Mein Einstieg in ein etwas ungewohntes Denken erfolgte durch meine Zeit im Leistungssport. Begonnen hatte das damit, dass man im Autogenen Training dem Körper sagt, was er machen soll, und er tat es. Mit diesen Erkenntnissen beginnt dieses Buch, das sich mit gesundheitlichen Aspekten befasst. Ich beschreibe anhand von eigenen Erfahrungen und mit vielen Beispielen anderer, wie wir Gedanken und Bilder ganz bewusst einsetzen können, wozu das dient, und welche Wirkung es auf unsere Gesundheit hat.
Wie man „Mentale Kräfte aktivieren“ kann, und damit nicht nur im Sport seine Leistung steigert, habe ich in meinem ersten Buch beschrieben. Wir können beim Universum bestellen, was wir gerne hätten. Wir können auch Gesundheit bestellen. In den ersten Seiten wiederholen sich bestimmte Aspekte, die auch für dieses Buch wichtig sind.
Der Schwerpunkt liegt jedoch hier immer bei Gesundheit. Ich darf doch wieder Du sagen? Das macht es einfacher.
Ein paar Hinweise zu diesem Buch:
Du kannst sofort mit leichteren Visualisierungen wie zum Beispiel bei Halsweh beginnen, doch solltest du irgendwann einmal das Buch von Anfang bis Ende durchlesen, weil in den verschiedenen Gesundheits-Visualisierungen Dinge besprochen werden, die es leichter machen zu verstehen, wie wir funktionieren.
Noch ein ganz wichtiger Hinweis:
Geht bitte bei ernsthafteren Störungen immer zum Arzt,
befolgt die Anordnungen und unterstützt dann zusätzlich
euren Körper mit aufbauenden, heilenden Gedanken und
Vorstellungen.
Diejenigen, die mein Einsteigerbuch gelesen haben, werden sich erinnern. Ich hatte mir meine Halswirbelsäule verletzt - mein linker Arm funktionierte nicht mehr - und ganz mit dem Sport aufhören wollte ich nicht. Schießen lag mir, so war es einfach vom Bogenschießen zur Luftpistole zu wechseln, später dann auch zur Sportpistole, und damit begann mein Problem. Das Bogenschießen ist eher eine Sommerdisziplin, und wenn wir im Winter geschossen haben, dann meist in einer beheizten Halle. Beim Luftpistolenschießen ging das ja noch, die Hallen waren meistens ringsum geschützt, manchmal sogar beheizt, doch die Pistolenstände, da schießt man mit scharfer Munition, die waren kalt und zugig, und wir schossen auch mitten im Winter draußen, selbst bei 20 Grad minus. Obwohl ich mich warm anzog, erkältete ich mich leicht und war dann oftmals für Wochen nicht voll belastbar. Immer häufiger hatte ich Schnupfen, der bald kaum mehr ausheilte, die Kieferhöhlen befiel und meine Leistung ganz erheblich beeinträchtigte. Das besserte sich nur im sehr trockenen Westen der USA, wo wir mehrmals unsere Ferien verbrachten. Ich unterhielt mich dort mit einer sehr netten Frau, einer Deutsch-Amerikanerin, über mein Problem und sie sagte: „Erkältung? So etwas gibt es bei mir nicht mehr. Ich kann Mind Control.“ Das erinnerte mich an Autogenes Training und was ich damit alles schon gelernt hatte und war höchst interessiert. Sie erzählte, dass man in diesem Seminar lernen könne, sich von grippalen Infekten selbst zu heilen. Soweit sie gehört habe, werde der Kurs inzwischen auch in Deutschland angeboten.
Ich meldete mich gleich an zu diesem Seminar, das der Amerikaner José Silva entwickelt hatte. Mind Control heißt kontrolliertes Anwenden von Bewusstseinsstufen. Die Kursleiterin erläuterte uns unendlich viele Möglichkeiten, die Kraft unseres Bewusstseins gezielter anzuwenden und brachte Beispiele. Wir lernten zu Anfang als Grundlage ein Entspannungstraining ähnlich dem Autogenen Training, das ich zehn Jahre vorher erlernt hatte, um mit meinem Wettkampfstress besser umgehen zu können. Hier benannte die Trainerin nacheinander verschiedene Körperteile und suggerierte uns, sie seien wunderbar locker und entspannt. Von der Kopfhaut über Stirn, Augenlider, Wangen, Kiefer, Hals, Schultern, Arme, Hände, dann Oberkörper, Unterkörper, Oberschenkel, Knie, Unterschenkel, Knöchel, Füße ging die Reise durch den ganzen Körper. Nicht alle Teile entspannten sich bei mir sofort. Teilweise gelang es mir sehr gut, ich hatte ja schon Routine durch das Autogene Training, teilweise jedoch gar nicht. Noch nie hatte ich so intensiv meinen Körper gespürt. Manche Regionen reagierten sehr gut und entspannten sich, andere waren kaum vorhanden, ich fühlte mich dort nicht. Das war seltsam.
