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Mensch – Zeit – Geschichte

 

Herausgegeben von Peter Steinbach, Julia Angster, Reinhold Weber

 

 

 

Die Herausgeber:

Professor em. Dr. Steinbach lehrte bis zur seiner Entpflichtung Neuere Geschichte an der Universität Mannheim. Professor Dr. Julia Angster hält den Lehrstuhl für Neuere und Neueste Geschichte I ebenfalls an der Universität Mannheim. Professor Dr. Reinhold Weber ist Zeithistoriker bei der Landeszentrale Baden-Württemberg und Honorarprofessor am Seminar für Zeitgeschichte der Eberhard Karls Universität Tübingen.

Matthias Schönwald

Walter Hallstein

Ein Wegbereiter Europas

Verlag W. Kohlhammer

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1. Auflage 2018

Alle Rechte vorbehalten

© W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart

Gesamtherstellung: W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart

Print:

ISBN 978-3-17-033164-8

E-Book-Formate:

pdf:      ISBN 978-3-17-033165-5

epub:   ISBN 978-3-17-033166-2

mobi:   ISBN 978-3-17-033167-9

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Inhaltsverzeichnis

  1. Grußwort
  2. Einleitung
  3. 1 Kindheit und Jugend (1901–1919)
  4. 2 Studium und akademischer Werdegang (1919–1933)
  5. 3 Professor im „Dritten Reich“ (1933–1944)
  6. 4 Kriegsgefangenschaft in Amerika (1944–1945)
  7. 5 Nachkriegsrektor der Universität Frankfurt am Main (1945–1948)
  8. 6 Gastprofessor in den USA (1948–1949)
  9. 7 Staatssekretär unter Adenauer (1950–1957)
  10. 8 Präsident der EWG-Kommission (1958–1967)
  11. 8.1 Hallsteins Europakonzeption
  12. 8.2 Ein größeres Europa? Das Projekt der großen Freihandelszone
  13. 8.3 Der französische Vorschlag zur Bildung einer politischen Union
  14. 8.4 Das Beitrittsgesuch Großbritanniens zur EWG und sein Scheitern durch das französische Veto
  15. 8.5 Die Diskussion um die Atlantische Gemeinschaft zwischen der EWG und den USA
  16. 8.6 Die „Krise des leeren Stuhls“ 1965/66
  17. 8.7 Abschied aus Brüssel
  18. 9 Parlamentarier und Europalobbyist (1967–1982)
  19. 10 Epilog
  20. 11 Danksagung
  21. 12 Quellen und weiterführende Literatur
  22. Archive
  23. Weiterführende Literatur
  24. Bildnachweis
  25. 13 Anmerkungen

Grußwort

 

Liebe Leser, liebe Leserinnen,

wer war Walter Hallstein? Welche Bedeutung hat dieser Mann für das gegenwärtige Europa, den das Time-Magazin als „Mister Europa“ bezeichnete? Die vorliegende Biographie geht diesen Fragen auf den Grund und beleuchtet die Verdienste des sogenannten Architekten der europäischen Integration. Sie ist die erste über Walter Hallstein selbst. Das Werk macht deutlich: Es lohnt sich, für ein geeintes Europa einzustehen.

Die Baden-Württemberg Stiftung bringt den Bürgerinnen und Bürgern mit verschiedenen Programmen die europäische Idee Walter Hallsteins näher. Mit dem Programm Perspektive Donau: Bildung, Kultur und Zivilgesellschaft unterstützen wir zivilgesellschaftliche Akteure dabei, Zukunftsperspektiven in den Donauländern zu verbessern. Im Baden-Württemberg-STIPENDIUM fördern wir aktive Begegnungen zwischen Studierenden aus Baden-Württemberg und dem Rest der Welt und vor allem Europa.

Besonders hervorzuheben ist das Walter-Hallstein-Programm im Baden-Württemberg-STIPENDIUM. In Anlehnung an das Wirken Walter Hallsteins möchten wir jungen Studierenden und Verwaltungsangestellten aus Baden-Württemberg und Europa die Möglichkeit geben, in den aktiven Austausch zu gehen. Studierende sollen durch Arbeitsaufenthalte in Verwaltungen davon begeistert werden, in ihrer Verwaltungskarriere die europäische Idee mit Leben zu füllen. Junge Verwaltungsangestellte arbeiten in ihren Auslandsaufenthalten an Zukunftsthemen, wie z. B. nachhaltige Mobilität oder E-Government, und sie tragen damit zum Wissensaustausch auf europäischer Ebene bei. Darüber hinaus können Verwaltungen aus Baden-Württemberg gemeinsam mit Verwaltungen aus Europa in gemeinsamen Workshops, Informations- und Netzwerkveranstaltungen Partnerschaften und gemeinsame Lösungswege zu Zukunftsthemen entwickeln.

