Für die Halbinsel Point Reyes, mein Farallone,
und für all diejenigen, die jeden Tag ihre Liebe und Arbeit unserer Erde widmen.
1
Die Grünzwillinge saßen bewegungslos wie zwei gefällte Bäume in ihren schweren Ketten da. Als der Karren von den Brüdern durch das enge Tor der Stadtmauer gezogen wurde, sagten sie kein Wort, aber ihre Augen waren schreckensweit, und sie umklammerten mit ihren beiden freien Händen ihre gemeinsame dritte Hand. Seit Angelika und Gabriel als Babys wegen ihrer zusammengewachsenen Körper auf einem Hügel des Hinterlands ausgesetzt worden waren, hatten sie zum ersten Mal wieder Angst. Ihre vier geliebten Hirsche lagen quer vor ihnen auf dem Karren, und ihr von Sternengold durchsetztes Blut tropfte zähflüssig von ihren Hälsen. Gabriels Augen wanderten immer wieder zu den Tieren und füllten sich mit Tränen. Angelika vermochte nicht, zu ihnen zu schauen, ihre schmale Brust bebte von unterdrückten Schluchzern.
Die Grünzwillinge hatten gerade ihr Frühstück auf einem Hügel unweit des Dorfes Erdbeerbaum zubereitet, als sie die Nachricht von Doornton erreichte, sie mögen sofort in die Stadt kommen. Die Untergrundrebellen, die von Doornton angeführt wurden und sich Mycelium nannten, waren so weit. Ihre letzte große Aufgabe stand bevor. Seit acht Jahren hatten Doornton und das Mycelium die vergessene Wildnis, die unter der Stadt schlummerte, kartografiert. Nun wollten sie die Wildnis wieder zum Leben erwecken. Doorntons Botschaft wurde den Grünzwilligen von einem Schwarm Nashornpelikane überbracht, der plötzlich über dem Dorf aufgetaucht war und Richtung Westen zum Meer flog. Der Leitvogel landete kurz und ließ eine kleine Pergamentrolle in Gabriels tannengrüne Haare fallen. Sie war mit einem Stück Wachstuch umwickelt und verschnürt. Gabriel entrollte das Pergament. Die kunstvoll gezeichneten Fäden sahen aus wie ein Netz im Herzen der Stadt. Darauf stand ein einziges Wort: jetzt. Es gab nur einen Ort, von dem diese Nachricht kommen konnte. Angelika unterhielt sich mit den Pelikanen in deren Sprache und bekam schnell bestätigt, dass die Nachricht tatsächlich von Doornton stammte. Was der Leitvogel der Pelikane aber dann erzählte, war zum Fürchten: Vor drei Tagen waren mindestens zwei Dutzend Brüder in den Ausläufern des Salviagebirges gesichtet worden. Einige reisten zu Fuß oder mit Ochsenfuhrwerken, anderen wiederum bewegten sich in eigenartigen Metallfahrzeugen auf Rädern fort, die mit ungeheurer Geschwindigkeit das Land durchquerten.
Als die Grünzwillinge noch am selben Nachmittag in die Stadt aufbrachen, war ihnen bange ums Herz, aber darüber verloren sie kein Wort. Sie sprachen ausschließlich über die Neuigkeiten, die ihnen die Vögel über Myrte und Malve gebracht hatten. Die beiden jungen Hasen, die sie letztes Frühjahr großgezogen hatten, waren in ihrem Auftrag mit den Kindern Comfrey und Tin durch das Hinterland gereist, um nach einer Rettung für Farallone zu suchen. An jenem Tag meldeten die Vögel, dass die Kinder auf dem Weg durch Olima nach Norden zur Tamalspitze waren. Dort hofften sie, die Schöpferin, den Hirsch aus Milch und Gold, zu finden, um sie um Hilfe zu bitten. Das machte den Grünzwilligen zumindest ein wenig Mut.
Angelika und Gabriel reisten umsichtig und leise auf den gut geschützten, aber weitschweifigen Wildwechselpfaden ostwärts durchs Hinterland. Sie kamen an einem Dorf namens Reihertal vorbei und überquerten die Lutea, einen breiten Fluss. Als sie fünf Tage später den Höhenzug des Salviagebirges erreichten, bot sich ihnen nur wenig Deckung, und dort wurden sie dann auch von einem Konvoi aus fast hundert Brüdern, die als Verstärkung aus der Stadt losgeschickt worden waren, gefangen genommen.
Angesichts der Gewehre und der fürchterlich schweren Ketten waren die Heilkräfte der Grünzwillinge nutzlos und ihre ungezähmten Worte, die sie Steinen und Blättern und Vögeln zuflüsterten, verhallten ungehört.
Ihre Häscher sprachen laut über Vater Ralstein, der eine Niederlage gegen das Wilde Volk und zwei Menschenkinder fernab in Farralone einstecken musste, und erst am Tag zuvor völlig außer sich zurückgekehrt war. Sein Fahrzeug war zerbeult und zerkratzt, als hätten hundert große Bären mit ihren Tatzen darauf eingeschlagen, aber er brachte auch außergewöhnliche Neuigkeiten – er hatte entdeckt, dass im Blut dieser eigenartigen und ungeheuerlichen Scheusale aus dem Hinterland, die sich selbst als Wildes Volk bezeichneten, Sternengold versteckt war.
Aus der Ferne sahen die beiden Gestalten für das junge Küchenmädchen Marie überhaupt nicht wie Menschen aus. Völlig bewegungslos saßen sie in ihren Ketten auf dem Karren, der sie durch das Tor in die Stadt hineinfuhr. Ihre Haare waren grün und ihre braunen Körper erinnerten Marie an Eichenstämme, die sie einmal in der Bibliothek des Ersten Klosters in alten Büchern entdeckt hatte. Ihre Augen blickten starr geradeaus, aber es lag ein Glanz darin, der dem leuchtenden Schimmer von Öllampen ähnelte. Es war dieser Glanz, der Marie davon überzeugte, dass dort Lebewesen saßen und nicht einfach nur ein aufgetürmter Holzstapel hinter den toten Körpern von vier seltsam anmutenden Tieren.
Sie fragte sich, ob es abgemagerte Kühe waren, und spähte aus dem Küchenfenster, als der Karren fast lautlos an der Südseite des Ersten Klosters vorbeirollte und durch das hintere Tor fuhr. Nein, dafür waren sie zu feingliedrig und anmutig und ihre Hälse zu lang. Unter den Tieren hatte sich auf dem Fuhrwerk eine Blutlache gesammelt, die so golden schimmerte wie die ersten Sonnenstrahlen an einem Wintertag.
