Für alle Flower Girls und Boys da draußen.
Wenn ihr einen Traum habt, dann kämpft dafür und gebt niemals auf! In jedem von euch steckt ein Hidden Hero.
Anfang des 21. Jahrhunderts begannen die Menschen, das Böse, das sie in sich trugen, nicht mehr zu verbergen. Der Egoismus, das Machtstreben und die Gier nahmen überhand, sodass die Zahl der Anschläge und Verbrechen Jahr für Jahr, Monat für Monat und irgendwann Stunde um Stunde anstieg. Bis die Welt schließlich von Angst und Terror beherrscht wurde.
Doch die Natur sorgte auch hier für ein Gleichgewicht. Um dem Bösen entgegenzuwirken, erschuf sie das Gute und pflanzte einigen Menschen besondere Kräfte ein. Diese Auserwählten wurden mit Genen ausgestattet, die sich von denen normaler Menschen unterschieden. Nachweisen ließen sich diese allerdings erst, wenn die besonderen Fähigkeiten bei ihren Trägern mit sechzehn Jahren Wirkung zeigten.
Die Menschheit ahnte nicht, dass jeder Einzelne von ihnen in diesem Alter auf das Gen getestet wurde. Nur die Träger kannten die Wahrheit.
Die Fähigkeiten der Auserwählten, die sich selbst den geläufigen Namen »Superhelden« gaben, variierten stark und trotz ähnlicher Anlagen oder gleicher Kategorien besaß jeder Held ein einzigartiges Talent. Diese begabten Jugendlichen wurden an einer Akademie ausgebildet, wo sie ihr Handwerkszeug für den Kampf gegen das Böse erhielten, der ihnen nach dem Abschluss unweigerlich bevorstand.
Ausgehend von ihren Fähigkeiten wurden sie auf der ganzen Welt eingesetzt. Sie gingen dorthin, wo man sie brauchte.
Seit dem Erwachen der ersten Genträger konnte das Böse eingedämmt und zurückgedrängt werden. Die Menschheit atmete wieder auf und ohne die Helden würde die Welt, wie wir sie kennen, untergehen.
Mein Leben war beschissen.
Ich verstand gar nicht, warum manche Leute ihres nicht mit einem Satz zusammenfassen konnten, das war doch echt leicht. Zumindest für mich.
Absolut alles in meinem Leben war langweilig. Es gab nichts, aber auch rein gar nichts, was ein bisschen Spannung hineinbrachte. Okay, abgesehen von der Tatsache, dass ich in meinem geheimen zweiten Leben eine Superheldin war. Vermutlich würde mich jeder für irre halten, dem ich das erzählte, und dazu, wie beschissen langweilig mein Leben vor sich hinplätscherte. Doch leider war es die Wahrheit.
Als ich vor ungefähr fünf Jahren einen Brief bekam, in dem stand, dass sich mein größter Traum erfüllen würde, war ich völlig aus dem Häuschen. Ich flippte fast aus und konnte mein Glück kaum fassen. Denn ich sollte auf die Akademie der Superhelden gehen.
Was wie eine bescheuerte Idee irgendeines drittklassigen Fantasyautors klang, war in Wirklichkeit der Traum eines jeden Kindes. Seit bekannt war, dass die Natur als Gegenbewegung zum steigenden Terror in unserer Welt eine Art Superhelden-Gen erschaffen hatte, wünschte sich absolut jeder, Träger desselben zu sein.
Ich meine, wie cool wäre das denn bitte, wenn man übermenschlich schnell oder stark sein könnte, einfach so in die Lüfte fliegen, die Elemente beherrschen und gegen das Verbrechen kämpfen?! Wie in einem Comic oder einem Actionfilm.
Und ich hatte also dieses unglaubliche Glück.
Endlich raus aus dem kleinen Kaff in Kansas, in dem ich lebte. Abhauen, die Welt sehen, Superkräfte bekommen und zur Heldin werden.
Als ich diesen Brief in den Händen hielt, dachte ich, es hätten sich echt all meine Träume erfüllt.
Tja, hätte ich damals schon gewusst, wie falsch ich lag, wäre es wirklich besser gewesen, den blöden Brief einfach zu verbrennen.
Abgesehen davon, dass ich nämlich nicht die großen Helden kennenlernen durfte, wie ich insgeheim gehofft hatte, war es auf der Akademie dazu noch völlig anders gelaufen als geplant. Ich wurde Tests unterzogen, in allen möglichen und unmöglichen Dingen trainiert – oder sollte ich sagen schikaniert? – und das Ergebnis war ernüchternd. Ich hing in der verfluchten Stufe 1 fest. Die niedrigste Stufe, die existierte. Ich war quasi talentfrei.
Egal, wie sehr sie sich auch alle anstrengten, meine Fähigkeiten wuchsen einfach nicht. Es gab nichts in mir, das wachsen konnte. Meine Kräfte blieben bei Stufe 1 und das würde sich auch nicht mehr ändern.
Deshalb hatte man mich schon nach zwei Jahren aus der Schule entlassen, da das dritte und letzte Jahr nur für die vielversprechendsten Talente gedacht war – zu denen ich niemals gehören würde. Also für Leute wie meine einzige Freundin Nina.
Sie war der Wahnsinn. Sie beherrschte das Element Luft und konnte Tornados heraufbeschwören. Als ihr das das erste Mal passiert war, hatte ich verstanden, warum die Akademie abseits jeglicher Zivilisation irgendwo in Kanada lag. Jedenfalls hatte diese Wahnsinnsfähigkeit ihr ihren Superhelden-Namen – ja, diesen Schwachsinn gab es wirklich – eingebracht: Windy Woman.
Nina lebte inzwischen in Chicago, was eine ziemlich große Nummer war. Denn je größer die Fähigkeiten und je höher die Stufe, desto größer und gefährlicher die Stadt, in die man eingeteilt wurde. Die mir zugedachte … ähm … Stadt war die, in der ich auch aufgewachsen war. Ulysses, Kansas.
Kennt ihr nicht?
Das könnte daran liegen, dass es das beschissenste Kaff ganz Amerikas ist. Aber hey, ich will mal nicht so sein.
Immerhin beschränkt sich mein Aufgabengebiet nicht nur auf meine bescheuerte Heimatstadt. Nein, ich bin auch für andere große, namhafte Orte wie Syracuse, Sublette oder Hugoton zuständig.
Ja, genau.
Sagte ich schon, dass mein Leben sterbenslangweilig ist?
Wie ihr euch schon denken könnt, passiert hier nämlich absolut rein gar nichts.
Niemals.
Verbrechen waren hier so selten, dass ich dieses verhältnismäßig große Gebiet zugeteilt bekommen hatte, obwohl meine Kräfte so mickrig waren, dass man sie kaum messen konnte.
Oh, hatte ich eigentlich schon erwähnt, über welch grandiose Fähigkeiten ich verfügte? Was sich Mutter Natur ausgedacht hatte, um das Gleichgewicht zwischen Gut und Böse wiederherzustellen? Nein?
Na schön, dann haltet euch fest und stellt euch an dieser Stelle einen sich langsam steigernden Trommelwirbel vor. Bereit? Ok, dann jetzt die ganze Wahrheit: Ich kann Blumen erschaffen!