Mit dieser Biographie wollen wir das Wirken Walter Hallsteins und ihn als Menschen würdigen. Wir danken dem Autor Matthias Schönwald für seinen wichtigen Beitrag, der das Lebenswerk Hallsteins für nachkommende Generationen verständlich und greifbar macht.

Christoph Dahl

ppa. Dr. Andreas Weber

Geschäftsführer

Abteilungsleiter Bildung

Baden-Württemberg Stiftung

Baden-Württemberg Stiftung

Einleitung

Es war der 10. Mai 1958, als sich im Kurfürstlichen Schloss in Mainz eine Festgemeinde versammelte, um des 80. Geburtstages des deutschen Kanzlers und Außenministers Gustav Stresemann zu gedenken. Der damalige Hauptredner begann seine Gedenkrede folgendermaßen: „Es ist ein Urbedürfnis, das die Menschen veranlasst, sich zu versammeln, um das Gedächtnis eines Mannes gemeinsam zu begehen, den man ehrt.“ Bei den Überlegungen, welche Verdienste denn eine solche Ehrung rechtfertigten, wies der Laudator auf das Gemeinschaftsgefühl derer hin, die sich an einen bedeutenden Mann erinnern, „den man zu sich rechnet“, vor allem aber auf das Empfinden, dass die geschichtliche Leistung des Geehrten „in unsere Gegenwart hineinragt“. Denn, so meinte er,

„das Kriterium für die historische Bedeutung eines Menschen ist nun einmal die Dauerhaftigkeit der Wirkung, die er ausgeübt hat: die Tiefe der Veränderung, die er in der Welt, in der er gelebt hat, herbeigeführt hat“.1

Der Festredner im Mai 1958 war Walter Hallstein, der zu dieser Zeit bereits einige Monate erster Präsident der Kommission der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) war und dies bis 1967 bleiben sollte. Zuvor war er acht Jahre lang, von 1950 bis 1957, Staatssekretär im Bundeskanzleramt und dem Auswärtigen Amt gewesen. Ist Hallstein seinen eigenen Kriterien gemäß eine Person mit historischer Größe, dessen Wirken die Welt dauerhaft verändert hat? Erinnert sich heute, rund 115 Jahre nach seiner Geburt, überhaupt noch jemand an Walter Hallstein?

Einschätzungen der Zeitgenossen

Werfen wir einen Blick auf die Einschätzungen der Zeitgenossen. Dabei fällt eine merkwürdige Diskrepanz zwischen den Bewertungen der 1950er und frühen 1960er Jahre auf. Rolf Lahr, der ab 1954 eng mit Hallstein zusammenarbeitete, beschrieb drei Jahre zuvor das Gerede, das über ihn im Umlauf war:

„Sein [Adenauers] Staatssekretär ist Hallstein. Da ich ihn nicht kenne, kann ich nur Gerüchte erzählen: Er soll ein sehr juristischer Jurist sein, eine Kreuzung von Arbeitstier und Intelligenzbestie, ein Adenauer-Knecht, en somme, ein ungemütlicher Herr.“2

Sicherlich kommen hier auch generell Vorbehalte der etablierten Beamtenschaft gegenüber Quereinsteigern wie Hallstein zum Ausdruck, aber eine solch negative Beurteilung ist schon bemerkenswert. In dieselbe Kerbe wie das Gerücht, das Lahr aufgegriffen hatte, schlägt ein Zitat aus dem Jahr 1961, als im Vorfeld der anstehenden Koalitionsverhandlungen wieder einmal das Personalkarussell rotierte: Die FDP lehnte den von Adenauer als Außenminister ins Gespräch gebrachten Hallstein ab, in erster Linie deshalb, weil die mit seinem Namen verbundene deutschlandpolitische Doktrin schon damals „als Hemmschuh für eine bewegliche, moderne Außenpolitik“ empfunden wurde. Aber es war auch ganz konkret die Person Hallstein, die den Liberalen nicht genehm war. Am drastischsten drückte es Thomas Dehler, der „Großmeister der rhetorischen Keule“, aus: Schon Bismarck habe gesagt, ein Staatsmann müsse „über die drei großen H verfügen – Hirn, Herz und Hoden“, Hallstein aber verfüge ausschließlich über Hirn.3 War Hallstein also ein langweiliger, nüchterner, gestrenger Zeitgenosse, der der Lebenswirklichkeit der Menschen entrückt war, das Gegenteil also von dem, was wir heute in unserer „Fernsehdemokratie“ von Politikern erwarten?

