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Titelbild: Archiv des Verfassers

1. Auflage 2015

2. Auflage 2015 (aktuelle Auflage)

Herausgeber: Andreas Möhring

infomail@rennsteigwerk.de

Erste Auflage, Langewiesen im April 2015

Herstellung und Verlag:

BoD – Books on Demand GmbH, Norderstedt

ISBN: 978-3-7386-9699-8

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Vor siebzig Jahren endete für Schmiedefeld und Frauenwald der Zweite Weltkrieg. Der Frieden hielt Anfang April 1945 Einzug, verbunden mit der Besetzung durch die US-Truppen sowie ab Juli 1945 durch die Rote-Armee. Viele Zeitzeugen sind seit diesen ereignisreichen Tagen verstorben, jedoch sind ihre Überlieferungen erhalten geblieben. Ziel dieses Buches ist es, die damaligen Ereignisse zu sichern und für die Einwohner der beiden Dörfer für die Zukunft zu bewahren.

Nach dem Angriff der US-Truppen auf Thüringen am 1. April 1945, wurde Suhl bereits am 3. und 4. April überrollt. Erst vor Schmiedefeld, einem Eckpfeiler der vom Gauleiter Fritz Sauckel ausgerufenen "Rennsteigfestung", wurden die US-Truppen fünf lange Tage aufgehalten und dabei in zermürbende Kampfhandlungen verwickelt. Die 11. US-Armored-Division konnte mit ihren schweren Sherman-Panzern die Waldwege und Höhenlagen des Thüringer-Waldes nicht einnehmen. Erst der Einsatz der 26. und 90. US-Infantry-Division erbrachte am 8. und 9. April 1945 den erhofften Sieg.

Die aufgefundene Aktenlage auf deutscher Seite war sehr lückenhaft. Durch den ungeordneten Rückzug der Deutschen Wehrmacht und der Angst der örtlichen Verwaltungsorgane vor den einrückenden Siegern, wurden viele Informationen in letzter Minute noch vernichtet. Weiterhin ist anzunehmen, dass auch in 40 Jahren DDR, Aktenbestände in einem beträchtlichen Umfang eliminiert wurden. Mit der Besetzung durch die US-Truppen mussten von der Bevölkerung alle Waffen, Fotoapparate, Feldstecher und Radiogeräte abgegeben werden. Hieraus resultierte, dass Fotoaufnahmen sowie Dokumentationen der Vorgänge nicht vorhanden waren. Allein auf amerikanischer Seite wurden offizielle und private Informationen gesammelt und in die Vereinigten Staaten verbracht. Manches Dokument liegt auch heute noch in amerikanischen Archiven unter Verschluss. Über den Beginn der Besetzung durch die Rote-Armee wurden nur wenige gesicherte Daten gefunden. Hieraus resultierte die Angst der Dorfbewohner vor den "Russen"!

Anhand der aufgefundenen Akten wurde in verschiedenen in- und ausländischen Archiven versucht, diese Geschichtsaufarbeitung in einer neuen Art und Weise zu gestalten. Insbesondere wurden die After-Action-Reports der US-Armee, die geheimen Lageberichte des Oberkommandos der Wehrmacht und verschiedene Informationen aus Gemeinde- und Kreisarchiven mit einbezogen. Zur besseren Darstellung wurden alle Informationen aus gesicherten Quellen kursiv abgedruckt.

Alle überlieferten Aussagen der damaligen Zeitzeugen wurden auf ihren Wahrheitsgehalt überprüft. Es lässt sich jedoch nicht ausschließen, dass verschiedene Personen die Ereignisse im März und April 1945 einer unterschiedlichen Interpretation unterzogen sowie eine Legendenbildung über die Nachkriegsjahre ihren Fortgang nahm. So wurden zum Beispiel die Wetterverhältnisse Anfang April 1945 von deutscher und amerikanischer Seite als kalt und schneereich beschrieben. Im Gegensatz dazu äußerten sich die Schmiedefelder Zeitzeugen zu einem schönen Frühling. Für den Autor bestand nur die Möglichkeit, auf diese Aussagen und Informationen zurückzugreifen. Aus diesem Grund ist eine kritische Betrachtung der dargestellten Vorgänge durch die werte Leserschaft ausdrücklich erwünscht. Konstruktive Hinweise, eigene oder überlieferte Erlebnisberichte, Dokumente, Fotos und jede noch so kleine Information sind zur weiteren Recherche von hoher Wichtigkeit, um diese Publikation auch in Zukunft weiter voranzutreiben. Alle Hinweise werden gerne über die im Impressum hinterlegten Kontaktdaten entgegengenommen. Originale Dokumente werden auf keinen Fall beansprucht, eine Kopie oder ein Scan sind völlig ausreichend.