Wow, verrückt, nicht wahr? Das ist unglaublich hilfreich bei der Jagd nach Verbrechern. Immerhin kann ich sie mit Blumen bewerfen, sollten sie mir zu nahe kommen.
Aber nicht, dass ein falsches Bild entsteht: Es waren nur einzelne Blumen und dazu auch noch sehr kleine. Gänseblümchen, Maiglöckchen, Löwenzahn – ich schaffte das volle Programm. Aber nur sechs pro Minute, alles andere überstieg meine Fähigkeiten bereits. Noch dazu hatte ich die wahnsinnig sinnvolle Kraft bekommen, gut mit Pflanzen zu können. Sie wuchsen bei mir etwas schneller als bei Normalsterblichen.
Vielleicht ist euch jetzt klar, weshalb ich in diesem Kaff am Ende der Welt feststeckte und nicht in meine Traumstadt New York geschickt worden war.
Eine Kämpferin, die mit sechs Gänseblümchen die Minute um sich schoss, war nicht sonderlich Furcht einflößend. Dank der dämlichen Namensgeber – wenn ich jemals herausfand, wer für diese bescheuerten Superhelden-Namen zuständig war, würde ich ihn so lange mit Blumen beschmeißen, bis er daran jämmerlich zugrunde ging – hatte ich darüber hinaus auch noch den beklopptesten Namen, den man sich vorstellen konnte.
Möchte jemand raten? Noch mal Trommelwirbel, bitte!
Flower Girl. Ja, ich war ein beschissener Superheld mit dem Namen Flower Girl. Ich meine, ging es noch peinlicher?! Wer sollte mich denn jemals ernst nehmen?! Noch dazu war mein Ganzkörperanzug inklusive Umhang – ich wünschte, das wäre ein Scherz, aber wir mussten tatsächlich dieses beschämende Outfit tragen, sobald wir als unser Superhelden-Ich unterwegs waren – so unsagbar hässlich, demütigend und affig, dass ich es niemals im Leben freiwillig angezogen hätte.
Der hautenge Anzug aus einem ultradünnen Stoff, der gleichzeitig feuerfest, kugelsicher, wind- und wasserabweisend und dazu noch unglaublich dehnbar war, war in meinem Fall nämlich pink. Dazu kam dann der geblümte Umhang – ja, ernsthaft – und die ebenfalls mit Blumen bedruckte Maske, die meine wahre Identität verbergen sollte.
Ich war eine Witzfigur. Ein Nichts, ein Niemand, den man an den Arsch der Welt abgeschoben hatte, um ihn niemals wiedersehen zu müssen. Eine Schande für die Riege der Superhelden.
Dass ich in der Schule ein einziges Gespött gewesen war, muss ich wohl nicht extra erwähnen, oder?
Auf Hochzeiten wäre ich als Blumenmädchen wohl ziemlich begehrt gewesen, aber das tröstete mich auch nicht wirklich.
Tja, jedenfalls hatte ich nach meinen zwei Jahren auf der Akademie der Superhelden wieder auf die normale Highschool wechseln müssen und dort meinen Abschluss gemacht. Als wäre das nicht ätzend genug gewesen, konnte ich danach nicht einmal studieren oder woanders hinziehen. O nein. Ich musste für den Rest meines beschissenen Lebens hier in dieser Gegend dahinvegetieren, damit ich meinen Verpflichtungen als Flower Girl nachkommen konnte.
Was auch immer die sein sollten, weil hier absolut tote Hose herrschte. Das Ganze war über meinen Kopf hinweg geregelt worden. Auf die Idee, mich nach meiner Meinung oder meinen Plänen zu fragen, war natürlich kein Schwein gekommen.
Nach meinem Abschluss an der Highschool hatte ich direkt angefangen, bei einem Floristen samt Gärtnerei zu arbeiten – wirklich witzig, danke, ihr Idioten – und versauerte dort nun seit drei Jahren.
Ich wage zu behaupten, dass es mir deshalb auch niemand verdenken konnte, dass ich keine Lust mehr auf dieses blöde Superhelden-Getue hatte. Ich wollte nicht Flower Girl sein, ich wollte nicht in Kansas leben und schon gar nicht wollte ich das für den Rest meines Lebens tun.
Doch solange meine Kräfte nicht über Nacht plötzlich doch noch wuchsen, sah mein Schicksal genau so aus.
Willkommen in der Hölle!
»Gehst du jetzt bitte endlich ans Telefon?«
Mom klang genervt und ich konnte es ihr nicht verdenken. Mich selbst nervte das penetrante Klingeln ebenfalls. Aber Rangehen wäre noch nerviger gewesen. Aus dem einfachen Grund, weil es sich um mein Geschäftstelefon handelte. Es war bekloppt und in meinen Augen mehr als dämlich, aber jeder Superheld hatte ein Handy mit einer möglichst kurzen, einfachen Nummer. Diese Nummer bekam jeder Mensch im ganzen Zuständigkeitsgebiet, sodass man jederzeit den örtlichen Helden erreichen konnte. Sie war für Notfälle gedacht. Für Fälle, in denen man von einem verrückten Axtmörder bedroht wurde oder Ähnliches. Aber so etwas passierte selbstverständlich nicht in meiner Gegend. Und genau das war der Grund, warum ich auch ganz sicher nicht ans Telefon gehen würde.
Die letzten drei Male, die es in den vergangenen Monaten geklingelt hatte, war es Mrs Norris gewesen – eine verwirrte ältere Frau aus Syracuse –, deren Katze angeblich entlaufen war. Als ich in meinem bescheuerten Kostüm dort ankam, stellte sich heraus, dass ihre Katze vor einem Jahr verstorben war. Trotzdem war ich drei Mal hingefahren. Drei verdammte Male. Einfach nur, weil ich dann etwas Sinnvolles zu tun hatte.
Okay, sagen wir, etwas weniger Sinnloses als sonst.
Aber ein viertes Mal würde ich diesen Fehler garantiert nicht machen. Außerdem lief gerade meine Lieblingsserie und ich hatte absolut keine Lust auszuschalten. Also kuschelte ich mich tiefer in meine Bettdecke und drehte den Ton lauter, um das Klingeln von unten zu übertönen.
Leider wurde das Geräusch immer penetranter, was – wie ich kurz darauf feststellte – daran lag, dass meine Mutter mit dem Handy nach oben gekommen war und jetzt wütend in mein Zimmer gestapft kam.
Sie funkelte mich aufgebracht an. »Nimm deinen Job gefälligst ernst, Lily. Jeder träumt von deinen Möglichkeiten und du wirfst sie einfach weg!«
Erstens: Mir ist die Ironie meines echten Namens im Hinblick auf meine Fähigkeiten durchaus bewusst.
Zweitens: Ja, ich lebte noch bei meiner Mutter. Das war sozusagen die Kirsche auf dem Eisbecher, den mein Schicksal mir servierte. Denn ich hatte nicht mal genug Geld oder Muße, mir eine eigene Wohnung zu leisten. Ich lebte mit einundzwanzig immer noch zu Hause und in nächster Zeit war auch keine Änderung in Sicht. Hatte ich schon mal erwähnt, dass mein Leben einfach nur zum Kotzen war?!