Aus der Zeit, als Hallstein sich bereits als Europapolitiker einen Namen gemacht hatte, klingen die Einschätzungen seiner Person bereits deutlich freundlicher. Der Parlamentarier Kurt Birrenbach, Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses des Deutschen Bundestags, schrieb im Juli 1967 an Hallstein nach dessen Ausscheiden aus der Kommission:

„Sie sind der Verwirklicher der Idee Monnets und Schumans geworden. Darum ist Ihr Name aus der Geschichte Europas nicht mehr wegdenkbar. Ist aber diese europäische Entwicklung ohne Sie möglich? Ich kann Ihnen nur sagen, dass ich mich sorgenvoll frage, ob sich die neue Kommission die Stellung sichern wird, die sie unter Ihrem Vorsitz gehabt hat. Nur dann kann sie der Motor der europäischen Entwicklung werden.“4

Die Voten, die über Hallstein abgegeben werden, gerieten umso positiver, je näher sie an die Gegenwart heranreichen. Beim Staatsakt nach Hallsteins Tod im April 1982 würdigte der damalige Bundespräsident Karl Carstens ihn als einen „der Schöpfer des sich einigenden Europas“. Er habe „an der Schaffung der Grundlagen mitgewirkt, die bis heute für den politischen Standort unseres Landes bestimmend sind“. Zum selben Anlass fand Bundeskanzler Helmut Schmidt folgende Worte:

„Für alle Deutschen bleibt er auf das engste verbunden mit den ersten zehn Jahren der Entfaltung unseres Staates. Für viele über unsere Grenzen hinaus […] bleibt er auf das engste verbunden mit den ersten zehn Jahren der Entfaltung der Europäischen Gemeinschaft.“5

Die englische Zeitung Times bezeichnete Hallstein in ihrem Nachruf gar als „Mister Europe“. Im Jahr 1994 betonte der damalige Bundeskanzler Helmut Kohl, dass Hallstein „zu den Schöpfern der Europäischen Union“ gehöre, er „einer der herausragenden Baumeister der Europäischen Gemeinschaft“ sei und ihr „Prinzipien mit auf den Weg gegeben“ habe. Es gelte, „die einzigartigen Chancen zu nutzen, die dieses Programm enthält“.6 Drei Jahre später wurde an der Humboldt-Universität Berlin ein Institut für Europäisches Verfassungsrecht feierlich eröffnet, das den Namen Hallsteins trägt, und seit über zehn Jahren fördert die Baden-Württemberg-Stiftung mit dem Walter-Hallstein-Programm europabezogene Studienaufenthalte und Praktika sowie den europaweiten Austausch von Verwaltungspersonal.

Hallstein als „Mister Europa“?

Allen diesen Beispielen ist gemeinsam, dass Hallstein ausschließlich in europäischer Perspektive gewürdigt wird. Ist die Fokussierung auf diesen Aspekt gerechtfertigt? Ist es das europapolitische Engagement Hallsteins, das die „historische Bedeutung und die Dauerhaftigkeit der Wirkung“ ausmacht, um seine eigenen Worte noch einmal aufzunehmen? Wird diese Einschätzung der Person und ihrem Leben gerecht? Oder wird hier ein Mensch auf einen, wenn auch bedeutenden Ausschnitt seiner Biographie, und darin wiederum auf sein berufliches Wirken reduziert? Wird hier am Ende im Ehrenkleid der Nachrufe und Würdigungen nicht gerade das zementiert, was Lahr als erstes Gerücht über den ihm noch unbekannten Staatssekretär aufgeschnappt hatte? Hallstein, ein ausgezeichneter Jurist, gewissenhaft, pflichtbewusst, nervtötend genau, ein farbloser Workaholic ohne Privatleben?

Dem Menschen Hallstein, dem ganzen Menschen mit allen Facetten, kann keine Biographie gerecht werden. Abgesehen davon, dass es kaum möglich ist, selbst einer Person, die einem bekannt ist, vertraut ist, ja mit der man möglicherweise sogar zusammenlebt, ganz gerecht zu werden. Abgesehen auch davon, dass keine Quelle wirklich Einblick in Hallsteins Privatleben gibt – sollte er eines gehabt haben –, abgesehen auch davon, dass eine seriöse historische Arbeit nicht über das nötige Maß hinaus spekulieren sollte, wird hier eine politische Biographie Hallsteins versucht, die dem ganzen Menschen eben nicht nur nicht gerecht werden kann, sondern es auch gar nicht will. Das Risiko, die Person Hallstein zu verkürzen und auf ihre politischen, speziell ihre europapolitischen Leistungen festzulegen und besonderes Augenmerk auf diejenigen Abschnitte von Hallsteins Biographie zu legen, die für sein späteres Wirken wichtig waren, wird bewusst eingegangen und ist methodisch unvermeidbar.

