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1. Auflage 2020
© 2020 by FinanzBuch Verlag, ein Imprint der Münchner Verlagsgruppe GmbH,
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Redaktion: Judith Engst
Lektorat: Anja Hilgarth
Umschlaggestaltung: Karina Braun
Umschlagabbildung: Kite_rin/shutterstock.com
Satz: Röser MEDIA GmbH
Druck: CPI books GmbH, Leck
eBook: ePubMATIC.com
ISBN Print 978-3-95972-294-0
ISBN E-Book (PDF) 978-3-96092-546-0
ISBN E-Book (EPUB, Mobi) 978-3-96092-547-7
Weitere Informationen zum Verlag finden Sie unter
www.finanzbuchverlag.de
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TEIL I: GESETZLICHE ALTERSVORSORGE
1. Einführung
2. Grundsätzliches zum Thema Rente
3. Allgemeine Grundsätze zur Vorsorgeplanung
4. Altersstruktur / Rentensystem / demografische Entwicklung
5. Gesetzliche Rente
6. Abschläge bei einem Rentenbeginn vor dem Regelrenteneintrittsalter
7. Altersteilzeit – ein Weg in die frühere Rente
8. Flexirentengesetz
9. Früherer Rentenbeginn wegen Erwerbsminderung
10. Betriebliche Altersvorsorge und die sogenannte Direktversicherung
11. Riester-Verträge
12. Rürup-Rente
13. Versorgungswerkrenten und Pensionen
14. Zwischenbilanz
15. Die besten Tipps für eine gute Vorsorge
TEIL II: PRIVATE VORSORGE
16. Private Altersvorsorge – rechnerische Grundlagen
17. Die zehn größten Fehler bei der privaten Altersvorsorge
18. Nützliche Grundsätze für die persönliche Altersvorsorge
19. Die richtige Strategie zur persönlichen Altersvorsorge
20. Die wichtigsten goldenen Regeln zur privaten Altersvorsorge
21. Geldanlagen zum Aufbau von Vorsorgekapital
22. Immobilien
23. Aktien und Fonds
24. Renten- und Lebensversicherungen
25. Wachstumsfaktor Gesundheitsmarkt
26. Sonstige Anlagen, Geldmarktfonds, p2p-Kredite u. a.
27. Fazit: Früher mit mehr Geld in Rente – das geht, wenn auch nicht ohne Aufwand
28. Die goldenen Regeln
Glossar
Danksagungen
Der Autor
Anmerkungen
EIN WICHTIGER HINWEIS VORAB
Wenn nachfolgend von Rentnern und Pensionären die Rede ist, sind selbstverständlich natürlich auch alle Rentnerinnen und Pensionärinnen und Ruheständler diverser Gender gemeint. Der Einfachheit halber und um der besseren Lesbarkeit willen verwende ich einen Begriff für alle, ohne irgendein Geschlecht bevorzugen zu wollen.
Wir alle wollen einmal in Rente gehen, lieber früher als später. Die Politik hat in der Vergangenheit immer wieder betont, die gesetzlichen Renten seien sicher. Doch das scheint nicht mehr ganz zu stimmen. So wird aktuell die Grundrente forciert. Diskutiert werden Verpflichtungen zur weiteren privaten Vorsorge und der Umbau der Riester-Rente. Die Politik streitet über diese Themen. Dabei wird uns jedoch nicht mitgeteilt, wie dramatisch es um unseren wohlverdienten Ruhestand tatsächlich bestellt ist.
Der demografische Wandel ist nicht aufzuhalten. Wir werden immer älter und beziehen immer länger Rente. Betrug der Anteil der über 60-Jährigen 2011 noch 26,6 Prozent der Bevölkerung, so wird er voraussichtlich 2060 schon bei ca. 39 Prozent liegen. Das heißt wiederum: Immer weniger Arbeitnehmer zahlen Beiträge in die gesetzliche Rentenversicherung ein für immer mehr Rentner. Das führt dazu, dass die gesetzliche Rentenversicherung ihre heutigen Zusagen nicht einhalten kann. Vor allem, weil die Medizin weitere Fortschritte machen wird und daher die Rentenbezugsdauer zwar langsam, aber stetig weiter steigen wird.
