es erlaubt, klinische Erfahrungen anderen auf eindeutige Weise mitzuteilen.
Es gibt viele Grundlagen oder Achsen einer Klassifikation, z.B. der anatomische Sitz sowie die klinische und pathoanatomische Ausbreitung der Erkrankung, die anamnestische Dauer der Beschwerden oder Symptome, Geschlecht und Alter des Patienten, der histologische Typ und Differenzierungsgrad. Alle diese Parameter repräsentieren Variable, die bekanntermaßen einen Einfluss auf den weiteren Verlauf der Erkrankung haben können. Das TNM-System behandelt in erster Linie die Klassifikation nach der klinisch und – falls möglich – histopathologisch bestimmten anatomischen Ausbreitung der Erkrankung.
Der Kliniker hat vordringlich die Prognose zu beurteilen und eine Entscheidung hinsichtlich der wirkungsvollsten Behandlung zu treffen.
Diese Beurteilung und diese Entscheidung erfordern – unter anderem – eine genaue Bestimmung der anatomischen Ausbreitung der Erkrankung.
Die Maxime muss sein: Weg von der Stadiengruppierung („Staging“) und hin zu einer sinnvollen Befundbeschreibung, an die sich später eine Zusammenfassung in bestimmte Gruppen anschließen kann.
Um die genannten Anforderungen zu erfüllen, benötigen wir ein Klassifikationssystem, das
1. in seinen grundlegenden Prinzipien ungeachtet der Behandlung auf alle anatomischen Bezirke anwendbar ist und
2. spätere Ergänzungen durch Informationen, die erst durch histopathologische Untersuchung und/oder chirurgische Eingriffe erhältlich sind, zulässt.
Das TNM-System entspricht diesen Erfordernissen.
Das TNM-System zur Beschreibung der anatomischen Ausbreitung der Erkrankung beruht auf der Feststellung der 3 Komponenten:
T | – Ausbreitung des Primärtumors |
N | – Fehlen oder Vorhandensein und Ausbreitung von regionären Lymphknotenmetastasen |
M | – Fehlen oder Vorhandensein von Fernmetastasen |
Durch Hinzufügen von Ziffern zu diesen 3 Komponenten wird die Ausbreitung der malignen Erkrankung angezeigt:
Im Grunde ist das System eine „Kurzschrift“ zur Beschreibung der Ausdehnung eines bestimmten malignen Tumors.
Für weitere Details zur Klassifikation werden die Leser auf das TNM Supplement verwiesen.
Die Lokalisationen werden in dieser Klassifikation nach den Code- Nummern der Internationalen Klassifikation der Krankheiten für die Onkologie (ICD-O, 3. Aufl., World Health Organization 2000) aufgelistet17.
Die Beschreibung jeder Region bzw. jedes Bezirkes gliedert sich in folgende Abschnitte.
Folgende allgemeine Definitionen werden stets angewendet:
TX | Primärtumor kann nicht beurteilt werden |
T0 | Kein Anhalt für Primärtumor |
Tis | Carcinoma in situ |
T1–T4 | Zunehmende Größe und/oder lokale Ausdehnung des Primärtumors |
NX | Regionäre Lymphknoten können nicht beurteilt werden |
N0 | Keine regionären Lymphknotenmetastasen |
N1–N3 | Zunehmender Befall regionärer Lymphknoten |
Anmerkungen
Direkte Ausbreitung des Primärtumors in Lymphknoten wird als Lymphknotenmetastase klassifiziert.
Metastasen in anderen Lymphknoten als in den regionären Lymphknoten werden als Fernmetastasen klassifiziert.
M0 | Keine Fernmetastasen |
M1 | Fernmetastasen |
Anmerkung
*Die Kategorie MX wird als unzureichend angesehen, da für die Bestimmung der klinischen M-Klassifikation die klinische Untersuchung ausreichend ist (Die Verwendung von MX kann zum Ausschluss vom Staging führen).
Die Kategorie M1 kann wie folgt spezifiziert werden:
Lunge | PUL |
Knochen | OSS |
Leber | HEP |
Hirn | BRA |
Lymphknoten | LYM |
Andere Organe | (OTH) |
Knochenmark | MAR |
Pleura | PLE |
Peritoneum | PER |
Nebenniere | ADR |
Haut | SKI |