WALTER DÄPP

LANGSAM PRESSIERE

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Der Autor und der Verlag danken herzlich für die Unterstützung:

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Alle Rechte vorbehalten

Coverbild: Hansueli Trachsel

Lektorat: Angelia Schwaller

Korrektorat: Jakob Salzmann

Gesetzt aus: Frutiger LT Std, Garamond Premier Pro, Palatino LT Std

E-Book: Schwabe AG, Muttenz/Basel www.schwabe.ch

ISBN: 978-3-7296-0965-5

eISBN (ePUB): 978-3-7296-2188-6

eISBN (mobi): 978-3-7296-2189-3

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Walter Däpp

Langsam

pressiere

Morgegschichte

Inhalt

Vorwort von Pedro Lenz

Harmonisch u ironisch

Härz

Date

Verwächslig

Via dell’amore

Körpersprach

Lippestift

Blautön

Erläbniswäge

Also

Affetheater

Früsch u fröhlech

Duftnote

Gälb

Rot

Bruun

Grüen

Please

Nöiorientierig

Tohuwabohu

Büecher

Entsorge

Frömd u vertrout

Troum

Gubrist-Tunnu

Insle

Honig

Chäsglogge

Wellnessferie

Meer

Miss Diva

Chue

Widerchöier

Lut u lysli

Umschwärmt

Loubbläser

Fridhofboum

Spure

Zuelose

Knabberfilm

Ghüderouto

Gäschtebuech

Unsichtbar

Und

Meh u weniger

Millionegwinn

Million

Stärne

Ychouf

Platzmangu

Umfragerei

Öpfu

Wurm

Everest

Bahnhof

Alt u jung

Alt

Läbeskreis

No

Dialog

Vergässlech

Ginko

Jasse

Telesport

Jugendwahn

Strassefescht

Schnäll u langsam

Armband

Äpp

Jogge

Uhrzeigersinn

Lengsemer

Langsam pressiere

Rollträppe

Highspeed

Gravitationswälle

Schnägg

Hütt u geschter

Tanze

Sekunde

Hütt u morn

Truurwyde

Vergangeheit

Klassezämekunft

Jugend

Chuguchopfschrybmaschine

Mode

Fernseh

Klipp u klar

Blind

Tröime

Wüsse

Bhoupte

Scho gäng gseit

Schwinge

Diamant

Wasser

Gspänschterfänschter

Glasklar

Fix u fertig

Wen i di wär

Flöige

Livestream

Müllers

Aletschgletscher

Drümal täglech

Vorsätz

Läbeszyl

Ändi vor Wält

Nützts nüüt

Zur beigelegten CD

Die Leichtigkeit der Sprache

Die Sprache eines Menschen sagt etwas über seine Persönlichkeit aus. Jeder Mensch ist in stärkerem oder weniger starkem Ausmass dazu befähigt, seine Redeweise zu prägen. Gleichzeitig dürfen wir vermuten, dass auch das Gegenteil zutrifft, dass also die Sprache den Menschen prägt. Nichts könnte diese These besser illustrieren als das mundartliche Wortpaar «langsam pressiere».

Eine Sprache, in der es nicht ungewöhnlich ist, von langsamer Eile zu reden, prägt diejenigen, die in dieser Sprache sozialisiert sind. Walter Däpp weiss um solche Zusammenhänge. Er kennt die sprachlichen Marotten seiner Mitmenschen, weil er ihnen genau zuhört. Was ihn freilich als begnadeten Geschichtenerzähler auszeichnet, ist seine Gabe, die aufgeschnappten Redeweisen vorurteilsfrei auszulegen. Räsoniert er etwa darüber, was es bedeutet, wenn einer im Hinterher immer wieder sagt, das habe er schon immer gesagt, wird Däpp nicht verurteilend, sondern philosophisch. Oder anders gesagt, Walter Däpp hat das Talent, sich von aufgeschnappten Sprachmustern anregen zu lassen und uns, die wir ihm folgen, mitanzuregen.

