Franz Halbartschlager, Gerhard Ruß
Algarve
Die schönsten Küsten- und Bergwanderungen
Fährt man von Lissabon Richtung portugiesischer Südküste, so passiert man nach den großen Weiten des Alentejo einen leichten, kaum wahrnehmen Hügelzug, bevor Schilder mit Sonnensymbolen entlang der Straße ankündigen, dass man nun eine andere Region Portugals erreicht hat: die Algarve, die Sonnenküste Portugals, die wichtigste Tourismusdestination des Landes. Tatsächlich merkt man auch landschaftlich einen deutlichen Unterschied. Die Schieferberge der Serra do Caldeirão und die roten Erden des Barrocal sind deutliche Hinweise darauf, dass die Algarve sich von der Landschaftsformung doch deutlich vom Rest des Landes unterscheidet.
In Portugiesisch ist das Wort »Algarve« männlich (also eigentlich »der Algarve«) und hat einen arabischen Ursprung. Das arabische Wort al-gharb bedeutet auf Deutsch »der Westen«. Bei uns hat sich die Bezeichnung »die Algarve« hartnäckig eingebürgert, sodass wir in diesem Wanderführer auch die weibliche Form belassen. Dass dieser Landstrich eine arabische Bezeichnung trägt, weist auch darauf hin, dass die Algarve der letzte Teil des Landes war, der im Hochmittelalter in das christliche Königreich Portugal eingegliedert wurde. Allerdings gibt es nur wenige architektonische Reste aus der muslimisch-arabischen Vergangenheit der Algarve.
Die meisten Besucher der Algarve lassen sich von den fast 300 Sonnentagen anlocken, die im langjährigen Durchschnitt die portugiesische Südküste prägen. Lange Sandstrände und eindrucksvolle Klippenküsten mit eingelagerten Buchten, das ist das Bild der Algarve, das in den meisten Touristenprospekten zu finden ist. Tatsächlich findet Tourismus in diesem Teil des Landes zum überwiegenden Teil an der Küste statt. Das Hinterland wird von Besuchern oft kaum erkundet. Und gerade hier hat sich in den vergangenen Jahrzehnten sehr viel verändert. Durch den Boom an der Küste sind viele Dörfer im Hinterland verlassen worden und die Natur holt sich ehemaliges Kulturland wieder zurück.
Dieser Wanderführer möchte die Algarve als ein vielfältiges Wanderland präsentieren: neben Wanderungen an der West- und Südküste enthält er besonders viele Wanderungen im hügeligen Hinterland, vielfach abseits von touristischen Routen. Alle Wanderungen wurden aktuell begangen und verlaufen zumeist auf markierten Wegen. Sollten Sie bei Ihren Wanderungen dennoch veränderte Gegebenheiten vorfinden, dann teilen Sie dies bitte dem Verlag mit.
Wir wünschen Ihnen vor allem viele schöne, erholsame und erlebnisreiche Wandertage in der Algarve.
Wien, im Winter 2017/2018
Franz Halbartschlager und Gerhard Ruß
Die meisten Wanderungen verlaufen auf deutlich erkennbaren und zumeist auch markierten Wegen. Dennoch erfordern einige Touren Orientierungssinn, zudem gute Kondition, Trittsicherheit und in Einzelfällen auch Schwindelfreiheit. Bei ungünstigen Wetterverhältnissen können sich die Anforderungen einiger Wege erheblich erhöhen. Die dreifarbige Schwierigkeitsskala ermöglicht eine schnelle, erste Einordnung. Im Infoblock der jeweiligen Tour werden die Anforderungen dann im Detail beschrieben.
Leicht: Wanderungen auf meist breiten und durchgehend markierten Wegen; sie verlaufen vorwiegend eben oder mit nur leichten Anstiegen. Diese Wege sind nicht allzu lang (meist unter oder knapp über 10 km) und auch bei schlechtem Wetter gefahrlos zu begehen. Sie können auch von Kindern und älteren Menschen problemlos bewältigt werden.
Mittel: Mittelschwere Wanderungen auf schmalen und zumeist durchgehend markierten Wegen. Sie sind in der Regel zwischen 10 und 18 km lang und können zum Teil steile An- und Abstiege enthalten. Trittsicherheit ist an manchen Stellen erforderlich. Im Normalfall können diese Wanderungen auch von wenig geübten Wanderern bewältigt werden.
Schwierig: Anspruchsvolle Touren, die aufgrund ihrer Länge (über 18 km) und/oder ihres Höhenunterschiedes große Anforderungen an die Kondition und/oder an die Trittsicherheit und den Orientierungssinn stellen. Diese Wanderungen sind erfahrenen und konditionsstarken Wanderern zu empfehlen.