Es war früh am Morgen. Marie war für die Frühstücksschicht eingeteilt worden. In großen Töpfen köchelte Haferbrei auf der Herdplatte, der, wie von den Brüdern angeordnet, mit Wasser gestreckt wurde. Die fettigen Würstchen für das Frühstück der Brüder brutzelten in einer separaten Pfanne. Später würde Marie noch die Versammlungsräume putzen müssen und sich um die Wäsche kümmern. Bei Einbruch der Dunkelheit hieß es dann wieder zurück in die Küche. Ein Tag war wie der andere und das schon, seit sie alt genug war, einen Besen zu halten. Weiter zurück reichte ihre Erinnerung nicht. Elternlose Mädchen wurden in den Klöstern zu Mägden erzogen, während elternlose Jungen in die Werkstätten geschickt wurden. Man hatte ihr gesagt, ihre Eltern seien bei einem Fabrikunfall ums Leben gekommen und hätten einen Berg Schulden hinterlassen, den sie bei der Stadt bis zu ihrem sechzehnten Lebensjahr abarbeiten müsste. Dann, hatten die älteren Mägde ihr nüchtern erklärt, würde sie allerdings lieber in der Küche bleiben wollen, war die Arbeit dort doch besser als die Schufterei in den Fabriken.
In zwei Jahren wäre sie sechzehn, aber darüber machte sie sich noch kaum Gedanken. Marie war immer neugierig, hatte einen wachen Verstand und merkte sich das meiste von dem, was um sie herum geschah. Wenn sie die Bücher in der Bibliothek abstaubte, warf sie so oft wie möglich einen verstohlenen Blick hinein, um die Welt besser zu verstehen. Es war die einzige Art von Macht, zu der sie Zugang hatte, und daher versuchte sie, so viele Informationen wie möglich zu sammeln, allerdings ganz leise und heimlich und ohne Aufmerksamkeit zu erregen.
Im Moment überlegte sie, wie das, was sie die letzten Wochen über gesehen und gehört hatte, zu diesem höchst außergewöhnlichen Anblick passte. Das Fuhrwerk, zwei Menschen, die wie Bäume aussahen, vier Tiere, so ähnlich wie Kühe, aber mit goldfarbenem Blut, verwirrten Marie und faszinierten sie zugleich. Und sie kamen von draußen!
Das Erste Kloster der Gnade und des Fortschritts lag direkt hinter der Westmauer und genau neben dem einzigen Tor, das in die Stadt hinein und wieder hinaus führte. Seit dem Zusammenbruch war das Tor immer verschlossen und wurde bewacht. Marie hatte es von ihrem Spülplatz aus gut im Blick. Nicht ein einziges Mal war ihr in den Sinn gekommen, dass sich die schweren, verriegelten Türflügel tatsächlich öffnen könnten. Aber es war ganz unverkennbar, woher das Fuhrwerk kam, hinter dem das riesige Tor wieder ins Schloss fiel. Die Brüder, die den Karren zogen, hatten ein Stück Stoff über Mund und Nase gebunden und ihre Gewehre geschultert.
Gewehre!, dachte Marie.
Als letzte Woche die Waffenkammer geräumt wurde, waren alle Waffen nach oben in Vater Blakes Zimmer gebracht worden, damit er sie überprüfen konnte. Und wenn sie es sich recht überlegte, waren sie nie zurückgebracht worden. Erst vor ein paar Nächten hatte sie beim Putzen noch durch das Schlüsselloch der Waffenkammer gespäht.
»Marie, du leichtsinniges Ding, gleich brennen die Würstchen an«, kam Esmes Stimme von hinten. Die ältere Frau klopfte ihr mit der Schöpfkelle auf die Hüfte. »Träumen um diese Tageszeit! Na, in deinem Alter wahrscheinlich von Jungen.« Esme schabte die Würstchen aus der Pfanne, wobei sie verärgert schnaufte, was Marie kaum mitbekam, war sie doch schon auf dem Weg nach draußen in den Hof. Beinahe wäre sie gegen den Karren gelaufen. Einer der Brüder, der ihn zog, fluchte und schob sie zur Seite. Sie stolperte und konnte sich gerade noch fangen.
»Aus dem Weg, Mädchen, lunger hier nicht rum«, zischte der Bruder sie an. Seine Stimme klang dabei aber nicht völlig unfreundlich. Als sie ihm ins Gesicht sah, lag in seinen Augen eine furchtbare Angst. Er war noch recht jung, vielleicht ein ehemaliger Waisenjunge, der erst seit Kurzem zu den Brüdern gehörte?
Von dem Karren tropfte das golddurchsetzte Blut auf das Kopfsteinpflaster des Hofs. Die vier toten Geschöpfe waren von nahem betrachtet noch schöner, als sie gedacht hatte – ihr Fell war gelbbraun und samtweich, ihre Hufe glänzten schwarz und ihre Ohren waren weiß umrandet und so dick wie Filz. Die beiden Personen, die an den Karren gekettet waren, sahen sie nicht an, aber Marie war ganz benommen von ihrer Fremdartigkeit und starrte ihnen nach.
Waren sie womöglich doch Bäume? Ihre Haare glänzten dunkelgrün und ihre Haut tiefbraun. Und doch wusste Marie, dass es ein Mann und eine Frau waren. Sie trugen farbenfrohe, aus verschiedenen Stoffen zusammengenähte Kleider, die mit glatt geschliffenen Glasstückchen und Muscheln bestickt waren, und saßen eng beieinander. Sie hielten mit ihrer äußeren Hand eine dritte Hand fest umklammert. Als Marie erkannte, dass diese irgendwie beiden gehörte, unterdrückte sie einen Aufschrei – sie waren zusammengewachsen! Von dem Karren ging ein unbekannter Geruch aus, und Marie fragte sich, ob sie besser auch wie die anderen einen Mundschutz tragen sollte. War das der Geruch von den Krankheiten und Seuchen des Hinterlandes? Und doch wäre sie dem Karren am liebsten nachgelaufen, um diesen eigenartigen, süßen Geruch immer wieder tief einzuatmen.
Fast schien es, als zögen sie eine Spur aus grünem Goldstaub hinter sich her. Sah das noch jemand außer ihr? War das Staub aus dem Hinterland? Würde sie krank werden? Eigentlich sollte sie sich fürchten, hatte sie doch ihr ganzes Leben lang von den ungeheuren Gefahren aus dem Hinterland gehört: Krankheiten, Mutationen, endloses Ödland, wo früher Wohlstand herrschte. Und waren diese seltsamen Kreaturen mit ihrer geteilten Hand und den grünen Haaren nicht der Beweis dafür, dass all die Geschichten stimmten und das Hinterland tatsächlich abscheulich war?
Aber wie konnte es ein Ödland sein, wenn die beiden, die in so leuchtenden Farben gekleidet waren, doch dort gelebt hatten und so unsagbar intensiv und süß dufteten? Als sie dort stand und beobachtete, wie der Karren vermutlich zu Vater Blakes privaten Empfangszimmern gezogen wurde, keimte in Marie eine nahezu unerträgliche Hoffnung auf. Sie musste weinen. Dabei hatte sie wohl, ohne es zu merken, einen Laut von sich gegeben, denn der junge Bruder mit den freundlichen Augen drehte sich, kurz bevor der Karren hinter der Flügeltür verschwand, zu ihr um, und in seinem Blick lagen ebenso viele verworrene Gefühle wie in ihrem.
Später am Abend, am Ende ihrer Schicht, traf sie ihn recht unerwartet wieder. Sie war im Keller, schüttete die restlichen Haferflocken zurück ins Fass und machte den Boden sauber. Gerade fegte sie mit Besen und Kehrschaufel eine Ecke, als sie ein Husten hörte und herumwirbelte.