Wollen wir dann noch früher in Rente, so wird dieses immer schwieriger. Dieses Buch zeigt Ihnen, wie Sie Ihren Traum „Früher mit mehr Geld in Rente“ dennoch verwirklichen können. Und das, obwohl das Zinsniveau weiterhin niedrig bleibt.
Also fangen Sie an und machen Sie mit, damit auch Sie „Früher mit mehr Geld in Rente“ gehen können. Viel Spaß dabei!
Seit vielen Jahren beschäftige ich mich mit der Besteuerung der Renten und Pensionen im Ruhestand und habe dazu auch eine eigene Publikation verfasst.1 2005 hat der Gesetzgeber die Besteuerung der Renten eingeführt, mit einer langen Übergangsregelung für die Umstellung auf die sogenannte nachgelagerte Besteuerung. In diesem Zusammenhang frage ich mich natürlich: Wie geht es eigentlich mit unseren Renten weiter? Wie geht es den Rentnern jetzt und wie wird es uns als Rentnern in Zukunft gehen? Was passiert mit dem Renteneintrittsalter? Will ich überhaupt so lange arbeiten, wie es mir der Gesetzgeber vorschreibt? Kann ich nicht vielleicht früher in den wohlverdienten Ruhestand?
Ich habe einen Onkel, der bereits verstorben ist. Dieser Onkel hat in seinem Leben viel und gerne gearbeitet. Aber da er selbstständig war, war er nicht Mitglied in der gesetzlichen Rentenversicherung. Er betonte in seinem Rentenalter immer, er würde ja keine Rente bekommen. Doch war er kein armer Mann. Er hatte vorgesorgt, gespart. Damals gab es allerdings fürs Sparen noch viel Geld in Form von hohen Zinsen. Am liebsten legte er sein Erspartes in Festgeld über mehrere Jahre an, also langfristig. Dann waren die Zinsen höher und damals gab es wirklich noch hohe Zinsen. Das Vermögen vermehrte sich von selbst, ohne irgendein Risiko. So sparte er viel Geld und das machte es ihm im Alter sehr bequem. Er konnte sich frei entscheiden, wann er in den Ruhestand gehen, ob er nebenbei noch etwas arbeiten und wie viel oder wie wenig er für seinen Lebensstil ausgeben wollte. Diese Freiheit verschaffte ihm die private Vorsorge. Er hatte regelmäßig über viele Jahre hinweg vorgesorgt, gespart und angelegt.
Daneben habe ich einen anderen Onkel, der ebenfalls immer fleißig war und sich auf die gesetzliche Rentenversicherung verließ. Privat sorgte er nicht vor. Auch ihm geht es jetzt als Rentner nicht schlecht. Aber sein Renteneintritt war genau festgelegt. Freiheiten hatte er keine. Private Vorsorge hatte er nicht für notwendig gehalten. Die Renten waren damals auch noch sicher, wie die Politik betonte.
Ist das jetzt auch noch so? Renten wurden früher auch noch nicht besteuert. Nun gilt die nachgelagerte Besteuerung für Renten.
Die Frage lautet: Was stellen wir uns für unsere Zukunft vor? Sind die Renten zukünftig immer noch sicher? Wollen wir mehr Freiheit? Was müssen wir dafür in der heutigen Zeit tun?
Damals, als mein selbstständiger Onkel noch sparte, war die Wahl der Anlageform noch einfach. Ohne Risiko gab es hohe Zinsen. Es reichte, sein Erspartes einfach langfristig als Festgeld anzulegen. Das ist jetzt anders. Für Festgeld gibt es auch langfristig kaum noch Zinsen. Eher muss ein Sparer mit Negativzinsen rechnen. Auch wenn die Regierung offiziell über ein Verbot von Negativzinsen nachdenkt, so ist doch klar: Nach Abzug der Inflationsrate verliert das Ersparte, gemessen in realer Kaufkraft, an Wert.