Diese tiefe Entspannungsstufe wird auch Alpha-Stufe genannt, und wir erreichten sie bald noch leichter. Man zählte nur von 10 bis 1 abwärts und war sofort auf der gleichen, tiefen Stufe, die wir vorher schon kennengelernt hatten. Heute weiß ich: Der Körper lernt und wiederholt man eine Übung mehrere Male, dann automatisiert sich das Gelernte. Vereinfacht man den Text, kürzt oder koppelt Zahlen, Gerüche oder eine Melodie an den erlernten Zustand, dann reicht später dies aus, um den gesamten Zustand wieder zu erleben. Hier erlernten wir den entspannten Zustand, koppelten die 10 Zahlen daran und in der Folge reichten allein die 10 Zahlen aus, um den entspannten Zustand wieder hervorzurufen.
In dieser tiefen Stufe des Bewusstseins trainierten wir innere Bilder. „Ihr könnt alle Bilder sehen,“ sagte die Trainerin, „sonst würdet ihr euer Auto auf dem Parkplatz nicht wiederfinden. Diese Art Bilder sind gemeint, wenn wir hier von inneren Bildern reden.“ Wir lernten Bilder zu entwickeln und sie ganz systematisch einzusetzen. Ich war ja eigentlich nur in den Kurs gegangen, um eine Super-Methode gegen meine Erkältungen und die Kieferhöhlenprobleme zu bekommen, daher achtete ich in erster Linie auf Methoden, die mit Gesundheit zu tun hatten. Sie interessierten mich und waren mir, zumindest am Anfang, schon vertraut. Der Körper tut, was man ihm sagt. Das war mir aus dem Autogenen Training geläufig, wobei suggeriert wird, der Arm sei warm und schwer, und nach einer Weile wurde der Arm warm und schwer. Wie weit sich das jedoch ausbauen lässt, sollte ich hier beim Mind Control-Kurs erfahren.
Der Körper tut, was man ihm sagt.
Die Trainerin berichtete, dass man nicht nur mit Worten, sondern besonders mit Hilfe von inneren Bildern auf Körperprozesse einwirken kann. Das war Wasser auf meine Mühlen, genau das hatte ich beim Autogenen Training entdeckt. Meine Arme waren nämlich nicht gleich warm und schwer geworden, und ich hatte mir in meiner Not einfach vorgestellt, unter einer heißen Dusche zu stehen. Plötzlich wurden meine Arme warm, obwohl ich in Wirklichkeit in einer kühlen, großen Halle auf einem Stuhl saß, und schwer wurden sie nach einer Weile auch. Bilder wirkten tatsächlich noch besser auf den Körper ein als nur Worte, soviel stand fest. Nur hatte ich ja keine Ahnung, wie man dieses Wissen noch einsetzen kann. Fasziniert und auch ein wenig ungläubig hörte ich zu, was Maria berichtete. Das, was sie erzählte, war so einfach und so spielerisch, das konnte doch nicht wahr sein, so einfach konnte das nicht gehen! Sie berichtete von einem Kinderkurs, wo ein Junge mit Magenschmerzen sich dadurch geheilt habe, dass er sich vorstellte, sein Magen sei ein rostiger Kanister. Er habe Schmirgelpapier genommen und die Roststellen abgeschmirgelt, bis das Metall glänzte und sein Magenweh sei verschwunden gewesen.
Ich hielt das für ziemlich unwahrscheinlich, erlebte ich nicht Tag für Tag in unserer medizinischen Praxis das Gegenteil, unzählige Menschen, die mit Unmengen von Tabletten versuchten, ihr Magenproblem in den Griff zu bekommen? Ich war äußerst skeptisch und hielt das für ausgemachten Humbug.
Das zweite Wochenende brachte dann noch viel verrücktere Sachen, für mich völlig unverständlich. Mitgemacht hab ich sie schon, es blieb einem ja kaum was anderes übrig, aber das war alles so abgehoben, so weit weg von jeglicher Realität, ich hab das weit von mir gewiesen. Wir hatten uns in Blätter von Pflanzen hineinversetzt, dann in Metalle, und zum Schluss sogar in Tiere und Menschen, um dort Informationen aufzunehmen. Ihr glaubt das auch nicht? Doch das geht und es war äußerst merkwürdig, was da kam. Nur hielt ich das alles für reine Phantasie und bezweifelte, ob ich jemals etwas davon anwenden würde.