»Pst, kleine Magd, ich tu dir nichts«, sagte er und trat verlegen aus seinem Versteck zwischen zwei Mehlfässern hervor. Ohne den Mundschutz sah er wirklich noch sehr jung aus, er war bestimmt keine fünf Jahre älter als sie, aber ein ganzes Stück größer. Er hatte ein dunkles, rechteckiges Gesicht mit scharf geschnittener Nase und Kinn, wirkte aber dennoch recht freundlich. Seine jungenhaften Augen waren flehend auf sie gerichtet.
»Wie bist du …? Was hast du …«, stammelte Marie, der es gar nicht gefiel, dass er sie als klein bezeichnet hatte. In all den Jahren hatte sie noch nie einen Mann im Keller gesehen und schon gar keinen Bruder. Trotzdem war sie ihm sofort freundlich gesinnt, nachdem sie am Morgen den so außergewöhnlichen Anblick dieser beiden grünhaarigen Leute und der vier Tiere miteinander geteilt hatten.
»Was waren das für …?«, flüsterte sie.
»Hirsche«, sagte er leise. »Das waren Hirsche. Und die beiden anderen …« Er schwieg und wurde auf einmal sehr blass. »Hör mal, ich weiß auch nicht, warum ich den ganzen Tag darauf gewartet habe, allein mit dir zu sprechen. Ich weiß gerade überhaupt nichts mehr. Nicht, nachdem ich mit den anderen losgezogen bin – nach draußen. Nicht, nachdem wir sie gefunden haben. Wahrscheinlich liegt es daran, dass du als Einzige nicht gleich losgeschrien oder dich angewidert weggedreht hast, und unter den Brüdern war ich draußen der Einzige, der sie nicht getreten oder bespuckt hat. Ich habe es einfach nicht übers Herz gebracht, ich konnte nicht …«, erzählte der Bruder außer sich. Marie ging einen Schritt näher und legte ihre Hand auf seinen Arm.
»Leise«, sagte sie. »Sonst hört dich noch jemand, oder jemand will wissen, warum ich so lange brauche.« Ihre Berührung und ihre Stimme schienen ihn etwas zu beruhigen. »Wo wurden sie hingebracht?«
»In die Katakomben, zu den alten Verließen. Ich weiß nur, dass es um irgendwelche Versuche und Sternengold geht. Das hat zumindest Vater Blake heute gesagt, als ich an der Tür gelauscht habe. Weißt du, ich konnte über das Salviagebirge hinausschauen. Ich habe die Lutea gesehen und das Hinterland … Das haben wir alle und es war … es war … unglaublich …« Er sprach weiter, aber leiser, seine Stimme verlor sich, und Marie bemerkte die Tränen in seinen Augen. Dann hörte sie Schritte im Gang, die vermutlich von Esme kamen, die nach Marie suchte.
»Ich heiße Marie«, sagte sie.
»Alfred«, antwortete er.
»Und jetzt nimm dich zusammen, Alfred, und versteck dich, bis ich weg bin«, sagte sie und lächelte ein wenig. »Sonst werden wir noch für Liebäugeln oder sonst was bestraft.« Und schon eilte Marie auf die Schritte zu und rief: »Ich bin jetzt fertig hier drin, Esme. Ich muss nur noch die Lampen auspusten und helfe dir dann gleich mit dem restlichen Geschirr.«
Tief unten in einer winzigen Zelle saßen Gabriel und Angelika mit gesenkten Köpfen, pressten ihre drei Hände auf die Erde und lauschten nach den Wurzeln der Stadt. Aber sie konnten nichts hören, da war nur das Schweigen von zerbrochenen Steinen.
Oben im Krankenflügel lag der Körper eines Hirsches schlaff über dem Tisch, wo man ihn sorgfältig hatte ausbluten lassen. Auf dem Boden glänzten Blutspritzer, die von Sternengold durchsetzt waren.
2
Über das Dorf Erle legte sich die Abenddämmerung. Der sonnenblumengelbe Himmel war überzogen von Wolken, die wie Fischschuppen aussahen, ein Schwarm Ringeltauben flog nach Osten zu seinem Schlafplatz und gurrte dumpf.
»Wir sind fast da, Tin«, sagte Comfrey atemlos und rückte ihren abgetragenen Rucksack zurecht. »Das ist das Hinterland, das ist mein Dorf.« Ihre Stimme klang jetzt fast ehrfürchtig.
Sie erreichte den Gipfel zuerst und zeigte stolz nach unten, als Tin, sein Freund Seb und ihr Vater Doornton neben sie traten. Die jungen Hasen sprangen bereits ein Stück weiter im Zickzack den Berg hinab. Sie waren froh, wieder über Tage zu sein, der Enge in der Einsiedlerspinne – diesem achtbeinigen Gefährt und wunderbaren Erfindung von Tin – und den dunklen Tunneln des Maulwurf-Volkes entronnen. Nachdem sie in Olima den Worten des Psalteriums vom Hirsch aus Milch und Gold gelauscht hatten, waren sie auf diese Weise gereist, um so schnell wie möglich hierher zu gelangen.
Als Comfrey von oben auf ihr Dorf blickte, war sie überrascht, wie klein und fremd Erle auf einmal wirkte. Es war noch keinen Monat her, als sie und die Häsin Myrte von hier aus die Grenze zu Olima überschritten hatten und glaubten, sie wären noch am selben Nachmittag wieder zurück, aber für Comfrey fühlte es sich wie ein Jahr an, wenn nicht sogar noch länger. Die Lehmhäuser drängten sich zwischen den Gärten und den furchigen Winterfeldern und wirkten wie sanfte Tiere, die beim Schlafen friedlich Rauchwolken aus ihren Kaminen in den Nachthimmel atmeten. Die Bäche führten durch die Winterregenfälle viel Wasser, und ihr klares Rauschen war deutlich zu hören. Es waren Geräusche aus Comfreys Kindheit. Die Erlen, die ihr Dorf von drei Seiten umschlossen, verströmten den typischen Abendduft nach gerbstoffhaltiger Rinde und Erde. Doch obwohl es nach Zuhause roch und auch so aussah, fühlte sich Comfrey dort oben auf dem Gipfel eigenartig abgeschnitten. Sie atmete schwer und ihr Herz zog sich zusammen.
»Immer mit der Ruhe, meine Tochter«, sagte Doornton lächelnd und legte einen Arm um sie. »Weißt du noch, was der Maulwurf-Mann Rute uns auf dem Weg hierher gesagt hat? Die Brüder haben sich in den letzten Wochen zügig durchs Hinterland gearbeitet und damit begonnen, alle besetzten Dörfer mit Wachen zu umstellen. Von jetzt an müssen wir unsichtbar sein.« Seine Stimme klang rau, und als Comfrey ihn anschaute, sah sie Tränen in seinen Augen.