Aufgrund der niedrigen Zinsen hätte mein Vorsorge-Onkel nun auch nicht mehr so einfach sein Vermögen vermehren können. Auch er hätte sich nun mehr ins Zeug legen müssen, um sich die Freiheit nehmen zu können, früher mit mehr Geld in Rente zu gehen.
Wir wollen uns in diesem Buch einmal damit beschäftigen, was uns die gesetzlichen Möglichkeiten im Hinblick auf unsere Rente bieten. Dann befassen wir uns mit der Frage, wie wir vielleicht mehr daraus machen können und wie wir privat optimal vorsorgen können, um wie mein Vorsorge-Onkel früher in Rente zu gehen, ohne dass das Geld knapp wird.
Wer früher in Rente gehen will, kann das nach den gesetzlichen Regelungen unter bestimmten Voraussetzungen tun. Allerdings wird dann die Rente dauerhaft um bestimmte Abschläge gekürzt. Das kann zu erheblichen finanziellen Einbußen und damit zu starken Einschränkungen führen. Neben den Kürzungen wird dann auch noch Einkommensteuer auf die ohnehin schon schmale Rente fällig.
Wer mehr zur Besteuerung der Ruhestandsbezüge, wie Renten und Pensionen, erfahren will, kann sich in meinem Buch „Alles was Sie über Steuern im Ruhestand wissen müssen“, ebenfalls aus dem FinanzBuch Verlag (www.finanzbuchverlag.de) informieren.
In diesem Buch werden wir die Steuer, die auf Renten anfällt, nur am Rande betrachten. Wir müssen sie jedoch immer im Hinterkopf haben: Wenn die Rente hoch genug ist, werden wir sie in den meisten Fällen noch versteuern müssen – und Krankenkassenbeiträge werden ebenfalls darauf fällig. Das heißt: Wenn die Deutsche Rentenversicherung oder ein anderer Versorgungsträger, etwa ein Versorgungswerk, uns jährlich mitteilt, welche Rente wir voraussichtlich mit dem Renteneintrittsalter bekommen werden, dann müssen wir für unseren Bedarf einkalkulieren, dass auf die Bruttorente sowohl Steuern als auch Kranken- und Pflegekassenbeiträge anfallen und dass sich der genannte Betrag deshalb noch mindert. Das klingt nicht so gut.
Wer also früher in Rente will, muss rechtzeitig vorsorgen. Wer dann noch früher mit mehr Geld in Rente will, muss ein entsprechendes strategisches Konzept haben!
Wir wollen uns in diesem Buch die Möglichkeiten der gesetzlichen und betrieblichen Rentenversicherung und Altersvorsorge ansehen und dann eine Strategie für die private (zusätzliche) Vorsorge entwickeln, damit auch Sie früher mit mehr Geld in Rente gehen können.
Sobald Sie einen festen Job haben und die wichtigsten Anschaffungen für sich und Ihre Familie getätigt haben, sollten Sie anfangen, ein Vorsorgekonzept zu entwickeln und umzusetzen. Auch wenn Sie erst später anfangen, ist ein solches Konzept noch möglich, allerdings mit etwas mehr Aufwand und unter Umständen etwas weniger Wirkung. Also fangen Sie schnellstmöglich mit Ihrer Vorsorgestrategie an.
Wer etwa 20 bis 25 Prozent seines Nettogehalts auf die hohe Kante legt, wird bei entsprechender Anlage ein gesundes Konzept für den frühen Renteneintritt haben. Es kommt darauf an, welche Wünsche und Bedürfnisse Sie später haben werden. Auch wer derzeit nicht so viel abzweigen kann, sollte mit kleineren Beträgen anfangen und später gegebenenfalls aufstocken. Langfristig kommt da einiges zusammen, denn auch Kleinvieh macht ja bekanntlich Mist, manchmal sogar erstaunlich viel Mist.