Dieses Buch soll keine Wertung der damaligen politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse darstellen. Es entzieht sich ebenfalls einer Beurteilung des damals begangenen Unrechts, sowohl aufseiten der Sieger wie aufseiten der Besiegten. Das Ziel des Autors besteht in einer politisch neutralen Aufarbeitung der aufgefundenen Informationen, einer Bewahrung für kommende Generationen und der Mahnung zur Erhaltung des Friedens. Nicht vergessen werden soll das Gedenken an alle Menschen, die ihr Leben zur Beendigung des Zweiten Weltkrieges gaben und auch an die Personen, denen ihr Leben gewaltsam und unter Zwang genommen wurde.

Meinen herzlichen Dank möchte ich ohne die Benennung einzelner Namen allen Personen aussprechen, die mir bei der Realisierung dieser Geschichtsaufarbeitung uneigennützig behilflich waren. Somit ist niemand vergessen. Ein herzlicher Dank soll auch an meine Freunde auf der anderen Seite des Atlantiks gehen, die mich nie als einen Nachkommen des damaligen Feindes betrachteten, sondern mich in diversen Emails mit der Bezeichnung "Mein Freund" ansprachen.

Langewiesen im April 2015

Andreas Möhring

Kapitel 1

Truppenteile, die am Kampf um die Rennsteigfestung beteiligt waren

Im März und April 1945 war die Kampfkraft der Deutschen-Wehrmacht auf ein Minimum gesunken. Die Dauer des Krieges, der immer größere Ausfall an Soldaten und Gerät sowie die Übermacht der alliierten Truppen schwächten die deutschen Einheiten zusehends. Geordnete Truppenverbände konnten nicht mehr aufgestellt werden. Es wurden versprengte Wehrmachtseinheiten, der Volkssturm und die HJ1 zur Verteidigung der Frontlinie eingesetzt. Ohne Ausbildung und Kampfmoral war eine Verbesserung der strategischen Lage undenkbar. Aus Berichten amerikanischer Einheiten ging hervor, dass nur noch Jugendliche oder „Kinder“ der HJ sich todesmutig mit der Panzerfaust den alliierten Truppen entgegenstellten und dafür oft mit ihrem Leben bezahlen mussten. Ausgebildete Soldaten versuchten einfach nur ihr Leben durch ein Zurückweichen vor dem Feind zu schützen.

Abbildung 1: Vormarsch der US-Division auf der Autobahn.

In der Nacht vom 22. zum 23. März 1945 überschritten die ersten Einheiten der 3. US-Armee unter dem Kommando von Lieutenant-General George Smith Patton Jr. den Rhein. Bereits am 1. April, also elf Tage später, standen die Panzerspitzen des XII. US-Corps an der Grenze Thüringens, im Raum Fulda-Bad-Hersfeld-Herleshausen-Eisenach. Weitere zwei Tage später, am 3. April wurde Suhl durch die 11. Armored-Division angegriffen und am 4. April komplett besetzt. In nur 10 Tagen legten diese hoch motorisierten Panzer-Divisionen eine Marschleistung von 280 km zurück. Für die rund 13 km von Suhl nach Schmiedefeld benötigen die Amerikaner dagegen ca. 5 Tage.