Chronologisch folgt die Darstellung nur insofern dem Lebensweg Hallsteins, als versucht wird, bereits frühe Prägungen aufzuspüren, die für seinen späteren Werdegang und sein Wirken eine Bewandtnis haben können. Der Schwerpunkt liegt auf der Zeit, als Hallstein seine Lebensmitte schon erreicht hatte und 1950 Politiker wurde. Die Achtung und den Respekt der Zeitgenossen hat er sich als Europapolitiker erworben. Und als Europapolitiker ist Hallstein zu verorten zwischen anderen wichtigen Europäern der damaligen Zeit, um vor dieser Folie die Unverwechselbarkeit seiner Gestalt deutlich zu machen. So wird es auch darum gehen, Hallstein mit seinen Zeitgenossen Ludwig Erhard, Jean Monnet und Charles de Gaulle zu vergleichen, weil gerade im Kontrast zu deren höchst unterschiedlichen Europavorstellungen seine Konzeption und seine dauerhafte Leistung herausgestellt werden kann. Denn trotz seiner glänzenden Karriere, trotz der bereits in den Zitaten zum Ausdruck kommenden Wertschätzung und trotz der nach ihm benannten Institutionen und Programme ist Hallstein heute als Europapolitiker wenig präsent. Dies mag auch mit dem jähen und von ihm so nicht geplanten Ende seiner Karriere in Europa zusammenhängen, das ihn aus der europäischen Öffentlichkeit geradezu hinauskatapultierte. Denn während seinem Mitstreiter Jean Monnet, der wie Hallstein als einer der Väter Europas gilt, bereits zu Lebzeiten große Ehrungen und Anerkennungen zuteil wurden, wie beispielsweise die Auszeichnung zum „ersten Ehrenbürger Europas“ am 2. April 1976 vor den versammelten Staats- und Regierungschefs der Europäischen Gemeinschaft, während Monnet auch heute noch in der akademischen Welt durch die nach ihm benannten Professuren bekannt ist, assoziiert der Zeitgenosse mit Hallstein heute weniger Europa als vielmehr, wenn überhaupt, die Hallstein-Doktrin, mit der der Namensgeber viel weniger zu tun hatte, als man gemeinhin glaubt. Im Jahr 1995 erschien ein Sammelband, der auch Hallsteins europapolitische Verdienste ins rechte Licht rücken wollte, bezeichnenderweise unter dem Titel Der vergessene Europäer?.7

Geschichte formt immer die Gegenwart und Zukunft. In einer Zeit, in der Jean-Claude Juncker, Hallsteins jüngster Nachfolger als Kommissionspräsident, die Europäische Union in einer „existenziellen Krise“ wähnt,8 ist es daher angebracht, sich mit Hallstein und einer Zeit zu beschäftigen, in der die europäische Integration aus der Taufe gehoben wurde. Dies kann nicht nur dazu beitragen, dass Hallstein der Vergessenheit entrückt wird, sondern kann möglicherweise eben auch Erkenntnisse zutage fördern, wie man die gegenwärtigen Herausforderungen auf der europäischen Bühne besser bestehen könnte.

1          Kindheit und Jugend (1901–1919)

Mainz, wo Walter Hallstein am 17. November 1901 zur Welt kam, war um die Wende zum 20. Jahrhundert eine aufstrebende Stadt. Nach dem Krieg von 1870/71 und der Vergrößerung des Deutschen Reichs durch die Annektierung von Elsass-Lothringen hatte sie ihre frühere Aufgabe als Festungsstadt an Metz abgegeben und konnte sich nun ganz ihrer zivilen Entwicklung widmen. Zeichen des Aufschwungs war beispielsweise ein neues Elektrizitätswerk, das 1899 eingeweiht wurde und 4000 Haushalte mit Strom versorgen konnte. Wie die meisten Städte in Deutschland wuchs auch Mainz in dieser Zeit, von 84 000 Einwohnern um die Jahrhundertwende auf 120 000 am Vorabend des Ersten Weltkriegs. Verbunden war mit diesem Wachstum, das sich zum großen Teil durch Zuzüge aus der Region ergab, dass der katholische Bevölkerungsanteil der alten Bischofsstadt, der Anfang des 19. Jahrhunderts noch 80 Prozent ausgemacht hatte, im Jahr 1914 nur noch gut 50 Prozent betrug.1

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Abb. 1: Hallstein auf dem Arm seiner Mutter, 1902.