Die Gehzeiten jeder Tour wurden anhand persönlicher Erfahrung ermittelt und entsprechen einem gemütlichen Wandertempo. Sie verstehen sich jedoch als reine Gehzeit ohne Fotopausen, Rastzeiten und Stopps zur Orientierung. Sie können je nach individuellem Wandertempo zum Teil auch erheblich nach oben oder unten abweichen. Es empfiehlt sich, zu Beginn eine kürzere Tour auszuwählen, um sich anhand dieser Vergleichswerte einordnen zu können.
Von wenigen Ausnahmen an der zentralen Südküste (Touren »Rocha Delicada bei Mexilhoeira Grande«, »Der »Geschmack des Meeres« bei Alvor«, »Naturlehrpfad von Praia Grande bei Armação de Pêra«, »Strandwanderung auf der Ilha de Tavira« und »Reserva Natural do Sapal«) abgesehen, sind bei den meisten Touren gut eingetragene Wanderschuhe mit rutschfester Profilsohle anzuraten. Wanderstöcke bringen vor allem bei längeren Touren mit steilen An- und Abstiegen eine spürbare Entlastung der Beine bzw. der Gelenke und helfen beim Ausbalancieren. Auch bei der Überquerung von Bächen und Flüssen leisten sie gute Dienste.
Portugal ist ein sehr wettersicheres Land. Dennoch sollten Regen-, Wind- und Kälteschutz im Tagesrucksack nicht fehlen. Zu empfehlen sind zudem leichte und strapazierfähige Wanderhosen. Die meisten Touren können prinzipiell von Frühling bis Herbst mit kurzen Hosen gewandert werden. Allerdings wird bei manchen Touren auf schmalen Pfaden Gras- und Buschland (manchmal mit Stechginster) durchquert; hierfür sind lange Hosenbeine angenehm. In der heißen Jahreszeit ist ausreichender Sonnenschutz unabdingbar. Neben Sonnencreme mit hohem Schutzfaktor ist auch eine Kopfbedeckung ratsam.
Die meisten Touren in diesem Guide (insbesondere im Küstenhinterland) verlaufen durch einsame Landschaften, wo es keine Einkehrmöglichkeiten gibt. Viele Dörfer verfügen über keine Geschäfte, Cafés oder Restaurants. Deswegen ist es in der Regel notwendig, Verpflegung und ausreichend Wasser auf die Wanderungen mitzunehmen.
Bei jeder Wanderung werden Angaben zur Anfahrt gemacht. Gibt es eine Möglichkeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln, weist ein Bussymbol neben der Überschrift darauf hin. Die Anfahrt mit dem Pkw ist jeweils von der nächstgelegenen Kreishauptstadt aus beschrieben. Um die Orientierung zu erleichtern, wurden die Straßennummern bei den Toureninformationen (z. B. N 396) mit angegeben. Eine gute Straßenkarte oder ein aktuelles Navigationsgerät ist zusätzlich zu empfehlen. Viele markierte Wanderungen in Portugal starten an zentralen Plätzen oder in Dorfzentren. Bei markierten Wegen befindet sich am Ausgangspunkt in der Regel eine Informationstafel, die Angaben zu Wegverlauf und Dauer enthält.
Das öffentliche Verkehrsnetz ist in Portugal – entgegen vielen Informationen in Reiseführern – recht gut ausgebaut. Viele Wanderungen können mit öffentlichen Bussen erreicht werden. Man sollte sich jedoch bei der Planung bewusst sein, dass die Busse zum Teil selten fahren, manchmal Umstiege nötig sind und sich auch Fahrpläne laufend verändern. Die bequemere und Zeit sparendere Variante für den Wanderurlaub ist daher ein Mietauto.
Detaillierte Informationen zum öffentlichen Verkehr und wichtige Informationsquellen sind unter »Informationen und Adressen« zu finden.
Es ist in Portugal schwierig, auf gänzlich unmarkierten Wegen zu wandern. Es fehlt dafür an gutem Kartenmaterial, auch sind viele Wege durch Zäune und private Weiden blockiert bzw. ist ein Querfeldeinwandern in der sehr häufig anzutreffenden Macchienlandschaft gänzlich unmöglich. Deswegen ist es ratsam, auf markierten und angelegten Wegen unterwegs zu sein. Das Netz der Wanderwege wächst, besonders in den Naturschutzgebieten. Viele der hier beschriebenen Touren verlaufen auf diesen Wegen.
