Inhaltsverzeichnis
Gelb das Wasser und der Himmel grau.
Neben mir hockt eine alte Wachtel,
Alte Dame oder alte Frau,
Zählt zum zehnten Male ganz genau
Geld aus einer Zigarettenschachtel.
Grog tut wohl, und alte Frau tut weh.
Ich muß fort. Ich stoße meinen Kutter
Ungern in die trübe, gelbe,
Ganz genau so mißgelaunte See. –
Liebe Zeit! Es ist doch stehts dieselbe,
Jedermannes arme alte Mutter.
Als ich den einen verlor,
Da warf ich den andern ins Feuer
Und kam mir wie ein Verarmter vor.
Schweinslederne sind so teuer.
Als ich den ersten wiederfand:
Shake hands, du ledernes Luder!
Dein eingeäscherter Bruder
Und du und ich –: Im Dreiverband
Da waren wir reich und mächtig.
Jetzt sind wir niederträchtig.
Nun geh ich stumm an dem vorbei,
Wo wir einst glücklich waren,
Und träume vor mich hin: es sei
Alles wie vor zwei Jahren.
Und du bist schön, und du bist gut,
Und hast so hohe Beine.
Mir wird so loreley zumut,
Und ich bin doch nicht Heine.
Ich klappe meine Träume zu
Und suche mir eine Freude.
Auf daß ich nicht so falsch wie du
Mein Stückchen Herz vergeude.
Ich bin so traurig satt,
Und all mein Überlegen
Vergrübelt sich entgegen,
Dorthin, wo nichts mehr Farbe hat.
Und wenn ich klug und geldreich wär
Und gar kein Herz besäße.
Ich zürne dumpf ins Ungefähr,
Betaste hohle Späße.
Und will nicht Freunde mit mir ziehn
In dieses trockene Weinen.
Ach Sonne, die so oft mir schien,
Wollest mir bitte wieder scheinen.
Es schlägt der Leuchtturm durch die Nacht
Seine unermüdlichen Strahlen.
Es schleichen Schiffe überwacht,
Die lassen sich bezahlen.
Wie Perlenreihen und Geschmeid
Lichtern die Ufer am Rheine.
Ein Mädchen weint ihr Herzeleid
Am Kai auf steile Steine.
Sie trägt ein helles Wiesenkleid
Und steht sonst ganz im Dunkel.
Das Wasser spiegelt kein Herzeleid,
Es spiegelt nur Gefunkel.
Ich rufe schmatzend den Ober herbei.
Er will mich nicht verstehen.
Ich wünsche: Es möchte sich die Bastei
Jetzt karussellartig drehen.
Wenn der Ruinenzauber glüht,
Erschauert unser Volksgemüt,
Und eine romantische Wärme
Gießt Bowle durch unsre Gedärme.
Lichbirne hinter Buntpapier
Gibt Sängerkehlen ein Klistier
Und sehnsüchtig weinendes Lachen
Läßt uralten Schwindel erwachen.
Denen, die sich Ruinen baun,
Wünsch ich den höchsten Lattenzaun
Und den von Hunden umgeben,
Die dauernd das eine Bein heben.
Was wohl Huren denken,
Wenn zwei Hochzeitswagen
Um die Ecke schwenken?!
Kannst du sie nicht fragen,
Dann erfährst du's nie. — —
Wenn ein Mädchen, die
Ladenschwelle scheuert
Und von hinten aussieht wie
Eine Maid von sechzehn Jahren,
Und du fühlst dich Mann. Dann steuert
Dich frivole Phantasie;
Laß dich nicht vom Auto überfahren!!
Wenn ein Straßenkehrer Pferdemist
Lieblos von deinem Schatten fegt,
Und du überlegst, ob er sich überlegt,
Ob du irrsinnig bist —,
Ach dann schenk ihm etwas, und viel mehr,
Und freue dich sehr!
Ein Pfingstgedichtchen will heraus
Ins Freie, ins Kühne.
So treibt es mich aus meinem Haus
Ins Neue, ins Grüne.
Wenn sich der Himmel grau bezieht,
Mich stört’s nicht im geringsten.
Wer meine weiße Hose sieht,
Der merkt doch: Es ist Pfingsten.
Nun hab ich ein Gedicht gedrückt,
Wie Hühner Eier legen,
Und gehe festlich und geschmückt —
Pfingstochse meinetwegen —
Dem Honorar entgegen.
Da wir heute nur an Stellen, die seicht
Sind, modeln und graben — —.
Leuchtturm, deine Arme möchte ich haben
Und umarmen, was in deine Kreise reicht.
Wenn zwei treue Hände in weitem Bogen
Einander fangen — —.
Ehe ihr Gruß spricht und lauscht,
Sind zehn lange Wogen vorübergezogen,
Hat ein Urwald gerauscht.
Weil das Niedrige überblickt sein sollte
Von dem weiten Blick über Meer und Land — —.
Als ich heute ein Glühwürmchen fangen wollte,
Erlosch sein Licht plötzlich. Und es entschwand.
Erdentbunden steigt ins lichte
Himmelreich der Rauch.
Uferlos dramatische Geschichte
Spielt ein Hauch.
In Sekunden blickentschwunden
Trägt er doch Substanz und Geist
Nach Gesetz ins Ungefähre.
Manchmal wünschte ich, ich wäre
Derart erdentbunden
Endlich abgereist.
Könnte niemand mich umarmen.
Könnte niemand mich vernichten.
Doch ein Rauch kann wie Erbarmen
Wunderfromm zum Himmel dichten.
Nun wechselt mir die Welt,
Und andre Leute lenken
Mein Handeln und mein Denken.
Und ich bin einzeln hingestellt,
Bin frei und ohne Frau.
Wie schön! — So es vorübergeht!!