Doch wie das manchmal so ist, es ergab sich bald eine Notwendigkeit, so etwas Verrücktes tatsächlich einmal auszuprobieren. Wie schon gesagt, ich hatte zunehmend gesundheitliche Probleme, die allerdings, wie ich im Laufe der Zeit herausfand, viele Gründe hatten, nicht nur die zugigen Schießstände. Da waren hohe Belastungen, sowohl beruflich wie auch privat, die mich kaum mehr zur Ruhe kommen ließen, dazu kam Krankheit und Tod in der Familie, womit ich mich auseinander setzen mußte. Meine Abwehrkräfte schwanden dahin mit Kummer und Sorgen, was dazu führte, dass ich immer öfter verschnupft war. Meine Kieferhöhlen eiterten oft für Wochen, was meine schon angeschlagene Stimmung noch mehr runter zog. Während dieser Zeit fing mein rechtes Knie an weh zu tun, schwoll an, wurde empfindlich und reagierte bei jeder Anstrengung. Zwar war es zwanzig Jahre zuvor einmal operiert worden, hatte aber nie Probleme gemacht. Im Laufe von Monaten war selbst das Gas geben bei Autofahrten schmerzhaft. Später gesellte sich das andere Knie hinzu, was mich wunderte. Ich hatte nur eine Erklärung dafür: Es schien so, als produziere jeder Entzündungsschub der Kieferhöhle entsprechende Abfallprodukte, die im Körper abgelagert wurden, natürlich an meinen Schwachstellen im Knie. Mir fehlte die Zeit mich zurückzunehmen oder gar auszukurieren, da waren so viele andere Kranke. Als sich auch noch der rechte Hüftknochen mit Schmerzen meldete, beschloss ich, etwas zu unternehmen.
„Wenn die Not am größten ist“, hatte die Trainerin von Mind Control gesagt, „wenn etwas not – wendig wird, dann fällt einem etwas ein, was die Not wendet.“ Ich erinnerte mich an das, was sie uns im Kurs in anderer Form vorgeschlagen hatte.
Sie sagte:
„Wenn du krank bist, dann stell dir den Bereich vor,
der erkrankt ist, und mache ihn heile.“
Ich erinnerte mich an den Vorschlag aus einem Kinderkurs mit dem rostigen Kanister.
Halsweh
Meine Kieferhöhlenentzündung war chronisch, aber zusätzlich plagten mich ganz akute Infekte. Bei mir fangen sie mit Kratzen im Hals an und ich fürchtete schon wieder das Schlimmste. „Rostiger Kanister, also das passt für den Hals nicht.“ Ich bat um eine Idee, man kann sich ja was wünschen. „Bitte ich brauche ein Bild für meinen Hals.“ Ich horchte nach innen. Hals, was fällt mir dazu ein? „Ein Flaschenhals, natürlich, super, ein dicker großer Flaschenhals von einem Weinkolben!“ Ich sah das Bild vor mir, ein Flaschenhals, der in der Öffnung verschmutzt ist. In der Vorstellung nahm ich jetzt eine große Flaschenbürste, ging mit meiner Aufmerksamkeit nach innen in meinen Hals und stellte mir vor, mein Hals sei dieser Flaschenhals, den ich sorgfältig - Strich für Strich - innen sauber bürste. Im Anfang war das ungewohnt, aber im Kurs hatten wir noch kompliziertere Dinge gemacht. Ich prüfte nach, ob sich das Gefühl verändert hat, und wirklich, es kratzte nicht mehr so arg wie vorher. Ich war verblüfft. „Das ist ja unglaublich, die Methode wirkt tatsächlich!“ Ich bürstete ein zweites Mal, und sah dann zum Schluss meinen Hals sauber und gesund mit einer rosa glänzende Oberfläche, so hatte es uns Maria beigebracht. Mir schien, als freue sich mein Hals über die Aufmerksamkeit, die ich für ihn hatte, und so unwahrscheinlich das klingen mag, der Hals wurde besser. Mehrmals am Tag machte ich diese Visualisierungs-Übung, spätestens dann, wenn er wieder anfing zu kratzen und zu schmerzen, um mir zu sagen, dass ich mich mehr um mich kümmern soll. Hatte ich nicht schon beim Autogenen Training entdeckt, dass der Körper tut, was man ihm sagt?
Man kann es ihm auch in Bildern sagen.
Innere Bilder sind noch kraftvoller als Worte.
Mit Bildern lernt der Körper noch schneller.
