Herausforderungen und Gefahren der Integration von Genomdaten in die Erforschung der frühmittelalterlichen Geschichte

Die Chancen und ideologischen Gefahren der Arbeit mit rezentem und altem Genommaterial am Beispiel der Volkerwanderung. Spektakulr sind die Fortschritte, die die Genomik in jngster Zeit erreicht hat. Populationsgenetische Studien verwenden die Daten aus der heutigen Bevlkerung und beziehen diese auf vergangene demografische Vorgnge; doch auch altes Skelettmaterial wird fr Deutungen der Vergangenheit herangezogen. Nicht nur die Fachwelt, sondern auch eine breite ffentlichkeit erhofft sich dadurch neue Aufschlsse ber die Identitt von Menschen in Gegenwart und Vergangenheit. Doch einige dieser Arbeiten laufen Gefahr, die Fehler eines Reduktionismus zu wiederholen, der in der Geschichtsschreibung des 20. Jahrhunderts dem Rassismus Vorschub geleistet hat. Der amerikanische Mittelalterhistoriker Patrick J. Geary sucht fr seine Auswertung von Genomdaten der Vlkerwanderung die Zusammenarbeit mit Archogenetikern und stellt in seinem Essay grundlegende Fragen zur historischen Nutzung dieses Materials: Wie knnen Genomdaten so mit der bekannten schriftlichen berlieferung verbunden werden, dass sich grundlegende historische Prozesse wie Migration und sozialer Wandel neu interpretieren lassen? Und kann auf dieser Grundlage unser Verstndnis der jngeren Vergangenheit vertieft werden?Patrick J. Geary erhielt 2019 mit seinem Team den hchstdotierten Zuschuss des European Research Council, um das frhe Mittelalter mithilfe interdisziplinrer Methoden zu erforschen. Wer sich ber die Chancen, aber auch die Probleme der Historischen Genetik im Mittelalter informieren will, kann zur Zeit nichts Besseres als diese Schrift konsultieren.