Das Gebiet des Rennsteiges, von den Höhenlagen um Schmiedefeld und Oberhof, bis hin nach Ilmenau und Tambach/Dietharz, wurde vom Thüringer Gauleiter und Reichsstatthalter Fritz Sauckel zur "Rennsteigfestung" erklärt. Dort sollten in den engen Tälern und steilen Berghängen die motorisierten US-Divisionen aufgehalten werden und die deutschen Formationen zu einer neuen Verteidigungslinie, der sogenannten "Rennsteiglinie" aufgestellt werden. Schmiedefeld bildete in dieser Planung einen Eckpfeiler der "Rennsteigfestung". Erfolglos versuchte die 11. Armored-Division2 mit ihren modernen Sherman-Panzern Schmiedefeld zu erobern. Des Weiteren versuchten sich auch die 26. und die 90. Infantry-Division an diesem Kampfziel, jedoch bis zum 8. April erfolglos. Schwache deutsche Verbände bezeichnet als Division oder Kampfgruppe, Volkssturm, HJ und teilweise Verbände aus Kindersoldaten stellten sich dieser militärischen Übermacht zäh verteidigend gegenüber. Man machte sich die Geländebedingungen des Thüringer Waldes zunutze und operierte oft aus einer guten Deckung oder auch aus dem Hinterhalt. Die gewohnte Luftaufklärung konnten die Amerikaner nicht strategisch einsetzen, da der Gegner, verborgen in den dichten Wäldern, aus der Luft kaum aufspüren war. Aus diesem Grund setzten die US-Befehlsstände Luftschläge und Artillerieüberfälle auf einzelne Walddörfer ein. Diese Vorgehensweise hatte wenig strategischen Erfolg, hier traf es nur unschuldige Dorfbewohner. Am 7. April führten US-Aufklärungsflugzeuge eine Geländeaufklärung im Auftrag der 11. Armored-Division durch. Zur gleichen Zeit sammelte sich der Suhler und Schmiedefelder Volkssturm auf dem Schmiedefelder Sportplatz. Diese "Trappenansammlung" deuteten die Amerikaner als Aufmarsch von SS-Truppen, die Suhl zurückerobern wollten. Daraufhin reagierten die US-Befehlsstellen mit einem Luft- und Artillerieangriff am 7. April sowie am 8. April mit dem Einsatz von zwei Infantry-Divisionen, um Schmiedefeld, den Eckpfeiler der Rennsteigfestung, ins Wanken zu bringen. Für Schmiedefeld bedeutete dieser Sieg der US-Truppen jedoch den Frieden nach vielen Jahren Leid, Elend und Krieg. Frauenwald wurde durch Artillerie und Panzerbeschuss angegriffen und wies einen höheren Zerstörungsgrad als Schmiedefeld auf.

Die US-Soldaten taten ihre Pflicht zur Wiederherstellung des Weltfriedens und zur Vernichtung des Hitlerregimes. Nicht vergessen werden soll, dass auch die US-Truppen bei diesen Kampfhandlungen Verluste zu verzeichnen hatten. Diese wurde nicht öffentlich benannt, konnten aber im Nachgang teilweise ermittelt werden.

Abbildung 2: US-Vormarsch auf der Autobahn 4 bei Sättelstädt.

Abbildung 3: US-Vormarsch auf der Autobahn 4 an den Drei-Gleichen.

Truppenverbände der deutschen Wehrmacht zur Verteidigung der "Rennsteigfestung"

Heeresgruppe-G

Am 28. April 1944 wurde in Frankreich der Stab für die sogenannte „Armeegruppe-G“ gebildet und am 12. September 1944 wurde diese in „Heeresgrappe-G“ umbenannt (HrG-G). Die Kapitulation der gesamten Heeresgruppe-G erfolgte am 5. Mai 1945 in Haar bei München. Als Befehlshaber wurden benannt:

  • -29. Januar 1945 - 4. April 1945: Generaloberst der Waffen-SS Paul Hausser
  • -5. April 1945 - 5. Mai 1945: General der Infanterie Karl Friedrich Wilhelm Schulz

Abbildung 4: Befehlshaber der Heeresgruppe G. Generaloberst Paul Hausser und General Karl Friedrich Wilhelm Schulz.

7. Armee

Das Gebiet des Thüringer Waldes verteidigte die 7. Armee. Diese war ab April 1945 der Heeresgruppe-G unterstellt. Der Kampfverband war somit der direkte Gegner der 3. US-Armee unter Lieutenant-General George Smith Patton. Dem Verband der 7. Armee waren im April 1945 folgende Einheiten unterstellt:

  • - 90. Armee-Korps
  • - 85. Armee-Korps mit der „Kampfgruppe Schroetter“ sowie Resten der 11. Deutschen-Panzer-Division
  • - 12. Armee-Korps mit der „Kampfgruppe von Berg“ sowie Teile der 2. Deutschen-Panzer-Division
  • - 82. Armee-Korps mit der 36. Volksgrenadier-Division, Resten der 256. Volksgrenadier-Division und der 21. Flak-Division
  • - 6. SS-Gebirgs Division „Nord“

Befehlshaber für den Zeitraum vom 25. März 1945 bis zur Kapitulation war General der Infanterie Hans von Obstfelder. Er wurde am 6. September 1886 in Steinbach/Hallenberg geboren und verstarb am 20. Dezember 1976 in Wiesbaden.

Abbildung 5: Links General der Infanterie Hans von Obstfelder, Oberbefehlshaber der 7. Armee.