Wer etwas mehr auf die hohe Kante legen kann, hat es umso besser. Je mehr Sie für die Vorsorge aufwenden, umso komfortabler wird es mit dem früheren Renteneintritt. Also fangen Sie an. Dafür braucht es allerdings etwas Disziplin und möglicherweise die Bereitschaft zum Verzicht.
Es geht um den Verzicht auf die Dinge, die Sie zwar gerne haben wollen, aber nicht unbedingt brauchen. Überlegen Sie sich gut, was Sie anschaffen, und vergleichen Sie die Preise. Je mehr Sie beim Konsum sparen, desto mehr können Sie für die Vorsorge verwenden. Lassen Sie sich vom früheren Renteneintritt locken und motivieren Sie sich und Ihre Familie mit dieser schönen Aussicht, wie es mein Vorsorge-Onkel auch immer tat. Auch wenn Sie weniger für die Vorsorge verwenden, werden Sie natürlich Ihr Ziel realisieren, jedoch müssen Sie dann mit weniger Rente auskommen. Aber auch Sie werden mehr haben als der Durchschnitt.
Das einmal erstellte Vorsorge- und Sparkonzept sollte dauerhaft bedient werden und nicht nur zeitweise beziehungsweise vorübergehend. Denn nur wer stetig und über einen langen Zeitraum regelmäßig Vermögen aufbaut, wird für einen vorgezogenen Ruhestand ausreichend Kapital zur Verfügung haben.
Mit diesen allgemeinen Grundsätzen ist es bei der richtigen Anlagestrategie möglich, genug Vermögen aufzubauen, um damit früher mit mehr Geld in Rente zu gehen.
Dazu gehört grundsätzlich, wie oben schon angedeutet, noch eines: Disziplin. Zudem ist die richtige Anlagestrategie entscheidend. Diese werden wir uns später noch einmal genauer ansehen.
Zur Disziplin müssen Sie sich allerdings selbst aufrufen, aber die Aussichten sind durchaus attraktiv. Bedenken Sie außerdem: Vieles, was wir für den Konsum ausgeben, ist kurzfristig und schnell wieder aus der Mode. Wenn Sie hier sparen, schonen Sie zugleich die Umwelt und tun auch noch etwas für das Klima.
Auch das sind doch gute Nachrichten. Vielleicht können Sie einfach einmal darüber nachdenken, ob eine geplante Anschaffung wirklich so notwendig und nachhaltig ist, wie Sie im Moment glauben. Oftmals wird sich bei reiflicher Überlegung herausstellen, dass das nicht der Fall ist. Der Verzicht kann dann auch etwas Gutes haben, wie Sie sehen werden.
Wir werden uns aber zunächst einmal die grundsätzliche Funktionsweise und die Möglichkeiten sowie Grundprinzipen der gesetzlichen Rentenversicherung ansehen, bevor wir dann unsere Strategie zur privaten Vorsorgeplanung angehen. Denn nur, wenn Sie wissen, wie das gesetzliche Rentensystem funktioniert, können Sie die Notwendigkeit erkennen und die Disziplin aufbringen, privat vorzusorgen.
Meine Strategie nenne ich „Onkel-Strategie“, sie impliziert eine frühzeitige Vorsorge und die Anlage möglichst großer Summen. Wie Sie das in der heutigen schwierigen Zeit machen, zeige ich Ihnen später im Buch.
Es gibt nicht die eine richtige oder falsche Altersvorsorge. Jeder Mensch sollte sich einmal Gedanken machen, was er im Alter erwartet und wie er im Alter leben möchte, auch Sie! Dann sollten Sie sich darüber Gedanken machen, wann das Rentenalter für Sie eigentlich wirklich beginnt. Vielleicht wollen Sie ja gar nicht bis zum vom Gesetzgeber vorgeschriebenen Renteneintrittsalter arbeiten, sondern schon vorher, wenn Sie noch jünger sind, Zeit haben und das Leben genießen. Vielleicht wollen Sie dabei noch in Teilzeit arbeiten oder gar nicht mehr. Wichtig ist es, die Wahl zu haben.