Da fällt mir ein … kleiner Exkurs in die Vergangenheit. Mein Dad lebte nicht mehr bei uns, da er vor sieben Jahren plötzlich beschlossen hatte, dass meine Mom zu alt für ihn war. Jetzt wohnte er mit irgendeiner Tussi in meinem Alter – wie eklig war das denn bitte?! – irgendwo in Florida. Klischee lässt grüßen. Jedenfalls hat mein wundervoller Erzeuger mein Männerbild nachhaltig geprägt. Ihr könnt euch also vorstellen, wie gut ich auf das andere Geschlecht zu sprechen war. Himmel, war ich verkorkst! Wenn ich mir das alles noch mal so vor Augen führte, wurde es sogar mir irgendwie suspekt.
Wo war ich stehen geblieben? Ach ja.
Drittens, war es absolut sinnlos, mit Mom über dieses Thema zu diskutieren. Für sie waren alle Superhelden fast schon Götter und dass ich dazugehörte, war das höchste der Gefühle für sie. Allerdings machte es sie wahnsinnig, dass ich deshalb nicht den ganzen Tag glücklich im Kreis herumhüpfte.
Wir hätten ja gern mal tauschen können, dann hätte sie gewusst, wie es war, als Gespött der Superhelden zu gelten …
Jedenfalls musste ich jetzt wohl oder übel doch ans Telefon gehen. Denn angesichts der Tatsache, dass ich anderenfalls einen stundenlangen Vortrag, Vorwürfe und enttäuschte Blicke meiner Mutter hätte ertragen müssen, erschien mir ein vierter Besuch bei Mrs Norris plötzlich als das kleinere Übel.
Augen rollend streckte ich Mom meine Hand entgegen und sie legte sichtlich zufrieden das Handy hinein.
»Ich bin unten, falls du etwas brauchst«, meinte sie und ließ mich glücklicherweise allein.
Stöhnend und immer noch genervt von dem unsäglichen Geklingel, nahm ich den Anruf an.
»Ja?«
Ich klang genau so, wie ich mich fühlte. Mies gelaunt, mit Kopfschmerzen und absolut mangelnder Motivation. Ich war definitiv das perfekte Aushängeschild für alle Superhelden.
»Ist da … ist da echt Flower Girl?«
Die Stimme gehörte eindeutig einem kleinen Mädchen. Wenigstens nicht wieder Mrs Norris.
»Ja.« Jep, ich war sehr gesprächig.
»Das ist sooo cool! Ich finde dich so toll. Wenn ich groß bin, will ich auch eine Superheldin werden, genau wie du! Ich verkleide mich jedes Jahr an Halloween als Flower Girl.«
»Wünsch dir lieber nichts, das wahr werden könnte«, erwiderte ich düster. »Der Job ist ätzend und wenn du Pech hast, sitzt du für den Rest deines Lebens in dieser Einöde fest.« Es war kurz still am anderen Ende der Leitung. Vielleicht hätte ich nicht so grob zu dem Mädchen sein sollen, aber hey, besser ich öffnete ihr jetzt die Augen, als dass es ihr ging wie mir! »Also, Kleines, was ist der Notfall? Warum hast du angerufen?«
Aus den Augenwinkeln sah ich, dass sich die zwei Charaktere auf dem Fernsehbildschirm endlich näherkamen, die ich schon die ganze Zeit über zusammen sehen wollte. So ein Mist! Wenn mich dieses Gör nur wegen irrwitziger Träume davon abhielt, diese Szene zu hören, dann würde ich durchdrehen!
»Ich … ich …« O nein. Nicht das auch noch. Jetzt heulte das Kind. Verdammter Mist. Ich konnte einfach nicht mit Kindern. Oder Menschen. Oder Tieren. Oder Superhelden. »Hör zu …« Ich seufzte. »Wie heißt du eigentlich?«
»Amber«, schluchzte das Mädchen.
»Okay, Amber. Hör mal zu. Ich bin nicht gern ein Superheld, weil ich viel lieber in New York oder in einer anderen großen Stadt wäre und dort die bösen Menschen fangen würde. Aber das darf ich nicht. Deshalb bin ich traurig. Es kann ja aber sein, dass du viel tollere Fähigkeiten hast als ich und dann wirst du die beste Superheldin aller Zeiten.«
»Ehrlich? Noch besser als Hero?« Amber klang schon wieder hoffnungsvoller.
Ich nickte. »Ja, noch besser.«
»Danke, Flower Girl! Du bist wirklich cool! Ich ruf dich bald wieder an, okay?«
Bevor ich entrüstet »Nein!« schreien konnte, hatte die Kleine auch schon wieder aufgelegt.
Mrs Norris und Amber. Zwei Anrufer, die meine Hilfe wollten, weil sie geistig verwirrt waren oder offensichtlich keine Freunde hatten, denen sie in den Ohren liegen konnten.
Nächstes Mal würde ich garantiert nicht mehr ans Telefon gehen, wenn es sowieso nur einer von den beiden war. Ich konnte mich gerade gar nicht entscheiden, wer mich mehr nervte.
Das Problem war, dass die kleine Amber direkt in eine Wunde gestochen hatte. Eine Wunde mit dem Namen Hero. Okay, eigentlich hieß er Chris Faversham, aber die ganze Welt kannte ihn nur unter seinem Superhelden-Titel. Hero.
Woran es lag, dass er keinen dämlichen Beinamen wie Flower oder Windy bekommen hatte? Tja, ganz einfach. Er war der verdammte Obersuperheld. Niemals hatte es jemanden so Mächtigen wie ihn gegeben. Er verkörperte alles, was ein Superheld haben musste – gutes Aussehen, Höflichkeit, Mut – und dazu besaß er so viele und so ausgeprägte Fähigkeiten, dass es niemand mit ihm aufnehmen konnte.
Hatte ich schon erwähnt, dass ich unglaublich in ihn verliebt war?
Das war leider ein Massenphänomen. Jedes weibliche Wesen, das sehen oder hören konnte, stand auf Chris. Absolut jedes.
Sein schwarzes Haar saß immer perfekt, selbst wenn man ihn im Fernsehen frisch nach einer Verbrecherjagd zu sehen bekam. Seine blauen Augen waren so strahlend und wunderschön, dass man sich regelrecht darin verlieren musste. Noch dazu war er verdammt nett und konnte flirten wie kein Zweiter. Wenn er mit einem sprach, hatte man das Gefühl, man wäre die wichtigste Frau auf der ganzen Welt.
Nicht, dass er jemals wirklich mit mir gesprochen hätte. Wir waren zwar ein Jahr lang gemeinsam auf die Akademie gegangen, aber wir hatten kaum etwas miteinander zu tun gehabt. Er war zwei Jahre älter als ich und hatte natürlich nur mit seinen ach so coolen gleichaltrigen Freunden abgehangen.
Doch die kurzen Momente, in denen ich ihn live erleben durfte, hatten mein sechzehnjähriges Ich ziemlich beeindruckt.
Inzwischen war ich natürlich über diese lächerliche Schwärmerei hinweg – ehrlich! Auch wenn ich Chris sehr gern im Fernsehen sah – denn hey, er war ein Genuss für die Augen und ich schließlich nicht blind!