»Es ist … so friedlich«, hauchte Tin, der mit Seb in einem der Klöster in der Stadt groß geworden war. Er versuchte sich vorzustellen, wie es wohl gewesen wäre, an einem Ort wie diesem mit seinen heimeligen, einladenden Lehmhäusern, den üppigen Gärten und dem Geruch nach Holzrauch, den fröhlich plätschernden Bächen und den unzähligen weißstämmigen Bäumen aufzuwachsen. In seiner Brust zog es sehnsuchtsvoll, doch er kannte nichts anderes als das Fünfte Kloster der Gnade und des Fortschritts, dessen farblose Mauern und die harte Arbeit dort. Hinter Erle im Osten lagen dunkle, mit Bäumen bewachsene Hügel, die im letzten Licht der Dämmerung violett leuchteten, im Norden erstreckte sich, soweit das Auge reichte, ein Tal, in dem hier und da Eichen wuchsen. Und am Fuße der Berge schimmerten ganz klein die warmen Lichter des nächsten Ortes.
»Das ist das Dorf Wachtel«, flüsterte Comfrey stolz. »Dort treffen wir uns zur Sommersonnenwende. Dann feiern alle elf Dörfer des Hinterlands gemeinsam drei Tage lang und tanzen und bringen dem Wilden Volk Opfergaben!«
Der Gedanke an den kommenden Sommer ließ sie verstummen. Schließlich waren die Brüder ins Hinterland eingedrungen und hatten herausgefunden, dass es kein verseuchtes und gefährliches Ödland war, wie sie seit der Zeit des Zusammenbruchs geglaubt hatten, sondern vielmehr ein fruchtbares Land voller friedlicher Bewohner. Es war nicht abzusehen, wie sie sich verhalten würden, vor allem seit sie entdeckt hatten, dass der letzte Rest von Farallones Sternengold in den Adern des Wilden Volkes floss. Würde die Vision, die sie in der Feder des Feuerfalken gesehen hatte, wirklich wahr werden? Diese schreckliche, endlose Reihe von aneinandergeketteten Geschöpfen des Wilden Volkes, die durch ein verwüstetes Hinterland zur Stadtmauer gebracht wurde. Sie schauderte und schaute wieder auf Erle, das dort unten so friedlich im lieblichen Tal lag. Comfrey überkam eine seltsame Unruhe, denn sie wusste, dass dieser Ort, von dem sie angenommen hatte, dass sie immer dort leben würde, nicht mehr das geschützte Paradies war.
Seit dem Tag vor fast einem Monat, als sie und Myrte die Grenze nach Olima übertreten hatten, war nichts mehr so wie früher.
Seit ihrer Reise mit Tin und den jungen Hasen, seit dem blutigen Kampf mit Vater Ralstein und dem anderen Bruder aus der Stadt, als sie das Wilde Volk verteidigten, seit dem Tod von Mutter Hirsch und seit den Prophezeiungen, die in ihrem Psalterium standen, seitdem sie all die Dinge über Sternengold und über Farallone wusste, von denen sie vorher keine Ahnung gehabt hatte, würde niemals mehr etwas so werden wie früher. Sie seufzte, und Doornton schaute sie traurig an, als ahnte er, was in ihrem Kopf vorging. Dann drehte er sich um und folgte den Hasen, die bereits den halben Hügel hinabgelaufen waren.
»Ich rieche Brüder«, sagte Malve, nachdem sie ihn eingeholt hatten. »Aber nicht allzu nah. Dort hinten am Dorfrand, glaube ich.« Seine langen Hasenohren zitterten.
»Vielleicht sind sie im Gemeindehaus«, sagte Comfrey. »Das ist das größte Gebäude im Dorf, dort lagern wir unsere Lebensmittel, und der Dorfrat und die Ortsvorsteherin treffen sich zu jedem Neumond. Ich würde wetten, dass sie das Haus als Erstes besetzt haben, um die Kontrolle über das ganze Dorf zu gewinnen.«
»Was genau riechst du, Mal?«, wollte Myrte wissen, die neben ihrem Bruder schnuppernd die Nase in den Wind hielt. »Für mich sind das einfach nur eine Menge Menschen auf einem Fleck.«
»Auch wenn ich nur einen hasenverlassenen Tag in der Stadt verbracht habe, den Geruch erkenne ich überall«, sagte Malve und rümpfte seine Nase. Die Flucht mit den Jungen aus der Stadt schien in einem anderen Leben gewesen zu sein. »Schrecklicher Geruch, nicht wahr?«, sagte er zu Tin.
»Ich kann leider nicht so gut riechen wie du«, erwiderte Tin grinsend. »Aber verglichen mit den Düften des Hinterlandes stinkt die Stadt.«
»Ihr Menschen habt ziemlich einfache Nasen«, stellte Malve mit einem kleinen Zucken seines Schwanzes fest. »Also, es riecht nach Metall. Ein bisschen so wie Blut, aber schärfer und säuerlicher und beängstigender.«
»Aber wie nah ist der Geruch?«, fragte Comfrey und lief vorsichtig das letzte steile Stück des Weges hinab, um Schutz zwischen den Erlen zu suchen. »Ist es sicher genug, um zu mir – zu uns – nach Hause zu gehen?« Sie sah ihren Vater an. Es kam ihr vor wie ein Traum, als sich seine hoch aufgeschossene, dunkelhaarige Silhouette durch die Sträucher zu ihr in den Wald schob. Unendlich oft hatte sie sich das schon ausgemalt, und trotzdem war der Anblick von ihm hier in Erle irgendwie seltsam.
Wie Maxine wohl reagieren wird, wenn sie uns sieht?, fragte Comrey sich, und ihr Herz machte einen Satz. Aber dann erinnerte sie sich an den Grund ihrer hastigen Rückkehr, an die zweite Vision, die sie in der Feder des Feuerfalken gesehen hatte: Im Haus ihrer Mutter war ein Bruder gewesen, der an ihrem Tisch gesessen und gegessen hatte.
Auf ihrer dreitägigen Reise in der Einsiedlerspinne von den Traumbildbergen in Olima durch die Gänge des Maulwurf-Volks an die Grenze zum Hinterland in Begleitung des Maulwurf-Manns Rute hatten sie besprochen, was sie tun würden, wenn sie das Haus ihrer Mutter erreichten. Wie sie den Bruder einkreisen wollten, ihn fesseln und knebeln, um den Gefangenen dann zurück zu den Maulwurf-Tunneln zu tragen, wo sich das Wilde Volk um ihn kümmern sollte. Wenn sie jetzt daran dachte, schnürte sich ihre Kehle zu.
»Ja, der Geruch ist noch weit genug weg«, sagte Malve. »Lasst uns aber trotzdem so schnell und leise wie möglich sein. Wo sollen wir langgehen?« Er schnupperte an einer Weggabelung zwischen den Erlen, und Comfrey führte sie stumm über eine kleine hölzerne Brücke auf einen Pfad durch eine Wiese mit ersten grünen Halmen zu einem Lehmhaus. Es lag etwas abseits der anderen am nordwestlichen Rand des Dorfes.
Niemand war zu sehen – keine Kinder, die zwischen den Feldern oder Bauerngärten mit Stöcken in den Händen herumrannten und fröhlich lachten. Keine Frauen, die sich beim Wäscheaufhängen trafen und die Köpfe zum Dorftratsch zusammensteckten. Selbst die Vögel waren ungewöhnlich still. Comfrey hörte nur ganz zaghaft ein paar Rotkehlchen und das Kollern eines Truthahns, obwohl früher in diesem apfelmostfarbenen Licht der Dämmerung ein ganzer Chor von Vögeln lautstark die letzten Strahlen des Sonnenuntergangs begleitete. Die Ruhe ließ sie frösteln. Waren die Brüder an diesem bedrückenden Schweigen schuld?