In Portugal gibt es ein sehr logisches und einheitliches Markierungssystem: Die sogenannten »Pequena Rotas« (PR), die »kurzen Wege«, sind immer gelb-rot markiert. »Pequena Rotas« sind in der Regel eintägige Touren von bis zu 20 km Länge; sie werden meist von Gemeinden markiert und instand gehalten. Daneben gibt es »Grande Rotas« (GR), Weitwanderwege, die immer eine weiß-rote Markierung tragen. Die Wegemarkierungen sind meist systematisch und gut sichtbar angebracht.
Neben farblichen Markierungen findet man in Portugal häufig mit Steinmännchen gekennzeichnete Wege. Das kann manchmal verwirren, weil Steinmännchen alternative Verläufe oder andere Einstiege anzeigen.
Der Großteil der in diesem Guide beschriebenen Touren sind Rundwanderungen. An der Südwest- und Südküste der Algarve haben wir auch einige Streckenwanderungen ausgewählt (Touren »Klippenweg von Sagres nach Figueira«, »Klippenweg von Luz nach Salema«, »Luz – Ponta da Piedade – Lagos« und Tour »Reserva Natural do Sapal«). Der Rückweg kann mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder mit einem Taxi zurückgelegt werden.
Viele Wanderwege in der Algarve verlaufen auf breiten oder schmäleren Erdstraßen. An der Küste gibt es zudem oftmals Klippenpfade. Abschnitte von Wegen führen nicht selten auch auf Asphaltstraßen oder auf betonierten Wegen, insbesondere, wenn die Wanderungen durch Dörfer verlaufen.
Die Zahl der weiß-rot markierten Weitwanderwege (GR) nimmt in Portugal – und insbesondere in der Algarve – ständig zu.
Der bekannteste Weitwanderweg der Algarve ist die »Via Algarviana« (GR 13, http://www.via-algarviana.com), die rund 300 km lang ist und auf 14 Etappen von Alcoutim (Nordosten der Algarve, Grenze zu Spanien) bis zum Cabo de São Vicente (Südwestkap) führt. Zudem gibt es entlang der Route markierte Zuwanderungen von Bahnhöfen der Kreisstädte.
Parallel zur Südwestküste Portugals führt die sogenannte »Rota Vicentina« (http://www.rotavicentina.com), ein eindrucksvoller Weitwanderweg mit zwei Optionen. Der Caminho Histórico (GR 11) führt von Santiago do Cacém im Alentejo auf 12 Etappen und 230 km zum Cabo de São Vicente. Dieser Wegverlauf ist Teil des europäischen Weitwanderweges (E 9) und verläuft meist nicht unmittelbar an der Küste, sondern etwas im Landesinneren. Der sogenannte Fischerpfad (Trilho do Pescadores, grün-blau markiert) bietet über 9 Etappen und 120 km eine Möglichkeit, den Caminho Histórico alternativ an der Küste zu gehen oder mittels Küstenabschnitten zu erweitern.
Der Guadiana-Weitwanderweg (GR 15) führt parallel zum Flusslauf von Vila Real de Santo António nach Alcoutim. Er ist 65 km lang (vier Etappen).
Der »Percurso Descoberta« (GR 23) ist ein 45 km (3 Etappen) langer Weitwanderweg um Cachopo, der vor allem das ländliche Leben der Serra do Caldeirão präsentiert.
Bemühungen, einen Küstenwanderweg von Faro bis Cabo de São Vicente anzulegen, sind bisher gescheitert und aufgrund gegensätzlicher touristischer Interessen (Hotels und Appartements an der Küste und in Buchten versus einsame Klippenpfade) auch nicht umsetzbar. Dennoch sind weite Teile der portugiesischen Südküste auch per Wanderweg zu erkunden.
Die Halbtages- und Tagestouren dieses Guides enthalten Abschnitte der genannten Weitwanderwege.
Topographische Wanderkarten wie in Mitteleuropa sonst üblich gibt es in Portugal nicht. Für viele Touren gibt es kurze Faltblätter von sehr unterschiedlicher Qualität, die bei den genannten Informationsstellen erworben werden können. Die Tourismusbehörde der Algarve hat zudem in den letzten Jahren einen »Wanderführer Algarve« in verschiedenen Sprachen (auch in Deutsch) herausgegeben. Empfehlenswert für eine grundlegende Orientierung ist die überblicksartige Wanderkarte »Algarve – mapa de estradas e percursos pedestres«, die erstmals 2015 im Verlag GeoBloco erschienen ist. Zu den oben erwähnten Weitwanderwegen Via Algarviana (http://www.via-algarviana.com) und Rota Vicentina (http://www.rotavicentina.com) gibt es gutes Kartenmaterial online und in gedruckter Form. Besonders hilfreich und mit gutem Kartenmaterial ausgestattet ist die Website WIP – Wandern in Portugal (http://www.wiportugal.org), die Kartenausschnitte für Tagestouren wie auch für Weitwanderwege zum Download (z. T. kostenpflichtig) enthält. Viele Karten auf dieser Website basieren auf den detailreichen Karten des Instituto Geográfico e Cadastral (http://www.igeo.pt), die im Maßstab 1:50.000 zur Verfügung stehen. Sie können im Original beim Institut bestellt werden.