Die meisten Menschen freuen sich auf ihre Rente. Es ist ein schöner Gedanke, endlich einmal Zeit zu haben, das zu tun, was sie schon immer tun wollten. Schön wäre es natürlich auch, dazu das nötige Geld zu haben ...
Daran scheitert es bei vielen schon jetzt. Obwohl das Rentenniveau derzeit noch vergleichsweise hoch ist, beziehen viele Rentner Hilfeleistungen. Ohne das nötige Kleingeld kann weder der Lebensunterhalt bestritten noch können die übrigen Wünsche im Alter erfüllt werden.
Die Durchschnittsrente eines Ruheständlers beträgt derzeit nach Angaben der Deutschen Rentenversicherung (DRV) bei Männern ungefähr 1.150 bis 1.300 Euro. Bei Frauen ist sie noch geringer. Die Durchschnittsrente gibt den Durchschnitt aller Rentenbezieher in Deutschland an. Das darf nicht verwechselt werden mit der sogenannten Standardrente.
Bei der Standardrente, auch Eckrente genannt, handelt es sich um eine Rechengröße, mit der das Standardrentenniveau berechnet wird. Dabei ist die Standardrente der Betrag, den ein Rentner erhält, wenn er 45 Jahre lang gearbeitet, dabei das Durchschnittseinkommen erzielt und natürlich auch entsprechend in die Deutsche Rentenversicherung eingezahlt hat. Die Standardrente lag am 1. Juli 2018 in den alten Bundesländern bei 1.441,35 Euro brutto, in den neuen Bundesländern hingegen konnte ein Ruheständler, der die Standardrente bezog, brutto mit 1.381,05 Euro rechnen. Im Juli 2019 wurde die Rente erhöht, in den alten Bundesländern um 3,18 Prozent, in den neuen Bundesländern um 3,91 Prozent.2 Ab 1. Juli 2020 gilt eine weitere Erhöhung im Westen Deutschlands um 3,15 Prozent und im Osten Deutschlands um 3,92 Prozent.
Weitere Erhöhungen werden in ebenso geringem Ausmaß erfolgen. In Zukunft ist damit zu rechnen, dass Rentenerhöhungen auch wieder ausgesetzt werden können. Das legt allein schon die Bevölkerungsentwicklung nahe, auf die ich später noch zurückkommen werde.
Die Nettorente, die nach Abzug von Kranken- und Pflegeversicherungsbeiträgen und einer womöglich anfallenden Einkommensteuer übrig bleibt, beträgt dann bei einer Bruttorente von rund 1.100 Euro etwa 900 bis 950 Euro. Der Beitrag zur Krankenkasse beträgt für Rentner 7,3 Prozent und für die Pflegeversicherung 2,55 Prozent. Für Betriebsrentner gibt es seit 1. Januar 2020 eine Freigrenze von 159,25 Euro, bis zu der keine Krankenkassenbeiträge auf die zusätzliche Betriebsrente erhoben werden. Oberhalb dieser Freigrenze wird allerdings der volle Krankenkassenbeitrag (Arbeitgeber- und Arbeitnehmeranteil) abgezogen. Für die Einkommensteuer gibt es neben dem Grundfreibetrag noch einen weiteren Freibetrag, den sogenannten Rentenfreibetrag, der vom Renteneintritt abhängig ist und ab 2040 völlig entfällt (siehe auch mein Buch „Alles was Sie über Steuern im Ruhestand wissen müssen“3).
Hier schon einmal ein kurzer Überblick zum Thema „Rentenfreibetrag“: Seit 2005 gilt die Neuregelung zur Besteuerung der Renten mit einer Übergangsregelung bis zum Jahr 2040. Während der Übergangszeit wird für das Jahr des Rentenbeginns der Freibetrag festgeschrieben (siehe Tabelle 1). Das erfolgt mit der Einkommensteuerfestsetzung im Folgejahr. Wer 2005 in Rente gegangen ist, hatte einen Freibetrag von 50 Prozent; das heißt, nur 50 Prozent der Rente mussten versteuert werden. Der Rest der Rente war dann ein Leben lang steuerfrei. Allerdings wird dieser Freibetrag betragsmäßig, und nicht etwa prozentual, festgeschrieben, sodass er sich bei Rentenerhöhungen nicht anteilig erhöht.