Außerdem beeindruckte mich, zu was unser Vorzeigeheld alles in der Lage war. Er besaß die Fähigkeit der Stärke in Stufe 8, alle Elemente in den Stufen zwischen 2 und 5 und war noch ein Stufe-2-Truthfinder – das heißt, er durchschaute einfache Lügen. Dazu kamen seine Talente als Hearer Stufe 3 und Watcher Stufe 3: Er hörte und sah alles um ein Vielfaches besser.
Ich mit meiner Stufe-1-Flower-Power konnte davon nur träumen.
Niemand besaß mehr als allerhöchstens zwei Talente. Und davon meist eins nur sehr schwach. Chris war bisher der Einzige von uns, der mehr konnte und dazu noch in so hohen Stufen.
Deshalb hatte man ihm auch die wichtigste Stadt der Welt und meine Traumstadt zugeteilt: New York. Er arbeitete angesichts der Größe und der zahlreichen Verbrechen mit mehreren, ebenfalls ziemlich begabten Superhelden zusammen, doch im Endeffekt war er der Big Boss. Er wurde gerufen, wenn es wirklich brenzlig wurde, er wurde von den Kameras eingefangen und am häufigsten interviewt – na klar, denn niemand sah so scheißgut aus wie er.
Es war unfair. Chris hatte absolut alles, was man sich nur wünschen konnte. Alles.
Fast war es schon ein wenig nervig, wie oft er Verbrechen aufklärte oder sonst was Gutes tat. Er war so verdammt gut in dem, was er machte, dass er nicht einmal einen echten Job brauchte. Nein, Chris musste sich nicht für den Rest seines Lebens in einen blöden Blumenladen stellen und mit seinen kümmerlichen Kräften Geranien züchten. Er wurde als jüngstes Mitglied aller Zeiten in den Senat der Helden aufgenommen, in dem ehemalige Superhelden saßen, die über alles berieten, was wichtig für unsereins war.
Seufzend schaltete ich den Fernseher ab, denn meine Sendung war zu Ende. Nicht, dass ich noch irgendwas mitbekommen hätte. Vielen Dank auch, Mr Superhero …
Morgen durfte ich wieder aufstehen, mich in den Blumenladen stellen und meine Zeit dort absitzen. Klar hatte ich schon öfter darüber nachgedacht, einfach alles hinzuschmeißen. Der dämliche Senat mit seinen beknackten Regeln und hirnrissigen Namen konnte mich ja schließlich nicht zwingen zu arbeiten. Aber es gab noch etwas, das mich antrieb und wenigstens halbwegs motivierte.
Ein verrückter, irrationaler und unbelehrbarer Teil in mir klammerte sich an die winzige – eigentlich kaum existente – Hoffnung, dass meine Kräfte eines Tages doch noch wachsen würden und ich aus diesem Kaff endlich herauskam. Und falls dem so wäre, durfte ich es mir nicht mit dem Senat verscherzen.
Also hieß es, brav nach deren Pfeife zu tanzen und die Wut auf diese blöden Idioten anderweitig abzulassen …
***
Als ich am nächsten Morgen mein altes klappriges Auto auf dem Parkplatz hinter dem Blumenladen parkte, musste ich mit mir kämpfen, um nicht sofort wieder umzudrehen.
Diesem Kampf stellte ich mich jeden Tag, was nicht zuletzt daran lag, dass meine Chefin echt ätzend war.
Aber wie gesagt, ich weigerte mich, meine Hoffnungen völlig aufzugeben. Hieß es nicht, man sollte an seinen Träumen festhalten? Wenn man ganz fest an etwas glaubte, dann wurde es wahr?
Hoffentlich war das nicht nur so ein Schwachsinn, den Eltern ihren Kindern erzählten, damit sie nicht schon in so jungen Jahren sämtliche Hoffnungen aufgaben und erkannten, dass das Leben ein einziger beschissener Witz war.
Während ich aus meinem Wagen stieg und meine Tasche vom Beifahrersitz angelte, erinnerte ich mich daran, wie oft ich mich genau so gefühlt hatte, als ich noch zur Highschool gegangen war. Die Leute an der Schule hatten mich gehasst – und ich sie ebenfalls. Ein schönes Geben und Nehmen, würde ich sagen.
Ich war immerhin für zwei Jahre völlig abgetaucht. Von einem Tag auf den anderen weg, das löste selbstverständlich eine wahre Lawine an Gerüchten aus. Schwangerschaft, Drogen, Sekte, Abnehm-Camp, durchgebrannt mit einem Kerl – alles war dabei. Denn niemand von den normalen Menschen außer meiner Mom durfte wissen, dass ich ein Superheld war. Niemand durfte das jemals erfahren. Nicht auszudenken, wenn die Menschheit wüsste, wie die Superhelden im echten Leben hießen, wo sie wohnten und so weiter. Erstens hätte man dann ja keine Sekunde mehr Ruhe und zweitens würden auch die Bösen wissen, wen sie ausschalten mussten. Man könnte Superhelden wie Chris ganz einfach erpressen, sobald man wusste, wer seine Familie und seine Liebsten waren. Und vorbei wäre es mit unserer Spezies.
Jedenfalls schauten mich alle komisch an, als ich mit achtzehn Jahren gezwungenermaßen wieder in Ulysses auftauchte. Meine Mom hatte natürlich eine Lüge wegen meines Verschwindens erzählen müssen, doch welche, das hatte man ihr aufs Auge gedrückt. Sie hatte nehmen müssen, was der Senat ihr sagte – in meinem Fall war es eine Schule für schwer erziehbare Kinder. So richtig geil!
Dann hätte ich lieber die Sekte genommen. Aber mich hatte natürlich wieder mal keiner gefragt.
Seitdem wurde ich blöd angeschaut, Witze wurden über mich gerissen und Freunde hatte ich in diesem Kaff keine. Was nicht schade war, denn ich hatte absolut keine Lust auf diese Leute.
Ich war also nicht nur dazu verdammt, mit armseligen Fähigkeiten in einem verfluchten Kaff zu versauern, sondern würde auch für den Rest meines Lebens Single bleiben. Niemals, nicht in einer Million Jahren, würde ich hier einen Mann finden, in den ich mich verlieben könnte. Das Suhlen in Selbstmitleid beherrschte ich inzwischen richtig gut, denn viel Anderes blieb mir auch gar nicht mehr.
Stöhnend bewegte ich mich in die entgegengesetzte Richtung des Blumenladens. Das war eine Art Ritual, das ich jeden Morgen vollzog, um mich zu sammeln und nicht vollends den Verstand zu verlieren.
Vom Parkplatz aus gelangte ich zu dem kleinen Gebäude, in dem einige Pflanzen für den Verkauf angebaut wurden. Die meiste Zeit war ich sowieso hier eingeteilt, denn mit Kunden konnte ich nicht sonderlich gut umgehen.
Überrascht euch jetzt sicherlich bei meinem fröhlichen und einnehmenden Gemüt.
Das etwas schäbige Gebäude war nicht besonders groß und nicht besonders schön. Aber immerhin hatte ich dort meine Ruhe – und, was sollte ich sagen, ich fühlte mich in der Nähe von Pflanzen einfach am wohlsten.