Für die Anfahrt sind gute Straßenkarten mit Straßennummern zu empfehlen. Leider wurden in den letzten Jahren viele neue Straßen gebaut, wodurch die Aktualität rasch verloren geht. Die besten Straßenkarten für die Region bieten Michelin: Portugal Sul – Algarve, Maßstab 1:300.000 (Blattnummer 593) und Freytag & Berndt: Spanien – Portugal, Maßstab 1:700.000.
Reiseführer zur Algarve gibt es im deutschsprachigen Raum in großer Zahl, zum Beispiel von DuMont, Michael Müller, Baedeker und Reise Know-How.
Zu diesem Guide stehen auf der Internetseite des Bergverlag Rother (http://www.rother.de) GPS-Daten zum kostenlosen Download bereit:
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(1. Auflage E-Book)
Sämtliche GPS-Daten wurden von den Autoren im Gelände erfasst und auf digitalen Karten bearbeitet. Verlag und Autoren haben die Tracks und Wegpunkte nach bestem Wissen und Gewissen überprüft. Dennoch können wir Fehler oder Abweichungen nicht ausschließen, außerdem können sich die Gegebenheiten vor Ort zwischenzeitlich verändert haben. GPS-Daten sind zwar eine hervorragende Planungs- und Navigationshilfe, erfordern aber nach wie vor sorgfältige Vorbereitung, eigene Orientierungsfähigkeit sowie Sachverstand in der Beurteilung der jeweiligen (Gelände-)Situation. Man sollte sich für die Orientierung niemals ausschließlich auf GPS-Gerät und -Daten verlassen.
Ein Grundprinzip sollte sein: Verhalten Sie sich Ihren Mitwandernden und der Umwelt gegenüber respektvoll, damit auch nachfolgende Wanderer die Natur genießen können. Wer in Gruppen wandert, sollte sich am schwächsten Wegbegleiter orientieren. Langsames, rhythmisches und gleichmäßiges Gehen ist in der Regel energiesparender als schnelles Wandern mit häufigem Anhalten. Pausen und regelmäßiges Trinken sind wichtig.
Idealerweise hinterlassen Sie auf den Wanderungen nur Ihre Fußabdrücke. Wenn Sie mit dem Auto anreisen, dann parken Sie so, dass niemand behindert wird. Hinterlassen Sie keine Abfälle und bitte pflücken Sie keine geschützten Pflanzen. Wenn Sie auf Tore und Gatter treffen, dann hinterlassen Sie diese in dem gleichen Zustand, wie Sie sie angetroffen haben.
Wald- und Buschbrände sind ein großes Problem im sommerlichen Portugal. Deswegen ist ein sehr vorsichtiger Umgang mit Feuer ausgesprochen wichtig. Das Anfachen von kleinen Lagerfeuern kann extreme Folgen haben und wird mit hohen Strafen geahndet. Löschen Sie Zigaretten und Streichhölzer mit größter Vorsicht und besonders sorgfältig.
Die Wanderwege an sich bergen – bei entsprechender Ausrüstung und Selbsteinschätzung – keine Gefahren. Klettersteige und ausgesetzte Passagen sind in dieser Region ganz selten anzutreffen. Bei einigen Touren müssen Bäche und Flussläufe auf Trittsteinen überquert oder manchmal auch gefurtet werden. Hier kann es jahreszeitlich bedingt Hochwasser geben. In den ersten Monaten des Jahres empfiehlt es sich, bei der lokalen Bevölkerung oder bei Tourismusinformationsstellen diesbezüglich nachzufragen.
Das Wetter ist in Portugal in der Regel sehr stabil. Plötzlich einfallende Unwetter mit heftigen Niederschlägen sind in dieser Klimaregion ausgesprochen selten. Dennoch ist es ratsam, bei längeren Touren und unsicheren Wetteraussichten einen Wetterbericht abzufragen.