Däpp führt mich als Leser oder Hörer seiner Geschichten sehr direkt in vermeintlich vertraute Situationen. Doch dann öffnet er beispielsweise mit einer Überleitung vom Schlagen und Schwingen des Rahms zum Schlagen und Schwingen im Sport einen neuen Raum. Ähnliches geschieht, wenn der Autor in der unvergleichlichen Geschichte ‹Wasser› von den Namen heimischer Bäche erzählt. Wir alle kennen Bachnamen, aber es braucht einen, der die Bäche aufzählt, aneinanderreiht und zum Klingen bringt, um uns nicht nur die Musikalität dieser Namen, sondern auch den Wert des Wassers bewusst zu machen.

Auffallend an dieser Geschichtensammlung ist nicht nur in der erwähnten Geschichte die Leichtigkeit, die Däpp im Umgang mit der eigenen Sprache eigen ist. Ein Beispiel hierfür sind die gleichsam eingeschmuggelten Reime («tröime»/«ufböime», «Ihre isch dä 57-Millione-Stei aber einerlei»), die sich scheinbar beiläufig in den Sprachfluss einreihen. Walter Däpp versucht nicht, mit der Sprache zu glänzen, und bringt gerade dadurch ihren Glanz zum Vorschein.

Liebe Leserinnen und Leser, beeilen Sie sich nicht beim Lesen dieser Preziosen. Und falls Sie es doch tun, dann pressieren Sie bitte langsam. Es empfiehlt sich, wie wir Berner auch sagen, vor dem Umblättern jeweils schnell zu warten.

Pedro Lenz

Harmonisch u ironisch

Härz

Itz heig er doch gläse, het er gseit, dass d Liebi gar nid vo Härze chömm, sondern im Chopf entstöng. Im Hirni. Neurologe heige das usegfunge. Si heige klinisch chönne nachewyse, wo gnau bi üüs Mönsche ds Liebeszäntrum isch: äbe dobe, im Hirni, u nid dunge im Härz.

Sys Buuchgfüel säg em aber, dass dert obe, im Chopf, doch d Vernunft deheimen isch. U d Liebi u d Vernunft stimmi äbe nid gäng übery. Mängisch säg eim doch ds Härz, me söll d Vernunft la sy. Oder der Chopf säg, o ds Verliebe sött chli überleit sy.

Das wöll em itz eifach nid i Gring, dass d Liebi nümm vo Härze söll cho. We das würklech so wär, wie das die Neurologe da bhoupte, de hätt me wältwyt scho Abermillione Härz für d Chatz verschänkt. We me vor em erschte Rendez-vous – em erschte Date, wie me hütt seit – Härzchlopfe het, de wär das gar ke Härzesaaglägeheit. De wär ds Härz nume vom Hirni ferngstüüret. Oder mänge, wo gloubt, är heig ds Härz vo syr Troumfrou eroberet, müesst zur Kenntnis näh, dass ers statt uf ihres Härz gschyder uf ihres Hirni abgseh hätt. We ds Härz nümm der Sitz vor Liebi söll sy, de müesst me o mänge Liebesroman nöi erfinge, mänge Liebesfilm nöi dräie u mängs Liebeslied nöi singe.

Di sölle aber forsche, was si wei, het er de gseit. Wes um d Liebi göng, löi är sech ds Härz vo niemerem la näh. Woby: Gnau gno heig ers ja gar nümm, sys Härz: Das heig er synerzyt syr Frou gschänkt – u sech denn ja o scho öppis derby ddänkt.

Date

Si hei sech uf das erschte Date i der noble Beiz gfröit. U är het sech gly entschide: Züri-Gschnätzlets mit Röschti. Si het sech Zyt gno – u d Spyscharte nach Fleischlosem, Histaminarmem u Laktosefreiem düregforschtet. U nach gfährleche Spure vo Cholehydrat u Glutamat. Si schwör uf d Paleo-Steizyt-Diät, het si gseit, ässi so, wie me denn ggässe heig, wos no ke Getreide, keni Hülsefrücht u keni Milchprodukt ggä heig. Das syg gsung, heige Ungersuechige zeigt.