Ich nutzte morgens immer eine halbe Stunde, um hier meine Fähigkeiten zu trainieren. Auch wenn ich an der Akademie verbissen geübt hatte – Tag für Tag für Tag, und das über einen Zeitraum von zwei Jahren –, hatte sich absolut nichts getan. Trotzdem machte ich weiter. Ich trainierte in der jämmerlichen Hoffnung, dass irgendwann doch noch ein Wunder geschah und ich endlich in eine höhere Stufe aufstieg und damit gleichzeitig endlich hier rauskam.
***
Im Gebäude war wie meistens niemand zu sehen. Zahlreiche Reihen diverser Pflanzen, kleiner Bäume und massenhaft Blumen reihten sich hier aneinander. Angesichts des vielen Grüns wurde ich innerlich etwas ruhiger und fühlte mich halbwegs versöhnt. Die Pflanzen und ich, das war schon was. Wir mochten uns einfach und auch wenn ich mich in einer Tour über meine beschissenen Kräfte beschwerte, so liebte ich die Blumen doch trotzdem.
Es war mir eben nur einfach nicht genug.
Seufzend ließ ich mich auf den Boden sinken und stützte die Arme auf meinen Oberschenkeln ab. Ich brauchte möglichst viel Kontakt mit der Erde, um meine Kräfte nutzen zu können. Je mehr, desto besser. Dann sprossen manchmal sogar zwei Gänseblümchen auf einmal und nicht nur eins.
Scheiße, war das armselig.
Wenn ich da an den großen Hero dachte, der gerade durch New York lief und einem Verbrecher nach dem anderen den Garaus machte, während ich gleichzeitig am Arsch der Welt auf dem Boden kauerte und mich freute, wenn mehr als ein verdammtes Blümchen gleichzeitig wuchs, wurde mir richtiggehend schlecht. Diese Übelkeit verfolgte mich und holte mich immer wieder ein. Es gab Momente, in denen die Hoffnungslosigkeit in gigantischen Wellen über mich hinwegrollte und mich unter sich zu begraben drohte.
Für immer hier gefangen.
Für immer einsam.
Für immer ein Niemand.
Wütend über mich selbst schüttelte ich den Kopf und versuchte mich wieder auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren. Ich würde nicht aufgeben.
Irgendwann bekam ich schon eine Chance, der Welt zu beweisen, dass mehr in mir steckte als ein Blumenmädchen.
Also starrte ich auf die Stelle vor mir. Ich fokussierte mich voll und ganz auf die braune Erde zwischen meinen Händen und blendete alle Hintergrundgeräusche einfach aus.
Dann spürte ich das vertraute Kribbeln in meinen Fingerspitzen. Als würden tausend kleine Ameisen über meine Haut hüpfen und dann auf einen Schlag abspringen. Genau so fühlte es sich an.
Das Ergebnis war ein kleines rosafarbenes Gänseblümchen.
Frustriert seufzte ich und schaute das Ding missmutig an. Es sah zwar ganz hübsch aus und half vielleicht gegen einen Blumenfetischisten, der alles stehen und liegen ließ, sobald er ein Gänseblümchen sah, aber …
Ich stand auf und klopfte mir die Erde von der Jeans und den Händen. Mein Aussehen war mir relativ egal, in diesem gottverlassenen Kaff interessierte mich von absolut niemandem, was er oder sie von meinem Aufzug hielt. Die Einzigen, die ich beeindrucken wollte, lebten in New York – weit, weit weg.
Inzwischen war es Zeit, in den Laden nach vorn zu gehen und mich offiziell anzumelden. Nicht, dass ich große Lust darauf gehabt hätte, aber wie gesagt – ich wollte keinen negativen Eindruck beim Senat hinterlassen. Faule und unzuverlässige Leute waren natürlich nicht gern gesehen.
»Morgen, Lily«, begrüßte mich Ellen, meine Chefin und Inhaberin des Blumengeschäfts.
»Morgen«, brummte ich zurück.
Die groß gewachsene blonde Frau stöhnte genervt angesichts meines wie immer unfreundlichen Tonfalls. Das erste Jahr über hatten wir uns deshalb ständig in die Wolle gekriegt, aber jetzt – nach unfassbaren drei verfluchten Jahren – hatte sie wohl kapituliert. Gut so, denn an mir biss sie sich sowieso die Zähne aus. Ellen hatte natürlich keinen blassen Schimmer, weshalb ich hier arbeitete, obwohl ich doch absolut keine Lust dazu hatte, doch der Senat hatte offenbar dafür gesorgt, dass sie mich nicht feuerte.
Eine Lose-Lose-Situation für Ellen und mich, könnte man sagen.
»Bleib bis Mittag hier vorn im Laden. Ich treffe mich mit den Masons wegen der Hochzeit in drei Wochen und das dauert immer länger bei ihnen.«
»Klar.«
Dann konnte ich mir wenigstens meine Kopfhörer in die Ohren stecken und den Vormittag halbwegs sinnvoll nutzen.
»Ein bisschen mehr Enthusiasmus würde dir wirklich guttun. Du könntest so gut sein in deiner Arbeit, aber du versuchst es ja nicht mal …« Seufzend schüttelte Ellen den Kopf, nahm ihre Tasche und ging zur Tür. »Bis später.«
Kaum dass sie den Laden verlassen hatte, holte ich meine Kopfhörer aus der Hosentasche, suchte mir ein passendes Lied mit dem Handy und drehte voll auf.
Während ich gelangweilt herumsaß und auf Kunden wartete – die mir ehrlich gesagt gestohlen bleiben konnten –, sah ich aus dem großen Fenster nach draußen.
Alles war flach und es gab für meinen Geschmack viel zu wenige Häuser.
Wie kam es, dass ich bisher nur an abgelegenen Orten leben durfte, obwohl ich mich so nach der Großstadt sehnte? War das ein verdammter Scherz des Schicksals? Ich musste einfach einmal im Leben New York sehen. Wollte über den Times Square spazieren, auf das Empire State Building klettern und vor allen Dingen wollte ich eins: dort gemeinsam mit den anderen Superhelden Verbrecher jagen. Für Gerechtigkeit sorgen.
Irgendwann.
Irgendwie.
Hoffentlich …
Als ich nach Hause kam, war ich wie immer genervt. Die Arbeit war reine Zeitverschwendung gewesen, denn zunächst hatten sich kaum Kunden sehen lassen und den Nachmittag über hatte ich bei den Pflanzen hinten verbringen dürfen, wo ich eine sinnlose Blume nach der anderen erschaffen hatte und dafür sorgte, dass alle anderen schneller wuchsen. Wie sollte man da bitte nicht frustriert und verbittert werden? Also ging ich jetzt erst einmal trainieren. Meistens in unserem Garten, solange ich allein zu Hause war und das Wetter mitspielte.
Das half enorm, die angestauten Aggressionen und die Wut des Tages abzubauen. Ohne mein Training wäre ich inzwischen wohl schon Amok gelaufen oder in die Irrenanstalt eingeliefert worden.
Außerdem: Wenn ich schon kein Talent für Stärke oder Schnelligkeit besaß, musste ich das eben auf natürlichem Wege kompensieren.