Hinter ihr gab Doornton einen erstickten Laut von sich.
»Maxine«, sagte er und griff nach der Hand seiner Tochter. Seine Stimme war nicht viel mehr als ein Flüstern. Comfrey schaute in die Richtung, in die er deutete, und erkannte im schwindenden Licht gerade noch eine Gestalt, die neben den vertrauten bunten Bienenstöcken Wäsche von der Leine nahm. Eine dunkelhaarige Frau in einem buttergelben Kleid. Ohne ein weiteres Wort rannten die beiden los, und die Hasen sprangen dicht hinter ihnen her. Tin und Seb warfen sich einen überraschten Blick zu, bevor sie den anderen gemächlich nachtrotteten.
Der Mann, der sich als Fremder von weit her vorgestellt und in den letzten Wochen bei Maxine gewohnte hatte, lag tot auf dem Küchenboden. Neben ihm die Scherben eines Bechers. Maxine versuchte, sich zu beruhigen, indem sie draußen an der Wäscheleine Laken um Laken abhängte. Sie musste den Kopf frei bekommen, um wieder klar denken zu können. Wie kam es, dass eine kleine Einsiedlerspinne ihre Gebete erhört hatte?
In Gedanken ging sie noch einmal die Ereignisse des Abends durch. Wie auch schon die letzten Wochen brachte sie ihrem Mitbewohner sein Abendessen und einen Becher Wein. Ihr Untermieter hatte sie nicht viel besser als eine Sklavin behandelt und sich immer wieder abfällig über ihre dunkle Haut und ihre Hinterland-Manieren geäußert. Inzwischen wusste sie, dass er ein Bruder aus der Stadt war, den die anderen als Späher vorausgeschickt hatten. Aber das war heute Abend gleichgültig. Wichtig war vielmehr die kleine Einsiedlerspinne, die sich vor Maxines Augen an einem seidenen Faden von der Decke abgeseilt hatte und im Nacken des Mannes gelandet war. Maxine hatte einfach nur ungläubig zugeschaut und nichts unternommen. Stattdessen hatte sie kühl und hocherfreut beobachtet, wie die Spinne ihn in die Arterie biss und er keuchend zu Boden ging.
Doch was sollte sie jetzt mit dem leblosen Mann anstellen? Erst vor drei Tagen war eine weitere Gruppe von Brüdern nach Erle gekommen. Mit geschulterten Gewehren hatten sie unmissverständlich klargemacht, dass sie sich rücksichtslos an den Rohstoffen des Hinterlandes bedienen würden, genau wie es die Herrscher der Stadt Neu Albion schon in der Zeit vor dem Zusammenbruch für sich beansprucht hatten. Und keiner der Dorfbewohner konnte verhindern, dass sie in die schönsten Häuser zogen und sich der Gehöfte bemächtigten, denn im Hinterland hatte es seit dem Zusammenbruch keine Gewehre mehr gegeben.
Nie im Leben würden die Brüder Maxine glauben, dass eine Spinne den Mann getötet hatte. Sie würden sie wegen Mordes bestrafen, vielleicht sogar hinrichten. Nun war das Schlimmste also eingetreten, bevor sie sich auf die Suche nach ihrer Tochter und ihrem Mann machen konnte. Erst gestern hatte sie heimlich ihre Taschen gepackt, um nach Olima aufzubrechen, der einzige Ort, den Maxine noch nicht nach ihrer Tochter abgesucht hatte. Vielleicht war jetzt die passende Gelegenheit dafür gekommen. Vielleicht war Flucht ihre einzige Hoffnung.
Als Maxine auf dem Trampelpfad eine kleine Bewegung wahrnahm, sah sie von der Wäsche hoch.
Liefen da nicht Kinder? Vielleicht hatten sie beim Spielen die Zeit vergessen und rannten jetzt schnell zum Abendessen nach Hause?
Aber nein, keine Eltern erlaubten ihren Kindern mehr, unbeaufsichtigt draußen herumzutoben. Im Dorf war es in diesen Tagen immer still. Wer nicht gerade auf den Feldern oder in den Werkstätten im Dorfkern arbeitete, versteckte sich im Haus. Maxine mochte es noch immer nicht recht glauben, dass die Brüder nach all diesen Jahren hinter ihrer Stadtmauer hervorgekrochen waren, um ins Hinterland zu kommen, und niemand sie aufzuhalten vermochte. Und nachdem sie die fruchtbaren und friedlichen Landstriche Farallones entdeckt hatten, war das alles erst der Anfang. Maxine schauderte.
Dann sah sie einen großen dunkelhaarigen Mann, einen unheimlich vertrauten Mann, der auf sie zukam. Ihr fielen das Laken und die Wäscheklammern aus der Hand, und sie hatte das Gefühl, als fiele ihr Herz gleich mit.
Sei nicht albern, sagte sie sich und sammelte ungeschickt die Wäscheklammern auf. Er ist jetzt schon acht Jahre verschwunden, das kann er unmöglich sein. Das ist wahrscheinlich nur einer der Brüder, der seinen Wachabschnitt kontrolliert.
Aber ihr kamen bereits die Tränen.
Als sie wieder aufschaute und einen blauen Wollmantel und zwei wilde schwarze Zöpfe sah, lief sie los. Jemand rief ihren Namen, ihre Beine gaben nach und sie fiel auf die Knie. Vielleicht war das alles ja nur ein Traum und sie war vor Trauer doch noch verrückt geworden. Aber da waren sie schon bei ihr, ihr Mann half ihr auf und sie umarmten sich alle drei, während seltsamerweise zwei Hasen um sie herumhüpften.
Ein wenig abseits standen die beiden Jungen in der aufziehenden Dunkelheit und schauten sehnsüchtig zu den dreien hinüber. Weder Tin noch Seb hatten in ihrem bisherigen Leben jemals eine echte Familie gesehen und hatten auch noch niemals diese Art von Zuneigung erlebt.
Ihre widersprüchlichen Gefühle machten es allen schwer, die richtigen Worte zu finden, nach einer Weile aber, als der Abendstern im Osten aufging, sagte Maxine heiser: »Lasst uns lieber nach drinnen gehen, ihr Lieben, denn bald streifen hier die Brüder auf ihrer Abendpatrouille umher. Und ich möchte nicht noch mehr Argwohn auf mich ziehen, es ist so schon schlimm genug. Lasst uns nach Hause gehen, dort können wir uns alles erzählen.«
Bei den Worten »Lasst uns nach Hause gehen« traten Doornton wieder Tränen in die Augen und er drückte Maxine fest an sich. Gemeinsam liefen sie an den Bienenstöcken und dem Wintergarten voller Grünkohl und Kürbisse vorbei, am Gänsepferch, wo die Wasservögel leise schnatterten, bis zum sauber gefegten Eingang des Lehmhauses, in dem Comfrey geboren war. Maxine öffnete die Tür, und einen Moment lang blieben sie und Doornton eng umschlungen an der Türschwelle ihres Hauses stehen.