Dieser Freibetrag wird jeweils festgesetzt und ist dann statisch; er bleibt in den Folgejahren unverändert. Für jeden Rentenbeginn nach dem Jahr 2005 bleiben je Jahr 2 Prozent weniger steuerfrei, das heißt, jeweils zusätzliche 2 Prozent der Rente sind steuerpflichtig. Ab dem Jahr 2020 wird der Freibetrag um jeweils 1 Prozent verringert. Daraus folgt, dass bei einem Rentenbeginn im Jahr 2019 somit 78 Prozent der Rente zu versteuern sind, das heißt, 22 Prozent bleiben steuerfrei. Bei einem Rentenantritt im Jahr 2020 sind 80 Prozent der Rente steuerpflichtig und somit nur noch 20 Prozent steuerfrei. Bei einem Renteneintritt im Jahr 2021 müssen dann 81 Prozent versteuert werden und nur noch 19 Prozent sind steuerfrei. Ab 2040 muss jeder Rentner seine Rente zu 100 Prozent versteuern.
Der im Jahr des Rentenbeginns festgestellte steuerfreie Teil der Rente bleibt also als fixer Freibetrag auch in den Folgejahren bis zum Ende der Rente steuerfrei.
Jahr des Renteneintritts |
Zu versteuernder Rentenanteil |
Steuerfreie Rente |
2005 |
50 Prozent |
50 Prozent |
2006 |
52 Prozent |
48 Prozent |
2007 |
54 Prozent |
46 Prozent |
2008 |
56 Prozent |
44 Prozent |
2009 |
58 Prozent |
42 Prozent |
2010 |
60 Prozent |
40 Prozent |
2011 |
62 Prozent |
38 Prozent |
2012 |
64 Prozent |
36 Prozent |
2013 |
66 Prozent |
34 Prozent |
2014 |
68 Prozent |
32 Prozent |
2015 |
70 Prozent |
30 Prozent |
2016 |
72 Prozent |
28 Prozent |
2017 |
74 Prozent |
26 Prozent |
2018 |
76 Prozent |
24 Prozent |
2019 |
78 Prozent |
22 Prozent |
2020 |
80 Prozent |
20 Prozent |
2021 |
81 Prozent |
19 Prozent |
2022 |
82 Prozent |
18 Prozent |
2023 |
83 Prozent |
17 Prozent |
2024 |
84 Prozent |
16 Prozent |
2025 |
85 Prozent |
15 Prozent |
2026 |
86 Prozent |
14 Prozent |
2027 |
87 Prozent |
13 Prozent |
2028 |
88 Prozent |
12 Prozent |
2029 |
89 Prozent |
11 Prozent |
2030 |
90 Prozent |
10 Prozent |
2031 |
91 Prozent |
9 Prozent |
2032 |
92 Prozent |
8 Prozent |
2033 |
93 Prozent |
7 Prozent |
2034 |
94 Prozent |
6 Prozent |
2035 |
95 Prozent |
5 Prozent |
2036 |
96 Prozent |
4 Prozent |
2037 |
97 Prozent |
3 Prozent |
2038 |
98 Prozent |
2 Prozent |
2039 |
99 Prozent |
1 Prozent |
2040 |
100 Prozent |
0 Prozent |
Es wird also nur ein Teil der Rente versteuert, sofern der Rentenbeginn bis 2039 erfolgt. Ab 2040 gibt es keinen Rentenfreibetrag mehr. Entscheidend ist das Jahr des Rentenantritts. Wer 2040 oder später in Rente geht, dessen Rente wird voll versteuert. Damit entfällt der Freibetrag und die gesamte in einem Jahr erhaltene Rente unterliegt der Einkommensteuer, sofern sie über dem Grundfreibetrag liegt. Dies wird bei den meisten Rentnern dann der Fall sein.