Ich übte jeden Tag und machte niemals eine Ausnahme – was hätte ich auch schon stattdessen großartig machen sollen? Meine einzige Freundin lebte im Moment Tausende von Kilometern weit weg, da sie zurzeit ein Jahr an der Akademie unterrichtete.
Außerdem wollte ich so sehr endlich das machen, wovon ich schon seit Jahren träumte. Dafür würde ich alles tun. Auch trainieren, obwohl ich Sport eigentlich ätzend fand. Jeden Tag zwei Stunden joggen, Gewichte stemmen, Liegestütze, Sit-ups – das volle Programm eben.
Ich spürte die Erfolge und das gab mir wenigstens so viel Motivation, dass ich mich aufraffte und jeden Tag von Neuem loslegte. Und dabei nur ein kleines bisschen vor mich hin fluchte.
Okay, na schön, im Prinzip fluchte ich während des gesamten Trainings lauthals und so schlimm, dass ich jedem Rapper Konkurrenz gemacht hätte. Genau genommen trainierte ich also auch jeden Tag für meine Karriere als Rapperin, denn ich war ziemlich kreativ im Erfinden von Kraftausdrücken, Schimpfwörtern und Flüchen.
Einmal hatte meine Mom mich gehört, woraufhin ich mir zwei Stunden lang einen Vortrag über das korrekte Benehmen einer »jungen Dame« hatte anhören dürfen. Seitdem achtete ich darauf, immer allein zu sein, wenn ich an meiner Fitness arbeitete.
Beziehungsweise an meiner Rapper-Karriere.
***
Als ich schwitzend und ausgepowert endlich fertig mit meinem täglichen Programm war, ging ich in die Küche und trank erst einmal einige Gläser Wasser. Auch wenn ich Sport eigentlich nicht mochte, fühlte ich mich doch jedes Mal richtig gut danach. Irgendwie kam ich dadurch meinem Traum ein Stückchen näher. Wenn meine Muskeln brannten und mir der Schweiß in Strömen über den Körper lief, konnte ich mir einreden, dass ich es eines Tages schon noch schaffen würde.
Ich sprang unter die Dusche und sang lauthals zu einem Song mit, den ich nebenbei laufen ließ. In diesen Momenten fühlte ich mich nicht ganz so unglücklich und träumte von einer glänzenden Zukunft.
Flower Girl – die größte Superheldin aller Zeiten.
Oder so ähnlich. Riesiger Hunger trieb mich in die Küche. Mom müsste inzwischen zu Hause sein und wenn ich Glück hatte, hatte sie eingekauft.
»Hallo, Lily. Wie war dein Tag?«, begrüßte sie mich, während sie – dem Himmel sei Dank – die Einkäufe in den Kühlschrank räumte.
»Ätzend, wie immer«, gab ich zurück und schnappte mir eine Packung Kekse, die ich noch in derselben Sekunde aufriss.
Mom seufzte und bedachte mich mit einem tadelnden Blick. Im Grunde könnte ich diesen Ausdruck auch ihr Lily-Gesicht nennen, da sie es meistens zur Schau stellte, wenn wir uns unterhielten.
Ich liebte meine Mom wirklich sehr und sie war eine tolle Mutter, aber wir waren einfach grundverschieden in unseren Ansichten, sodass wir niemals auf einen grünen Zweig kamen.
Noch dazu war ich doch eigentlich erwachsen und hatte keine Lust mehr, mich wie ein kleines Kind behandeln zu lassen.
»Du solltest dir deine negative Art endlich abgewöhnen, Lily«, meinte sie sichtlich genervt. »Du hast so viel Gutes in deinem Leben erfahren und machst nichts daraus! Ich meine, du trägst das Superhelden-Gen in dir, du kannst Gutes tun und trotzdem nörgelst du den ganzen Tag nur herum. Du gibst dir nicht einmal Mühe, Kontakt zu anderen Leuten zu finden. Willst du so den Rest deines Lebens verbringen? Allein und schlecht gelaunt? Du hattest ja noch nicht mal ein Date in den letzten drei Jahren!«
Ich hatte garantiert keine Lust zu irgendwelchen ihrer Vorschläge. Aber das würde ich meiner Mutter besser nicht auf die Nase binden. Was meine großen Ziele waren, behielt ich ebenfalls für mich. Denn sie würde nur versuchen sie mir auszureden, und erklären, dass ich mit dem zufrieden sein musste, was ich hatte.
Danke, aber darauf konnte ich wirklich gut verzichten.
Ich rollte demonstrativ mit den Augen und verputzte nebenbei meinen dritten Keks.
Als ich runtergeschluckt hatte, antwortete ich: »Ich soll mich also darüber freuen, für den Rest meines Lebens in diesem Kaff festzusitzen, in einer Stadt mit Idioten, die mich für schwer erziehbar oder drogensüchtig halten, und dazu mit einer Fähigkeit, die absolut nutzlos ist? Ich kann hier nichts Gutes tun, Mom. Außer vielleicht unseren Garten mit ein paar Blümchen verzieren.«
Sie seufzte schwer und ich merkte erneut, dass sie meinen Standpunkt nicht verstand. Für meine Mom war es ein Geschenk, dass ich etwas Besonderes war – egal, ob meine Kräfte nun ein Witz waren oder nicht.
»Liebes, versprich mir, dass du wenigstens versuchst dich einzufügen«, meinte sie resignierend.
Das würde ich bestimmt nicht tun, aber ich hatte keine Lust mehr auf dieses sich immer wiederholende Gespräch. Also nickte ich, schnappte mir eine Cola und eine Packung Chips und machte mich auf den Weg in mein Zimmer.
Gesunde Ernährung wurde ganz klar überbewertet.
»Bis später«, rief ich noch über die Schulter und verbarrikadierte mich dann in meinem Reich.
Kaum dass die Tür hinter mir zudonnerte, fiel auch die Anspannung von mir ab. Hier, in meinem Zimmer, durfte ich einfach ich selbst sein. Keine Heldin, keine undankbare Tochter, sondern einfach nur eine einundzwanzigjährige Frau, die endlich mal anfangen sollte, auf eigenen Beinen zu stehen. Die endlich ausziehen und ihr Leben in den Griff bekommen musste. Stopp! Mein Bett war eine positive Zone, in der ich nicht in meinen Grübeleien versinken wollte.
Also kuschelte ich mich ein und schaltete den Fernseher an. Mal sehen, welche Serie ich mir heute ansehen würde. Arrow wäre doch mal wieder was …
Das war immerhin eine Art Recherche. Ich meine, ich musste alles nutzen, das ich fand, um meinen Traum wahr werden zu lassen.
Okay, okay, das sagte ich eigentlich bei allen Serien, um vor mir selbst zu rechtfertigen, warum ich so viel fernsah.
***
Ungeduldig starrte ich auf die Zeiger meines Weckers. Der Fernsehbildschirm war schwarz, doch das würde sich gleich ändern. Punkt 8.00 Uhr abends würde dort etwas zu sehen sein, auf das ich mich jeden einzelnen Tag freute. Es war fast schon peinlich, wie sehr ich diesem Zeitpunkt entgegenfieberte. Das war so etwas wie meine Verbindung zu der Welt, in der ich eigentlich leben wollte. Die einzige Zeit des Tages, in der ich mich irgendwie dazugehörig fühlte.