Gefahren, die von Wildtieren ausgehen, sind kaum bekannt. Zwar gibt es in Portugal einige Giftschlangen (Ottern- und Vipernarten), es wurde in den vergangenen Jahren jedoch über keinen Biss berichtet. Hingegen sollte man bei domestizierten Tieren (Kühe, Schafe, Ziegen), denen man immer wieder begegnet, vorsichtig sein. Manche Wege kreuzen offene Tierweiden. Den Wanderern wird empfohlen, den Tieren ihren Freiraum zu lassen und Berührungen zu vermeiden. Im Küstenhinterland sind viele Bienenvölker anzutreffen. Auch hier ist es ratsam, um die in der Regel deutlich sichtbaren Bienenhäuser einen großen Bogen zu machen.
Plagegeister und durchaus gefährlich können Hunde sein. Leider ist es in Portugal noch immer weit verbreitet, vor Häusern oder Gartenhäuschen Wachhunde anzuketten. Viele von ihnen gebärden sich verständlicherweise aggressiv. Auch frei herumlaufende Hunde können Wanderern durch lautes und bedrohliches Gebell Schrecken einjagen. Auch hier ist es ratsam, einen weiten Bogen um die Tiere zu machen, deren Grenzen zu respektieren und keine Gewalt anzuwenden.
Es wurde oben bereits auf die Waldbandgefahr hingewiesen. Diese besteht vor allem in den Sommermonaten und ist zumeist ein lokales Problem. Falls ein Waldbrand in der unmittelbaren Wanderregion ausbricht, sollte die Wanderung nicht durchgeführt werden.
Die für Kinder besonders attraktiven Wanderungen sind durch ein entsprechendes Symbol in der Titelzeile gekennzeichnet. Auch viele der anderen Touren sind für Kinder grundsätzlich geeignet. Je nach Alter und Wanderbegeisterung kann die Familie selbst entscheiden, was an Länge und Anforderungen in Frage kommt.
Zur Ponte de Aspa
Wanderung entlang von eindrucksvollen Buchten an der Westküste zu einem der schönsten Panoramablicke der Algarve (Tour 6, 4.30 Std.).
Große Rundwanderung beim Cabo de São Vicente
Wanderung am Kreuzungspunkt von West- und Südküste mit dem berühmtesten Kap Südportugals als Ausgangspunkt und Ziel (Tour 7, 4.15 Std.).
Die Route der Wasserfälle in der Serra de Monchique
Die schönste Wanderung im höchsten Gebirgszug Südportugals (Tour 15, 6 Std.).
Der Megalithenweg von Vale Fuzeiros
Keine Wanderung Südportugals bietet derart viele Baudenkmäler aus der Megalithzeit: Menhire, Dolmen und Nekropolen begleiten uns (Tour 19, 2.15 Std.).
Auf den Aussichtsberg Rocha da Pena
Eindrucksvolle Karst- und Kulturlandschaft im Barrocal (Tour 23, 2.15 Std.).
Der Weg der sieben hängenden Täler bei Carvoeiro
Atemberaubende Sandsteinküste zwischen Albufeira und Portimão (Tour 31, 2 Std.).
Rundwanderung um Azinhal dos Mouros an der Grenze zum Alentejo
Einsames Hochland an der Grenze zum Alentejo (Tour 35, 5.30 Std.).
Abenteuerwanderung am Südrand der Serra do Caldeirão bei Parises
Zwischen Tälern, Quellen und Flüssen und vorbei an einsamen und verlassenen Dörfern im Küstenhinterland (Tour 41, 7.30 Std.).
Der Mandelbaumweg bei Alta Mora
Auf Entdeckertour zu einem »Wahrzeichen« der Algarve (Tour 47, 4 Std.).
Wanderung am großen Fluss bei Laranjeiras
Die schönste Wanderung im größten Flusstal der Algarve mit zahlreichen Ausblicken auf den Guadiana (Tour 50, 3.30 Std.).
Die Algarve ist die südlichste Region Festland-Portugals. Im Osten bildet der Guadiana-Fluss die Grenze der Algarve zu Andalusien. An der Süd- und Westküste wird das Land vom Atlantik umspült. Im Norden grenzt die Algarve an die weiten Ebenen des südlichen Alentejo. Die Gebirgszüge der Serra de Monchique im Westen und der Serra do Caldeirão im Osten bilden dort eine Barriere. Von oben betrachtet ist die Algarve eine Art Rechteck, mit einer Seitenlänge von rund 150 km (Ost-West-Ausdehnung) bzw. rund 50 km (Nord-Süd-Ausdehnung), das sich im Süden des portugiesischen Festlandes befindet und eine Fläche von fast 5.000 km² (ca. 5,6 % der Landesfläche Portugals) einnimmt.