Als Apéro nähm si afe e chaltpresste Bio-Tomatesaft. D Folsüüri, wo drinn syg, gäb Chraft. Är het e Stange bstellt, wül Bier – das säg ja scho d Wärbig – «etwas Gutes» syg. Mit Bier u Tomatesaft hei si de aagstosse. Dass ihrer mügleche nöie Partnerschaft allerdings de Salz u Pfäffer chönnte fähle, het sech gly zeigt: Das Salz u dä Pfäffer, wo uf em Tisch gstangen sy, hei re nämlech nid zuegseit. Bi ihre chäm nume Silver-Kalahari-Salz u Tiger-Malabar-Pfäffer i Frag.

Är het se einigermasse ratlos aagluegt, de aber o probiert, öppis Gschyds über syni Ässgwohnheite z säge. Jahrelang heig er jede Tag nid nume i Spiegu, sondern o i Choleschterinspiegu gluegt, het er gseit, u chuum Eier, Anke, Chäs u Würscht ggässe. Derby syg das, wie me itz usegfunge heig, Chabis: Was me o ässi, wäg em Choleschterin sygs Wurscht.

Si het ds Brotchörbli uf em Tisch uf d Syte gschobe u gseit: O scho nume bim Brot gsei si rot. Weize mach ds Hirni kabutt, Brot mach dumm. U o das Hanewasser da miech se chrank: Si trink nume basisch-antioxidativs Aktivwasser – u o das nume us mene Glas, wo mit däm Wasser abgwäsche syg.

Är het es trochnigs Muu übercho, drümal läär gschlückt u statt es zwöits Bier grad d Rächnig bstellt. Das Date het em irgendwie nid so rächt zuegseit.

Verwächslig

D Sabine het gstuunet, wo si dä wunderschön Bluemestruus übercho het. I rot-rosa Farbtön. En Uslöiffer vom ne Bluemegschäft het ne bbracht. Nume das, wo uf em Chärtli derby gstangen isch, het se verwirrt: «Statt gäng nume a di z dänke, wott i dir di Blueme da schänke – Alain, dä, wo dir im Tram ds Portmonee ufgläse het.» Si het ne ygstellt, dä Bluemestruuss. Aber en Alain? So eine het si mit em beschte Wille niene chönne häretue. U Portmonee isch ere niene eis abegheit.

Wo der Achim, ihre Maa, heicho isch, het si aber chli dermit kokettiert, mit dene Blueme. Un em mit emne verschmitzte Lächle vo däm Verehrer, vom Alain, verzellt. Aber eigetlech, het si de gmeint, hätts se no meh gfröit, we si di Blueme statt vo irgend emne unbekannte Alain vo ihm, vom Achim, übercho hätt – zum dryssigschte Hochzytstag, wo itz de isch.

Ir Neechi vor Sabine wohnt d Silia. Si isch chribbelig gsi – wäg däm flotte junge Maa, wo re geschter im Tram ds Portmonee ufgläse u sech als Alain verabschidet het. Aber de hets glüte: En Uslöiffer het e Bluemestruus bbracht. Füürrot. Si het ds Couvert ufgrisse. Aber uf em Chärtli isch gstange: «Gly hei mer dryssg Ehe-Jährli uf em Buggu, aber i ha di gäng no gärn, my Schnuggu. Achim.» D Silia het d Wält nümm verstange: Achim statt Alain? Dryssg Jahr verhüratet? «Das cha doch nid sy», het si dänkt. U das het glychzytig o d Sabine ddänkt.