Schnupfen
Manchmal schaffte ich es nicht, die Nase begann zu kribbeln, und weil das mit dem Hals so gut funktioniert hatte, probierte ich was Neues aus. Ich nahm mir die Nase vor, ebenso spielerisch, hatte aber keine Ahnung, wie die Nase und der Nasen-Rachenraum oben und hinten aussehen. Doch war es nötig, das so genau zu wissen? Ein Kanister sah ja auch nicht im entferntesten einem Magen ähnlich, und mein Hals war kein Flaschenhals.
Was der Körper verstand, war die Absicht.
Die teilte sich irgendwie mit. Wie, wußte ich nicht, das war auch egal, Hauptsache er reagierte und offenbar auch auf so phantasievoll gewählte Gegenstände. Statt einer echten Nase stellte ich mir ein zweigeteiltes Rohr vor, das oben zu einem wird und sich nach unten abbiegt. Im Baumarkt hatte ich weiße Leitungsrohre gesehen, auch solche, wo zwei Rohre zusammenlaufen zu einem. Das war ein gutes Beispiel. Ich ging mit meiner Wahrnehmung nach innen in meine Nase, stellte mir den Bereich so gebogen vor wie die zusammenlaufenden Leitungsrohre, nahm wieder die Flaschenbürste zu Hilfe, und putzte ganz sorgfältig diese Rohre sauber. Von vorn und von hinten bürstete ich und suggerierte mir, sie seien genau so hell und sauber glänzend wie die Rohre im Baumarkt. Immer wieder fühlte ich in meine Nase hinein, atmete tief und fühlte auch den Rachenraum vollkommen gesund. Der Körper verstand die Absicht, dass ich gesund sein wollte, das Kribbeln in der Nase ließ nach. Ich war sprachlos. Meiner Familie hab ich nichts davon erzählt, das konnte ja Zufall sein, ich wollte erst noch mehr ausprobieren. Mehrmals am Tag wiederholte ich diese Gesundheits-Visualisierung und der Schnupfen kam gar nicht erst zum Ausbruch.
Kieferhöhlen
Als nächstes nahm ich mir die chronisch laufenden Kieferhöhlen vor. Auch hier hatte ich Null Ahnung von der Anatomie. Höhle, wie soll sowas nur aussehen? Klein musste sie sein, in meinen Kopf musste sie passen. Na klar, mein Frühstücksei, wenn es leer ist! So in etwa könnte eine Kieferhöhle aussehen. Die allerdings in meinem Kopf sauber zu machen, das schien ja wohl noch viel schwieriger zu sein als alles, was ich bisher gemacht hatte. Das braucht besondere Vorbereitung, entschied ich:
An einem Sonntag - die Familie war anderweitig beschäftigt - übte ich erst einmal in der Realität. Ich blieb nach dem Frühstück am Tisch sitzen, nahm das leer gegessene Frühstücksei in die Hand. Ich hatte nicht alles erwischt und kleine Reste vom Ei klebten noch an den Wänden. Mehrmals übte ich jetzt, wie sich das anfühlt - zwischendrin auch mit geschlossenen Augen - wenn ich mit meinem Löffel an der Krümmung entlang fahre und die Reste heraus schabe. Dann hielt ich das Ei waagerecht vor mein Gesicht und dachte mir das Ganze als Kieferhöhle in meinen Kopf. So hatte ich wenigstens eine Idee, wie so eine Höhle aussehen könnte. Für die Visualisierung selbst traf ich noch weitere Vorkehrungen, die ich später für alle schwierigeren Vorstellungsübungen übernahm:
Mit diesem super entspannten Gefühl stellte ich mir vor, das Ei sei meine linke Kieferhöhle gleich oberhalb meiner Zähne. Ich machte sie größer, damit ich hineinschauen kann. So war es einfacher mit meinem weichen Hornlöffel ganz vorsichtig und sorgfältig Strich für Strich die Reste aus dieser Höhle auszuschaben, genau wie vorher mit dem Ei. Hinten und oben war das nicht ganz so leicht, da fühlte ich zu Anfang gar nichts. Zwischendrin rutschten immer mal meine Gedanken weg und ich konnte wieder von vorn anfangen, aber das kannte ich schon vom Autogenen Training, da war ich auch öfters nicht bei der Sache.
Wieder und wieder schabte ich Strich für Strich sehr vorsichtig diese Höhle in mir aus, bis sie endlich rings herum sauber war. Sie strahlte genau so hell wie das weiße Ei. Das hört sich komplizierter an als es ist - wenn man sich das bewusst gemacht hat, ist es ganz einfach.
Die Trainerin bei Mind Control hatte uns empfohlen zum Abschluss uns jedes innerliche Körperteil glänzend, frisch