Bericht des Generalmajors Rudolf Christoph Freiherr von Gersdorff, Chef des Generalstabes der 7. Armee zur strategischen Lage im April 19453

„(Zitat) Am 4. April waren die im nordwestlichen Teil des Thüringer Waldes eingesetzten Infanterie-Divisionen des LXXXV AK (85. Armee-Korps) durchbrochen worden und kämpften noch tagelang ohne Verbindung weiter. Jedoch der Kern des Gebirgszuges, der Raum Friedrichroda-Oberhof, wurde von der 11. Panzer-Division der Wehrmacht gehalten. Als eine der in den Raum Gotha vorstoßenden amerikanischen Panzer-Divisionen (4. Armored-Division) Ohrdruf von Norden nahm, kämpfte die schwache deutsche Panzerdivision auf den Passhöhen nach zwei Seiten. In zahlreichen örtlichen Gegenstößen gelang es der Division immer wieder, sich Luft zu verschaffen und die erfolgreiche Verteidigung unter Ausnutzung der Geländevorteile fortzusetzen. Die Verteidigung des Thüringer Waldes durch die 11. Deutsche-Panzer-Division stellte einen letzen Beweis kämpferischen Einsatzes und Könnens der deutschen Truppe dar. Inzwischen war die 11. Armored-Division an Meiningen vorbeigestoßen und hatte die nur schwach gesicherten Industriestädte Suhl und Zella/Mehlis genommen. Das unermüdliche XII. AK (12. Armee-Korps) baute darauf in der Linie Ilmenau-Schleusingen-Themar-Untermaßfeld eine neue Abriegelungs-front mit neu gesammelten Kräften auf. Es war verblüffend, wie das XII. AK immer wieder neue Abwehrkräfte und Stäbe organisierte. Darüber hinaus stelle es sogar eine Angriffsgruppe zusammen, mit der versucht wurde, im Angriff die Verbindung mit Meiningen wieder herzustellen. Jedoch scheiterten diese Versuche an der Überlegenheit des Gegners.

Am 6. April konnte die dünne Abriegelung südwestlich von Ilmenau die Einbrüche der 11. Armored-Division nicht verhindern. In den folgenden Tagen zeichnete sich immer deutlicher ab, dass der Gegner seinen Einbruch zunächst wenigstens nach Süden auszuweiten versuchte, offenbar, um die westlich und an der Fränkischen-Saale kämpfenden Truppen abzuschneiden. "

Abbildung 6: Generalmajor Freiherr von Gersdorff, Chef des Generalstabes der 7. Armee.

Durch eine theoretische Achse von Schmiedefeld über Königsee bis nach Bad-Blankenburg wurden verschiedene Truppenverbände aufgeteilt. Südlich dieser Achse kämpfte das XII. Armee-Korps (12. Korps), hier hauptsächlich die Kampfgruppe von Berg mit der 2. Deutschen-Panzer-Division. Im nördlichen Bereich kam das LXXXV. Armee-Korps (85. Korps) mit der Kampfgruppe Schroetter und den Resten der 11. Deutschen-Panzer-Division zum Einsatz.

XII. Armee-Korps

Unterstellt war das XII. Armee-Korps vom 28. März 1945 bis zu Kapitulation dem General der Artillerie Herbert Osterkamp. Er wurde am 7. Mai 1894 im Hamm/Sieg geboren und verstarb am 17. März 1970 in Dortmund.

Kampfgruppe (Division) Kurt von Berg als Truppenteil des XII. Armee-Korps

Befehlshaber der Kampfgruppe war Generalleutnant Freiherr Kurt von Berg. Er wurde am 26. Juli 1886 in Offenburg geboren und verstarb am 15. März 1952 in Freiburg/Breisgau. Am 1. Januar 1945 wurde er zum Kommandeur der „Division von Berg“ ernannt und führte diese bis zur Kapitulation im Mai 1945. Kurt von Berg geriet in westalliierte Gefangenschaft, aus der er 1947 entlassen wurde. Als direkter Gegner der 11. Armored-Division wurde von dieser Einheit die Hauptlast im Kampf um Suhl und Schmiedefeld getragen. Nach dem Südschwenken der 11. Armored-Division trat ihr die 26. Infantry-Division als Gegner entgegen. Folgendes konnte aus den Memoiren des Generals Kurt von Berg zur damaligen Situation ermittelt werden:4

„(Zitat auszugsweise) Mein Stabsquartier war Hilders. Bei der Schilderung des weiteren Verlaufs des Feldzuges kann ich mich unverhältnismäßig kurzfassen, da mir größere Truppenteile nicht mehr unterstellt werden konnten. Ich war vielmehr genötigt, nur mit fast täglich wechselnden kleineren Einheiten, die mir örtlich unterstellt wurden oder die ich gesammelt hatte, den Kampf zu führen. Mehr als schwache Sicherungslinien oder Stützpunkte aufzubauen war nicht möglich.