Im Bluemelade het me de aber zum Glück usegfunge, wär wäm würklech weli Blueme het gschänkt – dass da Chärtli u Blueme sy verwächslet worde. U i cha drum itz verrate, dass alli Liebeserklärige de doch no der richtig Wäg hei gno – u s zum ne allsytige Happy Änd isch cho.

Via dell’amore

Das het se chli verwirrt, d Rea u der Severin, wo si ihri Liebi symbolisch hei wölle besigle. U zwar nid irgendwo, sondern uf der ‹Via dell’ Amore›. Uf däm bekannte Wanderwäg z Italie, i de Cinque Terre, höch über em Meer, wo äbe ‹Via dell’ Amore› heisst, Liebeswäg. Es Liebesschloss hei si dert wölle härehänke, mit ihrne Initiale druff – ‹S› wie Severin u ‹R› wie Rea. Es Schloss als Zeiche derfür, dass ihri Verbindig äbe e beschlossni Sach isch. Nach em Yschnappe vo däm Schloss hei si de der Schlüssu wölle i ds Meer schiesse. Dä bruuchs ja de nümm, das Schloss söll ewig zuegschnappet blybe.

Aber: Wo si am ne schöne Wuchenänd nach ere länge Bahnfahrt über Mailand u Genua dert aacho sy, isch d ‹Via dell’ Amore› gsperrt gsi: Uf mene Schild isch gstange «Il sentiero è chiuso», wäg Steischlaggfahr.

D Enttüüschig isch gross gsi, der Liebeswäg für si gsperrt? Usgrächnet! «Isch das itz symbolisch z verstah?», hei si ddänkt. Si sy häreghocket, hei uf ds Meer usegluegt – u plötzlech gseh, dass angeri Liebespaar halt o scho hie, vor der gsperrte ‹Via dell’Amore› ihri Liebi mit emne Schloss am Gländer befeschtiget hei. Zum Byspiu e Chelsea u ne Winston hei hie ihri «Amore in Italia» besiglet. Ds Liebesschloss vom ne Gregg u vo re Sandy, wo 2013 ghürate hei, isch zwar scho rächt verroschtet gsi. Aber e Dave u ne Coleen hei hie uf ne dryssgjähregi Liebi zrügg gluegt, wie si i ihres Schloss ygraviert hei.

Das het der Rea u em Severin Muet gmacht. Si hei de ämu der Sperrig vor ‹Via dell’Amore› ke allzu symbolträchtigi Ufmerksamkeit meh gschänkt. U gmeinsam, für immer und ewig, ihres Liebesschloss a ds Gländer ghänkt.

Körpersprach

Bewegti Zyte für d Manuela. Itz het ere d Shiatsu-Therapeutin gseit, si söll meh uf ihre Körper lose. Ihri Körpersprach läse. Das het si sech z Härze gno. U prompt scho ir Körpersprach gredt, wo si ihrne Fründinne früsch vor Läbere wägg het verzellt, was ere uf der Zunge brönnt.

Di Beziehig, het si gseit, syg ere gäng meh uf em Mage gläge. Nume uf der fule Hut syg dä umegläge. Im hohle Chrüz umegloffe. Kes guets Haar heig er a re gla. Um e Finger gwicklet heig er se. Uf em falsche Fuess verwütscht. We si nem der chly Finger ggä heig, heig er di ganzi Hang gno. Si heig z lang uf d Zähn bbisse, aber de doch ändgültig d Nase voll gha vo syne ständige Lippebekenntnis. Ihres unguete Gfüel ir Magegägend heig ere no grad rächtzytig gseit, dass syni Lugine churzi Bei hei, wo si nümm lenger uf di liechti Schultere cha näh. Fasch hätt si Chopf u Chrage riskiert, aber de, Hals über Chopf, grad no der Hals us der Schlinge zoge. Derby heig si zwar weichi Chnöi u chalti Füess übercho. Aber si heig sech i ds Füdle gchlemmt, Färsegäld ggä u syg mit ere Wuet im Buuch uuf u dervo. Itz chönn si froh sy, dass si nid total uf d Nase syg gheit. U si heigs o nie beröit, dass si mängisch Gift u Galle uf ne heig gspöit.