Denn dann war es Zeit für SHN.
Man könnte sich jetzt fragen: Was ist das für ein bescheuerter Name? Eine Abkürzung wofür? Irgendeine neue, geniale, supergehypte Serie?
Nein. Weit gefehlt.
Denn wie bei allem anderen, was die Welt der Superhelden anging, hatten die Verantwortlichen auch hier nicht gerade viel Einfallsreichtum an den Tag gelegt.
SHN stand für SuperheroNews. Ich sag's ja: total bescheuert.
Jedenfalls hatten wir Helden sogar einen eigenen Fernsehsender. Natürlich supergeheim und nur für Insider. Niemand – nicht einmal meine Mom – durfte davon wissen. Man konnte den Sender auch nur mit einem Code empfangen, sodass kein Normalsterblicher jemals Zugriff darauf haben würde. Dazu war der Kanal über zig verschiedene Codierungsprogramme, Verschlüsselungen und weiß der Geier was noch alles abgesichert. Von diesem Technikkram hatte ich keine Ahnung. Alles, was ich wissen musste, war, wie man den Kanal einschaltete und dass keiner außer uns Helden darauf zugreifen konnte. Sogar die CIA wäre neidisch auf den Sicherheitsfaktor von SHN.
Schade eigentlich, denn das wäre mit Sicherheit ein richtiger Quotenbringer. So was wie eine Realityshow über Superhelden. Also ich würde mir das reinziehen, selbst wenn ich keine Genträgerin wäre.
Aber mich fragt ja keiner, verdammt noch mal. Ich wäre allein durch meine Vorschläge eine wahnsinnige Bereicherung für den Senat der Superhelden in New York. Das sollte ich denen mal klarmachen. Ups, ich schweife ab.
Ungefähr zwanzig Minuten an jedem Abend wurde auf SHN das Neueste aus der Welt der Superhelden gezeigt. Wer welche Verbrecher gefasst hatte, in welchem Land oder welcher Stadt es wieder einen Anschlag gab, wer dahintersteckte und so weiter.
Ich liebte es.
Und jeden verdammten Abend saß ich hier und wünschte mir mit jeder Faser meines Herzens, dass auch ich eines Tages dort zu sehen sein würde. Nach Möglichkeit aber nicht, weil ich aus Versehen irgendwas richtig Dummes angestellt hatte. Weil ich beispielsweise in diesem Kaff wahnsinnig geworden und doch noch Amok gelaufen war. Ich wollte endlich Teil der Elite der Superhelden sein. Irgendetwas Großes vollbringen und mir einen Namen machen.
Der Bildschirm flackerte und es ging endlich los. Sofort setzte ich mich aufrecht hin und klebte regelrecht an der Mattscheibe, um ja nichts zu verpassen.
Ich benahm mich wie ein bescheuerter Groupie.
Cindy McLorkin stand hinter einem hüfthohen Pult und blickte gewohnt perfekt gestylt in die Kamera. Sie war seit sechs Jahren die Nachrichtensprecherin – also sozusagen die gesamte Zeit, die ich von SHN wusste. Für mich gehörte Cindy zu meinem Alltag – wie mein Work-out oder meine Serien. Ich freute mich jedes Mal, wenn sie im Fernsehen auftauchte, und lächelte wie belämmert.
»Hey, Cindy«, murmelte ich.
»Guten Abend, Superhelden«, begrüßte die Frau mit den rostbraunen Haaren die Zuschauer. »Ich beginne die Sendung mit einer Ankündigung, denn wir werden heute länger als die üblichen zwanzig Minuten senden.«
Überrascht zog ich die Augenbrauen nach oben und kuschelte mich noch weiter in meine Kissen. Das klang doch klasse! Noch mehr Superhelden-Tratsch.
»Leider ist der Anlass dafür ein sehr ernster. Im Laufe des heutigen Tages wurden mehrere Superhelden angegriffen, allerdings nicht während ihres Dienstes. Sie wurden in ihren Wohnhäusern attackiert, und das in mehreren Städten der USA.«
Mein Mund klappte auf und ich starrte fassungslos auf den Fernseher. Ich hörte zwar, was Cindy sagte, aber es ergab keinen Sinn. Absolut keinen.
Niemand kannte die wahre Identität der Helden. Niemand außer den Eltern, die darauf geeicht wurden, kein Sterbenswörtchen darüber zu verlieren. Das Gesagte schien mir einfach unmöglich. Vor allem, da es offensichtlich mehreren Helden gleichzeitig passiert war.
Ein Grummeln breitete sich in meinem Bauch aus und ein mehr als ungutes Gefühl beschlich mich.
Irgendetwas stimmte hier nicht.
»Zehn Helden wurden von vermummten Gestalten zu Hause angegriffen. Dabei gibt es laut Senat kein erkennbares Muster. Es handelte sich um Superhelden in allen Teilen des Landes, von unterschiedlichem Alter, Geschlecht und mit verschiedenen Kräften in sämtlichen Stufen. Leider muss ich Ihnen mitteilen, dass sechs der Helden so überrumpelt wurden, dass sie diese Attacke nicht überlebt haben.«
Entsetzt sprang ich auf und rannte zum Fernseher.
»Was?!«, entfuhr es mir lauter als beabsichtigt.
»Im Folgenden haben wir einen Kurzfilm vorbereitet, in dem die verstorbenen Helden näher vorgestellt werden.«
Ich war außer mir. So etwas hatte es noch nie gegeben. Unsere Identität war unser großes Geheimnis, ganz so wie in alten Filmen, Serien oder Comics. Wie in aller Welt hatte jemand bei gleich zehn Leuten dieses Geheimnis entlarven können?! Und – was eigentlich noch wichtiger war – wer war dazu imstande?
Wessen Identität war noch bekannt? Würde es noch weitere Anschläge geben? Und was war mit Nina?! O Gott, ich würde diese kranken Psychopathen eigenhändig umbringen, wenn sie meiner Freundin auch nur ein Haar gekrümmt hatten!
Der Kurzfilm war schön gemacht, aber etwas anderes hatte ich von SHN auch nicht erwartet. Tatsächlich handelte es sich bei den Opfern um völlig verschiedene Typen. Alle Hautfarben, jedes Alter, völlig verschiedene Fähigkeiten in unterschiedlichen Stufen. Auch die Wohnorte waren total wahllos. Von kleinen Städten in Florida, Utah oder Michigan bis hin zu Großstädten wie Seattle oder San Francisco.
Ich brauchte mehr Informationen. Und zwar sofort.
Als der Film endete, wurde Cindy wieder eingeblendet, die zwar ihre professionelle Miene wahrte, aber trotzdem ziemlich aufgewühlt wirkte. Wer konnte es ihr verdenken?
Wir wurden gerade Zeuge eines historischen Ereignisses. Natürlich war man da durch den Wind – ob Nachrichtensprecher oder nicht.
»Der Senat möchte zunächst betonen, dass kein Grund zur Panik besteht«, fuhr Cindy fort. »Die Täter haben das Überraschungsmoment genutzt, doch jetzt sind alle Helden gewarnt. Die Motive sind noch völlig unklar, doch die notwendigen Schritte wurden bereits eingeleitet.