Betrachtet man die Verwaltungsgrenzen Portugals, dann ist die Algarve auch einer der 20 Distrikte des Landes, mit Faro als Hauptstadt. Der Distrikt gliedert sich in 16 Kreise, die nach ihren Kreishauptstädten benannt sind. Das sind von West nach Ost: Aljezur, Vila do Bispo, Monchique, Lagos, Portimão, Silves, Lagoa, Albufeira, Loulé, Faro, São Brás de Alportel, Olhão, Tavira, Alcoutim, Castro Marim und Vila Real de Santo António.
Heute leben rund 450.000 Menschen (ca. 4,5 % der Gesamtbevölkerung) an der Südküste Portugals. Der unmittelbare Küstensaum ist dicht besiedelt und zumeist auch dicht verbaut. Das Hinterland hingegen hat in den letzten Jahrzehnten zunehmend an Bevölkerung verloren. Bis in die 1960er-Jahre waren Landwirtschaft (v. a. Obst- und Gemüseanbau sowie Korkproduktion) und Fischerei die wichtigsten wirtschaftlichen Säulen dieser Region. Dann begann der große Tourismusboom an der Küste, was zu einer gewaltigen »Landflucht« (eigentlich zu einer Bevölkerungsverlagerung vom Hinterland Richtung Küste) führte. Heute werden viele der ehemals typischen landwirtschaftlichen Kleinbetriebe im Hinterland der Algarve nicht mehr bewirtschaftet, verlassene Höfe und Dörfer prägen das Landschaftsbild. Dennoch, gänzlich verschwunden sind die landwirtschaftlichen Betriebe nicht. In den Flussniederungen des Barrocal, der Übergangsregion zwischen Küste und Gebirge, sind in den letzten Jahren sogar neue landwirtschaftliche Gebiete für Orangen- und Zitronenhaine erschlossen worden. Boden und Klima sind dafür besonders gut geeignet.
Die Algarve gliedert sich in vier Großlandschaften: die Gebirge im Norden (Serra de Monchique und Serra do Caldeirão), den Barrocal im Zentrum, die Küsten im Westen und im Süden sowie das Flusstal des Guadiana (inkl. der angrenzenden Hochebene im Nordosten). Die Gliederung des Guides folgt diesen Großlandschaften und unterteilt zudem noch die Küsten sowie die Gebirge in jeweils zwei Abschnitte.
Auf einer vergleichsweise kleinen Fläche bietet die Algarve eine große landschaftliche Vielfalt: Steilküsten und Dünenlandschaft, Mittelgebirge, Flusstäler und Hochebenen. Der geologische Untergrund prägt die Landschaftsformen. Die Gebirge bestehen aus Tonschiefer (Serra do Caldeirão) sowie Schiefer, Graniten und Gneisen (Serra de Monchique). Die Hügellandschaft erreicht durchschnittlich eine Höhe zwischen 300 und 500 Metern. Im Westen, in der Serra de Monchique, liegt mit der Fóia (902 m) die höchste Erhebung der Algarve. Die Serra macht etwa die Hälfte der Landesfläche der Algarve aus. Dieser Teil des Landes ist heute dünn besiedelt und touristisch wenig relevant.
Der Barrocal ist eine Vorgebirgslandschaft und schließt im Süden an die Mittelgebirge an. Das Hügelland besteht aus Kalk- und Sandstein. Hier gibt es eindrucksvolle Karstformationen. In den fruchtbaren Flusstälern wird Landwirtschaft (Obst- und Gemüseanbau) betrieben.
Der lange Küstensaum ist die wohl bekannteste Großlandschaft der Algarve. Die Bilder der Sandsteinküste (z. B. Praia da Rocha oder Ponta da Piedade) sind auf vielen Tourismusprospekten Portugals zu finden und zeigen malerische Formationen aus gelben und rötlichen Sandsteinen. Die Küsten sind im Westen und Südwesten steile Klippenküsten (z. T. bis 100 m hoch) mit gelegentlich eingelagerten Sandbuchten. Dieser Abschnitt wird als »Fels-Algarve« bezeichnet. Zwischen Lagos und Faro liegen berühmte, vom Massentourismus heimgesuchte Badestrände. Hier wechseln Steilküste und Badebuchten ab. Ab Faro ostwärts beginnt die »Sand-Algarve«. Hier findet sich eine flache Küste mit vorgelagerten Düneninseln und einer Art Lagunenlandschaft, die im Osten in den Golf von Cádiz (Andalusien) übergeht.