Hallsteins Eltern

Unter den protestantischen Neubürgern waren seit dem Jahr 1900 auch die Eltern Hallsteins, Anna und Jakob, die beide im Jahr 1872 geboren worden waren und die 1897 geheiratet hatten. Seit Generationen waren die Vorfahren Bauern im hessischen Odenwald gewesen,2 bis sich Jakob Hallstein, ausgehend von einer Tätigkeit als Geometergehilfe, hochgearbeitet hatte. 1900 war er bei der Königlich Preußischen und Großherzoglich Hessischen Eisenbahndirektion verbeamtet worden. Er bildete sich neben dem Beruf akademisch weiter und brachte es schließlich bis zum Regierungsbaurat mit dem Spezialgebiet Brückenbau.3 Der berufliche und damit zusammenhängend der gesellschaftliche Aufstieg seines Vaters war für Hallstein zeitlebens Vorbild. Als er einmal dessen Charakter beschrieb, fand er Worte, die auch für ihn zutreffend sind: Begabung, zäher Fleiß und eine unbeirrbare Gradlinigkeit und Schlichtheit der Lebensführung, Sparsamkeit, „jene Hintanstellung der eigenen Person hinter die Pflicht, die zu den besten Traditionen deutschen Beamtentums gehört“.4 Bis zu deren Tod – der Vater starb 1936, die Mutter fünf Jahre später – hatte Hallstein eine sehr enge Beziehung zu seinen Eltern. Sie brachten ihm Liebe und große Zuneigung entgegen, förderten ihn unermüdlich und begleiteten seine spätere berufliche Karriere voller Bewunderung, setzte er doch den Aufstieg der Hallsteins weiter fort. Walter unterschied sich diesbezüglich deutlich von seinem älteren Bruder. Der 1899 geborene Willy Hallstein war ein kränkelndes Kind und ein schlechter Schüler. Früh wurde ihm ein Nervenleiden attestiert, und die Eltern waren froh, dass er beim Kreisvermessungsamt untergebracht werden konnte.5

Hallsteins Schullaufbahn

Walter dagegen, der später auch seinen engsten Mitarbeitern und Vertrauten gegenüber die Existenz seines Bruders verheimlichte, war von einem ganz anderen Kaliber. „Volksschule und Gymnasium habe ich ohne Mühe als Klassenerster durchlaufen“, schrieb er 1946 in seinem Lebenslauf. Die wenigen überlieferten Zeugnisse bestätigen dies. Sein Hauptinteresse galt Fächern, die ihn logisch und systematisch herausforderten wie Latein, Deutsch und Mathematik. Schlechte Noten bekam er nur in Sport, der nie seine Leidenschaft werden sollte, und in Schönschreiben – wer immer es mit Hallsteins Handschrift zu tun gehabt hat, seien es seine Mitarbeiter oder später die Historiker, weiß ein Lied von seiner schier unleserlichen Handschrift zu singen.6

Nach den ersten Jahren an einem Darmstädter Gymnasium wechselte Hallstein dann auf das „Neue Gymnasium“ seiner Geburtsstadt Mainz. Von seiner Ausrichtung her unterschied sich diese Schule trotz gewisser zaghafter reformpädagogischer Ansätze kaum von den übrigen Gymnasien des Kaiserreichs. Genauere Kenntnisse über diese Lehranstalt haben wir Dank eines weiteren prominenten Schülers: Der Schriftsteller Carl Zuckmayer, fünf Jahre vor Hallstein geboren, berichtet von dem täglichen Drill an einer nationalkonservativen Schule, die ihren Schülern keinerlei Freiräume bot. Das Schulfach Geschichte, so Zuckmayer, bestand beispielsweise „nur aus einer Aufreihung von Kriegs- und Feldzugsdaten, d. h. eigentlich nur aus Siegen“, und als Zuckmayer im Deutschunterricht die Namen Hebbel und Heine erwähnte, entging er nur knapp einem Schulverweis.7

Pfadfinderzeit und Erster Weltkrieg

Der an der Schule gepflegte Hurrapatriotismus des Wilhelminischen Reichs infizierte auch Hallstein. In einem Interview mit Günter Gaus schaute er im Jahr 1965 folgendermaßen zurück:

„Sie haben völlig recht, wenn Sie sagen, dass dies[e meine] eine Generation ist, die nicht als europäisch betrachtet werden kann. Ich mache keine Ausnahme davon. Ich bin ein Kind meiner Zeit. Ich war als junger Mann erfüllt von nationalen Vorstellungen und von der Notwenigkeit, nationale Werte zur Geltung zu bringen.“8