De het si e Pouse gmacht, d Manuela. En Ougeblick uf ihre Körper glost. De düregschnuufet, u mit emne fasch übermüetige Härzchlopfe verzellt, dass si wider über beid Ohre verliebt syg. Dasmal säg ere ihres Buuchgfüel: Dä da – dä heig itz ds Härz uf em rächte Fläck. Är heig zwar zwo linggi Häng, aber Fingerspitzegfüel. Är syg vo Chopf bis Fuess u mit Hut u Haar e flotte Maa. Ihri Liebi heig itz würklech Häng u Füess. Si syge sech mit Lyb u Seel sehr nach. U redi beidi vo ganzem Härze u us voller Bruscht di glychi Sprach.

Lippestift

Är heig sech vorgno, chli meh Farb i ihri Beziehig z bringe. Zum Byspiu mit der Idee, är chönnt syr Frou e knallige Lippestift zum Geburtstag schänke. Aber das syg komplizierter, als me sechs chönn dänke.

Zersch heig er googlet – ‹Lippenstift›. So syg er uf nes Teschtprogramm gstosse, won er heig chönne aaklicke, weli Lippestiftfarb zu syr Frou würd passe: Öb ender e chüele Pastellton oder en ärdige, warme Ton? Oder e chräftige Ton? De hätt er sölle wüsse, öb der Teint vo syr Frou ender en oliv-guldige Stich heig oder ender gälblech u pfirsechfarbig syg. Oder ender gröilech? U d Ougefarb – öb die warm, klar oder undefinierbar syg. U öb ihre Stil ender elegant u uffällig, ender sportlech u trendy oder ender romantisch u feminin syg. U schliesslech hätt er bi däm läppische Lippestift-Tescht o no sölle säge, öb ne ds Usseh vo syr Frou ender a Früelig, a Summer, a Herbscht oder a Winter mahni.

So ne Quatsch. Im Früelig gäb si sech doch gäng erfrüschend früeligshaft, sy Frou, im Summer mängisch heissblüetig summerlech, im Herbscht herb herbschtlech, im Winter ender chüel. U mängisch elegant u – we si Sport tryb – logischerwys sportlech. Aber är heig de die zäh Pünkt aaklickt. U der Computer heig sy Frou prompt zum ‹Summertyp› gmacht. Si bruuchi drum chüeli, pastellegi Farbtön für guet uszgseh. Tagsüber syg ihri Lippestiftfarb es hälls, ender chüels Rosa. U am Aabe sygs Himbeerrot, allerdings nid z intensiv u nid z pinkig. Das nid z pinkige Himbeerrot chönn si o als Gloss trage. Aber wichtig: Am Aabe syg o ne Konturestift z empfäle. Also nüüt vom ne gäbige Universal-Lippestift, wo d Lippe vo syr Frou u alli ihri Lippestift-Bedürfnis rund um d Uhr hätt abddeckt.

So ne Lippestift-Evaluation syg also cheibe kompliziert. Är heig de ämu resigniert u sech halt o dasmal wider mit emne Gschänkguetschyn yddeckt. Dä heig er de aber, immerhin, i nes nid allzu pinkigs himbeerrots Couvert gsteckt.

Blautön

Vo weler Blueme si söll usgah, het si gfragt, d Bluemeverchöiffere: Vor Rose? Vor Lilie? Ender vor Chornblueme? Oder vom orangerote Mohn, wo grad früsch syg ynecho? U öbs e spezielle Ton söll sy?

Är het e Momänt überleit – u de eifach mal gseit: «Chornblueme. Ja, warum nid vo dene Chornblueme dert usgah statt gäng vo de Rose?» Aber Ton? Was für ne Ton meint si äch, d Florischtin, het er ddänkt? «Ton isch doch e Begriff us der Musig? Öb e dunkle oder e hälle Ton? E töiffe oder e höche?» Si het de nacheghulfe: «Blueme i Blautön wäre doch schön?» «Natürlech», het er zur Antwort ggä: «Ja. Blueme i Blautön. Das tönt schön.»