Der Volkssturm versagte, wie vorauszusehen, auch bei guten Handwaffen als Kampftruppe vollständig. Immerhin konnte er mit Erfolg zum Schließen von Sperren verwendet werden. Seine Waffen wurden (!), soweit nötig, zur Bewaffnung Versprengter benutzt. Auch die Ergänzung meines Stabes konnte nur allmählich erfolgen. Das die Sicherungslinien während des Feldzuges nie durchbrochen wurden, lag meines Erachtens daran, dass die Hauptstoßrichtung der Amerikaner nicht bei uns lag und an deren, besonders infanteristisch, sehr zögerlichen Vorgehen. Hierbei kann ich feststellen, dass der deutsche Infanterist und Pionier, auch bei sehr starker zahlenmäßiger Überlegenheit der Amerikaner, sich dem amerikanischen Infanteristen nie unterlegen fühlte.

Ein schwächerer amerikanischer Durchbruchsversuch bei Schleusingen, auf den ich später noch zurückkomme, wurde unter amerikanischen Verlusten abgewiesen und nicht mehr erneuert. Am 30. März 1945 erhielt ich vom Korps-Kommando XII den Befehl, den Nordrand der Rhön in der Gegend von Vacha zu halten und Verbindung mit dem Nachbarn (LXXXV. Armee-Korps) herzustellen. Die Trennungslinie zum LXXXV. Armee-Korps war die Werra. Der Divisionsgefechtsstand befand sich am 31. März früh in Sünna und abends in Dietlas. Mithilfe einer von mir unterwegs aufgefangenen Heeres-Flak-Batterie und deren Besatzung in Stärke etwa 2 bis 3 zusammengestoppelten Kompanien mit einigen schweren Waffen und versprengten Truppen, gelang der Aufbau einer schwachen Sicherung mit einzelnen Stützpunkten in der ungefähren Linie: Höhenrücken südlich Philippsthal-Mühlwärts (westlich von Hüttenroda).

Am Abend des 1. April erhielt ich den Befehl, den Stab nach Wasungen zu verlegen, anscheinend infolge des amerikanischen Vorstoßes nördlich von uns. Die Truppen wurden zurückgezogen, zunächst bis zum Abschnitt am Fluss Felda und von dort in die Gegend Breitungen-Schmalkalden. Am 2. April früh befehlsmäßige Verlegung des Stabes nach Gethles (westlich Schleusingen). Die vorn eingesetzten Truppen kamen größtenteils nicht in den neuen Abschnitt Meiningen-Kloster/Veßra. Dieser Abschnitt wurde stützpunktartig ausgebaut, da schon am 2. April eine Bedrohung Meiningens in Erscheinung trat.

Nachdem erkannt war, dass die amerikanische Stoßrichtung auf Zella/Mehlis-Suhl zielte, wurde der Anschluss an die nördlich Schmiedefeld stehende Kampfgruppe Schroetter von Kloster Veßra über Schleusingen-Hinternah nach Schmiedefeld hergestellt und dieser Abschnitt gleichfalls besetzt und notdürftig gesperrt. Die Kampfgruppe Schroetter hielt den rechten Flügel des XII. Armee-Korps. Die Trennungslinie mit der Kampfgruppe Schroetter verlief von Schmiedefeld (wo ich Anschluss fand) über Gehren bis Bad-Blankenburg. Vorhandener Volkssturm erhielt den Befehl vorbereitete Sperren zu schließen und zu bewachen. Die motorisierte Pionier-Kompanie wurde Divisionsreserve. Meiningen fiel, meiner Erinnerung nach am 5. April. Der Vorstoß durch die Amerikaner von dort aus und auch nördlich ausholend aus Richtung Themar brachte am gleichen Tag und am 6. April die Ortschaften Themar und Einhausen in ihren Besitz, wobei die Werferbatterie verloren ging. Ein vom Korps-Kommando XII am 5. und 6. April mit der 413. Division geführter Angriff aus südwestlicher Richtung auf Meiningen und damit auf die rückwärtigen Verbindungen der Amerikaner brachte eine Entlastung und veranlasste die Amerikaner, Panzerkräfte als Stoßtruppe heranzuziehen (gemeint war die 416. Infanterie-Division unter Generalmajor Theilacker, Anmerkung des Verfassers).