Ganz im Osten liegt das größte Flusstal der Algarve. Der Guadiana und seine Nebenflüsse durchschneiden die Hügellandschaft der Schieferberge und bilden mit der vergleichsweise großen Süßwassermasse einen eigenen Klimaraum. Der Nordosten der Algarve, jenseits der Schieferberge, ist eine Hochebene, die dem südlichen Alentejo ähnelt.
Märkte:
In fast jeder größeren Ortschaft der Algarve werden regelmäßig Märkte abgehalten. Hier eine Übersicht der originellsten:
Albufeira: 1. und 3. Dienstag im Monat; Alcoutim: 1. Mai Töpfermarkt mit Volkstanz; Algoz: 2. Montag im Monat (originell); Alte: 3. Donnerstag im Monat; Estói: 2. Sonntag im Monat (originell); Faro: 1.Freitag und Samstag im Monat (Blumen!); Lagos: jeden 1. Samstag im Monat am Busbahnhof; Loulé: Jeden Samstag um die Markthalle; Moncarapacho: 1. Sonntag im Monat; Monchique: 26.–28. Oktober (breite Angebots-Palette!); Olhão: jeden Samstag; Pereiro: 4. Sonntag im Monat; Portimão: 1. Montag im Monat; Quarteira: jeden Mittwoch; São Brás de Alportel: jeden Samstag; Sagres: 1. Freitag im Monat; Silves: 3. Montag im Monat.
Sport:
Neben dem Wandern bietet die Algarve ideale Voraussetzungen für das Mountainbiking – vor allem im Hinterland und im Monchique-Gebirge. Viele der hier beschriebenen Touren können auch mit dem Mountainbike durchgeführt werden (www.ecoviasalgarve.org). Zahlreiche, teilweise sehr abwechslungsreich gestaltete Golfplätze zählen zu den schönsten Europas. Die Meeresküsten ermöglichen alle Arten von Wassersport vom Surfen und Segeln über Wellenreiten (vor allem an der West- und Südwestküste bis zur Praia Zavial) bis zu Wasserski. Vor allem an den Felsen der Westküste und zwischen Lagos und dem Cabo de São Vicente finden Taucher zahlreiche sehr attraktive Reviere.
Schiffsausflüge:
Von vielen Städten der Südküste aus werden Schiffsausflüge entlang der Küste angeboten. Sie können auch in die Planung mancher Küstenwanderung einbezogen werden. Besonders empfehlenswert ist die Bootsfahrt von Lagos zur Ponta da Piedade. Ihren ganz besonderen Reiz haben die Fluss-Ausflüge auf dem Rio Arade von Portimão nach Silves und von Vila Real auf dem Rio Guadiana.
Strände:
»Wer an der Algarve seinen Lieblingsstrand nicht finden kann, dem ist nicht zu helfen.« Wenige Landstriche bieten eine derartige Vielfalt an Möglichkeiten, das Meer zu besuchen, ob an den klippengefassten, gefährlich brandungsexponierten Stränden der Westküste, wo nur an bewachten Stellen gebadet werden sollte, an den kleinen und großen Sandbuchten der Felsalgarve oder an den schier unendlichen Sandufern der Inseln des Sotavento bis zu den Fluss- und Bachstränden im Hinterland.
Die Algarve bietet jedem Besucher seinen schönsten Strand – er muss nur suchen können. Die beschriebenen Wanderungen führen zu vielen der schönsten Strände der Algarve.
Feste:
Ende Januar/Anfang Februar: Mandelblütenfest in Vilamoura. Februar: Karnevals-Dienstag (besonders in Loulé, Moncarapacho, Portimão). Februar/März: Ährenfest in Salir, Würstefest in Alte. 2. Sonntag nach Ostern: Festa da Mãe Soberana in Loulé. 1. Mai: Festa da Grande Fonte in Alte. Mitte Juli: Feira do Carmo – großes Volksfest in Faro. 17. Juli: Wasserprozession in Fuzeta – Festa do Carmo. 13. Juni: Fest des heiligen Antonius in Faro. Juni: Festival de Cerveja – Bierfest in Silves. August: Fest der Sardinen in Olhão. September: Festa do Beato São Vicente in Albufeira. Oktober: Feira de Santa Iria – großer Jahrmarkt in Faro. Oktober: Oktobermarkt in Monchiqe.