So ist davon auszugehen, dass der 13-Jährige unter denen war, die den Beginn des Ersten Weltkrieges von Herzen begrüßten. Er schrieb in sein Tagebuch: „Mit einem Mal war die Sehnsucht in mir erwacht, auch in Feindesland mein Bestes zu der großen Sache beizutragen.“9 Dazu passt, dass sich Hallstein einer Pfadfindergruppe angeschlossen hatte, in der wie in allen solchen Gruppen im Wilhelminischen Deutschland auch schon vor 1914 der Gesinnungsmilitarismus gepflegt und in Drill und Geländespielen Verhaltensmuster eingeübt wurden, die einer vormilitärischen Ausbildung gleichkamen.10 Die Sommerferien 1915 und 1917 verbrachte Hallstein bei einer Pfadfindergruppe, die der deutschen Kommandantur in der belgischen Hauptstadt zugeordnet war. Die Ironie des Schicksals wollte, dass er genau von hier, von seinem Dienstort Brüssel aus, später als Kommissionspräsident das Zusammenwachsen jenes Europas fördern sollte, das eben noch in Flammen stand und dessen Brand er so gerne als richtiger Soldat mitgeschürt hätte. Denn noch notierte er in seinem Tagebuch, die älteren Mitschüler beneidend, „die das Glück hatten, auf feindlichem Boden ihre Kraft in den Dienst des Vaterlandes zu stellen“, dass ihm nichts anderes übrig bleibe, als „von der Heimat aus die Ruhmestaten unseres Heeres zu verfolgen“.11 Für den Pfadfinder Hallstein standen lediglich ebenso langweilige wie lästige Botengänge und leichte Büroarbeiten auf dem Stundenplan, eingebettet zwar in den Kasernenalltag mit markerschütternden Weckrufen, Antreten und Marschieren, weit entfernt aber von der Realität des Krieges.

Auch wenn mit dem weiteren Kriegsverlauf und der allgegenwärtigen Erfahrung von Mangel und Entbehrung dem Heranwachsenden immer stärkere Zweifel am Sinn des Krieges kamen, für ein Miteinander der europäischen Nationen zu kämpfen, auf den ehemaligen „Feind“ zuzugehen, dafür war Hallstein noch lange nicht bereit. „Ich habe persönlich tief gelitten bis in meine Studentenzeit hinein unter dem Ende des Ersten Weltkriegs und all dem, was darauf gefolgt ist.“12

Das Miterleben des Kriegsendes in Mainz wurde sicherlich prägend für Hallstein. Im Waffenstillstandsabkommen vom November 1918 war die Räumung der linksrheinischen Brückenköpfe von deutschen Truppen vereinbart worden. Anfang Dezember rückten französische Truppen in Mainz ein.13 Während Hallstein sich auf das Abitur vorbereitete, das er schließlich im Frühjahr 1919 ablegte, engten Ausgangssperren und Verkehrsbeschränkungen das Leben der Mainzer empfindlich ein. Das Klima in der Stadt unmittelbar nach dem verlorenen Krieg spiegelt der Fall des späteren SS-Obergruppenführers Werner Best wider, der im Juli 1919 als Primaner einen Französischwettbewerb gewonnen hatte, sich dann aber weigerte, den Preis aus den Händen eines französischen Besatzungsoffiziers entgegenzunehmen. Öffentliches Lob erhielt Best vom Mainzer Provinzialdirektor für sein „ehrendes Beispiel männlichen und mutvollen Verhaltens“.14

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Abb. 2: Hallstein als Pfadfinder mit seinem Vater, 1916.

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Abb. 3: Abitur Ostern 1920. Hallstein ist die vierte Person von rechts in der untersten stehenden Reihe.

Über Hallstein ist nichts dergleichen bekannt. Allerdings fällt in diese Zeit das erste öffentliche politische Wirken Hallsteins: Der Abiturient gehörte zu einer Gruppe von Schülern, die der Schulleitung ein Dokument zur Schülerselbstverwaltung vorlegte, in dem Ansätze der Reformpädagogik zu finden sind.15

2          Studium und akademischer Werdegang (1919–1933)

Dass der glänzende Abiturient sich für ein Studium entschied, überraschte niemanden. Hallsteins Lebensweg hätte sicher eine andere Richtung genommen, hätte sich sein technisches Interesse, das er von seinem Vater geerbt hatte, durchgesetzt und wäre er seiner ursprünglichen Überlegung gefolgt, Ingenieurswesen zu studieren und Brückenbauer zu werden. Mit der Entscheidung für die Juristerei wurde es ein verschlungener und eben keinesfalls selbstverständlicher Weg, als späterer Europapolitiker in ganz anderer Hinsicht Brücken zwischen den westeuropäischen Staaten zu bauen.

Studium und Promotion

Ab dem Frühjahr 1920 also studierte Hallstein Rechts- und Staatswissenschaften, zuerst in Bonn und München, bevor er im Wintersemester 1921/22 nach Berlin wechselte, wo er für die nächsten zehn Jahre leben sollte. Die dortige Juristische Fakultät galt in den 1920er Jahren als beste Deutschlands.1 Zuvor hatte er ein Praktikum in der Rechtsabteilung eines Tiefbauunternehmens in Biebrich am Rhein absolviert. Über den noch nicht einmal 20-Jährigen heißt es in dem Zeugnis:

„Mit außergewöhnlichem Fleiß und mit selten rascher Auffassungsgabe hat er auf allen Gebieten der Abteilung sich umgesehen und infolge eines für sein Alter ungewöhnlichen Wissens und Scharfsinnes praktisch mitarbeiten können.“2