Der Rentenfreibetrag wird für das erste Rentenjahr festgestellt und auf Basis der Rentenzahlungen im Folgejahr für die Zukunft in Euro festgeschrieben. Es wird somit immer nur der Steuerfreibetrag aus dem ersten vollen Rentenzahlungsjahr abgezogen. Daraus folgt, dass zukünftige Rentenerhöhungen in voller Höhe steuerpflichtig sind. Beispiele zur Berechnung finden Sie in meinem oben genannten Buch, das gerade wieder in aktueller Auflage erschienen ist.
Ab 2040 werden alle Renten und Pensionen voll versteuert. Das führt dazu, dass weniger von den Ruhestandsbezügen zum Leben übrig bleibt.
Daneben wird das Rentenniveau in Zukunft sinken, da unser Rentensystem auf dem sogenannten Generationenvertrag beruht, dem Umlageverfahren. Das System funktioniert so, dass die nachfolgende Generation die aktuelle Rentengeneration finanziert. Werden wir immer älter und rücken immer weniger Arbeitnehmer nach, beginnt das System zu wanken, bis es nicht mehr funktioniert. Das Rentenniveau sinkt. Darum wird die Grundrente eingeführt werden. Aus Tabelle 2 ist zu erkennen, dass die Gesellschaft immer älter wird.
Männer |
Frauen |
|
2010 |
77,7 |
82,8 |
2015 |
78,4 |
83,2 |
2020 |
79,0 |
84,0 |
2030 |
81,0 |
86,0 |
Lag der Anteil der über Sechzigjährigen 2011 noch bei 26,6 Prozent, so werden es 2060 voraussichtlich bereits 39,2 Prozent, also fast 40 Prozent der Gesamtbevölkerung in Deutschland, sein. Der Anteil der über 60-Jährigen steigt damit enorm. Das zeigt, dass das derzeitige Rentensystem auf dem Prüfstand steht. Darüber hinaus wird die Grundrente sicherlich nur das Existenzminimum sichern. Wer also im Alter gut versorgt sein will, muss entsprechend privat vorsorgen.
Darüber hinaus wird es unerlässlich sein, das Renteneintrittsalter anzuheben. Die Zahlen einer Studie der Deutschen Bundesbank5 sind alarmierend. Die Rentensituation wird sich in den kommenden Jahren drastisch verändern, eine Folge des demografischen Wandels. Allein zwischen 1947 und 1972 wurden in Deutschland jedes Jahr über eine Million Menschen geboren. Zwar verändert sich die Geburtenrate immer wieder und ist in Deutschland selbst nicht so hoch, doch weltweit steigt die Bevölkerungsrate.
Viel gravierender für das deutsche Rentensystem ist jedoch die Überalterung der Gesellschaft. Da die Zahl der Personen, die über 65 Jahre alt sind, ebenfalls stetig steigt, sinkt der prozentuale Anteil der arbeitenden Bevölkerung. Tabelle 3 zeigt die Altersstruktur am Jahresende 2018.
Altersstruktur in Prozent der Bundesrepublik Deutschland zum 31.12.2018 |
|
0-14 Jahre |
12,8 Prozent |
15-24 Jahre |
10,2 Prozent |
25-54 Jahre |
41 Prozent |
55-64 Jahre |
14,2 Prozent |
über 65 Jahre |
21,8 Prozent |
2017 betrug der Anteil der über 65-Jährigen in der Bundesrepublik Deutschland 21,4 Prozent, wie das Statistische Bundesamt mitteilt. Das bedeutet eine Steigerung des Anteils der über 65-Jährigen innerhalb von 20 Jahren um 36,6 Prozent.
Der Anteil der jüngeren und damit arbeitenden Generation nimmt im Vergleich dazu stetig ab. Das macht es nochmals deutlich. Immer weniger Arbeitnehmer zahlen, prozentual gesehen, für immer mehr Rentenbezieher in die Deutsche Rentenversicherung ein.