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Für eine genussoptimierte Haltung
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© 2017 Nachtschatten Verlag
© 2017 Alexander Bücheli
Die überarbeiteten und ergänzten Texte in diesem Buch sind erstmals in den Ausgaben Nr. 2–4 im Magazin Lucy's Rausch (www.lucys-magazin.com) erschienen.
Lektorat: Nina Seiler
Umschlaggestaltung: trigger.ch / Sven Sannwald
Layout: Elena-Maria Bloch, Nina Seiler
ISBN 978-3-03788-518-5
eISBN 978-3-03788-519-2
Alle Rechte der Verbreitung durch Funk, Fernsehen, fotomechanische Wiedergabe, Tonträger jeder Art, elektronische Medien und auszugsweiser Nachdruck sind vorbehalten.
Dieses Handbuch widme ich meiner Tochter Marie und all den Party- und Festivalbesucherinnen, mit denen ich in den letzten Jahren in persönlichen Kontakt stand. Ohne deren Offenheit und Vertrauen wäre dieses Buch nicht möglich gewesen. Danke an all die Fachleute, die mich in den letzten Jahren begleitet haben, an meine Partnerin Melanie für die sprachliche Überarbeitung und an Nina Seiler für ihr unermüdliches Lektorat.
Einleitung
1.Rausch, Risiko und Schadensminderung
1.1Psychoaktive Substanzen
1.2Substanzinduzierter Rausch
1.3Substanzklassen
1.3.1Stimulanzien/Upper
1.3.2Entaktogene/Empathogene (MDMA, 2C-X und GBL)
1.3.3Psychedelika (LSD, Pilze etc., Ketamin)
1.3.4Dissoziativa/Halluzinogene
1.3.5Downer (Alkohol, Khat, GHB/GBL, Cannabis)
1.4Substanzwirkzeitprofil
1.5Metabolisierung
1.6Substanzinduzierte Risiken
1.7Abhängigkeit
1.8Schadensminderung
1.9Drug, Set und Setting
2.Vor dem Konsum
2.1Set
2.1.1Geschlecht, Alter und Körpergewicht
2.1.2Körperliche und psychische Verfassung
2.1.3Ernährung
2.2Drug
2.2.1Art und Weise des Konsums (Einnahme-/Applikationsform)
2.2.2Substanzzusammensetzung
2.2.3Streckmittel
2.2.4Substanzen analysieren
2.2.5Kokain
2.3.3Speed (Amphetamin)
2.3.4MDMA
MDMA-Pulver
2.3.5LSD
2.3.6Cannabis
2.4Setting
2.4.1Freunde
3.Während des Konsums
3.1Set
3.1.1Schau zu dir
3.1.2Kollaps, akute psychische Krise
3.1.3Verändertes Verhalten
3.2Drug
3.2.1Nachdosieren
3.2.2Mischkonsum
3.3Setting
3.3.1Don’t drug and drive
3.3.2Tripwächter
4.Nach dem Konsum
4.1Set
4.1.1Depressive Verstimmung
4.1.2Schau zu dir und erhole dich gut
4.1.3Anhaltende psychische Veränderung
4.2Drug
4.2.1Nachweisbarkeit
4.2.2Dauer der Konsumpause
4.3Setting
4.3.1Freunde
5.Schluss
5.1Informationsbeschaffung
5.2Reflexionshilfen
5.3Disclaimer
Quellen
Der Konsum psychoaktiver Substanzen ist Bestandteil unseres menschlichen Daseins. Man spricht heute von einem menschlichen Bedürfnis nach Rausch, egal ob dieser durch die Einnahme psychoaktiver Substanzen, sportliche Aktivitäten oder andere rauschauslösenden Tätigkeiten hervorgerufen wird. Rausch wird dabei sehr unterschiedlich betrachtet; für Sportler ist der Rausch wohl nur ein Nebeneffekt der sportlichen Tätigkeit, ein Zustand, der meist wohl nicht sehr bewusst wahrgenommen wird.
Rausch wird aber auch gemäß der internationalen Klassifikation der Krankheiten, ICD-10, als eine Beeinträchtigung der kognitiven Fähigkeiten, der Wahrnehmung, der Affekte und des Verhaltens oder anderer psychophysiologischer Funktionen und Reaktionen bezeichnet. Die Beeinträchtigungen stehen im direkten Zusammenhang mit der Wirkung psychoaktiver Substanzen.
Aus der Sicht der Drogengebrauchenden handelt es sich beim Rausch nicht um eine Beeinträchtigung, sondern um einen gewollten Zustand, der als angenehm empfunden wird. Allen gemeinsam ist, dass es sich psychisch betrachtet um einen Ausnahmezustand handelt.