Bereits nach dem sechsten Semester bestand Hallstein im Sommer 1923 die erste juristische Staatsprüfung vor der Prüfungskommission beim Kammergericht Berlin mit dem Prädikat „gut“. Es folgte der juristische Vorbereitungsdienst bei der Generalstaatsanwaltschaft des Landgerichts I in Berlin, beim Amtsgericht Berlin-Mitte und bei dem Notar Dr. Ernst Wolff, dem späteren Präsidenten des Obersten Gerichtshofs der britischen Besatzungszonen. Parallel dazu begann Hallstein mit der Arbeit an seiner Dissertation zum Lebensversicherungsvertrag im Versailler Vertrag. Nach dem überraschenden Tod des ursprünglichen Doktorvaters Josef Partsch 1925 betreute der renommierte Rechtswissenschaftler Martin Wolff Hallstein bei den letzten Schritten der Fertigstellung. Hallstein hat es in der Rückschau besonders genossen, dass ihn, den unauffälligen untersetzt-unscheinbaren Brillenträger, ausgerechnet der bei den Studenten überaus beliebte Wolff unter seine Fittiche genommen hatte. Als Wolff 1953 starb, schrieb Hallstein in einem Nachruf:

„[Wolff war] einer der größten Rechtslehrer und Rechtserzieher seiner Generation […] anerkannt als die eindrücklichste Lehrerpersönlichkeit der Fakultät: ein schwer zu beschreibender Zauber bezwang das Auditorium, wenn der kleine Mann mit der zarten und gebrechlichen Gestalt und dem klugen Kopf seine leise Stimme erhob.“3

Im Sommer 1925 konnte er die Arbeit einreichen und wurde von der Juristischen Fakultät der Friedrich-Wilhelms-Universität mit dem Prädikat „magna cum laude“ zum Dr. jur. promoviert.4 Dass das Thema der Doktorarbeit an der Schnittstelle zwischen internationalem Recht und deutschem Privatrecht angesiedelt war, überrascht mit dem Blick auf die akademischen Lehrer Hallsteins nicht. Sowohl Partsch als auch Wolff waren Spezialisten auf dem Gebiet der Rechtsvergleichung, die auch Hallsteins wissenschaftlicher Schwerpunkt werden sollte. Die Fachwelt nahm die Arbeit durchweg positiv auf. Die Leipziger Zeitschrift für Deutsches Recht schrieb beispielsweise:

„Der Verfasser hat eine gründliche Arbeit geliefert. […] Das Werk ist übersichtlich aufgebaut. […] Seine Sprache ist klar und sehr leicht verständlich, eine Eigenschaft, die bei einem so wenig bekannten Rechtsstoffe besonders hervorgehoben werden darf.“5

Hallstein hatte aber nicht nur die Rezensenten beeindruckt; viel wichtiger war, dass er die strenge Berliner Fakultät überzeugt hatte und neben dem juristischen Vorbereitungsdienst eine Anstellung als Assistent bekam. Formal war er hier zwar noch drei weiteren Professoren zugeordnet, tatsächlich aber arbeitete Hallstein allein Martin Wolff zu, hielt ergänzende Semester- und Ferienkurse zu den Gebieten des Bürgerlichen, Handels- sowie Zivilprozessrechtes und war außerdem für die Korrektur von Praktikumsarbeiten der Studenten zuständig.6

Privatleben

Über Hallsteins Privatleben in dieser Zeit wissen wir recht wenig. Mit den Eltern unternahm er in den 1920er Jahren drei Ferienreisen, die ihn nach Österreich, die Schweiz, Italien und Frankreich führten. In der knappen Zeit, in der er nicht arbeitete, machte er von den kulturellen Angeboten der Metropole Berlin Gebrauch und hatte auch spärlichen Kontakt mit avantgardistischen Künstlern:

„Wenn er davon spricht, so spürt man, dass seine goldene Zeit eben jene brausenden Jahre der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg waren: er pflegte Grosz zu besuchen, applaudierte den Bühnenstücken Brechts und war ein Freund von Hindemith, der ihn eines Tages um ein Libretto zu einer Oper bat, und Hallstein schrieb ihm eins, indem er das Strafgesetzbuch in Verse setzte.“7

Bis zu seinem Lebensende sollte Hallstein auch leidenschaftlicher Sammler von modernen Plastiken werden. Sein Interesse für zeitgenössische Kunst prägte sich damals im Kosmos Berlin aus.8