Comfrey wurde rot, und als sie sich wegdrehte, stellte sie erschrocken fest, dass Tin, Seb und die Hasen verschwunden waren. Waren sie nicht eben noch genau hinter ihr gewesen? Leicht panisch sah sie sich um. Dann musste sie lachen. Dort beim Beet mit den Wintersalaten konnte sie gerade noch zwei cremefarbene Hinterteile mit schwarzen Schwanzspitzen ausmachen, die vor Glück zitterten. Vier schlanke Ohren neigten sich über den Grünkohl. Die Jungen hockten gleich daneben und aßen Karotten, zumindest hörte es sich so an.
»So ist es richtig, Burschen«, ertönte Malves Stimme. »Genau wie wir Hasen, immer schön von oben nach unten essen. Ist es nicht wunderbar, wenn man an der Möhre zieht und einem der Duft nach Erde und orangefarbenem Sonnenschein in die Nase steigt?«
»Hör dich nur an!«, sagte Myrte und verpasste ihrem Bruder spielerisch einen Tritt. »Du klingst immer mehr wie ein Mensch.«
»Das ist Poesie. Möhren-Poesie!«, neckte Tin, während er wie ein Hase erst am Möhrengrün knabberte, bevor er sich der Karotte widmete. Comfrey wollte gerade mit ihnen schimpfen, weil sie einfach so über fremde Gemüsegärten herfielen, als ihr ein überraschender Gedanke kam. Malve und Myrte versuchten nur, die beiden Jungen ihre Einsamkeit vergessen zu lassen. Tin und Seb waren sich bestimmt sehr ausgegrenzt vorgekommen, als Comfrey und ihre Eltern sich nach so langer Zeit wieder in die Arme schließen konnten. Und die Ablenkung der Hasen schien zu funktionieren.
»Liebling«, drang Doorntons raue Stimme vom Eingang des Hauses zu ihnen. Er klang amüsiert. »Ich glaube, dass gerade zwei Hasen dein Salatbeet plündern. Und sie scheinen sich mit zwei Jungen verbündet zu haben …«
»Plündern? Hast du gerade plündern gesagt? Unverschämtheit!«, hörte man Myrtes hohe Stimme. Tin und Seb standen schnell auf und wirkten mit ihren halb angeknabberten Karotten in der Hand ein wenig verlegen.
»Hasen plündern nicht«, ergänzte Malve nüchtern und stellte sich auf die Hinterbeine. »Sie kosten nur.«
»Und stutzen die Pflanzen«, fügte Myrte hinzu.
Maxine lachte schallend auf, schlug sich dann aber erschrocken die Hand vor den Mund. »Um Himmels willen, kommt endlich rein!«, sagte sie leise. »Wir wecken noch das ganze Dorf. Mit zwei sprechenden Hasen sollten wir keine unnötige Aufmerksamkeit auf uns ziehen – ganz zu schweigen von dem Mann, der tot in der Küche liegt.«
Doornton drehte sich jäh zu seiner Frau. »Ein Bruder?«
Maxine hielt seinem Blick stand. Sie nickte finster und scheuchte sie dann alle nach drinnen. Als Tin und Seb an ihr vorbeiliefen, strich sie ihnen mütterlich über die Wangen, während sie beim Anblick der Hasen lächelte und leicht tadelnd schnalzte. Comfrey wäre beinah über Myrte und Malve gestolpert, so eilig hatte sie es auf einmal, ins Haus zu kommen. Bei dem Gedanken an den toten Bruder machte sich in ihr eine unangenehme Mischung aus Erleichterung und Angst breit.
»Ich habe ihn in der Feder des Feuerfalken gesehen, Mutter!«, sagte sie flüsternd, während sie die Tür ins Schloss drückte. »Er hat an unserem Tisch gesessen. Ich hatte solche Angst um dich – wir alle hatten Angst um dich! Aber es scheint, als hättest du unsere Hilfe gar nicht gebraucht …« Sie verstummte und versuchte sich vorzustellen, dass ihre sanfte Mutter wirklich einen Mann umgebracht hatte. »War das nicht sehr schwierig?«, stammelte sie verwirrt.
Maxine legte einen Arm um die Schulter ihrer Tochter, küsste sie zwischen die beiden schwarzen Zöpfe auf den Kopf und führte sie in die erleuchtete Küche.
»Ich war das nicht, Liebes«, sagte Maxine leise, ihr Arm zitterte vor Anspannung. »Das war eine kleine Einsiedlerspinne. Sie hat sich während des Abendessens an einem goldschimmernden Faden von der Decke herabgelassen und ist genau auf seinem Nacken gelandet.« Maxine zeigte auf die Leiche des Mannes, der in der Mitte des Zimmers neben dem runden Esstisch auf dem Lehmboden zusammengesackt war. Über seinem Gesicht lag ein Küchentuch, aber seine blassen Hände verrieten, dass er aus der Stadt kam.
»Der Respekt vor den Toten gebührt auch unseren Feinden. Wenn wir mit Hass antworten, sind wir nicht besser als sie«, flüsterte sie, weil sie dachte, Doorntons überraschter Gesichtsausdruck gelte dem Geschirrhandtuch.
»Eine – eine Einsiedlerspinne, sagst du?«, krächzte Tin in die Stille. Er wurde auf einmal ganz aufgeregt und spürte, wie sich ein warmes Kribbeln in ihm breitmachte, genauso wie damals, als er sich das erste Mal in sein Einsiedlerspinnen-Gefährt gesetzt und es sich plötzlich bewegte hatte.
»Riecht zumindest danach«, sagte Malve, der eifrig an der dunklen Bissstelle im Nacken des Bruders schnupperte.
»Könnte es …«, hauchte Seb.
»… dieselbe sein?«, beendete Doornton seinen Satz.
»Dieselbe!«, rief Comfrey und spürte, wie ihr ein Schauer über den Rücken lief. »Meint ihr wirklich? Die Spinne, die deine goldenen Fäden gewebt hat und nach der die Baba Ihtá sucht?«
»Da bleibt uns nichts anderes übrig, als sie zu finden und zu fragen«, warf Myrte ein, die bereits in der Küche herumschnupperte. Wegen der Schussverletzung, die sie sich vor einigen Tagen bei der Begegnung mit Vater Ralstein und seinem Begleiter zugezogen hatte, humpelte sie noch immer. Maxine verschränkte verwirrt die Arme vor der Brust.
»Ihr kennt diese Spinne?«, wollte sie wissen. »Wie kann das sein? Das sind ziemlich viele sprechende Tiere an einem Tag für eine Frau … Und wer ist diese Baba Ithá?«
In der angespannten Stille hingen tausend Worte. Comfrey und Tin öffneten gleichzeitig den Mund, um zu antworten, schlossen ihn aber wieder, weil sie nicht wussten, wo sie anfangen sollten. Plötzlich gab es einen dumpfen Schlag. Malve war aus dem offenen Küchenfenster gesprungen, um die Spur der Spinne zu verfolgen.