So isch de e wunderschöne Bluemestruus entstange. I verschidene Blau-, Violett-, Lila- u dezänte Rottön. Ton in Ton – mit emne orangegälbe Mohn als Akzänt. E fantastischi u doch klassischi Farbkombination. Är het ne gno, dä Bluemstruuss, u der Florischtin no nes Komplimänt gmacht für das, was si da härezouberet heig. De isch er hei, het vor der Wohnigstür no ds Papier vom Bluemelade abgno u het sy Frou de mit däm Bluemestruus überrascht. Eifach so. Ohni dass si Geburtstag hätt gha. O ohni Valentinstag, ohni Hochzytstag oder süsch irgend e spezielle Tag.

Si het ne aagluegt, dä Bluemestruus, u nächhär ihn. Isch ächt grüert gsi, het sech gfröit. U ne passendi Vase vüregholt, Wasser usegla u o no das Seckli dry ta mit däm Dünger oder was es isch, wos im Bluemelade ja gäng derzue git. U het ne ygstellt. De het si zwöi Ggaffee usegla, isch häreghocket u het ne nomal lang aagluegt, dä Bluemestruus – u de nomal o ihre Maa.

«Wunderschön», het si gseit, «das isch Musig! E Symphonie, di Blautön mit däm Mohn. Harmonisch. Ton in Ton.»

Erläbniswäge

Si hei sech vorgno, di bekannte, usglaatschete Wäge z verla u zäme Nöis z entdecke, der Peter u d Annemarie. D Annemarie het d Idee gha, si chönnte sech uf spezielli Themewäge u Lehrpfade yla. Settegi gäbs ir Schwyz ja unzählegi.

Vom ne abetürleche Wildwasserwäg het si verzellt, wo si im Internet entddeckt het. Vom ne Nüün-See-Wäg, emne Vier-Quelle-Wäg u emne Drei-Wasserfäll-Wäg, wos alli irgendwo gäb. Vom ne Sunnewäg. Oder vom Muotathaler Wätterfrösche-Wanderwäg. U we si scho bi de Frösche syg: Tier-Erläbniswäge gäbs massehaft. Vom Eichhörnliwäg z Arosa bis zum Luchs-Trail ir Länk, vom Ameisewäg z Château-d’Oex bis zum Dinosaurier-Wäg z Pruntrut.

Vorgno het si sech o der Milch-Chäswäg z Willisau u der Schabziger-Höhewäg im Glarnerland. U vo de Chäswäge zum Barfuesswäg z Gonte sygs ja de ke wyte Wäg, ämu vo de Grüch här, het si glachet. Der Peter het d Nase grümpft. Aber si het o für ihn es paar Vorschleg gha: der Kanderstäger Ysebahn-Erläbnispfad vilech, der Aargouer Habsburgerwäg oder der Oekostrompfad z Poschiavo. – De göng si de mit de Grossching uf e Schällenursli- oder Heidiwäg, het d Annemarie gseit, oder uf e Grimmimutz- u Muggestutz-Zwärgliwäg uf e Haslibärg.

Am Schluss vo däm Themewäg-Wanderjahr chönnte si sech zäme ja de no z Wilderswil uf e Wäg vor Liebi mache, het si gseit. U übrigens: Zäme mit der Monika, ihrer Fründin, heig si sech als Jahres-Usklang der Toggeburger Klangwäg u der Zermatter ‹Weg der Stille› vorgno. Di syge ruehig, harmonisch u körperlech nid allzu schwär.

«U was meinsch?», het si mit emne süesse Lächle no zum Peter gseit, «i chönnt mer vorstelle, dass für di denn, z Dütschland, vilech der ‹Wäg vo de starche Froue› öppis wär.»