Auch die erhaltenen Briefe der Mutter geben spärlich Auskunft über den privaten Hallstein. Das Bild, das sich daraus ergibt, ist einerseits bestimmt von dem großen elterlichen Stolz, das erste Mitglied der Familie Hallstein so erfolgreich auf der Universität zu sehen, andererseits von dem ungeheuren Arbeitseifer Hallsteins, der bis an die Grenzen der Belastbarkeit ging und gelegentlich sogar darüber hinaus. Ständig beschwörte die Mutter den Sohn, doch einmal innezuhalten, sei es für einfache Freizeitvergnügen oder einfach nur um der Erholung willen. So schrieb sie etwa im März 1926:

„Ich flehe dich an, nimm sofort Urlaub von mindestens 6 Wochen u. komme heim, es ist die höchste Zeit, lass es dir gesagt sein […]. Lass alles erst nach deiner Gesundheit kommen. Alle ehrenvollen Aufträge und Anerkennungen sind mir zu teuer bezahlt durch das Aufopfern Deiner Kräfte.“9

Aber Hallstein schlug alle Mahnungen in den Wind. Erst kurz vor der großen juristischen Staatsprüfung vor dem preußischen Landesprüfungsamt in Berlin reduzierte er den Einsatz für die Fakultät. Wohl ohne längere Vorbereitung schloss er das Assessorexamen im September 1927 mit dem Prädikat „gut“ ab.

Akademische Karriere

Auch diesmal hatte er mit seiner Leistung Eindruck gemacht. Der ihn prüfende Staatssekretär Heinrich Hoelscher stellte ihm eine spätere Beschäftigung im Preußischen Innenministerium in Aussicht. Aber Hallsteins Ausflug in die Praxis der Rechtsprechung war nach einer kurzen Episode beim Amtsgericht Berlin-Schöneberg schon bald wieder vorbei. Er geriet in das Umfeld eines zweiten wichtigen Förderers neben Wolff, nämlich Ernst Rabels. Der Österreicher war 1926 als Nachfolger von Hallsteins Doktorvater Partsch nach Berlin berufen worden. Verbunden mit der Professur war die Leitung des neu gegründeten Kaiser-Wilhelm-Instituts für ausländisches und internationales Privatrecht, des heute gleichnamigen Max-Planck-Instituts. Hier trat Hallstein Ende 1927 als aktienrechtlicher Referent von Ernst Rabel ein, dem Nestor der Rechtsvergleichung.

Fast wäre es gar nicht dazu gekommen, denn Hallstein hatte damals, im zarten Alter von 26 Jahren eine erste Chance, ein Amt bei einer internationalen Einrichtung anzutreten. Ihm wurde nämlich von Rabel auch angetragen, Generalsekretär des „Instituts für die Vereinheitlichung des Privatrechts“ zu werden, einer Einrichtung, die 1926 in Rom als Hilfsorgan des Völkerbundes gegründet worden war. Aufgabe des Instituts, das es als nunmehr unabhängige zwischenstaatliche Organisation auch heute noch gibt, war es, internationales Einheitsrecht auf der Grundlage rechtsvergleichender Arbeiten zu kodifizieren und allgemeine Methodenfragen der Rechtsvergleichung zu klären, also Möglichkeiten zur Harmonisierung und Koordinierung der Privatrechtsordnungen von Staat und Staatengruppen auszuarbeiten, sowie die schrittweise staatliche Übernahme einheitlicher Privatrechtsnormen vorzubereiten.10 Deutschland als neu aufgenommenes Mitglied des Völkerbundes hatte durchaus ein politisches Interesse, dass der Leitungsposten mit einem Deutschen besetzt worden wäre, aber Hallstein winkte ab. Sein mittelfristiges Ziel war es jetzt, wissenschaftlich sein eigener Herr zu werden, also eine Professur an einer Universität zu erlangen. Und seine Tätigkeit am Berliner Institut sicherte ihm die notwendigen Rahmenbedingungen für eine Habilitation, die Voraussetzung für eine Berufung war.

Wissenschaftliche Arbeit

Die Jahre am Kaiser-Wilhelm-Institut verbrachte Hallstein in außerordentlicher Produktivität. Seine Arbeit verwies bereits auf ein vertieftes, nationale Grenzen überwindendes Interesse an europäischen Rechtsfragen. Er verfasste viele rechtsvergleichende Artikel über erbrechtliche Gegenstände für ein rechtsvergleichendes Handwörterbuch und fertigte zahlreiche Übersetzungen ausländischer Gesetze an.11 Im Rahmen einer Forschungsaufgabe der Notgemeinschaft der Deutschen Wissenschaft zu ausländischen Aktienrechten entstand die Übersetzung des niederländischen Aktienrechtes von 1928,12 für Hallstein wohl ebenfalls eine rechtsvergleichende Perspektive, da er etwa zeitgleich dabei war, für das Reichsjustizministerium eine Reform des deutschen Aktienrechts vorzubereiten. Die zusammenfassende Denkschrift über den Stand der Aktienrechte und der Aktienrechtsreformbewegungen wurde 1931 publiziert.13

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