»Mach, dass du reinkommst, du dummes Ding!«, rief Maxine. »Was werden die Nachbarn denken oder, Gott behüte, einer der Brüder auf seiner nächtlichen Patrouille, wenn sie mitbekommen, wie ein sprechender Hase aus meinem Fenster hüpft?«
»Verzeihung, Mutter von Comfrey«, drang Malves Stimme ausgesucht höflich vom Rosmarinbusch nach drinnen. »Ich habe die Spur wohl schon verloren. Es scheint, als wäre die Spinne in einem Erdloch verschwunden.«
»Vielleicht ist sie das ja!«, sagte Tin und streckte den Kopf aus dem Fenster, doch Maxine schnappte ihn kurzerhand am Hemd und zog ihn zurück. Malve machte einen Satz aufs Fensterbrett und dann ins Haus und wich geschickt Maxines Klaps aus.
»Nun hört doch mal zu! Als Erstes müssen wir überlegen, was wir mit der Leiche anstellen. Wenn mein Gast sich morgen früh nicht zum Dienst meldet, werden die anderen Brüder hier auf der Türschwelle stehen und Fragen stellen. Und wenn sie die Leiche entdecken, werden sie höchstwahrscheinlich einen ganzen Trupp Männer auf uns hetzen. Das Wichtigste also zuerst, der Rest muss warten, einschließlich der Spinne – auch wenn ich vor Neugierde platze und gerne wissen würde, über was ihr um Himmels willen redet und was es mit dieser Feder eines Feuerfalken auf sich hat oder wo ihr in drei Teufels Namen gesteckt habt und warum ihr über den Bruder Bescheid wusstet, bevor wir auch nur ein Wort miteinander gesprochen haben.« Zärtlich drückte sie die Hände ihrer Tochter, aber Doornton warf sie aus ihren bernsteinfarbenen Augen einen grimmigen Blick zu. Verblüfft stellte Comfrey fest, dass ihre Mutter wütend war. Dieses löwenartige Funkeln kannte sie nur zu gut. Darin spiegelten sich die Sorgen von acht Jahren. Comfrey hatte den Eindruck, dass ihrer Mutter noch viel mehr auf der Zunge lag, doch Maxine holte nur tief Luft und beugte sich mit zusammengekniffenen Lippen über den Bruder.
»Wir hatten überlegt, ihn in die Tunnel des Maulwurf-Volkes zu bringen«, sagte Comfrey beschwichtigend und hoffte, der Schmerz würde dann vielleicht aus den Augen ihrer Mutter verschwinden. »Allerdings waren wir davon ausgegangen, dass wir ihn selbst überwältigen und gefangen nehmen müssen oder so etwas … Das Maulwurf-Volk hat uns geholfen, von Olima hierherzukommen. Und einer von ihnen, er heißt Rute, hat mir erzählt, ihre Tunnel führten in nordöstlicher Richtung zu den Binnenküsten und zwar direkt unter der Südgrenze von Erle durch. Und wenn wir jemals in der Klemme säßen und uns verstecken müssten, sollten wir dorthin kommen und nach ihm rufen. Daher ist es wahrscheinlich am besten, den Mann dahin zu tragen, wo das Maulwurf-Volk ihn dann irgendwo sicher begräbt und er nie wieder gefunden wird.«
Maxine sah ihre Tochter unverwandt an. »Du bist so erwachsen geworden, mein Schatz«, sagte sie leise. »Das Maulwurf-Volk und Olima! Es ist Jahre her, seit ich jemanden vom Maulwurf-Volk gesehen habe.« Sie lächelte Doornton an und wandte sich dann wieder an Comfrey. »Ich war damals nicht viel älter als du. Jedenfalls klingt das nach einem sehr guten Plan. Wir müssen uns nur noch überlegen, wie wir die Leiche unbemerkt den ganzen Weg bis zum Waldrand bringen …«
»Du hast auch schon mal jemanden vom Maulwurf-Volk getroffen?«, fragte Comfrey ungläubig. »Warum hast du mir nie davon erzählt?«
»Oh ja«, antwortete Maxine mit einem verschmitzten Lächeln. »Vor langer Zeit, als dein Vater und ich noch jung und unternehmungslustig waren.«
»Unternehmungslustig sind wir immer noch, denke ich«, sagte Doornton und sah seine Frau bei der Erinnerung an die vergangenen Tage zärtlich an. »Wenn auch nicht mehr ganz so jung.« In ihren Blicken lag tiefe Zuneigung, und der Zorn, den Maxine mit sich herumgetragen hatte, schien sich in Luft aufzulösen. Comfrey schaute ein wenig verlegen zur Seite.
»Pst«, sagte Myrte und klopfte mit ihrem kräftigen Hinterlauf auf den Boden. In der Küche wurde es sofort still.
Malve richtete seine Ohren so gerade wie junge Schösslinge auf. »Dein Gehör hat jedenfalls keinen Schaden durch die Schusswunde genommen«, zischte er. »Was ist los, Myrte? Ich höre nicht den kleinsten Laut!«
»Wahrscheinlich ist es genau das«, flüsterte Myrte und schnupperte am Wundschorf auf ihrem Schenkel. »Teilweise liegt es daran, dass ich etwas höre, und teilweise daran, dass mein Bein auf einmal fürchterlich wehtut. So wie Gabriels alte Narbe am Fuß, die vor Gewittern immer zog. Doch! Ich bin mir ganz sicher, dass dort draußen ein Bruder herumschleicht! Es gibt keinen sichtbaren Grund, und dennoch habe ich Angst, also muss es das sein!«
»Die Brüder drehen jede Nacht ihre Runde, damit niemand vergisst, wer jetzt das Sagen hat«, erklärte Maxine und verzog das Gesicht. »Wahrscheinlich witterst du jemanden auf Patrouille. Normalerweise kommen sie den Häusern nicht zu nah, aber wir sollten besser kein Risiko eingehen und nicht weiter hier am Fenster herumstehen und flüstern, sondern uns ganz normal benehmen. Und wenn ihr Hasen spürt, dass dort draußen niemand mehr ist und auch schon eine ganze Weile nicht mehr war, brechen wir direkt zum Erlenwald auf und versuchen, das Maulwurf-Volk zu finden. Doornton, würdest du bitte diese … Leiche … nach hinten bringen und eine Decke darüberlegen?« Als Maxine auf die steife Gestalt am Boden blickte, brach kurz ihre Stimme. »Darüber, wie wir ihn befördern, machen wir uns später Gedanken. Ich bereite einen Tee und eine Kleinigkeit zu essen zu, und dann setzen wir uns zusammen, damit ich halbwegs verstehe, worum es bei dieser Einsiedlerspinnen-Geschichte geht und wie es meiner wunderbaren Tochter gelungen ist, neben ihrem Vater auch noch zwei Jungen aus der Stadt und zwei sprechende Hasen mit nach Hause zu bringen.«
Während Maxine in der Küche herumwerkelte, Holz in den Ofen nachlegte, in einer Bratpfanne mehrere Eichelkuchen aufwärmte und den Wasserkessel auf den Herd schob, nahm Comfrey den Besen, kehrte in den Ecken und drückte den Jungen zwei Küchenmesser in die Hand, damit diese ein paar Kartoffeln und Karotten aus dem Binsenkorb schnippelten, der bei der Speisekammer hing. Ihre Mutter wollte jeglichen Passanten davon überzeugen, dass in ihrem Haus alles so war wie sonst.