Ich möchte noch einmal wiederholen, dass kein Grund zur Panik besteht. Sie schweben nicht in Gefahr und der Senat wird sich der Lage annehmen.
Ich habe heute auch einen anderen Gast hier im Studio, der uns die Lage näher erklären wird. Vielen Dank, Hero, dass Sie sich die Zeit nehmen, um unseren Zuschauern Näheres zu erläutern.«
Allein bei der Erwähnung seines Namens zuckte ich zusammen.
Ich war über ihn hinweg! Ehrlich. Nur war es eben so, dass Chris alias Hero so verdammt gut aussah.
Tatsächlich kam er jetzt in Superheldenmontur ins Bild gelaufen und schüttelte Cindy mit ernster Miene die Hand.
Er trug seinen viel zu engen schwarzen Ganzkörperanzug, samt schwarzer Augenbinde und dunkelblauem Umhang. Auf seiner Brust prangte ein großes H – ganz im Stil der alten Comichelden.
Und verflucht noch mal, er sah so abartig heiß aus, dass mir das Wasser im Mund zusammenlief. Sexy war noch untertrieben für das, was sich meinen Augen da bot. Ich sah es regelrecht vor mir, wie in diesem Augenblick wohl gerade Hunderte von Frauen vor den Fernsehern entweder umkippten oder vor sich hin hechelten.
So wie ich.
Nicht zum ersten Mal fragte ich mich, wie es möglich war, dass ein einziger Mann so vom Schicksal begünstigt worden war. Das war so unfair.
»Hero, würden Sie uns bitte verraten, was genau wir über die Anschläge wissen?«
Er nickte Cindy zu und wandte sich dann an die Kamera. Verdammt, man hatte das Gefühl, seine blauen Augen würden direkt in einen hineinblicken.
»Die Vorfälle machen uns sehr betroffen und wir wünschen den Angehörigen viel Kraft für diese schwere Zeit. Natürlich kümmern wir uns auch um psychologische Betreuung.« Er machte eine kurze Pause und seufzte so herzerweichend, dass wohl in diesem Moment sämtliche Zuschauerinnenherzen dahinschmolzen. »Doch ich möchte noch einmal betonen, dass es keinen Grund für eine Massenpanik gibt. Der Senat hat sich der Sache angenommen und wird vehement gegen dieses Unrecht vorgehen. Es wird eine Krisensitzung in New York einberufen, zu der zahlreiche Superhelden eingeladen werden. Diejenigen, die sich ihre Stadt mit anderen teilen und somit kurzzeitig entbehrlich sind. Wir werden dort beratschlagen, wie wir weiter vorgehen, und Teams aus den talentiertesten Helden unseres Landes zusammenstellen, um die Verbrecher zu finden und sie ihrer gerechten Strafe zuzuführen.«
Mein Herz pochte plötzlich wie wild.
Das war meine Chance.
Ich wusste es, spürte es mit jeder Pore meines Körpers: Das war die Gelegenheit, auf die ich so lange hingearbeitet hatte. Ich könnte dem Senat endlich beweisen, dass ich zu mehr bestimmt war, als hier in diesem Kaff in einem Blumenladen zu versauern.
Wenn ich es schaffte, zu dieser Krisensitzung zu kommen und mich in eines der Teams zu mogeln, würde ich ihnen allen zeigen, was in mir steckte!
Okay, das klang vielleicht leichter, als es war, aber ich würde es schaffen. Ich musste es schaffen.
»Vielen Dank für Ihre Worte, Hero.« Cindy schenkte ihm ein Lächeln und ich könnte schwören, dass auch sie von diesem scheißperfekten Typen um den Finger gewickelt worden war. »Nun schalten wir zu Newt Holton, der live für sie aus …«
Ich konnte ihr nicht mehr zuhören. Viel zu viele Gedanken rauschten durch meinen Kopf. Das war mein Ticket in eine Zukunft, die ich mir wünschte.
Zunächst könnte ich endlich New York sehen – was ich schon immer wollte –, ich würde all die großen Helden unserer Zeit treffen und vor allen Dingen den Senat von mir überzeugen.
Trotz der schlimmen Dinge, die geschehen waren, schöpfte ich gerade wirklich Hoffnung, dass sich meine Situation ändern würde.
Kaum dass Cindy mit SHN fertig war, klingelte mein Telefon. Das private, nicht das für Superhelden.
Ich hob es hoch und war extrem erleichtert, Ninas hübsches Gesicht auf dem Display sehen.
»Das ist doch krank, oder?«, begrüßte sie mich, kaum dass ich auf Annehmen gedrückt hatte. »Wer tut denn so was?!«
Ich seufzte und fühlte die Trauer und die Wut in mir. »Ich weiß es nicht. Aber ich bin mir sicher, dass sie sie finden und die Schuldigen für das büßen werden, was sie getan haben.«
»Das bringt die Toten aber auch nicht zurück …«
Mühsam schluckte ich. »Tja, da hast du wohl recht.« Es war kurz still, weil jede von uns das Gesagte und Geschehene verarbeiten musste.
»Lass uns über was anderes reden, okay? Was gibt's Neues in der Akademie?«
Nina war aufgrund ihres großen Talents und ihrer einfühlsamen Art gebeten worden, dieses Jahr an der Akademie zu unterrichten, obwohl sie ja eigentlich in Chicago auf Verbrecherjagd ging. Im Grunde hatte sie alles, was ich mir wünschte, aber ich gönnte es Nina von Herzen. Sie war ein großartiger Mensch. Mitfühlend und stark. Genau die richtige Kombination für eine Superheldin.
»Ich habe vorhin gleich noch die Einladung für diese Krisensitzung bekommen«, meinte Nina und hatte schlagartig meine gesamte Aufmerksamkeit.
»Ach, echt?«
»Ja. Ich denke, ich werde aber nicht hingehen können. Ich will helfen, diese Verbrecher zu fangen und sie zu bestrafen, aber die Kids an der Schule sind ganz verstört wegen der Ereignisse. Ich glaube, sie brauchen mich jetzt dringender.«
»Der Senat könnte sich aber über deine Hilfe freuen, Windy Woman. Keiner macht so schöne Tornados wie du.«
Nina lachte leise. »Meine Tornados sind schon echt richtig genial.«
Während wir unser Geplänkel führten, ratterte mein Kopf auf Hochtouren. Wie könnte ich dieses Wissen für meinen Plan nutzen? Es musste eine Möglichkeit geben. Irgendwas.
»Meine Einladung muss wohl verloren gegangen sein«, scherzte ich etwas bitter.
Nina wusste, wie sehr ich mir immer gewünscht hatte, eine richtige Superheldin zu sein, und war sofort voller Mitleid. »Das tut mir so leid, Lily. Ich wünschte, die vom Senat würden erkennen, wie hart du an dir arbeitest und wie sehr du das willst. Da könnten sich alle anderen eine Scheibe von abschneiden. Das ist so unfair!«
Ich spürte einen Kloß im Hals, wie immer bei dem Thema. »Irgendwann werden die das schon kapieren. Ich werde jedenfalls nicht aufgeben. Aber sag mal, würdest du mir deine Einladung per Mail schicken? Ich