An der Algarve herrscht ein mildes Klima mit geringen Regenfällen und vielen Sonnentagen. Es gibt große Ähnlichkeiten zum mediterranen Klima. Die meisten Niederschläge fallen im Winter, in der Regel von November bis März. Der Frühling beginnt früh und besticht durch die Fülle farbenfroher Blüten. Eindrucksvoll ist die Blüte der Zistrosen in den Schieferbergen der Serra do Caldeirão im April und Mai. Ab Juni steigen die Temperaturen stark an. Die Sommer an der Algarve sind sonnig, heiß und trocken, werden jedoch an der Küste durch kühle Meeresbrisen gemildert. In den Hitzemonaten Juli und August wirkt die Landschaft ausgedörrt, im Hinterland kann es bis zu 40° C heiß werden. Wandern ist dann allenfalls an der Küste zu empfehlen. Dort weht fast immer eine kühlende Brise und man kann Küstenwanderungen mit Badestopps in den Buchten verbinden. Die Herbsttage an der Algarve sind milde, die Nächte können jedoch schon abkühlen. September und Oktober sind gute Monate für Wanderreisen an die Algarve. Ab Mitte November kann bereits der Winterregen einsetzen. In der Regel sind aber noch im Dezember die Temperaturen angenehm mild in Südportugal und viele der hier beschriebenen Touren können auch problemlos im Winter begangen werden. Im Januar und Februar kann es in den Bergen (v. a. in der Serra de Monchique) während der Nacht auch Minustemperaturen geben. Tagsüber werden aber Temperaturen bis zu 15 Grad Celsius erreicht. Wind spielt in der Algarve, besonders an der Küste, eine große Rolle. In diesem Sinn wird die Algarve in zwei »Großlandschaften« eingeteilt. »Berlavento« ist der westliche Teil des Landes bezeichnet. In der Bezeichnung steckt der portugiesische Begriff für Wind (vento). Berlavento bedeutet frei übersetzt etwa »die dem Wind zugewandte Seite« (Luv). Hier weht also ganzjährig ein vom Atlantik kommender, mitunter starker Wind. Die Windgeschwindigkeit in Sagres, der Siedlung im äußersten Südwesten Europas, liegt im Jahresdurchschnitt bei 19 km/h. Sturmartige Winde können dort mit höherer Wahrscheinlichkeit auftreten. Als »Sotavento« wird im Gegensatz dazu die »dem Wind abgekehrte Seite« im Osten des Landes bezeichnet.
Die Algarve bietet eine spektakuläre Pflanzenwelt, die das Land im Laufe eines Jahres immer wieder in ein Blütenmeer verwandelt. Doch diese Pflanzendecke hat sich im letzten Jahrhundert stark verändert. Heute ist ein Großteil der Algarve landwirtschaftliche Nutzfläche oder Wald. Besonders das Hinterland (verlassene Bauernhöfe) wird aufgeforstet.
Die ursprüngliche Vegetation der Algarve ist durch Pflanzen aus dem Mittelmeerraum geprägt. Stein- und Korkeichen waren die wichtigsten Baumarten, daneben auch die buschartigen Erdbeerbäume (portugiesisch »medronheiro«), Seidelbast oder Oleander. Der Korkeiche begegnet man beim Wandern im Hinterland der Algarve auf Schritt und Tritt. Portugal deckt heute fast 50 % der Weltkorkproduktion. Zwar gilt der Alentejo als das Kerngebiet der Korkeichenwälder Portugals, aber auch weite Teile der Algarve sind von Korkeichenwäldern bedeckt. São Brás de Alportel gilt als die Korkhauptstadt der Algarve. Korkeichen können nach rund 30 Jahren alle 10 Jahre »geschält« werden. Die häufig zu sehende, am Stamm der Bäume aufgepinselte Zahl zeigt das Jahr der letzten Ernte. Auch der Erdbeerbaum spielt in der Algarve eine wichtige Rolle. Aus den Früchten des Baumes wird der Medronho gewonnen, ein traditioneller, klarer und sehr geschmackvoller Obstschnaps. Das Zentrum der Medronho-Herstellung ist die Serra de Monchique.
An Kulturpflanzen wurden Oliven-, Feigen-, Mandel- und Johannisbrotbäume in die Algarve eingeführt. Heute trifft man jedoch Zitrusfrüchte (Orangen, Mandarinen und Zitronen) besonders häufig an. Der weiß blühende Mandelbaum gilt als ein Symbol Südportugals. Bereits im Januar beginnt in der Algarve die Mandelblüte. Die Früchte können im Herbst geerntet werden. Der Großteil der Bäume, denen man auf Wanderungen immer wieder begegnet, tragen ungenießbare Bittermandeln. Der Johannisbrotbaum mit seinen langen Fruchtschoten war früher ein wichtiger Kulturbaum in der Algarve. Die Früchte wurden als Futtermittel gebraucht, aber auch zermahlen und als Mehl für Brot- und Süßspeisen verwendet. Heute ist die Zahl der Johannisbrotbäume in der Algarve im Rückgang.