Psychoaktive Substanzen weisen ein breites Rauschspektrum auf. Sie bereichern, schimmern farbig, machen Spaß, eröffnen neue Perspektiven und können das Bewusstsein erweitern. Doch wo ein Rausch sich entfaltet, treten zuweilen auch Nebenwirkungen auf, und es stellt sich die Frage, ob es sich lohnt, wenn man die Risiken bedenkt. Um diese Frage zu beantworten, bietet es sich an, eine Kosten-Nutzen-Rechnung zu erstellen. Genau um diese Reflexion, die Entwicklung einer risikoarmen Haltung, geht es in diesem Ratgeber.
Es braucht keine ausgewiesenen Spezialkenntnisse, um eine risikoarme Haltung zu entwickeln. Trotzdem schadet es nicht, sich mit gewissen Grundlagen in Bezug auf den Konsum psychoaktiver Substanzen vertraut zu machen.
Psychoaktive Substanzen sind chemische Moleküle, welche auf die Psyche einwirken. Jedes Molekül weist sein eigenes Wirkspektrum auf; es setzt sich aus der Wirkung und den Nebenwirkungen zusammen, die mit dem Konsum einer bestimmten psychoaktiven Substanz verbunden sind. Psychoaktive Substanzen können sowohl natürlichen wie auch synthetischen Ursprungs sein. Als synthetisch bezeichnet man Substanzen, die synthetisiert (chemisch hergestellt) worden sind. Bei Heroin und Kokain handelt es sich um Naturprodukte, die mittels einer Synthese für den Menschen konsumfähig gemacht worden sind.
Die Zubereitungsart einer Substanz bezeichnet man als galenische Form. BekanntsindTabletten, Pillen, Pulver, Kapseln, Flüssigkeit, getrocknetes oder frisches Pflanzenmaterial. Die meisten psychoaktiven Substanzen weisen verschiedene galenische Formen auf, zum Beispiel MDMA als Tablette (= XTC), Pulver oder in kristalliner Form. Die galenische Form beeinflusst nicht nur die Art und Weise, wie die Substanz eingenommen wird (Konsumform), sie hat auch einen Einfluss auf den Rausch und die substanzinduzierten Risiken.
Drug-Checking-Resultate zeigen, dass MDMA-Tabletten nur sehr selten mit Amphetamin gestreckt sind; trotzdem hält sich hartnäckig das Gerücht, dass XTC auch Amphetamin enthält. Ein möglicher Grund für das Phänomen, dass Tabletten „speediger“ wirken als MDMA-Pulver oder Kristalle, liegt darin, dass der Wirkstoff schneller und kontinuierlicher vom Menschen aufgenommen wird, wenn MDMA in einer Flüssigkeit gelöst wird. Eine Tablette muss zuerst von den Magensäften zersetzt werden; danach wird aber eine größere Menge MDMA bioverfügbar als bei einem in einer Flüssigkeit gelösten Wirkstoff.
Psychoaktive Substanzen nutzen unseren Körper aus, um eine Wirkung herbeizuführen. Rauschzustände werden durch ein komplexes Blut-, Hirn- und Botenstoffsystem hervorgerufen. Damit Substanzen eine Wirkung erzeugen, müssen ihre Moleküle erst ins Blut, durch dieses in den Kopf und dann über die Blut-Hirn-Schranke ins Gehirn gelangen.
Damit Substanzen ins Blut gelangen können, müssen sie als Salz, Sulfat oder Base vorliegen. Salze und Sulfate eignen sich primär für den oralen und nasalen Konsum, Basen eignen sich eher für den inhalativen Konsum. Zum Beispiel muss Kokainpulver zum Inhalieren zuerst in Base umgewandelt werden [Stein, Crack).
Die Blut-Hirn-Schranke ist eine selektive Barriere zwischen Blut und Gehirn, die den unkontrollierten Übertritt von Blutbestandteilen oder im Blut gelösten Substanzen verhindert. Das Diffusionsvermögen eines chemischen Moleküls über die Blut-Hirn-Schranke wird vor allem durch seine Fettlöslichkeit und Größe bestimmt. Fettlösliche (lipophile) niedermolekulare Substanzen können ungehindert die Lipidmembranen der Zellen passieren, sind also im Gegensatz zu wasserlöslichen Substanzen schrankengängig. Fettlöslich sind Gase wie Sauerstoff, Kohlendioxid und Narkosemittel, Schlaf- und Beruhigungsmittel, aber auch zahlreiche psychoaktive Substanzen wie Alkohol, Kokain, Cannabis, Nikotin und Heroin. Gewisse Substanzen, wie zum Beispiel DMT, müssen mit einem anderen Wirkstoff gemischt werden, in diesem Fall mit einem MAO-Hemmer, damit das Molekül die Blut-Hirn-Schranke überwinden kann.