Dann hakte Maxine die hölzernen Fensterläden zu, nicht ohne laut über den kalten Februarwind zu schimpfen, und deckte den Tisch mit getöpferten Schüsseln voll dampfender Brennnesselsuppe und einem Teller gebutterter Eichelkuchen. Tin, Seb und Doornton wurde gebeten, sich umgehend in den Kleidertruhen in den Schlafzimmern zu verstecken, falls von draußen Schritte zu hören waren, denn ihre blasse Städterhautfarbe würde sie sofort verraten.
Myrte und Malve ließen sich würdevoll auf den breiten Fensterbrettern nieder und pressten abwechselnd ihre Ohren an die Ritzen, um auffälligen Geräuschen zu lauschen. Zwischendurch knabberten sie an der Petersilie, die Maxine ihnen fürsorglich hingelegt hatte. Aber außer den beiden Brüdern, die eine Viertelstunde später den Weg zwischen den Haferfeldern entlangschlenderten und sich über den vorzüglichen Apfelwein unterhielten, den sie bald zu trinken bekämen, weil die Männer vom Zweiten Kloster im Norden in ein Dorf namens Holzapfel einmarschiert waren, ließ sich niemand blicken.
»Kaum zu glauben, dass diese Wilden schon die ganze Zeit fett auf ihrem schönen Ackerland sitzen und nicht im Traum daran dachten, ihre Ernte mit uns Stadtmenschen zu teilen«, hörte man den einen sagen.
»Umso mehr verdienen sie es, jetzt dafür bestraft zu werden«, antwortete der andere und lachte kräftig. »Diese armseligen kleinen Bauernhöfe sind ja nicht sehr produktiv. Schau dir nur das ganze unbeackerte Land an und die vielen wilden Tiere zum Jagen! Dieses faule Pack hat die letzten zweihundert Jahre anscheinend nur müßig Däumchen gedreht.«
Die Stimmen wurden allmählich leiser. Maxine stand mit der Teekanne in der Hand wie festgefroren über den Tisch gebeugt und auf ihrem Gesicht bildeten sich Zornesfalten.
»Wenn sie uns für zu dumm und faul halten, um ordentlich Landwirtschaft zu betreiben«, sagte sie böse, »trauen sie uns bestimmt genauso wenig einen organisierten Widerstand zu.«
»Einen Widerstand?«, fragte Comfrey, der bei dem Tonfall ihrer Mutter ein wenig bange wurde.
»Stimmt«, sagte Doornton von der anderen Seite des Tischs und blickte Maxine eindringlich an. Es war, als hätten sie eine stumme Übereinkunft getroffen. »Ich habe dahingehend schon einen Plan, Liebste.«
»Ich auch«, antwortete Maxine, und ihre leise, entschlossene Stimme klang gefährlich nach flüssigem Quecksilber. »Aber zuerst müsst ihr mir haargenau erzählen, was euch widerfahren ist und was ihr über die Brüder und deren Vorgehen wisst. Wir müssen bestimmt noch eine Stunde abwarten, bevor wir uns nach draußen wagen können. Also legt los.«
3
Als sie alle Neuigkeiten ausgetauscht hatten, war das Feuer nur noch eine knisternde Glut und die Sterne leuchteten hell am Spätwinterhimmel. Zuerst hatten die Kinder von ihrer Reise berichtet, anschließend erzählte Maxine, wie die Brüder in den vergangenen Wochen in Farallone eingedrungen waren. Aus den heimlichen Gesprächen mit den Dorfbewohnern und einer Nachricht, die der Gemeinderat von Erle am Tag zuvor durch eine Brieftaube aus Schwarzeiche erhalten hatte, wussten sie, dass die Brüder sich dank ihrer mit Sternengold betriebenen Fahrzeuge unheimlich schnell fortbewegten und bereits in die meisten Dörfer im Süden Farallones eingefallen waren. In Quitte und Schwarzeiche hatten sich kleine Gruppen von Dorfbewohnern mit Schaufeln, Hacken und Jagdbögen gewehrt, doch mit den Werkzeugen des Friedens hatten sie gegen die Gewehre der Brüder keine Chance und es endete in einem Blutbad. Angeblich sprengten die Brüder fast überall, wo sie auftauchten, zuerst die alten Minenschächte wieder auf, die sie mithilfe von Landkarten aus der Zeit vor dem Zusammenbruch ausfindig machten. Außerdem töteten sie jedes wilde Tier, das ihnen vor die Flinte lief, und ließen es ausbluten. Am Fell und Fleisch schienen sie kein Interesse zu haben. Die Bewohner des Hinterlandes empfanden das als unerhörte Grausamkeit und Verschwendung und wurden aus dem Verhalten nicht schlau. Nach dem, was die Kinder erzählt hatten, begriff Maxine aber, dass die Brüder immer und überall nach Sternengold suchten. Früher oder später würden sie herausfinden, dass das Wilde Volk, in deren Adern das Sternengold floss, hauptsächlich in Olima lebte, und dann dort ihre Streitkräfte sammeln.
Als schließlich alles erzählt worden war, was erzählt werden musste, schwieg die kleine Gesellschaft eine ganze Weile. Die Glut glomm nur noch schwach. Draußen riefen sich wiederholt zwei Uhus zu, und Myrte, die immer noch am Fenster saß, erschauderte. Comfrey hatte es sich auf einem filzbezogenen Kissen beim Herd bequem gemacht und schmiegte sich schläfrig an die Schulter ihres Vaters. Tin lehnte an der Lehmwand und konnte seine Augen ebenfalls kaum offen halten, aber trotz der düsteren Neuigkeiten war ihm eigenartig leicht ums Herz. Als sie gemeinsam von ihren Abenteuern berichteten, hatte er sich nicht mehr so einsam gefühlt. Dennoch war es eigenartig, Comfrey an diesem Ort, an dem sie aufgewachsen war, zu sehen. Er unterschied sich vollkommen vom Fünften Kloster der Gnade und des Fortschritts und seiner eigenen Kindheit. Und es überraschte ihn, wie ähnlich Comfrey ihren Eltern sah: Ihre hellen Augen konnten genauso gefährlich aufblitzen wie die ihrer Mutter, hatten aber die Farbe ihres Vaters, ihre schwarzen Haare und den dunklen Hautton hatte sie von ihrer Mutter, Nase und Kinn jedoch von ihrem Vater. Aber Comfreys Lächeln, dachte er, das sie ihm gerade müde schenkte, war unverkennbar ihr Eigenes.
»Ich glaube, es ist Zeit aufzubrechen«, sagte Malve vom Fensterbrett aus und streckte seine steifen Glieder. »Und das sage ich nicht nur, weil ich euer ständiges Geplapper keine Minute länger aushalte. Bei allen Hasen, können Menschen eigentlich so lange reden, bis ihre Zungen abfallen?«
»Gut möglich!«, erwiderte Myrte spöttisch. »Aber du hast recht, die Nacht ist im Moment absolut ruhig und friedlich. Sogar die Uhus ruhen sich jetzt aus. Das heißt, jetzt oder nie!«